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Pfarrerausbildung bei den Protestanten

Verfasst: Montag 6. November 2006, 18:10
von Petra
Hallo in die Runde,

in Mahl des Lammes schreibt Scott Hahn, er war „evangelikaler Calvinist“ und Pastor, hätte aber keine Ahnung gehabt, wie eine kath. Messe abläuft.
Das finde ich ausgesprochen seltsam; es ist ja nicht so, dass in den USA die nächste Messe erst mit dem Flugzeug zu erreichen wäre oder dass man sich in protestantischen Kreisen keinen Deut um die kath. Kirche kümmern würde.

Daher die Frage: Weiß jemand, ob diese ökumenische Aus-Bildungslücke normal bei Evangelens/Freikirchlern ist?

Und gleich noch eine Frage: Wie viel „Evangelisches“ bekommen kath. Theologen durchs Studium mit?
(Hoffentlich kann jemand antworten, ohne die Formulierung als Steilvorlage zu benutzen.)

Fragenden Gruß
Petra

Re: Pfarrerausbildung bei den Protestanten

Verfasst: Montag 6. November 2006, 18:26
von Edi
Petra hat geschrieben:Daher die Frage: Weiß jemand, ob diese ökumenische Aus-Bildungslücke normal bei Evangelens/Freikirchlern ist?
Bei Freikirchlern, deren Pastoren meist nur eine Bibelschule besucht haben, ist es so. Die kennen im Gottesdienst nur die Predigt, Gebet und Musik. Eine Liturgie gibt es da nicht.

Bei Evangelischen wird es anders sein, da diese im Prinzip ja auch noch eine ev. Messe haben, die allerdings so gut wie nie (Ausnahme wohl bei den Lutheranern) gelesen wird. Die ev. Messe ist natürlich nicht mit der kath. identisch, hat aber gewisse Ähnlichkeiten.

Verfasst: Montag 6. November 2006, 18:26
von Stephen Dedalus
Hallo Petra,

ich habe diese Erfahrung auch schon häufiger gemacht.

Auch in Deutschland gibt es Leute, die niemals den Gottesdienst einer anderen Konfession besucht haben. Teilweise sind die dann ganz überrascht, wenn sie doch einmal wo hineingeraten.

In den USA scheint dies noch extremer zu sein. Ein Religionsunterricht in der Schule, der auch konfessionelle Vielfalt zum Inhalt hat, gibt es dort nicht. Zudem sind bestimmte Regionen sehr stark durch bestimmte Denominationen geprägt. Das Fach Ökumenik ist auch nicht hoch im Kurs, man beschäftigt sich eher mit der Apologetik der eigenen Konfession.

Gruß
Stephen

Verfasst: Montag 6. November 2006, 19:52
von Edi
Stephen Dedalus hat geschrieben:Auch in Deutschland gibt es Leute, die niemals den Gottesdienst einer anderen Konfession besucht haben. Teilweise sind die dann ganz überrascht, wenn sie doch einmal wo hineingeraten.
Als ich noch in einer bestimmten Freikirche war, aber auch mal gelegentlich in andere Freikirchen oder mal auch in eine kath. Kirche ging und das der Pastor mitbekam, hat er mich als Zigeuner bezeichnet. Nebenpastoren sagten mir, dass ich immer die Rosinen aus dem Kuchen picken würde. Darauf gab ich die Antwort: das sind die Rosinen, die euch fehlen. :D :D :D

