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Papst Franz aus protestantischer Sicht

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 20:45
von lutherbeck
Der neue Papst ist gewählt - ein Franziskaner aus Lateinamerika, spirituell, bescheiden im Auftritt, mit einem Blickwinkel vom "Ende der Welt"!

Was bedeutet dies für die Lutheraner?

Was haltet ihr davon?

:)

Re: Papst Franz aus protestantischer Sicht

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 20:56
von berneuchen
lutherbeck hat geschrieben:Der neue Papst ist gewählt - ein Franziskaner aus Lateinamerika, spirituell, bescheiden im Auftritt, mit einem Blickwinkel vom "Ende der Welt"!

Was bedeutet dies für die Lutheraner?

Was haltet ihr davon?

:)
Ich nehme mal an, dass er Lutheraner allenfalls von ferne kennt, in Argentinien spielen sie m. W. keine große Rolle. Zu hoffen ist, dass er zwischen evangelischen KIRCHEN und den charisamtischen Missionsgemeinden zu unterscheiden weiss. Jedenfalls will ich seine Bitte, für ihn zu beten ernst nehmen.

Re: Papst Franz aus protestantischer Sicht

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 20:58
von ziphen
Nicht Franziskaner, er ist Jesuit, soweit ich das verstanden habe.

Lassen wir uns überraschen, welche seine großen Themen sein werden.

Re: Papst Franz aus protestantischer Sicht

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 21:00
von lutherbeck
ziphen hat geschrieben:Nicht Franziskaner, er ist Jesuit, soweit ich das verstanden habe.

Lassen wir uns überraschen, welche seine großen Themen sein werden.
Stimmt!

Re: Papst Franz aus protestantischer Sicht

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 21:01
von taddeo
lutherbeck hat geschrieben:Der neue Papst ist gewählt - ein Franziskaner aus Lateinamerika, spirituell, bescheiden im Auftritt, mit einem Blickwinkel vom "Ende der Welt"!

Was bedeutet dies für die Lutheraner?
Sorry, ich will nicht boshaft sein.
Aber daß gleich in der allerersten Wortmeldung das Mißverständnis auftaucht, der Papst sei Franziskaner, nur weil er so heißt - das ist beim ersten Jesuitenpapst der Weltgeschichte so grotesk, daß es wohl nur einem Lutheraner passieren kann.
Wenn das Verständnis SO losgeht, kann es ja nur besser werden.
;D

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 21:03
von lutherbeck
taddeo hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben:Der neue Papst ist gewählt - ein Franziskaner aus Lateinamerika, spirituell, bescheiden im Auftritt, mit einem Blickwinkel vom "Ende der Welt"!

Was bedeutet dies für die Lutheraner?
Sorry, ich will nicht boshaft sein.
Aber daß gleich in der allerersten Wortmeldung das Mißverständnis auftaucht, der Papst sei Franziskaner, nur weil er so heißt - das ist beim ersten Jesuitenpapst der Weltgeschichte so grotesk, daß es wohl nur einem Lutheraner passieren kann.
Wenn das Verständnis SO losgeht, kann es ja nur besser werden.
;D
Ich bin in den ganzen Orden nicht so bewandert - mea culpa! :tuete:

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 21:21
von taddeo
Macht nix. Aber der Unterschied "Franziskaner - Jesuit" ist bzw. war früher mindestens so groß wie der "Protestant - Katholik".

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 21:45
von overkott
Die Freude ist groß. Franziskus I. weckt Hoffnungen auf eine Erneuerung der Kirche aus dem Geist des Evangeliums. Beim vorigen Konklave war er der Favorit hinter Josef Ratzinger. Schon Benedikt XVI. hatte Jesuiten an seine Seite berufen. Die schnelle Wahl des argentinischen Jesuiten spricht für die Einheit der Kardinäle im Wesentlichen und den Willen zur Reform im Notwendigen.

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 22:26
von Yeti
overkott hat geschrieben:Die Freude ist groß. Franziskus I. weckt Hoffnungen auf eine Erneuerung der Kirche aus dem Geist des Evangeliums. Beim vorigen Konklave war er der Favorit hinter Josef Ratzinger. Schon Benedikt XVI. hatte Jesuiten an seine Seite berufen. Die schnelle Wahl des argentinischen Jesuiten spricht für die Einheit der Kardinäle im Wesentlichen und den Willen zur Reform im Notwendigen.
Das hast du heute schon mal irgendwo geschrieben. Hast du das copy+paste-Diarrhö-Redundanz-Syndrom oder fühlst du dich einfach nur einsam? Und der letzte Satz ist ein echter Phrasen-Tumor.

Re: Papst Franz aus protestantischer Sicht

Verfasst: Mittwoch 13. März 2013, 22:43
von Marcus
lutherbeck hat geschrieben:Der neue Papst ist gewählt - ein Franziskaner aus Lateinamerika, spirituell, bescheiden im Auftritt, mit einem Blickwinkel vom "Ende der Welt"!

Was bedeutet dies für die Lutheraner?

Was haltet ihr davon?

