Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

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Miserere Nobis Domine
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Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Nachdem die geschiedene und wiederverheiratete Haberer 1999 ihre Kandidatur als evangelisch-lutherische Bischöfin von Bayern zurückziehen musste, versuchte sie es nun bei den Unierten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Gewählt wurde aber der überraschungskandidat Markus Dröge aus Koblenz.
Der Koblenzer Superintendent Markus Dröge wird neuer Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Die Synode der Landeskirche wählte den 54-jährigen rheinischen Theologen gestern in Berlin zum Nachfolger von Wolfgang Huber.
Dröge setzte sich gestern Abend mit 82 der 122 abgegebenen Stimmen gegen die Erlanger Publizistikprofessorin Johanna Haberer durch, die 36 Stimmen erhielt. Vier Kirchenparlamentarier enthielten sich. Dröge galt als Überraschungskandidat.
http://www.morgenpost.de/printarchiv/ti ... schof.html


Für was aber steht der Neue?
Manche Atheisten finde er sehr anregend. "Wenn wir Christen uns mit deren Thesen auseinandersetzen, kann uns das nur gut tun", sagte Markus Dröge nach seiner Wahl. So gab er gleich ein Signal, dass mit ihm ein neuer Geist der Offenheit in die Evangelische Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz einziehen könnte, zu deren Bischof er am Freitagabend gewählt wurde.
Gleich noch so ein Signal: "Gegenüber den vielen Muslimen in Berlin müssen wir neu den Dialog suchen", erklärte der 54-Jährige. In Koblenz habe er vorgeschlagen, die Verbindung zum Islam in der gemeinsamen Berufung auf Abraham zu suchen. "Wir müssen Brücken des Gesprächs bauen", sagte Dröge und machte deutlich, dass die Synode der Landeskirche da gerade einen liberalen und weltoffenen Mann gewählt hatte. All die Fragen direkt nach seiner Wahl beantwortete er nicht vorsichtig oder gewunden, sondern frei und mutig.
http://www.morgenpost.de/printarchiv/be ... lfalt.html

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Lutheraner
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Lutheraner »

In der gestrigen Ausgabe der "Berliner Morgenpost" schreibt der evang.-luth. (SELK) Pfarrer Gottfried Martens auf Seite 12 unter der Rubrik "Gedanken zum Sonntag" einen frommen und glaubensfesten Artikel "über den Glauben an Christus und die Suche nach Mehrheiten", den man hier Online nachlesen kann.

Auf derselben Seite, direkt über dem Artikel von Pfarrer Martens, ist ein Interview mit dem neuen unierten evang. Bischof von Berlin, Markus Dröge, abgedruckt (hier online lesbar). Der Bischof schreibt dort über Strukturen, Mentalitätsunterschiede zwischen West und Ost, Ethikunterricht und Kirchensteueraufkommen, aber Worte wie "Gott" oder "Jesus" nimmt er nicht in den Mund. Stattdessen bekennt er, dass es ihm "auf Vielfalt" ankommt. Gegensätzlicher können Aussagen zweier Christen auf einer Zeitungsseite kaum wirken - der lutherische Pfarrer fromm und christusgläubig, der unierte Bischof was den Glauben angeht unscharf und unverbindlich.
Das Interview gibt keinen Grund Berlin zum neuen Bischof zu gratulieren.
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cantus planus
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von cantus planus »

Wenn's euch zu bunt wird: wir hätten einen Erzbischof und sogar einen Kardinal abzugeben. Beide garantiert lutherisch. :pfeif:
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Johaennschen
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Johaennschen »

Danke für die Artikel, Lutheraner, und für die schöne Analyse. :daumen-rauf:
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
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Niels
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Niels »

cantus planus hat geschrieben:Wenn's euch zu bunt wird: wir hätten einen Erzbischof und sogar einen Kardinal abzugeben. Beide garantiert lutherisch. :pfeif:
Und diverse Pfarrer... :pfeif:
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Johaennschen
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Johaennschen »