Ich will damit nur sagen, dass man es in manchen Gemeinden sehr ungerne sieht, wenn die Leute auch mal zu andern reinschnuppern. Das wird durchaus auch finanzielle Gründe haben, da sie dann denken, man geben seine Spende auch andern. Ich habe so einen Fall auch mal selber erlebt, wo mir Gott ins Herz gab, an ganze arme Menschen etwas zu spenden und als da ich spontan keinen sehr Armen kannte, fragte ich Obere der Gemeinde, ob sie denn welche kennen würden, aber sie wollten sie das Geld selber einstecken. Sie haben mich dann bedrängt, aber ich sagte ihnen, mein Herz sagt mir etwas anderes und gab es schliesslich an eine Gruppe ins Ausland, die ganz armen Kindern hilft. Nachdem das geschehen war, kamen wieder neue Leute aus der Gemeinde, denen die Obern das erzählt hatten auf mich zu und als sie erfuhren, dass ich schon gespendet hatte und sie nichts mehr abkriegten, drehten sie schnellstens auf dem Absatz um, nicht ohne mir noch einen Bibelspruch nachzuwerfen, den ich aber nicht gefunden habe und der mich in diesem Fall auch gar nicht interessiert hätte. Er soll etwa so gelautet haben, dass man seine Spende nur der Gemeinde gibt, von der man auch den geistlichen Nutzen hat. Nun hatte ich aber auch bei andern Gemeinden einen Nutzen, auch wenn ich da nur sporadisch hinging.

Also denke ich, da spielen auch finanzielle Interessen eine gewisse Rolle, dass es ungern gesehen wird, wenn jemand auch mal andere Gemeinden oder Kirchen besucht, gewiss aber auch noch theologische Gründe, da viele Gemeinden ja der Meinung sind, nur sie allein hätten das Gelbe vom Ei gefunden.

Verfasst: Montag 6. November 2006, 21:22
von Leguan
Bei Scott Hahn ist das nicht so verwunderlich, er gehörte zu den schärfsten Antikatholiken, mit Hure Babylon, Papst = Antichrist und allem Pipapo.
Scott Hahns Konversionsgeschichte.

Ein schräge Story nebenbei: Gerry (Matatics), den er erwähnt, ist inzwischen ein Sedisvakantist. Und somit wieder genau da, wo er vor 20 Jahren angefangen hat.

Verfasst: Montag 6. November 2006, 21:57
von asderrix
Das ist also nicht so pauschal zu sagen, hängt immer von den Einzelnen ab.

Ich bin nicht Pastor geworden( ;) Edi), habe nur ein Jahr Bibelschule besucht, und habe in dieser Zeit, in dem Ort, wo ich zur Ausbildung war bewusst eine Messe der rkK besucht.

lg
asder

Verfasst: Montag 6. November 2006, 22:06
von Edi
asderrix hat geschrieben:Das ist also nicht so pauschal zu sagen, hängt immer von den Einzelnen ab.

Ich bin nicht Pastor geworden( ;) Edi), habe nur ein Jahr Bibelschule besucht, und habe in dieser Zeit, in dem Ort, wo ich zur Ausbildung war bewusst eine Messe der rkK besucht.
Na, ja man kann es sicher nicht auf alle pauschal übertragen. Aber ich kenne einen Mann aus einer Freikirche, der seit Jahren auch immer wieder andere Freikirchen besucht, was ihm seine eigene frühere Freikirche immer vorgehalten hat; also dasselbe. Was seine neue, jetzige dazu sagt, weiß ich nicht.

Wenn du ein Mal in eine kath. Kirche gehst, um dich zu informieren wie da die Messe gelesen wird, wird dir das kaum jemand übel nehmen. Wenn du aber evtl. danach darüber in deiner Freikirche berichtest, dass du da auch Gutes gesehen und geistlich etwas mitgenommen hast, dann könnte es anders sein.
Ich war doch schon Gast in freikirchlichen Kreisen und als ich angedeutet habe, dass ich auch mal in eine kath. Kirche gehe, da waren schon einige verschnupft.
Aber doch ist es oft so und das trifft ja auf alle Gemeinden/Kirchen zu, dass sie es nicht so gerne sehen, wenn man "fremd" geht.

Verfasst: Montag 6. November 2006, 22:18
von johann
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich katholische Priesteramtskandidaten so viel mehr um nichtkatholische Gottesdienste, ihren Ablauf und ihre Vor- und Nachteile kümmern.

