Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.

Pilgerer
Beiträge: 2697
Registriert: Freitag 3. Juni 2011, 00:45

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Pilgerer »

Tritonus hat geschrieben:Ich empfehle, mal eine evangelikale Gemeinschaft (egal ob Freikirche oder evangelikal geprägte EKD-Gemeinde, die gibt's auch) zu besuchen, und mit den üblichen evangelischen Kirchengemeinden zu vergleichen.
Folgende Gründe machen aus meiner Sicht den Erfolg der evangelikalen Gemeinden aus (ich habe sie im Studium kennen gelernt):
1. Starke soziale Gemeinschaft, Vernetzung der Gemeindemitglieder. Es gibt nicht nur sonntags den einen Gottesdienst, sondern über die ganze Woche Bibelkreise, Männer- und Frauenkreise, Gemeindearbeiten (z.B. putzen, die Kirche renovieren etc.). Dann gibt es die Idee der "Zweierschaft", dass also jeder Christ möglichst einen Bruder hat, mit dem er sich geistlich austauschen kann. Die Gemeindeleiter (Pfarrer, Älteste) stehen in engem sozialen Kontakt zu den Gemeindegliedern und können sie daher in ihrem Lebenswandel stark beraten und inspirieren. Das gibt Halt durch die Gemeinde und die "christliche Gemeinschaft".
2. Das Gemeindevolk erfährt die verändernde Kraft Jesu Christi, die wiederum an Gott, den Glauben und die Gemeinde bindet. Es gibt daher eine natürliche und zugleich verbindliche Hinwendung/Treue aller Glieder zu Jesus Christus (und durch ihn zum dreieinigen Gott)
3. Lebendiger Glaube statt geistentleerte Religionssimulation
ChrisCross hat geschrieben:
asderrix hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Katholisch sein heißt nämlich, dem Papst sich sogar dann unterzuordnen, wenn ich meine, es besser zu wissen, als er.
Das ist Kadavergehorsam(entschuldige das harte Wort), das fordert nicht einmal Christus von seinen Nachfolgern.
Gegenüber Christus ist der Kadavergehorsam wohl das allermindeste und zu jeder Zeit gefordert. Er ist der Herr ohne jeden Makel, es gibt keinen Grund, ihm nicht zu gehorchen. Und gegenüber jeder anderen Autorität haben wir ebenfalls zu gehorchen, solange nicht nachweislich etwas befohen wird, was gegen die göttliche Ordnung und Wahrheit verstößt. Zu meinen, man wäre gegenüber einer solchen Autorität ständig zu allen Urteilen über die Befehle berechtigt, und müsste nicht zunächst gehorchen, ist Hochmut.
Gegenüber Jesus Christus auf jeden Fall. Doch genügt es nicht, an den "historischen Jesus" zu glauben, sondern es braucht das Verständnis dafür, wer der auferstandene Jesus ist und wie Er uns als guter Hirte weiden kann. Es ist ja doch eigentlich der Schlüssel des Christentums, dass wir in Jesus Christus Gott-Vater kennen lernen können, der uns durch den Sohn vermittelt wird. DAS ist die Versöhnung mit Gott und schafft die Kraft, das Böse zu überwinden. Wir brauchen Jesus Christus als Hohepriester, am besten pausenlos. Sein Wort in unseren Ohren und unseren Herzen kann eine ständige innere Eucharistiefeier bewirken, durch die wir letztlich zu Seinem Leib umgewandelt werden.
Die Aufgabe der Apostel war, die Christen zu dieser Gotteserfahrung zu führen (natürlich inkl. der Gemeinschaft der Heiligen). Diese Aufgabe obliegt auch dem Nachfolger Petri. Er erfüllt sein Amt, wenn er die Christen zum Einen Hohepriester Jesus Christus führt, der sie als "Paidagogos" zu Kindern Gottes und damit zu Seinen Brüdern erzieht. Die seriösen Bekenntnisse der Reformation und der weiteren Erweckungswellen verpflichteten ihre Anhänger zu eben diesem vollen Vertrauen zu Jesus Christus, das Ihn zum seligmachenden Hohepriester macht. Sie erfüllen damit die Mission Petri, obwohl sie seine Nachfolger in Rom nicht persönlichanerkennen.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von lutherbeck »