:)
Von SELK-Theologen hatte man immer wieder positive Beiträge über Benedikts christozentrische Theologie lesen können. Wenn der neue Papst daran anknüpfen wird, kann man davon ausgehen, dass er auch im konservativen lutherischen Lager recht schnell Anerkennung finden wird. Mein Gefühl sagt mir, dass unsere katholischen Mitbrüder in Christo mit ihm einen würdigen Nachfolger auf dem römischen Bischofsstuhl bekommen haben.

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Donnerstag 14. März 2013, 06:04
von Chrisbiblia
Guten Morgen!
Zunächst: Gottes reichen Segen für Franziskus und viel, viel Kraft!

Bei Jesuiten denke ich an Gegenreformation :breitgrins: . Bei Franziskus an Liebe zu den Armen (und Mission) :klatsch: .
Angesichts der geldgierigen Wohlstandsevangeliums-Sekten in Lateinamerika.... Spannend, dass nun ein Mann auf der Bildfläche erscheint, der als Jesuit mit Namen Franziskus gerade jene Ausprägung "freikirchlichen" Christseins wohl eher nicht so übermäßig evangeliumstreu finden wird (wäre eigentlich logisch).

Tatsache ist, dass viele Wohlstandsprotestanten in Lateinamerika den Gedanken an einen franziskanischen Jesuiten auf dem Stuhl Petri wohl nicht so toll finden werden. Nicht wenige, insbesondere die oft abergläubischen Pfingstler, könnten dies als direkten Angriff aus der unsichtbaren geistlichen Welt gegen sie deuten. Üblicherweise wird dann bei denen die "geistliche Kriegsführung" gegen die "Mächte des Katholizismus" marktschreierisch "proklamiert" werden.

Doch zumindest wird er für wankelmütige Katholiken und enttäuschte Pfingstler in Lateinamerika Anstoß genug sein, zu überdenken, ob musikalisch unterlegte Dämonenaustreibungen mit Aussicht auf "Geldsegen" tatsächlich das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus bedeuten.
Aber na ja. Mal sehen.

Übrigens, ich bin katholisch! Hatte aber einige Jahre pfingstgemeindliche Verbindungen. Daher maße ich mir an zu behaupten, dass ich weiß, wovon ich rede.

Herzliche Grüße

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Donnerstag 14. März 2013, 09:03
von Dieter
In Argentinien gibt es nur 6 % Protestanten. Diese gehören eher den traditionellen ev. Kirchen an. Nordamerikanische charismatische Sekten gibt es -im Gegensatz zu Brasilien- in Argentinien kaum.

Protestanten sind für Papst Franziskus offensichtlich kaum ein Thema. Es wird einen höflichen Austausch der Kirchenleitungen geben, aber der neue Papst wird wohl kaum die wenigen Jahre, die ihm bleiben, bevor er in den Ruhestand geht, für den Kontakt mit Protestanten nutzen. Er gilt als Papst der Armen, und dort wird er den Schwerpunkt setzen.

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Donnerstag 14. März 2013, 09:08
von Pilgerer
Franziskus ist ein Name des 1. Jahrtausends, als die Kirche ungeteilt und rein war. Insofern ist es ein Zeichen, die gemeinsamen Wurzeln der christlichen Frömmigkeit und die gemeinsamen Väter im Glauben wieder zu entdecken, zu denen Franz von Assisi sicher gehört.

Gut an einem Südamerikaner ist, dass er aus einem Land kommt, wo Religion offener gelebt werden kann als bei uns, wo die Intoleranz gegenüber religiösen Wortäußerungen groß ist. Vielleicht kann er auch etwas von der Energie Argentiniens zu den Europäern bringen. Nachdem im 16. Jahrhundert die Spanier Amerika missionierten, könnte nun ein Panamerikaner uns die Selbstverständlichkeit des Evangeliums zurück bringen.

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Donnerstag 14. März 2013, 09:24
von Chrisbiblia
Hallo,
dass er den Schwerpunkt auf die Armen der Welt legen wird, kann ich mir auch leicht vorstellen. Und dass nicht so viele Argentinier Protestanten sind, stimmt ebenfalls.
In Brasilien, beim Weltjugendtag, wird es aber sicher spannend werden. Gerade, weil dort die geldverliebten Sekten mit protestantischem Anstrich sehr viel Einfluss haben.
Gerade heute Morgen verkündete das Morgenmagazin von ARD und ZDF, dass in Argentinien zu Hundertausenden die Leute der katholischen Kirche davonrennen. Ist mal wieder ne starke Übertreibung.
Begründet wird meistens hierzulande, dass die Leute mit der konservativen katholischen Kirche ein Problem hätten. Tatsächlich ist es aber so, dass die Pfingstler und kampfevangelikalen Brasiliens (und auch weltweit) extrem "konservativ" sind.
Die Behauptungen unserer Medienvertreter ist natürlich dahingehend total falsch. Hier wurde die politische Position einiger linker argentinischer PolitkerInnen :breitgrins: mit dem Gedankengut der Pfingstler vermengt. Nichts ist weiter weg von der Wirklichkeit.
Die Leute, die sich diesen Gruppen anschließen, interessieren sich meiner Erfahrung nach kaum für tiefere theologische Einsichten. Meistens sind sie schlicht von dem Wunsch beseelt, ihre Gefühle beim Gottesdienst zu zeigen (auch deswegen geht es gerade bei den Pfingstlern und Extremcharismatikern direkt obszön zu) und Wunderheiliungen zu erleben. Wer nur recht fromm betet, wird mit irdischen Gütern quasi von Gott selbst belohnt. Das gilt aber nicht für die Brasilianer allein. In Deutschland habe ich vergleichbares in ziemlich krasser Art und Weise erlebt.
Die Botschaft der Kirche: nimm dein Kreuz auf dich und der Weg Jesu war ein Leidensweg, ist für viele nicht sehr anziehend.

