Anglikaner für Euthanasie?

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Fingalo
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Stephen Dedalus hat geschrieben:Das genuin anglikanische Verständnis geht ebenso von legitimen Ortskirchen als Teilen der "einen" apostolischen Kirche in der Nachfolge der Apostel aus.
Wieso ist die anglikanische Kirche apostolisch, wenn sie doch die Sukzession aufgegeben hat? :hmm:

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Fingalo hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Das genuin anglikanische Verständnis geht ebenso von legitimen Ortskirchen als Teilen der "einen" apostolischen Kirche in der Nachfolge der Apostel aus.
Wieso ist die anglikanische Kirche apostolisch, wenn sie doch die Sukzession aufgegeben hat? :hmm:
Wie kommst Du denn darauf? Wir haben die Sukzession nie aufgegeben - alle Bischöfe und Priester werden in der Sukzession geweiht, die Kette ist nie abgerissen. (Allerdings hat Papst Leo XIII im Schreiben Ap. Curae erklärt, daß sie alle ungültig sind - er meinte, man habe sich zwischen 1559 und 1662 beim Zauberspruch einer falschen Formel bedient). ;)
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John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Das genuin anglikanische Verständnis geht ebenso von legitimen Ortskirchen als Teilen der "einen" apostolischen Kirche in der Nachfolge der Apostel aus.
Wieso ist die anglikanische Kirche apostolisch, wenn sie doch die Sukzession aufgegeben hat? :hmm:
Wie kommst Du denn darauf? Wir haben die Sukzession nie aufgegeben - alle Bischöfe und Priester werden in der Sukzession geweiht, die Kette ist nie abgerissen. (Allerdings hat Papst Leo XIII im Schreiben Ap. Curae erklärt, daß sie alle ungültig sind - er meinte, man habe sich zwischen 1559 und 1662 beim Zauberspruch einer falschen Formel bedient). ;)
Genau. Und seit 1931 werden anglikanische Bischöfe durch Alt-Katholiken geweiht, was die Sukzession -- aus römischer Sicht -- wiederherstellt. Ob alle Bischöfe mittlerweile den "Dutch Touch" (entweder persönlich oder über andere, die den bekommen haben) haben, weiß ich allerdings nicht, aber da wir Anglikaner i.d.R. möglichst viele Mitkonsekratoren bei Bischofweihen haben (SD hatte mal Bilder davon im Forum gestellt, wenn es Dich interessiert), wird es recht wenige anglikanische Bischöfe geben (vor allem in GB und Nordamerika), die über Alt-Katholiken keine aus römischer Sicht gültige Sukzession haben.

Also auch wenn man Apostolicae Curae 100% ernst nimmt, ist es möglich, an der Apostolizität der anglikanischen Kirchen zu glauben. Aber aus unserer Sicht (und aus Sicht der Alt-Katholiken, prinzipiell auch der Orthodoxen) ist Apostolicae Curae natürlich Humbug. ;-)

Cheers,

John
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Fingalo
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Beitrag von Fingalo »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Das genuin anglikanische Verständnis geht ebenso von legitimen Ortskirchen als Teilen der "einen" apostolischen Kirche in der Nachfolge der Apostel aus.
Wieso ist die anglikanische Kirche apostolisch, wenn sie doch die Sukzession aufgegeben hat? :hmm:
Wie kommst Du denn darauf? Wir haben die Sukzession nie aufgegeben - alle Bischöfe und Priester werden in der Sukzession geweiht, die Kette ist nie abgerissen. (Allerdings hat Papst Leo XIII im Schreiben Ap. Curae erklärt, daß sie alle ungültig sind - er meinte, man habe sich zwischen 1559 und 1662 beim Zauberspruch einer falschen Formel bedient). ;)
Zum "Zauberspruch":
Leo XIII hat geschrieben:"Weil das Sakrament der Weihe und das wahre Priestertum Christi aus dem anglikanischen Ritus völlig ausgemerzt wurde und insofern in der Bischofsweihe dieses Ritus das Priestertum in keiner Weise übertragen wird, kann ebenso in keiner Weise das Bischofsamt wahrhaft und rechtmäßig übertragen werden."
Der Defekt lag darin, dass die Verfasser des Ordinale den katholischen Gottesdienst abgeschafft und sich damit von der katholischen Kirche entfernt hätten.
Seit der Bulle "Apostolicae curae" von 1896 ist lehrmäßig von der katholischen Kirche festgelegt, dass die Weihen der anglikanischen Bischöfe ungültig sind. Bis dahin waren sie nur "fragwürdig", so dass anglikanische Priester, die zum katholischen Glauben übertraten, erneut ordiniert werden mussten.

Dass nun altkatholische Bischöfe die Weihe vornehmen sollen, ist mir zwar neu, was aber nichts besagt. Aber damit gäben sie jedenfalls zu, dass die eigenen Bischöfe nicht weihefähig sind.

Es stellt sich aber jetzt die Frage, ob eine Sukzession gegen den Lehrentscheid des Papstes möglich ist, d.h. ob der Spruch des Papstes Recht schafft oder ob er nur deklaratorisch ist. Die Anglikaner hier im Forum scheinen ihn als deklaratorsich zu betrachten. Ich denke, dass hier die Binde- und Lösegewalt des Papstes gilt, die Jesus dem Petrus(amt) übertragen hatte.
Ich sehe einen gewissen Widerspruch darin, auf der einen Seite eine Anerkennung der katholisch geforderten Sukzession anzustreben, gleichzeitig aber dem Papst offenbar die Entscheidungsbefugnis über eben diese katholische Auffassung abzusprechen.

