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Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 12:22
von overkott
Vermutlich wird Clemens die Liebe Christi gedrängt haben, sonst wäre er vergeblich eingetreten.

Wir wollen im konfessionellen Überschwang nicht vergessen, dass auch Päpste in der Hölle brutzeln können.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 12:53
von Clemens
Ralf hat geschrieben: Es war ganz anders: Clemens kam durch sein Studium zu der Erkenntnis, daß die Selbstaussagen der Kirche zutreffend sind. Durch die Lehre der Kirche sah er sich sozusagen selbst "freudig gezwungen", ihr beizutreten, damit er sein Seelenheil nicht gefährdet.
Genau so ist es.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 12:57
von Clemens
HeGe hat geschrieben:Eine "Überzeugung" von der Heilsnotwendigkeit der Kirche ist auch nicht notwendig. Es genügt die Kenntnis.
Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die sehr wohl wissen, daß die katholische Kirche von Gott durch Jesus Christus als eine notwendige gegründet wurde, jedoch nicht in sie eintreten oder in ihr ausharren wollen" (LG 14).
Kenntnis allein bei Ablehnung des Inhalts ist aber wohl kein "Wissen" im Sinne des Konzilstexts.
"Ich weiß, dass mein Erlöser lebt", heißt ja auf normaldeutsch: ich glaube es/ich vertraue darauf/ich integriere diese Erkenntnis in mein Leben, und nicht nur: ich habe davon gehört und zur Kenntnis genommen, dass die Christen das glauben.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 13:02
von overkott
Clemens hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben: Es war ganz anders: Clemens kam durch sein Studium zu der Erkenntnis, daß die Selbstaussagen der Kirche zutreffend sind. Durch die Lehre der Kirche sah er sich sozusagen selbst "freudig gezwungen", ihr beizutreten, damit er sein Seelenheil nicht gefährdet.
Genau so ist es.
Du weißt ja, wer sein Leben retten will, wird es verlieren.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 13:54
von Clemens
overkott hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben: Es war ganz anders: Clemens kam durch sein Studium zu der Erkenntnis, daß die Selbstaussagen der Kirche zutreffend sind. Durch die Lehre der Kirche sah er sich sozusagen selbst "freudig gezwungen", ihr beizutreten, damit er sein Seelenheil nicht gefährdet.
Genau so ist es.
Du weißt ja, wer sein Leben retten will, wird es verlieren.
Und du weißt ja auch, dass sich dieser Satz nur auf das leibliche Leben bezieht - aufs ewige Leben bezogen wäre er mitsamt dem Nachsatz schließlich völlig sinnlos.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 16:53
von Pilgerer
Fragesteller hat geschrieben:Ja. Aber nicht alles, was( (in sozilologischer Hinsicht) innehalb der Kirche geschieht, ist Gottes Tun. Manchmal geschieht auch rein menschliches Dazwischenpfuschen. Genau das ist der Vorwurf der Konfessionen gegeneinander, und eben weil dieser Vorfwurf prinzipiell zurtreffen kann und bei so viel Widersprüchlichkeiten irgndwo auch zutreffen muss, kommst Du mit diesem Relativismus nicht weit.
Ich glaube eher, dass das Evangelium so komplex und gewaltig ist, dass es Menschen nicht als Ganzes fassen können. Daher neigen die irdischen Kirchen dazu, nur Teile des Ganzen zu beherzigen. Das ist gut, aber es wird schlecht, wenn das Eigene verabsolutiert wird. Das Evangelium lässt sich in seiner Fülle nicht mit menschlich-fleischlichen Maßstäben fassen, sondern braucht die Geduld und den seelischen Frieden des Heiligen Geistes.
Die meisten innerchristlichen Konflikte sind von einem Mangel an Geduld, Frieden, Sanftmut etc. geprägt und zeugen von einem Übermaß an fleischlicher Gesinnung. "fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede." (Römer 8,6) Der Heilige Geist hilft, Gott zu verabsolutieren und das Eigene ins angemessene Maß zu relativieren.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 16:57
von Mary
HeGe hat geschrieben: Eine "Überzeugung" von der Heilsnotwendigkeit der Kirche ist auch nicht notwendig. Es genügt die Kenntnis.
Kenntnis müsste aber zu Akzeptanz führen müssen. Kenntnis allein genügt deshalb nicht.