LG

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Donnerstag 14. März 2013, 09:55
von Protasius
Pilgerer hat geschrieben:Franziskus ist ein Name des 1. Jahrtausends[...]
Das ist Quatsch. Franz von Assisi lebte von 1182-1226, die anderen Heiligen mit dem Namen Franz lebten noch später; hat sich also nichts mit erstem Jahrtausend. Den Rest kommentiere ich nicht

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Donnerstag 14. März 2013, 16:25
von lutherbeck
...Franziskus ist ein Name des 1. Jahrtausends, als die Kirche ungeteilt und rein war...
Oh - das ist mir aber neu!

War es nicht eher so, daß sich 1054 im "morgenländischen Schisma" die Katholiken von den Orthodoxen abspalteten (noch heute beansprucht die Orthodoxie für sich, die ursprüngliche Kirche zu sein!)?

Und war es nicht so, daß Franziskus (1181/1182) auf allen Reichtum verzichtete und schließlich einen Bettelorden gründete, der eine Erneuerung der satt und reich gewordenen katholischen Kirche bewirkte?

:hae?:

Aber davon einmal abgesehen: Papst Franz wird als Lateinamerikaner einen anderen Blick auf die Welt haben; europäische Probleme werden ihm vermutlich fern liegen - ihm wird es eher um Bewahrung der Schöpfung, soziale Gerechtigkeit und eine einfache, aber ehrliche Art von Spiritualität gehen!

Was das für die Ökumene, die wiederverheirateten Geschiedenen, schwule Priester, die Piusbrüder oder auch das Verhältnis zum Islam bedeutet, werden wir noch sehen...

Re: Papst Franz aus protestantischer Sicht

Verfasst: Donnerstag 14. März 2013, 16:36
von Pit
Ich mische mich hier kurz ein obwohl ich Katholik bin:
Er ist kein Franziskaner sondern Jesuit.
lutherbeck hat geschrieben:Der neue Papst ist gewählt - ein Franziskaner aus Lateinamerika,
....
Was haltet ihr davon?

:)

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Donnerstag 14. März 2013, 16:45
von Pit
Lutherbeck, ich sehe, dass auf das Missverständniss bereits hingewiesen wurde, aber ich schreibe denoch als Katholik mit vielen lutherischen Bekannten udn Freunden, was ich denke.
Ich kann mir vorstellen, dass er einerseits für einen vernünftigen ökumenischen Dialog ist aber denoch- gerade weil er Lateinamerikaner ist - auch weiss, welche Gefahr von radikalen Evangelikalen gerade in Latein- und Südamerika ausgehen kann.

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Donnerstag 14. März 2013, 17:38
von lutherbeck
Pit hat geschrieben:Lutherbeck, ich sehe, dass auf das Missverständniss bereits hingewiesen wurde, aber ich schreibe denoch als Katholik mit vielen lutherischen Bekannten udn Freunden, was ich denke.
Ich kann mir vorstellen, dass er einerseits für einen vernünftigen ökumenischen Dialog ist aber denoch- gerade weil er Lateinamerikaner ist - auch weiss, welche Gefahr von radikalen Evangelikalen gerade in Latein- und Südamerika ausgehen kann.
Zwischen den radikalen Evangelikalen und europäischen Lutheranern ist ein Unterschied wie zwischen Piusbrüdern und "Wir sind Kirche"...

Ob er das weiß?

:hae?:

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 06:57
von Bischof
Hier nun eine Stellungnahme von Propst Gert Kelter, Ökumenebeauftragter der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, per news-letter dieser lutherischen Kirche:

KOMMENTAR:

Die römisch-katholische Kirche hat seit dem 13. März 213 einen neuen Papst: Papst Franziskus. Zu dessen erster Ansprache hat Propst Gert Kelter eine erste Analyse verfasst.

---------------
Ein Kommentar von Gert Kelter, Pfarrer in Görlitz und Propst im Sprengel Ost sowie Ökumenereferent der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK).
---------------

Bischof Franziskus von Rom

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...“ sagte Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“. Das gilt wohl auch für die ersten Worte eines neugewählten Papstes, mit denen er sich kurz nach seiner Wahl an die Öffentlichkeit wendet. Es ist schwer zu beurteilen, ob die Worte, die der neugewählte Papst Franziskus gestern an die auf dem Petersplatz versammelten Menschen richtete, wirklich bewusste Programmatik oder doch eher Ausdruck eigener Bewegtheit und Spontaneität waren. Vielleicht sollte man die Worte dieser ersten Kurzadresse daher auch nicht auf die Goldwaage legen.