Laßt stecken! Lutheraner, Marcus, SpaceRat und ich würden Eure feilgebotenen Pfaffen ohnehin alsbald als Kryptokalvinisten entlarvt zur CoE oder sonstwohin weiterreichen.
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
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Lutheraner
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Lutheraner »

cantus planus hat geschrieben:Wenn's euch zu bunt wird: wir hätten einen Erzbischof und sogar einen Kardinal abzugeben. Beide garantiert lutherisch. :pfeif:
Wenn sie bekenntnistreue und glaubensstarke Lutheraner sind, immer her mit ihnen! Wenn sie uniert sind (was Du wohl eher meinst), dann kannst Du sie behalten ;D
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Johaennschen
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Johaennschen »

q. e. d. 8)
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
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cantus planus
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von cantus planus »

Lutheraner hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Wenn's euch zu bunt wird: wir hätten einen Erzbischof und sogar einen Kardinal abzugeben. Beide garantiert lutherisch. :pfeif:
Wenn sie bekenntnistreue und glaubensstarke Lutheraner sind, immer her mit ihnen! Wenn sie uniert sind (was Du wohl eher meinst), dann kannst Du sie behalten ;D
Sch*°#e. :motz:
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Granuaile
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Granuaile »

Lutheraner hat geschrieben:In der gestrigen Ausgabe der "Berliner Morgenpost" schreibt der evang.-luth. (SELK) Pfarrer Gottfried Martens auf Seite 12 unter der Rubrik "Gedanken zum Sonntag" einen frommen und glaubensfesten Artikel "über den Glauben an Christus und die Suche nach Mehrheiten", den man hier Online nachlesen kann.

Auf derselben Seite, direkt über dem Artikel von Pfarrer Martens, ist ein Interview mit dem neuen unierten evang. Bischof von Berlin, Markus Dröge, abgedruckt (hier online lesbar). Der Bischof schreibt dort über Strukturen, Mentalitätsunterschiede zwischen West und Ost, Ethikunterricht und Kirchensteueraufkommen, aber Worte wie "Gott" oder "Jesus" nimmt er nicht in den Mund. Stattdessen bekennt er, dass es ihm "auf Vielfalt" ankommt. Gegensätzlicher können Aussagen zweier Christen auf einer Zeitungsseite kaum wirken - der lutherische Pfarrer fromm und christusgläubig, der unierte Bischof was den Glauben angeht unscharf und unverbindlich.
Das Interview gibt keinen Grund Berlin zum neuen Bischof zu gratulieren.
Ich denke, dass Lutheraner hier Kraut und Rüben durcheinander bringt. Pfarrer Gottfried Martens schrieb Gedanken zum Sonntag. Der designierte Bischof, Superintendent Markus Dröge wurde interviewt, er hat nicht geschrieben. Wir haben es mit zwei verschiedenen Kommunikationsformen zu verschiedenen Themen zu tun. Ein Vergleich eins zu eins ist meines Erachtens nicht möglich.

Markus Dröge wird Bischof einer uniierten Kirche. Er selbst stammt aus dem Rheinland, aus einer uniierten Kirche. Ich denke, Lutheraner tut ihm Unrecht, wenn er ihm praktisch vorwirft, dass er nicht einen stramm lutherischen Kurs verfolgt und schon gar nicht einen Kurs auf der Basis des Luthertumsverständnisses einer SELK.

Ich weiss von Markus Dröge wenig. Dass er sich der "Barmer Theologischen Erklärung" verbunden fühlt, spricht mich an. Was daran schlecht sein soll, der Diakonie ein besonderes Gewicht zuzugestehen, wie dies Markus Dröge tut, kann ich nicht sehen. Soweit ich gelesen habe, hat er die notwendigen organisatorischen Reformen in seinem Bezirk der Rheinischen Kirche mit Bedacht und Fingerspitzengefühl für die Anliegen und Ängste der Gemeinden an Hand genommen. Man darf Strukturfragen in einer Kirche nicht unterschätzen. Eine Landeskirche umfasst als Volkskirche sehr unterschiedliche Menschen. Will man an diesen nicht vorbeireden, so muss man deren Vielfalt respektieren. Im Gegensatz zu Lutheraner sehe ich im von Markus Dröge verwendeten Begriff "Vielfalt" nicht einen Ausdruck von Unverbindlichkeit.

