Kirchenaustritt - eine Option?

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.

Kirchenaustritt - eine Option?

Niemals!
32
52%
Unter gewissen Umständen...
10
16%
...kann ich mir schon vorstellen!
6
10%
Bin kurz davor!
5
8%
Bin schon weg...
8
13%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 61

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lutherbeck
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von lutherbeck »

"Wo möchte Gott, dass ich stehe und mich einbringe ?"
Nun - vermutlich nicht in der Kirche...

:traurigtaps:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von taddeo »

lutherbeck hat geschrieben:
"Wo möchte Gott, dass ich stehe und mich einbringe ?"
Nun - vermutlich nicht in der Kirche...

:traurigtaps:
Doch, in der Kirche bestimmt - aber vielleicht halt nicht an den Orten, die Du momentan mit "Kirche" identifizierst.
Weißt Du, ich zum Beispiel würde mich glücklich schätzen, von einem Arzt behandelt zu werden, der seinen Beruf aus dem Glauben heraus und in (wenigstens leidlicher) Übereinstimmung mit der christlichen Glaubens- und Sittenlehre praktiziert. Solche Ärzte sind seltener als Gold, und dementsprechend noch viel mehr wert - DA wärst Du als Christ sicher in der Lage, Zeugnis zu geben, und könntest Dich mehr einbringen als sonstwo.

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lutherbeck
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von lutherbeck »

Meine Güte - das versuche ich doch sowieso...

Aber die Gemeinden haben anscheinend kein tieferes Interesse an diesen Erfahrungen.

:roll:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von taddeo »

lutherbeck hat geschrieben:Meine Güte - das versuche ich doch sowieso...

Aber die Gemeinden haben anscheinend kein tieferes Interesse an diesen Erfahrungen.

:roll:
Nein, aber die Gemeinden brauchen ja auch keinen Onkel Doktor - Dein "Missionsgebiet" sind vordringlich Deine Patienten.
Ich kenn das, dieses Sich-selbst-genügen in den Pfarreien ... noli turbare circulos meos - wer was Neues reinbringen möchte, wird entweder als Störenfried beargwöhnt oder als Wichtigtuer. Aber ich könnte mir vorstellen, daß es abseits der eingefahrenen Pfarreiinstitutionen doch kirchliche Initiativen (zB die Hospizbewegung oder ähnliches?) gibt, die Dich mit Freuden empfangen würden, und über die Du jene Rückbindung an die Kirche findest, die Du momentan in den Gemeinden nicht erfahren kannst.

Tinius
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von Tinius »

Wo liegt jetzt das wirkliche Problem?

Möchtest du z.B. regelmäßige, wöchentlich, gläubige Bibelarbeit ? Und die will keiner und erlebst nur Ablehnung?

Oder legst du als Honoratior WERT auf bestimmte Gottesdienstformen, die aber nicht mehr angeboten werden?

Ich bekomme z.B. Übelkeit, Brechreiz und Fluchtwünsche, wenn ich an den Erntedankgottesdienst bei der landeskirchlichen, lutherischen Gemeinde denke.....Die Art wie das gefeiert wird....diese Sprüche.... :heul: :heul: :heul:
Soll ich wegen des Kindergartenkindes hin oder lieber lügen und absagen (geht nicht....sind nicht da.....) :hae?: :hae?:

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lutherbeck
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von lutherbeck »

Habe heute "klar Schiff" gemacht - und mich bis auf weiteres verabschiedet...

:|
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von taddeo »

lutherbeck hat geschrieben:Habe heute "klar Schiff" gemacht - und mich bis auf weiteres verabschiedet...

:|
de iure als Kirchensteuerzahler oder de facto von der konkreten Gemeinde?

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lutherbeck
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von lutherbeck »

De facto - ich habe (in einem Gespräch mit dem Dekan) quasi einen "unbegrenzten Urlaub" von der Gemeinde genommen,
bin aber de jure (noch) Mitglied - gewissermaßen symbolisch...

:|

Noch etwas: mit Steuern hat das nix zu tun...
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von taddeo »

lutherbeck hat geschrieben:De facto - ich habe (in einem Gespräch mit dem Dekan) quasi einen "unbegrenzten Urlaub" von der Gemeinde genommen,
bin aber de jure (noch) Mitglied - gewissermaßen symbolisch...