Denn entweder erwirbst man sich Kenntnis von der Selbsteinschätzung der RKK und teilt diese und tritt folglich bei.

Oder man hat zwar Kenntnis von der Selbsteinschätzung der RKK, teilt diese Sicht aber nicht. Dann muss man auch nicht eintreten.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 17:01
von Mary
TillSchilling hat geschrieben: Dass du dieser Meinung bist ist klar und es sei unbenommen. Du hast aber nicht von "es wäre besser" geschrieben sondern von einer "schweren Sünde". Das ist das Prinzip Angst, das Prinzip Drohung.
Sagen wir mal, es ist ein Drohversuch.

Denn jenen, die von der RKK nicht überzeugt sind, wird es auch herzlich egal sein, ob die RKK sie in "schwerer Sünde" sieht.
Mich jedenfalls lässt das ziemlich kalt...

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 17:32
von HeGe
Mary hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben: Eine "Überzeugung" von der Heilsnotwendigkeit der Kirche ist auch nicht notwendig. Es genügt die Kenntnis.
Kenntnis müsste aber zu Akzeptanz führen müssen. Kenntnis allein genügt deshalb nicht.

Denn entweder erwirbst man sich Kenntnis von der Selbsteinschätzung der RKK und teilt diese und tritt folglich bei.

Oder man hat zwar Kenntnis von der Selbsteinschätzung der RKK, teilt diese Sicht aber nicht. Dann muss man auch nicht eintreten.
1. Es ist keine "Selbsteinschätzung", sondern göttlicher Wille.

2. Wenn jeder, der von der kirchlichen Lehre ihrer Heilsnotwendigkeit Kenntnis erlangt, nur sagen zu braucht, dass er nicht daran glaubt, kannst du die Heilsnotwendigkeit der Kirche gleich ganz streichen. Dann sind wir ja fast bei einer Allerlösungslehre. Ob es gleich beim ersten Schritt einer Akzeptanz bedarf, darüber kann man m.E. diskutieren. Es gibt aber wenigstens eine Pflicht, sich über die Hintergründe zu informieren. Wer das bewusst nicht tut, ist schon im Bereich der willentlichen Ablehnung dieser Lehre.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 17:56
von Mary
HeGe hat geschrieben: 1. Es ist keine "Selbsteinschätzung", sondern göttlicher Wille.

2. Wenn jeder, der von der kirchlichen Lehre ihrer Heilsnotwendigkeit Kenntnis erlangt, nur sagen zu braucht, dass er nicht daran glaubt, kannst du die Heilsnotwendigkeit der Kirche gleich ganz streichen. Dann sind wir ja fast bei einer Allerlösungslehre. Ob es gleich beim ersten Schritt einer Akzeptanz bedarf, darüber kann man m.E. diskutieren. Es gibt aber wenigstens eine Pflicht, sich über die Hintergründe zu informieren. Wer das bewusst nicht tut, ist schon im Bereich der willentlichen Ablehnung dieser Lehre.
ad 1)... Ja, ich weiss, dass behauptet die RKK so.

ad 2)... Die Heilsnotwendigkeit behauptet auch nur die RKK von sich.
Nein, da sind wir nicht bei der Allerlösungslehre... vielleicht werden ja auch nur die Zoroastristen gerettet.... als Beispiel...
Und ja, man soll sich schon klar sein, WARUM man etwas ablehnt... obwohl man es kennt...

