Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
TillSchilling

Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von TillSchilling »

Tritonus hat geschrieben:
TillSchilling hat geschrieben:Bei Sola Scriptura geht es nur um das Verhältnis der Quellen von Lehre und Praxis. ...
Till, mir scheint (aus eigener Erfahrung), dass "Sola Scriptura" zwar keine ganz schlechte Idee ist, aber selten zu halbwegs eindeutigen Ergebnissen führt. (Etwas grob ausgedrückt: Ich halte sie nicht für praxistauglich.) Wenn es anders wäre, dann gäbe es keine zig evangelischen Richtungen und Konfessionen.

Nehmen wir mal als Beispiel die unterschiedlichen Taufverständnisse einiger evangelischer Richtungen. Und alle diese Richtungen berufen sich auf "Sola Scriptura":
- Kindertaufe einschließlich "Nottaufe" bei Lebensgefahr (z.B. Lutheraner) oder Erwachsenen-/Gläubigentaufe (z.B. Baptisten, Mennoniten ...),
- Taufe durch Besprengung (z.B. Lutheraner) oder Taufe durch Untertauchen (z.B. Baptisten) oder wahlweise (z.B. FEG),
- Taufe zur Vergebung der Sünden (wird sehr betont z.B. in den "Gemeinden Christi"),
- usw. usw.

Das führt zu recht eigenartigen Konsequenzen, selbst wenn ich evangelisch bleibe und nur mal, z.B. bei einem Umzug ins Ausland, die Gemeinde/Konfession wechsle. (Und wozu eigentlich Konfessionen, wenn ich doch sowieso nur die Schrift brauche?) Da stellt sich z.B. die Frage, ob meine evangelisch-lutherische Kindertaufe in einer Täufergemeinde (Baptisten, Mennoniten ...) überhaupt als "gültig" anerkannt wird, oder ob ich mich da erneut taufen ("wiedertaufen") lassen muss, um überhaupt als getaufter Christ zu gelten.

Sorry (nicht als Provokation gemeint, sondern eher als Frage!), aber gerade die Spaltung der Sola-Scriptura-Anhänger in hunderte Konfessionen und Splittergruppen spricht doch nicht gerade dafür, dass "Sola Scriptura" für die christliche Kirche überhaupt funktionieren kann, oder?
Gegenfrage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Schrift und der christlichen Dogmatik? Wenn ja wie sieht dieser Zusammenhang aus?

Dieter
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Dieter »

"Und wozu eigentlich Konfessionen, wenn ich doch sowieso nur die Schrift brauche?"


Eine gute Frage!

Aus diesem Grund haben die Reformierten in der Schweiz schon vor mehr als 100 Jahren die Bekenntnisse abgeschafft. Verbindliche Glaubensgrundlage ist dort allein Jesus Christus, wie wir ihn durch die Schrift kennen. Daneben sind das Unservater und das Apostolicum wichtige Texte.

Tinius
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Tinius »

Tritonus hat geschrieben: Da stellt sich z.B. die Frage, ob meine evangelisch-lutherische Kindertaufe in einer Täufergemeinde (Baptisten, Mennoniten ...) überhaupt als "gültig" anerkannt wird, oder ob ich mich da erneut taufen ("wiedertaufen") lassen muss, um überhaupt als getaufter Christ zu gelten.
Bei den Mennoniten gibt es keine "Wiedertaufe".

Fragesteller
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Fragesteller »

Dieter hat geschrieben:"Und wozu eigentlich Konfessionen, wenn ich doch sowieso nur die Schrift brauche?"


Eine gute Frage!

