"Die Christengemeinschaft"

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
Wanda
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"Die Christengemeinschaft"

Beitrag von Wanda »

Hallo zusammen,

kürzlich bin ich in Kontakt mit der "Die Christengemeinschaft" gekommen. Nun habe ich schon einiges darüber gelesen, mir erschließt sich aber nicht ganz, was sie von den großen christlichen Kirchen trennt. Soweit ich es verstanden habe, gibt es gravierende Unterschiede, nicht nur im Christusverständnis und im Taufritus. Kann mir von Euch bitte jemand weiterhelfen?

Viele Grüße
Wanda

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Ach, das ist dieser anthroposophische Bockmist.
Der Ursprung liegt in der Theosophie, gegründet von Helena Petrovna Blavatskaja. Ein okkultes Gemisch aus vielerlei und doch wieder nichts.
Rudolf Steiner gründete auf dieser Basis, die Anthropo-Sophie (der Name sagt schon, daß der Mensch im Mittelpunkt stehen soll)…mit dem Christentum hat das ganze nichts zu tun, und alle "Sakramente" sind ungültig.

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Edi
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Beitrag von Edi »

Die Christengemeinschaft hat mit Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie zu tun. Auf dessen Anregung ist sie auch entstanden. Die Anthroposophie, die aus der okkulten Theosophie hervorgegangen ist, ist eine esoterische Lehre und führt nicht zum Heil in Christo.

Die Anthroposophen wollen die besseren und erleuchteren Christen sein. Sie reden vom Christusgeist und glauben doch mehr an Rudolf Steiner, an kosmische Kräfte, an die Kräfte der Steine und was weiß ich noch alles. Ich kenne genug Leute dieser Sorte, oft sind sie materieller und schlimmer als andere, nichts anderes als (falsche) Gutmenschen und Schwärmer. Das geht zum Teil soweit, dass manche den natürlichen Duftstoffen geistliche, bzw. wie sie sagen geistige Wirkungen zuschreiben. Anthroposophie nennt sich auch Geisteswissenschaft, die Frage ist nur welcher Geist hier herrscht und wirkt, ganz gewiss nicht der heilige Geist.

Mit dem christlichen Glauben und mit dem Heiland hat das wenig zu tun -vielleicht einige Formen aber nicht der Inhalt - zumal Steiner den Glauben auch ganz anders sieht als die Kirchen und offenbar seine Weisheiten auf medialem Wege empfangen hat.

Eigentlich gehört dieses Thema auch nicht in die Klausnerei. Die Protestanten, Freikirchler usw. werden nicht begeistert sein, wenn man das Thema hier abhandelt, denn mit damit haben sie nichts am Hut und lehnen zurecht den ganzen Unfug auch ab.
Zuletzt geändert von Edi am Samstag 29. März 2008, 23:29, insgesamt 1-mal geändert.

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Rudolf Steiner ist der mit den Waldorfschulen.
Sozusagen der Kirchenvater der Esoteriker.

Wanda
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Beitrag von Wanda »

@anneke6, Edi & Kurt

Vielen Dank für Eure Antworten! Die im wesentlichen das bestätigen, was ich mir bisher zusammengetragen hatte. Allerdings tue ich mich (noch) etwas schwer, dieser Gemeinschaft so ganz das christliche Fundament abzusprechen. Inwieweit Anthroposophie (die sich als Wissenschaft versteht) und Christengemeinschaft (als Religions- bzw. Kultusgemeinschaft) "zusammengehören", ist für mich nicht transparent. Es gibt wohl auch intern Auseinandersetzungen um die Rolle Steiners. Allerdings machen seine unverrückbar geltenden prophetischen "heiligen" Texte (@Edi wie Du sagtest "medial empfangen") stutzig. Und das dieser Lehre innewohnende "Selbsterlösungskonzept" läßt sich auch kaum mit dem christlichen Heilsverständnis zusammenbringen. Das macht - ohne weitere offene Fragen aufzuwerfen - dann schon klar, warum die Christengemeinschaft nicht in der Ökumene vertreten sein kann.

@Edi Danke für Deine Hinweise. Mir fehlte etwas Feedback zu meinen (bislang unausgesprochenen) Überlegungen. Daher habe ich die Frage hier gestellt.

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Edi
Beiträge: 11351
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Beitrag von Edi »

Hallo Wanda,

hier noch ein Link, wo u.a. auch über den Lehre Steiners in Bezug auf die Person Jesu Christi und seine Erlösungstat etwas berichtet wird.
Nur ist das nicht die christliche Auffassung, sondern ähnelt eher dem, was die Sekte "Universelles Leben" auch immer betont. Selbsterlösung eben.

http://www.bautz.de/bbkl/s/s4/steiner_r.shtml

Zitate:
"In der von Karma und Reinkarnation geprägten Welt- und Menschheitsentwicklung tritt in der Erdenstufe der kosmische Christus, das hohe Sonnenwesen hervor. S.s Auffassung von Christus als einem kompliziert zusammengesetzten Wesen (Lehre von den zwei Jesusknaben), gipfelt im Mysterium von Golgatha, wodurch die Kräfte des Sonnenwesens im Blut Christi die Erde durchdringen, so daß sich von nun an alle Erden-Menschen aus dem Sinnlichen ins Geistige erheben können, d.h. gerettet und erlöst sind."
"Die von S. benutzten und durch Vorstellungen des Pantheismus, des Karmas und der Reinkarnation erheblich umgedeuteten christlichen Begriffe von Schöpfung, Sünde und Erlösung sowie seine Christosophie stehen in deutlichem Widerspruch und Gegensatz zu den Glaubensaussagen der christlichen Kirchen."

