Klaus Berger - Der nächste Reformator?

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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Knecht Ruprecht
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Klaus Berger - Der nächste Reformator?

Beitrag von Knecht Ruprecht »

Laut spiegel.de konnte der Mann aufgrund seiner Ansichten (also seines Glaubens) nicht Priester werden können. Ich kenne die Dinge nicht, um die es da ging, jedoch vermute ich einfach, dass er der römisch-katholischen Lehre nicht zustimmte. Jetzt wird dem Mann von der Seiten der EKD, zu der er gewechselt ist, vorgeworfen, er sei ein Katholik, der sich als Evangele tarnt, um die Evangelen zu missionieren?

Da der Mann nicht zur Kirche gehört, soll der mir egal sein. Doch vielleicht gründet er ja eine neue Kirche, eine deutsch-katholisch-evangelische Kirche. In der sich deutsche frustrierte Katholiken/-innen und ebensolche Evangelen/-nnen zusammen tun. Ich mein, auf der Welt gibt es sicherlich hunderttausend selbsternannte Kirchen mit den unterschiedlichsten Glaubensaussagen , eine mehr oder weniger macht doch nichts aus. :D


http://www.kath.net/detail.php?id=11854
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,382264,00.html

Petra
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Beitrag von Petra »

Du tust Klaus Berger unrecht. - Er ist ein Neutestamentler, der selbst einigen katholischen Kollegen zu "konservativ" ist. Außerdem gab es für sein letztes Buch "Jesus" eine Pressevorstellung und dort lobende Worte von deinem deutschen Lieblingskardinal, der höchstpersönlich anwesend war.

Bergers beruflicher Lebensweg war sicher nicht so glatt, wie er sich das gewünscht hätte. Dass er trotz diesem Troubel vom Glauben her katholisch geblieben ist, muss man anerkennen. Das war sicher nicht leicht.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Petra hat geschrieben:Du tust Klaus Berger unrecht. - Er ist ein Neutestamentler, der selbst einigen katholischen Kollegen zu "konservativ" ist. Außerdem gab es für sein letztes Buch "Jesus" eine Pressevorstellung und dort lobende Worte von deinem deutschen Lieblingskardinal, der höchstpersönlich anwesend war.

Bergers beruflicher Lebensweg war sicher nicht so glatt, wie er sich das gewünscht hätte. Dass er trotz diesem Troubel vom Glauben her katholisch geblieben ist, muss man anerkennen. Das war sicher nicht leicht.
Ich habe geschrieben, dass ich von den Vorgängen, wieso er nicht Priester werden konnte, keine Ahnung habe. Nur schließe ich darauf, dass es am Glauben bzw. seinen Anliegen liegen musste. Ein zu katholisch gibt es nicht, nur ein zu wenig katholisch.

Petra
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Beitrag von Petra »

Es war 1967 als er Probleme hatte, Priester zu werden. Und das hatte (nach seinen eigenen Angaben) damit zu tun, dass er in seiner Dissertation eine These vertrat, die erst 1991 von der kath. Kirche akzeptiert wurde.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Klaus Berger ist ein interessanter Kopf.

Aber bevor er irgendwas irgendwohin reformiert, soll er sich mal entscheiden, wo er selber steht. Das Verwirrspiel um seine Kirchenzugehörigkeit ist jedenfalls vollkommen daneben. Einmal behauptet er, er sei Ende der 60er Jahre in die Evangelische Kirche eingetreten, dann wieder spricht er so, als sei er katholisch geblieben. Zugleich zeigte er immer froh seinen Kirchensteuerbescheid herum, auf dem zu lesen war, daß er ev. Kirchensteuer zahlte.

Ja, was denn nun, Herr Berger? :nein:

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Dann soll sich der Mann mal vor der Kirche erklären. Wie er sich das vorstellt, seine weggeworfene Unterhose wieder anzuziehen.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Ich habe ihn am Wochenende bei einer Tagung gehört. Der Mann ist definitiv katholisch (zumindest das, was er sagt). Und er sagt auch, dass die ganze Fakultät immer gewusst hat, dass er katholisch ist.

