Liturgie und Gewänder im Protestantismus

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
maliems
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Beitrag von maliems »

Walfischschleim hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Üblich nach meiner Erfahrung:

In Freikirchen Straßenanzug oder Freizeitkleidung.

In Landeskirchen schwarzer preußischer Talar mit Beffchen oder - im Norden - Halskrause. Neuerdings oft aufgepeppt durch "Stolen". Mitunter sieht man seit einiger Zeit auch mal eine Albe mit Stola.
Die Halskrause war meines Wissens nur in den ehemaligen Hansestädten üblich. Da die Kirchen der meisten Hansestädte im Laufe der Zeit von gößeren Landeskirchen kassiert wurden, hat sich diese Tradition verloren. In Lübeck und Hamburg wird die Halskrause wohl noch ab und zu von höheren Geistlichen getragen.

In Stralsund und Greifswald von den Pfarrern der alten Stadtpfarrkirchen. Die Vorstadtpfarrer sind ohne.

maliems
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Beitrag von maliems »

Lutheraner hat geschrieben:Hallo Walfischschleim,
Walfischschleim hat geschrieben: Absolut abgefahren war das Publikum. Eine seltsame Mischung:Stockkonservative Bürger a la gedeckte Kleidung + Gesichtsausdruck, der den Übelstand der Welt zu spiegeln sucht + kein Blick nach links oder rechts. Also exakt das, was die tradi Messen bei Katholens fluktuiert.
So kenne ich allerdings keine kath. Tradis.

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Walfischschleim
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Beitrag von Walfischschleim »

maliems hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Hallo Walfischschleim,
Walfischschleim hat geschrieben: Absolut abgefahren war das Publikum. Eine seltsame Mischung:Stockkonservative Bürger a la gedeckte Kleidung + Gesichtsausdruck, der den Übelstand der Welt zu spiegeln sucht + kein Blick nach links oder rechts. Also exakt das, was die tradi Messen bei Katholens fluktuiert.
So kenne ich allerdings keine kath. Tradis.
Stimmt ja auch nicht. Das sind freundliche, weltaufgeschlossene Menschen, die tolerant und interessiert auf Ihre Umwelt reagieren.



8)

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

In der neu gegründeten „Bekennenden Evangelischen Gemeinde Neuwied“ (eine biblizistische Superunionskirche, die Lutheraner, Reformierte, aber auch Täufer, welche die Kindestaufe bei anderen zumindest tolerieren können, integrieren will) bedient man sich dieser Gottesdienstkleidung:

http://www.bekennendekirche.com/gottesdienste.html

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Ausführliches über die "Die Liturgischen Gewänder" in der SELK (Altlutheraner)

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Marcus hat geschrieben:In der neu gegründeten „Bekennenden Evangelischen Gemeinde Neuwied“ (eine biblizistische Superunionskirche, die Lutheraner, Reformierte, aber auch Täufer, welche die Kindestaufe bei anderen zumindest tolerieren können, integrieren will) bedient man sich dieser Gottesdienstkleidung:

http://www.bekennendekirche.com/gottesdienste.html
Ich gehe öfters in einen eher evangelikalen Gottesdienst meiner Landeskirche, dort tragen die Pfarrer und Prediger dieselbe "liturgische Kleidung". Ansonsten ist der Gottesdienst aber eher liturgisch konservativ. Selbst beim Glaubensbekenntnis dreht sich der Pfarrer zum Altar. Die Abendmahlsliturgie wird immer gesungen (aber das ist hier eigentlich sowieso normal) und in Grundform I mit beiden Abendmahlsgebeten gefeiert.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Lutheraner hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:In der neu gegründeten „Bekennenden Evangelischen Gemeinde Neuwied“ (eine biblizistische Superunionskirche, die Lutheraner, Reformierte, aber auch Täufer, welche die Kindestaufe bei anderen zumindest tolerieren können, integrieren will) bedient man sich dieser Gottesdienstkleidung:

http://www.bekennendekirche.com/gottesdienste.html
Ich gehe öfters in einen eher evangelikalen Gottesdienst meiner Landeskirche, dort tragen die Pfarrer und Prediger dieselbe "liturgische Kleidung". Ansonsten ist der Gottesdienst aber eher liturgisch konservativ. Selbst beim Glaubensbekenntnis dreht sich der Pfarrer zum Altar. Die Abendmahlsliturgie wird immer gesungen (aber das ist hier eigentlich sowieso normal) und in Grundform I mit beiden Abendmahlsgebeten gefeiert.
Ich hätte nicht gedacht, dass evangelikale Pfarrer die Abendmahlsliturgie singen. Das ist noch nicht einmal mehr in allen RKK-Gemeinden selbstverständlich. Dürfen Pfarrer in der Landeskirche überhaupt während des Gottesdienstes Straßenkleidung tragen? Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, dass liturgische Kleidung vorgeschrieben ist.