Weiterer Link
Daraus:
"Zu den Grundlagen der anthroposophischen Pädagogik schreibt Christian Schädel, Pfarrer der Christengemeinschaft, einer Bewegung auf anthroposophischer Grundlage innerhalb der Organisation der Anthroposophie: "In der okkulten Wissenschaft kann daher im einzelnen gezeigt werden, wie z.B. das äußere Gerüst der Menschengestalt ein Abbild der 12 Tierkreiswirkungen, ihr inneres Organsystem hingegen ein Ergebnis der 7 Planetenkräfte ist. Bei jedem Menschen der zur Welt geboren wird, wirken alle Weltallkräfte zusammen, um die Leibesgestalt zu erbilden und es wiederholen sich im kleinen (mikrokosmisch) die ursprünglichen kosmischen Werdeschritte, die einmal zu dieser Menschenschöpfung geführt haben; selbstverständlich so, daß durch das Vergangenheitsschicksal des betreffenden Menschengeistes in früheren Erdenleben dann ein individueller Einschlag gegeben ist für die Konstitution, für das Zusammenleben der Weltallkräfte in der Leibesgestalt, aber doch immer als eine ganz ursprüngliche, neue Wiederholung dessen, was am Anfang war und was immer geschieht wenn Menschen geboren werden."

Und noch einer

Wenn ich es richtig sehe, aber ich bin kein Theologe, ist das eine Art Gnostik, die im Namen angeblich hoher Gotteserkenntnis, die Menschen in die Irre führt.

Gruß Edi

Kurt
Beiträge: 1486
Registriert: Montag 5. Februar 2007, 22:29

Beitrag von Kurt »

Wanda hat geschrieben:Allerdings tue ich mich (noch) etwas schwer, dieser Gemeinschaft so ganz das christliche Fundament abzusprechen.
Was genau versteht man unter einem christlichen Fundament?
Dazu findet man bei Wikipedia etwas:
Einen besonders hämischen Kommentar über einen Vortrag Steiners veröffentlichte die Weltbühne am 3. Juli 1924. Er stammte aus der Feder keines geringeren als Kurt Tucholsky: „Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Paris gewesen und hat einen Vortrag gehalten. [...] Ich habe so etwas von einem unüberzeugten Menschen überhaupt noch nicht gesehen. Die ganze Dauer des Vortrages hindurch ging mir das nicht aus dem Kopf: Aber der glaubt sich ja kein Wort von dem, was er da spricht! (Und da tut er auch recht daran.) [...] Wenns mulmig wurde, rettete sich Steiner in diese unendlichen Kopula, über die schon Schopenhauer so wettern konnte: das Fühlen, das Denken, das Wollen – das 'Seelisch-Geistige', das Sein. Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen. Man sagt, Herr Steiner sei Autodidakt. Als man dem sehr witzigen Professor Bonhoeffer in Berlin das einmal von einem Kollegen berichtete, sagte er: 'Dann hat er einen sehr schlechten Lehrer gehabt -!' Und der Dreigegliederte redete und redete. Und [der bekannte Journalist Jules] Sauerwein übersetzte und übersetzte. Aber es half ihnen nichts. Dieses wolkige Zeug ist nun gar nichts für die raisonablen Franzosen. [...] Die Zuhörer schliefen reihenweise ein; dass sie nicht an Langeweile zugrunde gingen, lag wohl an den wohltätigen Folgen weißer Magie. Immer wenn übersetzt wurde, dachte ich über diesen Menschen nach. Was für eine Zeit -! Ein Kerl etwa wie ein armer Schauspieler [...], Alles aus zweiter Hand, ärmlich, schlecht stilisiert ... Und das hat Anhänger -! [...] Der Redner eilte zum Schluss und schwoll mächtig an. Wenns auf der Operettenbühne laut wird, weiß man: Das Finale naht. Auch hier nahte es mit gar mächtigem Getön und einer falsch psalmodierenden Predigerstimme, die keinen Komödianten lehren konnte. Man war versucht zu rufen: Danke – ich kaufe nichts.“
Quelle:
Ignaz Wrobel (Pseudonym von Kurt Tucholsky), Rudolf Steiner in Paris, in: Die Weltbühne, Jg. 20, Nr. 27, 3. Juli 1924, II, S. 26-28, zitiert nach Vögele, Der andere Rudolf Steiner, 2005, S. 293ff.


Mag ja ein bisschen überzogen sein, aber einen wahren Kern hat es doch.

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