Aus diesem Grund haben die Reformierten in der Schweiz schon vor mehr als 100 Jahren die Bekenntnisse abgeschafft. Verbindliche Glaubensgrundlage ist dort allein Jesus Christus, wie wir ihn durch die Schrift kennen. Daneben sind das Unservater und das Apostolicum wichtige Texte.
(Die Frage nach einer etwaigen eigenständigen Tradition neben der Schrift mal beiseitegestellt:) Entweder die Schrift hat eine eindeutige Lehre, dann kann und muss diese Lehre, so, wie sie von der Kirche erkannt wird, auch in Bekenntnissen gerinnen. Oder die Schrift hat keine eindeutige Lehre, die in Bekenntnissen gerinnen könnte, und bietet ein Reservoir, das jede beliebige Aussage stützen könnte; dann lässt sich kein Bekenntnis bilden, dann ist aber auch die Schrift ohne eigene Aussage und wird überflüssig. Ohne die Schweizer Landschaft wirklich zu kennen, nehme ich an, dass genau das der Weg ist, den eine bekenntnisfreie Kirche geht. Es ist ja nicht so, dass die Lehre in etwa dieselbe bleibt und nur ohne Bekenntnisse und allein mit der Schrift "freier" und angemessener begründet wird. Im Gegensteil: Die Lehre verflacht. (In Deutschland ist die pfälzische Landeskirche ein Beispiel für eine bekenntnisfreie Kirche, und da ist genau das passiert.)

Dieter
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Dieter »

Jeder, der sich mit Theologie und Kirchengeschichte beschäftigt, weiß doch, dass es im Glauben keine Eindeutigkeiten gibt. DIE Wahrheit kennen wir nicht.

Wenn man aber DIE Wahrheit nicht hat, so gibt es zwei Möglichkeiten, um damit fertig zu werden:

1. Man hat nicht die Wahrheit, aber man BEHAUPTET, die Wahrheit zu haben. Man erklärt einen Mann oder ein Buch für unfehlbar und predigt den Menschen dies von der Wiege bis zur Bahre. Die Erfahrung zeigt, dass am Ende eines Lebens so viel hängen geblieben ist, dass dies vielen Menschen eine Lebens-, vor allem aber eine Sterbenshilfe ist.

2. Man ist intellektuell redlich und lässt die Fragen, die man nicht beantworten kann, offen. In diesem Fall muss jeder Mensch für sich selbst Prioritäten setzen und seine Lebenserfahrung und seinen Verstand einbringen.

In den protestantischen Kirchen Deutschlands, aber auch in der RKK (hier wenn auch nicht offiziell, so doch in der Praxis), haben sich in den letzten Jahrzehnten die Schwerpunkte von Punkt 1 zu Punkt 2 verschoben. Anders geht es wohl auch im 21. Jahrhundert nicht mehr.

Tritonus
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Tritonus »

TillSchilling hat geschrieben:Gegenfrage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Schrift und der christlichen Dogmatik? Wenn ja wie sieht dieser Zusammenhang aus?
Zur ersten Frage: Ja.
Zur zweiten Frage: Christliche Dogmatik ist schon in der Schrift enthalten und entstand im Nachhinein (im wesentlichen) aus der Schrift.

Ich vermute, dass wir bis hierhin weitgehend einig sind.

Es bleiben aber einige Fragen offen, die ich mal etwas ungeordnet stelle:

1. Es existieren christliche Kerndogmen, die in der Schrift nicht wörtlich enthalten, sondern dort allenfalls stark angedeutet und erst im Nachhinein von der Kirche entsprechend gefasst und verbindlich formuliert wurden. Beispiel: Die Dreieinigkeit Gottes. (Zieh Dich bitte nicht an diesem Beispiel hoch, sonst muss ich einfach ein anderes nehmen ...)

Es hat im Laufe der Kirchengeschichte zu allen Zeiten Richtungen und Sekten -- von Arianern bis zu Unitariern und ZJ -- gegeben, die dieses Dogma angezweifelt haben, eben weil es "so nirgendwo drinsteht". Manche Religionsgeschichtler behaupten sogar, dass der Islam sich ursprünglich aus einer Art unitarischer Sekte entwickelt hat.

Ich könnte verstehen, wenn die Sola-Scriptura-Anhänger -- "wo die Schrift redet, reden auch wir; wo sie schweigt, schweigen auch wir" -- die Frage nach der Dreieinigkeit Gottes (und tausend andere Fragen) ehrlicherweise offen gelassen hätten. Warum aber ließ dann der Reformator Calvin den (unitarischen) Arzt und Entdecker des menschlichen Blutkreislaufs Servet in Genf verbrennen?