Die Wahl eines Superintendenten aus der rheinischen Provinz auf den prestigeträchtigen Berliner Bischofsstuhl - als Nachfolger des international angesehenen intellektuellen Ethikers Wolfgang Huber - finde ich interessant. Markus Dröge startete aus der Aussenseiterposition in das Bewerbungsverfahren. Ich denke, dass er sehr überzeugend auf die Synodalen gewirkt haben muss. Und Synodale sind auch nicht nur ein Haufen von nichtswissenden Ignoranten.

TillSchilling

Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von TillSchilling »

Granuaile hat geschrieben: Und Synodale sind auch nicht nur ein Haufen von nichtswissenden Ignoranten.
Nee, da gibt es ganz Schlaue drunter. Dumm dass viele nicht an Christus glauben.

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Lutheraner
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Lutheraner »

Granuaile hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:In der gestrigen Ausgabe der "Berliner Morgenpost" schreibt der evang.-luth. (SELK) Pfarrer Gottfried Martens auf Seite 12 unter der Rubrik "Gedanken zum Sonntag" einen frommen und glaubensfesten Artikel "über den Glauben an Christus und die Suche nach Mehrheiten", den man hier Online nachlesen kann.

Auf derselben Seite, direkt über dem Artikel von Pfarrer Martens, ist ein Interview mit dem neuen unierten evang. Bischof von Berlin, Markus Dröge, abgedruckt (hier online lesbar). Der Bischof schreibt dort über Strukturen, Mentalitätsunterschiede zwischen West und Ost, Ethikunterricht und Kirchensteueraufkommen, aber Worte wie "Gott" oder "Jesus" nimmt er nicht in den Mund. Stattdessen bekennt er, dass es ihm "auf Vielfalt" ankommt. Gegensätzlicher können Aussagen zweier Christen auf einer Zeitungsseite kaum wirken - der lutherische Pfarrer fromm und christusgläubig, der unierte Bischof was den Glauben angeht unscharf und unverbindlich.
Das Interview gibt keinen Grund Berlin zum neuen Bischof zu gratulieren.
Ich denke, dass Lutheraner hier Kraut und Rüben durcheinander bringt. Pfarrer Gottfried Martens schrieb Gedanken zum Sonntag. Der designierte Bischof, Superintendent Markus Dröge wurde interviewt, er hat nicht geschrieben.
Man kann von Gott nicht nur schreiben, man kann auch von ihm reden ;)