Die Angriffe scheinen ihn sehr mitzunehmen - besonders gut drauf war er nicht. Kann man wohl auch verstehen.

Wenn er allerdings evangelische Kirchensteuer bezahlt, müsste er aus der katholischen Kirche ausgetreten sein, ist also höchstens "im Herzen" katholisch, dafür aber exkommuniziert. Oder wie? :kratz:

Stefan

Beitrag von Stefan »

Ich habe Klaus Berger vor 2-3 Jahren persönlich erlebt, und zwar auf einer Tagung von "Pro-Missa-Tridentina". Dort hat er einen bemerkenswerten Vortrag über die Anbetung gehalten. Er machte schon damals keinen Hehl daraus, daß er in Heidelberg bei den Evangelischen einen Lehrstuhl für NT-Exegese innehatte. Er sei ein Weile in Tübingen gewesen, habe aber schleunigst die Flucht ergriffen, was wohl kein Kompliment für die fachlichen Qualitäten der dort anzutreffenden Kollegen sein sollte.
Ferner sprach er davon, daß er sich dem Orden der Zisterzienser (ich vermute mal als Oblate) angeschlossen habe. An seiner Katholizität kann kein größerer Zweifel bestehen als an der anderer bekannter Theologen in der katholischen Szene.
Man kann ihm maximal vorwerfen, daß er eine gewisse Volksnähe vertritt und seien Bücher, nach seinem Selbstzeugnis, auch für den Laien lesbar und verständlich zu schreiben versucht.

Ein Klassiker ist immer noch sein Referat über den "Zustand der katholischen Kirche", welches immer noch bei den Benediktinern zu finden ist:

Referat von Klaus Berger

Stefan

Beitrag von Stefan »

Hier das Referat von PMT - Enthalten im damaligen Rundbrief:

Dienst vor Gottes Thron

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Gibt es in der Kirchenordnung eigentlich eine Beschränkung bezüglich der Kirchenaustritte? Bei der Taufe und Heirat hat sich die Kirche festgelegt, dass jeder nur ein Mal darf. Wie sieht es denn mit Kirchen und Religion Ein- und Austritten aus? Darf man da öfter als beim Ehefrau/Ehemann?

,,Sonst" scheint dem Mann ja nichts vorzuwerfen sein. Ausser Jahrzehnte die Eucharestie misshandelt zu haben oder war er nie beim ,,Abendmahl"?

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »


Stefan

Beitrag von Stefan »

Bemerkenswert - der Fall könnte, vorausgesetzt die bisherigen Recherchen entsprechen der Wahrheit - einen Präzendenzfall im Staatskirchenrecht bedeuten (oder Berger als Münchhausen der Theologie entlarven).

Wie dem auch sein, was er geschrieben hat, wird ja nicht falscher. Und darüberhinaus führt er den konfessionalistischen Einwohnermeldeamts-Schwachsinn ad absurdum.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Stefan hat geschrieben: Wie dem auch sein, was er geschrieben hat, wird ja nicht falscher. Und darüberhinaus führt er den konfessionalistischen Einwohnermeldeamts-Schwachsinn ad absurdum.
Hallo Stefan,

aber hier geht es - wie obiges Dokument zeigt - nicht um Einwohnermeldeamtsschwachsinn. Die Urkunde wurde ja von der Hamburgischen Ev.-luth. Kirche ausgestellt. Berger ist also bei der Kirche übergetreten, nicht beim Amt!

Abgesehen davon bin ich auch der Meinung, er sei *im Herzen* katholisch geblieben. Das zeigen ja auch seine Bücher. Nur darf er jetzt nicht so tun, als sei er niemals evangelisch geworden. Das ist - wie man oben sieht - eine glatte Lüge.

Gruß
Stephen

Petra
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Beitrag von Petra »

Aber es ist doch seltsam, dass seine "Katholizität" erst jetzt auffallen sein soll?