Und wie kommt es, dass sich Reformierte und Lutheraner in Deutschland noch bis in die 1960er Jahre teilweise gegenseitig als "verderbliche Sekten" bezeichnet haben? Was genau hatte sich eigentlich 1973 bei der Leuenberger Konkordie so schlagartig verändert, dass nach hunderten Jahren von Rivalität plötzlich die Kirchengemeinschaft beschlossen werden konnte? Etwa die Schrift?

2. Was fängst Du mit einem Satz wie "sie lebten nach der Apostel Lehre" an? Aus was genau besteht denn die Lehre der Apostel? Ausschließlich aus Teilen des NT, das wiederum zum größten Teil aus Briefen besteht, die sich oft an Gemeinden in Extrem- und Krisensituationen richteten, in denen es mit der "Lehre der Apostel" sehr oft nicht gerade zum Besten bestellt war? Und könnte es vielleicht sein, dass die meisten Apostel die Lehre gar nicht in Briefen niedergeschrieben haben (weil nämlich überhaupt kein Anlass dazu bestand), sondern zunächst ausschließlich mündlich oder durch ihr Verhalten an nachfolgende Generationen tradiert haben?

3. Nicht zuletzt Luthers bekannte Einleitung zum Jakobusbrief deutet noch ein bisschen in eine andere Richtung: Könnte es sein, dass sich da jemand eine Theologie gemacht und anschließend die Schrift in Teile sortiert hat, die diese Theologie stützen (Luther: "Christum treiben") und andere, die sie nicht stützen (Luther: "stroherne Epistel")? Der Verdacht kommt bei mir jedenfalls gelegentlich mal auf.

4. Auch die Sola-Scriptura-Anhänger haben zahlreiche Traditionen, die vielleicht auf alles mögliche zurückgehen, aber garantiert nicht auf die Schrift. Buß- und Bettag. Reformationstag. Pfarrer in schwarzen Talaren, Weihnachten am 25. Dezember (wo steht das denn?) usw. usw. ... Und woher ist eigentlich die Liturgie in evangelischen Gottesdiensten, sofern noch vorhanden? Man erkennt ansatzweise vieles wieder vom Kyrie bis zum Agnus Dei. Aber aus der Schrift ist der Ablauf jedenfalls nicht.

Fragesteller
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Fragesteller »

Dieter hat geschrieben:Jeder, der sich mit Theologie und Kirchengeschichte beschäftigt, weiß doch, dass es im Glauben keine Eindeutigkeiten gibt. DIE Wahrheit kennen wir nicht.

Wenn man aber DIE Wahrheit nicht hat, so gibt es zwei Möglichkeiten, um damit fertig zu werden:

1. Man hat nicht die Wahrheit, aber man BEHAUPTET, die Wahrheit zu haben. Man erklärt einen Mann oder ein Buch für unfehlbar und predigt den Menschen dies von der Wiege bis zur Bahre. Die Erfahrung zeigt, dass am Ende eines Lebens so viel hängen geblieben ist, dass dies vielen Menschen eine Lebens-, vor allem aber eine Sterbenshilfe ist.

2. Man ist intellektuell redlich und lässt die Fragen, die man nicht beantworten kann, offen. In diesem Fall muss jeder Mensch für sich selbst Prioritäten setzen und seine Lebenserfahrung und seinen Verstand einbringen.

In den protestantischen Kirchen Deutschlands, aber auch in der RKK (hier wenn auch nicht offiziell, so doch in der Praxis), haben sich in den letzten Jahrzehnten die Schwerpunkte von Punkt 1 zu Punkt 2 verschoben. Anders geht es wohl auch im 21. Jahrhundert nicht mehr.
Weiß nicht, ob das so eine klare Alternative ist. Man kann doch "intellektuell redlich" sein, Unsicherheiten gestehen, Anders- und Nichtgläubige achten, die Fragen der Aufklärung ernstnehmen, und dennoch deutlich sehen, dass das, was die ersten 1800 Jahre christliche Hoffnung gewesen ist, in dem entmystifizierten Halbchristentum unserer Zeit nicht vollständig aufgehoben ist und dass diese christliche Hoffnung schon in den ersten Tagen genauso sehr als Torheit erscheinen musste wie heute. Dass Christus Gottes Sohn und für uns gestorben und auferstanden ist, wird im Normalfall niemand seiner "Lebenserfahrung" entnehmen, und der "Verstand" kann hier höchstens auf sein Veto verzichten, positiv beweisen kann er nicht. Solcher Glaube kommt nur aus der Unterwerfung unter das Evangelium, das uns überliefert ist.