Das mag aber auch daran liegen, dass die meisten Seelsorger nicht (mehr) apologetisch/missionarisch unterwegs sind, im Gegensatz zu den Freikirchens. Sie beziehen ja ihre überlieferte Daseinsberechtigung regelrecht aus der antikatholischen Abgrenzung. Diese wird aber kaum durch Meßbesuche erlangt, als durch das Studium der reformierten Theologie, die sich stets gegen den Katholizismus rechtfertigen muß.

Liest man in freikirchlichen Foren, so spürt man recht schnell die einstudierten Argumentationsformen, die nicht selbst erarbeitet wurden. Wobei das Problem ja nicht das Einstudieren ist, dazu ist ja Katechese da, sondern das Antikatholische...

Man kann wohl auch sagen, dass sich das ganze zunehmend gegen die evangelischen Landeskirchen richtet, die von den Freikirchlern wohl ähnlich kritisch gesehen werden wie die Römische Kirche von den Tradis - weswegen man diese ja in Amiland auch "Catholicals" nennt. Katholikale. :hmm:

Naja, man ist eben gern unter sich und verteidigt am liebsten das, was man kennt.... Menschens halt.

Verfasst: Montag 6. November 2006, 22:47
von Walter
Leguan hat geschrieben:Bei Scott Hahn ist das nicht so verwunderlich, er gehörte zu den schärfsten Antikatholiken, mit Hure Babylon, Papst = Antichrist und allem Pipapo.
Scott Hahns Konversionsgeschichte.

Ein schräge Story nebenbei: Gerry (Matatics), den er erwähnt, ist inzwischen ein Sedisvakantist. Und somit wieder genau da, wo er vor 20 Jahren angefangen hat.
Danke! Das wusste ich noch gar nicht, passt aber gut in die Storry. :D

Verfasst: Montag 6. November 2006, 22:48
von Walter
Petra hat geschrieben:Hallo in die Runde,

in Mahl des Lammes schreibt Scott Hahn, er war „evangelikaler Calvinist“ und Pastor, hätte aber keine Ahnung gehabt, wie eine kath. Messe abläuft.
Das finde ich ausgesprochen seltsam;
Petra, ich werde von Scott Hahn überhaupt nichts mehr lesen, ein Buch »Rome sweet home«, deutsch: »Unser Weg nach Rom«, hat mir gereicht. (Obwohl ich es zu einer Zeit gelesen hatte, zu der ich mir ernsthaft überlegte, selbst katholisch zu werden. Vielleicht hat mich Herr Hahn ja von diesem Irrtum bewahrt: dann sollte ich ihm dankbar dafür sein.)

Dieser Professor Hahn hat sog. calvinistische Theologie studiert. Alles was nicht-calvinistisch war (Lutheraner, Methodisten, Anglikaner, Orthodoxe und Katholiken), wird in diesem Studium anscheinend als unchristlich dargestellt, die katholische Kirche wird z.B. im Kreise seiner Professorenkollegen als »Synagoge der Hölle« bezeichnet.
Scott Hahn hat geschrieben:Damals war ich mit einer Katholikin befreundet. Ich sprach mit ihr über ein Buch, das als die Bibel des Anti-Katholizismus angesehen wurde – heute weiß ich, es ist voll von Entstellungen und Lügen über die Kirche: Roman Catholicism von Lorraine Boettner. Meine Freundin las es und schrieb mir später, wie dankbar sie mir dafür sei: Sie würde nie mehr zur Messe gehen.
Er liest dann zufällig einige katholische Bücher, erkennt dass er sich bislang geirrt hat (mit der »Synagoge der Hölle«) und schließt daraus, dass die Katholische Kirche die einzig wahre ist. Aber glernt hat er eigentlich nichts dabei: Verbreitete er zuvor »Entstellungen und Lügen« über die Katholiken, so tat er es im Rest des Buches über Lutheraner, Anglikaner, Orthodoxe, ...

