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Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 10:10
von lutherbeck
Nach einer Reihe von frustrierenden Erlebnissen im Laufe vieler Jahre keimt in mir seit einigen Monaten der Gedanke an einen Kirchenaustritt auf...

Kann mich wenigstens hier jemand verstehen?

:/

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 10:15
von Sarandanon
Naja, dass kommt natürlich auf die Situation an aber grundsätzlich habe ich da schon Verständnis. Bei mir zB handelte es sich jedoch nicht um "frustrierende Erlebnisse", die Du vermtl. in der Gemeinde hattest (?). Deswegen bin ich auch nicht auf die Idee gekommen nur auszutreten, sondern zu konvertieren.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 10:18
von Siard
Ich kann Dich gut verstehen, aus der evangelischen Kirche bin ich ja auch schon mal ausgetreten. ;D
Hängt aber auch davon ab, was Du unter Kirchenaustritt verstehst (Austritt aus der Körperschaft?).

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 10:34
von Tinius
Natürlich kann ich dich verstehen. Der Begriff "Kirchenaustritt" ist als Wort allerdings leicht irreführend.

Willst du die Institution einer evangelischen Landeskirche verlassen, weil du bei denen aus verschiedensten Gründen nicht mehr Mitglied sein willst und hast als Christ eine neue Heimat ? Wirst du katholisch, orthodox oder suchst dir eine Freikirche?

Oder sagst du den christlichen Gemeinschaften temporär oder länger Ade?

Ich selber als evangelisch-reformierter Christ hätte kein Problem aus der Landeskirche auszutreten, wenn ich mich umorientieren würde.
Ich will gar nicht ausschließen, dass ich z.B. orthodox, alt-katholisch oder mennonitisch werden könnte, wenn mir irgendwann die Politik und die medialen Dummheiten der EKD total gegen den Strich gehen würden UND mein Kirchenpräsident auf Anfrage das mittragen würde.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 10:37
von heiliger_raphael
lutherbeck hat geschrieben:Nach einer Reihe von frustrierenden Erlebnissen im Laufe vieler Jahre keimt in mir seit einigen Monaten der Gedanke an einen Kirchenaustritt auf...
Kann mich wenigstens hier jemand verstehen?
ich denke schon, ja!
Kürzlich habe ich von einem Erzbischof gelesen, der angesichts des vielen Leides die Existenz Gottes infrage stellt. Als ich kürzlich las, wie Familienangehörige von Papst Franziskus um's Leben kamen, ausgerechnet in einer Zeit, in der islamische "Gotteskrieger" ein Blutwerk vollziehen, fragte ich mich auch, wie Gott das zulassen könne.
Unsere persönlichen Erlebnisse prägen uns schon sehr. Mit dem Begriff "Option" hast Du es aber gut auf den Punkt gebracht. Wie sieht denn die Alternative aus? Und löst ein Kirchenaustritt die Probleme in Kirche und Gesellschaft?

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 10:40
von Tinius
heiliger_raphael hat geschrieben:
i
Kürzlich habe ich von einem Erzbischof gelesen, der angesichts des vielen Leides die Existenz Gottes infrage stellt. Als ich kürzlich las, wie Familienangehörige von Papst Franziskus um's Leben kamen, ausgerechnet in einer Zeit, in der islamische "Gotteskrieger" ein Blutwerk vollziehen, fragte ich mich auch, wie Gott das zulassen könne.

Um Theodizee geht es doch hier gar nicht. Auch fehlgeleitete Bischöfe sind nicht das Thema.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 10:59
von heiliger_raphael
Das kann alles Teil von frustrierenden Erfahrungen sein.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 11:12
von TillSchilling
lutherbeck hat geschrieben:Nach einer Reihe von frustrierenden Erlebnissen im Laufe vieler Jahre keimt in mir seit einigen Monaten der Gedanke an einen Kirchenaustritt auf...

Kann mich wenigstens hier jemand verstehen?

:/
Da wir nicht wissen welche Ereignisse dich frustriert haben, ist es schwer auf deine Frage, ob man dich verstände, zu antworten.