Mal etwas anderes:

Dürfen in der bayerischen Landeskirche neben dem schwarzen Talar mit Beffchen auch andere liturgische Gewänder wie Albe mit Stola, Talar mit Chorhemd und Stola oder sogar Albe mit Stola und Kasel getragen werden?

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tanatos
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Beitrag von tanatos »

Marcus hat geschrieben:Dürfen in der bayerischen Landeskirche neben dem schwarzen Talar mit Beffchen auch andere liturgische Gewänder wie Albe mit Stola, Talar mit Chorhemd und Stola oder sogar Albe mit Stola und Kasel getragen werden?
Ich bin zwar kein Kirchenjurist, aber ich habe in der bayerischen Landeskirche desöfteren lutherische Messen mit Kasel, ja sogar mit Weihrauch gefeiert. Aber das waren sicherlich nur kleine hochkirchliche Inseln innerhalb eines protestantischen Meeres.
Mal davon abgesehen war in Bayern bis zur Einführung der neuen Agende das Singen eines Intoitus sogar verpflichtend. Aber auch hier biedert man sich dem Kalvinismus an.

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tanatos
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Beitrag von tanatos »

maliems hat geschrieben: Die Halskrause war meines Wissens nur in den ehemaligen Hansestädten üblich. Da die Kirchen der meisten Hansestädte im Laufe der Zeit von gößeren Landeskirchen kassiert wurden, hat sich diese Tradition verloren. In Lübeck und Hamburg wird die Halskrause wohl noch ab und zu von höheren Geistlichen getragen.
Die offizielle Amtskleidung im Bereich der ehemaligen Landeskirchen Hamburgs und Lübecks ist weiterhin das Hamburger bzw. Lübecker Ornat. Beide sind sicherlich unterschiedlich im Detail, haben aber jeweils einen "Mühlenstein". Praktisch sieht es aber so aus, daß bei Umzügen innerhalb Nordelbiens sich die wenigsten Pastoren einen neuen Talar zulegen, weshalb es zu einer leichten Aufweichung gekommen ist.

Zu einer deutliche Aufweichung innerhalb von ganz Deutschland ist es m.W. bei den Kopfbedeckungen gekommen, die kirchenrechtlich zwar vorgeschrieben sind, aber kaum besessen oder gar benutzt werden, dafür aber allesamt ziemlich lächerlich wirken. Auch hier haben die unterschiedlichen Landeskirchen unterschiedliche Vorschriften, wie man "das puritanische Schwarz des preußischen Talars" (Werner Elert) noch weiter verschlimmbessern sollte.

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tanatos
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Beitrag von tanatos »

Marcus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:In der neu gegründeten „Bekennenden Evangelischen Gemeinde Neuwied“ (eine biblizistische Superunionskirche, die Lutheraner, Reformierte, aber auch Täufer, welche die Kindestaufe bei anderen zumindest tolerieren können, integrieren will) bedient man sich dieser Gottesdienstkleidung:

http://www.bekennendekirche.com/gottesdienste.html
Ich gehe öfters in einen eher evangelikalen Gottesdienst meiner Landeskirche, dort tragen die Pfarrer und Prediger dieselbe "liturgische Kleidung". Ansonsten ist der Gottesdienst aber eher liturgisch konservativ. Selbst beim Glaubensbekenntnis dreht sich der Pfarrer zum Altar. Die Abendmahlsliturgie wird immer gesungen (aber das ist hier eigentlich sowieso normal) und in Grundform I mit beiden Abendmahlsgebeten gefeiert.
Ich hätte nicht gedacht, dass evangelikale Pfarrer die Abendmahlsliturgie singen. Das ist noch nicht einmal mehr in allen RKK-Gemeinden selbstverständlich. Dürfen Pfarrer in der Landeskirche überhaupt während des Gottesdienstes Straßenkleidung tragen? Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, dass liturgische Kleidung vorgeschrieben ist.

