Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

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Tinius
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Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Tinius »

"Gott und der Teufel sind im Weltgeschehen schwer zu unterscheiden....."

Da bin ich bei Minute 13:35 doch hellhörig geworden:

http://www.evangelischer-glaubenskurs.d ... izeefrage/


Sie auch den letzten Absatz des Textes.

Was haltet ihr von dieser Behauptung zur Theodizeefrage?

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offertorium
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von offertorium »

Die Schlussfolgerung kann ich aus seiner eigenen Argumentation heraus nicht nachvollziehen.

Der Teufel könnte nicht agieren ohne dass Gott dazu die Möglichkeit geschaffen hat, darüber hinaus kann er aber niemals wirken, denn sonst wäre Gottes Macht begrenzt. Vielleicht meinte er das moralische Empfinden, wenn wir z.B. krank werden oder uns etwas negatives im Leben passiert?
Aber eigentlich sollte ein Gläubige Mensch wissen, dass auch diese negativen Dinge uns von Gott geschenkt wurden.

Die Theodizee-Frage löst sich auf, wenn wir davon ausgehen, dass wir Menschen uns um unsere Erde kümmern und sie gerecht machen sollen. Gott wird uns im Jenseits für unser Handeln richten. Dort vollendet er seine Gerechtigkeit. Wer glaubt, Gottes Gerechtigkeit beurteilen zu können, betrachten sie aus menschlicher Perspektive und geht, warum auch immer, davon aus, Gottes Handeln im Jenseits beurteilen zu können.

HeGe
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von HeGe »

offertorium hat geschrieben:Aber eigentlich sollte ein gläubiger Mensch wissen, dass auch diese negativen Dinge uns von Gott geschenkt wurden.
Vermeintlich negativ, wäre wohl richtiger. Gott möchte schließlich unser Heil.
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offertorium
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von offertorium »

Ja, da hast Du recht, "vermeintlich negativ" trifft es besser.

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Reinhard
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Reinhard »

Ganz so billig kommen wir aus der Theodizee-Nummer wohl doch nicht heraus, es bleibt eine Fassungslosigkeit.

Denn immerhin erlaubt Gott ja wohl das Böse, und spätestens Hiob lehrt uns, dass die schnellen Antworten seiner Freunde für'n Eimer sind. Auch wenn die Möglichkeit des Bösen offenbar zur Freiheit dazu gehört, und Gott in und für uns auch durch Böses das Gute wirkt, so bleibt das Böse trotzdem letztlich ein finsteres Geheimnis. (Zum Beispiel, warum Gott nicht sofort den Teufel und seine Gesellen vernichtet hat) - Alles andere ist einfach nicht wahr.

In sofern kann man diesem Beitrag nur recht geben: "Gott ist für den Menschen nicht nur „Grund“, sondern auch „Abgrund“. " - Wir verstehen Ihn nicht wirklich, können wir einfach nicht.
Daraus allerdings zu schließen, Gott und der Teufel seien "im Weltgeschehen schwer zu unterscheiden" geht mir zu weit. So wie es im Persönlichen die Unterscheidung der Geister gibt (sowohl nach 1. Kor. als auch nach Ignatius), so schafft die auch in gewissen Grade Klarheit im Weltgeschehen.

Bei einigen Vorbemerkungen würde ich allerdings ausdrücklich widersprechen.
Wenn in Punkt 4 das Gute definiert wird als das, was Gott tut, dann dreht es die Beweisrichtung geradewegs um: Gott ist nicht ein Willkürherrscher, dessen Tun per ordre de Mufti als "gut" erklärt wird, egal was Er tut, sondern wir werden Ihn daran erkennen, dass Er Gutes tut. Der Sinn für das Gute ist in uns schon angelegt (von Ihm natürlich !), da brauchen wir uns nicht von außen etwas aufoktroyieren zu lassen.
Und der Punkt 5 ist auch zu kurz geschossen. Wieso muss Theologie widerspruchsfrei sein ? - auch in der Physik haben wir gelernt, mit ziemlich wilden Widersprüchen zu leben (-> von Welle / Korpuskel bis zum Gödelschen Unvollständigkeitssatz), einfach weil sie in der Realität so vorkommen. Mal ganz abgesehen von der "menschlichen" Seite Gottes. Man muss also vielmehr eingrenzen, in welchem Maß und an welcher Stelle Widersprüche möglich sind. Das sollte dann auch für die Theologie gelten. Dann, und erst dann passt es.