:|

Noch etwas: mit Steuern hat das nix zu tun...
Danke für Deine ehrliche Antwort - daß Du es nicht wegen der Steuern tun würdest, war mir nach Deinen Beiträgen hier eh klar, aber ich wollte halt eine allgemeinverständliche Unterscheidung formulieren ...
Nimm das "de iure" nicht nur symbolisch. Allein durch Deine Kirchensteuern ist das in erheblichem Umfang auch "de facto" - vor allem wenn Du berücksichtigst, daß nur etwa ein Drittel der Christen hierzulande überhaupt Kirchensteuern zahlt (bei den Katholiken zumindest, bei den Protestanten wird es wohl kaum mehr sein). "Aktivität" muß nicht immer bedeuten, selbst irgendwo Hand anzulegen. Schau Dir Papst em. Benedikt an, der tut auch nichts nach außen - und ist aktiv wie eh und je für die Kirche.

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lutherbeck
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von lutherbeck »

Also wie früher als Anfänger im OP? Maul und Haken halten?

:nein:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Ralf

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von Ralf »

lutherbeck hat geschrieben:Also wie früher als Anfänger im OP? Maul und Haken halten?

:nein:
Nein (außerdem sind mittlerweile auch in den Kliniken diese Zeiten größtenteils rum, GottseiDank!), das sicher nicht.

Entscheidend ist das, was Du vor Gott bist, nicht das, was Du vor anderen Menschen bist. Mögen sie Dich toll finden oder nicht, beides ist letztlich nicht das wichtigste. Taddeo meinte nur, daß Du mit beharrlichem Gebet mehr für die Kirche tust als viele andere, die sehr aktiv sind.

Wir sollen säen, nicht zwingend ernten.

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Radulf Thoringi
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von Radulf Thoringi »

lutherbeck hat geschrieben:Also wie früher als Anfänger im OP? Maul und Haken halten?

:nein:
Hallo,

vielleicht meinte Taddeo auch nur stille Fürbitte :tuete:
"Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum Atheismus, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott."
Werner Heisenberg

Mary
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von Mary »

lutherbeck hat geschrieben:De facto - ich habe (in einem Gespräch mit dem Dekan) quasi einen "unbegrenzten Urlaub" von der Gemeinde genommen,
bin aber de jure (noch) Mitglied - gewissermaßen symbolisch...

:|

Noch etwas: mit Steuern hat das nix zu tun...
Was hat denn Dein Dekan dazu gesagt?
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taddeo
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von taddeo »

Ralf hat geschrieben:Taddeo meinte nur, daß Du mit beharrlichem Gebet mehr für die Kirche tust als viele andere, die sehr aktiv sind.
Das auch, aber nicht nur das.
Wer in seinem Beruf sich um ein christliches Zeugnis bemüht, wer (als Arzt bestimmt nicht wenig) Kirchensteuer zahlt, wer sein persönliches Glaubensleben pflegt, der muß sich keine Vorwürfe machen, wenn er in einer bestimmten Phase seines Lebens nicht im gewünschten Maß in der Lage ist, aktiv in einer Gemeinde mitzuarbeiten. Solches Engagement hängt nie nur von einem selber ab, sondern immer auch von den Umständen, die andere bestimmen.
Das Heil hängt nicht von einer konkreten Pfarrei ab. Da muß man auch einmal den Staub von den Füßen schütteln können und gehen, wenn alles andere nichts bringt. Als Katholik tut man sich vielleicht etwas leichter damit als ein Protestant, das ist mir klar. Ich würde so eine "Auszeit" für ein persönliches geistliches "Sabbatjahr" zu nutzen versuchen, und - wie schon gesagt - mir dafür einen geeigneten geistlichen Begleiter suchen. Nicht unbedingt im Sinne eines katholischen Beichtvaters, sondern eines Menschen, der auf geistiger Augenhöhe in der Lage ist, mir eine geistliche Reflexion meiner eigenen Gedanken zu geben. (In katholischen Bistümern gibt es häufig einen festen Stamm ausgebildeter geistlicher Begleiter, das kann und darf nämlich nicht jeder machen - vielleicht gibt es ja ähnliche Angebote bei den Lutheranern.) Und daraus können sicherlich über kurz oder länger neue Perspektiven auch für ein konkretes Engagement in einer Ortsgemeinde erwachsen.

