Allons hat geschrieben:Bene, also ich klinke mich zu diesem Zeitpunkt hier aus. Zum einen habe ich wenig Lust hier eine reformatorische Version des Frauenpriesterweihe Threads zu wiederholen, zum anderen muß ich gestehen, dass für eine angemessene Auseinandersetzung meine Kenntnisse und Überzeugungen noch nicht ausgereift genug sind. Letztlich brauche ich meine Energie auch zunächst für andere Themen. Schönerweise bleiben mir Thread und Akteure ja vorerst erhalten
)
Grüße, Allons
Lieber Allons!
Ich kann es nachvollziehen, dass Du hier zunächst aussteigen willst. Auf für jemanden, der Glied einer Landeskirche mit FO ist und sich dieser Angelegenheit betreffend noch nicht festgelegt hat, stellen einige meiner Beiträge sicherlich keine leichte Kost dar. Das ist auch für mich verständlich. Allerdings lässt sich das Thema Frauenordination nicht von der Schwedischen Missionsprovinz trennen. Da wäre genauso als würde man über die FSSPX diskutieren, ohne auf das 2. VK einzugehen, wobei der Vergleich mit der FSSPX in diesem Fall unangemessen ist. Der Grund für die Entstehung der Schwedischen Missionsprovinz war schließlich das intolerante Verhalten der Schwedischen Kirche gegenüber konservativen Theologiestudenten und Theologen, die sich aus Gewissensgründen geweigert hatten, zusammen mit einer Frau einen Gottesdienst zu halten oder Abendmahls zu feiern. Wer das nicht akzeptieren wollte, wurde nicht mehr zum Priester geweiht. Bis in den 80er-Jahren, andere Quelle berichten bis in die 90er-Jahren, gewährte man den Konservativen noch Gewissensfreiheit. Während es bei den Anglikanern möglich ist, sich der Jurisdiktion eines konservativen Bischofs zu unterstellen und in der Gemeindeordnung festzulegen, dass Frauen kein Pfarramt bekleiden können und auch einen Dienst an Wort und Sakramente in der Pfarrgemeinde leisten dürfen, besteht in Schweden diese Option nicht. Man will letztlich ein eigenes konservatives Bistum innerhalb der Schwedischen Kirche etablieren, so dass sich konservative Christen auch weiterhin dort heimisch fühlen und von gleichgesinnten Pfarrern versorgt werden können. So empfing einer pensionierter Pastor von dem Bischof der ev.-luth. Kirche von Kenia die Bischofsweihe, so dass auch künftig konservative Theologen die Priesterweihe empfangen können. Die Absicht, sich von der Schwedischen Kirche zu trennen, verfolgen die Glieder der Missionsprovinz nicht. Und die Nichtbeachtung der kirchlichen Ordnungen (die Bischofsweihe sowie die Priesterweihe sind kirchenrechtlich natürlich illegal) wird damit gerechtfertigt, dass göttliches Recht eben Vorrang vor kirchlichem Recht habe und man nur solange an kirchliches Recht gebunden sei wie es dem göttlichen nicht widerspräche. Demnach liege hier eine Ausnahme- bzw. Notsituation vor. Im Grunde ist ihr Motiv ja die Bewahrung eines bibel- und bekenntnistreuen Luthertums in Schweden.
Das Thema Frauenordination war allerdings schon immer ein leidiges Thema. Auch in der SELK wird dieses Thema schon seit einigen Jahren wieder kontrovers diskutiert. Dabei ist stets zu beobachten, dass die Fronten verhärtet sind und immer wieder Befürchtungen geäußert wurden, dass die FO mal ein Schisma verursachen könnte. De facto besteht aber das Schisma bereits. Man ist zwar bemüht, miteinander sachlich zu diskutieren, möchte auch die Einheit erhalten und es besteht auch Konsens, dass eine entsprechende Entscheidung auf Grundlage der Hl. Schrift zu fällen ist, dennoch fühlen sich beide Seiten m.o.w. durch die andere durch Wertungen und Vorwürfe verletzt. Man merkt, dass ist kein einfaches Thema, vor allem wenn man selbst mitten drinsteht. Nun ist zwar die konservative Fraktion, vor allem im Pfarrkonvent stärker als die liberale Fraktion und auch die Synode wird voraussichtlich nicht erforderliche 2/3-Mehrheit zusammenbekommen, um durch eine Änderung der Grundordnung Frauen den Zugang zum Predigtamt zu ermöglichen, nichtsdestotrotz wird dieses Thema auch in den nächsten Jahren und vielleicht sogar Jahrzehnten für weitere Unruhen, Streitereien und letztlich für Leid und Schmerz sorgen. Die Wahl des konservativen Pastors Voigt zum Bischof der SELK zeigt zumindest, welchen Kurs die SELK in den nächsten Jahren wohl einschlagen wird. Aber auch der liberale Gegenkandidat unterlag nur knapp. Liberale in der SELK könnten mit ihrem theologischen Profil auch einer gemäßigt-konservativen Landeskirchengemeinde angehören. Das mal zur Info, um sich ein Bild darüber machen zu können, welches Profil die „Liberalen“ bei uns letztlich haben. Sie mit den Liberalen aus den Landeskirchen in einem Topf zu schmeißen, wäre also höchst unangemessen.
Mein Beitrag, in dem ich auf die Verquickung zwischen Frauenordination, Amtsfrage und Ekklesiologie sowie Soteriologie eingegangen bin, war natürlich etwas provokativ. Manchmal ist das aber angemessen und sinnvoll, um deutlich zu machen, worum es einem eigentlich geht und weshalb das Thema gerade so wichtig und andererseits auch leidensvoll sein kann. Selbst Lutheraner, der in seiner Landeskirche zum konservativen Flügel zu zählen ist, war nicht umsonst leicht schockier oder zumindest gefasst. Natürlich hängt das Heil eines Christen nicht davon ab, ob in seiner Landeskirche Frauen Dienst an Wort und Sakrament verrichten. Rechtfertigen tut allein der Glaube. Aber der Glaube entsteht durch das Hören des Evangeliums und das Wirken des Heiligen Geistes, da der Mensch von selbst bzw. aus eigener Vernunft nicht an Gott glauben bzw. Ihm vertrauen, Ihn lieben und fürchten kann. Aber der Glaube wird wiederum durch seine Umgebung mitgeprägt. Wenn man z. B. ständig ein falsches Evangelium gepredigt bekommt, besteht die Gefahr, es irgendwann, wenn auch unbewusst, anzunehmen. Daher ist es ja wichtig, einen Pfarrer zu haben, der auch rechtgläubig predigt. Gerade durch den Ordinationssegen wird der Pfarrer effektiv für seinen Dienst an Wort und Sakrament eingesegnet und bekommt auch die erforderlichen Charismen vermittelt. Lehnt man die Frauenordination als gegen die göttliches Ordnung ab, wird man auch davon ausgehen, dass auf der Tätigkeit der Pfarrerin nicht der göttliches Segen liegen wird. Das muss natürlich nicht heißen, dass jede Pfarrerin automatisch ketzerisch predigt. Genauso wenig ist eine gültige Ordination noch lange kein Garant für rechtgläubiges Predigen. Aus Gesprächen mit Gliedern aus Landeskirchen habe ich aber schon mitbekommen, dass gerade Pfarrerinnen eher zu feministischen oder durch die liberale Theologie geprägte Predigten als ihre männlichen Kollegen neigen. Es ist auch nachvollziehbar, dass es unter Pfarrerinnen eigentlich keine wirklich Konservative gibt, da eine konservativer Protestantin mit einem konservativen Schriftverständnis, natürlich nicht über die paulinischen Briefe stolpern kann und wird. Jemand meinte mal (o. K. das war eher ein Evangelikaler als ein konfessioneller Lutheraner), dass von einigen ihm bekannten Pfarrerinnen nur eine aus seiner Sicht „Wiedergeboren“ sei. Gut, das ist evangelikales Vokabular, von dem ich mich selbst distanziere, weil ich nicht darüber zu richten habe und es auch nicht darf, wer selig werden wird und wer verloren gehen wird. Aber auch ich machte, wenn ich mir mal Fernsehgottesdienste ansah oder aus Gründe des persönlichen Anstands im Bekanntenkreis an landeskirchlichen Gottesdiensten teilnahm (z. B. Konfirmation, Beerdigung etc...), mit Pfarrerinnen deutlich negativere Erfahrungen als mit Pfarrern, wobei sich auch einige Pfarrer aus der Landeskirche meiner Meinung nach mal damit nochmals befassen sollten, was eine evangelische Predigt ist. Ich denke da gerade an den liberalen Flügel in der Landeskirche. Nun hängt das Heil des Christen auch nicht an der Gültigkeit des Abendmahls. Da aber das Abendmahl beim würdigen Empfang Vergebung der Sünden und Stärkung des Glaubens bewirkt, wirkt sich regelmäßiges Kommunizieren natürlich positiv auf den Glauben, damit auf die Rechtfertigung und auch auf das Heil aus. Das Abendmahls ist schließlich die beste Arznei gegen Glaubensabfall.
Die Frage ist halt, ob auf das Handeln einer Pfarrerin der göttliches Segen liegt, wenn die Frauenordination gegen die göttliches Ordnung verstößt, wovon ich ausgehe? Wird es da einen Gutglaubensschutz für die Gemeinde geben? Sehr schwieriges Thema.
Lutheraner hat natürlich Recht, dass auch die Kirche niemals immer Gottes Gebote strikt befolgt hat. Dennoch sollte aber das Bestreben vorhanden sein, Gottes Wort zu achten und bestehende Missbräuche zu beseitigen. Sicherlich wird niemand allein deswegen in den Himmel kommen, weil er einer bestimmten christlichen Glaubensgemeinschaft angehört oder nicht angehört. Und niemand wird nur allein deshalb verloren gehen, weil seine Gemeinde nach christlichen Maßstäben nicht so rechtgläubig ist. Letztlich kommt es auf den individuellen Glauben an. Gott wird auch niemals seine Kirche im Stich lassen. Das hat Jesus Christus bereits selbst verheißen. Aber Gemeinden und Glaubensgemeinschaften, die sich offensichtlich gegen Gottes Wort stellen, werden dafür mit Sicherheit nicht belohnt werden. Darauf wollte ich hinaus. Strafen stellen schließlich eine erzieherische Maßnahme dar.
Beste Grüße
Marcus