Eine Diözese hat einen neuen Bischof

Dennoch: Wer mit „theologischen Ohren“ hörte, bekam einiges von Gewicht zu hören: „Ihr wisst“, begann der Papst, „es war die Aufgabe des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben.“ Das gehörte zwar zweifellos auch zu den Aufgaben des Konklaves. Dennoch lässt es aufmerken, wenn der neue Papst gerade diese Aufgabe betont und als einzige nennt. Bei einer Aufgabenbeschreibung eines Konklaves hätte man durchaus die Wahl des geistlichen Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche, also des Papstes, in den Vordergrund stellen können, wie es sicherlich die weltweit medial teilnehmende Öffentlichkeit auch erwartete.

Stattdessen die Feststellung von Franziskus: „Die diözesane Gemeinschaft von Rom mit seinem Bischof.“ So der Wortlaut nach Radio Vatikan. Andere Übersetzungen bieten auch an: „Die Diözese Rom hat nun seinen Bischof.“ (kathpress)

Unbestreitbar ist der Papst immer auch Bischof von Rom und dies gilt auch umgekehrt. Bemerkenswert ist jedoch die Akzentuierung, die der bisherige Erzbischof von Buenos Aires hier vornimmt, indem er als ihm offenbar wichtigstes Resultat seiner Wahl feststellt: Die Diözese Rom hat einen neuen Bischof. Und nicht etwa: Die römisch-katholische Kirche hat einen neuen Papst. In derselben Weise wendet er sich im nächsten Satz seinem Vorgänger zu, den er als „emeritierten Bischof Benedikt XVI.“ bezeichnet. Auch Benedikt XVI. erwies in seiner Habemus-Papam-Ansprache am 19. Mai 25 seinem verstorbenen Vorgänger die Reverenz, bezeichnete ihn aber als „großen Papst Johannes Paul II“ und nicht etwa als „verewigten Bischof von Rom“.

Vorsitzender in der Liebe

Dann weitet der bisherige Kardinal Bergoglio den Blick von der Diözese Rom auf die ganze Kirche, indem er fortfährt: „Und jetzt beginnen wir diesen Weg – Bischof und Volk –, den Weg der Kirche von Rom, die den Vorsitz in der Liebe führt gegenüber allen Kirchen.“ Selbstverständnis und Terminus des „Vorsitzes in der Liebe“ findet man auch in Reden anderer Päpste. Der Begriff geht auf Ignatius von Antiochia zurück, der ihn um das Jahr 11 n. Chr. in seinem Brief an die Römer verwendet, um damit den Status des Bischofs von Rom gegenüber den anderen Bischöfen zu kennzeichnen.

Der Bischof von Rom als „Vorsitzender in der Liebe“, der sich zusammen mit dem „Volk“ nun auf einen „Weg der Brüderlichkeit, der Liebe, des gegenseitigen Vertrauens“ begibt, wie Franziskus diesen Gedanken dann entfaltet: Ein solches Selbstverständnis des Petrusdienstes könnte ganz neue innerkirchliche, vor allem aber auch ökumenische Perspektiven eröffnen. Als Primus inter pares, als Gleicher unter Gleichen, dem aufgrund allgemeiner Übereinkunft ein Ehrenvorrang in der Liebe, ein Sprecheramt unter den Bischöfen und Ortskirchen zukommt, könnte sich Franziskus vermutlich insbesondere auch bei den Ostkirchen viel Sympathie und theologische Zustimmung sichern. Auch für Altkatholiken und nicht zuletzt für Lutheraner wäre ein so akzentuiertes päpstliches Selbstverständnis eine Gesprächsbasis.

Es sei nicht nur an das Luther-Zitat erinnert, in dem dieser bekundet, er wolle dem Papst die Füße küssen, wenn dieser nur das Evangelium zuließe, sondern auch an den Zusatz, mit dem Melanchthon 1537 die Schmalkaldischen Artikel unterschrieben hat: „Die vorgestellten Artikel halte ich auch für recht und christlich, vom Papst aber halte ich, wenn er das Evangelium zulassen wollte, daß ihm dann um des Friedens und der allgemeinen Einigkeit willen, von denjenigen Christen, die bisher unter ihm sind und auch künftig sein möchten, seine Oberhoheit über die Bischöfe, die er nach menschlichem Recht hat, auch von uns zugestanden werden soll.“

Man darf jedenfalls gespannt sein, ob dieser Versuch einer Analyse weniger erster Worte nur dem „Zauber des Anfangs“ erlegen ist oder ob sich hier tatsächlich neue Perspektiven, gerade auch für das ökumenische Gespräch und im Blick auf das römische Selbstverständnis des Papstamtes ergeben.

Welcher „Franz“ stand Pate?

Und noch ein letzter Gedanke: Es liegt nahe, die Namenswahl des neuen Papstes auf den heiligen Franz von Assisi zu beziehen und daraus – wie es gestern in den Medien bereits zu hören war – Rückschlüsse auf ein bevorstehendes Reform- wenn nicht gleich ein „Revolutionspontifikat“ zu ziehen. Man wird gewiss in allernächster Zeit nähere Informationen über den Hintergrund der Namenswahl erhalten.