Ragnar
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Beitrag von Ragnar »

Stephen Dedalus hat geschrieben: Abgesehen davon bin ich auch der Meinung, er sei *im Herzen* katholisch geblieben. Das zeigen ja auch seine Bücher. Nur darf er jetzt nicht so tun, als sei er niemals evangelisch geworden. Das ist - wie man oben sieht - eine glatte Lüge.
Hmm,

wenn er im Herzen katholisch blieb,
war er nie evangelisch...

das ist wie mit den Heiden,
die sich taufen liessen,
weil es das Stammesoberhaupt so beschlossen hat,
aber im Herzen blieben sie Heiden,
bis Heute...
Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist...

!Nichts

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spectator
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Beitrag von spectator »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Abgesehen davon bin ich auch der Meinung, er sei *im Herzen* katholisch geblieben. Das zeigen ja auch seine Bücher. Nur darf er jetzt nicht so tun, als sei er niemals evangelisch geworden. Das ist - wie man oben sieht - eine glatte Lüge.
was im deutschen Katholizismus nichts ungewöhnliches ist. Wenn’s ihnen passt, dann sind sie mehr Protestanten oder sonnt etwas und wenn’s ihnen wieder zu heiß wird, dann sind sie auf einmal wieder Katholiken. ;)

Stefan

Beitrag von Stefan »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben: Wie dem auch sein, was er geschrieben hat, wird ja nicht falscher. Und darüberhinaus führt er den konfessionalistischen Einwohnermeldeamts-Schwachsinn ad absurdum.
Hallo Stefan,

aber hier geht es - wie obiges Dokument zeigt - nicht um Einwohnermeldeamtsschwachsinn. Die Urkunde wurde ja von der Hamburgischen Ev.-luth. Kirche ausgestellt. Berger ist also bei der Kirche übergetreten, nicht beim Amt!

Abgesehen davon bin ich auch der Meinung, er sei *im Herzen* katholisch geblieben. Das zeigen ja auch seine Bücher. Nur darf er jetzt nicht so tun, als sei er niemals evangelisch geworden. Das ist - wie man oben sieht - eine glatte Lüge.

Gruß
Stephen
Diesen Zettel wird er wohl benötigt haben, um ihn irgendwo vorzulegen. Soweit ich die Berichterstattung verfolgt habe, wollte er damals einen Job haben. Anderenfalls "wäre er 40 Jahre arbeitslos" gewesen. Das hat durchaus den Geruch von Opportunismus; das kann man ihm ankreiden.
Aber das die Protis das 40 Jahre mitgemacht haben und angeblich nichts bemerkt haben, glaube ich nicht.
Die Aufregung aber, die "Bischof" Huber nun an den Tag legt, ist noch unwahrhaftiger, den diesem geht es vordringlich darum, Rache an "Dominus Iesus" zu üben - anstatt sich, wie es sich für einen Theologen gehört, der Sachfrage zu stellen und zu argumentieren.

Huber war angeblich übrigens ein langjähriger Kollege Bergers in Heidelberg. Berger mag man kritisieren, immerhin aber befand er sich in einer persönlichen Notlage. Daraus nun Kapital zu bilden, um den Katholiken insgesamt eins auszuwischen - das ist typisch protestantisch.

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Stefan
Stefan hat geschrieben:Huber war angeblich übrigens ein langjähriger Kollege Bergers in Heidelberg.
Ausweislich seines Lebenslaufes ist das in der Tat der Fall: Wolfgang Huber
Möglicherweise haben sich dort persönliche Animositäten herausgebildet, die der Abrechnung bedürfen .....

GsJC
Raphael

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Stefan hat geschrieben: Diesen Zettel wird er wohl benötigt haben, um ihn irgendwo vorzulegen. Soweit ich die Berichterstattung verfolgt habe, wollte er damals einen Job haben. Anderenfalls "wäre er 40 Jahre arbeitslos" gewesen. Das hat durchaus den Geruch von Opportunismus; das kann man ihm ankreiden.
Ich denke, angesichts der Probleme, die ihm die katholische Kirche damals bereitete (was man jetzt so liest) ist es durchaus verständlich, daß Berger lutherisch wurde und dort sein Auskommen fand. Das würde ich nicht wagen zu kritisieren, schließlich mußte der Mann ja auch leben.
Aber das die Protis das 40 Jahre mitgemacht haben und angeblich nichts bemerkt haben, glaube ich nicht.
Das nehme ich denen auch nicht ab. Schließlich konnte jeder die Bücher und Artikel lesen. Nur ist der dt. Protestantismus so weit, daß vom Hardcoreevangelikalen bis zum Kryptokatholiken dort alles seinen Platz finden kann. Und unter dieser Liberalität ist auch ein Professor Berger gut einzuordnen, er nutzt eben die Liberalität für seine persönliche Form der Orthodoxie. :)