Luther und Calvin nennt er immer in einem Atemzug. Dass auch Luther die Realpräsenz im Abendmahl predigte, war ihm allerdings unbekannt. Auch dessen Rechtfertigungslehre hat er nicht verstanden (die katholische m.E. aber auch nicht). Trotzdem nennt er sich selbst »Colombo der Theologie«, der mit seinem Scha(r)fsinn den Fall Katholizismus knackt, etwa so:
Scott Hahn hat geschrieben:So schaute ich mir die orthodoxe Kirche näher an. Ich traf mich mit Peter Gilquist, einem ehemaligen Evangelikalen, der zur antiochenisch-orthodoxen Kirche konvertiert war. [...] seine Argumente für die Orthodoxie gegenüber dem Katholizismus hielt ich für unbefriedigend und oberflächlich. Bei genauem Hinsehen waren die verschiedenen orthodoxen Kirchen hoffnungslos uneins untereinander, ähnlich wie die Protestanten, außer, dass die Orthodoxen sich nach ethnisch-nationalen Gesichtspunkten aufspalteten:
Es gibt orthodoxe Gemeinschaften, die sich griechisch, russisch, ruthenisch, rumänisch, bulgarisch, ungarisch, serbisch usw. bezeichnen. Sie leben seit Jahrhunderten zusammen, aber mehr als eine Familie von Brüdern, die ihren Vater verloren haben.
Weiteres Studium ließ mich zu dem Schluss kommen, dass die Orthodoxie wunderbar sei in der Liturgie und Tradition, aber in der Theologie stagnierte. Außerdem gelangte ich zu der Überzeugung, dass es ein Fehler in ihrer Lehrentwicklung gewesen sei, gewisse Lehren der Schrift und der katholischen Kirche, besonders das filioque (»und dem Sohn«), das zum nicaenischen Glaubensbekenntnis hinzugefügt worden war, verworfen zu haben.
Auch schien die Ablehnung des Papstes als Oberhaupt der Kirche mehr auf imperialistisch politischen als auf ernsthaft theologischen Gründen zu beruhen. Ich verstand auf einmal, warum orthodoxe Christen dazu neigen, sich mehr für den Kaiser und den Staat zu begeistern als für den Bischof und die Kirche (sonst gewöhnlich als »Cäsaropapismus« bekannt). Mir wurde bewusst, dass Russland die Konsequenzen dieser orthodoxen Sichtweise im 20. Jahrhundert erntete.
Jetzt wäre wohl sogar der echte Colombo vor Neid erblasst :pale:, so schnell und messerscharf hat wohl noch niemand den orthodoxen Glauben entlarvt!