Spontan fiele mir aber als Namenspate noch ein ganz anderer Franz ein: Der heilige Franz von Sales, der einem Jesuiten möglicherweise noch eher in den Sinn kommen konnte als der Begründer des Franziskanerordens. Franz von Sales (1567-1622) war Jesuitenkollegiat, Fürstbischof von Genf und Ordensgründer. Er gilt als sanfter, liebenswürdiger, den Menschen sehr zugewandter Heiliger. Einfachheit und Bescheidenheit sind Ideale, die die „beiden Fränze“ teilten und lebten. Franz von Sales zählte zu den großen Vorbildern Papst Johannes XXIII. Ihm wird der Satz zugeschrieben „Gib dir jeden Tag eine Stunde Zeit zur Stille, außer wenn du viel zu tun hast ... dann gib dir zwei.” Gelassenheit, Bescheidenheit, Stille, Gebet: Wer die Habemus-Papam-Ansprache Franziskus' mitverfolgt hat, kann sich des Eindruckes nicht ganz erwehren, dass diese Form der Spiritualität ihn geprägt hat. Freilich: Franz von Sales, menschlich-liebenswürdiger Seelenführer, Evangelist, begnadeter Prediger, Lehrer und Pädagoge („Schutzpatron der Journalisten“!) wäre auch unter ökumenischen Gesichtspunkten ein interessanter Namenspate: Er hatte nämlich maßgeblichen Anteil an der Rekatholisierung des calvinistisch gewordenen Genfer Bistums. Dabei verzichtete er auf die damals übliche konfessionelle Polemik und überzeugte durch Argumente, die er aufgrund seiner intensiven theologischen Beschäftigung mit dem Calvinismus liebenswürdig vorzubringen wusste.

Sollte es denn nicht vorrangig Franz von Assisi sondern Franz von Sales gewesen sein, an den der neue Papst bei seiner Namenswahl dachte, könnte möglicherweise zu den Zielen des neuen römischen Bischofs nicht nur die in seiner Ansprache erwähnte „Evangelisierung dieser schönen Stadt“ (Rom), sondern auch die Rekatholisierung seines süd- bzw. lateinamerikanischen Heimatkontinentes gehören, der in den letzten Jahrzehnten zwar nominell ein Wachstum der römisch-katholischen Kirche zu verzeichnen hatte, faktisch jedoch durch protestantische, charismatisch-calvinistische Gemeinschaften und Sekten förmlich überschwemmt wurde. Bereits 27 meldete beispielsweise das statistische Institut Brasiliens (IBGE), von den nominell 155 Millionen römischen Katholiken des Landes seien faktisch weit über 4 Millionen „evangelikale“ Brasilianer.
--------------------
Ein Kommentar von selk_news [14.3.213]
Redaktion: SELK – Gesamtkirche.
selk_news Kommentare werden von ihren VerfasserInnen verantwortet.
Verfasser: Propst Gert Kelter, Kelter@selk.de.
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der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK),
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Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 08:20
von Pilgerer
Pit hat geschrieben:Lutherbeck, ich sehe, dass auf das Missverständniss bereits hingewiesen wurde, aber ich schreibe denoch als Katholik mit vielen lutherischen Bekannten udn Freunden, was ich denke.
Ich kann mir vorstellen, dass er einerseits für einen vernünftigen ökumenischen Dialog ist aber denoch- gerade weil er Lateinamerikaner ist - auch weiss, welche Gefahr von radikalen Evangelikalen gerade in Latein- und Südamerika ausgehen kann.
Die der evangelischen Allianz nahestehenden Evangelikalen sind nicht radikal. Ich kenne mich nicht gut mit den Bewegungen in Südamerika aus, aber auch da stellen die Medien gerne jeden überzeugten Christen (ob katholisch oder evangelikal) als extrem hin. Es gibt sicher abstruse Sekten, die alle anderen Christen verdammen etc., aber ist das die Mehrheit der lateinamerikanischen Evangelikalen?

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 09:40
von lutherbeck

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 17:17
von ChristineW
Mir gefällt, dass Papst Franziskus in einer 1. Predigt das Kreuz so in die Mitte gestellt hat. :klatsch:
Und sein bescheidenes Auftreten nach seiner Wahl hat mich beeindruckt. :ja:

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 17:25
von Chrisbiblia
ChristineW hat geschrieben:Mir gefällt, dass Papst Franziskus in einer 1. Predigt das Kreuz so in die Mitte gestellt hat. :klatsch:
Und sein bescheidenes Auftreten nach seiner Wahl hat mich beeindruckt. :ja:
Das hat Benedikt auch immer. Und war er etwa unbescheiden? Jeder Katholik stellt das Kreuz Christi in den Mittelpunkt.

