Konvertiten

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

mitsch hat geschrieben:Liabe Lüt,

als Evangelischer, der bald eine Katholikin heiratet und zudem aus einer konfessionell gemischten Familie ( lutherisch, reformiert ) kommt, hat das Wort Konversion natürlich eine besondere Anziehungskraft...

Oft stelle ich mir vor in die kath. Kirche zu konvertieren, finde aber noch immer genug Gründe es nicht zu tun; zudem könnt ich mich auch mit dem Gedanken abfinden, mich in beiden Kirchen zu Hause zu fühlen - und ich glaub nit, daß ich dafür arg verurteilt werd...

Mitsch, hin und her gerissen...
Zuhause fühlen ist eines - aber GLaube ist mehr als nur Gefühl.
Und Glaube verlangt auch eine Konsequenz im Handeln. warum sollte man in die andere Kirche gehen, wenn man ihr nicht vollkommen angehören will? Es sind nun mal Unterschiede da, die man nicht verleugnen kann - auch wenn man sich nach wie vor bemüht, dies an manchen Orten zu tun. Aber wenn du in die katholische Messe gehen willst, und nicht an der heiligen Kommunion teilnimmst, nicht beichtest - warum gehst du eigentlich? Weil es ein gutes Gefühl gibt? Weil dich die Predigt erbaut? Oder warum? Warum dann nicht sagen: OK, ich hab mir beides angesehen, und ich entscheide mich bewusst dafür oder dafür. Das wäre richtig konsequent, und nicht auf der Schiene von wegen "Ich suche mir aus allem das zusammen, was mir eben passt" - Modereligion - man wechselt sie jeden Tag... :roll: :/
Letzten Endes ist das doch Heuchelei und nicht ehrlich gegenüber Gott... "Deine Rede sei Ja Ja oder Nein Nein..."
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

mitsch hat geschrieben:Kann ich bestätigen!

Ich habe in einigen ev. Kirchen kleine Ikonen gesehen, Weihrauch gerochen und auch Kerzen angezündet...


Mitsch
Klar, man erkennt mittlerweile in der evangelischen Kirche, dass man den Leuten einiges weggenommen hat - und das das nicht guttut. Darum nimmt man sich jetzt dieser Elemente wieder an, indem man mittlerweile auch wieder das Angebot zur Beichte macht, weil man spürt, dass die Leute durchaus das Bedürfnis haben (auch wenn die Beichte dort etwas anderes ist als in der katholischen Kirche)...

Nimm doch vielleicht lieber direkt die katholische Kirche...
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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

Ecce Homo hat geschrieben:
mitsch hat geschrieben:Ich habe in einigen ev. Kirchen kleine Ikonen gesehen, Weihrauch gerochen und auch Kerzen angezündet...
Klar, man erkennt mittlerweile in der evangelischen Kirche, dass man den Leuten einiges weggenommen hat - und das das nicht guttut. Darum nimmt man sich jetzt dieser Elemente wieder an, indem man mittlerweile auch wieder das Angebot zur Beichte macht, weil man spürt, dass die Leute durchaus das Bedürfnis haben (auch wenn die Beichte dort etwas anderes ist als in der katholischen Kirche)...

Nimm doch vielleicht lieber direkt die katholische Kirche...
Der Haken ist:
Die EKD leidet nur unter einem Defizit an Adiaphora.
D.h. diese Dinge wie Gewänder, Weihrauch, Bilder, Skulpturen u.ä. sind nicht heilsnotwendig, sondern einfach nur ästhetisch.
Wenn diese Ästhetik hilft, mehr Menschen zum Heil, d.h. in die Kirche, zu kriegen, dann ist sie schon wünschens- und erstebenswert.

Die römische Kirche hat zwar all diese Adiaphora (Wobei sie diese aber zunehmend in den Müll tritt, d.h. ich habe z.B. in den letzten Jahren in römischen Kirchen genau so viel Weihrauch gerochen wie in evangelischen: Keinen), dafür aber Defizize im Kern ihrer Theologie.