Weiter, im Gespräch mit seinem Kollegen Gerry:
Scott Hahn hat geschrieben:Wir waren uns beide einig, dass die katholische Kirche völlig anders war als gewisse protestantische Donominationen, wie die Methodisten, die Lutheraner oder die Asembly of God (Pfingstler). Diese hätten alle ihre Macken hier und da, wie wir meinten, an diesem oder jenem Punkt ihrer Lehre.
Falls aber die katholische Kirche falsch läge, dann wäre es mehr als eine Macke; denn keine Konfession der Welt erhebe solch unerhörten Ansprüche wie Rom.
Die Methodisten hätten nie beansprucht, die einzige und allein wahre von Jesus gegründete Kirche zu sein; auch die Lutheraner hätten es nie für sich in Anspruch genommen, einen Papst als Oberhaupt zu haben, welcher der unfehlbare Stellvertreter Christi auf Erden sei; ebenso wenig habe die Asembly of God Leiter, die von sich behaupten, in einer ununterbrochenen Nachfolge bis hin zu Petrus zu stehen.
Wie Kardinal Newmann vor uns, so konnten Gerry und ich einsehen, dass die katholische Kirche, wenn sie falsch läge, nichts anderes als diabolisch sein müsste. Wenn sie allerdings Recht hätte, dann müsste sie göttlichen Ursprungs und göttlich bewahrt worden sein.
Zum Trost der Methodisten und Lutheraner sei aber erwähnt, dass diese Schlauberger bis hier nie Anglikaner, Lutheraner oder Methodisten selbst gelesen haben, immer nur Bücher über sie.
Scott Hahn hat geschrieben:»Dr. Gerster, das Mathhäusevangelium hebt die Rolle Jesu als Sohn des Davids und Königs von Israel hervor, der von seinem Vater gesandt ist, das Reich Gottes zu bringen. Ich glaube, dass Mt 16,17-19 uns zeigt, wie Jesus es errichtet. Er gab Simon dreierlei: erstens den neuen Namen ›Petrus‹ (Fels); zweitens die Zusage, seine Kirche auf Petrus zu gründen; und drittens die Schlüssel des Himmelreichs. Gerade dieses dritte finde ich sehr interessant.
Wenn Jesus von dem ›Schlüssel des Himmelreichs‹ spricht, dann bezieht er sich auf eine wichtige Stelle aus dem Alten Testament, Jes 22,20-22, wo Hiskija, der Thronfolger auf dem Thron Davids und König von Israel zur Zeit Jesajas, seinen alten Palastvorsteher durch einen neuen namens Eljakim ersetzt. Jeder wusste, wer von königlichen Palastmitgliedern das Amt des Vorstehers bekleiden sollte, denn ihm würden die ›Schlüssel des Königreichs‹ gegeben. Indem Jesus die ›Schlüssel des Himmelreichs‹ Petrus übergibt, begründet er das Amt des Vorstehers, der die Kirche als sein Reich auf Erden verwalten soll. Die ›Schlüssel‹ sind somit ein Symbol für das Amt und den Primat des Petrus, die an seine Nachfolger weitergegeben werden sollen; so ist es durch die Jahrhunderte hindurch geschehen.«
»Kluges Argument, Scott«, gab der zur Antwort.
Scotts Ehefrau und Mitautorin Kimberly hat geschrieben:Einfühlsam versuchte er, mir auf einem Spazierganz manche seiner Fragen und Antworten nahezubringen.
Ich sagte: »Scott, du bist so intelligent. Du könntest jeden von allem überzeugen.«
Sorry, mich hat er nicht mal ansatzweise überzeugen können – ganz im Gegenteil, ich war ziemlich angewidert von seinem unentwegten Wechsel von (bestenfalls) Halbwahrheiten und Eigenlob! :sauer:

Verfasst: Montag 6. November 2006, 23:32
von Robert Ketelhohn
Diese Auszüge klingen so – hm, amerikanisch … und fernsehprediger-
haft, daß ich wohl auch fürderhin nichts von Scott Hahn lesen werde.

Verfasst: Dienstag 7. November 2006, 00:02
von John Grantham
Hi SD,
Stephen Dedalus hat geschrieben:In den USA scheint dies noch extremer zu sein. Ein Religionsunterricht in der Schule, der auch konfessionelle Vielfalt zum Inhalt hat, gibt es dort nicht.
Andererseits neigen viele dort zu "church shopping", d.h. man springt gerne von Gemeinde zu Gemeinde und Konfession zu Konfession. Also es gibt durchaus Tendenzen in beiden Richtungen.

Als Beispiel: Mein alter Pfarrer in Minnesota wuchs in einer konfessionslosen (und ziemlich zerfallenen) Familie auf; im College entdeckte er den Glauben während einer Billy Graham-Predigt (!); dann ging er zu den Griechisch-Orthodoxen; und irgendwann landete er in einem anglikanischen Priesterseminar.

Meine alte Gemeinde hat auch ab und zu mal gemeinsame Gottesdienste mit der United Church of Christ, den Lutheranern und Methodisten vor Ort.

Es stimmt auch, dass es in den USA allgemein kein Religionsunterricht in öffentlichen Schulen gibt (in den Privaten sieht das ganz anders aus -- ich hatte in meinem anglikanischen Internat schon Religionsunterricht). Der Hintergrund ist aber keine Abneigung gegen Ökumene, sondern schlicht und einfach die strikte Trennung von Religion und Staat -- aus dem gleichen Grund darf in öffentlichen Schulen nicht unter Leitung der Schule gebeten werden.

Cheers,

John

Verfasst: Dienstag 7. November 2006, 00:14
von Linus
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Diese Auszüge klingen so – hm, amerikanisch … und fernsehprediger-
haft, daß ich wohl auch fürderhin nichts von Scott Hahn lesen werde.
ich habe drei oder vier Bücher von ihm gelesen, Rome sweet Home ist das mbM schlechteste. Die Bundestreue und die Mariologie (Königin des Himmels) ist abzüglich des nicht zu übersehenden amieinschlags gerade für Einsteiger ganz ok.

Verfasst: Dienstag 7. November 2006, 09:31
von Stephen Dedalus
Man darf auch nicht übersehen, daß Scott Hahn diese Bücher für ein breites Publikum geschrieben hat. Die Stellen, die Walter zitiert, sind schon ärgerlich, aber insgesamt war der Eindruck nicht ganz so negativ.


Sein neues Buch über Schrift und Liturgie ("Letter and Spirit") ist eher für Theologen geschrieben und geht deutlich mehr in die Tiefe.

SD

Verfasst: Dienstag 7. November 2006, 09:47
von FranzSales
Scott Hahn ist ziemliche Geschmackssache. Mir persönlich ist er auch zu amerikanisch und in den Büchern etwas oberflächlich. Für einen Durchschnittschristen -der sich nicht ständig mit Theologie befasst oder im Kreuzgang schreibt- ist es aber mehr als ausreichend. Sehr gut fand ich von ihm "Gottes Bundestreue", der gute Schneisen ins AT schlägt.
Letter & Spirit von ihm ist auch sehr gut. Das ganze ist auch ein Projekt, bei dem ab und an theologische Journale erscheinen.
Guckst Du hier:
http://www.salvationhistory.com/mission ... spirit.cfm
Einige Artikel kann man Online lesen. Hier dürften auch die Theologen auf ihre Kosten kommen.

Wenigstens bemüht sich Scott Hahn theologische Problemstellungen für die breite Masse darzustellen. Wer macht das denn zB. im deutschen Sprachraum? Dort dominieren doch dröge theologische Literatur oder unsägliche esoterisch-marianische Erbauungsliteratur ...
Eine Ausnahme finde ich allerdings den St.Ulrich-Verlag.

Verfasst: Dienstag 7. November 2006, 15:57
von FranzSales
Na schön, jetzt wo das zum 1000. Mal hier geschrieben wurde: Was in aller Welt soll "zu amerikanisch" heißen?
Gute Frage. :) Ich meinte damit ein gewisses Sendungsbewußtsein in Bezug auf die Wahrheit und die Art zu schreiben. Ich habe schon sehr viele amerikanische Bücher und Redner gehört um festzustellen, dass die "Schreibe" wesentlich anekdotischer ist, als zB. in Deutschland. Muss ja nicht schlecht sein, muss aber auch nicht jedem gefallen.

Deinen Hinweisen zum deutschen Pseudo-Intellektualismus kann ich nur zustimmen. Richtige "Hochämter" werden dabei von deutschen Politiker gefeiert.

Verfasst: Donnerstag 9. November 2006, 15:35
von Petra
Leguan hat geschrieben:Bei Scott Hahn ist das nicht so verwunderlich, er gehörte zu den schärfsten Antikatholiken, mit Hure Babylon, Papst = Antichrist und allem Pipapo.
Scott Hahns Konversionsgeschichte.
Danke, das ist interessant. Also erst Antikatholik sein und später genauer studieren, wie die Katholiken die Lehre begründen. :nein:

Verfasst: Donnerstag 9. November 2006, 15:37
von Petra
Das amerikanisch bedeutet wahrscheinlich auch die Begeisterung(-sfähigkeit), die ja bei Scott Hahn stark rüberkommt. Hätte sich ein deutschsprachiger Autor so enthusiastisch über die kath. Kirche ausgelassen, wäre das vom Verlag gnadenlos lektoriert worden, bis dann eine der üblichen tiefen, mit Fachausdrücken, Fremdwörtern und Fußnoten vollgepfropften Abhandlungen in den Handel gekommen wäre.