Mal etwas anderes:

Dürfen in der bayerischen Landeskirche neben dem schwarzen Talar mit Beffchen auch andere liturgische Gewänder wie Albe mit Stola, Talar mit Chorhemd und Stola oder sogar Albe mit Stola und Kasel getragen werden?
Was heißt in dieser Diskussion "evangelikal"? Es gibt auch eine ganze Menge hochkirchlich-evangelikaler Gruppen und Einzelpersonen, erinnert sei an prominenter Stelle an Peter Beyerhaus, der als einer der führenden Köpfe der Evangelikalen in Europa einer hochkirchlichen Bruderschaft vorsteht (vorstand?). Nicht alle Evangelikalen sind Pietisten, siehe die lutherischen "Kirchlichen Sammlungen um Bibel und Bekenntnis"!

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

tanatos hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:In der neu gegründeten „Bekennenden Evangelischen Gemeinde Neuwied“ (eine biblizistische Superunionskirche, die Lutheraner, Reformierte, aber auch Täufer, welche die Kindestaufe bei anderen zumindest tolerieren können, integrieren will) bedient man sich dieser Gottesdienstkleidung:

http://www.bekennendekirche.com/gottesdienste.html
Ich gehe öfters in einen eher evangelikalen Gottesdienst meiner Landeskirche, dort tragen die Pfarrer und Prediger dieselbe "liturgische Kleidung". Ansonsten ist der Gottesdienst aber eher liturgisch konservativ. Selbst beim Glaubensbekenntnis dreht sich der Pfarrer zum Altar. Die Abendmahlsliturgie wird immer gesungen (aber das ist hier eigentlich sowieso normal) und in Grundform I mit beiden Abendmahlsgebeten gefeiert.
Ich hätte nicht gedacht, dass evangelikale Pfarrer die Abendmahlsliturgie singen. Das ist noch nicht einmal mehr in allen RKK-Gemeinden selbstverständlich. Dürfen Pfarrer in der Landeskirche überhaupt während des Gottesdienstes Straßenkleidung tragen? Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, dass liturgische Kleidung vorgeschrieben ist.

Mal etwas anderes:

Dürfen in der bayerischen Landeskirche neben dem schwarzen Talar mit Beffchen auch andere liturgische Gewänder wie Albe mit Stola, Talar mit Chorhemd und Stola oder sogar Albe mit Stola und Kasel getragen werden?
Was heißt in dieser Diskussion "evangelikal"? Es gibt auch eine ganze Menge hochkirchlich-evangelikaler Gruppen und Einzelpersonen, erinnert sei an prominenter Stelle an Peter Beyerhaus, der als einer der führenden Köpfe der Evangelikalen in Europa einer hochkirchlichen Bruderschaft vorsteht (vorstand?). Nicht alle Evangelikalen sind Pietisten, siehe die lutherischen "Kirchlichen Sammlungen um Bibel und Bekenntnis"!
Den Begriff „Evangelikal“ sollte man vielleicht besser etwas konkretisieren.

Früher hieß „evangelikal“ für mich = Wiedertäufer bzw. Christen in den klassischen Freikirchen , was wohlmöglich daran lag, dass ich lange Zeit mit wiedertäuferisch denkenden Christen in einem Forum diskutierte, welche das Adjektiv „evangelikal“ ausschließlich für sich beanspruchten, auch um sich von den „bibelungläubigen Evangelischen“ in den Landeskirchen abzugrenzen.

Nun darf man aber auch nicht außer Acht lassen, dass einige konservative bis sehr konservative Christen in den Landeskirchen, die sich voll und ganz zur Schöpfung (meine damit nicht nur Kurzeitkreationisten), Jungfrauengeburt, zur leiblichen Auferstehung und Himmelfahrt Christi etc. bekennen, z. T. ebenfalls als „Evangelikale“ bezeichnet werden.

Wenn ich von Evangelikalen in den Landeskirchen spreche, meine ich damit vordergründig solche Christen, welche die Bibel bzw. das Wort Gottes und besonders die individuelle Bibelfrömmigkeit hochschätzen, dafür aber weniger für Liturgie, Sakramente und die Kirche selbst übrig haben und mit der Chicago-Erklärung durchaus konform gehen. Man kann sich auch Pietisten nennen, wobei aber auch nicht jeder Pietist wiederum die Kriterien erfüllt, um als evangelikal bezeichnet werden zu können. Allversöhner und jene Christen, welche nicht hinter der Chicago-Erklärung stehen, sind mit Sicherheit nicht zu den Evangelikalen zu zählen.