John Grantham
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Fingalo hat geschrieben:Seit der Bulle "Apostolicae curae" von 1896 ist lehrmäßig von der katholischen Kirche festgelegt, dass die Weihen der anglikanischen Bischöfe ungültig sind. Bis dahin waren sie nur "fragwürdig", so dass anglikanische Priester, die zum katholischen Glauben übertraten, erneut ordiniert werden mussten.
Das stimmt nicht 100%ig. Was er 'festgelegt' hat, war, dass die Weihen in einem bestimmten Zeitraum (in der Regierungszeit Edwards VI.) aus römischer Sicht ungültig seien. Daher sei die Kette gebrochen und alles, was danach kam -- wieder aus römischer Sicht -- sei ungültig. Er sagte nichts zur Ordinale im 1662 Book of Common Prayer, als Beispiel, und sagte ebenso wenig, was passiert, wenn gültig geweihte mitwirken, wie etwa die Alt-Katholiken. Da aber die heutige Ordinale wieder im Sinne der katholischen Tradition verfaßt wurde (und das seit mindestens 1662), ist Apostolicae Curae für den heutigen Stand nicht besonders interessant.
Dass nun altkatholische Bischöfe die Weihe vornehmen sollen, ist mir zwar neu, was aber nichts besagt. Aber damit gäben sie jedenfalls zu, dass die eigenen Bischöfe nicht weihefähig sind.
Nein, da wird nichts der gleichen "zugegeben": Wir erkennen, dass die römisch-katholische Kirche ein Problem mit uns hat, und unsere Kirche versucht, aus Geschwisterlichkeit und im Interesse der Ökumene dieses Problem zu überbrücken.

Wenn uns die Sukzession nicht von vorne herein wichtig wäre, würden wir sie in Gesprächen mit Protestanten nicht immer wieder durchsetzen, wie wir mit den US-Lutheranern und den Methodisten getan haben.
Es stellt sich aber jetzt die Frage, ob eine Sukzession gegen den Lehrentscheid des Papstes möglich ist, d.h. ob der Spruch des Papstes Recht schafft oder ob er nur deklaratorisch ist. Die Anglikaner hier im Forum scheinen ihn als deklaratorsich zu betrachten. Ich denke, dass hier die Binde- und Lösegewalt des Papstes gilt, die Jesus dem Petrus(amt) übertragen hatte.
Ich sehe einen gewissen Widerspruch darin, auf der einen Seite eine Anerkennung der katholisch geforderten Sukzession anzustreben, gleichzeitig aber dem Papst offenbar die Entscheidungsbefugnis über eben diese katholische Auffassung abzusprechen.
Da gibt es keinen Widerspruch. Wenn es so wäre, wären auch die Weihen der Orthodoxen ungültig, was ganz klarer Humbug wäre, denn sie kümmern sich in ihren Angelegenheiten recht wenig darum, was der Papst für Lehrentscheide macht. Der Papst ist letztendlich 'nur' ein Bischof und Patriarch (auch wenn er den Titel nicht mehr will), hat aber niemals solche Entscheidungskräfte, wie Du ihm zuschreibst.

Cheers,

John
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Fingalo hat geschrieben:Der Defekt lag darin, dass die Verfasser des Ordinale den katholischen Gottesdienst abgeschafft und sich damit von der katholischen Kirche entfernt hätten.
Seit der Bulle "Apostolicae curae" von 1896 ist lehrmäßig von der katholischen Kirche festgelegt, dass die Weihen der anglikanischen Bischöfe ungültig sind. Bis dahin waren sie nur "fragwürdig", so dass anglikanische Priester, die zum katholischen Glauben übertraten, erneut ordiniert werden mussten.
Das Thema ist leider sehr komplex, wir haben es hier auch schon mehrfach diskutiert.

Papst Leo versucht, in der AC seine Argumentation vor allem auf zwei Säulen aufzubauen:

1. Defekt der Form. Die Anglikaner hätten die Weiheliturgie eigenwillig verändert. Das Ordinale, das zwischen 1559 und 1662 in Gebrauch war, habe in der Weiheformel nicht ausreichend genug auf den priesterlichen Charakter des Amtes Bezug genommen. Die Weiheformel sei daher ungültig.


2. Defekt der Intention. In der Weiheliturgie habe der Hinweis auf das Meßopfer gefehlt. Daher sei die Intention nicht mehr gegeben, die Weihe im katholischen Sinne ungültig.

Beide Argumente sind Humbug. Erstens läßt sich aus dem Book of Common Prayer sehr wohl die Bezeichnung und das Veständnis des priesterlichen Amtes herleiten. Die Weihliturgie macht dies auch deutlich, zwar nicht in der Weiheformel selbst, aber in den anderen Teilen der Liturgie. Die lat. Ausgabe des BCP spricht sogar eindeutig vom sacerdos. Den Anglikanern zu unterstellen, sie hätten die Vorstellung eines Priesteramtes aufgegeben, ist also nicht zutreffend.