Einige Fragen hätte der unierte Bischof natürlich mit einem Bekenntnis zum Christentum beantworten können. Nehmen wir als Beispiel die Frage: "Der Bischof in Berlin ist eine herausgehobene Figur im intellektuellen Leben. Worauf kommt es für Sie an?". Darauf hätte der Bischof antworten können, dass es ihm auf die Verkündigung des Evangeliums ankommt, dass er die frohe Botschaft wieder in eine entkirchlichte Gesellschaft tragen möchte, dass er im "Intellektuellen Leben" seine Stimme für Christus erheben möchte. So schwer ist das doch nicht. Stattdessen meint er, dass es ihm "auf Vielfalt" ankommt. Das ist einfach schwach.
Granuaile hat geschrieben: Markus Dröge wird Bischof einer uniierten Kirche. Er selbst stammt aus dem Rheinland, aus einer uniierten Kirche. Ich denke, Lutheraner tut ihm Unrecht, wenn er ihm praktisch vorwirft, dass er nicht einen stramm lutherischen Kurs verfolgt und schon gar nicht einen Kurs auf der Basis des Luthertumsverständnisses einer SELK.
Da denkst Du falsch. Ich habe ihm das nirgends weder theoretisch noch praktisch vorgeworfen. Den Begriff "lutherisch" habe ich in meinem Beitrag nur zur (neutralen) Konfessionsbezeichnung des Pastors verwendet. Ich weiß nicht, wie Du zu Deiner Einschätzung kommst.
Im übrigen gibt oder besser gab es auch vorbildliche Bischöfe unierter Kirchen, die zu ihrem Glauben standen, z.B. Otto Dibelius (auch Berlin).
Granuaile hat geschrieben: Ich weiss von Markus Dröge wenig. Dass er sich der "Barmer Theologischen Erklärung" verbunden fühlt, spricht mich an.
Woher weißt Du das? In dem Interview hat er das nirgends gesagt. Davon abgesehen - der BTE fühlt sich doch heute fast jeder EKDler, der sich nicht streng an das lutherische Bekenntnis bindet, zumindest offiziell verbunden. Wenn man den Text auch wirklich achten würde, dann sähe es in der Zeitgeist-Kirche (denn genau die verwirft die BTE!) anders aus. Und jetzt mal ehrlich: Man findet an der BTE doch toll, das sie während der Nazi-Zeit und auch aus kirchlicher Opposition zum Nazi-Regime entstanden ist. Um das, was in ihr steht, geht es doch gar nicht. Das ist wie mit dem "großen Bonnhoefer". Der wird in Ehren gehalten, weil er den Nazis widerstanden hat. Aber seine Theologie? Darauf wird gepfiffen. Ein Pfarrer Bonnhoefer würde heute in der EKD als übler Fundi und Chauvinist beschimpft werden.
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Granuaile
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Granuaile »

Lutheraner hat geschrieben:
Granuaile hat geschrieben: Ich weiss von Markus Dröge wenig. Dass er sich der "Barmer Theologischen Erklärung" verbunden fühlt, spricht mich an.
Woher weißt Du das? In dem Interview hat er das nirgends gesagt.
Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich die Quelle nicht genannt habe. Ich habe mich auf die Pressemitteilung des epd auf der Website der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (http://www.ekbo.de) bezogen. Hier der volle Wortlaut:


Evangelische Landessynode wählt Markus Dröge zum Nachfolger von Wolfgang Huber

Berlin (epd). Der Koblenzer Superintendent Markus Dröge wird Nachfolger des Berliner Bischofs Wolfgang Huber. Die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz wählte den 54-jährigen Theologen am 15. Mai in der Bundeshauptstadt im vierten Wahlgang mit der nötigen Zweidrittelmehrheit von genau 82 Stimmen. Dröge setzte sich damit gegen die Erlanger Publizistikprofessorin Johanna Haberer als einzig verbliebener Mitkonkurrentin durch, die 36 Stimmen erhielt. Vier Kirchenparlamentarier enthielten sich.
Der neue Bischof, der als Überraschungskandidat galt, wird im November sein Amt für die kommenden zehn Jahre antreten. Huber geht im Herbst nach fast 16 Amtsjahren mit 67 Jahren in den Ruhestand. Über seine Nachfolge als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) entscheidet die EKD-Synode im Oktober. Der Landeskirche gehören rund 1,14 Millionen Protestanten in Berlin, Brandenburg und der Region Görlitz an.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gratulierte dem künftigen evangelischen Bischof Markus Dröge zu seiner Wahl. "Als welterfahrener Pfarrer bringt er Eigenschaften in das Amt mit, die einer weltoffenen Stadt wie Berlin sehr zugute kommen werden", erklärte er in einer ersten Reaktion. Er freue sich "auf eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit mit ihm und der Landeskirche", mit der das Land Berlin durch eine lange Tradition verbunden sei.

Huber wünschte seinem Nachfolger "Freude an dem Amt und den Mut, unserer Kirche angesichts der Herausforderungen der nächsten Jahre geistliche Orientierung zu geben". Zugleich dankte er allen Kandidaten, die sich zur Wahl gestellt hatten.