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 18:12
von taddeo
Mary hat geschrieben:
TillSchilling hat geschrieben: Dass du dieser Meinung bist ist klar und es sei unbenommen. Du hast aber nicht von "es wäre besser" geschrieben sondern von einer "schweren Sünde". Das ist das Prinzip Angst, das Prinzip Drohung.
Sagen wir mal, es ist ein Drohversuch.

Denn jenen, die von der RKK nicht überzeugt sind, wird es auch herzlich egal sein, ob die RKK sie in "schwerer Sünde" sieht.
Mich jedenfalls lässt das ziemlich kalt...
Das kann aber später mal recht "heiße" Konsequenzen haben ... ;D :ikb_furious: :ikb_devil2:
(... und nein, das ist weder eine Drohung noch ein Drohversuch ...)

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 19:39
von Clemens
HeGe hat geschrieben:
Mary hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben: Eine "Überzeugung" von der Heilsnotwendigkeit der Kirche ist auch nicht notwendig. Es genügt die Kenntnis.
Kenntnis müsste aber zu Akzeptanz führen müssen. Kenntnis allein genügt deshalb nicht.

Denn entweder erwirbst man sich Kenntnis von der Selbsteinschätzung der RKK und teilt diese und tritt folglich bei.

Oder man hat zwar Kenntnis von der Selbsteinschätzung der RKK, teilt diese Sicht aber nicht. Dann muss man auch nicht eintreten.
1. Es ist keine "Selbsteinschätzung", sondern göttlicher Wille.