Die Notwendigkeit, in der Weiheliturgie die Lehre vom Meßopfer auszubreiten, ist ebenfalls konstruiert. Man findet dieses weder in älteren römischen noch in orthodoxen Weiheliturgien. Die Anglikaner haben das Meßopferverständnis keineswegs aufgegeben, lehnen jedoch eine Überbetonung des Meßopfers (Propitiation in the Celebration of the Mass) ab, die es in der tridentinische Messe und vor allem der Frömmigkeit gab.

Man kann also zusammenfassend sagen, daß die Argumente Leos entweder auf historischen Fehlannahmen beruhen oder auf einem falschen Verständnis des anglikanischen Glaubens. Sie sind damit hinfällig. Besonders seit Vat II stellt AC ein Problem dar, da man mit der gleichen Argumentation die Liturgien und den Weiheritus im NO für ungültig erklären könnte. Wird von FSSPX-Seite schon gemacht. AC hat sich also als Bumerang erwiesen.
Dass nun altkatholische Bischöfe die Weihe vornehmen sollen, ist mir zwar neu, was aber nichts besagt. Aber damit gäben sie jedenfalls zu, dass die eigenen Bischöfe nicht weihefähig sind.
Das hast Du falsch verstanden. Seit 1931 besteht zwischen den Alt-Katholiken und den Anglikanern eine volle Kirchengemeinschaft. Als Zeichen dieser Gemeinschaft nehmen jeweils Bischöfe der anderen Kirche an den Weihen teil, besonders an den Bischofsweihen. Das hat nichts mit dem Zugeständnis der eigenen Weiheunfähigkeit zu tun, sondern ist üblicher Ausdruck von Kirchengemeinschaft. Da Rom die Sukzession der altkatholischen Bischöfe nie bestritten hat, müßten sie logischerweise nun auch die anglikanischen Weihen als gültig anerkennen.
Es stellt sich aber jetzt die Frage, ob eine Sukzession gegen den Lehrentscheid des Papstes möglich ist, d.h. ob der Spruch des Papstes Recht schafft oder ob er nur deklaratorisch ist. Die Anglikaner hier im Forum scheinen ihn als deklaratorsich zu betrachten. Ich denke, dass hier die Binde- und Lösegewalt des Papstes gilt, die Jesus dem Petrus(amt) übertragen hatte.
Ich sehe einen gewissen Widerspruch darin, auf der einen Seite eine Anerkennung der katholisch geforderten Sukzession anzustreben, gleichzeitig aber dem Papst offenbar die Entscheidungsbefugnis über eben diese katholische Auffassung abzusprechen.
Nein, es ist uns ehrlich gesagt wurscht, ob der Papst nun meint, unsere Weihen seien gültig oder nicht. Wir sind auf diese Sache nicht angewiesen. Zum einen ist das Gesamtkonzept von "Gültigkeit", wie es in der römischen Kirche vertreten wird, fragwürdig. Das orthodoxe Konzept trifft hier den Kern des Sakramentes in meinen Augen wesentlich besser. Zum anderen beeinträchtigt es unsere Arbeit und die Gnadenwirkungen unserer Sakramente keineswegs, ob der Bischof von Rom sich so oder anders entscheidet. Davon kann man sich in jeder Messe hier selbst überzeugen.

Allerdings ist es ein Stolperstein, der das Verhältnis der Kirchen immer noch belastet. Obwohl ernst zu nehmende Theologen und Kirchenmänner dieses Thema von römischer Seite heute nicht mehr anschneiden, weil sie um die Probleme wissen (s.o.), wird einem an der Basis immer wiede gerne dieses Verdikt der "Ungültigkeit" entgegengeschleudert. Meistens, um damit in einem Wort komplett alle Positionen und Argumente abzubügeln. AC wird nicht benutzt, um Gespräche zu führen und Wege zueineander zu suchen, sondern um Gräben aufzureißen und Gespräche zu verhindern.

Dabei bedient man sich häufig einer lustigen Argumentationsweise. Erst wird den Anglikanern vorgeworfen, sie glaubten nicht, was die katholische Kirche glaube. Wenn man dann feststellt, daß die Positionen doch nicht oder nicht weit auseinanderliegen, wird nachgeschoben, daß das ja ganz unerheblich sei, weil bei den Anglikanern ja alles "ungültig"sei.

Hingegen hat ARCIC (die gemeinsame angl./rk Kommission) exzellente Ergebinsse erzielt. Im Hinblick auf die Sakramentenlehre, das Amtsverständnis, das Verständnis der Sukzession ist man sich weitestgehend einig. Das jüngst erschienene gemeinsame Papier zum Thema Maria ist ein Meilenstein. Auf dieser Basis sollte man weiterarbeiten.