Aber wenn es der Papst schafft auf der Grundlage des Evangeliums auch Lutheraner zu Christus zu führen - dann könnten sie ihn ja auch anerkennen - oder?
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Pilgerer
Beiträge: 2697
Registriert: Freitag 3. Juni 2011, 00:45

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Pilgerer »

lutherbeck hat geschrieben:Aber wenn es der Papst schafft auf der Grundlage des Evangeliums auch Lutheraner zu Christus zu führen - dann könnten sie ihn ja auch anerkennen - oder?
Wer sollte sie davon abhalten? Es ist vermutlich sogar segensreich, den Papst als geistliche Vaterfigur zu haben, der innerhalb der Weltchristenheit voran geht. Seine Rolle sollte jedoch nicht über das natürliche Maß hinaus überbewertet werden.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Benutzeravatar
Marcus
Beiträge: 3077
Registriert: Dienstag 13. Juni 2006, 14:48

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Marcus »

lutherbeck hat geschrieben:Aber wenn es der Papst schafft auf der Grundlage des Evangeliums auch Lutheraner zu Christus zu führen - dann könnten sie ihn ja auch anerkennen - oder?
Jemand, für den Christus und sein Evangelium nicht im Mittelpunkt stehen, ist kein Lutheraner, auch wenn ihn seine frühere Lohnsteuerkarte bei der Konfessionszugehörigkeit als „ev.-luth.“ bezeichnet haben sollte.
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

TillSchilling

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von TillSchilling »

A statement from the Bishop of Guildford, the Rt Rev Christopher Hill, Chairman of the Council for Christian Unity and a member of the Anglican Roman Catholic International Commission.

As part of a wider Anglican Communion delegation, I shall be privileged to be present in Rome for the Inauguration of the ministry of Pope Francis 1st.

Until the conclave, Cardinal Bergoglio was the Archbishop of one of the major cities of the developing world. His reputation for pastoral care and simplicity (following St Francis) as well as his concern for economic justice will endear him to Anglicans throughout the world, not least our own Archbishop Justin.

Even at the announcement of his election, his 'Buona Sera' (Good evening!) to the crowds in St Peter's Square spoke of a different style of Papacy. This reinforces the inevitably different ethos which will emerge in the Papacy with Pope Benedict's radical decision to retire.

I was also impressed by the stress on his being 'Bishop of Rome' which emerged in just those few first spontaneous words: 'You know that the duty of the conclave was to give a bishop to Rome. It seems that my brother cardinals went almost to the end of the world to get him. But here we are.'

This is not only a pastoral stress. It is also a fundamental theological principle. The universal Primate, whom some Anglicans and many other Christians are beginning to recognise, is still the bishop of a local church, a bishop of the Church, not a single bishop over the Church.

But the task before Pope Francis is immense. All Christians should pray for him. I shall be praying for him in Rome at his installation on Tuesday, 19th, as I shall be praying for Archbishop Justin, with his enormous responsibilities, at his Installation on Thursday, 21 March in Canterbury Cathedral.
Quelle: http://www.churchofengland.org/media-ce ... s-1st.aspx
Hervorhebung von mir.

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von lutherbeck »

Marcus hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben:Aber wenn es der Papst schafft auf der Grundlage des Evangeliums auch Lutheraner zu Christus zu führen - dann könnten sie ihn ja auch anerkennen - oder?
Jemand, für den Christus und sein Evangelium nicht im Mittelpunkt stehen, ist kein Lutheraner, auch wenn ihn seine frühere Lohnsteuerkarte bei der Konfessionszugehörigkeit als „ev.-luth.“ bezeichnet haben sollte.
Das ist ja richtig - aber meine Frage ist: steht Christus für den heutigen Papst im Mittelpunkt? Wenn ja, dann könnte man die lutherischen Vorbehalte gegen ihn ja zu großen Teilen fallen lassen und ihn als Stimme der Weltchristen gelten lassen - oder?