Nur ist eine gewisse Form der Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber auch wichtig. Und offiziell war Herr Berger nun mal evangelisch. Der EKD hat diese Loyalität genügt. Daß Berger sie jetzt öffentlich rückwirkend infrage stellt, spricht nicht für ihn. Vor allem nicht, da es zu einem Zeitpunkt geschieht, wo er seine Schäfchen ins Trockene gebracht hat und um seine Unilaufbahn nicht mehr fürchten muß. Das erscheint mir wie die anglikanischen Bischöfe, die dann bei der Pensionierung doch noch zur katholischen Kirche übertreten. Tja, wenn's keine Opfer mehr kostet, läßt sich der Tiber wohl leichter durchschwimmen. ;)

Stefan

Beitrag von Stefan »

Ja, der taktische Geruch seines Umgangs mit den konfessionellen Formalitäten ist nicht angenehm; eigentlich etwas zu pragmatisch, aber damit auch ein sicheres Zeichen seiner Katholizität ;D

Läßt man die Formalitäten mal weg, so halte ich es allerdings für unmöglich, daß ein lutherischer Christ gleichzeitig vollumfänglich katholisch ist. Sobald er den Römischen Papst als sichtbares Oberhaupt der Weltkirche anerkennt, ist er nicht mehr lutherisch.

Allerdings halte ich die Fragestellung für das Lehrfach Bergers wirklich für irrelevant. Ein Katholik kann sehr wohl NT-Exegese (wissenschaftlich) lehren, auch umgekehrt sollte eine Reformator Exegese an katholischen Hochschulen lehren können. Schließlich geht es bei der Lehre ja nicht um die Darlegung persönlicher Dogmenüberzugungen, sondern um Bibelforschung unter Anwendung wissenschaftlicher Methoden. Die Lehrunterschiede sollten in der Exegese nicht so gravierend wirken, so daß jemand nicht mehr Professor sein kann. Und ich glaube nicht, daß die Heidelberger lieber einen Heiden Berger gehabt hätten. Seine Wertschätzung hat Berger jedenfalls umgekehrt desöfteren kundgetan.

Das eigentliche Ungemach scheint wirklich eher aus der Ecke Huber und anderen ev. Profilbischöfen zu kommen.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Stefan hat geschrieben:Ja, der taktische Geruch seines Umgangs mit den konfessionellen Formalitäten ist nicht angenehm; eigentlich etwas zu pragmatisch, aber damit auch ein sicheres Zeichen seiner Katholizität ;D
Ich werde darauf zurückkommen, wenn ich mich das nächste Mal als *katholisch* bezeichne. ;D
Läßt man die Formalitäten mal weg, so halte ich es allerdings für unmöglich, daß ein lutherischer Christ gleichzeitig vollumfänglich katholisch ist. Sobald er den Römischen Papst als sichtbares Oberhaupt der Weltkirche anerkennt, ist er nicht mehr lutherisch
.