2. Wenn jeder, der von der kirchlichen Lehre ihrer Heilsnotwendigkeit Kenntnis erlangt, nur sagen zu braucht, dass er nicht daran glaubt, kannst du die Heilsnotwendigkeit der Kirche gleich ganz streichen. Dann sind wir ja fast bei einer Allerlösungslehre. Ob es gleich beim ersten Schritt einer Akzeptanz bedarf, darüber kann man m.E. diskutieren. Es gibt aber wenigstens eine Pflicht, sich über die Hintergründe zu informieren. Wer das bewusst nicht tut, ist schon im Bereich der willentlichen Ablehnung dieser Lehre.
Natürlich kann man sich nicht einfach aussuchen, ob man die Wahrheit glauben will oder nicht.
Jeder Mensch ist von Natur her zur Wahrhaftigkeit verpflichtet.
Gegen das Gewissen zu handeln ist Sünde (selbst wenn die Handlung an sich es nicht wäre!).
Wenn dich die katholische Lehre nicht überzeugt, weil du dich aufrichtig (immer noch) im "unüberwindbaren Irrtum" befindest, dann bist du auch nicht verpflichtet, ihr zu folgen.
Sobald du aber anfängst zu erkennen, dass sie wahr ist, musst du ihr auch folgen, weil du sonst gegen die erkannte Wahrheit handeln würdest.
Die un(ter)bewussten Mechanismen von eventueller Verdrängung der Wahrheitserkenntnis und absichtlichem Ignorieren derselben sind wohl nur von Gott gerecht und zuverlässig zu durchschauen. Das weiß ja meist nicht einmal der Betroffene selbst.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 20:33
von Fragesteller
Sarandanon hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Das ist so häufig genannt wie es falsch ist.
Die formellen Kriterien für ein Schisma waren damals rechtlich nicht gegeben, denn als Humbert die Bannbulle auf dem Altar der Hagia Sophia niederlegte, war sein Auftraggeber (der Papst) bereits verstorben - und damit die Sache juristisch ungültig (was natürlich weder er noch die Byzantiner wußten). Auch inhaltlich war es 1054 mit einer Kirchenspaltung nicht weit her, denn - um nur ein Anzeichen zu nennen - der römische Papst wurde weiterhin in der byzantinischen Liturgie kommemoriert, und zwar noch jahrzehntelang. Erst mit dem Kreuzzug 1204, als die Venezianer Konstantinopel plünderten, wurde es atmospärisch arg eng. Aber die formelle Spaltung hat erst 1729 die Propaganda fide mit dem Verbot der Sakramentengemeinschaft ausgesprochen.
Aber irgendeine Art von Trennung, wenn evt. auch keine rechtlich einwandfreie, hat sich ja durchaus vollzogen. Auch wenn anfangs ja nicht alles unversöhnlich erschien (bis zur Plünderung Konstantinopels und trotz des Anspruchs des Machtprimats durch den Papst). Es haben ja danach zB keine echten ökumenischen Konzilien mehr stattgefunden. [...]
Die gab es vor dem vielzitierten Stichjahr auch auch schon eine Zeit nicht mehr. Du hast aber recht, dass die ökumenischen Konzilien interessant sind: nämlich insofern, als sich an der Frage, ab wann die nur westlichen Konzilien sich als "ökumenisch" verstanden, der "grad" des Trennungsbewusstseins ablesen lässt. Das erste nur westliche Konzil, das heute als ökumenisch gezählt wird, war das erste Lateranum im 12. Jh. Hier gilt aber:
Wikipedia hat geschrieben:[Der einberufene Papst] Kalixt selbst bezeichnete die Synode als „concilium generale“, die spätere römische Überlieferung zählt das Konzil jedoch als das 9. ökumenische Konzil, obwohl nicht bekannt ist, dass Vertreter der Ostkirche oder kaiserliche Gesandte anwesend waren.
Ähnliches scheint auch etwa für das zweite und vierte Lateranum zu gelten. Von wann stammt diese "spätere römische Tradition? Wenn man wiederum Wikipedia (zum 4. Lateranum) und außerdem Robert Ketelhohn glauben darf, wäre hierfür Robert Bellarmin (Ende 16. Jh.) verantwortlich. Dann würde die "ökumenische" Lesart der reinen Westkonzilien die (im röm.-kath. Sektor) prorömisch entschiedenen Auseinandersetzungen um die Rolle des Papsttums im 15. Jahrhundert und der Reformationszeit voraussetzen.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Freitag 27. Juni 2014, 23:19
von Mary
taddeo hat geschrieben: Das kann aber später mal recht "heiße" Konsequenzen haben ... ;D :ikb_furious: :ikb_devil2:
(... und nein, das ist weder eine Drohung noch ein Drohversuch ...)
Heissa--- das geht ja feurig zu in Eurer Abteilung.... :D

ich wusste gar nicht, wie viele Smilies es noch zu entdecken gibt...

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 07:02
von heiliger_raphael
TillSchilling hat geschrieben: Wenn aber jemand mit der Autorität des studierten Theologen und langjährigen Pastors sich hinstellt und sagt: "Wenn ihr nicht meinem Beispiel folgt und in die römisch-katholische Kirche eintretet sündigt ihr schwer" dann ist das ein Missbrauch. Dann wird das Prinzip Angst und Drohung eingesetzt. Auf "lutherisch" gesagt: es wird das Gesetz gepredigt. Allerdings ist es kein biblisches fundiertes, kein göttliches Gesetz. In aller Deutlichkeit: das Kirchthum römisch-katholische Kirche hat kein Recht uns mit der Hölle zu drohen wenn wir nicht bei ihr Mitglied werden. Sie vergeht sich. Sie übt Missbrauch.
Davon abgesehen, dass hier nirgendwo etwas von seiner Vitae steht, wurde mir kürzlich auf den Einwand, dass es doch bei einem fehlenden Lehramt die Gefahr gibt, dass die Autorität des Pfarrers in sich dazu führen könnte, dass Irrlehren verbreitet werden, erklärt, dass jeder Gläubige hier die gleiche Autorität (wie der Pfarrer) hätte, insofern es die von Dir genannte Gefahr Gefahr gar nicht geben dürfte.