:hmm:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Loddar
Beiträge: 32
Registriert: Freitag 21. Januar 2011, 21:00

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Loddar »

Danke für die respekt- und liebevolle Strangbezeichnung.

TillSchilling schrieb:
„…….Darf er (Papst Franziskus) nicht einfach römischer Papst sein?
Chef des Vereins, der wider die Bibel das Fegefeuer und den Ablass lehrt……“

Zum Fegefeuer möchte ich schreiben:

Dass das Fegefeuer unbiblisch ist, sehe ich auch so.
Dass das Fegefeuer wider die Bibel sein soll, sehe ich so nicht.

Es wäre wider die Bibel, wenn Gott in Seinem Wort gesagt hätte:
Es gibt kein Fegefeuer. Das hat Er nicht gesagt.
Gott spricht auch außerhalb der Bibel, wann Er es will.

M.E. ist das Fegefeuer existent.
Der Name „Purgatorium“ oder „Läuterung“ wird dem Anliegen Gottes jedoch gerechter.

Das Purgatorium ist auch nicht im Widerspruch zur Bibel, wenn es sich hinter der Türe befindet, die Jesus Christus heißt, so zu sagen ein „Reinigungsbypass“ zum Schritt in die ewige Herrlichkeit als Bestandteil des Himmels.
Die Seelen in der Läuterung haben m. E. schon die Gottesschau.

Was spricht für die Existenz eines Purgatoriums?
o Visionäre haben berichtet, dass sie die Läuterungsebene erlebt haben.
(Zur echten Vision könnte man sowohl aus biblischer als auch aus naturwissenschaftlicher Sicht einiges sagen)
o Der Hl. Pater Pio aus Pietrelcina hatte Besuch aus dem Fegefeuer.
o Gott will im Himmel keine Seelen um sich haben, die nach dem letzten Herzschlag noch schmutzig waren.

Warum lohnt es sich, an ein Purgatorium zu glauben?
o Weil Gott die Menschen unendlich liebt und die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus keine Grenzen kennt. Jedoch schaltet diese Liebe nicht Seine Gerechtigkeit aus.
o Weil auch die Verstorbenen m. E. eine Chance auf den Himmel haben, die nach ihrem letzten Herzschlag kein reines Herz hatten, jedoch an Gott glaubten und Ihn liebten.
Auch Jesus Christus liebten, zwar unbewusst, weil sie nur Gott Vater kannten.

Der Atheist dürfte sicherlich vor der Türe bleiben.

Gerne würde ich etwas lesen, was die Existenz des Purgatoriums widerlegt.

Benutzeravatar
Marcus
Beiträge: 3077
Registriert: Dienstag 13. Juni 2006, 14:48

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Marcus »

Nein. Man muss hier streng zwischen dem Amt des Papstes und der Person des Papstes unterscheiden.

So kann man der Person des Papstes durchaus Respekt und Anerkennung entgegenbringen und ihn für evangelische Predigten loben und diese für sich annehmen. Frei nach: „Prüfet alles und das Gute behaltet“.