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offertorium
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von offertorium »

Ganz so billig kommen wir aus der Theodizee-Nummer wohl doch nicht heraus, es bleibt eine Fassungslosigkeit.
Weil wir Menschen uns immer schwer darin tun, Gott nicht nach moralischen Maßstäben zu bewerten. Wer verbleiben in einer Fassungslosigkeit, weil wir Gott versuchen zu fassen. Wenn wir das aber nicht versuchen, sondern so hinnehmen, dass Gott ist wie er ist, dann sollte uns das keine Kopfschmerzen bereiten.
Auch wenn die Möglichkeit des Bösen offenbar zur Freiheit dazu gehört, und Gott in und für uns auch durch Böses das Gute wirkt, so bleibt das Böse trotzdem letztlich ein finsteres Geheimnis. (Zum Beispiel, warum Gott nicht sofort den Teufel und seine Gesellen vernichtet hat) - Alles andere ist einfach nicht wahr.
Wir haben ein freien Willen, der es uns ermöglicht, böse oder schlecht handeln zu können. Ohne diese Möglichkeit hätte unser gutes Handeln keinen Wert. Könnten wir nicht anders als gut handeln, was würde das über unser Herz aussagen? Nichts.

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Marion
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Marion »

offertorium hat geschrieben:
Reinhard hat geschrieben:Auch wenn die Möglichkeit des Bösen offenbar zur Freiheit dazu gehört, und Gott in und für uns auch durch Böses das Gute wirkt, so bleibt das Böse trotzdem letztlich ein finsteres Geheimnis. (Zum Beispiel, warum Gott nicht sofort den Teufel und seine Gesellen vernichtet hat) - Alles andere ist einfach nicht wahr.
Wir haben ein freien Willen, der es uns ermöglicht, böse oder schlecht handeln zu können. Ohne diese Möglichkeit hätte unser gutes Handeln keinen Wert. Könnten wir nicht anders als gut handeln, was würde das über unser Herz aussagen? Nichts.
Diese Frage, warum Gott nicht sofort den Teufel und seine Gesellen vernichtet hat, ist berechtigt und mit deiner Antwort nicht beantwortet.

Einen freien Willen hatte Eva ja auch schon bevor die Schlange sie betrogen hat. Und so lange hat sie sich wohl freiwillig an das Gebot gehalten (nicht von dem Baum zu essen). Taugt das nicht dazu etwas über ihr Herz auszusagen?
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Marion
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Marion »

HeGe hat geschrieben:
offertorium hat geschrieben:Aber eigentlich sollte ein gläubiger Mensch wissen, dass auch diese negativen Dinge uns von Gott geschenkt wurden.
Vermeintlich negativ, wäre wohl richtiger. Gott möchte schließlich unser Heil.
Das ist doch aber Folge aus dem Bösen. Vorher gab es das nicht. Sind Krankheiten tatsächlich Geschenke, Gnaden Gottes? Wieso hatte Adam im Paradies vor dem Sündenfall nicht solcherlei "nette" Geschenke bekommen? Hiob sagte, der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, gelobet sei der Herr. Die Krankheit hat er nicht als "Geschenk", nicht als etwas "gegebenes" erkannt. Warum gibt es solcherlei Geschenke im Himmelreich nicht?