Ist die von dir geschilderte Sorge nicht der beste Beweis dafür, dass ein Lehramt vernünftig ist, es doch dem Priester in Auslegungsdingen nur dann Autorität verleiht, wenn er sich im Einklang mit dem Lehramt äußert?

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 08:27
von Pollux
Es ist doch wohl offizielle Lehre der rkk,dass diese die allein selig machende Kirche ist.Verspielen nun alle anderen Christen ihr Seelenheil? Will das hier jemand ernsthaft behaupten.Jesus Christus sagt: " In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen." Wer weiß, wen wir dort alles antreffen werden nach unserem Ableben?

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 08:34
von heiliger_raphael
Das ist doch eine gute Beschreibung: viewtopic.php?p=729546#p729546

Ja, es gibt viele Wohnungen. Wenn es aber kein Motel ist vermutlich nur eine Eingangstür :)

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 09:34
von overkott
Clemens hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben: Es war ganz anders: Clemens kam durch sein Studium zu der Erkenntnis, daß die Selbstaussagen der Kirche zutreffend sind. Durch die Lehre der Kirche sah er sich sozusagen selbst "freudig gezwungen", ihr beizutreten, damit er sein Seelenheil nicht gefährdet.
Genau so ist es.
Du weißt ja, wer sein Leben retten will, wird es verlieren.
Und du weißt ja auch, dass sich dieser Satz nur auf das leibliche Leben bezieht - aufs ewige Leben bezogen wäre er mitsamt dem Nachsatz schließlich völlig sinnlos.
Ich verstehe den Spruch Jesu zunächst als Mahnung vor der Eigenliebe. Der christliche Glaube dient nicht dem Heilsegoismus.

Darüber hinaus hat der heilige Hieronymus nicht von Leben, sondern von anima gesprochen. Man könnte da Schlamperei vermuten. Allerdings steht auch auf Griechisch ψυχὴν, Psyche. Von daher scheint es, dass der Hang zum Körperlichen gegenüber dem Geistlichen in der Übersetzung erst in der Neuzeit auftrat.

Hieronymus spricht von invenire und perdere. Invenire bedeutet nicht retten, sondern finden, entdecken: Wer seine Seele entdeckt, verliert sie, wer sie aber meinetwegen verloren hat, wird sie finden.

Tatsächlich geht es im Vorsatz um die Kreuzesnachfolge. Wir denken dabei an eine Parallelstelle zur Selbstverleugnung. Diese kann man als Verlust der Seele interpretieren.

Soweit die Seele das Selbst des Menschen bedeutet, sagt Jesus: Betreibt nicht so viel Selbstfindung und Nabelschau. Wer die Eigenliebe durch Gottes- und Nächstenliebe überwindet, findet sich selbst.

Dabei geht es maßgeblich um die Überwindung von Furcht. Jesus verspricht keineswegs eine gemütliche Himmelfahrt, sondern entspricht dem klassischen Denken: per aspera ad astra.