„Hochkirchler“ zähle ich grundsätzlich nicht zu den Evangelikalen. Wer die Sakramente, das Kirchenwesen sowie die Liturgie schätzt, ist für mich kein Evangelikaler. Da Lutheraners Pfarrer in jener Landeskirchengemeinde offenbar den Straßenanzug bevorzugt, wundert es mich, dass er die Abendmahlsliturgie in traditionell-katholischer und lutherischer Manier singt. Ich glaube auch nicht, dass Christen in Täuferkreisen hochkirchliche Christen ernsthaft zu den Evangelikalen zählen, selbst wenn sie ein Bibelverständnis wie Pfarrer i. R. Bürgener haben.

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tanatos
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Beitrag von tanatos »

Marcus hat geschrieben: Den Begriff „Evangelikal“ sollte man vielleicht besser etwas konkretisieren.

Früher hieß „evangelikal“ für mich = Wiedertäufer bzw. Christen in den klassischen Freikirchen , was wohlmöglich daran lag, dass ich lange Zeit mit wiedertäuferisch denkenden Christen in einem Forum diskutierte, welche das Adjektiv „evangelikal“ ausschließlich für sich beanspruchten, auch um sich von den „bibelungläubigen Evangelischen“ in den Landeskirchen abzugrenzen.

Nun darf man aber auch nicht außer Acht lassen, dass einige konservative bis sehr konservative Christen in den Landeskirchen, die sich voll und ganz zur Schöpfung (meine damit nicht nur Kurzeitkreationisten), Jungfrauengeburt, zur leiblichen Auferstehung und Himmelfahrt Christi etc. bekennen, z. T. ebenfalls als „Evangelikale“ bezeichnet werden.

Wenn ich von Evangelikalen in den Landeskirchen spreche, meine ich damit vordergründig solche Christen, welche die Bibel bzw. das Wort Gottes und besonders die individuelle Bibelfrömmigkeit hochschätzen, dafür aber weniger für Liturgie, Sakramente und die Kirche selbst übrig haben und mit der Chicago-Erklärung durchaus konform gehen. Man kann sich auch Pietisten nennen, wobei aber auch nicht jeder Pietist wiederum die Kriterien erfüllt, um als evangelikal bezeichnet werden zu können. Allversöhner und jene Christen, welche nicht hinter der Chicago-Erklärung stehen, sind mit Sicherheit nicht zu den Evangelikalen zu zählen.

„Hochkirchler“ zähle ich grundsätzlich nicht zu den Evangelikalen. Wer die Sakramente, das Kirchenwesen sowie die Liturgie schätzt, ist für mich kein Evangelikaler. Da Lutheraners Pfarrer in jener Landeskirchengemeinde offenbar den Straßenanzug bevorzugt, wundert es mich, dass er die Abendmahlsliturgie in traditionell-katholischer und lutherischer Manier singt. Ich glaube auch nicht, dass Christen in Täuferkreisen hochkirchliche Christen ernsthaft zu den Evangelikalen zählen, selbst wenn sie ein Bibelverständnis wie Pfarrer i. R. Bürgener haben.
... was eine äußerst subjektive Definition ist...

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Manche dieser "Evangelikalen", die sich von Lutheranern und Co abgrenzen wollen, nennen sich auch "evangelistisch". :roll:

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tanatos
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Beitrag von tanatos »

anneke6 hat geschrieben:Manche dieser "Evangelikalen", die sich von Lutheranern und Co abgrenzen wollen, nennen sich auch "evangelistisch". :roll:
..was für ein schrecklicher Ausdruck. Und die Römer sind dann, um nicht mit Anglokatholiken oder Evangelischen Katholiken gleichgesetzt zu werden, katholistisch?

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

tanatos hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben: Den Begriff „Evangelikal“ sollte man vielleicht besser etwas konkretisieren.

Früher hieß „evangelikal“ für mich = Wiedertäufer bzw. Christen in den klassischen Freikirchen , was wohlmöglich daran lag, dass ich lange Zeit mit wiedertäuferisch denkenden Christen in einem Forum diskutierte, welche das Adjektiv „evangelikal“ ausschließlich für sich beanspruchten, auch um sich von den „bibelungläubigen Evangelischen“ in den Landeskirchen abzugrenzen.