Das Amt des Papstes ist aber in der Form, wie es sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat mit samt den dazugehörigen Dogmen für einen evangelischen Christen nicht annehmbar. Darum kann der Amtsinhaber auch nicht aufgrund seines Amtes als Sprecher der Weltchristenheit anerkannt werden bzw. als solcher fungieren. Und falls der Papst so allgemein sprechen sollte, dass sich sogar jeder Nicht-Katholik von ihm vertreten fühlen kann, dann mag der Mann zwar ein freimaurerisch denkender Ökumeniker, aber sicherlich kein Papst mehr im römisch-katholischen Sinne sein. Ich kann sicherlich einiges von dem, was Papst Franziskus und sein Vorgänger Benedikt XVI. über den Glauben oder über die christliche Morallehre geäußert haben, annehmen. Das heißt aber nicht, dass die beiden auch automatisch immer meinen konfessionellen Standpunkt vertreten bzw. vertreten haben. Allein schon wegen der Bekenntnisverschiedenheit ist es nicht möglich, dass der Papst für alle Christen aus allen Glaubensgemeinschaften sprechen kann, zumal sich offenbar noch nicht einmal alle römischen Katholiken, seien sie nun liberal-modernistisch oder konservativ-traditionalistisch eingestellt, vom Papst wirklich etwas sagen lassen wollen und ihn sogar mitunter heftig für seine Worte und Entscheidungen kritisieren. Eher ist es doch zu beobachten, dass man den Papst lediglich für seine eigenen Positionen zu vereinnahmen versucht, in dem man sie z. B. mit den Zitaten des Papstes zu betonen versucht.

Wer aber mit dem Papsttum keine Probleme hat und sich nähere Gemeinschaft mit dem römischen Bischof wünscht, dem steht es natürlich frei, römisch-katholisch zu werden. Das wäre jedenfalls nicht nur einfacher, sondern auch aufrichtiger als das eigene Lehrgebäude für eine „Kuschelökumene“ zu egalisieren. Denn wo zwei entgegenstehende Bekenntnisse gleich gültig sind, sind diese letztlich auch gleichgültig.
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von lutherbeck »

Mag sein; aber ist es nicht auch so, daß nicht nur die Katholiken "ihr" Lehrgebäude nach den vielen Jahrhunderten einmal entrümpeln sollten, sondern auch wir Lutheraner? Jedenfalls zeugt die beständig weitergehende Zersplitterung in immer neue "evangelische" Gruppen nicht gerade von festem Bekenntis und leuchtender Klarheit...

Insofern könnte ein Pontifex einmal als Brückenbauer wichtig werden.

:roll:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

TillSchilling

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von TillSchilling »

lutherbeck hat geschrieben: Das ist ja richtig - aber meine Frage ist: steht Christus für den heutigen Papst im Mittelpunkt? Wenn ja, dann könnte man die lutherischen Vorbehalte gegen ihn ja zu großen Teilen fallen lassen und ihn als Stimme der Weltchristen gelten lassen - oder?

:hmm:
Marcus ist mir zuvor gekommen. Aber ich möchte auch nochmal betonen, dass "Stimme der Weltchristen sein" dem Papst und dessen was er von seinem Amt glaubt nicht gerecht wird. Soetwas vorzuschlagen heisst den Papst und die römisch-katholiche Lehre vom Papstamt nicht ernst zu nehmen. Das vorzuschlagen klingt erst mal nett und freundlich, ist es aber eigentlich gar nicht.

Ich will den Papst und seine Kirche und deren Lehre ernstnehmen. Emotional fühle ich mich zum Papst, gerade zu Papst Franziskus, und seiner Kirche hingezogen - abgesehen von Raphael - und würde mir sehr wünschen in einer Kirche mit Papst Franziskus zu sein. Auch gerne in einer Kirche, der er als Primus inter pares vorsteht ähnlich wie es unser anglikanischer Erzbischof von Canterbury tut. Aber diese Option gibt es nicht. Papst Franziskus ist eben leider Papst der römisch-katholischen Kirche, der Kirche der Konzile und Lehrentscheidungen des 16. und 19. Jahrhunderts. Sobald die aufgehoben sind, kann er sehr gerne "Sprecher der Weltchristen" sein.
Zuletzt geändert von TillSchilling am Mittwoch 27. März 2013, 17:37, insgesamt 2-mal geändert.

TillSchilling

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von TillSchilling »

lutherbeck hat geschrieben:Mag sein; aber ist es nicht auch so, daß nicht nur die Katholiken "ihr" Lehrgebäude nach den vielen Jahrhunderten einmal entrümpeln sollten, sondern auch wir Lutheraner?
Damit, sollte es denn notwendig sein, hätte die evangelische Kirche ja keine Probleme. Sie ist ja eine ecclesia semper reformanda. Aber was willst du denn genau "entrümpeln"?