Wie man mit dieser Spannung im einzelnen intellektuell umgeht, ist eine andere Frage, oder vielmehr: viele Fragen. Aber dass man sich ihr stellen muss und nicht meinen darf, es wäre im vollen Sinne sowoh zeitgemäß als auch christlich, einfach alles zu streichen, was der "Lebenserfahrung" und dem "Verstand" des Zeitgenossen fremd ist, scheint mir offensichtlich.

Und wegkommen muss man wohl auch von der Vorstellung, der Glaube müsse "Lebens-" oder "Sterbehilfe" sein. Gott die Ehre zu geben, ist Selbstzweck.

Tritonus
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Tritonus »

Fragesteller hat geschrieben: ... Wie man mit dieser Spannung im einzelnen intellektuell umgeht, ist eine andere Frage, oder vielmehr: viele Fragen. Aber dass man sich ihr stellen muss und nicht meinen darf, es wäre im vollen Sinne sowoh zeitgemäß als auch christlich, einfach alles zu streichen, was der "Lebenserfahrung" und dem "Verstand" des Zeitgenossen fremd ist, scheint mir offensichtlich.

Und wegkommen muss man wohl auch von der Vorstellung, der Glaube müsse "Lebens-" oder "Sterbehilfe" sein. Gott die Ehre zu geben, ist Selbstzweck.
:daumen-rauf:

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asderrix
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von asderrix »

Da stellt sich z.B. die Frage, ob meine evangelisch-lutherische Kindertaufe in einer Täufergemeinde (Baptisten, Mennoniten ...) überhaupt als "gültig" anerkannt wird, oder ob ich mich da erneut taufen ("wiedertaufen") lassen muss, um überhaupt als getaufter Christ zu gelten.
1. ist die viel wichtigere Frage ob sie von Gott anerkannt wird, wenn Du Dir da sicher bist, alles i.O.

Wir hab in unserer Brüdergemeinde, Gäste aus der Landeskirche und der RKK die am Gedächtnismahl teilnehmen, weil sie wissen das das der eigentliche Sinn dessen ist, was Christus seiner Gemeinde befahl und soweit wir beurteilen können, sie Kinder Gottes sind.
Mitglied in der Gemeinde können sie aber erst sein, wenn sie für sich auch zu der Erkenntnis kommen, dass der Sinn der Taufe eine vorherige Bekehrung voraussetzt und ein bewusster Schritt eines Menschen, nach dem Zeugnis der Bibel ist.
Solange sie das nicht erkannt haben, wäre es Sünde,würden sie sich nur um uns zu gefallen, taufen lassen.
Jedes Gedächtnismahl sagt: Das Beste kommt noch!

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taddeo
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von taddeo »

Tritonus hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:Und wegkommen muss man wohl auch von der Vorstellung, der Glaube müsse "Lebens-" oder "Sterbehilfe" sein. Gott die Ehre zu geben, ist Selbstzweck.
:daumen-rauf:
Naja, der Glaube besteht aber keineswegs NUR darin, Gott die Ehre zu geben. "Dieses ist das erste und höchste Gebot. Das zweite ist ihm gleich: ...", wir erinnern uns vielleicht.
Dein Glaube ist durchaus "Lebenshilfe": für den Nächsten (siehe Evangelium vom letzten Sonntag), und "Ewige-Lebens-Hilfe" für Dich selbst.