Da warte ich lieber auf die Adiaphora, als mir eine gute Show anzusehen, die aber eben nichts anderes ist als eine Show.

Die Überwindung der Ästhetikallergie der EKD ist einfach greifbarer als das Ablassen von Sonderlehren in der römischen Gemeinschaft.
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Beitrag von Ecce Homo »

Glaub mir, der evangelischen Kirche fehlt wirklich noch mehr als Adiaphora. Dazu war ich lange genug evangelisch, um das zu merken...
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Beitrag von SpaceRat »

Ecce Homo hat geschrieben:Glaub mir, der evangelischen Kirche fehlt wirklich noch mehr als Adiaphora. Dazu war ich lange genug evangelisch, um das zu merken...
Nur weil Du blind und taub bist, heißt das nicht, daß das für alle gilt.
Man sieht halt nur mit dem Herzen gut.
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

SpaceRat hat geschrieben: Nur weil Du blind und taub bist, heißt das nicht, daß das für alle gilt.
Man sieht halt nur mit dem Herzen gut.
Das "Sehen" mit dem Herzen habe ich zum ersten Mal "erlebt", als ich zum ersten mal in einer Heiligen Messe war - es hat mich sprichwörtlich umgehauen, weil ich zum ersten Mal sicher sein durfte, dass ER wirklich da ist! Im wahrsten Sinne leibhaftig!
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Beitrag von SpaceRat »

Ecce Homo hat geschrieben:
SpaceRat hat geschrieben: Nur weil Du blind und taub bist, heißt das nicht, daß das für alle gilt.
Man sieht halt nur mit dem Herzen gut.
Das "Sehen" mit dem Herzen habe ich zum ersten Mal "erlebt", als ich zum ersten mal in einer Heiligen Messe war - es hat mich sprichwörtlich umgehauen, weil ich zum ersten Mal sicher sein durfte, dass ER wirklich da ist!
Warum?

Provokation entfernt. Bitte keine Verunglimpfungen der katholischen Messe. Gruß, SD
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Nein, bestimmt nicht -
sondern viel eher, weil einfach alles gestimmt hat - das Wort, das Gebet, die Gesten. Daran konnte man es, nein, MUSSTE man es einfach merken. Und das merkt man in der evangelischen Kirche nicht. Da hängt alle vom Charisma eines jeden Hauptamtlichen ab, wie er was wann gestaltet (abgesehen jetzt mal von strengen Lutheranern) - letzten Endes meíne ich... .
Zuletzt geändert von Ecce Homo am Samstag 21. Juli 2007, 22:35, insgesamt 1-mal geändert.
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mitsch
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Beitrag von mitsch »

Ecce Homo hat geschrieben:Nein, bestimmt nicht -
sondern viel eher, weil einfach alles gestimmt hat - das Wort, das Gebet, die Gesten. Daran konnte man es, nein, MUSSTE man es einfach merken. Und das merkt man in der evangelischen Kirche nicht. Da hängt alle vom Charisma eines jeden Hauptamtlichen ab, wie er was wann gestaltet (abgesehen jetzt mal von strengen Lutheranern) - letzten Endes meíne ich... .

Also, da muß ich energisch widersprechen! Auch ich habe - in einer evangelischen Kirche! - die WIRKLICHE Anwesenheit des HERRN gespürt; ich glaube nicht, daß Du mir dies absprechen willst und kannst!

Wie wir überhaupt dem HERRN nicht "vorschreiben" können in welcher Kirche er nun anwesend sein will - ER ist wahrlich groß genug ÜBERALL in gleicher Weise anwesend zu sein!

Also ist unser ganzes konfessionelles Gezänke unnötig, ja unchristlich...

Aber ER hält auch dies aus...


Mitsch :hmm:
wia dr Schreiner kaas keiner!