Benutzeravatar
Florianklaus
Beiträge: 3493
Registriert: Donnerstag 20. November 2008, 12:28
Wohnort: Bistum Münster

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Florianklaus »

TillSchilling hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben:Mag sein; aber ist es nicht auch so, daß nicht nur die Katholiken "ihr" Lehrgebäude nach den vielen Jahrhunderten einmal entrümpeln sollten, sondern auch wir Lutheraner?
Damit, sollte es denn notwendig sein, hätte die evangelische Kirche ja keine Probleme. Sie ist ja eine ecclesia semper reformanda. Aber was willst du denn genau "entrümpeln"?
Echt jetzt? Die lutherische Kirche hat also keine Probleme damit, ihre Bekenntnisschriften zur Disposition zu stellen?

TillSchilling

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von TillSchilling »

Florianklaus hat geschrieben:
TillSchilling hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben:Mag sein; aber ist es nicht auch so, daß nicht nur die Katholiken "ihr" Lehrgebäude nach den vielen Jahrhunderten einmal entrümpeln sollten, sondern auch wir Lutheraner?
Damit, sollte es denn notwendig sein, hätte die evangelische Kirche ja keine Probleme. Sie ist ja eine ecclesia semper reformanda. Aber was willst du denn genau "entrümpeln"?
Echt jetzt? Die lutherische Kirche hat also keine Probleme damit, ihre Bekenntnisschriften zur Disposition zu stellen?
Im Prinzip nicht.

Raphael

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Raphael »

TillSchilling hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:
TillSchilling hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben:Mag sein; aber ist es nicht auch so, daß nicht nur die Katholiken "ihr" Lehrgebäude nach den vielen Jahrhunderten einmal entrümpeln sollten, sondern auch wir Lutheraner?
Damit, sollte es denn notwendig sein, hätte die evangelische Kirche ja keine Probleme. Sie ist ja eine ecclesia semper reformanda. Aber was willst du denn genau "entrümpeln"?
Echt jetzt? Die lutherische Kirche hat also keine Probleme damit, ihre Bekenntnisschriften zur Disposition zu stellen?
Im Prinzip nicht.
Diese Aussage ist offenbar nicht mit dem LWB abgestimmt! :pfeif:

TillSchilling

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von TillSchilling »

Raphael hat geschrieben: Diese Aussage ist offenbar nicht mit dem LWB abgestimmt! :pfeif:
Mal abgesehen davon, dass mit dem LWB ja nun wirklich jeder handelseinig werden kann der nur liberal genug ist, wird auch der LWB das Prinzip nicht anders sehen. Ich verstehe die Überraschung nicht. Das Prinzip ist doch klar seit Luther in Worms - der Legende nach - gesagt hat:
Wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, daß sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist.
Die Diskussion ist aber nur eine theoretische. Die Aussagen der Augsburger Konfession lassen sich nicht widerlegen. Nur ignorieren oder umdeuten.

Ich schlage vor diese off-topic Diskussion zu beenden. Wie gesagt ist sie sowieso nur theoretisch.

Raphael

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Raphael »

TillSchilling hat geschrieben:Die Diskussion ist aber nur eine theoretische.

..............

Ich schlage vor diese off-topic Diskussion zu beenden. Wie gesagt ist sie sowieso nur theoretisch.
Theologen disputieren die Wahrheitsfrage jedoch nicht rein theoretisch, sondern durchaus mit meßbar praktischen Folgen .............
TillSchilling hat geschrieben:Die Aussagen der Augsburger Konfession lassen sich nicht widerlegen. Nur ignorieren oder umdeuten.
Die philosophischen Implikationen des Perryversums sind auch nicht widerlegbar. :roll:

Benutzeravatar
umusungu
cum angelis psallat Domino
Beiträge: 5048
Registriert: Donnerstag 1. Januar 2004, 13:30

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von umusungu »

lutherbeck hat geschrieben:Das ist ja richtig - aber meine Frage ist: steht Christus für den heutigen Papst im Mittelpunkt? Wenn ja, dann könnte man die lutherischen Vorbehalte gegen ihn ja zu großen Teilen fallen lassen und ihn als Stimme der Weltchristen gelten lassen - oder?
für alle Päpste, die ich erlebt habe,stand Christus im Mittelpunkt!
Für alle katholischen Gemeinden steht Christus im Mittelpunkt ......