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lutherbeck
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von lutherbeck »

Euch allen vielen Dank für eure vielfältigen Rückmeldungen - das hilft mir momentan sehr!

Auch mein Dekan hat sehr gut reagiert; das Tischtuch ist noch nicht zerschnitten!

Mein berufliches Engagement war von Anfang an vom Glauben inspiriert und getragen, auch in den eher kirchenfernen Phasen. Leider fallen Gedanken, die ich der Gemeinde seit langer Zeit mitgeben möchte einfach nicht auf fruchtbaren Boden; bei aller vorgeblichen Freiheit möchte / kann man aus dem bisherigen Rahmen nicht heraus.

Natürlich frage ich mich mittlerweile auch, ob meine Gedanken denn richtig sind...

Und so hat sich bei mir unmerklich über die Jahre ein großes Potential an Frustration angesammelt; sollte ich künftig dennoch dabei bleiben, werde ich sicherlich nur noch am Rande der Gemeinde als passives Mitglied auftreten und mir jegliches weitere Engagement sparen.

Ob Herrgott und Kirche mich wirklich brauchen?

Der Gedanke an eine Auszeit gefällt mir derzeit am besten; leider kann sie aus beruflichen Gründen nur innerlich von mir praktiziert werden, für wirkliche Auszeiten mit Ortswechsel und Suche nach Begleitung etc. fehlt mir derzeit die Freiheit und die Ruhe - leider!

:|
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Mary
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von Mary »

lutherbeck hat geschrieben: Leider fallen Gedanken, die ich der Gemeinde seit langer Zeit mitgeben möchte einfach nicht auf fruchtbaren Boden; bei aller vorgeblichen Freiheit möchte / kann man aus dem bisherigen Rahmen nicht heraus.
Magst Du etwas erzählen, um welche Ideen und Gedanken es ging?
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TillSchilling

Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von TillSchilling »

lutherbeck hat geschrieben: Und so hat sich bei mir unmerklich über die Jahre ein großes Potential an Frustration angesammelt; sollte ich künftig dennoch dabei bleiben, werde ich sicherlich nur noch am Rande der Gemeinde als passives Mitglied auftreten und mir jegliches weitere Engagement sparen.

Ob Herrgott und Kirche mich wirklich brauchen?
Zuerst einmal brauchst Du den Herrgott. Den Heiland, der den Frustrierten zuruft:
28 Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. 29 Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Wir kennen die Situation in deiner konkreten Gemeinde nicht. Aber jeder weiss wie die geistliche Situation in vielen EKD Gemeinden aussieht. Selbst an den frommsten Gemeinden nagt der Glaubenszerfall, gläubige Pfarrer kommen aus der universitären Ausbildungsmühle nur wenige, die Herde ist (fast) ohne Hirten, ohne gute, biblische Leitung. Wenn man dagegen etwas tun möchte - und so habe ich dich verstanden - darf man sich keinen Illusionen hingeben was möglich ist, welchen Einfluss man haben kann. Ein Engagement will gut überlegt sein, damit es zielführend ist. Vor allem muss man sich vernetzen mit ähnlich Denkenden, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Konferenz_ ... utschlands .

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von taddeo »

lutherbeck hat geschrieben:Der Gedanke an eine Auszeit gefällt mir derzeit am besten; leider kann sie aus beruflichen Gründen nur innerlich von mir praktiziert werden, für wirkliche Auszeiten mit Ortswechsel und Suche nach Begleitung etc. fehlt mir derzeit die Freiheit und die Ruhe - leider!
Es wird Dir sicherlich schon helfen, wenn Du wenigstens geistig etwas Abstand zur Quelle Deines Frustes gewinnen kannst. Ein Ortswechsel würde da nicht zwangsläufig helfen.
Eine geistliche Begleitung müßte auch gar nicht zeitaufwendig sein; sich regelmäßig einmal im Monat ein, zwei Stunden mit einem entsprechenden Gesprächspartner austauschen zu können, würde sicher schon mal reichen - als Oase in der Wüste des Alltags.

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phylax
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von phylax »

lutherbeck hat geschrieben:


Ob Herrgott und Kirche mich wirklich brauchen?