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 17:32
von ChristineW
Chrisbiblia hat geschrieben:
ChristineW hat geschrieben:Mir gefällt, dass Papst Franziskus in einer 1. Predigt das Kreuz so in die Mitte gestellt hat. :klatsch:
Und sein bescheidenes Auftreten nach seiner Wahl hat mich beeindruckt. :ja:
Das hat Benedikt auch immer. Und war er etwa unbescheiden? Jeder Katholik stellt das Kreuz Christi in den Mittelpunkt.
Ich hab nicht gesagt, dass das Kreuz von anderen nicht in den Mittelpunkt gestellt wird ... :neinfreu:

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 18:26
von ziphen
Da ich den Beitrag einige Stunden vor den Augen der Leserschaft verbarg, möchte ich ihn nun durch ein erneutes Eintellen hervorheben.
ziphen, Mod
Bischof hat geschrieben:Hier nun eine Stellungnahme von Propst Gert Kelter, Ökumenebeauftragter der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, per news-letter dieser lutherischen Kirche:

KOMMENTAR:

Die römisch-katholische Kirche hat seit dem 13. März 213 einen neuen Papst: Papst Franziskus. Zu dessen erster Ansprache hat Propst Gert Kelter eine erste Analyse verfasst.

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Ein Kommentar von Gert Kelter, Pfarrer in Görlitz und Propst im Sprengel Ost sowie Ökumenereferent der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK).
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Bischof Franziskus von Rom

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...“ sagte Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“. Das gilt wohl auch für die ersten Worte eines neugewählten Papstes, mit denen er sich kurz nach seiner Wahl an die Öffentlichkeit wendet. Es ist schwer zu beurteilen, ob die Worte, die der neugewählte Papst Franziskus gestern an die auf dem Petersplatz versammelten Menschen richtete, wirklich bewusste Programmatik oder doch eher Ausdruck eigener Bewegtheit und Spontaneität waren. Vielleicht sollte man die Worte dieser ersten Kurzadresse daher auch nicht auf die Goldwaage legen.

Eine Diözese hat einen neuen Bischof

Dennoch: Wer mit „theologischen Ohren“ hörte, bekam einiges von Gewicht zu hören: „Ihr wisst“, begann der Papst, „es war die Aufgabe des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben.“ Das gehörte zwar zweifellos auch zu den Aufgaben des Konklaves. Dennoch lässt es aufmerken, wenn der neue Papst gerade diese Aufgabe betont und als einzige nennt. Bei einer Aufgabenbeschreibung eines Konklaves hätte man durchaus die Wahl des geistlichen Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche, also des Papstes, in den Vordergrund stellen können, wie es sicherlich die weltweit medial teilnehmende Öffentlichkeit auch erwartete.

Stattdessen die Feststellung von Franziskus: „Die diözesane Gemeinschaft von Rom mit seinem Bischof.“ So der Wortlaut nach Radio Vatikan. Andere Übersetzungen bieten auch an: „Die Diözese Rom hat nun seinen Bischof.“ (kathpress)

Unbestreitbar ist der Papst immer auch Bischof von Rom und dies gilt auch umgekehrt. Bemerkenswert ist jedoch die Akzentuierung, die der bisherige Erzbischof von Buenos Aires hier vornimmt, indem er als ihm offenbar wichtigstes Resultat seiner Wahl feststellt: Die Diözese Rom hat einen neuen Bischof. Und nicht etwa: Die römisch-katholische Kirche hat einen neuen Papst. In derselben Weise wendet er sich im nächsten Satz seinem Vorgänger zu, den er als „emeritierten Bischof Benedikt XVI.“ bezeichnet. Auch Benedikt XVI. erwies in seiner Habemus-Papam-Ansprache am 19. Mai 25 seinem verstorbenen Vorgänger die Reverenz, bezeichnete ihn aber als „großen Papst Johannes Paul II“ und nicht etwa als „verewigten Bischof von Rom“.

Vorsitzender in der Liebe

Dann weitet der bisherige Kardinal Bergoglio den Blick von der Diözese Rom auf die ganze Kirche, indem er fortfährt: „Und jetzt beginnen wir diesen Weg – Bischof und Volk –, den Weg der Kirche von Rom, die den Vorsitz in der Liebe führt gegenüber allen Kirchen.“ Selbstverständnis und Terminus des „Vorsitzes in der Liebe“ findet man auch in Reden anderer Päpste. Der Begriff geht auf Ignatius von Antiochia zurück, der ihn um das Jahr 11 n. Chr. in seinem Brief an die Römer verwendet, um damit den Status des Bischofs von Rom gegenüber den anderen Bischöfen zu kennzeichnen.

Der Bischof von Rom als „Vorsitzender in der Liebe“, der sich zusammen mit dem „Volk“ nun auf einen „Weg der Brüderlichkeit, der Liebe, des gegenseitigen Vertrauens“ begibt, wie Franziskus diesen Gedanken dann entfaltet: Ein solches Selbstverständnis des Petrusdienstes könnte ganz neue innerkirchliche, vor allem aber auch ökumenische Perspektiven eröffnen. Als Primus inter pares, als Gleicher unter Gleichen, dem aufgrund allgemeiner Übereinkunft ein Ehrenvorrang in der Liebe, ein Sprecheramt unter den Bischöfen und Ortskirchen zukommt, könnte sich Franziskus vermutlich insbesondere auch bei den Ostkirchen viel Sympathie und theologische Zustimmung sichern. Auch für Altkatholiken und nicht zuletzt für Lutheraner wäre ein so akzentuiertes päpstliches Selbstverständnis eine Gesprächsbasis.