Gruß
SD
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Fingalo
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John Grantham hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:Seit der Bulle "Apostolicae curae" von 1896 ist lehrmäßig von der katholischen Kirche festgelegt, dass die Weihen der anglikanischen Bischöfe ungültig sind. Bis dahin waren sie nur "fragwürdig", so dass anglikanische Priester, die zum katholischen Glauben übertraten, erneut ordiniert werden mussten.
Das stimmt nicht 100%ig. Was er 'festgelegt' hat, war, dass die Weihen in einem bestimmten Zeitraum (in der Regierungszeit Edwards VI.) aus römischer Sicht ungültig seien. Daher sei die Kette gebrochen und alles, was danach kam -- wieder aus römischer Sicht -- sei ungültig. Er sagte nichts zur Ordinale im 1662 Book of Common Prayer, als Beispiel, und sagte ebenso wenig, was passiert, wenn gültig geweihte mitwirken, wie etwa die Alt-Katholiken. Da aber die heutige Ordinale wieder im Sinne der katholischen Tradition verfaßt wurde (und das seit mindestens 1662), ist Apostolicae Curae für den heutigen Stand nicht besonders interessant.
Doch, ist es. Wenn die Kette erst mal abgerissen ist, dann nützt auch eine spätere Änderung des Ordinale nichts.
John Grantham hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:Es stellt sich aber jetzt die Frage, ob eine Sukzession gegen den Lehrentscheid des Papstes möglich ist, d.h. ob der Spruch des Papstes Recht schafft oder ob er nur deklaratorisch ist. Die Anglikaner hier im Forum scheinen ihn als deklaratorsich zu betrachten. Ich denke, dass hier die Binde- und Lösegewalt des Papstes gilt, die Jesus dem Petrus(amt) übertragen hatte.
Ich sehe einen gewissen Widerspruch darin, auf der einen Seite eine Anerkennung der katholisch geforderten Sukzession anzustreben, gleichzeitig aber dem Papst offenbar die Entscheidungsbefugnis über eben diese katholische Auffassung abzusprechen.
Da gibt es keinen Widerspruch. Wenn es so wäre, wären auch die Weihen der Orthodoxen ungültig, was ganz klarer Humbug wäre, denn sie kümmern sich in ihren Angelegenheiten recht wenig darum, was der Papst für Lehrentscheide macht. Der Papst ist letztendlich 'nur' ein Bischof und Patriarch (auch wenn er den Titel nicht mehr will), hat aber niemals solche Entscheidungskräfte, wie Du ihm zuschreibst.
Doch, die hat er kraft siener Jurisdiktionsgewalt. Er hat das Recht, für die katholische Kirche festzulegen, was sie anerkennt und was nicht. Wenn auf protestantischer Seite von einigen die Sukzession als spirituelle Nachfolge betrachtet wird und sie sich daher in einer Sukzession "im Geiste" sehen, so ist die katholische Kirche daran auch nicht gebunden. Das gilt übrigens selbstverständlich auch gegenüber der orthodoxen Kirche. So wenig wie die Orthodoxen dafür interessieren mögen, welche Urteile der Papst fällt, so wenig interessiert es die katholische Kirche, was die Orthodoxen von sich selber halten. Und dass die Anglikaner sich selbst in der Sukzession sehen, hat ihn auch nur marginal zu interessieren. (Beim Verhältnis zur anglikanischen Kirche geht es ja im Wesentlichen um die Kirche in England? Mischen da die Altkatholiken auch mit?). Das Problem der Frauenordination kommt ja noch hinzu. Da scheinen ja auch fundamentale Unterschiede im Amtsverständnis vorzuliegen. Es gibt in der Episcopal Diocese of Massachusetts (1) und in Neuseeland (2) Bischöfinnen. Haben da auch altkatholische Bischöfe mitgewirkt? Die drei Bischöfinnen sehen sich sicherlich in der Sukzession. Glaubst Du wirklich, dass dies die katholische Kirche zu akzeptieren habe?

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Fingalo hat geschrieben:Doch, ist es. Wenn die Kette erst mal abgerissen ist, dann nützt auch eine spätere Änderung des Ordinale nichts.
Doch, wenn Bischöfe der Altkatholiken mitkonsekrieren, ist die Argumentiation Leos hinfällig.
Doch, die hat er kraft siener Jurisdiktionsgewalt. Er hat das Recht, für die katholische Kirche festzulegen, was sie anerkennt und was nicht. Wenn auf protestantischer Seite von einigen die Sukzession als spirituelle Nachfolge betrachtet wird und sie sich daher in einer Sukzession "im Geiste" sehen, so ist die katholische Kirche daran auch nicht gebunden. Das gilt übrigens selbstverständlich auch gegenüber der orthodoxen Kirche. So wenig wie die Orthodoxen dafür interessieren mögen, welche Urteile der Papst fällt, so wenig interessiert es die katholische Kirche, was die Orthodoxen von sich selber halten. Und dass die Anglikaner sich selbst in der Sukzession sehen, hat ihn auch nur marginal zu interessieren. (Beim Verhältnis zur anglikanischen Kirche geht es ja im Wesentlichen um die Kirche in England? Mischen da die Altkatholiken auch mit?). Das Problem der Frauenordination kommt ja noch hinzu. Da scheinen ja auch fundamentale Unterschiede im Amtsverständnis vorzuliegen. Es gibt in der Episcopal Diocese of Massachusetts (1) und in Neuseeland (2) Bischöfinnen. Haben da auch altkatholische Bischöfe mitgewirkt? Die drei Bischöfinnen sehen sich sicherlich in der Sukzession. Glaubst Du wirklich, dass dies die katholische Kirche zu akzeptieren habe?
Auch der Papst kann nicht grün für blau erklären. Das hat er aber mit AC getan, zudem erkennbar mit historischen und sachlichen Fehlern in der Argumentation und aus politischen, opportunistischen Gründen.

