Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
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cantus planus
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von cantus planus »

Ah. Oh! Danke. :tuete:
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Gamaliel
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von Gamaliel »

Sandro Magister übt Kritik an der Kirchenmusik unter dem gegenwärtigen Pontifikat:

Glorious Music. But the Choir Is Tone Deaf

Daraus:
One weak point of this pontificate concerns liturgical music. Benedict XVI's grand vision is not being backed up by actions, which are even moving in the opposite direction.
Not only that. As cardinal, Ratzinger called for the creation of a pontifical organism endowed with authority over everything concerning sacred music in the Catholic sphere: an organism that does not exist in the curia, leaving room for disorder and confusion.

As pope, however, he has never done anything about that old proposal of his.
It has become clear that Benedict XVI, in a drastic selection of his engagements, has declined to act and to make decisions in the field of sacred music.

But it is also all too evident, at this point, that those who decide in this field in his place – in the secretariat of state as in the prefecture of the pontifical household or elsewhere – often work differently from and even in contrast with the pope's vision.

Given this divergence, it remains incomprehensible why Pope Benedict would tolerate it.

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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

Diese Kritik ist nachvollziehbar.

Die Gründe für die nach wie vor unüberhörbaren Mißstände scheinen mir in praktischen Mentalitätsfragen zu liegen.
Es bräuchte einen Kapellmeister an St. Peter, der mit der modernen Chorarbeit von Grund auf vertraut ist, wie sie mittlerweile in ganz Europa Standard ist. Das kann man sich nicht nebenher kurz mal anlernen, das müßte einer wirklich von der Pike auf studiert und praktisch ausgeübt haben. Es gibt genügend vorbildliche Beispiele, wie das geht - u. a. in Deutschland, England, Skandinavien oder den baltischen Staaten.

Allerdings scheinen da die Widerstände bei den Italienern immens zu sein. Mir ist ein Interview von Domenico Bartolucci in Erinnerung, wo er etwa die "deutsche" Art, Palestrina zu singen, als unmusikalisch abqualifiziert (und damit etwa auch die Art, wie die Alten Meister unter DKM Ratzinger in Regensburg gepflegt wurden): sie sei zu sehr auf das Harmonische bedacht, während die "vatikanische" oder "italienische" Schule allein die Linearität der Polyphonie als Maßstab nehme. Wenn man sich anhört, was dabei in den letzten Jahrzehnten rausgekommen ist, dann muß man freilich konstatieren, daß der gute Monsignore dringend ein Hörgerät gebraucht hätte.

Es hat den Anschein, als sehe der Papst derzeit dringlichere Baustellen, als daß er eine Menge Energie darauf verwenden könnte, hier gegen fundamentale Ressentiments der italienischen Kurialen anzugehen. Der Knabenchor der Sistina singt einfach nicht auf Profiniveau, weil die Leitung und die Schulung der Sänger unprofessionell ist. Guter Wille allein reicht nicht, um einen Spitzenchor zu formen. Man sollte vielleicht überlegen, neben den Pueri cantores wieder - wie zu Palestrinas Zeiten - ein kleines Ensemble aus vielleicht 16 erwachsenen Profisängern zu etablieren, die eine international konkurrenzfähige Gesangsausbildung haben. Es gibt mittlerweile so viele Spezialisten für Alte Musik, daß man sicherlich auch genügend (katholische und andere) Kandidaten fände, die es als Ehre auffassen würden, für einige Jahre in diese Cappella berufen zu werden und bei den wichtigen Anlässen in St. Peter zu singen.

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holzi
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von holzi »

Besuch doch den Herrn Domkapellmeister mal, dann kann er deine Vorschläge direkt nach Rom durchkabeln. ;)

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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

holzi hat geschrieben:Besuch doch den Herrn Domkapellmeister mal, dann kann er deine Vorschläge direkt nach Rom durchkabeln. ;)
Der Cheef würde das nicht tun, denke ich. Selbst wenn er mir privat der Sache nach zustimmen würde, würde es ihm sein Respekt vor dem ehemaligen "Kollegen" und heutigen Kardinal Bartolucci verbieten, und er würde sicher nichts tun, was seinem Bruder in die Amtsgeschäfte reinpfuscht.

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holzi
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von holzi »

taddeo hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:Besuch doch den Herrn Domkapellmeister mal, dann kann er deine Vorschläge direkt nach Rom durchkabeln. ;)
Der Cheef würde das nicht tun, denke ich. Selbst wenn er mir privat der Sache nach zustimmen würde, würde es ihm sein Respekt vor dem ehemaligen "Kollegen" und heutigen Kardinal Bartolucci verbieten, und er würde sicher nichts tun, was seinem Bruder in die Amtsgeschäfte reinpfuscht.
Und weil alle so zurückhaltend sind, wartet der Vatikan bis heute auf die Eingebungen aus Bayern: Bild

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taddeo
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Re: Qualität der vatikanischen Kirchenmusik

Beitrag von taddeo »

holzi hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:Besuch doch den Herrn Domkapellmeister mal, dann kann er deine Vorschläge direkt nach Rom durchkabeln. ;)
Der Cheef würde das nicht tun, denke ich. Selbst wenn er mir privat der Sache nach zustimmen würde, würde es ihm sein Respekt vor dem ehemaligen "Kollegen" und heutigen Kardinal Bartolucci verbieten, und er würde sicher nichts tun, was seinem Bruder in die Amtsgeschäfte reinpfuscht.
Und weil alle so zurückhaltend sind, wartet der Vatikan bis heute auf die Eingebungen aus Bayern: Bild
Das kann man nicht bestreiten. :nein:
Allerdings singt die Sistina ja eh schon wie der Engel Aloisius ... "Sacklzementhalläluja ..."

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