Natürlich kann man aus einem Kirchthum, auch aus einem, zu dem man durch Familienzugehörigkeit gehört, austreten. Manchmal muss man das sogar, z. Bsp. wenn man römisch-katholisch ist. Die Frage ist welche Kriterien diese Entscheidung beeinflussen. Dogmatische Überzeugungen, familiäre Probleme in gemischtkonfessionellen Ehen oder zwischenmenschliche Probleme mit dem Pfarrer oder Gemeindemitglieder. Letzter Punkt ist meiner Meinung nach keine akzeptable Begründung für einen Kirchenaustritt.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 11:14
von Jarom1
Ich bin Mitglied einer Lutherischen Landeskirche, mit der mich eher die Gewohnheit verbindet als die Überzeugung. Theologisch steht mir inzwischen die Reformierte Lehre deutlich näher; ein Wechsel in die Reformierte Kirche ist zur Zeit kein Thema, da sie ebenfalls kaum noch ein Reformiertes Profil zeigt.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 12:01
von phylax
Glauben und Gemeinschaft gehören ja zusammen. Anscheinend denkst Du an ein Verlassen der verfassten evangelischen Kirche (incl. Kirchensteuersystem) bei gleichzeitigem Verbleib im, ich sag mal, geistigen Verbund....?

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 16:27
von St. Joseph
Einen Austritt aus der Kirche, als Gemeinschaft derer die an Jesus Christus glauben, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Für einen Konfessionswechsel innerhalb der einen Kirche mag es hingegen jedoch vielfältige Gründe geben.

Ohne jedoch Deine Beweggründe zu kennen, kann man dazu eigentlich nichts sagen.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 16:42
von Raphaela
Mir ist eine Person bekannt, die von einem Priester so sehr gemobbt wurde, dass sie dadurch fast in den Tod getrieben wurde. (Hatte damals einen Suizidversuch.) Die Person wollte lange nichts mehr mit der Kirche zu tun haben; ich weiß von ihr auch, dass sie da eigentlich aus der Kirche austreten wollte.

Also: Wenn ich mir vorstelle: Priester treiben jemanden so weit, vielleicht auch evangelische Pfarrer.....

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 16:54
von Tinius
Raphaela hat geschrieben:Mir ist eine Person bekannt, die von einem Priester so sehr gemobbt wurde, dass sie dadurch fast in den Tod getrieben wurde. .......

Also: Wenn ich mir vorstelle: Priester treiben jemanden so weit, vielleicht auch evangelische Pfarrer.....
Starker Tobak.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 18:59
von Radulf Thoringi
lutherbeck hat geschrieben:...Kann mich wenigstens hier jemand verstehen?
Hallo Lutherbeck,

das weiß ich nicht. Für den Fall, daß Du eine schwere Prüfung im Glauben durchleben mußt: Ich bete für Dich. Denke an IHN.

Für den Fall, daß Du "nur" mit Deiner Konfession uneins (geworden) bist: Das geht mir auch so. Ich denke schon lange über einen Umzug nach Rom nach, aber wirklich umzugsfertig bin ich wohl nicht. ER wird es mir weisen wenn es so sein soll, und Dir auch.

Für den Fall, daß Du personelle Probleme in Deinem kirchlichem Umfeld hast: Denke mal über Exerzitien an einem neutralen Ort nach.

Dein Radulf

PS: Die Umfrage kann ich so nicht beantworten. Austritt aus der konfessionellen Gemeinschaft - möglicherweise, Austritt aus der una sancta catholica et apostolica ecclesia - nie (mit GOttes Hilfe!)

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 19:04
von Hubertus
Welche konkreten Straffolgen muß denn ein Protestant erwarten, wenn er aus der EKD austritt? Gibt es da welche?

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 19:21
von Tinius
Hubertus hat geschrieben:Welche konkreten Straffolgen muß denn ein Protestant erwarten, wenn er aus der EKD austritt? Gibt es da welche?
Keine. Ein Protestant kann auch nicht "aus der EKD" austreten. Er kann aus seiner Landeskirche austreten. 20 Landeskirchen, die selbständig sind.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 19:28
von taddeo
lutherbeck hat geschrieben:Nach einer Reihe von frustrierenden Erlebnissen im Laufe vieler Jahre keimt in mir seit einigen Monaten der Gedanke an einen Kirchenaustritt auf...

Kann mich wenigstens hier jemand verstehen?