Sehr lesenswert ist dazu: http://www.ucl.ac.uk/~ucgbmxd/saepius.htm

Dieser Fehler der römischen Kirche sollte endlich bereinigt werden.
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Fingalo
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Beitrag von Fingalo »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:Der Defekt lag darin, dass die Verfasser des Ordinale den katholischen Gottesdienst abgeschafft und sich damit von der katholischen Kirche entfernt hätten.
Seit der Bulle "Apostolicae curae" von 1896 ist lehrmäßig von der katholischen Kirche festgelegt, dass die Weihen der anglikanischen Bischöfe ungültig sind. Bis dahin waren sie nur "fragwürdig", so dass anglikanische Priester, die zum katholischen Glauben übertraten, erneut ordiniert werden mussten.
Das Thema ist leider sehr komplex, wir haben es hier auch schon mehrfach diskutiert.

Papst Leo versucht, in der AC seine Argumentation vor allem auf zwei Säulen aufzubauen:

Beide Argumente sind Humbug.
Das mag ja sein, und ich weiß sehr wohl um die Wackligkeit der Argumentation. (Ich habe hier eine abgebrochene Doktorarbeit zu diesem Thema, die bei Prof. Küng hätte geschrieben werden sollen - von einem mir befreundeten Lutheraner. Bei der neuesten Entwicklung ist ihm die Luft ausgegangen, aber die Entwicklung zur Bulle Leos XIII. ist detailliert dargestellt).
Nur, nach katholischer Auffassung schafft dieses Urteil Recht und stellt nicht nur eine Meinung dar. Das bedeutet, dass die Weihen auch dann ungültig sind, wenn die Begründung des Papstes falsch ist. Das gilt übrigens hier genauso, wie weltliche Feststellungsurteile: Wenn die letzte Instanz festgestellt hat, dass die Ernennung zum Beamten unwirksam war, dann ist der Betreffende auch dann kein Beamter, wenn das Urteil falsch ist.
That's live.
Stephen Dedalus hat geschrieben:Erstens läßt sich aus dem Book of Common Prayer sehr wohl die Bezeichnung und das Verständnis des priesterlichen Amtes herleiten. Die Weihliturgie macht dies auch deutlich, zwar nicht in der Weiheformel selbst, aber in den anderen Teilen der Liturgie. Die lat. Ausgabe des BCP spricht sogar eindeutig vom sacerdos. Den Anglikanern zu unterstellen, sie hätten die Vorstellung eines Priesteramtes aufgegeben, ist also nicht zutreffend.
Dass nun altkatholische Bischöfe die Weihe vornehmen sollen, ist mir zwar neu, was aber nichts besagt. Aber damit gäben sie jedenfalls zu, dass die eigenen Bischöfe nicht weihefähig sind.
Das hast Du falsch verstanden. Seit 1931 besteht zwischen den Alt-Katholiken und den Anglikanern eine volle Kirchengemeinschaft.
Gilt das für alle bis hin nach Neuseeland?
Stephen Dedalus hat geschrieben:Als Zeichen dieser Gemeinschaft nehmen jeweils Bischöfe der anderen Kirche an den Weihen teil, besonders an den Bischofsweihen. Das hat nichts mit dem Zugeständnis der eigenen Weiheunfähigkeit zu tun, sondern ist üblicher Ausdruck von Kirchengemeinschaft. Da Rom die Sukzession der altkatholischen Bischöfe nie bestritten hat, müßten sie logischerweise nun auch die anglikanischen Weihen als gültig anerkennen.
Werden sie wohl auch tun. Ich erinnere mich schwach, dass es in Schweden evangelische Bischöfe mit anerkannter Sukzession geben soll.
Stephen Dedalus hat geschrieben:Allerdings ist es ein Stolperstein, der das Verhältnis der Kirchen immer noch belastet. Obwohl ernst zu nehmende Theologen und Kirchenmänner dieses Thema von römischer Seite heute nicht mehr anschneiden, weil sie um die Probleme wissen (s.o.), wird einem an der Basis immer wiede gerne dieses Verdikt der "Ungültigkeit" entgegengeschleudert. Meistens, um damit in einem Wort komplett alle Positionen und Argumente abzubügeln. AC wird nicht benutzt, um Gespräche zu führen und Wege zueineander zu suchen, sondern um Gräben aufzureißen und Gespräche zu verhindern.
So kann man das auch sehen. Man kann es auch so sehen, dass man mal zunächst die Positionen klarstellt, bevor man schwafelt.
Stephen Dedalus hat geschrieben:Hingegen hat ARCIC (die gemeinsame angl./rk Kommission) exzellente Ergebinsse erzielt. Im Hinblick auf die Sakramentenlehre, das Amtsverständnis, das Verständnis der Sukzession ist man sich weitestgehend einig.
Wohl kaum, was die Frauenordination anbetrifft. Aber da gibt's ja wohl auch innerhalb der anglikanischen Kirche unterschiedliche Positionen, daher auch solche, die sie ablehnen. Und da könnte ich mir das schon vorstellen.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Fingalo hat geschrieben:Nur, nach katholischer Auffassung schafft dieses Urteil Recht und stellt nicht nur eine Meinung dar. Das bedeutet, dass die Weihen auch dann ungültig sind, wenn die Begründung des Papstes falsch ist.
Nun haben aber John und ich wort- und gestenreich dargelegt, daß durch die Teilnahme alt-katholischer Bischöfe der Utrechter Union an anglikanischen Weihen seit 1931 eine neue Sachlage gegeben ist (zumindest für England und USA). Selbst wenn Leo damals richtig gelegen hat, muß man die Sache heute anderes bewerten, da durch die Altkatholiken die Anglikaner wieder in eine Sukzessionslinie eingetretn wären. Es gibt einen Weg an AC vorbei.