Zum Schluss dürfen wir Hieronymus im Hinblick auf seine Rhetorik bewundern. Dem Gedanken der Kreuzesnachfolge schließt er einen Chiasmus an, eine so genannte Kreuzstellung im Satzbau über das Finden der Seele.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 14:07
von Clemens
Ich würde diese Stelle zuerst einmal so interpretieren, wie es der Zusammenhang deutlich macht:
Wer Jesus verleugnet, um sein irdisches Leben zu retten, wird in Ewigkeit verloren gehen.
Wer sein irdisches Leben opfert, um Jesus zu folgen, wird das ewige Leben gewinnen.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 16:19
von Pollux
Clemens hat geschrieben:Ich würde diese Stelle zuerst einmal so interpretieren, wie es der Zusammenhang deutlich macht:
Wer Jesus verleugnet, um sein irdisches Leben zu retten, wird in Ewigkeit verloren gehen.
Wer sein irdisches Leben opfert, um Jesus zu folgen, wird das ewige Leben gewinnen.
Wie ist es dann um Petrus bestellt? Der verleugnete doch geradezu Jesus, um sein Leben vor dem Hohen Rat zu retten.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 16:54
von Bibelleser
Pollux hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Ich würde diese Stelle zuerst einmal so interpretieren, wie es der Zusammenhang deutlich macht:
Wer Jesus verleugnet, um sein irdisches Leben zu retten, wird in Ewigkeit verloren gehen.
Wer sein irdisches Leben opfert, um Jesus zu folgen, wird das ewige Leben gewinnen.
Wie ist es dann um Petrus bestellt? Der verleugnete doch geradezu Jesus, um sein Leben vor dem Hohen Rat zu retten.
Das sehe ich nicht so. Den Behörden wäre es mühelos möglich gewesen, auch den lieben Petrus dingfrst zu machen, als Jesus ihnen übergeben wurde bzw. als er sich selbst gewollt auslieferte. Es bestand offensichtlich kein Interesse an den Jüngern des Zwölferkreises. Dass Petrus sich bei seinen Verleugnungen als trauriger Anhänger Jesu und Totalversager zeigte, mag mit seinem Charakter zusammenhängen. Er log aber nicht, um sein Leben vor dem Hohen Rat zu retten, sondern weil er einfach ein Feigling war.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 16:58
von Gallus
Bibelleser hat geschrieben:Dass Petrus sich bei seinen Verleugnungen als trauriger Anhänger Jesu und Totalversager zeigte, mag mit seinem Charakter zusammenhängen. Er log aber nicht, um sein Leben vor dem Hohen Rat zu retten, sondern weil er einfach ein Feigling war.
Tja, die Amerikaner nennen Leute, die solche Statements produzieren, Armchair-Quarterbacks. :patsch:

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 17:49
von Bibelleser
Gallus hat geschrieben:
Bibelleser hat geschrieben:Dass Petrus sich bei seinen Verleugnungen als trauriger Anhänger Jesu und Totalversager zeigte, mag mit seinem Charakter zusammenhängen. Er log aber nicht, um sein Leben vor dem Hohen Rat zu retten, sondern weil er einfach ein Feigling war.
Tja, die Amerikaner nennen Leute, die solche Statements produzieren, Armchair-Quarterbacks. :patsch:
Tja, die Amerikaner nennen Leute, die solche Statements wie du produzieren, Ten-Pinter :vogel:

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 17:57
von Clemens
Pollux hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Ich würde diese Stelle zuerst einmal so interpretieren, wie es der Zusammenhang deutlich macht:
Wer Jesus verleugnet, um sein irdisches Leben zu retten, wird in Ewigkeit verloren gehen.
Wer sein irdisches Leben opfert, um Jesus zu folgen, wird das ewige Leben gewinnen.
Wie ist es dann um Petrus bestellt? Der verleugnete doch geradezu Jesus, um sein Leben vor dem Hohen Rat zu retten.
Natürlich kann man auch für solche Sünden Vergebung erlangen, wenn man sie rechtzeitig bereut.

Wie das genau geht, darum gab es im Altertum heftigen innerkirchlichen Streit, der sogar zur Kirchenspaltung führte (vgl. Donatisten).

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 19:47
von Fragesteller
heiliger_raphael hat geschrieben:Das ist doch eine gute Beschreibung: viewtopic.php?p=729546#p729546

Ja, es gibt viele Wohnungen. Wenn es aber kein Motel ist vermutlich nur eine Eingangstür :)
:) :daumen-rauf: Da sind wir uns hoffentlich alle einig. Der Dissens beginnt wohl bei der Frage nach der Lage der Tür einerseits, ihrer Breite andererseits.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 19:56
von Protasius
Fragesteller hat geschrieben:
heiliger_raphael hat geschrieben:Das ist doch eine gute Beschreibung: viewtopic.php?p=729546#p729546

