Die Problembeschreibung passt vermutlich auch auf den Rückgang der Bewerber für Pastoral-/Gemeindereferent in der katholischen Kirche. Das Bistum Limburg hat derzeit eine einzige Pastoralassistentin (=Anwärterin). Die Zahl der Anmeldungen an der KathFH für den Beruf des Gemeindereferenten beträgt für dieses Semester 0.Stephen Dedalus hat geschrieben:Ja, da hat sich sehr viel geändert. Mittlerweile starten die Landeskirchen schon wieder Kampagnen, um Studienanfänger für das Theologiestudium zu gewinnen.taddeo hat geschrieben:Das wundert mich wirklich. Als ich selber studierte, hieß es immer, mit evangelischen PastorInnen können man die sprichwörtlichen Säue füttern, weil es soviele davon gebe, daß mancherorts sich Pfarrersehepaare eine einzige Stelle teilen müßten.Clemens hat geschrieben:Das Problem würde aber nicht durch die vermehrte Zulassung von Frührentnern (*sorry* ) gelöst, sondern was fehlt, sind die jungen Pfarrer, die noch arbeiten, wenn meine Generation in den Ruhestand geht, also in ca.20/25 Jahren. Und da sieht es katastrophal mau aus.
Hat sich da soviel geändert in den letzten 20 Jahren?
Es sind hier eine ganze Reihe von Faktoren zusammengekommen, glaube ich:
1. Die Pfarrerschwemme vor ca. 20 Jahren hat sich im öffentlichen Bewußtsein tief eingegraben. Damals haben die Landeskirchen reihenweise Bewerber weggeschickt. Bei vielen ist seit damals hängengeblieben: Ein Theologiestudium ist hart, anspruchsvoll und mit unsicherem Ausgang. Daher vielleicht lieber doch nicht...
2. Die Kirchen haben sehr lange kommuniziert, dass sie sparen und Stellen abbauen. Das verstärkt das Unischerheitsgefühl bei potentiellen Bewerbern.
3. Vor zwanzig Jahren strebten noch Bewerber ins Pfarramt, die in einer sozial bewegten und aktiven Zeit sozialisiert worden waren. Das waren viele, die sich aus christlicher Motivation in der Öko- und Friedensbewegung engagierten und so auch einen Weg ins Theologiestudium fanden. Die fehlen heute weitgehend.
4. In den letzten 20 Jahren hat Religion im öffentlichen Bewußtsein einen enormen Imageverlust erlitten. Das wirkt natürlich auch auf die Studienwahl junger Menschen.
5. Das vorherrschende Bild des evangelischen Pfarrers war lange Zeit das des sozial engagierten Typen mit Gitarre und Kirchentagsschal. Zugegeben, das wirkte auf viele intellektuell und geistig wache junge Menschen wenig attraktiv. Während ev. Theologie vor einigen Jahrzehnten noch ein attraktives Fach für Hochbegabte war, ist es das heute kaum noch. Evangelikale Gruppen an den Fakultäten mögen dazu auch beigetragen haben.
6. Die Belastungen sind nicht weniger geworden, zumal in einem Beruf, in dem Privat- und Berufsleben so schwer zu trennen sind und wo man doch sehr im Rampenlicht der Gemeindeöffentlichkeit steht. Auch das mag manche abschrecken.
Trotzdem jammern die evangelischen Landeskirchen noch auf hohem Niveau. Wenn die Statitik der 'Welt' stimmt, liegen die Zahlen seit rund 10 Jahren bei mehr oder weniger 400 Ordinationen pro Jahr. Vor 20 Jahren allerdings waren sie noch rund doppelt so hoch. Wieviel Weihen hat man in der katholischen Kirche in Deutschland pro Jahr? 80 oder 90?
Bevor man wirklich Gemeinden vakant läßt, sollten man vielleicht auch noch einmal einen Blick auf die hohe Zahl an Pfarrerinnen und Pfarrern im Sonderdienst werfen, die die Landeskirchenämter, Akademien und sonstigen Einrichtungen der Landeskirchen bevölkern. Ganz zu schweigen von den hochbezahlten Oberkirchenräten im Verwaltungsdienst, von denen wir ja auch nicht gerade wenige haben...
Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte
Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte
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Re: Warum ich evangelischer Pfarrer werden möchte
Maurus hat geschrieben:Die Problembeschreibung passt vermutlich auch auf den Rückgang der Bewerber für Pastoral-/Gemeindereferent in der katholischen Kirche. Das Bistum Limburg hat derzeit eine einzige Pastoralassistentin (=Anwärterin). Die Zahl der Anmeldungen an der KathFH für den Beruf des Gemeindereferenten beträgt für dieses Semester 0.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«