Auch sagte Kardinal Kasper bei einem Besuch in England vor einigen Jahren, daß "aufgrund des neugewonnenen Verständnisses füreinader" die Frage von AC neu zu betrachten sei. Das klingt gar nicht nach "Roma locuta, caus finita".
Wohl kaum, was die Frauenordination anbetrifft. Aber da gibt's ja wohl auch innerhalb der anglikanischen Kirche unterschiedliche Positionen, daher auch solche, die sie ablehnen.


Und in der römischen Kirche viele, die sie befürworten. ;) (sogar mehr als Anglikaner weltweit). Es ist interessant, daß viele konservative Katholiken dieses Problem mit den Anglikanern so hoch bewerten. Es gibt ca. 70 Millionen Anglikaner weltweit. Die Zahl der römischen Katholiken, die die Frauenweihe befürworten, ist weitaus größer, nehme ich an. Das Problem ist innerrömisch noch lange nicht gelöst, wie ich in zahlrechen Gesprächen immer wieder feststelle.
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Beitrag von Fingalo »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:Nur, nach katholischer Auffassung schafft dieses Urteil Recht und stellt nicht nur eine Meinung dar. Das bedeutet, dass die Weihen auch dann ungültig sind, wenn die Begründung des Papstes falsch ist.
Nun haben aber John und ich wort- und gestenreich dargelegt, daß durch die Teilnahme alt-katholischer Bischöfe der Utrechter Union an anglikanischen Weihen seit 1931 eine neue Sachlage gegeben ist (zumindest für England und USA). Selbst wenn Leo damals richtig gelegen hat, muß man die Sache heute anderes bewerten, da durch die Altkatholiken die Anglikaner wieder in eine Sukzessionslinie eingetretn wären. Es gibt einen Weg an AC vorbei.
Dagegen ist nichts einzuwenden.
Auch wenn der "Beamte" nicht Beamter geworden ist, weil die Überreichung der richtigen Urkunde nicht stattgefunden hat, so kann er durch Nachholen dieses Aktes es dennoch werden.

Eine ganz andere Frage ist, für wen das gilt.
Da werden einige Bischöfe in die Sukzession eingefügt. Nehmen wir an, dass die Kirche die Sukzession nunmehr für diese Bischöfe anerkennt. Können die nun katholisch werden oder Unierte? Ich meine damit nicht die rechtliche Möglichkeit, sondern die inneranglikanische Möglichkeit. Und was wird aus der Diözese, wenn der Bischof sich zu einer Möglichkeit entschließt? Cuius regio eius religio? Würde das dann eine katholische oder unierte Diözese? Und da die Bischöfe ja wohl ziemlich selbständig sind, kann man da überhaupt von einer einheitlichen Kirche sprechen, die geschlossen irgendwas tut?
Stephen Dedalus hat geschrieben:
Wohl kaum, was die Frauenordination anbetrifft. Aber da gibt's ja wohl auch innerhalb der anglikanischen Kirche unterschiedliche Positionen, daher auch solche, die sie ablehnen.


Und in der römischen Kirche viele, die sie befürworten. ;) (sogar mehr als Anglikaner weltweit). Es ist interessant, daß viele konservative Katholiken dieses Problem mit den Anglikanern so hoch bewerten. Es gibt ca. 70 Millionen Anglikaner weltweit. Die Zahl der römischen Katholiken, die die Frauenweihe befürworten, ist weitaus größer, nehme ich an. Das Problem ist innerrömisch noch lange nicht gelöst, wie ich in zahlrechen Gesprächen immer wieder feststelle.
Wann ist denn ein Problem gelöst? Wenn "alle" der Lösung zustimmen? Für mich ist ein Problem gelöst, wenn der zur Entscheidung befugte entschieden hat. Dass es da immer welche gibt, die motzen, gehört zum Geschäft. Wenn die Kirche die Frauenordination zuließe, wäre das Problem auch nicht gelöst. Denn da würden die anderen motzen, und hier würden einige eine Sonderkirche aufmachen, als "Heiliger Rest".
Ungelegte Eier diskutiere ich nicht. Schlachtet erst mal die Kuh, bevor ihr das Fell verteilt.