:/
Ja. :ja:

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 20:50
von lutherbeck
Hallo zusammen; vielen Dank für eure Antworten!

Nein, mit Theodizee oder Mobbing hat das nichts zu tun, mit Glaubenszweifeln sowieso nicht.

Aber mit dem üblichen Gebaren in der Gemeinde, mit lauem Glaubensleben, mit Frömmelei, Ignoranz, Freundlichkeit aus Neugier - das ganz normale Paket eben; und auch damit, daß meine Versuche von Engagement immer Wohlwollen (dem "lieben, lieben Doktor" gegenüber) hervorrufen - aber eben immer ins Leere laufen...

Ich habe einfach keine Lust mehr...

Noch etwas: ich bin zwar lutherisch, aber seit vielen Jahren auch in der kath. Gemeinde präsent - die sich in oben genanntem Verhalten in nichts, aber wirklich gar nichts, von den Lutheranern unterscheidet...

Ich brauche irgendwie Verständnis - und vermutlich zumindest eine Auszeit...

:traurigtaps:

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 20:56
von phylax
Vielleicht hilft Dir: Gar kein "Engagement", sondern lieber abwarten, was auf Dich zukommt, täglich bei der Arbeit und der Familie (reicht oft aus), so wie Maria sagt: Fiat mihi secundum verbum tuum

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Samstag 20. September 2014, 21:01
von taddeo
lutherbeck hat geschrieben:Ich brauche irgendwie Verständnis - und vermutlich zumindest eine Auszeit...

:traurigtaps:
Weißt Du, was ich glaube? Dir würde ein geistlicher Begleiter guttun, mit dem Du Dich darüber austauschen kannst. Wenn Du so eine "Auszeit" nützen könntest, um sie als "In-Zeit" in Dir selber zu verbringen, wäre das vielleicht eine Zeit des Heiles für Dich.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 00:07
von Mary
lutherbeck hat geschrieben: Aber mit dem üblichen Gebaren in der Gemeinde, mit lauem Glaubensleben, mit Frömmelei, Ignoranz, Freundlichkeit aus Neugier - das ganz normale Paket eben;
Also, die ganz real existierende Gemeinde aus ganz normalen Menschen.
Woanders wird es, wie Du ja auch selbst sagst, vermutlich genauso sein.
lutherbeck hat geschrieben: und auch damit, daß meine Versuche von Engagement immer Wohlwollen (dem "lieben, lieben Doktor" gegenüber) hervorrufen - aber eben immer ins Leere laufen...

Ich habe einfach keine Lust mehr...
Warum genau hast Du keine Lust und ärgerst Du Dich? Weil "Dein Wille" nicht geschehen ist?

Ja, ich habe Verständnis für deine "Anwandlung". Ich habe sie ähnlich oft genug auch.
Frei nach Bonhoeffer glaube ich aber, dass wir gerade in solchen frustrierenden Situationen am Besten geistlich wachsen können. Stichwort Stolz und Demut. Austritt würde zwar momentan entlasten, wäre aber eine verpasste Chance...

Auszeit... das klingt schon besser :streichel:
Lg, Mary

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 00:38
von Reinhard
taddeo hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben:Ich brauche irgendwie Verständnis - und vermutlich zumindest eine Auszeit...

:traurigtaps:
Weißt Du, was ich glaube? Dir würde ein geistlicher Begleiter guttun, mit dem Du Dich darüber austauschen kannst. Wenn Du so eine "Auszeit" nützen könntest, um sie als "In-Zeit" in Dir selber zu verbringen, wäre das vielleicht eine Zeit des Heiles für Dich.
Ja, das denke ich auch.

Vielleicht wären Ignatianische Exerzitien ein guter Weg zur Klärung ? - dort in der Stille, vor Gott selber im Gebet solche Fragen zu klären, wie Mary sie angesprochen hat, mit der Möglichkeit der geistlichen Begleitung, ist eine der besten Möglichkeiten die es gibt. Das kann ich Dir aus eigener Erfahrung sagen !

Der Aufwand ist überschaubar. Einfach "nur" 3 oder 8 Tage in der Stille vor Gott ... :ja:

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 12:16
von TillSchilling
lutherbeck hat geschrieben:
Nein, mit Theodizee oder Mobbing hat das nichts zu tun, mit Glaubenszweifeln sowieso nicht.