Ich würde eher sagen, daß ein Festhalten an der irrigen lutherischen Rechtfertigungslehre ihn vom katholischen Glauben trennt. Man kann ja lutherisch glauben und den Papst anerkennen. Man kann aber nicht katholisch glauben und die lutherischen Rechtfertigungslehre in ihrer Konsequenz bejahen.
Allerdings halte ich die Fragestellung für das Lehrfach Bergers wirklich für irrelevant. Ein Katholik kann sehr wohl NT-Exegese (wissenschaftlich) lehren, auch umgekehrt sollte eine Reformator Exegese an katholischen Hochschulen lehren können. Schließlich geht es bei der Lehre ja nicht um die Darlegung persönlicher Dogmenüberzugungen, sondern um Bibelforschung unter Anwendung wissenschaftlicher Methoden. Die Lehrunterschiede sollten in der Exegese nicht so gravierend wirken, so daß jemand nicht mehr Professor sein kann. Und ich glaube nicht, daß die Heidelberger lieber einen Heiden Berger gehabt hätten. Seine Wertschätzung hat Berger jedenfalls umgekehrt desöfteren kundgetan.
Im Prinzip hast Du recht, was die Exegese betrifft. Aber es herrscht in Deutschland eben immer noch ein massiver Konfessionalismus auf der institutionellen Ebene. Und demzufolge kann nun mal an einer ev.-theol. Fakultät nur jemand Professor sein, der der EKD angehört. Alle anderen Fälle sind höchst kompliziert (vgl. etwa das Gezerre um den Häretiker Lüdemann in Göttingen) und letztlich quasi aussichtslos. Und der Streit um die EÜ hat ja auch wieder gezeigt, daß man sich da gar nicht einig ist.

Gruß
Steve

Pius
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Beitrag von Pius »

Liebe Leute,

ich kann hier nur dringend davor warnen, Prof. Berger vorschnell zu verurteilen. Ihm Opportunismus bezüglich seines Übertritts vorzuwerfen, ist aufgrund der Umstände, die dazu führten, ziemlich vermessen. Man versetze sich doch einmal in seine Lage. Berger hatte wohl einen nicht ganz unüblichenn Weg als Katholik hinter sich, bevor es zu den Auseinandersetzungen um seine Dissertation in München kam. Einzelheiten kenne ich nicht. Was hätten denn andere hier im Forum an seiner Stelle gemacht? Ab in die Produktion? Hätte er die Konfrontation suchen sollen, wie es andere vor ihm getan haben? Hätte er sich verbittert zurückziehen sollen und seine Talente verkommen lassen?

Ich selbst habe einen vollig anderen Lebensweg hinter mir. Dennoch kann ich vielleicht besser als mancher andere nachvollziehen, was es bedeutet, wenn das, was so hoffnungsfroh began, in einer persönlichen Niederlage endet. Die Konsequenzen sind doch tatsächlich so, wie sie Berger darlegt. Wenn man ihn persönlich erlebt hat als Student, dann ist klar, daß dieser Mann mit ganzem Herzen und persönlichem Einsatz sein Leben als Hochschullehrer geführt hat, ganz unabhängig davon, ob man ihn nun persönlich besonders symphatisch findet oder nicht. Ich könnte mir einen anderen Beruf für ihn nicht vorstellen. Vielleicht sollte man in seinem Fall lieber von Berufung sprechen.

Was die Frage anbelangt, ob er denn nun "Katholisch" sei oder nicht, möchte ich einmal sagen, daß es sehr wohl Menschen gibt in den kirchlichen Gemeinschaften außerhalb "Roms" und der mit Rom in voller Gemeinschaft stehenden Kirchen, die man getrost als "katholisch" ansehen kann. Sie befinden sich ähnlich wie Berger in einer schwierigen Lage. Ich persönlich komme aus einer "unierten" Landeskirche und habe die Konsequenz gezogen, die volle Gemeinschaft mit "Rom" zu suchen. Allerdings habe ich bei aller Freude, die ich erfahren darf, manchmal meine Probleme mit der Kirche. Das betrifft nicht Dinge, wie z.B. das Beten des Rosenkranzes - das habe ich auch vor meinem Übertritt schon praktiziert - oder die Marienfrömmigkeit insgesamt. Vielmehr ist es ein gewißer Legalismus und vorauseilender Gehorsam gegenüber dem, was das "Lehramt" angeblich sagt, der mir absolut fremd ist. Das teile ich wahrscheinlich mit vielen Christen, die sich mit dem Gedanken des Übertritts beschäftigen. Ist er nun katholisch oder nicht, das werden sich einige Katholiken fragen, die Leuten wie mir begegnen.

Die Spaltung der Kirche "stinkt" nun wirklich zum Himmel, und weder mit Ökumene auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner noch mit dem Beharren auf Zuständen oder dogmatischen Prinzipien, die angeblich schon immmer so oder noch nie so waren, werden wir sie nicht überwinden. Ein menschlicher Kompromiß wird die Wunden nicht heilen. Es scheint klar, daß die Tür zum Osten offen ist. Was den Protestantismus anbelangt, so meine ich, daß der "Fall Luther" noch nicht abgeschlossen ist, am wenigsten dort, wo man sich lautstark auf ihn beruft. Das ist jedoch eine andere Geschichte, die besser andere erzählen. Dafür habe ich mich zu wenig um das Thema bemüht.

Ein Wort zu Herrn Prof. Huber und Co. Auch ihn habe ich in Heidelberg erlebt und seine Vorlesungen als sehr interessant in
Erinnerung. Gerüchte gab es auch um seine Person. Der akademische Betrieb ist eben von Eitelkeit geprägt, weil man sich ja sehr viel auf sein "Wissen" einbildet und die "Wahrheit" dabei ganz besonders wichtig ist. Ich kann da kein Urteil sprechen. Mein Empfinden war, daß es wohl eine Frontstellung gab: Berger gegen die überwiegende Mehrheit der Fakultät. Wie das kam, entzieht sich meiner Kenntnis. Daß Berger gerade jetzt zum "Fall" für die evangelischen Glaubensrichter wird, ist sicherlich durch das "Papstjahr" bedingt. Enrüstung entsteht nach dem Prinzip: "Wo kommen wir hin, wenn die mit ihrem Götzen beliebter sind als wir!" Es geht ja auch um Wahrheit (oder vielleicht eher Ressentiments), die, wenn man sie mit Eifer verfolgt, manchmal ungeahnte Folgen nach sich zieht (siehe Luther und die Reaktion Roms u.a.). Bei manchen liberalen Protestanten geht wahrscheinlich der Gedanke durch den Kopf: "Wir waren doch so lieb und nett und offen, und dennoch lieben sie uns nicht!" Das ist polemisch, das gebe ich zu. Jetzt kommt da einer daher, der sich nicht konform verhält und dann noch behauptet, evangelisch zu sein in dem, was er sagt und tut, außerdem noch "katholisch". Wenn man nicht in eine Schublade paßt, muß man alle Konfessionalisten gegen sich aufbringen, besonders aber dann, wenn man ziemlich frech nach seinen eigenen Regeln spielt.

Die Protestanten möchte ich gerne fragen, wann sie denn bitte den von unserem Herrn Jesus Christus nicht gewollten Zustand
der Teilung beenden wollen. Das Bemühen um Reform oder Reformation sollte doch ein Ziel haben. Zersplitterung und Beharren auf die eigene Wahrheit, die sich in eigenen kirchlichen Strukturen zementiert, ist nicht von Gott. Aber dieser Weckruf kommt ja nicht an, das ist schon klar. Ich bete dafür, daß diejenigen, die Verantwortung in den Kirchen tragen, als Hirten, in der Verkündigung oder in der Lehre, sich mit ganzem Herzen und mit aller Kraft für Einheit unter den Christen einsetzen, indem sie auf Christus als unseren Lehrer sehen (vgl. Evangelium vom vergangenen Sonntag).

Daß nun Stricke um den Hals von Herrn Berger gelegt werden, scheint mir unausweichlich. Die Ereignisse von damals holen ihn
wieder ein. Alle, die jetzt sagen, er möge doch auf seine Pension verzichten, möchte ich aufrufen, das gleiche in ähnlicher Lage zu tun. Sein Verhalten haben nicht wir zu beurteilen. Ich persönlich finde es gar nicht anstößig, daß ein Katholik an einer protestantischen Fakultät lehrt. Anstößig finde ich aber, daß kein Katholik in Heidelberg studieren darf, weil seine Kirche nicht Mitglied des ÖRK ist, der ja bekanntermaßen ein Hort der rechten Lehre ist. So weit ist es mit der Ökumene nicht her.