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

mitsch hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:Nein, bestimmt nicht -
sondern viel eher, weil einfach alles gestimmt hat - das Wort, das Gebet, die Gesten. Daran konnte man es, nein, MUSSTE man es einfach merken. Und das merkt man in der evangelischen Kirche nicht. Da hängt alle vom Charisma eines jeden Hauptamtlichen ab, wie er was wann gestaltet (abgesehen jetzt mal von strengen Lutheranern) - letzten Endes meíne ich... .

Also, da muß ich energisch widersprechen! Auch ich habe - in einer evangelischen Kirche! - die WIRKLICHE Anwesenheit des HERRN gespürt; ich glaube nicht, daß Du mir dies absprechen willst und kannst!

Wie wir überhaupt dem HERRN nicht "vorschreiben" können in welcher Kirche er nun anwesend sein will - ER ist wahrlich groß genug ÜBERALL in gleicher Weise anwesend zu sein!

Also ist unser ganzes konfessionelles Gezänke unnötig, ja unchristlich...

Aber ER hält auch dies aus...


Mitsch :hmm:
Da gebe ich Mitsch Recht. Es scheint schon fast witzig, wie einige glauben, Gott nur an ihren eigenen Gedanken und Ritualen festmachen zu wollen.

Wobei kein Zweifel ist, dass das Charisma des Geistlichen eine wesentliche Rolle spielt, ob aus dem Raum der Kirche ein Raum der Gottesnähe wird.

Pierre
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

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PiotrVacifMotzigkeit
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Beitrag von PiotrVacifMotzigkeit »

mitsch hat geschrieben:
...

Wie wir überhaupt dem HERRN nicht "vorschreiben" können in welcher Kirche er nun anwesend sein will - ER ist wahrlich groß genug ÜBERALL in gleicher Weise anwesend zu sein!

Also ist unser ganzes konfessionelles Gezänke unnötig, ja unchristlich...

...

Mitsch
lieber freund der pflege des christlich geprägten zwischenmenschlichen durcheinanders!

wir leben zwar alle unter dem gleichen himmel, aber wir haben deswegen nicht alle den gleichen horizont. wo der HERR sich aufzuhalten beliebt, hat er uns ja wissen lassen (mt 18,20); daraus jedoch abzuleiten, dass er dies ÜBERALL und in "gleicher weise" (intensität?) pflegt, scheint mir im widerspruch zu der eingangs erhobenen feststellung zu stehen, dem HERRN die lokalitäten seiner präsenz nicht "vorschreiben" zu können.

mfg
pvmotzigkeit
wer keine zukunft hat, redet über seine vergangenheit

Stephen Dedalus
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Re: Mir fehlt

Beitrag von Stephen Dedalus »

SpaceRat hat geschrieben: Es wäre für die Qualität der Diskussion wahrscheinlich förderlich, wenn Du die Befähigung zu Lesen erlernen würdest.

Ich habe das mal entsprechend markiert, damit es auch für Querleser geeignet ist, ich schrub gestern um 16:32:
Sicher ist die Messe, wenn feierlich zelebriert, großes Kino. Man müsste aber als Protestant nur mal eben den Anhang seines Gesangbuchs aufschlagen um festzustellen, daß sie auch in der ev. Kirche vorgesehen ist.


Danke für die Nachhilfe in der deutschen Sprache. Vielleicht liege ich ja falsch, aber meinem Verständnis nach bedeutet das Partizipium "vorgesehen" soviel wie "es ist geplant, daß...". Damit wird also eine Zielvorgabe, eine fest geplante Sache benannt. Bei der "Messe als großes Kino" handelt es sich aber m.W. nicht um eine solche Zielvorgabe oder Wunschform des ev. Gottesdienstes, schon gar nicht um eine "Norm", sondern eben um eine mögliche Form, die aber sehr wenig verbreitet ist.

Das war übrigens das letzte Mal, daß ich Dir eindeutig formulierten Text nochmals auseinanderkaue. In Zukunft werde ich Dir Absicht unterstellen müssen, wenn Du mir Worte in den Mund legst.