Aber mit dem üblichen Gebaren in der Gemeinde, mit lauem Glaubensleben, mit Frömmelei, Ignoranz, Freundlichkeit aus Neugier - das ganz normale Paket eben; und auch damit, daß meine Versuche von Engagement immer Wohlwollen (dem "lieben, lieben Doktor" gegenüber) hervorrufen - aber eben immer ins Leere laufen...

Ich habe einfach keine Lust mehr...
Gründe für einen Kirchenaustritt sind das keine. Entschuldige wenn ich das so direkt sage. Ich habe einige Bekannte - eher aus Freikirchen - die früher in Gemeinden sehr engagiert waren und heute nur noch für sich alleine so vor sich hin christeln. Manche nennen sich soagr "Out of church" Christen. Was Gutes ist aus meiner Sicht mittel- bis längerfristig noch bei keinem herausgekommen. Kurzfristig mag das Erleichterung bringen aber ich würde vor einem solchen Weg warnen.

Ich würde gerne noch eine Anmerkung machen zu dem, was du geschrieben hast. Wenn, was ich jetzt schreiben werde, dir nichts bringt oder dich nervt, ignoriere es einfach. Aber es fällt etwas auf: Du hast recht negative Worte über deine Glaubensgeschwister: " laues Glaubensleben, Frömmelei, Ignoranz, Freundlichkeit aus Neugier". Das sind ganz schön heftige Urteile. Weisst du das alles so genau? Und angenommen es ist wirklich so: wie oft bittest du für deine Geschwister in der Fürbitte vor Gott? Du schreibst, dass deine Versuche von Engagement ins Leere laufen. Das - und das ist dir natürlich bewusst - kann ganz viele Gründe haben. Und auch Gründe, die mit den anderen Gemeindeglieder nichts zu tun haben. In der Kirche geht es um das Reich Gottes. Die Kirche hat einen Herrn. Nicht jedes Engagement, dass man sich da wo Menschen zusammenkommen, vorstellen kann, gehört auch in die Kirche. Vielleicht trifft das auch auf dein Engagement zu.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 12:35
von lutherbeck
Vielen Dank für eure offenen Worte!

Nein, es hat nichts damit zu tun, daß "mein Wille nicht geschieht", und ich will auch niemandem etwas Böses.
Und wenn ein wie auch immer geartetes Engagement meinerseits ( ich hätte gern wieder mehr Gewicht auf die Kernkompetenzen jenseits aller Sozialromantik gelegt...) irgendwie nicht erwünscht oder pasend ist - auch ok...

Aber es ist einfach so, daß sich zunehmend ein ganz großes Gefühl von Enttäuschung in mir breit gemacht hat.

Natürlich dürft ihr die "Schuld" dafür auch in mir suchen - "nur wer zu hohe Erwartungen hat, wird auch enttäuscht" - und so weiter; kenn ich alles.

Aber das hilft mir auch nicht weiter; ich habe seit Monaten das Gefühl, nur noch am Rande der Gemeinde dabei zu sein;
gewissermaßen eine "symbolische Zugehörigkeit zur Kirche quer durch die Zeiten", aber nicht mehr zu den real existierenden Gemeinden...

Da ist der Schritt nach draußen nicht mehr weit...

:/

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 12:45
von heiliger_raphael
Das ist immer eine schwierige Sache, das richtige Maß zu finden. Einerseits sollen Menschen sensibel genug sein, um Probleme zu erkennen und zudem noch "die Geister unterscheiden", was denn nun falsch und richtig ist, andererseits sollen sie nicht richten und verurteilen. Das beißt sich tatsächlich irgendwo. Denn wer unterscheidet und Probleme erkennt, trägt sie natürlich nicht wortlos mit, sondern macht sich Gedanken um Möglichkeiten, ob sie nicht geändert werden können. Finden sich keine Möglichkeiten, zieht man die Konsequenzen (so habe ich jetzt auch den Threadersteller verstanden).
Das Grundproblem ist: in einer Gruppe, in der alle die Klappe halten, wenn Mist läuft, fühlen sich jene die den Mist bauen, pudelwohl und freuen sich über die soziale Anerkennung. Das ist glaube ich ein genereller Konflikt.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 13:14
von taddeo
lutherbeck hat geschrieben:ich habe seit Monaten das Gefühl, nur noch am Rande der Gemeinde dabei zu sein;
gewissermaßen eine "symbolische Zugehörigkeit zur Kirche quer durch die Zeiten", aber nicht mehr zu den real existierenden Gemeinden...