:|
Gott braucht Dich bestimmt, aber vielleicht anderswo als in der angestammten Gemeinde...
Von Gott kommt mir ein Freudenschein,/ wenn Du mich mit den Augen Dein/ gar freundlich tust anblicken

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lutherbeck
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von lutherbeck »

Damit komme ich grad nicht weiter - sorry...
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

heiliger_raphael
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von heiliger_raphael »

lutherbeck hat geschrieben: Ob Herrgott und Kirche mich wirklich brauchen?
Schau, wenn etwas sicher ist, dann das. In einer Welt der Kaltschnäuzigkeit sind die sensiblen Menschen doch jene, die noch ein Empfinden für die Welt haben. Zu meiner Taufe hat mir eine befreundete Ordensschwester eine Schnitzerei aus Polen geschenkt. Es ist eine kleine Holzfigur. Jesus, wie er über die Welt denkt, sich gramt und seinen Kopf stützt.

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guatuso
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von guatuso »

Ich bin vor vielen, vielen Jahren als Katholik aus der Kirche ausgetreten.
Heute bereue ich es sehr.
Ich gehoere nirgendwo mehr hin, ist mein Gefuehl.
Da ich im fernem Ausland lebe, kann ich auch nicht mehr in Deutschland in die Kirche eintreten. Ein Eintritt aber waere fuer mich, als wuerde ich das Glaubensbekenntnis neu und im Angesicht der Gemeinde ablegen, um wieder dazu zu gehoeren.
Das ist mir versagt.
Ich weiss nicht einmal, ob ich das Recht habe, zur heiligen Kommunion zu gehen, obwohl ich manchmal sehr grosse Sehnsucht danach habe. (Vielleicht kann mir dazu hier jemand mit kirchlicher Autoritaet etwa sagen?) Hier gibt es keine Kirchenein- oder austritte, hier ist man katholisch oder nicht.
Ich habe mich selber ausgeschlossen.
Ich spuere eine grosse Luecke in mir.

Daran dachte ich zu Anfang nie.Man hat so seine Beweggruende und glaubt sie stimmen fuer immer. Nein, sie koennen gar nicht fuer "immer" stimmen. Mein Kirchenaustritt war nicht ein Abschiednehmen von Gott, war ein Abschied von der Instutition. Es ist aber wie in einer Ehe. Erst wenn sie nicht mehr besteht, weiss man, was man an ihr hatte.
Erschwerend bei mir kommt hinzu, dass wir keine deutsche katholische Gemeinde haben. Ich ging, nach vielen Jahren der seelischen Abstinenz aus Sehnsucht nach Gott und der Gemeinschaft in die deutsche lutherische Gemeinde.Es war nicht das gleiche, mir fehlte etwas.Im Herzen blieb ich Katholik.

Mein Rat, wenn auch verspaetet: Nicht austreten. Distanz gewinnen, das ist okay. Aber den Bruch vollziehen, auf gar keinem Fall. Die Folgen spuert man wenn es quasi zu spaet ist.
Ich sehe natuerlich ein, dass das eine sehr persoenliche Entscheidung ist.

Raphaela
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von Raphaela »

guatuso hat geschrieben:Ich bin vor vielen, vielen Jahren als Katholik aus der Kirche ausgetreten.
Heute bereue ich es sehr.
Ich gehoere nirgendwo mehr hin, ist mein Gefuehl.
Da ich im fernem Ausland lebe, kann ich auch nicht mehr in Deutschland in die Kirche eintreten. Ein Eintritt aber waere fuer mich, als wuerde ich das Glaubensbekenntnis neu und im Angesicht der Gemeinde ablegen, um wieder dazu zu gehoeren.
Das ist mir versagt.
Ich weiss nicht einmal, ob ich das Recht habe, zur heiligen Kommunion zu gehen, obwohl ich manchmal sehr grosse Sehnsucht danach habe. (Vielleicht kann mir dazu hier jemand mit kirchlicher Autoritaet etwa sagen?) Hier gibt es keine Kirchenein- oder austritte, hier ist man katholisch oder nicht.
Ich habe mich selber ausgeschlossen.
Ich spuere eine grosse Luecke in mir.
Sprich mit dem Priester der Gemeinde und erzähle im dein Anliegen.
Das mit Aus-und Eintreten bzw. auch in eine andere Gemeinschaft überteten, kann man ja so offiziell wie in Deutschland nur wegen des Konkordats. Und es spricht ja für sich, dass dies nicht in Deutschland nicht im Pfarramt geschieht, sondern auf einem staatlichen Amt. - Das Siegel der Taufe ist unauslöschlich!
Wenn du also zu dem Priester gehst, bereust und voller Glauben das Glaubensbekenntis sprichst, dürfte alles in Ordnung sein, dann gehörst du wieder zur Kirche.
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von taddeo »