Danke auch für diese Zurechtweisung. Ist hier Angriff die beste Verteidigung? Leider habe ich bei Dir allzu häufig den EIndruck, daß Du hier einen Protestantismus verkaufen willst, den man in der Realität nicht findet. Man mache sich nur einmal die Mühe und schaue sich sonntags die ZDF-Fernsehgottesdienste an...


Eine ganz furchtbare Abweichung. Dafür kommen wir bestimmt in die Hölle, da bin ich ganz sicher.

Als hätte ich so einen Unsinn geschrieben. :roll:

(Wer legt jetzt hier wem was in den Mund?)


Adiaphora, ich kann nicht sehen, inwiefern Albe und Stola Dankbarkeit (Eucharistie) besser rüberbringen als Talar und Beffchen.


Sie "bringen nichts rüber", sondern sind Ausdruck eucharistischer Frömmigkeit und damit einer der Kernlehren der katholischen Christenheit. Kennst Du nicht die lex orandi lex credendi?

Merkst Du eigentlich nicht, daß Du Dir in Deiner Argumentation hinsichtlich der Adiaphora selbst ins Knie schießt? Erst legst Du Wert darauf, daß die ev. Kirche mehr "traditionelle Elemente" in der Liturgie erhalten habe, als die katholische Kirche. Wenn man dann einige fehlende (oder zumindest in der Regel fehlende) Elemente benennt, werden sie von Dir als Adiaphora benannt. Was aber sind Adiaphora? Nach lutherischem Verständnis sind es Elemente, die zu haben gut sein kann, auf die es aber nicht ankommt. Genau dies aber hat zur Verarumung des ev. Gottesdienstes geführt: Daß man alles mögliche zu Adiaphora erklärt hat, was man als nicht zentral ansah. Und zentral war am Schluß in lutherischer Konsequenz nur das Wort.

Abgesehen davon war ich in mehr ev. Gottesdiensten, in denen litugische Gewänder verwendet wurden, als in solchen, in denen der Pfarrer Talar trug.


Das sagt einiges über Deine liturigschen Vorlieben aus, aber leider wenig über die Ev. Kirche ...

Dafür könnte der Pfarrer den aaronitischen Segen sprechen, der fehlt nämlich und zwar so richtig.


Bist Du denn mosaischen Glaubens? Ich dachte, Du wärest Christ?
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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

Bilder von der Hochmesse in Brüdern, St. Ulrici, Braunschweig:

Communio (Knieend):
<IMG title=Communio (Knieend) alt=Communio (Knieend) src="http://www.luther-in-bs.de/hochm-d.gif" border=0 width=680>

Bild

Auszug der Geistlichen und der Schola:
<IMG title=Auszug alt=Auszug src="http://www.luther-in-bs.de/auszug.gif" border=0 width=680>

Die Liturgie entspricht der deutschen Messe nach Luther und die Geistlichen tragen liturgische Gewänder.
Und das ist eine reguläre Gemeinde der Landeskirche (Evangelisch-Lutherische Kirche Hannovers), allerdings wird die Frauenordination abgelehnt.
Zuletzt geändert von SpaceRat am Mittwoch 25. Juli 2007, 02:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von SpaceRat »

Nicht in Deutschland, d.h. aber nicht, daß es nicht machbar wäre:

Weihnachtsmesse in Saint Luke, Chicago, Evangelical Lutheran Church in America:

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Einzug:
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Begrüssung:
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Übergabe von Geschenken an den neu geborenen Erlöser:
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Konsekration:
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Austeilung:
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Segen:
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Lied "Stille Nacht":
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Den Erlöser spüren:
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Auszug
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Musikalische Unterstützung (Teilweise, die Blechbläser und der zweite Chor waren kaum im Bild):
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holzi
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Re: Mir fehlt