Da ist der Schritt nach draußen nicht mehr weit...

:/
Dieses Gefühl kenne ich seit Jahrzehnten, als ich wegen des Studiums und wechselnder Wohnorte eigentlich nirgends eine "real existierende Gemeinde" hatte, ich der ich mich längere Zeit zuhause gefühlt hätte. Aber ich habe das eigentlich nie als Problem empfunden, im Gegenteil. Es hat in mir das Bewußtsein wachsen lassen, wirklich "katholisch" zu sein: überall war ich gleichermaßen zuhause, ob in Regensburg, Rom, oder hier in Niederbayern, ob in römisch oder byzantinisch gefeierten Gottesdiensten. Daß ich heute in einer Ortspfarrei fest verankert bin, hat nur mit der bürgerlichen Seßhaftigkeit zu tun; ich geh aber immer wieder gern auch anderswohin in die Messe.

Es ist vielleicht für Dich ein Fingerzeig, daß die Pfarreien, die "real existierenden Gemeinden", nicht das Wesen der Kirche ausmachen, sondern nur Erscheinungsformen sind. Du scheinst instinktiv zu spüren, daß Du auch ohne diese Menschenansammlungen zu einer Kirche gehörst oder gehören willst, die mehr ist als ein Vereinslokal.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 13:20
von phylax
Du gehörst auch dazu, wenn Du am Rand der Gemeinde stehst.
Rein physikalisch schon können nicht alle in der Mitte stehen.
Warte, bis wieder jemand/etwas auf Dich zukommt.
Solltest Du aber von all dem gekränkt sein, wäre doch eine Selbstprüfung nützlich

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 13:47
von TillSchilling
lutherbeck hat geschrieben: Und wenn ein wie auch immer geartetes Engagement meinerseits ( ich hätte gern wieder mehr Gewicht auf die Kernkompetenzen jenseits aller Sozialromantik gelegt...) irgendwie nicht erwünscht oder pasend ist - auch ok...
Wenn das vom Pfarrer nicht gewünscht wird, hast du keine Chance. So eine Grundausrichtung einer Gemeinde kannst du als Gemeindemitglied nicht verändern. Da kannst du nur beten, dich in der Gemeinde und Landeskirche vernetzen und hoffen dass es besser wird. Gegen Unglaube helfen keine Argumente.
lutherbeck hat geschrieben: Aber das hilft mir auch nicht weiter; ich habe seit Monaten das Gefühl, nur noch am Rande der Gemeinde dabei zu sein;
gewissermaßen eine "symbolische Zugehörigkeit zur Kirche quer durch die Zeiten", aber nicht mehr zu den real existierenden Gemeinden...

Da ist der Schritt nach draußen nicht mehr weit...
Vielleicht gehören ja auch die anderen Glieder deiner "real existierenden Gemeinde" nicht zur Kirche Jesu Christi. Christiani Ecclesia sunt. Nicht einfach alle irgendwie allgemein-religiösen Mitglieder einer Landeskirche. Vielleicht fühlst du dich ja auch deswegen so fremd weil du einen anderen Geist hast.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 13:58
von Reinhard
lutherbeck hat geschrieben:....
Da ist der Schritt nach draußen nicht mehr weit...

:/
Noch einmal: Fokussier Dich nicht zu sehr darauf, wie Du Dich dort aufgehoben fühlst ! - solche Eindrücke können trügen.
Viel wichtiger ist es, welches Dein Platz ist, aus Gottes Perspektive: also die Frage der Berufung, oder mit anderen Worten: "Wo möchte Gott, dass ich stehe und mich einbringe ?"