Es sei nicht nur an das Luther-Zitat erinnert, in dem dieser bekundet, er wolle dem Papst die Füße küssen, wenn dieser nur das Evangelium zuließe, sondern auch an den Zusatz, mit dem Melanchthon 1537 die Schmalkaldischen Artikel unterschrieben hat: „Die vorgestellten Artikel halte ich auch für recht und christlich, vom Papst aber halte ich, wenn er das Evangelium zulassen wollte, daß ihm dann um des Friedens und der allgemeinen Einigkeit willen, von denjenigen Christen, die bisher unter ihm sind und auch künftig sein möchten, seine Oberhoheit über die Bischöfe, die er nach menschlichem Recht hat, auch von uns zugestanden werden soll.“

Man darf jedenfalls gespannt sein, ob dieser Versuch einer Analyse weniger erster Worte nur dem „Zauber des Anfangs“ erlegen ist oder ob sich hier tatsächlich neue Perspektiven, gerade auch für das ökumenische Gespräch und im Blick auf das römische Selbstverständnis des Papstamtes ergeben.

Welcher „Franz“ stand Pate?

Und noch ein letzter Gedanke: Es liegt nahe, die Namenswahl des neuen Papstes auf den heiligen Franz von Assisi zu beziehen und daraus – wie es gestern in den Medien bereits zu hören war – Rückschlüsse auf ein bevorstehendes Reform- wenn nicht gleich ein „Revolutionspontifikat“ zu ziehen. Man wird gewiss in allernächster Zeit nähere Informationen über den Hintergrund der Namenswahl erhalten.

Spontan fiele mir aber als Namenspate noch ein ganz anderer Franz ein: Der heilige Franz von Sales, der einem Jesuiten möglicherweise noch eher in den Sinn kommen konnte als der Begründer des Franziskanerordens. Franz von Sales (1567-1622) war Jesuitenkollegiat, Fürstbischof von Genf und Ordensgründer. Er gilt als sanfter, liebenswürdiger, den Menschen sehr zugewandter Heiliger. Einfachheit und Bescheidenheit sind Ideale, die die „beiden Fränze“ teilten und lebten. Franz von Sales zählte zu den großen Vorbildern Papst Johannes XXIII. Ihm wird der Satz zugeschrieben „Gib dir jeden Tag eine Stunde Zeit zur Stille, außer wenn du viel zu tun hast ... dann gib dir zwei.” Gelassenheit, Bescheidenheit, Stille, Gebet: Wer die Habemus-Papam-Ansprache Franziskus' mitverfolgt hat, kann sich des Eindruckes nicht ganz erwehren, dass diese Form der Spiritualität ihn geprägt hat. Freilich: Franz von Sales, menschlich-liebenswürdiger Seelenführer, Evangelist, begnadeter Prediger, Lehrer und Pädagoge („Schutzpatron der Journalisten“!) wäre auch unter ökumenischen Gesichtspunkten ein interessanter Namenspate: Er hatte nämlich maßgeblichen Anteil an der Rekatholisierung des calvinistisch gewordenen Genfer Bistums. Dabei verzichtete er auf die damals übliche konfessionelle Polemik und überzeugte durch Argumente, die er aufgrund seiner intensiven theologischen Beschäftigung mit dem Calvinismus liebenswürdig vorzubringen wusste.

Sollte es denn nicht vorrangig Franz von Assisi sondern Franz von Sales gewesen sein, an den der neue Papst bei seiner Namenswahl dachte, könnte möglicherweise zu den Zielen des neuen römischen Bischofs nicht nur die in seiner Ansprache erwähnte „Evangelisierung dieser schönen Stadt“ (Rom), sondern auch die Rekatholisierung seines süd- bzw. lateinamerikanischen Heimatkontinentes gehören, der in den letzten Jahrzehnten zwar nominell ein Wachstum der römisch-katholischen Kirche zu verzeichnen hatte, faktisch jedoch durch protestantische, charismatisch-calvinistische Gemeinschaften und Sekten förmlich überschwemmt wurde. Bereits 27 meldete beispielsweise das statistische Institut Brasiliens (IBGE), von den nominell 155 Millionen römischen Katholiken des Landes seien faktisch weit über 4 Millionen „evangelikale“ Brasilianer.
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Ein Kommentar von selk_news [14.3.213]
Redaktion: SELK – Gesamtkirche.
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Verfasser: Propst Gert Kelter, Kelter@selk.de.
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Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 18:40
von Marcus
:daumen-rauf: Propst Kelter bringt hier dem neuen Papst Franz nicht nur eine gewisse Wertschätzung gegenüber zum Ausdruck, sondern macht auch deutlich, dass sowohl Orthodoxe als auch Lutheraner den römischen Bischof als primus inter pares akzeptieren können. Da die Stimme des Papstes weltweit gehört wird, können sich auch Lutheraner darüber freuen, wenn Rom als Bollwerk gegen den Zerfall von Sitte und Moral standhält und der Welt die Frohe Botschaft Christi verkündet.