Beitrag von holzi »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Bei der "Messe als großes Kino" handelt es sich aber m.W. nicht um eine solche Zielvorgabe oder Wunschform des ev. Gottesdienstes, schon gar nicht um eine "Norm", sondern eben um eine mögliche Form, die aber sehr wenig verbreitet ist.
Also die "ausserordentliche Form des Wittenberger Ritus", oder? :P

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Re: Mir fehlt

Beitrag von SpaceRat »

holzi hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Bei der "Messe als großes Kino" handelt es sich aber m.W. nicht um eine solche Zielvorgabe oder Wunschform des ev. Gottesdienstes, schon gar nicht um eine "Norm", sondern eben um eine mögliche Form, die aber sehr wenig verbreitet ist.
Also die "ausserordentliche Form des Wittenberger Ritus", oder? :P
Damit liegst Du garnicht mal so weit von der Realität:

Konsekration:
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Communio:
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Die Konsekration gen Osten ist durchaus üblich in deutschen lutherischen Kirchen, die Communio im Knien allerdings fast nur bei der SELK.

Die Bilder stammen von der dänischen Kirche, allerdings sieht das bei Pfr. Dr. B. Höcker in der Kölner Antoniterkirche auch nicht viel anders aus.
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

SpaceRat hat geschrieben:Bilder von der Hochmesse in Brüdern, St. Ulrici, Braunschweig:

Die Liturgie entspricht der deutschen Messe nach Luther und die Geistlichen tragen liturgische Gewänder.
Und das ist eine reguläre Gemeinde der Landeskirche (Evangelisch-Lutherische Kirche Hannovers), allerdings wird die Frauenordination abgelehnt.
Nun, die Gemeinde ist wohl eher eine Personalgemeinde und gehört zur Braunschweigischen Landeskirche. Ich kenne St. Ulrici Brüdern schon seit längerem. Auf der Website gibt es interessante Informationen zur Lutherischen Messe. Nochmals möchte ich allerdings anmerken, daß der Hinweis auf die "Deutsche Messe nach Luther" etwas irreführend ist. Wir haben ja schon an anderer Stelle diskutiert, daß die Meßordnung des Dr. Martinus etwas karg war, so hat er den kompletten Canon Missae entsorgt. Erst durch innerlutherische Konflikte (Kölner Meßordnung, Melanchthon, aber auch Einflüsse von Bucer) bildete sich die Ordnung der "Lutherischen Messe" heraus, wie sie heute noch in der Agende A zu finden ist.
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Stephen Dedalus
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Re: Mir fehlt

Beitrag von Stephen Dedalus »

SpaceRat hat geschrieben: Die Konsekration gen Osten ist durchaus üblich in deutschen lutherischen Kirchen, die Communio im Knien allerdings fast nur bei der SELK.
In Norddeutschland wird in luth. Kirchen fast nur kniend kommuniziert.
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Beitrag von SpaceRat »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
SpaceRat hat geschrieben:Bilder von der Hochmesse in Brüdern, St. Ulrici, Braunschweig:
gehört zur Braunschweigischen Landeskirche.
:ikb_oops:
Sollte man annehmen und ist wohl auch so :mrgreen:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Einflüsse von Bucer) bildete sich die Ordnung der "Lutherischen Messe" heraus, wie sie heute noch in der Agende A zu finden ist.

Tut mir leid, ich kenne keine Agende A. Nur Gottesdienst Form 1 und Form 2, Abendmahl Form 1 und Form 2, usw.
Ich bin halt mit einer Landeskirche in der Union Evangelischer Kirchen geschlagen.
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Beitrag von Stephen Dedalus »