TillSchilling

Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von TillSchilling »

Im Westminster Katechismus von 1647 ist das in der ersten Frage so ausgedrückt:
Q. 1. What is the chief end of man?

A. Man's chief end is to glorify God, [a] and to enjoy him for ever.

[a]. Ps. 86:9; Isa. 60:21; Rom. 11:36; I Cor. 6:20; 10:31; Rev. 4:11
. Ps. 16:5-11; 144:15; Isa. 12:2; Luke 2:10; Phil. 4:4; Rev. 21:3-4


Vielleicht ist das Reformiertentum "rauh" weil es den zweiten Teil der Antwort nicht gelesen hat?

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Jarom1
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Jarom1 »

Nö, bei den Reformierten stehen die Westminster Katechismen und die Westminster Confession in hohem Ansehen (insbesondere im angelsächsischen Raum und den USA).
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Dieter
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Dieter »

eigentlich NUR im angelsächsischen Raum.

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Jarom1
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Jarom1 »

Und bei mir. :)

Sie liegen auf dem kleinen Tisch an meinem Bett, direkt neben dem Bekenntnisbuch der SERK (enthält die "Three Forms of Unity": den Heidelberger Katechismus, den Niederländischen Katechismus und die Dordrechter Lehrregel).
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Libertas Ecclesiae
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Re: Käßmann-Saga Teil 3 Wittenberg 2017

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Kirchenhistoriker Prof. Dr. Thomas Kaufmann:

„Luther ist keine Leitfigur“
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

Tinius
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Re: Käßmann-Saga Teil 3 Wittenberg 2017

Beitrag von Tinius »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Kirchenhistoriker Prof. Dr. Thomas Kaufmann:

„Luther ist keine Leitfigur“

Heute sendet das Bayerische Fernsehen um 19.05 Uhr den Lutherfilm. Bereinigt Asderrix

Dieter
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Re: Käßmann-Saga Teil 3 Wittenberg 2017

Beitrag von Dieter »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Kirchenhistoriker Prof. Dr. Thomas Kaufmann:

„Luther ist keine Leitfigur“


Doch, Luther ist eine Leitfigur! Er war es, der die zentrale Aussage des Neuen Testamentes, die Rechtfertigungslehre, wiederentdeckt hat.

Viele Aussagen, wie die gegen Juden, muss man aus der damaligen Zeit heraus betrachten. Welche Arroganz spricht daraus, wenn man Taten und Aussagen aus früheren Jahrhunderten mit heutigen Maßstäben beurteilt?

Wenn die Protestanten nicht Luther zum Leitbild nehmen, wen dann?

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Siard
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Re: Käßmann-Saga Teil 3 Wittenberg 2017

Beitrag von Siard »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Kirchenhistoriker Prof. Dr. Thomas Kaufmann: „Luther ist keine Leitfigur“
Das sehe ich anders. Man muß nicht perfekt und fehlerlos sein um eine Leitfigur zu werden.

Tinius
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Tinius »

Wieder etwas zum Thema (vorgebliche Witzbolde gibt es in diesem Thread leider auch...)

http://www.spiegel.de/panorama/martin-l ... ref=plista

Pollux
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Pollux »

Es gibt sicher auch sehr befemdliche Aspekte in Luthers Leben und Wirken.Dennoch kann man seinen großen Einfluss auf die weitere kirchengeschichtliche Entwicklung nicht wirklich abstreiten.Ohne Luther verlöre der Protestantismus eine Leitfigur.Luther steht an der Seite der anderen namhaften Reformatoren, und er wollte ohne Zweifel nicht eine Abspaltung von der RKK.Das war die Folge einer wechselvollen Geschichte widerstreitender Parteien.

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Siard
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Siard »

Pollux hat geschrieben:Es gibt sicher auch sehr befemdliche Aspekte in Luthers Leben und Wirken.
Das gilt aber nicht nur auch für die anderen Reformatoren, sondern für fast alle Menschen. :ja:

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berneuchen
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von berneuchen »

Siard hat geschrieben:
Pollux hat geschrieben:Es gibt sicher auch sehr befemdliche Aspekte in Luthers Leben und Wirken.
Das gilt aber nicht nur auch für die anderen Reformatoren, sondern für fast alle Menschen. :ja:
:klatsch: gilt übrigens auch für manche Kirchenväter. Bei Johannes Chrysostomos finden sich manche Passagen, die heute sofort den Staatsanwalt auf den Plan rufen würden. Trotzdem ist er einer der größten - aber halt nicht in seinen antisemitischen Ausfällen.

Tinius
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Tinius »

Aus dem eher harten Luthertum der USA (St. Louis) hier eine alte Zusammenstellung der Lehre mit klaren Abgrenzungen und Verwerfungen anderer "Kirchengemeinschaften". Sogar der Islam hatte 1926 hier Erwähnung gefunden. Wir kennen ja das trotzige "Nichts steht geschrieben [Punkt]" von Lawrence von Arabien....

http://www.lutherische-bekenntnisgemein ... efault.htm

Links bitte unter dem Punkt "Christlicher Glaube" dann zu "Die lutherische Kirche und die anderen Kirchen" gehen.

Der direkte Link zu der Textpassage in dem Text John Theodore Muellers ist http://www.lutherische-bekenntnisgemein ... c3734533
Das nächste Mal kennzeichnest Du bitte ein von Dir gebrachtes Zitat als ein solches, Tinius. Ich mache das jetzt ausnahmsweise mal für Dich.

ziphen, Mod

John Theodore Mueller übersetzt und bearbeitet von Roland Sckerl hat geschrieben:Zu den Reformierten:

Sie lehren im Gegensatz zur Heiligen Schrift:

a. dass Gesetz und Evangelium nicht eindeutig zu trennende Redeweisen Gottes sind, sondern vielmehr das Evangelium die Vollendung des Gesetzes sei (gegen: 2. Tim. 2,15; Sach. 11,7);

b. dass Christus hinsichtlich seiner menschlichen Natur nicht allmächtig, allgegenwärtig, allwissend sei (gegen: Matth. 28,18-2);

c. dass die beiden Naturen Christi keine innige Gemeinschaft in der einen Person haben und sich gegenseitig die jeweiligen Eigenschaften mitteilen (siehe die Fragen im Katechismus);

d. dass die menschliche Natur Christi jetzt an einem bestimmten Ort im Himmel beschränkt sei (gegen: Matth. 28,18-2);

e. dass Christi Leib und Blut im heiligen Abendmahl nur geistlich, also im Glauben, genossen werde, nicht sakramentlich, also auf übernatürliche Weise, mit dem Munde in, mit und unter Brot und Wein von allen Kommunikanten (gegen: 1. Kor. 1,16; 11,27);

f. dass die Gnadenmittel allgemein und die Sakramente im Besonderen nur äußere Zeichen seien und nicht die Gnade schenkten, sondern nur abbildeten, was unabhängig von ihnen gewirkt würde (gegen: Apg. 2,38; Joh. 3,3-5; 1. Kor. 11,23-25);

g. dass das Evangelium nicht nur der Vergebung der Sünden dienen solle, sondern auch der Beseitigung der sozialen Nöte und der Herstellung des Weltfriedens; dass deshalb die Kirche nicht nur die Aufgabe der Mission und Evangelisation habe, sondern auch der politisch-sozialen Veränderung (gegen: Joh. 18,36; Matth. 22,21);

h. dass Gott einen Teil der Menschheit von Ewigkeit her zur Erlösung, den anderen Teil aber von Ewigkeit her zum Unglauben und zur Verdammnis vorherbestimmt habe (doppelte Prädestination; gegen: 1. Tim. 2,4; Apg. 17,3).

i. dass Gott die Kirchen- und Gemeindeverfassung vorgegeben habe, einschließlich eines vierfachen Amtes (gegen: Matth. 2,25-27; Eph. 4,11)

Dieter
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Dieter »

Wer diese Randgruppe von Lutheraner ernst nimmt, muss auch diese Randgruppe der Reformierten ernst nehmen:

http://www.serk-heidelberg.de/unser-glaube/

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Siard
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Siard »

Dieter hat geschrieben:Wer diese Randgruppe von Lutheraner ernst nimmt, …
Wieso Randgruppe? Nur weil die sogenannten Lutheraner keine mehr sind, macht das aus den Zitierten keine Randguppe.
Auch Mehrheiten können irren. Es scheint sich hier eher um eine Kerngruppe zu handeln.

Tinius
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Tinius »

Siard hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Wer diese Randgruppe von Lutheraner ernst nimmt, …
Wieso Randgruppe? Nur weil die sogenannten Lutheraner keine mehr sind, macht das aus den Zitierten keine Randguppe.
Auch Mehrheiten können irren. Es scheint sich hier eher um eine Kerngruppe zu handeln.
Richtig. Das ist doch keine Randgruppe sondern die 2.größte lutherische Kirche der USA.

http://de.wikipedia.org/wiki/Lutheran_C ... ouri_Synod

http://www.lcms.org/aboutus

Dieter
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Dieter »

Es geht nicht um Kirchen in den USA, sondern um eine kleine Splittergruppe, die ihre Gottesdienst in 76448 Durmersheim (wo immer das liegt) abhält.

Sie hat auch mit der deutschen SELK nichts zu tun. Aber auch die SELK ist überaltert und verliert ständig Mitglieder.

Wer ernsthaft diskutieren will, sollte sich mit Gemeinden in der EKD auseinander setzen.

Es wäre schade, wenn kreuzgang.org zu einem Sektenforum verkommen würde.

Tinius
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Tinius »

Dieter hat geschrieben:Es geht nicht um Kirchen in den USA, sondern um eine kleine Splittergruppe, die ihre Gottesdienst in 76448 Durmersheim (wo immer das liegt) abhält.

Sie hat auch mit der deutschen SELK nichts zu tun. Aber auch die SELK ist überaltert und verliert ständig Mitglieder.

Wer ernsthaft diskutieren will, sollte sich mit Gemeinden in der EKD auseinander setzen.

Es wäre schade, wenn kreuzgang.org zu einem Sektenforum verkommen würde.
Die Splittergruppe hatte nur eine gute Zusammenstellung der US-lutherischen Lehre.

Die US-Lutheraner der Missouri Synod haben Abendmahlsgemeinschaft mit der SELK und damit sehr wohl etwas mit denen zu tun.

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Siard
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Siard »

Dieter hat geschrieben:Es wäre schade, wenn kreuzgang.org zu einem Sektenforum verkommen würde.
:roll:

Dieter
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Dieter »

Tinius hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Es geht nicht um Kirchen in den USA, sondern um eine kleine Splittergruppe, die ihre Gottesdienst in 76448 Durmersheim (wo immer das liegt) abhält.

Sie hat auch mit der deutschen SELK nichts zu tun. Aber auch die SELK ist überaltert und verliert ständig Mitglieder.

Wer ernsthaft diskutieren will, sollte sich mit Gemeinden in der EKD auseinander setzen.

Es wäre schade, wenn kreuzgang.org zu einem Sektenforum verkommen würde.
Die Splittergruppe hatte nur eine gute Zusammenstellung der US-lutherischen Lehre.

Die US-Lutheraner der Missouri Synod haben Abendmahlsgemeinschaft mit der SELK und damit sehr wohl etwas mit denen zu tun.

Auf der Homepage dieser Gruppe aus Durmersheim kann ich keinen Hinweis finden, dass sie ein Teil der SELK ist.

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Siard
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Siard »

Dieter hat geschrieben:Auf der Homepage dieser Gruppe aus Durmersheim kann ich keinen Hinweis finden, dass sie ein Teil der SELK ist.
Tinius hat auch nicht gesagt, daß dies so sei.

Dieter
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Re: Rauhes Reformiertentum - laues Luthertum ?

Beitrag von Dieter »

Siard hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Auf der Homepage dieser Gruppe aus Durmersheim kann ich keinen Hinweis finden, dass sie ein Teil der SELK ist.
Tinius hat auch nicht gesagt, daß dies so sei.


Also ist es eine sektenhafte Splittergruppe.

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