John Grantham
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Fingalo hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:Seit der Bulle "Apostolicae curae" von 1896 ist lehrmäßig von der katholischen Kirche festgelegt, dass die Weihen der anglikanischen Bischöfe ungültig sind. Bis dahin waren sie nur "fragwürdig", so dass anglikanische Priester, die zum katholischen Glauben übertraten, erneut ordiniert werden mussten.
Das stimmt nicht 100%ig. Was er 'festgelegt' hat, war, dass die Weihen in einem bestimmten Zeitraum (in der Regierungszeit Edwards VI.) aus römischer Sicht ungültig seien. Daher sei die Kette gebrochen und alles, was danach kam -- wieder aus römischer Sicht -- sei ungültig. Er sagte nichts zur Ordinale im 1662 Book of Common Prayer, als Beispiel, und sagte ebenso wenig, was passiert, wenn gültig geweihte mitwirken, wie etwa die Alt-Katholiken. Da aber die heutige Ordinale wieder im Sinne der katholischen Tradition verfaßt wurde (und das seit mindestens 1662), ist Apostolicae Curae für den heutigen Stand nicht besonders interessant.
Doch, ist es. Wenn die Kette erst mal abgerissen ist, dann nützt auch eine spätere Änderung des Ordinale nichts.
Du hast mich mißverstanden. Die Gültigkeit der Ordinale ist sehr wohl aus römischer Sicht wichtig, wenn gültig geweihte Bischöfe später dazu kommen, wie die Alt-Katholiken und alle Bischöfe, die sie (mit-)geweiht haben. Ebenso Porvoo-Lutheraner. Das heißt, die "alte" Kette mag zwar kaputt sein, aber eine neue ist dazu gekommen -- ganz sauber nach römischer Vorstellung.

Daß wir sagen, unsere Kette ist gar nicht kaputt, spielt dabei keine Relevanz in dieser Diskussion, denn die neue Ketten, die dazu gekommen sind (die alt-katholische und Porvoo-lutherische), sind zweifellos in Ordnung. Durch Mitwirken von möglichst vielen mitkonsekrierenden Bischöfen bei unseren Bischofsweihen wäre die Weitergabe dieser zweifellos ordentlichen Sukzession innerhalb einer Ortskirche in sehr kurzer Zeit gelungen.

(Wie es in Neuseeland z.Zt. aussieht, weiß ich nicht, aber sobald nur ein einziger gültig geweihter Bischof in Neuseeland dabei wäre, gelingt die Weitergabe der gültigen Sukzessionslinie an allen späteren Bischöfen sehr schnell. Und einen solchen Austausch von Bischöfen unter Ortskirchen bzw. Kirchenprovinzen gibt es durchaus -- das gehört zum Prinzip der communio.)

Der Punkt ist, Apostolicae Curae kann 100% stimmen, aber die anglikanischen Weihen im heutigen Stand können ebenso gültig sein -- aus römischer Sicht. Dazu gibt es m.W.n. gar keine eindeutige Lehrentscheidung des Papstes. Der einzige Unterschied ist, ob wir Anglikaner schon immer apostolisch waren, oder erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts nach 400 Jahren Unterbrechung.

Wenn Rom den heutigen Stand der Gültigkeit der anglikanischen Weihen anzweifelt, zerstören sie die eigene Glaubwürdigkeit, denn es gibt keinen Grund, die Gültigkeit der Weihen anzuzweifeln, solange nur Männer in der Sukzessionslinie jedes einzelnen Bischofs stehen. Aber auch da kann es kaum vorkommen, dass ein Bischof nur von Frauen geweiht wird, denn -- schon wieder -- wir haben immer möglichst viele dabei. Zumindest ein Mann wird sicherlich dabei sein.
John Grantham hat geschrieben:Da gibt es keinen Widerspruch. Wenn es so wäre, wären auch die Weihen der Orthodoxen ungültig, was ganz klarer Humbug wäre, denn sie kümmern sich in ihren Angelegenheiten recht wenig darum, was der Papst für Lehrentscheide macht. Der Papst ist letztendlich 'nur' ein Bischof und Patriarch (auch wenn er den Titel nicht mehr will), hat aber niemals solche Entscheidungskräfte, wie Du ihm zuschreibst.
Doch, die hat er kraft siener Jurisdiktionsgewalt. Er hat das Recht, für die katholische Kirche festzulegen, was sie anerkennt und was nicht. Wenn auf protestantischer Seite von einigen die Sukzession als spirituelle Nachfolge betrachtet wird und sie sich daher in einer Sukzession "im Geiste" sehen, so ist die katholische Kirche daran auch nicht gebunden.
Das stimmt einfach nicht. Nicht mal der Papst in seinen wildesten Träumen darf offensichtliche Tatsachen widersprechen. Er kann nicht sagen, weiß ist schwarz oder 2+2=5. Wenn die von Rom festgelegten Kriterien für eine gültige Weihe erfüllt worden sind, kann der Papst nicht einfach sagen, Bischof soundso ist trotzdem nicht gültig geweiht worden.