Nun darf man aber auch nicht außer Acht lassen, dass einige konservative bis sehr konservative Christen in den Landeskirchen, die sich voll und ganz zur Schöpfung (meine damit nicht nur Kurzeitkreationisten), Jungfrauengeburt, zur leiblichen Auferstehung und Himmelfahrt Christi etc. bekennen, z. T. ebenfalls als „Evangelikale“ bezeichnet werden.

Wenn ich von Evangelikalen in den Landeskirchen spreche, meine ich damit vordergründig solche Christen, welche die Bibel bzw. das Wort Gottes und besonders die individuelle Bibelfrömmigkeit hochschätzen, dafür aber weniger für Liturgie, Sakramente und die Kirche selbst übrig haben und mit der Chicago-Erklärung durchaus konform gehen. Man kann sich auch Pietisten nennen, wobei aber auch nicht jeder Pietist wiederum die Kriterien erfüllt, um als evangelikal bezeichnet werden zu können. Allversöhner und jene Christen, welche nicht hinter der Chicago-Erklärung stehen, sind mit Sicherheit nicht zu den Evangelikalen zu zählen.

„Hochkirchler“ zähle ich grundsätzlich nicht zu den Evangelikalen. Wer die Sakramente, das Kirchenwesen sowie die Liturgie schätzt, ist für mich kein Evangelikaler. Da Lutheraners Pfarrer in jener Landeskirchengemeinde offenbar den Straßenanzug bevorzugt, wundert es mich, dass er die Abendmahlsliturgie in traditionell-katholischer und lutherischer Manier singt. Ich glaube auch nicht, dass Christen in Täuferkreisen hochkirchliche Christen ernsthaft zu den Evangelikalen zählen, selbst wenn sie ein Bibelverständnis wie Pfarrer i. R. Bürgener haben.
... was eine äußerst subjektive Definition ist...
Was ist für Dich ein "Evangelikaler" bzw. ein "landeskirchlicher Evangelikaler"?

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Mellon
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Beitrag von Mellon »

tanatos hat geschrieben:...Es gibt auch eine ganze Menge hochkirchlich-evangelikaler Gruppen und Einzelpersonen, erinnert sei an prominenter Stelle an Peter Beyerhaus, der als einer der führenden Köpfe der Evangelikalen in Europa einer hochkirchlichen Bruderschaft vorsteht (vorstand?). ...!
Er steht noch ... :)
Ad multos annos!
Er kennet seine Scharen / am Glauben, der nicht schaut / und doch dem Unsichtbaren, als säh er ihn, vertraut;
der aus dem Wort gezeuget / und durch das Wort sich nährt / und vor dem Wort sich beuget / und mit dem Wort sich wehrt.

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Selbst die Ultraevangelikalen scheinen Prof. Dr. Peter Beyerhaus tatsächlich als Evangelikalen zu betrachten, kritisieren aber zugleich seine und die katholischen Ansichten seiner Bruderschaft:

Evangelikale auf dem Weg nach Rom

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tanatos
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Beitrag von tanatos »

Marcus hat geschrieben:Selbst die Ultraevangelikalen scheinen Prof. Dr. Peter Beyerhaus tatsächlich als Evangelikalen zu betrachten, kritisieren aber zugleich seine und die katholischen Ansichten seiner Bruderschaft:

Evangelikale auf dem Weg nach Rom
und bei dieser kritik kommt noch hinzu, daß es sich um einen "vatermörder" handelt, war beyerhaus doch der doktorvater von gassmann!
ein problem mit den evangelikalen ist, daß sie meistens (zum glück nicht immer) gleichzeitig auch piefig-besserwisserische protestanten sind!
interessant ist bayerhaus' unterscheidung zwischen "evangelikal" und "ultra-evangelikal". (Tagungsbericht) hierbei ist er selbst sicher in abgrenzung gegen die ultras schlicht als evangelikal zu verstehen.
daß eine solche unterscheidung sinn macht, ist meines erachtens richtig, da so die hermeneutiken bestimmten hochkirchlichen gruppen und einzelpersonen in ein angemessenes verhältnis zu den evangelikalen protestanten gesetzt wird.
bezeichnenderweise ist im englischsprachigen raum die bezeichnung für lutherisch-hochkirchlich "evangelical catholic", also eine mischung aus "evangelical" (mit angemessener übersetzungsmöglichkeit im deutschen: EVANGELIKAL) und katholisch ("catholic").