Ja, es gibt viele Wohnungen. Wenn es aber kein Motel ist vermutlich nur eine Eingangstür :)
:) :daumen-rauf: Da sind wir uns hoffentlich alle einig. Der Dissens beginnt wohl bei der Frage nach der Lage der Tür einerseits, ihrer Breite andererseits.
Daß die Pforte zum Himmelreich nicht breit ist, wissen wir ja bereits aus Mt 7, 14.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 28. Juni 2014, 20:27
von Fragesteller
Protasius hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:
heiliger_raphael hat geschrieben:Das ist doch eine gute Beschreibung: viewtopic.php?p=729546#p729546

Ja, es gibt viele Wohnungen. Wenn es aber kein Motel ist vermutlich nur eine Eingangstür :)
:) :daumen-rauf: Da sind wir uns hoffentlich alle einig. Der Dissens beginnt wohl bei der Frage nach der Lage der Tür einerseits, ihrer Breite andererseits.
Daß die Pforte zum Himmelreich nicht breit ist, wissen wir ja bereits aus Mt 7, 14.
Das ist nun keine ekklesiologische Aussage.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Sonntag 29. Juni 2014, 11:57
von Pilgerer
Fragesteller hat geschrieben:
heiliger_raphael hat geschrieben:Das ist doch eine gute Beschreibung: viewtopic.php?p=729546#p729546

Ja, es gibt viele Wohnungen. Wenn es aber kein Motel ist vermutlich nur eine Eingangstür :)
:) :daumen-rauf: Da sind wir uns hoffentlich alle einig. Der Dissens beginnt wohl bei der Frage nach der Lage der Tür einerseits, ihrer Breite andererseits.
Jesus ist die Tür und der Weg.
"7 Da sprach Jesus wieder: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen.
8 Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben ihnen nicht gehorcht.
9 Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden." (Joh 1,7-9)
"6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.
7 Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen." (Joh 13,6-7)

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Montag 30. Juni 2014, 10:20
von Linus
Pollux hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Ich würde diese Stelle zuerst einmal so interpretieren, wie es der Zusammenhang deutlich macht:
Wer Jesus verleugnet, um sein irdisches Leben zu retten, wird in Ewigkeit verloren gehen.
Wer sein irdisches Leben opfert, um Jesus zu folgen, wird das ewige Leben gewinnen.
Wie ist es dann um Petrus bestellt? Der verleugnete doch geradezu Jesus, um sein Leben vor dem Hohen Rat zu retten.
Die Bekehrung liest man im 21. Kapitel bei Johannes:

Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!
Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe![...]Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 5. Juli 2014, 11:08
von overkott
Linus hat geschrieben:
Pollux hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Ich würde diese Stelle zuerst einmal so interpretieren, wie es der Zusammenhang deutlich macht:
Wer Jesus verleugnet, um sein irdisches Leben zu retten, wird in Ewigkeit verloren gehen.
Wer sein irdisches Leben opfert, um Jesus zu folgen, wird das ewige Leben gewinnen.
Wie ist es dann um Petrus bestellt? Der verleugnete doch geradezu Jesus, um sein Leben vor dem Hohen Rat zu retten.
Die Bekehrung liest man im 21. Kapitel bei Johannes:

Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!
Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe![...]Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!
Warum die Einheitsübersetzung plötzlich einen naiven Tonfall anschlägt, ist unerklärlich und unangemessen.

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 5. Juli 2014, 18:02
von Mary
overkott hat geschrieben: Warum die Einheitsübersetzung plötzlich einen naiven Tonfall anschlägt, ist unerklärlich und unangemessen.
Was genau bezeichnest Du hier als naiv?

Re: Warum werden wir nicht katholisch?

Verfasst: Samstag 5. Juli 2014, 20:44
von Linus
Einheits nicht mit z zu schreiben ;)