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 19:06
von lutherbeck
Marcus hat geschrieben::daumen-rauf: Propst Kelter bringt hier dem neuen Papst Franz nicht nur eine gewisse Wertschätzung gegenüber zum Ausdruck, sondern macht auch deutlich, dass sowohl Orthodoxe als auch Lutheraner den römischen Bischof als primus inter pares akzeptieren können. Da die Stimme des Papstes weltweit gehört wird, können sich auch Lutheraner darüber freuen, wenn Rom als Bollwerk gegen den Zerfall von Sitte und Moral standhält und der Welt die Frohe Botschaft Christi verkündet.
Sehr richtig!
...Es sei nicht nur an das Luther-Zitat erinnert, in dem dieser bekundet, er wolle dem Papst die Füße küssen, wenn dieser nur das Evangelium zuließe, sondern auch an den Zusatz, mit dem Melanchthon 1537 die Schmalkaldischen Artikel unterschrieben hat: „Die vorgestellten Artikel halte ich auch für recht und christlich, vom Papst aber halte ich, wenn er das Evangelium zulassen wollte, daß ihm dann um des Friedens und der allgemeinen Einigkeit willen, von denjenigen Christen, die bisher unter ihm sind und auch künftig sein möchten, seine Oberhoheit über die Bischöfe, die er nach menschlichem Recht hat, auch von uns zugestanden werden soll...
Aber müssen wir nicht einen Schritt weitergehen und dem Papst (der ja das Evangelium zuläßt) eine Rückkehr zur Einheit vorschlagen? Oder ist diese gar nicht mehr gewollt?

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 20:04
von taddeo
lutherbeck hat geschrieben:... dem Papst (der ja das Evangelium zuläßt) eine Rückkehr zur Einheit vorschlagen? ...
:hae?: Die Rückkehr zur Einheit mit der Kirche steht doch jedem Menschen jederzeit frei.
Was wolltest Du da vorschlagen? :achselzuck:

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 20:16
von lutherbeck
taddeo hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben:... dem Papst (der ja das Evangelium zuläßt) eine Rückkehr zur Einheit vorschlagen? ...
:hae?: Die Rückkehr zur Einheit mit der Kirche steht doch jedem Menschen jederzeit frei.
Was wolltest Du da vorschlagen? :achselzuck:
Mich interessiert, ob die luth. Kirchen überhaupt noch an einer Einheit interessiert sind...

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 20:30
von taddeo
lutherbeck hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben:... dem Papst (der ja das Evangelium zuläßt) eine Rückkehr zur Einheit vorschlagen? ...
:hae?: Die Rückkehr zur Einheit mit der Kirche steht doch jedem Menschen jederzeit frei.
Was wolltest Du da vorschlagen? :achselzuck:
Mich interessiert, ob die luth. Kirchen überhaupt noch an einer Einheit interessiert sind...
Ich fürchte, da müßten sie speziell unter diesem Papst nicht nur über ihren Schatten, sondern womöglich auch noch über die eine oder andere Klinge springen. Franziskus hat - nur als Beispiel - in den zwei Tagen seines Pontifikats schon öfter vom Teufel gesprochen als die EKD seit ihrer Gründung. Und wie er heute Christus als einzige Rettung aller Menschen bezeichnet hat, könnte er ja sogar schon mit etlichen Katholiken in Konflikt kommen, die mit Assisi was anderes verbinden als nur den Herkunftsort des päpstlichen Namensgebers.

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Verfasst: Freitag 15. März 2013, 21:11
von TillSchilling
Der Betrag von Probst Kelter ist echt peinlich. Dass der neue Papst sein Amt als Bischof von Rom betont hat, heisst doch noch gar nichts. Aber schon kommen die Ökumeniker angekrochen und schwafeln von neuen Chancen der Einheit. Einfach nur peinlich.

Die römisch-katholische Kirche hat einen neuen Papst und es scheint sich um einen anständigen, herzensguten Mann und Pastor zu halten. Mann kann den Römern gratulieren und dem Mann alles Gute wünschen und ihm unsere Solidarität aussprechen, wenn er vom liberalen Pack angegriffen werden wird. Ausserdem kann man auf lokaler Ebene mit Römern in karitativen oder politischen oder auch edukativen Initiativen zusammenarbeiten. Das war es dann aber auch schon.

Auch dieser Papst lässt das Evangelium natürlich NICHT zu. Sonst müsste er ja den Katechismus der RKK und die Beschlüsse des Konzils von Trient ablehnen. Lasst ihn doch in Ruhe Papst der römisch-katholischen Kirche sein.

Völlig absurd wird Kelters Beitrag wenn er von Franz von Sales und der Ökumene spricht. Hat der Mann eigentlich vergessen was die Jesuiten im 16.Jahrhundert als ihre Hauptaufgabe ansahen? Und was soll so toll sein an der Rekatholisierung? Bei den " protestantische, charismatisch-calvinistische Gemeinschaften und Sekten" die Brasilien "förmlich überschwemmt" haben gibt es meistens mehr vom Evangelium zu hören und zu erfahren als bei den dortigen Römern. Einfach nur peinlich dieser Probst.