SpaceRat hat geschrieben:Tut mir leid, ich kenne keine Agende A. Nur Gottesdienst Form 1 und Form 2, Abendmahl Form 1 und Form 2, usw.
Ich bin halt mit einer Landeskirche in der Union Evangelischer Kirchen geschlagen.
Die Agende A war von der VELKD, aber Du hast recht, mittlerweile ist sie durch das EGB abgelöst worden, die VELKD hat keine eigene lutherische Agende mehr. Das EGB war sozusagen die Kompromißlösung für die EKD, in der sich Lutheraner und Reformierte wiederfinden sollten. Das EGB ist insofern gut, als es einen evangelischen Abendmahlsgottesdienst in Form der Messe mit einem Abendmahl in "eucharistischer Form" anbietet, der weitgehend das enthält, was eine Eucharistiefeier im katholischen Sinne enthalten sollte. Wenn ich das richtig sehe, fehlt lediglich die Fractio und das Domine non sum dignus.

(Sündenbekenntnis und Absolution finde ich in der EGB Ordnung 1 auch nicht.)

Problematisch ist natürlich, daß das EGB auch die Freiheit läßt, alles mögliche wegzulassen. Damit mußte man wohl die Schwäbischen Pietisten und die Reformierten befriedigen...
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Beitrag von SpaceRat »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Wenn ich das richtig sehe, fehlt lediglich die Fractio und das Domine non sum dignus.
(Sündenbekenntnis und Absolution finde ich in der EGB Ordnung 1 auch nicht.)

Problematisch ist natürlich, daß das EGB auch die Freiheit läßt, alles mögliche wegzulassen. Damit mußte man wohl die Schwäbischen Pietisten und die Reformierten befriedigen...
Also ich habe das EGB zwar nicht, nur den Wikipedia-Artikel dazu, aber dort finde ich das Confiteor....

Grundform 1
A Eröffnung und Anrufung
Zweite Form:

Glockengeläut
Musik zum Eingang
Lied
Votum zur Eröffnung
Gruß
Psalm/Biblisches Votum
Ehre sei dem Vater
Bußgebet/Sündenbekenntnis
Herr, erbarme dich
Gnadenzusage
Ehre sei Gott
Tagesgebet

PS: Wenn ich mir den Ablauf so ansehe und den gedanklich durchexerziere, gewinne ich den Eindruck, da fehlt in der kath. Messe in der Praxis aber auch einiges. Anders kann ich mir Erzählungen hier im Forum, daß die Messe vor Ort 35min dauert, nicht erklären.

Also eine ev. Minimaltrauung mit McPredigt dauert schon 30min. Wenn ich jetzt gedanklich "Willst Du?" "Ja" "Und willst Du?" "Jor" weglasse und dafür die ganzen fehlenden Elemente reindenke:

- Confiteor
- Kyrie
- Gloria
- Credo
- Dankopfer
- Epiklese
- Einsetzungsworte
- Anamnese
- Sanctus
- Agnus Dei
- Kommunion
- WasDudaobenerwähnthast
- wasichnochvergessenhabe

Dann ist mir nicht erklärbar, wieso katholische Messen dennoch kürzer sind als ev., selbst wenn der Pfarrer sich bei der Predigt kurz faßt.
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

SpaceRat hat geschrieben: Also ich habe das EGB zwar nicht, nur den Wikipedia-Artikel dazu, aber dort finde ich das Confiteor....
Hier ist der Link zur Form 1 im EGB. Da steht es nicht drin...

