Petra hat geschrieben:Hallo in die Runde,
in Mahl des Lammes schreibt Scott Hahn, er war „evangelikaler Calvinist“ und Pastor, hätte aber keine Ahnung gehabt, wie eine kath. Messe abläuft.
Das finde ich ausgesprochen seltsam;
Petra, ich werde von Scott Hahn überhaupt nichts mehr lesen, ein Buch »Rome sweet home«, deutsch: »Unser Weg nach Rom«, hat mir gereicht. (Obwohl ich es zu einer Zeit gelesen hatte, zu der ich mir ernsthaft überlegte, selbst katholisch zu werden. Vielleicht hat mich Herr Hahn ja von diesem Irrtum bewahrt: dann sollte ich ihm dankbar dafür sein.)
Dieser Professor Hahn hat sog. calvinistische Theologie studiert. Alles was nicht-calvinistisch war (Lutheraner, Methodisten, Anglikaner, Orthodoxe und Katholiken), wird in diesem Studium anscheinend als unchristlich dargestellt, die katholische Kirche wird z.B. im Kreise seiner Professorenkollegen als »Synagoge der Hölle« bezeichnet.
Scott Hahn hat geschrieben:Damals war ich mit einer Katholikin befreundet. Ich sprach mit ihr über ein Buch, das als die Bibel des Anti-Katholizismus angesehen wurde – heute weiß ich, es ist voll von Entstellungen und Lügen über die Kirche: Roman Catholicism von Lorraine Boettner. Meine Freundin las es und schrieb mir später, wie dankbar sie mir dafür sei: Sie würde nie mehr zur Messe gehen.
Er liest dann zufällig einige katholische Bücher, erkennt dass er sich bislang geirrt hat (mit der »Synagoge der Hölle«) und schließt daraus, dass die Katholische Kirche die einzig wahre ist. Aber glernt hat er eigentlich nichts dabei: Verbreitete er zuvor »Entstellungen und Lügen« über die Katholiken, so tat er es im Rest des Buches über Lutheraner, Anglikaner, Orthodoxe, ...
Luther und Calvin nennt er immer in einem Atemzug. Dass auch Luther die Realpräsenz im Abendmahl predigte, war ihm allerdings unbekannt. Auch dessen Rechtfertigungslehre hat er nicht verstanden (die katholische m.E. aber auch nicht). Trotzdem nennt er sich selbst
»Colombo der Theologie«, der mit seinem Scha(r)fsinn den Fall Katholizismus knackt, etwa so:
Scott Hahn hat geschrieben:So schaute ich mir die orthodoxe Kirche näher an. Ich traf mich mit Peter Gilquist, einem ehemaligen Evangelikalen, der zur antiochenisch-orthodoxen Kirche konvertiert war. [...] seine Argumente für die Orthodoxie gegenüber dem Katholizismus hielt ich für unbefriedigend und oberflächlich. Bei genauem Hinsehen waren die verschiedenen orthodoxen Kirchen hoffnungslos uneins untereinander, ähnlich wie die Protestanten, außer, dass die Orthodoxen sich nach ethnisch-nationalen Gesichtspunkten aufspalteten:
Es gibt orthodoxe Gemeinschaften, die sich griechisch, russisch, ruthenisch, rumänisch, bulgarisch, ungarisch, serbisch usw. bezeichnen. Sie leben seit Jahrhunderten zusammen, aber mehr als eine Familie von Brüdern, die ihren Vater verloren haben.
Weiteres Studium ließ mich zu dem Schluss kommen, dass die Orthodoxie wunderbar sei in der Liturgie und Tradition, aber in der Theologie stagnierte. Außerdem gelangte ich zu der Überzeugung, dass es ein Fehler in ihrer Lehrentwicklung gewesen sei, gewisse Lehren der Schrift und der katholischen Kirche, besonders das filioque (»und dem Sohn«), das zum nicaenischen Glaubensbekenntnis hinzugefügt worden war, verworfen zu haben.