Raphael

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Raphael »

umusungu hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben:Das ist ja richtig - aber meine Frage ist: steht Christus für den heutigen Papst im Mittelpunkt? Wenn ja, dann könnte man die lutherischen Vorbehalte gegen ihn ja zu großen Teilen fallen lassen und ihn als Stimme der Weltchristen gelten lassen - oder?
für alle Päpste, die ich erlebt habe,stand Christus im Mittelpunkt!
Für alle katholischen Gemeinden steht Christus im Mittelpunkt ......
Warum wohl hat der emeritierte Papst ein dreiteiliges Buch über JESUS CHRISTUS geschrieben? :detektiv:

Tritonus
Beiträge: 1451
Registriert: Samstag 25. Juni 2011, 03:03

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Tritonus »

lutherbeck hat geschrieben:... steht Christus für den heutigen Papst im Mittelpunkt? Wenn ja, dann könnte man die lutherischen Vorbehalte gegen ihn ja zu großen Teilen fallen lassen und ihn als Stimme der Weltchristen gelten lassen - oder? ...
Ach, da geht es wirklich noch um Christus? Wenn ich mir beispielsweise die EKD-Seite zur Lutherdekade ( http://www.luther217.de/7427-die-luthe ... eformation ) ansehe, da kann ich zwar lang und breit nachlesen, was der "nationale Volksheld" [sic] angeblich schon damals alles "pluralisiert" [sic] und "dynamisiert" [sic, gratuliere: in einem einzigen Satz drei Punkte beim Bullshit-Bingo!] hat, aber Christus kommt in dem Text nicht ein einziges Mal vor. Man könnte also auf die Idee kommen, dass Christus nicht nur nicht im Mittelpunkt steht, sondern bei der pluralisiert-dynamisch-national-heldenhaften 5-Jahr-Feier irgendwie stört und deshalb die Party schon verlassen hat.

Zur eigentlichen Frage: Ich bin überzeugt, dass Christus für den heutigen Papst im Mittelpunkt steht.

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von taddeo »

Tritonus hat geschrieben:Ich bin überzeugt, dass Christus für den heutigen Papst im Mittelpunkt steht.
Nach seiner heutigen Audienz-Ansprache kann man das eigentlich gar nicht bezweifeln.

Pilgerer
Beiträge: 2697
Registriert: Freitag 3. Juni 2011, 00:45

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Pilgerer »

umusungu hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben:Das ist ja richtig - aber meine Frage ist: steht Christus für den heutigen Papst im Mittelpunkt? Wenn ja, dann könnte man die lutherischen Vorbehalte gegen ihn ja zu großen Teilen fallen lassen und ihn als Stimme der Weltchristen gelten lassen - oder?
für alle Päpste, die ich erlebt habe,stand Christus im Mittelpunkt!
Für alle katholischen Gemeinden steht Christus im Mittelpunkt ......
Bei den drei Päpsten, die ich noch erlebte, traf das zu, bestimmt auch bei der Mehrheit der früheren Päpste. Was mich persönlich eher stört, sind bestimmte Praktiken der früheren Vergangenheit, dass zum Beispiel alle Normalsterblichen vor dem Papst zu Boden fielen, wenn er in Rom unterwegs war (was dem Verhalten des Petrus völlig widerspricht). Dazu ist auch heute noch die Volksfrömmigkeit in Gefahr, einen zu weit gehenden Personenkult zu betreiben. Der Papst ist ein Hirte, der ganz einfach den Auftrag Petri innehat. Seine Rolle kann nicht höher sein als die der Apostel, sondern im Zweifelsfall sind die Apostel Herren oder geistliche "Väter" der Päpste. Ihre Worte, die z.B. in der Bibel überliefert sind, stehen höher als spätere päpstliche Worte. Die Lektüre der zwei Petrusbriefe würden der Weltchristenheit wie auch der katholischen Kirche heute noch gut tun. Das ist ein "Fegefeuer" für sich.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von lutherbeck »