Wer in deutscher Sprache über irgendetwas begeistert schreibt, bekommt nach den ersten Sätzen vom Leser, der bildungsmäßig was auf sich hält, den Stempel der Oberflächlichkeit verpasst, weil der Stil des „Wahren, Guten und Schönen“ nur ein bedeutungsschweres Adagio und kein Vivace sein darf.

Verfasst: Donnerstag 9. November 2006, 15:43
von Petra
Walter hat geschrieben: Sorry, mich hat er nicht mal ansatzweise überzeugen können – ganz im Gegenteil, ich war ziemlich angewidert von seinem unentwegten Wechsel von (bestenfalls) Halbwahrheiten und Eigenlob! :sauer:
Tja, ich bin auch gefährdet, Inhalte von der Überzeugungsfähigkeit der Vermittler abhängig zu machen. Wenn mir die Leute und ihr Stil nicht passen, überzeugen mich ihre Aussagen genauso wenig. :hmm:

Re: Pfarrerausbildung bei den Prostestanten

Verfasst: Samstag 8. Oktober 2016, 21:38
von ziphen
»Master of Divinity« :kugel:
Damit kann, wie's aussieht, die Studienzeit auf vier Semester reduziert werden.
evangelisch.de hat geschrieben:Angesichts des Nachwuchsmangels bei evangelischen Pfarrern wollen die Hochschulen einen Quereinstieg in den Pfarrberuf erleichtern. Der Evangelische-theologische Fakultätentag verabschiedete am Samstag auf seiner Plenarversammlung in Münster eine entsprechende Rahmenverordnung für ein berufsbegleitendes Theologiestudium.
Zugangsvoraussetzungen für diesen Studiengang sind ein abgeschlossenes Bachelorstudium und eine fünfjährige Berufserfahrung in einem kirchennahen Bereich, etwa als Diakon oder Kirchenjurist.

Außerdem sind für die Zulassung Sprachkenntnisse in Hebräisch und Griechisch auf dem Niveau des Hebraicums und des Graecums erforderlich. [...] Lateinkenntnisse müssen die Bewerber nach dem Kompromiss, um den heftig gerungen wurde, nicht mehr nachweisen.
Bin mal gespannt, wie die Möglichkeit angenommen werden wird.

Re: Pfarrerausbildung bei den Prostestanten

Verfasst: Samstag 8. Oktober 2016, 21:42
von Niels
An sich finde ich das gar nicht schlecht.

Re: Pfarrerausbildung bei den Prostestanten

Verfasst: Samstag 8. Oktober 2016, 22:00
von Protasius
Vier Semester sind die normale Studienzeit für einen Master in den meisten Studiengängen. Zusammen mit den sechs Semestern, die der vorausgesetzte Bachelor braucht, landet man bei den fünf Jahren, die man früher brauchte um einen Diplomstudiengang in Regelstudienzeit abzuschließen.

Re: Pfarrerausbildung bei den Prostestanten

Verfasst: Samstag 15. Oktober 2016, 13:54
von ziphen
Protasius hat geschrieben:Vier Semester sind die normale Studienzeit für einen Master in den meisten Studiengängen. Zusammen mit den sechs Semestern, die der vorausgesetzte Bachelor braucht, landet man bei den fünf Jahren, die man früher brauchte um einen Diplomstudiengang in Regelstudienzeit abzuschließen.
Nun, der Clou ist, dass man vorher keinen Bachelor in Theologie erworben haben muss, nicht einmal darf. Man kann ihn bspw. in Pädagogik, Mathematik oder Landschaftsarchitektur erworben haben. Die »einschlägige Berufstätigkeit« scheint zumindest zum Teil auch durch ehrenamtliche Tätigkeit erfüllt werden zu können. Dies passt meiner Ansicht nach zu dem vielerorts gebräuchlichen Begriff des »ehrenamtlichen Mitarbeiters«. (siehe hier § 2 Abs. 1)