In meiner eigenen Geschichte habe ich es auch erlebt, dass ich in der (ev.) Gemeinde aktiv mitgearbeitet habe, über mehr als 10 Jahre, und inhaltlich andauernd das Gefühl hatte, die ganze Zeit auf der Stelle zu treten. Es war nichts zu bewegen, ich habe mich regelrecht dort aufgerieben.
Später ging dann mein Weg in die kath. Kirche, und jetzt habe ich den Eindruck, dass ich angekommen bin, und es bewegt sich etwas. (nicht nur etwas, sondern ganz schön viel ! ;) ) Dass "Gottes Segen jetzt endlich fließt" würde ich fast sagen. Dennoch war diese Zeit des Frustes notwendig und richtig, als eine Etappe auf dem Weg mit Gott, eine Zeit der Vorbereitung. Da bin ich mir ganz sicher.

Aber, und darum "harfe" ich so auf dem Gebet und der Stille vor Gott herum, das Entscheidende ist, dass Du Deine Beziehung zu Gott pflegst, und Dir von dort her die Orientierung holst, "was jetzt dran ist" - - alles andere sind jetzt "zweite Fragen" !

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 14:28
von Heinrich II
taddeo hat geschrieben: Dieses Gefühl kenne ich seit Jahrzehnten, als ich wegen des Studiums und wechselnder Wohnorte eigentlich nirgends eine "real existierende Gemeinde" hatte, ich der ich mich längere Zeit zuhause gefühlt hätte. Aber ich habe das eigentlich nie als Problem empfunden, im Gegenteil. Es hat in mir das Bewußtsein wachsen lassen, wirklich "katholisch" zu sein: überall war ich gleichermaßen zuhause, ob in Regensburg, Rom, oder hier in Niederbayern, ob in römisch oder byzantinisch gefeierten Gottesdiensten. Daß ich heute in einer Ortspfarrei fest verankert bin, hat nur mit der bürgerlichen Seßhaftigkeit zu tun; ich geh aber immer wieder gern auch anderswohin in die Messe.

Es ist vielleicht für Dich ein Fingerzeig, daß die Pfarreien, die "real existierenden Gemeinden", nicht das Wesen der Kirche ausmachen, sondern nur Erscheinungsformen sind. Du scheinst instinktiv zu spüren, daß Du auch ohne diese Menschenansammlungen zu einer Kirche gehörst oder gehören willst, die mehr ist als ein Vereinslokal.
Ich kann das oben Geschriebene nur unterstützen. Kirche ist mehr als die örtliche Gemeinde (jedenfalls bei uns Katholiken). :daumen-rauf:

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 16:18
von heiliger_raphael
Reinhard hat geschrieben:Noch einmal: Fokussier Dich nicht zu sehr darauf, wie Du Dich dort aufgehoben fühlst ! - solche Eindrücke können trügen.
Viel wichtiger ist es, welches Dein Platz ist, aus Gottes Perspektive: also die Frage der Berufung, oder mit anderen Worten: "Wo möchte Gott, dass ich stehe und mich einbringe ?"
Finde ich einen guten Hinweis. Ich denke dass es ganz sinnvoll ist, wenn man an der menschlichen Seite der Kirche oder Gemeinde manchmal verzweifelt, sich immer die andere Seite der Kirche in Erinnerung zu rufen und sich auch daran zu erinnern, dass Gott einen da haben möchte.

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Verfasst: Sonntag 21. September 2014, 17:02
von Maurus
lutherbeck hat geschrieben:Hallo zusammen; vielen Dank für eure Antworten!

Nein, mit Theodizee oder Mobbing hat das nichts zu tun, mit Glaubenszweifeln sowieso nicht.

Aber mit dem üblichen Gebaren in der Gemeinde, mit lauem Glaubensleben, mit Frömmelei, Ignoranz, Freundlichkeit aus Neugier - das ganz normale Paket eben; und auch damit, daß meine Versuche von Engagement immer Wohlwollen (dem "lieben, lieben Doktor" gegenüber) hervorrufen - aber eben immer ins Leere laufen...

Ich habe einfach keine Lust mehr...

Noch etwas: ich bin zwar lutherisch, aber seit vielen Jahren auch in der kath. Gemeinde präsent - die sich in oben genanntem Verhalten in nichts, aber wirklich gar nichts, von den Lutheranern unterscheidet...
Es ist zu fürchten, dass es in jeder x-beliebigen Gemeinde so ist. Kirche in Deutschland eben. Abhilfe schafft eine gewisse Immunisierung oder eben eine kleinere geistliche Gemeinschaft, falls eine zu finden ist.