EKD wünscht sich Versöhnungsgeste zwischen den Konfessionen:

http://www.ekd.de/aktuell_presse/news_2 ... ionen.html

daraus:
...Wir waren eine gemeinsame Kirche, die im 16. Jahrhundert getrennte Wege gegangen ist", erläuterte sie. Die zwischenzeitliche "Wiederannäherung in vielen Fragen, das ökumenische Miteinander, lässt sich gemeinsam feiern...
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Tritonus
Beiträge: 1451
Registriert: Samstag 25. Juni 2011, 03:03

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Tritonus »

Daraus:
"Das muss für die Evangelischen nicht sein, aber wenn der Papst zu einem gemeinsamen Fest des Glaubens kommen mag: Herzlich gern!"
So habe ich mir immer eine wirklich herzliche Einladung vorgestellt. "Vermissen würden wir dich zwar nicht gerade, aber wenn du magst, kannste ja gerne auch mal vorbeikommen."
Die evangelische Kirche wolle 2017 "weder einen nationalen noch einen triumphierenden oder anti-römischen Protestantismus zelebrieren, bei dem wir uns selbst als die Freien und die römischen Katholiken als die Eingeengten erscheinen lassen". ... Zugleich jedoch müssten die Protestanten bei dem Jubiläum "sagen, dass und warum wir gerne evangelisch sind und aus guten Gründen auch auf dem evangelischen Weg bleiben wollen", ...
Na ja, immerhin hat sie ja bis 2017 noch vier Jahre Zeit, um sich einige halbwegs plausible Antworten auf die selbst gestellten Warum-Fragen zu überlegen. Vielleicht hilft ihr ja auch jemand dabei.
... unterstrich die Reformationsbotschafterin.
Warum nur überkommt mich gerade ein heftiger Anflug von Mitleid für Martin Luther?

Benutzeravatar
ziphen
Beiträge: 1396
Registriert: Donnerstag 26. August 2010, 18:44

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von ziphen »

Die Foranten werden gebeten beim Thema zu bleiben bzw. dorthin zurück zu finden und sich den Austausch von Gemeinheiten zu verkneifen.
Geht besser beten!

ziphen, Mod
Wenn böse Zungen stechen, / mir Glimpf und Namen brechen, / so will ich zähmen mich; /
das Unrecht will ich dulden, / dem Nächsten seine Schulden / verzeihen gern und williglich.

Paul Gerhardt: O Welt, sieh hier dein Leben

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von lutherbeck »

ziphen hat geschrieben:Die Foranten werden gebeten beim Thema zu bleiben bzw. dorthin zurück zu finden und sich den Austausch von Gemeinheiten zu verkneifen.
Geht besser beten!

ziphen, Mod
Sehr gut! :daumen-rauf:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Stefan

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Stefan »

umusungu hat geschrieben:ich war heute ab 21 Uhr in einer ökumenischen Osternacht .. war wieder wunderschön.
Dazu folgender Artikel: Zum Verhältnis der Reformierten zur katholischen Kirche

daraus:
Profitieren auch die Reformierten vom neuen und einfacheren Papst Franziskus?

Ob wir wollen oder nicht: Die Welt sieht den Papst als Sprecher des Christentums. Beim neuen Papst steckt die katholische Welt im Moment etwas gar stark im Personenkult. Man zelebriert seine Bescheidenheit. Da regt sich mein Reformiertsein: Bescheidenheit zelebriert man nicht. Sein Vorgänger, den ich selber getroffen habe, war nicht weniger bescheiden, er hatte bloss ein anderes Rollenbild. Seine päpstlichen roten Schuhe trug er, weil sie für ihn zum Amt gehörten.
Papst Benedikt hat die Ökumene abgewürgt.