Ganz so einfach kann man das Thema nicht vom Tisch wischen.
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Protasius
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Protasius »

Marion hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:
offertorium hat geschrieben:Aber eigentlich sollte ein gläubiger Mensch wissen, dass auch diese negativen Dinge uns von Gott geschenkt wurden.
Vermeintlich negativ, wäre wohl richtiger. Gott möchte schließlich unser Heil.
Das ist doch aber Folge aus dem Bösen. Vorher gab es das nicht. Sind Krankheiten tatsächlich Geschenke, Gnaden Gottes? Wieso hatte Adam im Paradies vor dem Sündenfall nicht solcherlei "nette" Geschenke bekommen? Hiob sagte, der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, gelobet sei der Herr. Die Krankheit hat er nicht als "Geschenk", nicht als etwas "gegebenes" erkannt. Warum gibt es solcherlei Geschenke im Himmelreich nicht?

Ganz so einfach kann man das Thema nicht vom Tisch wischen.
Ich meine mal bei Chrysostomos gelesen zu haben, daß Krankheiten und sonstige Widerwärtigkeiten als Gelegenheit zum Erwerb von Verdiensten durch geduldiges Ertragen aufzufassen sind. Versuchungen sind ja dazu da, daß wir uns in ihnen bewähren; auch wenn wir oft genug in ihnen fallen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Marion
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Marion »

Protasius hat geschrieben:
Marion hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:
offertorium hat geschrieben:Aber eigentlich sollte ein gläubiger Mensch wissen, dass auch diese negativen Dinge uns von Gott geschenkt wurden.
Vermeintlich negativ, wäre wohl richtiger. Gott möchte schließlich unser Heil.
Das ist doch aber Folge aus dem Bösen. Vorher gab es das nicht. Sind Krankheiten tatsächlich Geschenke, Gnaden Gottes? Wieso hatte Adam im Paradies vor dem Sündenfall nicht solcherlei "nette" Geschenke bekommen? Hiob sagte, der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, gelobet sei der Herr. Die Krankheit hat er nicht als "Geschenk", nicht als etwas "gegebenes" erkannt. Warum gibt es solcherlei Geschenke im Himmelreich nicht?

Ganz so einfach kann man das Thema nicht vom Tisch wischen.
Ich meine mal bei Chrysostomos gelesen zu haben, daß Krankheiten und sonstige Widerwärtigkeiten als Gelegenheit zum Erwerb von Verdiensten durch geduldiges Ertragen aufzufassen sind. Versuchungen sind ja dazu da, daß wir uns in ihnen bewähren; auch wenn wir oft genug in ihnen fallen.
Ich möchte die positiven Wirkungen der Strafen und Versuchungen nicht bestreiten. Ich weiß auch, daß jemand im Himmel dickere Krönchen bekommt wenn er schlimmeren Versuchungen standhält. Auch daß der Tod ein Gut ist, wie der hl. Ambrosius erklärt.

Trotzdem kann man sich fragen warum Gott, wie Reinhard vorschlug, nicht einfach gleich den Teufel zerstörte. Vielleicht hätte Eva dann ja nicht gesündigt und wir wären alle auch ohne Erbsünde geboren. Die Welt sähe ganz anders aus, wenn jeder incl die ganzen gefallenen Engel nur einmal sündigen könnten (vielleicht sogar nur in Gedanken) und dann ab damit in die Tonne.

Man muss diesen Gedanken einmal durchdenken, vielleicht kommt man dann darauf, daß alles, so wie es nun ist doch besser ist. Ich bezweifle nicht, daß Gott das Allerbeste tut. Allerdings aus dem Glauben raus. Die Vernunft gibt mir da nicht auf alles eine Antwort. Die Schäden, die durch die Sünde angerichtet werden als etwas gutes, gar als ein Geschenk Gottes anzusehen kommt mir da schon etwas merkwürdig vor. Ich weiß, daß Getaufte die Gnaden erhalten allen Versuchungen die er bei ihnen zulässt zu widerstehen. Das sind Geschenke. Ist aber die Versuchung selbst auch ein Geschenk Gottes?