guatuso hat geschrieben:Ich bin vor vielen, vielen Jahren als Katholik aus der Kirche ausgetreten.
Heute bereue ich es sehr.
Ich gehoere nirgendwo mehr hin, ist mein Gefuehl.
Da ich im fernem Ausland lebe, kann ich auch nicht mehr in Deutschland in die Kirche eintreten. Ein Eintritt aber waere fuer mich, als wuerde ich das Glaubensbekenntnis neu und im Angesicht der Gemeinde ablegen, um wieder dazu zu gehoeren.
Das ist mir versagt.
Ich weiss nicht einmal, ob ich das Recht habe, zur heiligen Kommunion zu gehen, obwohl ich manchmal sehr grosse Sehnsucht danach habe. (Vielleicht kann mir dazu hier jemand mit kirchlicher Autoritaet etwa sagen?) Hier gibt es keine Kirchenein- oder austritte, hier ist man katholisch oder nicht.
Dein Kirchenaustritt gilt zunächst rechtlich nur für Deutschland, und dürfte dort auch in Deiner Taufpfarrei im Taufbuch vermerkt sein.

Ich würde Dir folgendes raten: Wende Dich zunächst an das Offizialat des deutschen Bistums, in dem Du aus der Kirche ausgetreten bist. Erkläre dort Deine Situation, und daß Du wieder in die volle Gemeinschaft der Kirche zurückkehren willst. Man müßte Dir ohne weiteres sagen können, was Du an Deinem jetzigen Wohnort tun mußt, um das zu bewirken (Beichte, evtl. Lösung von Kirchenstrafen). Und frage auch nach, wie diese Rückkehr zur Kirche dann in Deutschland amtlich registriert werden kann, indem Dein Austrittsvermerk beim Taufeintrag gestrichen wird!

Ich denke, die deutschen Kirchenrechtler sind da fitter als die in Costa Rica, wenn es dort diese Problematik überhaupt nicht gibt. Das müßte sich eigentlich mit ein paar E-Mails regeln lassen.

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guatuso
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von guatuso »

Sehr herzlichen Dank fuer die Ratschlaege. Ich werde an das Bischofsamt in Berlin schreiben (mailen). Ich wuerde mich wesentlich wohler fuehlen, wieder offizielles Mitglied der kath. Gemeinde sein zu koennen.

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von taddeo »

guatuso hat geschrieben:Sehr herzlichen Dank fuer die Ratschlaege. Ich werde an das Bischofsamt in Berlin schreiben (mailen). Ich wuerde mich wesentlich wohler fuehlen, wieder offizielles Mitglied der kath. Gemeinde sein zu koennen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei! Normalerweise müßtest Du bei den zuständigen Stellen offene Türen einrennen mit Deinem Wunsch.

Tinius
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von Tinius »

Codex Iuris Canonici

http://www.codex-iuris-canonici.de/indexdt.htm


Can. 12 — § 1. Der Wohnsitz wird erworben durch jenen Aufenthalt im Gebiet einer Pfarrei oder wenigstens einer Diözese, der entweder mit der Absicht verbunden ist, dort ständig zu bleiben, sofern kein Abwanderungsgrund eintritt, oder sich über einen Zeitraum von fünf vollen Jahren erstreckt hat.

......


Can. 16 — Wohnsitz und Nebenwohnsitz gehen verloren durch den Wegzug vom Ort mit der Absicht, nicht zurückzukehren, unbeschadet der Vorschrift des can. 15.

Can. 17— § 1. Sowohl durch Wohnsitz als auch durch Nebenwohnsitz erhält jeder seinen Pfarrer und Ordinarius.


Ich habe gerade mit einem Freund telefoniert, der Pastoralreferent ist und die Thematik von Balearen-Rentner kennt (die mit ihrer eigenen AOK-Geschäftsstelle in Palma). Zuständig sei die Kirche vor Ort. Was ja auch irgendwie logisch ist. Ein Deutscher, der sich dauerhaft im Ausland aufhalte, könne in Deutschland nicht in die Kirche eintreten.