Sicher nicht. Er hat aber endlich laut gesagt, was die Kurie denkt. Der damalige Kardinal Ratzinger war der Erste, der in der Ökumene Klartext gesprochen hat. Ich schätze das. Das ist ehrlicher, als wenn man die Probleme zudeckt. Es ist auch verbindlicher.
Wie soll es nun mit der Ökumene weitergehen?

Es müssen sich beide bewegen. Darum ist das, was ich versuche, heikel und macht mich angreifbar. Wir können nicht meinen, dass die katholische Kirche jetzt protestantisch wird oder die reformierte römisch. Aber Franziskus ist eine grosse Chance für die Ökumene.
Sehen Sie Ansatzpunkte?

Theologisch kaum. Das müssen wir nun eine Zeit lang aushalten. Es ist ja nicht nichts möglich. So viel Ökumene wie in der Schweiz gibt es nicht überall. Wenn Abt Martin und ich ein Ostervideo machen, dann ist das auch ein Zeichen. Bei den grossen Hürden im Kirchenverständnis, etwa der Frauenordination, kommen wir nicht weiter.
Solche Aussagen schätze ich an unseren protestantischen Glaubensbrüdern. Sie sind ehrlicher und belastbarer, ermöglichen eine stabilere Beziehung, als das Vorgaukeln einer nicht existenten Ökumene - das ist Zelebration der Trennung.

Man muss sich übrigens katholischerseits auch immer vor Augen halten, dass es ausserhalb unserer Kirche kein 2. vatikanisches Konzil je gab. Manchmal denke ich, ohne die beiden vatikanischen Konzilien wäre manches einfacher. Hoffentlich denkt unser Römischer Bischof Franz nicht an ein 3. vatikanisches Konzil. Ein der Welt verborgender, betender Papst scheint mir der Kirche zuträglicher zu sein als alle Akteure - egal ob bescheiden oder charismatisch oder was auch immer. Hier können wir alle von unseren protestantischen Glaubensbrüdern lernen.


Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von lutherbeck »

Ein Diskussionsbeitrag zum Thema "Rückkehrökumene":

http://www.evangelium-und-kirche.de/med ... kumene.pdf
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von lutherbeck »

Präses Schneider trifft sich am Montag mit Papst Franziskus; es wird spannend!

Quelle:

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=p ... 516,d.bGE

Daraus:
...Er werde den Papst unter anderem auf die Ökumene ansprechen und erhoffe sich Fortschritte...
:)
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Pilgerer
Beiträge: 2697
Registriert: Freitag 3. Juni 2011, 00:45

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Pilgerer »

lutherbeck hat geschrieben:Ein Diskussionsbeitrag zum Thema "Rückkehrökumene":

http://www.evangelium-und-kirche.de/med ... kumene.pdf
Für Protestanten geht es hierin vor allem um die Frage, ob die RKK christlich genug für diese Rückkehr ist. Die Trennung vom Papst geschah damals unter dem Eindruck vielfältiger unchristlicher Laster der römischen Kirche. Das war der wichtigste Grund, denn sonst hätte Luther die Exkommunikationsbulle nicht verbrannt, sondern hätte alles unternommen, um wieder zurück in die Kirche zu kommen.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Benutzeravatar
Peti
Beiträge: 2566
Registriert: Donnerstag 4. Oktober 2007, 11:45
Wohnort: Landkreis München

Re: Papst Franziskus aus protestantischer Sicht

Beitrag von Peti »

lutherbeck hat geschrieben:Präses Schneider trifft sich am Montag mit Papst Franziskus; es wird spannend!
EKD-Ratsvorsitzender schwärmt vom Papst:
http://www.domradio.de/themen/papst-fra ... -vom-papst
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema