Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
Raphael

Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Raphael »

Marcus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Gute Werke tun macht einfach viel mehr Spaß als böse Werke zu tun.
Das will ich aber auch schwer hoffen! :)
Das Hoffnung für Protestanten ein schweres Unterfangen ist, geht ja nun aus Deinen Worten hervor .................
Nichtsdestoweniger ist das Glaubensgeheimnis, von dem ich berichtete, erfahrungsbasiert und nicht lediglich eine theologische Tugend! ;)
:hmm:
Versuche, die Schwelle der Hoffnung zu überschreiten und verharre nicht in pro-testantischem Nominalismus ..........

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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

Marcus hat geschrieben:Dass ein Ehegatte bereits Ehebruch in seinem Herzen begeht, wenn er einen anderen als den Ehegatten begehrlich anschaut, steht außer Frage.
Weia.
Also sucht meine Frau mich in der Unterführung, wenn sie mich noch extra auf besonders hübsche M*ps* aufmerksam macht?

Diese Teufelin ...
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

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overkott
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Gute Werke tun macht einfach viel mehr Spaß als böse Werke zu tun.
Das will ich aber auch schwer hoffen! :)
Das Hoffnung für Protestanten ein schweres Unterfangen ist, geht ja nun aus Deinen Worten hervor .................
Nichtsdestoweniger ist das Glaubensgeheimnis, von dem ich berichtete, erfahrungsbasiert und nicht lediglich eine theologische Tugend! ;)
:hmm:
Versuche, die Schwelle der Hoffnung zu überschreiten und verharre nicht in pro-testantischem Nominalismus ..........
Pro-testantischer Nominalismus, Raphael. Das finde ich erstaunlich. Ist das denn eine allgemein-theologische oder eine konfessionelle Frage? Was ist Nominalismus eigentlich? Gab es dafür schon Vorläufer? Wie hat sich der Nominalimus entwickelt? Wo liegen seine Leistungen und wo seine Grenzen?

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Linus
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Beitrag von Linus »

Nicht unbedingt. Wenn du sagen kannst "Lieber Gott ich danke Dir, daß du diese Schöpfung so schön anzusehen gemacht hast" ohne dabei geilheitz oder Lust zu empfinden, ist das keine Sünde - sondern Ausweis deiner Heiligkeit.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Raphael

Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Pro-testantischer Nominalismus, Raphael.
Die Philosophie gilt gemeinhin als ancilla theologiae. Deshalb forderte Papst JPII in "Fides et ratio" auch dazu auf, fleißig zu philosophieren, denn der rechte Gebrauch der menschlichen Verstandeskräfte führt zu einem besseren Verständnis von Gottes guter Schöpfung.
overkott hat geschrieben:Das finde ich erstaunlich.
Wer staunt, hat schon den ersten Schritt zur Philosophie getan ...........
overkott hat geschrieben:Ist das denn eine allgemein-theologische oder eine konfessionelle Frage?
Beides, denn schließlich handelt es sich um einen gemischt philosophisch-theologischen Begriff.
overkott hat geschrieben:Was ist Nominalismus eigentlich? Gab es dafür schon Vorläufer? Wie hat sich der Nominalimus entwickelt?
Die Antwort hast Du schon selber im Thread "Allerlei Bonaventuranisches" grob skizziert! ;)

Entscheidend ist wohl, daß sich der Nominalismus als DIE Gegenposition zum Realismus im Universalienstreit herauskristallisiert hatte. In der ideengeschichtlichen Entwicklung bildete dann der Nominalismus sozusagen das philosophische Grundgerüst zur Ausformulierung der reformatorischen Positionen.
overkott hat geschrieben:Wo liegen seine Leistungen und wo seine Grenzen?
In der Beschränkung und Eingrenzung der Begrifflichkeiten.
Der Nominalismus ist tendenziell nicht in der Lage, die Vielschichtigkeit von Sprache "einzufangen" ..............
Zuletzt geändert von Raphael am Mittwoch 16. Januar 2008, 17:51, insgesamt 1-mal geändert.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Linus hat geschrieben:Nicht unbedingt. Wenn du sagen kannst "Lieber Gott ich danke Dir, daß du diese Schöpfung so schön anzusehen gemacht hast" ohne dabei geilheitz oder Lust zu empfinden, ist das keine Sünde - sondern Ausweis deiner Heiligkeit.
Na wenn die Frau schön anzusehen ist… 8)
Das Gegenteil ist aber auch möglich: Man(n) kann eine absolut unattraktive Frau aufs Schlimmste begehren.

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overkott
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Was ist Nominalismus eigentlich? Gab es dafür schon Vorläufer? Wie hat sich der Nominalimus entwickelt?
Die Antwort hast Du schon selber im Thread "Allerlei Bonaventuranisches" grob skizziert! ;)

Entscheidend ist wohl, daß sich der Nominalismus als DIE Gegenposition zum Realismus im Universalienstreit herauskristallisiert hatte. In der ideengeschichtlichen Entwicklung bildete dann der Nominalismus sozusagen das philosophische Grundgerüst zur Ausformulierung der reformatorischen Positionen.
Quod est demonstrandum.

Denn zunächst hat die Reformation die Philosophie als Magd entlassen.

Heraus kam dabei erst einmal in der Tat ein schroffer Realismus, wie ihn vielleicht nur der hl. Franziskus leben konnte, und den der, den ich hier nicht nennen darf, mit Intelligenz und Liebe gemildert hat.

Von daher würde ich sagen, dass später mit dem radikalen Nominalismus die Renaissance aufkam und mit der Reformation als gut gemeinte Gegenbewegung das Pendel praktisch heftig zurückgestoßen wurde.

Rückblickend erscheint uns der gemäßigte Nominalismus der Franziskanertheologie doch eine große integrierende Kraft entfaltet zu haben.

Raphael

Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Was ist Nominalismus eigentlich? Gab es dafür schon Vorläufer? Wie hat sich der Nominalimus entwickelt?
Die Antwort hast Du schon selber im Thread "Allerlei Bonaventuranisches" grob skizziert! ;)

Entscheidend ist wohl, daß sich der Nominalismus als DIE Gegenposition zum Realismus im Universalienstreit herauskristallisiert hatte. In der ideengeschichtlichen Entwicklung bildete dann der Nominalismus sozusagen das philosophische Grundgerüst zur Ausformulierung der reformatorischen Positionen.
Quod est demonstrandum.
Was wolltest Du hier demonstrieren?
Daß der Nominalismus älter ist als die Reformation?
overkott hat geschrieben:Denn zunächst hat die Reformation die Philosophie als Magd entlassen.
Das halte ich für ein Ding der Unmöglichkeit, weil in jeder Aussage eine Philosophie verborgen vorhanden ist!
Deswegen sprach ich auch von dem nominalistischen Grundgerüst für die reformatorischen Aussagen. Dieses philosophische Grundgerüst braucht hierzu gar nicht explizit erwähnt werden ...........

In der Tat ist die Reformation allerdings ein Versuch der Enthellenisierung des Christentums. Damit ging - quasi automatisch - ein Teil seiner Wurzeln incl. der ihnen innewohnenden Kräfte "zum Teufel" ...........
overkott hat geschrieben:Heraus kam dabei erst einmal in der Tat ein schroffer Realismus, wie ihn vielleicht nur der hl. Franziskus leben konnte, und den der, den ich hier nicht nennen darf, mit Intelligenz und Liebe gemildert hat.

Von daher würde ich sagen, dass später mit dem radikalen Nominalismus die Renaissance aufkam und mit der Reformation als gut gemeinte Gegenbewegung das Pendel praktisch heftig zurückgestoßen wurde.

Rückblickend erscheint uns der gemäßigte Nominalismus der Franziskanertheologie doch eine große integrierende Kraft entfaltet zu haben.
Dein Loblied auf den Nominalismus kann ich nicht so recht nachvollziehen, wenn man die Fliehkräfte betrachtet, die der nominalistischen Tradition "auf dem Fuße" folgten.

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Lutheraner
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Lutheraner »

Raphael hat geschrieben:In der Tat ist die Reformation allerdings ein Versuch der Enthellenisierung des Christentums. Damit ging - quasi automatisch - ein Teil seiner Wurzeln incl. der ihnen innewohnenden Kräfte "zum Teufel" ...........
wo sie auch herkamen. Der Hellenismus ist ein späterer Fremdeinfluß, der das Chrstentum verfälscht hat.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

Stephen Dedalus
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Stephen Dedalus »

Lutheraner hat geschrieben: wo sie auch herkamen. Der Hellenismus ist ein späterer Fremdeinfluß, der das Chrstentum verfälscht hat.
Das ist aber nun wirklich völliger Unsinn.
If only closed minds came with closed mouths.

Raphael

Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Raphael »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben: wo sie auch herkamen. Der Hellenismus ist ein späterer Fremdeinfluß, der das Chrstentum verfälscht hat.
Das ist aber nun wirklich völliger Unsinn.
Es freut mich, daß wir uns zumindest in diesem Punkte einig sind! :jump:

Stephen Dedalus
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Stephen Dedalus »

Raphael hat geschrieben: Es freut mich, daß wir uns zumindest in diesem Punkte einig sind! :jump:
You'd be surprised to know on how much we agree... ;)
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John Grantham
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von John Grantham »

Lutheraner hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:In der Tat ist die Reformation allerdings ein Versuch der Enthellenisierung des Christentums. Damit ging - quasi automatisch - ein Teil seiner Wurzeln incl. der ihnen innewohnenden Kräfte "zum Teufel" ...........
wo sie auch herkamen. Der Hellenismus ist ein späterer Fremdeinfluß, der das Chrstentum verfälscht hat.
Äh...sind wir bei den Zeugen Jehovahs gelandet, oder wie?

Cheers,

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Marcus
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Marcus »

John Grantham hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:In der Tat ist die Reformation allerdings ein Versuch der Enthellenisierung des Christentums. Damit ging - quasi automatisch - ein Teil seiner Wurzeln incl. der ihnen innewohnenden Kräfte "zum Teufel" ...........
wo sie auch herkamen. Der Hellenismus ist ein späterer Fremdeinfluß, der das Chrstentum verfälscht hat.
Äh...sind wir bei den Zeugen Jehovahs gelandet, oder wie?

Cheers,

John
Nach Meinung mancher Religionswissenschaftler habe der Hellenismus in der Tat Einfluss auf das Christentum genommen. So entstamme der Begriff des Hades beispielsweise daraus. Für Theologen wie Ursula Ranke-Heinemann steht daher auch fest, dass die Vorstellung der Existenz einer Hölle betreffend, nicht von Gott stamme, sondern menschlichen Ursprunges sei. Dass ich von dieser These als konservativer ev.-luth. Christ nicht viel halte, dürfte einleuchten. Solche Behauptungen sind allerdings nicht nur auf die Zeugen Jehovas, sondern auch auf namhafte Häretiker in der Theologie zurückzuführen.

Ich nehme an, dass Lutheraner darauf hinaus wollte, dass der römische Katholizismus eine hellenistische Nuancierung erfahren hätte. Ob und inwieweit das zutrifft, darüber möchte ich kein Urteil fällen. Gelegentlich erhält man aber als Außenstehender zumindest den Eindruck, dass sich hinter der ganzen Heiligenverehrung altertümliche polytheistische Vorstellungen verbergen. Dass das nicht die offizielle Lehre der Kirche ist, muss deutlich erwähnt werden. Theorie und Praxis weichen aber besonders in Regionen, wo die Bildung des einfachen Kirchenvolkes sehr niedrig, dafür ihre Volksfrömmigkeit umso höher ist, nicht selten voneinander ab.

John Grantham
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von John Grantham »

Marcus hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:In der Tat ist die Reformation allerdings ein Versuch der Enthellenisierung des Christentums. Damit ging - quasi automatisch - ein Teil seiner Wurzeln incl. der ihnen innewohnenden Kräfte "zum Teufel" ...........
wo sie auch herkamen. Der Hellenismus ist ein späterer Fremdeinfluß, der das Chrstentum verfälscht hat.
Äh...sind wir bei den Zeugen Jehovahs gelandet, oder wie?
Nach Meinung mancher Religionswissenschaftler habe der Hellenismus in der Tat Einfluss auf das Christentum genommen. So entstamme der Begriff des Hades beispielsweise daraus. Für Theologen wie Ursula Ranke-Heinemann steht daher auch fest, dass die Vorstellung der Existenz einer Hölle betreffend, nicht von Gott stamme, sondern menschlichen Ursprunges sei. Dass ich von dieser These als konservativer ev.-luth. Christ nicht viel halte, dürfte einleuchten. Solche Behauptungen sind allerdings nicht nur auf die Zeugen Jehovas, sondern auch auf namhafte Häretiker in der Theologie zurückzuführen.

Ich nehme an, dass Lutheraner darauf hinaus wollte, dass der römische Katholizismus eine hellenistische Nuancierung erfahren hätte. Ob und inwieweit das zutrifft, darüber möchte ich kein Urteil fällen. Gelegentlich erhält man aber als Außenstehender zumindest den Eindruck, dass sich hinter der ganzen Heiligenverehrung altertümliche polytheistische Vorstellungen verbergen. Dass das nicht die offizielle Lehre der Kirche ist, muss deutlich erwähnt werden. Theorie und Praxis weichen aber besonders in Regionen, wo die Bildung des einfachen Kirchenvolkes sehr niedrig, dafür ihre Volksfrömmigkeit umso höher ist, nicht selten voneinander ab.
Daß die Theorie der hellenistischen Einflüße auf das Christentum nichts neues ist, ist klar -- aber die Zeugen Jehovahs haben das bis zum Höhepunkt getrieben, daher die sarkastische Bemerkung.

Daß ausgerechnet ein Lutheraner damit ankommt ist nun reichlich schräg.

Cheers,

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Robert Ketelhohn
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Marcus hat geschrieben:Nach Meinung mancher Religionswissenschaftler habe der Hellenismus in der Tat Einfluss auf das Christentum genommen. So entstamme der Begriff des Hades beispielsweise daraus. Für Theologen wie Ursula Ranke-Heinemann steht daher auch fest, dass die Vorstellung der Existenz einer Hölle betreffend, nicht von Gott stamme, sondern menschlichen Ursprunges sei. Dass ich von dieser These als konservativer ev.-luth. Christ nicht viel halte, dürfte einleuchten. Solche Behauptungen sind allerdings nicht nur auf die Zeugen Jehovas, sondern auch auf namhafte Häretiker in der Theologie zurückzuführen.

Ich nehme an, dass Lutheraner darauf hinaus wollte, dass der römische Katholizismus eine hellenistische Nuancierung erfahren hätte. Ob und inwieweit das zutrifft, darüber möchte ich kein Urteil fällen. Gelegentlich erhält man aber als Außenstehender zumindest den Eindruck, dass sich hinter der ganzen Heiligenverehrung altertümliche polytheistische Vorstellungen verbergen. Dass das nicht die offizielle Lehre der Kirche ist, muss deutlich erwähnt werden. Theorie und Praxis weichen aber besonders in Regionen, wo die Bildung des einfachen Kirchenvolkes sehr niedrig, dafür ihre Volksfrömmigkeit umso höher ist, nicht selten voneinander ab.
Die christliche Verkündigung und Lehre ist von Anfang an stark „hellenistisch“ geprägt. Darum war die heilige Schrift der Urkirche die LXX, darum wurden die Schriften des Neuen Bundes (außer vielleicht den nicht erhaltenen Urfassungen des Matthæusevangeliums und eventuell des Hebräerbriefs) auf griechisch verfaßt, darum spiegelt sich schon in der theologischen Durchdringung der Geschichte im Johannesevangelium die Rezeption griechischer Philosophie.

Die Griechen lieferten das intellektuelle Werkzeug, ohne welches die frühe Kirche keinerlei Theologie hätte hervorbringen können.

Übrigens empfehle ich dies:
Joseph Kardinal Ratzinger, Der Sieg der Einsicht über die Welt der Religionen
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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overkott
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von overkott »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:Nach Meinung mancher Religionswissenschaftler habe der Hellenismus in der Tat Einfluss auf das Christentum genommen. So entstamme der Begriff des Hades beispielsweise daraus. Für Theologen wie Ursula Ranke-Heinemann steht daher auch fest, dass die Vorstellung der Existenz einer Hölle betreffend, nicht von Gott stamme, sondern menschlichen Ursprunges sei. Dass ich von dieser These als konservativer ev.-luth. Christ nicht viel halte, dürfte einleuchten. Solche Behauptungen sind allerdings nicht nur auf die Zeugen Jehovas, sondern auch auf namhafte Häretiker in der Theologie zurückzuführen.

Ich nehme an, dass Lutheraner darauf hinaus wollte, dass der römische Katholizismus eine hellenistische Nuancierung erfahren hätte. Ob und inwieweit das zutrifft, darüber möchte ich kein Urteil fällen. Gelegentlich erhält man aber als Außenstehender zumindest den Eindruck, dass sich hinter der ganzen Heiligenverehrung altertümliche polytheistische Vorstellungen verbergen. Dass das nicht die offizielle Lehre der Kirche ist, muss deutlich erwähnt werden. Theorie und Praxis weichen aber besonders in Regionen, wo die Bildung des einfachen Kirchenvolkes sehr niedrig, dafür ihre Volksfrömmigkeit umso höher ist, nicht selten voneinander ab.
Die christliche Verkündigung und Lehre ist von Anfang an stark „hellenistisch“ geprägt. Darum war die heilige Schrift der Urkirche die LXX, darum wurden die Schriften des Neuen Bundes (außer vielleicht den nicht erhaltenen Urfassungen des Matthæusevangeliums und eventuell des Hebräerbriefs) auf griechisch verfaßt, darum spiegelt sich schon in der theologischen Durchdringung der Geschichte im Johannesevangelium die Rezeption griechischer Philosophie.

Die Griechen lieferten das intellektuelle Werkzeug, ohne welches die frühe Kirche keinerlei Theologie hätte hervorbringen können.

Übrigens empfehle ich dies:
Joseph Kardinal Ratzinger, Der Sieg der Einsicht über die Welt der Religionen
Die christliche Verkündigung und Lehre ist von Anfang an dialogisch geprägt. Sie steht im Gespräch mit den Kulturen: mit den Juden, mit den Hellenisten, mit den Römern. Sie ist Inkulturation.

Man darf nicht übersehen, dass es bereits tausende Jahre vor den Hellenisten Theologie gegeben hat, dass Jesus Christus selbst Theologe war und dass der Hellenismus die frühkirchliche Theologie erhellt und bereichert hat.

Dabei wird man erkennen, dass es verschiedene Formen von Erkenntnis und ihres Ausdrucks gibt. Lyrik und Literatur vermögen Wahrheiten häufig viel dichter auszudrücken, als es einer wortreichen Theorie möglich wäre. Aufklärung im besten Sinn bedeutet, den Glauben tiefer zu verstehen und Gebetsformen neu zu entdecken.

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Lutheraner
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Lutheraner »

overkott hat geschrieben: Die christliche Verkündigung und Lehre ist von Anfang an dialogisch geprägt. Sie steht im Gespräch mit den Kulturen: mit den Juden, mit den Hellenisten, mit den Römern. Sie ist Inkulturation.
Von Anfang an nicht, aber eine Inkulturation fand recht früh in der Alten Kirche statt (und ist auch noch nicht abgeschlossen). Daraus entwickelten sich Heiligen- und Marienverehrung, die Vorstellung dass es bereits direkt nach dem Tod ein erstes Gericht gibt (noch vor dem jüngsten Gericht), das Fegefeuer, Stellung des Papsttums, etc.
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Lutheraner
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Lutheraner »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben: Es freut mich, daß wir uns zumindest in diesem Punkte einig sind! :jump:
You'd be surprised to know on how much we agree... ;)
Warum folgst du nicht Tony Blair ;) ?
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Stephen Dedalus
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Stephen Dedalus »

Lutheraner hat geschrieben: Warum folgst du nicht Tony Blair ;) ?
Because there are substantial things on which we do not agree. ;)
If only closed minds came with closed mouths.

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Marcus
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von Marcus »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben: Warum folgst du nicht Tony Blair ;) ?
Because there are substantial things on which we do not agree. ;)
Und was hindert Dich daran, orthodox zu werden?

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overkott
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Re: Lutherische Gemeinschaften innerhalb der RKK?

Beitrag von overkott »

Lutheraner hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Die christliche Verkündigung und Lehre ist von Anfang an dialogisch geprägt. Sie steht im Gespräch mit den Kulturen: mit den Juden, mit den Hellenisten, mit den Römern. Sie ist Inkulturation.
Von Anfang an nicht, aber eine Inkulturation fand recht früh in der Alten Kirche statt (und ist auch noch nicht abgeschlossen). Daraus entwickelten sich Heiligen- und Marienverehrung, die Vorstellung dass es bereits direkt nach dem Tod ein erstes Gericht gibt (noch vor dem jüngsten Gericht), das Fegefeuer, Stellung des Papsttums, etc.
Von Anfang an. Erst wurden Juden Christen, dann Griechen Christen, dann Römer Christen. Mit dem Christuskult begann die Verehrung weiterer Martyrer und in der Folge die Verehrung von Heiligen wie Johannes. Im Lauf der Zeit nahm die Zukunftsvorstellung der Christen immer differenziertere und klarere Formen an. Erstes Gericht, Fegefeuer, Jüngstes Gericht, Primatfrage etc. Dabei dürfen wir ganz realistisch sehen, dass wir nicht mit Gottes Barmherzigkeit rechnen können, aber dürfen, dass unsere Zukunft in Gottes Hand offen ist und sich vielleicht im Himmel erfüllt. Das ist nicht nur alles Nominalismus, sondern mittelalterliche Theologen haben das klar erkannt und symbolisch benannt.