Ob das nun eine natürliche Krankheit, die ja aus der Strafe der Erbschuld kommt oder ob einer einem mit einer neuen Sünde ins Knie schießt ist da ja eigentlich egal. Das sind alles Folgen/Schäden der Sünde.
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offertorium
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von offertorium »

Marion hat geschrieben:Die Schäden, die durch die Sünde angerichtet werden als etwas gutes, gar als ein Geschenk Gottes anzusehen kommt mir da schon etwas merkwürdig vor.
Es muss einen Grund geben, warum Gott die Sünde will. Was würde passieren, wenn niemand mehr sündigen könnte? Wieso sollte der Mensch dann noch in den Himmel kommen, wenn sein gutes Glauben, Handeln und Fühlen seine einzige Handlungsmöglichkeit wäre? Ich glaube, es geht hier gar nicht so sehr darum, dass Gott will, dass der Einzelne sündigt, sondern vielmehr, dass er die Möglichkeit hat und seine Entscheidung trifft. Um mich für das Gute entscheiden zu können, brauche ich das Böse als Gegenpunkt: dass er Erfahrungen machen kann und durch diese Erfahrungen das Gute schätzen lernt.
Ist aber die Versuchung selbst auch ein Geschenk Gottes?
Würde ich so sehen. Denn durch sie müssen wir uns bemühen, ihr nicht nachzugeben, Und ich glaube, Gott sieht unsere Bemühungen. Gott lies zu, dass der Teufel Jesus in der Wüste versuchte. Wenn Gott das nicht wollte, hätte er alle Macht gehabt, diese Begegnung zu verhindern. Er wollte aber genau das.

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Marion
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Marion »

offertorium hat geschrieben:Es muss einen Grund geben, warum Gott die Sünde will.
Du bist nun noch einen Schritt weiter gegangen... Meinst du diesen Satz hier tatsächlich so wie er da steht?
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offertorium
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von offertorium »

Ja. Könnte denn die Sünde existieren, wenn Gott sie nicht wollte? Damit wäre seine Allmacht begrenzt.

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offertorium
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von offertorium »

Vielleicht besser erklärt: Gott will die Kategorie der Sünde, weil er den Menschen mit freien Willen erschaffen hat, aber nicht, dass das einzelne Schaf durch die Sünde verloren geht.

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Marion
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Marion »

offertorium hat geschrieben:Vielleicht besser erklärt: Gott will die Kategorie der Sünde, weil er den Menschen mit freien Willen erschaffen hat, aber nicht, dass das einzelne Schaf durch die Sünde verloren geht.
offertorium hat geschrieben:Ja. Könnte denn die Sünde existieren, wenn Gott sie nicht wollte? Damit wäre seine Allmacht begrenzt.
Hier ist ein Denkfehler, du müsstest so auch auf folgenden Schluss kommen:
"Könnten nun einzelne Schafe, die durch die Sünde verloren gehen, existieren, wenn Gott das nicht wollte? Damit wäre seine Allmacht begrenzt."


Das Wort WILL, bei dem Satz: Gott will die Sünde ist fehl am Platz. Auch das schönreden der Sünde, weil ja sonst, die Versuchung fehlen würde, die gut und nötig dazu ist, daß Menschen sich Krönchen verdienen können. Das hört sich so an, als ob Gott im Paradies nicht zufrieden war mit den Stammeltern bevor sie sündigten und ungeduldig wartete bis es endlich richtig losgeht und an allen erstmal die Sünde klebt, als ob das zwingend notwendig gewesen war. Als ob er Leute haben wollte und gar musste, die kräftig sündigen, damit sie andere kräftig versuchen können, weil der freie Wille sonst kein Sinn macht. Es ist zwar heute, also seit dem Sündenfall so wie es nunmal ist, aber ab dem Jüngsten Tag bis in alle Ewigkeit sieht es für die Auserwählten anders aus. Da ist der freie Wille nicht abgeschafft und trotzdem gibt es keine Sünde, sie ist nicht nötig, für nichts ist sie nötig. Auch wenn der Herr sich den Schäden, die die Sünde anrichtet zum Vorteil der Seinigen bedient, sie also ab und zu auch zulässt. Die Versuchung ist alleine vom Teufel, die Gnade ihr zu widerstehen ist alleine von Gott, oder wie Protasius es beschrieb die Fähigeit es geduldig zu Ertragen. Das Geschenk Gottes ist nicht die Versuchung, für diese können wir uns beim Teufel "bedanken".

Zur Überschrift des Strangs, der Teufel will die Sünde (das sich gegen Gott entscheiden), Gott will (möchte gern) das Gegenteil. Man kann die beiden schon gut unterscheiden. Gott will die Sünde hört sich so richtig teuflisch an.
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offertorium
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von offertorium »

Marion hat geschrieben: "Könnten nun einzelne Schafe, die durch die Sünde verloren gehen, existieren, wenn Gott das nicht wollte? Damit wäre seine Allmacht begrenzt."
Gottes Allmacht wird ja in dem Moment begrenzt, wo man glaubt, Gott könnte irgendetwas auf Erden nicht verhindern. Als gebe es einen Bereich, auf den Gott keinen Zugriff habe. Alternativ könnte man behaupten, Gott wäre nicht allwissend: dass Dinge, die geschehen,von ihm verhindert werden könnten, wenn er um sie wüsste.
Das Wort WILL, bei dem Satz: Gott will die Sünde ist fehl am Platz.
Eine interessante Frage. Wenn er die Sünde nicht will, warum beseitigt er sie nicht? Das lässt sich meiner Meinung nach nur beantworten, wenn man davon ausgeht, dass Gott uns die Erde gab, damit wir uns um sie verantwortungsvoll kümmern: "Macht Euch die Erde untertan." (1 Mose 1,28)

Verantwortungsvoll handeln: Damit sind wir wieder bei meiner ursprünglichen Aussage. Denn Handeln wird erst dadurch verantwortungsvoll, dass ihm die Verantwortungslosigkeit als reale Option gegenüberr gestellt wird.

Daher glaube ich, sollten wir Gottes Gerechtigkeit nicht so sehr auf unsere Welt begrenzen: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." (Joh 18,36) Gerechtigkeit oder Ausgleich wird es geben: Nach dem Gericht.

Tinius
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Tinius »

offertorium hat geschrieben: Gerechtigkeit oder Ausgleich wird es geben: Nach dem Gericht.
Das sagt der Koran auch.

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offertorium
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von offertorium »

Ist aber eher unerheblich für das Thema, oder?

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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von HeGe »

offertorium hat geschrieben:Eine interessante Frage. Wenn er die Sünde nicht will, warum beseitigt er sie nicht? Das lässt sich meiner Meinung nach nur beantworten, wenn man davon ausgeht, dass Gott uns die Erde gab, damit wir uns um sie verantwortungsvoll kümmern: "Macht Euch die Erde untertan." (1 Mose 1,28)

Verantwortungsvoll handeln: Damit sind wir wieder bei meiner ursprünglichen Aussage. Denn Handeln wird erst dadurch verantwortungsvoll, dass ihm die Verantwortungslosigkeit als reale Option gegenüberr gestellt wird.

Daher glaube ich, sollten wir Gottes Gerechtigkeit nicht so sehr auf unsere Welt begrenzen: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." (Joh 18,36) Gerechtigkeit oder Ausgleich wird es geben: Nach dem Gericht.
Die Beseitigung der Sünde wäre die Beseitigung des freien Willens. Den möchte Gott wohl erhalten.

Das "Wollen" der Sünde würde ich im Übrigen begrifflich dahingehend präzisieren, dass es kein "Wollen" im Sinne von "Wünschen" ist, also eine beabsichtigte Folge, sondern eher ein "Wollen" als Eventualvorsatz. Gott möchte das Gute für die Menschen, möchte aber auch die freie Entscheidung und nimmt als notwendiges Übel hierfür in Kauf, dass wir auch die Möglichkeit haben, uns gegen ihn zu entscheiden.
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Pirmin
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Pirmin »