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

anneke6 hat geschrieben:Manche dieser "Evangelikalen", die sich von Lutheranern und Co abgrenzen wollen, nennen sich auch "evangelistisch". :roll:
Ne, das hat nichts damit zu tun. Der Name bedeutet etwas anderes.
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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

tanatos hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Manche dieser "Evangelikalen", die sich von Lutheranern und Co abgrenzen wollen, nennen sich auch "evangelistisch". :roll:
..was für ein schrecklicher Ausdruck. Und die Römer sind dann, um nicht mit Anglokatholiken oder Evangelischen Katholiken gleichgesetzt zu werden, katholistisch?
Die nennen sich dann besonders "papsttreu". Damit versuchen sich zerstrittene Katholiken voneinander abzugrenzen.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

tanatos hat geschrieben: bezeichnenderweise ist im englischsprachigen raum die bezeichnung für lutherisch-hochkirchlich "evangelical catholic", also eine mischung aus "evangelical" (mit angemessener übersetzungsmöglichkeit im deutschen: EVANGELIKAL) und katholisch ("catholic").
Ich würde "evangelical" hier schlicht mit "evangelisch" übersetzen. Die Probleme der jeweiligen Übersetzung von evangelical zu evangelisch/evangelikal sind jedoch vielfältig und voller Fallen...
If only closed minds came with closed mouths.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

anneke6 hat geschrieben:Manche dieser "Evangelikalen", die sich von Lutheranern und Co abgrenzen wollen, nennen sich auch "evangelistisch". :roll:
Evangelistisch heißt eigentlich nur "missionarisch gesinnt" und ist keine Abgrenzung zu "evangelikal". Evangelistisch sollten auch die Katholiken sein. ;)
If only closed minds came with closed mouths.

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tanatos
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Beitrag von tanatos »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
tanatos hat geschrieben: bezeichnenderweise ist im englischsprachigen raum die bezeichnung für lutherisch-hochkirchlich "evangelical catholic", also eine mischung aus "evangelical" (mit angemessener übersetzungsmöglichkeit im deutschen: EVANGELIKAL) und katholisch ("catholic").
Ich würde "evangelical" hier schlicht mit "evangelisch" übersetzen. Die Probleme der jeweiligen Übersetzung von evangelical zu evangelisch/evangelikal sind jedoch vielfältig und voller Fallen...
ich schrieb bewußt von einer übersetzungsMÖGLICHKEIT. hiermit wollte ich zum ausdruck bringen, daß es mehr als eine angemessene MÖGLICHKEIT einer übersetzung gibt. eine dieser angemessenen MÖGLICHKEITEN ist evangelisch, die andere evangelikal. sicherlich würde man liberalere gruppen mit evangelisch-katholisch übersetzen müssen, "bibeltreue" gruppen kann man auch als evangelikal-katholisch benennen.
ich wollte hiermit zum ausdruck bringen, daß es durchaus hochkirchlichler gibt, die man gewissermaßen als teilmenge der evangelikalen ansehen kann.
Zuletzt geändert von tanatos am Montag 7. April 2008, 15:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Linus
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Beitrag von Linus »

jau. (bezieht sich auf Stephens beitrag)

Linus, ein Catholical :mrgreen:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Linus hat geschrieben:jau. (bezieht sich auf Stephens beitrag)

Linus, ein Catholical :mrgreen:
Bitte mit "K" statt "C", liesst sich dann noch schöner: Katholikal ;D
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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Linus
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Beitrag von Linus »

Dieser Ausdruck wird bisweilen im US Amerikanischen Raum für die katholische Neocons in Analogie zu evangelical verwandt. EWTN ist so ein Aushängeschild. :mrgreen:
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John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Hmmm...ich bin also anglikanikal.

Bäh.

Cheers,

John
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

John Grantham hat geschrieben:Hmmm...ich bin also anglikanikal.
Engelisch :ikb_angel:
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben:Hmmm...ich bin also anglikanikal.
Engelisch :ikb_angel:
:D

Non Angli, sed angeli!
--Papst Gregor der Große

Cheers,

John
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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Der Abt des ev. Klosters Loccum:

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Eine wirklich interessante Kombination liturgischer Kleidungsstücke...

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Linus
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Beitrag von Linus »

Klarer Fall von Protestant will Katholik spielen. :roll: Traurig.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Petur
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Beitrag von Petur »

Marcus hat geschrieben:Der Abt des ev. Klosters Loccum:

Bild

Eine wirklich interessante Kombination liturgischer Kleidungsstücke...

:nein:

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