Mit freundlichen Grüßen

Pius

TiLek
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Antwort von einem Protestanten

Beitrag von TiLek »

Lieber Pius,

über die Entgleisungen des Hr. Huber bin ich als Protestant (als Lutheraner) zum wiederholten Male entsetzt. Wahrscheinlich ist der Huber zu sehr uniert.
Wann die Teilung überwunden ist? Keine Ahnung, solange nicht einige andere Dinge geklärt sind, sehe ich keine Chance einer Zusammenführung. Besonders denke ich liegt es aber am Amtsverständnis. Sollte dieser Punkt geklärt werden, dann würden sich viele Dinge auflösen.

Hoffen und beten wir

TiLek

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Edi
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Beitrag von Edi »

Pius hat geschrieben: Ich kann da kein Urteil sprechen. Mein mpfinden war, daß es wohl eine Frontstellung gab: Berger gegen die überwiegende Mehrheit der Fakultät. Wie das kam, entzieht sich meiner Kenntnis.
Pius
Nun ja, wenn man liest, was Berger hier schrieb, kann man sich das denken.. Damit schmeichelt er ja seinen Kollegen nicht gerade. Habe das aus dem schon hier auf S. 1 von Stefan angeführten Link zitiert:

http://www.benediktiner.de/mi/109_referat.htm

"Was im übrigen Exegeten zum Neuen und zum Alten Testament sagen, das ist aus meiner Sicht ganz wesentlich verantwortlich für den Zustand der Kirche. Die meisten Theologen ziehen sich bei der Exegese eine lebenslängliche chronische Erkältung zu, denn die Exegese findet immer heraus, daß angeblich alles das nicht stimmt, was wir glauben. Und wenn das Herz der Kirche so zerfasert ist, wie kann sie da leben? Niemand, ich schon gar nicht, will auf die Einsichten der historischen Exegese verzichten. Aber die Zukunft liegt eindeutig bei einer Auslegung der Schrift, die nicht immerzu die Bibelkritik zum Instrument der Kirchenkritik macht. Das sieht dann so aus: Wenn der Exeget meint, ihm hinge Liturgie zum Halse heraus, wird er flugs behaupten, Jesus sei nie im Tempel gewesen und habe den ganzen Kult abschaffen wollen. Wenn ihn autoritär verordneter Wunderglaube stört, erklärt er, Lazarus habe gar nicht gelebt, damit eben Joh 11 nicht passiert sein muß. Wenn jemand sich über den Papst ärgert, erklärt er das Wort an Petrus für unecht. Wenn jemand gern geheiratet hätte, erklärt er das anstößige Eunuchenwort Jesu für nicht authentisch. Und wenn jemand – irrtümlich – meint, Marienverehrung belaste die Ökumene, dann wird schnell darauf hingewiesen, die Empfängnis durch den Heiligen Geist stehe nur in zweien der vier Evangelien. Und außerdem sei sie nicht mehr zeitgemäß. Ich pflege dann immer mit einem Tauschangebot zu antworten: Auch das Vaterunser steht nur in zwei Evangelien, zufällig in denselben. Wenn ihr das Vaterunser aufgebt, gebe ich Mariae Verkündigung auf."

Das alles ist homozentrische und nicht christozentrische Exegese, statt vertikal, horizontal. Was dabei heraus kommt, sehen wir heute deutlicher denn je überall in den Kirchen.

Pius
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Beitrag von Pius »

Ich meinte damit eigentlich, daß ich die Entwicklung hin zu dieser Frontstellung nicht kenne. Es war ja anscheinend nicht immer so. Warum es so ist, scheint klar auf der Hand zu liegen.
Was die Exegetenzunft anbelangt, so ist Edi zuzustimmen. Man findet sehr oft Anthropozentrismus oder sogar Atheismus. Beides ist nicht nur auf Exegeten beschränkt. Es wird mit vielen Faktoren gerechnet, nur nicht mit einem Gott, der lebendig ist und sein Volk führt. Gott läßt sich aber gewiß nicht spotten.