Markus Dröge wurde als Sohn eines Diplomaten in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington D.C. geboren und ist in Bonn, Paris und Brüssel aufgewachsen. Nach dem Studium absolvierte er sein Vikariat in Koblenz und übernahm dort seine erste Pfarrstelle. Theologisch sieht er sich der basisdemokratischen Verfassung seiner Landeskirche und der Tradition der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 verbunden, mit der sich die Bekennende Kirche in der NS-Zeit von den regimetreuen "Deutschen Christen" abgrenzte.

Seit 1991 gehört Dröge der rheinischen Synode an. Nach der Promotion übernahm er einen Lehrauftrag für Systematische Theologie und Religionsunterricht. Seit 24 leitet er in Koblenz den zweitgrößten Kirchenkreis der rheinischen Landeskirche. Dröge ist verheiratet und hat drei Kinder.

Es sei keine einfache Aufgabe, die vor ihm liege, sagte Dröge unmittelbar nach der Wahl. Vor der "spannenden und spannungsreichen" Landeskirche, an deren Spitze er künftig stehe, lägen viele Herausforderungen. Durch seine Erfahrungen als Superintendent sehe er sich aber für sein neues Amt gut vorbereitet. Bereits bei seiner offiziellen Vorstellung vor der Synode hatte er sich am Mittag zu einem Protestantismus bekannt, der die "Vielfalt der Stimmen" zu Wort kommen lasse. Die im Reformprogramm der Landeskirche gesetzten Ziele müssten "nachhaltig" verfolgt und die Spar- und Strukturprozesse "so solidarisch wie möglich" gestaltet werden, sagte der künftige Bischof.

Dröge betonte, er wolle zunächst das Gespräch mit den Menschen in der Landeskirche suchen und die unterschiedlichen Probleme in den Landgemeinden sowie in der Stadt kennenlernen. Es gehe ihm darum, „ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen“. Gleichzeitig sprach er sich für eine engere Vernetzung von Diakonie und Gemeinden aus. Im Blick auf die sozialen Probleme der Stadt müsse die Kirche eine "glaubwürdige Anwältin der Ausgegrenzten sein".

Die im vierten Wahlgang unterlegene Kandidatin Haberer dankte dem Kirchenparlament für das in sie gesetzte Vertrauen und beglückwünschte Dröge zur Wahl. Nach dem zweiten Wahlgang war bereits der Direktor der Evangelischen Akademie in Berlin, Rüdiger Sachau, satzungsgemäß ausgeschieden. Er hatte zuletzt 15 Stimmen erhalten. "Ich bin und bleibe Teamspieler", sagte er in seinen Dankesworten an die Synode. "Der neue Bischof oder die neue Bischöfin wird mit mir einen guten Mitspieler haben."

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Lutheraner
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Lutheraner »

Danke für dein Artikel, Granuaile. Es ist aber keineswegs außergewöhnlich, dass ein Geistlicher der EKD - und besonders der ehemaligen Kirche der altpreußischen Union - sich der "Tradition der Barmer Theologischen Erklärung verbunden fühlt". Es ist eher schwierig jemanden zu finden, der das nicht von sich behauptet.
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Johaennschen
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Johaennschen »

Lutheraner hat geschrieben:Es ist aber keineswegs außergewöhnlich, dass ein Geistlicher der EKD - und besonders der ehemaligen Kirche der altpreußischen Union - sich der "Tradition der Barmer Theologischen Erklärung verbunden fühlt". Es ist eher schwierig jemanden zu finden, der das nicht von sich behauptet.
Wenn man auch nur einem von denen abkaufen könnte, daß sie damals wirklich gegen das Unrecht ihre Stimme erhoben hätten... :roll:
Wenn heute mal etwas in die Richtung geäußert wird, dann freilich nur dort, wo der Applaus im vorhinein sicher scheint.
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Lutheraner
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Lutheraner »

In der Barmer Theologischen Erklärung lese ich Sätze wie:

"Der Auftrag der Kirche, in welchem ihre Freiheit gründet, besteht darin, an Christi Statt und also im Dienst seines eigenen Wortes und Werkes durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk."