http://www.uni-leipzig.de/~prtheol/egb/form1a.htm

Zur Beichte und Absolution habe ich folgendes gefunden (von der Sächsischen Landeskirche):
Das EGb kennt vier Stellen, in denen Beichtgebete oder Gebete mit dem Charakter eines Schuldgebets im Gottesdienst gesprochen werden können: Der eine Ort ist der Eröffnungsteil des Gottesdienstes. Im Hintergrund steht hier die Tradition des "Confiteor". Ein solches Schuldbekenntnis - es kann auch stärker den Charakter einer einstimmenden Besinnung tragen als den eines strengen Beichtgebets - würde nach der Begrüßung gesprochen, also noch vor Kyrie und Gloria. Manche kennen diese Praxis z. B. aus Gottesdiensten der Ev.-Luth. Landeskirche Bayerns. Der Theologische Ausschuss unserer Synode hat aber schon in einer Stellungnahme zum Vorentwurf der Erneuerten Agende, also zur Vorform des EGb, seine kritische Haltung gegenüber einem solchen Rüstgebet als Sündenbekenntnis nicht verborgen. Es wecke die "unevangelische Vorstellung vom Gottesdienst, als dürfe sich der Gottesdienstteilnehmer Gott nur in einem besonderen gottesdienstlichen Status nähern". Ein zweiter Ort - erklärbar ebenfalls aus der Tradition des Confiteor - ist mit der unierten Liturgie verbunden. Hier werden das Kyrie mit einem Bußgebet und das Gloria mit einem Gnadenzuspruch verbunden. Diese Tradition hat das EGb aufgenommen, obwohl mit dieser Funktionalisierung das Kyrie in seiner Bedeutung stark eingeengt wird. Die sächsische Synode hat sich wohl vor allem aus diesem Grund strikt gegen diese Fassung ausgesprochen, die der gängigen unierten Praxis entspricht. Ein dritter Ort im EGb ist der Platz nach der Predigt. Ein vierter schließlich die unmittelbare Abendmahlsvorbereitung. Dafür bietet das EGb verschiedene Gebetstexte an, ebenfalls Formulierungen für die Absolution, wenngleich die Väter und Mütter des EGb bei der Absolution eher zur Zurückhaltung raten und sie nur dann vorsehen wollen, wenn die Gemeinde sich ausdrücklich auf einen Beichtgottesdienst eingestellt und vorbereitet hat.
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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
SpaceRat hat geschrieben: Also ich habe das EGB zwar nicht, nur den Wikipedia-Artikel dazu, aber dort finde ich das Confiteor....
Hier ist der Link zur Form 1 im EGB. Da steht es nicht drin...

http://www.uni-leipzig.de/~prtheol/egb/form1a.htm
Die deutsche Sprache schon wieder...

Mögliche Grundform 1 mit Abendmahl
(am Beispiel des Leipziger Universitätsgottesdienstes)

(Die folgende Übersicht stellt einen möglichen Gottesdienst nach Grundform 1 mit Abendmahl und einigen Varianten dar.


Das ist wohl kaum so zu verstehen, daß das die komplette Agende ist. Das fällt eher unter Deine Kritik, daß einiges ausgelassen werden darf.

Hier der Link zum Wikipedia-Artikel, der da wohl deutlich besser geeignet ist:
http://de.wikipedia.org/wiki/Agende#Der ... _einzelnen
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

Bischof
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Beitrag von Bischof »

Ein interessanter Wikipediaartikel. Folglich hat nur noch die SELK eine dezidiert Lutherische Kirchenagende. Denn, streng genommen handelt es sich ja bei dem Gottesdienstbuch um eine Unionsagende. Schon verständlich, dass die SELK da lieber die Finger von gelassen hat. Interessant fand ich auch den Artikel Agendenstreit bei Wikipedia...

Beim Surfen habe ich den Ablauf einer Lutherischen Messe nach der SELK-Agende mit Texten hieraus gefunden:

http://www.lutherischegemeinde.de/html/ ... ienst.html

Herzliche Grüße Bischof

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

SpaceRat hat geschrieben:Das ist wohl kaum so zu verstehen, daß das die komplette Agende ist. Das fällt eher unter Deine Kritik, daß einiges ausgelassen werden darf.
Deshalb hatte ich ja die Erläuterung der Sächs. Landeskirche dazugestellt, wo erklärt wird, daß das EGB das Schuldbekenntnis mit Absolution an verschiedenen Stellen des Gottesdienstes ermöglicht.

Interessant ist, was sie zur Koppelung von Schuldbekenntnis/Kyrie und Absolution/Gloria in der Unierten Tradition schreiben. Das kenne ich noch aus meiner Heimat, wo das immer so war (uniertes Gebiet)
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