Gruß

Pius

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

DLF-Magazin

Die Protestanten werben auf
dem stillen Örtchen
http://www.dradio.de/jetztimradio/

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Pius hat geschrieben: Bei manchen liberalen Protestanten geht wahrscheinlich der Gedanke durch den Kopf: "Wir waren doch so lieb und nett und offen, und dennoch lieben sie uns nicht!"


Ja, rechts ist die römisch-katholische Kirche und links der Swingerclub. Auf beiden Seiten starke Konkurrenz.
Der evangelische Berliner Bischof Wolfgang Huber hat seine Kirche zur deutlichen Profilierung aufgerufen. "Zwischen Papstbegeisterung und fundamentalistischem Islam" sei Klarheit gefragt, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gestern in Berlin. "Die Macht der Bilder und die Anziehungskraft großer Riten haben in den letzten Monaten die Aufmerksamkeit besonders auf die römisch-katholische Kirche gelenkt", erklärte er auf der Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Die Unterschiede zwischen den Kirchen träten dadurch wieder deutlicher hervor. (kna)
http://www.vaticanradio.org/tedesco/newsted.htm

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Petra hat geschrieben:Aber es ist doch seltsam, dass seine "Katholizität" erst jetzt auffallen sein soll?


Deswegen schreibt ja auch der SPIEGEL in seiner letzten Ausgabe, in Wahrheit stecke HUBER dahinter, der seinen alten Spezi LEICHT vorschicke, um Stimmung gegen die kath. Kirche zu machen. Huber und die gesamte EKD leide nämlich schon seit dem imposanten Papst-Sterben und den Weltjugendtagen an einem Minderwertigkeitskomplex. Berger sei da nur ein Aufhänger und leichtes Opfer.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Der entlaufene Dominikaner Prof. Dr. Dr. Pesch hatte auch einen Lehrstuhl an einer evangelischen Fakultät.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Der Vatikan nimmt Stellung zur Causa Berger:
Bis zum Ausbruch der gegenwärtigen Diskussion waren dem Kardinal bzw. Papst keinerlei Informationen zugekommen, die über das allgemein Bekannte hinausgingen; von einer doppelten Konfessionszugehörigkeit war nichts bekannt. Der Kardinal hatte daher keinerlei Anlaß, zur Frage der Konfessionszugehörigkeit von Herrn Berger Stellung zu nehmen und hat es auch nie getan. Es ist selbstverständlich, daß die Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts, die eine gleichzeitige Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zu einer evangelischen Landeskirche nicht zulassen, ausnahmslos und daher auch im genannten Fall gelten. Von dieser Ordnung der Kirche kann auch nicht im Bußsakrament dispensiert werden.
(Quelle)

Es sieht schlecht aus für Klaus Berger ....... :cry:

Stefan

Beitrag von Stefan »

Raphael hat geschrieben:Der Vatikan nimmt Stellung zur Causa Berger:
Bis zum Ausbruch der gegenwärtigen Diskussion waren dem Kardinal bzw. Papst keinerlei Informationen zugekommen, die über das allgemein Bekannte hinausgingen; von einer doppelten Konfessionszugehörigkeit war nichts bekannt. Der Kardinal hatte daher keinerlei Anlaß, zur Frage der Konfessionszugehörigkeit von Herrn Berger Stellung zu nehmen und hat es auch nie getan. Es ist selbstverständlich, daß die Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts, die eine gleichzeitige Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zu einer evangelischen Landeskirche nicht zulassen, ausnahmslos und daher auch im genannten Fall gelten. Von dieser Ordnung der Kirche kann auch nicht im Bußsakrament dispensiert werden.
(Quelle)

Es sieht schlecht aus für Klaus Berger ....... :cry:
Selbst wenn es so ist, hätte ich bei dieser Gemengelage insgesamt ein besseres Gefühl als bei einer lex Berger. Und er kann seine Situation ja korrigieren.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Über Prof. Berger regt man sich nur deshalb auf, weil er konservativ ist. Wäre er ein moderner Gottesleugner, ließe man ihn in Ruhe.

Für verdeckte Atheisten á la Huber, Leicht und Konsorten ist Berger schon lange ein Ärgernis.

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