Erstaunlich, dass die EKD sich seit den 70-er Jahren um alles mögliche aber viel zu wenig um die Verbreitung der christlichen Rechtfertigungs- und Gnadenbotschaft kümmert und Mission lange Zeit ein Schimpfwort war.

"Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen."

Erstaunlich, dass man gerade versucht die heutzutage unbequeme "Botschaft vom Kreuz" (Paulus) in eine "Solidaritätsbotschaft" umzuwanden und dass man beschimpft wird, wenn man auf biblischer Basis versucht zu begründen, dass man die Frauenordination und praktizierte Homosexualität ablehnt.
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Granuaile
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Granuaile »

Lutheraner hat geschrieben:In der Barmer Theologischen Erklärung lese ich Sätze wie:

...

"Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen."

Erstaunlich, dass man gerade versucht die heutzutage unbequeme "Botschaft vom Kreuz" (Paulus) in eine "Solidaritätsbotschaft" umzuwanden und dass man beschimpft wird, wenn man auf biblischer Basis versucht zu begründen, dass man die Frauenordination und praktizierte Homosexualität ablehnt.
Lutheraner hat mit der Frauenordination und den homosexuellen Praktiken zwei der grossen Reiz-Themen angesprochen. Nach meiner Beobachtung gibt es Beschimpfungen in beide Richtungen ... Jedenfalls wird die Diskussion oft recht emotional geführt. Ich möchte hier nicht inhaltlich auf die Themen eingehen.

Zum von Lutheraner zitierten Satz aus der Barmer Theologischen Erklärung: Wichtig ist das Wort "überlassen". Die Kirche soll nicht das Fähnchen nach dem Wind richten, sie soll sich nicht willenlos machen (lassen), sich der herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugung ausliefern. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Kirche über Jahrhunderte und gar Jahrtausende an einmal angenommenen Lehrsätzen blind festhalten soll, als ob die Philosphie und die Wissenschaft still gestanden seien und keine auch für das Bibelverständnis interessanten neuen Erkenntnisse erbracht hätten. In Leviticus (3. Buch Mose) Kapitel 11 Vers 6 wird der Hase als Wiederkäuer bezeichnet. Dies ist nach heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen falsch. Sollen wir nun "auf biblischer Basis ... begründen", dass es Gottes unantastbarem Willen entspreche, den Hasen auf alle Zeiten als Wiederkäuer zu achten. Neue Erkenntnisse natur-, geistes- und sozialwissenschaftlicher, ideengeschichtlicher usw. Art dürfen aus meiner Sicht in die Auslegung der Heiligen Schrift einbezogen werden. Dies soll aber bewusst geschehen und darf der Kirche nicht durch durch weltanschauliche und politische Meinungsführer aufgedrängt werden. Sowohl das starre Beharren auf einmal angenommene Dogmen wie auch das Fähnchen nach dem Wind gerade herrschender politischer und weltanschaulicher Überzeugung richten beinhalten ein Denkverbot, welches ich ablehne.
Ich bin mir bewusst, dass hier grundsätzliche Fragen des Bibelvertständnisses und der Methode der Bibelauslegung angesprochen werden. Stichworte: Aufklärung, historisch-kritische Methode. Darüber wurde schon viel gestritten, auch in diesem Forum. Darauf möchte ich hier nicht nochmals eingehen. Was ich sagen möchte, ist, dass Änderungen und Neuerungen im Verständnis von biblischen Inhalten und Glaubenssätzen nicht einfach ein verpöntes "dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen" im Sinne der von Lutheraner zitierten Stelle der Barmer Theologischen Erklärung bilden. Jedenfalls lässt sich, um wieder auf die beiden von Lutheraner angesprochenen Themen zurückzukommen, ein Festhalten am Verbot der Frauenordination und am Unterdrücken homosexueller Lebensformen nicht auf die Barmer Theologische Erklärung stützen.

Tim
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Tim »

Wie kommst du darauf, dass die Beantwortung der Frage nach der Ordination von Frauen zum Amt der Kirche und die Stellung zu homosexueller Praxis nicht "dem Wechsel der [...] herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen" geschuldet ist.