Auch schien die Ablehnung des Papstes als Oberhaupt der Kirche mehr auf imperialistisch politischen als auf ernsthaft theologischen Gründen zu beruhen. Ich verstand auf einmal, warum orthodoxe Christen dazu neigen, sich mehr für den Kaiser und den Staat zu begeistern als für den Bischof und die Kirche (sonst gewöhnlich als »Cäsaropapismus« bekannt). Mir wurde bewusst, dass Russland die Konsequenzen dieser orthodoxen Sichtweise im 20. Jahrhundert erntete.
Jetzt wäre wohl sogar der echte Colombo vor Neid erblasst :pale:, so schnell und messerscharf hat wohl noch niemand den orthodoxen Glauben entlarvt!
Weiter, im Gespräch mit seinem Kollegen Gerry:
Scott Hahn hat geschrieben:Wir waren uns beide einig, dass die katholische Kirche völlig anders war als gewisse protestantische Donominationen, wie die Methodisten, die Lutheraner oder die Asembly of God (Pfingstler). Diese hätten alle ihre Macken hier und da, wie wir meinten, an diesem oder jenem Punkt ihrer Lehre.
Falls aber die katholische Kirche falsch läge, dann wäre es mehr als eine Macke; denn keine Konfession der Welt erhebe solch unerhörten Ansprüche wie Rom.
Die Methodisten hätten nie beansprucht, die einzige und allein wahre von Jesus gegründete Kirche zu sein; auch die Lutheraner hätten es nie für sich in Anspruch genommen, einen Papst als Oberhaupt zu haben, welcher der unfehlbare Stellvertreter Christi auf Erden sei; ebenso wenig habe die Asembly of God Leiter, die von sich behaupten, in einer ununterbrochenen Nachfolge bis hin zu Petrus zu stehen.
Wie Kardinal Newmann vor uns, so konnten Gerry und ich einsehen, dass die katholische Kirche, wenn sie falsch läge, nichts anderes als diabolisch sein müsste. Wenn sie allerdings Recht hätte, dann müsste sie göttlichen Ursprungs und göttlich bewahrt worden sein.
Zum Trost der Methodisten und Lutheraner sei aber erwähnt, dass diese Schlauberger bis hier nie Anglikaner, Lutheraner oder Methodisten selbst gelesen haben, immer nur Bücher über sie.
Scott Hahn hat geschrieben:»Dr. Gerster, das Mathhäusevangelium hebt die Rolle Jesu als Sohn des Davids und Königs von Israel hervor, der von seinem Vater gesandt ist, das Reich Gottes zu bringen. Ich glaube, dass Mt 16,17-19 uns zeigt, wie Jesus es errichtet. Er gab Simon dreierlei: erstens den neuen Namen ›Petrus‹ (Fels); zweitens die Zusage, seine Kirche auf Petrus zu gründen; und drittens die Schlüssel des Himmelreichs. Gerade dieses dritte finde ich sehr interessant.
Wenn Jesus von dem ›Schlüssel des Himmelreichs‹ spricht, dann bezieht er sich auf eine wichtige Stelle aus dem Alten Testament, Jes 22,20-22, wo Hiskija, der Thronfolger auf dem Thron Davids und König von Israel zur Zeit Jesajas, seinen alten Palastvorsteher durch einen neuen namens Eljakim ersetzt. Jeder wusste, wer von königlichen Palastmitgliedern das Amt des Vorstehers bekleiden sollte, denn ihm würden die ›Schlüssel des Königreichs‹ gegeben. Indem Jesus die ›Schlüssel des Himmelreichs‹ Petrus übergibt, begründet er das Amt des Vorstehers, der die Kirche als sein Reich auf Erden verwalten soll. Die ›Schlüssel‹ sind somit ein Symbol für das Amt und den Primat des Petrus, die an seine Nachfolger weitergegeben werden sollen; so ist es durch die Jahrhunderte hindurch geschehen.«
»Kluges Argument, Scott«, gab der zur Antwort.
Scotts Ehefrau und Mitautorin Kimberly hat geschrieben:Einfühlsam versuchte er, mir auf einem Spazierganz manche seiner Fragen und Antworten nahezubringen.
Ich sagte: »Scott, du bist so intelligent. Du könntest jeden von allem überzeugen.«
Sorry, mich hat er nicht mal ansatzweise überzeugen können – ganz im Gegenteil, ich war ziemlich angewidert von seinem unentwegten Wechsel von (bestenfalls) Halbwahrheiten und Eigenlob!