Cheers,

John
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John Grantham hat geschrieben:Du hast mich mißverstanden. Die Gültigkeit der Ordinale ist sehr wohl aus römischer Sicht wichtig, wenn gültig geweihte Bischöfe später dazu kommen, wie die Alt-Katholiken und alle Bischöfe, die sie (mit-)geweiht haben. Ebenso Porvoo-Lutheraner. Das heißt, die "alte" Kette mag zwar kaputt sein, aber eine neue ist dazu gekommen -- ganz sauber nach römischer Vorstellung.
habe ich bereits oben beantwortet.
John Grantham hat geschrieben:
fingalo hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben:Da gibt es keinen Widerspruch. Wenn es so wäre, wären auch die Weihen der Orthodoxen ungültig, was ganz klarer Humbug wäre, denn sie kümmern sich in ihren Angelegenheiten recht wenig darum, was der Papst für Lehrentscheide macht. Der Papst ist letztendlich 'nur' ein Bischof und Patriarch (auch wenn er den Titel nicht mehr will), hat aber niemals solche Entscheidungskräfte, wie Du ihm zuschreibst.
Doch, die hat er kraft siener Jurisdiktionsgewalt. Er hat das Recht, für die katholische Kirche festzulegen, was sie anerkennt und was nicht. Wenn auf protestantischer Seite von einigen die Sukzession als spirituelle Nachfolge betrachtet wird und sie sich daher in einer Sukzession "im Geiste" sehen, so ist die katholische Kirche daran auch nicht gebunden.
Das stimmt einfach nicht. Nicht mal der Papst in seinen wildesten Träumen darf offensichtliche Tatsachen widersprechen. Er kann nicht sagen, weiß ist schwarz oder 2+2=5. Wenn die von Rom festgelegten Kriterien für eine gültige Weihe erfüllt worden sind, kann der Papst nicht einfach sagen, Bischof soundso ist trotzdem nicht gültig geweiht worden.
So war es aber nicht bei Leo XIII. Außerdem sind weltliche Tatsachen kein möglicher Gegenstand einer kirchlichen Jurisdiktion. Hier geht es aber um geistliche Tatsachen. Es gibt kein Lakmuspapier für ein gültig gespendetes Sagrament.
Dass das heute inzwischen anders geworden sein kann, steht auf einem anderen Blatt. Wir werden ja sehen, was die katholische Kirche zu den Weihen sagt.

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holzi
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Beitrag von holzi »

Fingalo hat geschrieben:...
Dass das heute inzwischen anders geworden sein kann, steht auf einem anderen Blatt. Wir werden ja sehen, was die katholische Kirche zu den Weihen sagt.
Sagt das nichts, dass Papst Benedikt dem Erzbischof von Canterbury ein Pektoralkreuz, also ein Bischofsinsignium geschenkt hat und nicht einfach nur ein Heiligenbildchen?!

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Fingalo
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Beitrag von Fingalo »

holzi hat geschrieben:Sagt das nichts, dass Papst Benedikt dem Erzbischof von Canterbury ein Pektoralkreuz, also ein Bischofsinsignium geschenkt hat und nicht einfach nur ein Heiligenbildchen?!
Nö.

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holzi
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Beitrag von holzi »

Fingalo hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:Sagt das nichts, dass Papst Benedikt dem Erzbischof von Canterbury ein Pektoralkreuz, also ein Bischofsinsignium geschenkt hat und nicht einfach nur ein Heiligenbildchen?!
Nö.
Sicher? Unser Bene ist kein Dummer und er kennt sehr gut die Wirkung symbolischer Gesten - da sagt auch dieses Geschenk was aus - sofern man das Wahr haben will!

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Fingalo
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Beitrag von Fingalo »

holzi hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:Sagt das nichts, dass Papst Benedikt dem Erzbischof von Canterbury ein Pektoralkreuz, also ein Bischofsinsignium geschenkt hat und nicht einfach nur ein Heiligenbildchen?!
Nö.
Sicher? Unser Bene ist kein Dummer und er kennt sehr gut die Wirkung symbolischer Gesten - da sagt auch dieses Geschenk was aus - sofern man das Wahr haben will!
Schon richtig. Aber das ist Unverbindliches. Ich wüsste nicht, das eine Lehraussage aus einem Geschenk hergeleitet worden wäre.

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

holzi hat geschrieben:
Fingalo hat geschrieben:...
Dass das heute inzwischen anders geworden sein kann, steht auf einem anderen Blatt. Wir werden ja sehen, was die katholische Kirche zu den Weihen sagt.
Sagt das nichts, dass Papst Benedikt dem Erzbischof von Canterbury ein Pektoralkreuz, also ein Bischofsinsignium geschenkt hat und nicht einfach nur ein Heiligenbildchen?!
Beim jüngsten Besuch von ++Rowan Cantaur? Das habe ich zwar nicht gehört, aber bei einem früheren Besuch bei JoPa2 empfing ++Rowan tatsächlich ein Pektoralkreuz als Geschenk -- etwas, was nur Bischöfe bekommen. (Evangelische Bischöfe -- außer Porvoo -- bekommen sowas jedenfalls nicht, nur als Beispiel.) Das Kreuz trug ++Rowan bei seinem Besuch bei B16 neulich sowie den Bischofsring, der ++Michael Ramsey von Paul VI. geschenkt bekommen hatte.

Bei Besuchen des Erzbischofs von Canterbury wird der Erzbischof vom Papst auf dem Ring geküßt -- so begrüßt man nur einen anerkannten Bischof. Auch das macht man in Rom bei Protestanten nicht, wenn sie zu Besuch sind.
Fingalo hat geschrieben: Schon richtig. Aber das ist Unverbindliches. Ich wüsste nicht, das eine Lehraussage aus einem Geschenk hergeleitet worden wäre.
Das mag keine verbindliche Lehraussage sein. Aber die Handlung spricht schon Bände. Zumindest wird dadruch klar gemacht, dass man Canterbury als Bischof anerkennt -- und prinzipiell eine Menge anderer (wenn nicht alle) anglikanischen Bischöfe.

Cheers,

John
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