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Lutheraner
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Lutheraner »

Granuaile hat geschrieben:Was ich sagen möchte, ist, dass Änderungen und Neuerungen im Verständnis von biblischen Inhalten und Glaubenssätzen nicht einfach ein verpöntes "dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen" im Sinne der von Lutheraner zitierten Stelle der Barmer Theologischen Erklärung bilden. Jedenfalls lässt sich, um wieder auf die beiden von Lutheraner angesprochenen Themen zurückzukommen, ein Festhalten am Verbot der Frauenordination und am Unterdrücken homosexueller Lebensformen nicht auf die Barmer Theologische Erklärung stützen.
Die FO betrifft Ordnung und Glaube der Kirche. Das ist ein Punkt über den theologisch entschieden werden muß und das darf heute - im Zeitalter der sog. Gleichberechtigung - nicht anders getan werden als in den letzten 2000 Jahren. Sonst wird diese theologische Frage doch der aktuell herrschenden weltanschaulichen Überzeugung überlassen.

Genauso verhält es sich mit der HS. Hier geht es um das Verständnis was Sünde ist und was nicht. Die Kirche muss hierzu klare Aussagen treffen können. Nur weil die HS gerade gesellschaftlich anerkannt ist und es wahrscheinlich bald auch bei uns strafbar sein wird, sich in irgendeiner Form ablehnend zur HS zu äußern, darf die Kirche ihr Sündenverständnis dem nicht anpassen. Interessant ist doch, dass viele Kirchen die Segnung gleichgeschl. Paare erst nach der Einführung der Möglichkeit diese Partnerschaften auf dem Standesamt eintragen zu dürfen, eingeführt haben. Man segnet, was der Staat für richtig hält. Auch das widerspricht Barmen.
In Bayern kann man seit letzten Herbst gleichgeschl. Partnerschaften auf dem Standesamt eintragen lassen. Du wirst sehen, bald wird die bayerische Landeskirche die Segnung dieser Paare offiziell zulassen.

In den beiden hier angesprochenen Punkten - FO und HS - wird natürlich auch der Vorwurf laut, die Kirche wäre in ihrer früheren Auffassung dem Zeitgeist gefolgt und die liberalen Kirchen hätten das jetzt korrigiert. Das geht so weit, dass selbst Jesus und Paulus unterstellt wird "Kinder ihrer Zeit gewesen zu sein".
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Miserere Nobis Domine
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Lutheraner hat geschrieben:Das geht so weit, dass selbst Jesus und Paulus unterstellt wird "Kinder ihrer Zeit gewesen zu sein".
Waren sie das nicht? Die Lehre Jesu ist zeitlos, wurde aber dennoch in einem bestimmten Kontext verkündigt. Und Paulus scheint in einigen Versen mehr auf seinen Zeitgeist als auf Jesus zu hören...

Johaennschen
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Johaennschen »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Und Paulus scheint in einigen Versen mehr auf seinen Zeitgeist als auf Jesus zu hören...
So kann man es natürlich auch drehen. Gar nicht ich interpretiere im Zeitgeist, sondern korrigiere lediglich das zeitgeistige der anderen.
Sich selbst derart zum Maßstab zu machen, erscheint mir doch ziemlich unaufgeklärt und steht selbsternannten Aufklärern nicht wirklich gut an.
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Nicolás Gómez Dávila

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Lutheraner
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Lutheraner »

Heute vor 75 Jahren wurde die "Barmer theologische Erklärung" unterzeichnet (das passt zwar nicht zum Thread-Titel, aber zur letzten Diskussion in diesem Thread).
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Lioba
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Re: Johanna Haberer wieder nicht Bischöfin

Beitrag von Lioba »

Auf alle Fälle freut es mich, dass Haberer NICHT gewählt wurde. Wir Frauen ín der Kirche brauchen nicht noch mehr Stellvertreterinnen unseres Geschlechts, die uns blamieren.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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