Wir haben uns bereits im Sündenfall gegen Gott entscheiden. Nach der Erkenntnis des Guten und des Bösen, sind wir vor die Wahl der Entscheidung gestellt. Da in uns das Gute angelegt ist, geht es um die Umkehr zum Guten. Aber das ist nicht einfach: Die Herausforderung dabei ist, dass wir aufgrund erlernter Prägungen, aufgrund unserer Abstammung, aufgrund unserer Vorstellungen oder aufgrund unserer Süchte nicht frei entscheiden können. Wie sind unfrei, gleichsam blind; wir nehmen offensichtliche Handlungsoptionen nicht wahr. Die freie Entscheidung, die Gott uns überlässt, ist ein mühsamer Lernprozess, denn frei entscheiden kann letztlich nur, wer seine Schwächen durchschaut hat, diese hinter sich lässt und gelernt hat, sich bewusst zu entscheiden. Dann wird auch das Gute eine Option, zu einer Wahrheit, die frei und sehend macht. Das Teuflische daran: Der Lernprozess beinhaltet Rückfälle, aber man fängt nicht wieder bei null an, wenn man sich dem Prozess bewusst hingibt.

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Marion
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von Marion »

HeGe hat geschrieben:Das "Wollen" der Sünde würde ich im Übrigen begrifflich dahingehend präzisieren, dass es kein "Wollen" im Sinne von "Wünschen" ist, also eine beabsichtigte Folge, sondern eher ein "Wollen" als Eventualvorsatz. Gott möchte das Gute für die Menschen, möchte aber auch die freie Entscheidung und nimmt als notwendiges Übel hierfür in Kauf, dass wir auch die Möglichkeit haben, uns gegen ihn zu entscheiden.
Das gefällt mir, daß du das Wollen im Sinne von wünschen gestrichen hast. :)
Nun musste ich in wiki mal nachschauen was "Wollen" als Eventualvorsatz bedeutet.
wiki hat geschrieben:Allgemein herrscht Einigkeit, dass für die Strafbarkeit einer Tat Eventualvorsatz genügt.
Würden also die Erdenrichter Gott, wenn sie Ihn erwischen könnten tatsächlich für die ganzen Straftaten die hier geschehen hinter Gitter stecken? Sind unsere Gesetze daneben oder gibt es vielleicht ein noch besseres Wort als Eventualvorsatz?
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HeGe
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Re: Gott und der Teufel sind schwer zu unterscheiden

Beitrag von HeGe »

Marion hat geschrieben:
wiki hat geschrieben:Allgemein herrscht Einigkeit, dass für die Strafbarkeit einer Tat Eventualvorsatz genügt.
Würden also die Erdenrichter Gott, wenn sie Ihn erwischen könnten tatsächlich gerechterweise für die ganzen Straftaten die hier geschehen hinter Gitter stecken? Sind unsere Gesetze daneben oder gibt es vielleicht ein noch ein besseres Wort als Eventualvorsatz?
Strafrechtliche Maßstäbe sind wohl nicht hundertprozentig übertragbar, daher hatte ich das Ganze mit "eher" auch nur als Vergleich herangezogen. Der Eventualvorsatz setzt ein "billigendes" Inkaufnehmen voraus. Dass Gott die Existenz der Sünde positiv "billigt", wird man nicht sagen können. Es ist schwierig, dass mit menschlichen Begriffen zu kategorisieren.

Wenn wir aber im strafrechtlichen Konstrukt bleiben wollten, käme bezüglich deiner Frage ja noch die zweite Problematik hinzu, dass wir hier ja nicht von einem aktiven Handeln Gottes sprechen, sondern einem Unterlassen. Er unterlässt es, die Sünde als Möglichkeit menschlicher Entscheidung zu beseitigen. Bei Unterlassungstaten verlangt das deutsche Recht über einen Vorsatz hinaus auch eine sog. Garantenpflicht, d.h. eine aus objektiven Gründen bestehende Verpflichtung, bei der Tat eines anderen aktiv einzuschreiten oder das Opfer zu schützen. Dass Gott verpflichtet ist, uns vor unseren eigenen Sünden zu schützen, wird man wohl nicht sagen dürfen.
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