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von taddeo »

Tinius hat geschrieben:Ich habe gerade mit einem Freund telefoniert, der Pastoralreferent ist und die Thematik von Balearen-Rentner kennt (die mit ihrer eigenen AOK-Geschäftsstelle in Palma). Zuständig sei die Kirche vor Ort. Was ja auch irgendwie logisch ist. Ein Deutscher, der sich dauerhaft im Ausland aufhalte, könne in Deutschland nicht in die Kirche eintreten.
Das ist schon klar. Aber nachdem der Kirchenaustritt in Deutschland erfolgte und die hiesige Dokumentation im Taufbuch auch in Costa Rica zB eine kirchliche Beerdigung verhindern kann, ist es sinnvoll, zunächst mal hier anzufragen, wie man das bereinigen kann, so daß es dann auch in Deutschland die entsprechenden rechtlichen Konsequenzen hat.
Daß das konkrete Verfahren zur Wiederaufnahme dann vor Ort stattfinden muß und dafür der dortige Ordinarius zuständig ist, das ist logisch. Aber wenn ich dort erst umständlich erklären muß, was denn eigentlich ein "Kirchenaustritt" ist, dann kann ich auch erst die Leute fragen, die sich damit auskennen.

Tinius
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von Tinius »

taddeo hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Ich habe gerade mit einem Freund telefoniert, der Pastoralreferent ist und die Thematik von Balearen-Rentner kennt (die mit ihrer eigenen AOK-Geschäftsstelle in Palma). Zuständig sei die Kirche vor Ort. Was ja auch irgendwie logisch ist. Ein Deutscher, der sich dauerhaft im Ausland aufhalte, könne in Deutschland nicht in die Kirche eintreten.
Das ist schon klar. Aber nachdem der Kirchenaustritt in Deutschland erfolgte und die hiesige Dokumentation im Taufbuch auch in Costa Rica zB eine kirchliche Beerdigung verhindern kann, ist es sinnvoll, zunächst mal hier anzufragen, wie man das bereinigen kann, so daß es dann auch in Deutschland die entsprechenden rechtlichen Konsequenzen hat.
Daß das konkrete Verfahren zur Wiederaufnahme dann vor Ort stattfinden muß und dafür der dortige Ordinarius zuständig ist, das ist logisch. Aber wenn ich dort erst umständlich erklären muß, was denn eigentlich ein "Kirchenaustritt" ist, dann kann ich auch erst die Leute fragen, die sich damit auskennen.
Stimmt alles klar. Nur wird es ohnehin so laufen, wenn er sich komplett aus Deutschland verabschiedet hat.

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phylax
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von phylax »

lutherbeck hat geschrieben:Damit komme ich grad nicht weiter - sorry...
Dies ständige Weiterkommen wollen ist m.E. das Problem. Gar nichts tun, warten, was auf Dich zukommt. Die Situation aushalten
Von Gott kommt mir ein Freudenschein,/ wenn Du mich mit den Augen Dein/ gar freundlich tust anblicken

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guatuso
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von guatuso »

"Jubel", ich habe an den Bischoeflichen Sitz geschrieben und bin sehr gespannt
Ohne die Diskussion hier um Kirchenaustritt waere es wohl gar nicht soweit gekommen.

Ihr habt ja gute Ratschlaege gegeben, nun warte ich und halte euch auf dem laufendem.

Ich haette auch nie gedacht, dass das Beduerfnis nach Eintritt mich doch so bewegt, so tief verankert ist doch noch mein roemisch-katholischer Glaube. Mein alter Religionslehrer (spaeter im bischoeflichem Ordinariat zu Mainz) wuerde sich freuen.

Tolle Sache. Ihr ahnt kaum wie ich mich freue zurueck kehren zu koennen in meine Kirche.
Ich danke unserem Herrgott.

Caviteño
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Re: Kirchenaustritt - eine Option?

Beitrag von Caviteño »

Du wirst uns ja sicherlich berichten, wie die Antwort lautet. Ich kann mir die ratlosen Gesichter auf den Philippinen vorstellen, wenn die Geistlichen dort mit diesem Problem konfrontiert würden....
Das deutsche Kirchenrecht ist für andere, insbesondere nichteuropäische Länder, kaum nachvollziehbar.

@taddeo:
Sehr guter Rat. Auf die Idee mit dem Vermerk beim Taufeintrag wäre ich nicht gekommen :klatsch: :klatsch: :klatsch:

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