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Und was hindert Dich daran, orthodox zu werden?
Warum sollte er?
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Die christliche Verkündigung und Lehre ist von Anfang an stark „hellenistisch“ geprägt.
M.E. ist das eher eine antiquierte Sicht, wie sie vor allem Harnack vertreten hat. Neuere Bewertungen gehen in eine ganz andere Richtung, wonach eher von einer "Christianisierung des Hellenismus" zu sprechen ist.
Sehr lesenswert der Patristiker (und Ex-Lutheraner) Robert Louis Wilkens in seinem Werk "Der Geist des frühen Christentums".
Ebenfalls äußerst lesenswert das Buch des lutherischen Patristikers Oskar Skarsaune "In the Shadow of the Temple", wo er klar die jüdische Herkunft der frühen Christenheit (auch in Bezug zum Tempel) herausarbeitet. So zB. im Hinblick auf die angebliche "hellenistische" Christologie.
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Marcus
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Beitrag von Marcus »

FranzSales hat geschrieben:
Und was hindert Dich daran, orthodox zu werden?
Warum sollte er?
Weil sie z. B. die letzte drei röm.-kath. Dogmen nicht als solche anerkennen und SD mal geäußert hat, dass er in der Filique-Frage mit der orthodoxen Meinung konform gehen könne.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

FranzSales hat geschrieben:
Und was hindert Dich daran, orthodox zu werden?
Warum sollte er?
Wie kann jemand Christ sein wollen – aber nicht orthodox?
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Robert, der Wortklauber vom Dienst…
Und wenn Katholiken (oder andere Christen) sich noch soviel Mühe geben, orthodox zu sein, gemäß den Lehren ihrer Kirche, so sind sie in den Augen der Kirche, die die Bezeichnung "orthodox" für sich gepachtet hat, lediglich heterodox, oder wie ich es neulich hörte, kakodox.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

FranzSales hat geschrieben:
Die christliche Verkündigung und Lehre ist von Anfang an stark „hellenistisch“ geprägt.
M.E. ist das eher eine antiquierte Sicht, wie sie vor allem Harnack vertreten hat. Neuere Bewertungen gehen in eine ganz andere Richtung, wonach eher von einer "Christianisierung des Hellenismus" zu sprechen ist.
[/color]
Unsinn. Das ist doch kein Gegensatz. Im Gegenteil, beides gehört zusammen. Du gehst von einem falschen Vorverständnis des Begriff des Hellenismus aus, wie dein Hinweis auf Harnack zeigt, und mißverstehst darum, was ich sagte.

Lägst du richtig, hätte weder Johannes vom Logos reden noch Paulus vorm Areopag vom unbekannten Gott sprechen können.

Es geht erstens um die Sprache, zweitens um die Begriffe und drittens um die Denkstrukturen oder – sagen wir – um die rechten Fragen.

Die Sprache der Urkirche, und bereits der Apostel, war das Griechische. Peter und Paul, Johannes und Lucas schrieben griechisch. Auch wenn am Anfang in Palästina gewiß das Ostaramäische der Juden auch noch eine Rolle spielte, eine Größere das Westaramäische, also Syrische und Chaldäische – welches ja bis heute existiert –: die erste und eigentliche Sprache der Kirche ward das Griechische, und die LXX ihre „Bibel“.

Die Begriffe, derer die junge Kirche bedurfte, um dem Anspruch der Vernunft zu genügen, welchen das Licht der Wahrheit stellte, das ihr erschienen war, und um nicht in den gesetzesknechtischen Obskurantismus der Pharisäer zurückzufallen (wie es den Donatisten ebenso wie den Pelagianern geschah): diese Begriffe lieferte ihr die Philosophie der Griechen, namentlich der Platoniker.

Mit den Begriffen stellte ihr dieselbe Philosophie auch die existentiellen Fragen des Menschseins, ganz im Gegensatz zur toten Frömmigkeit der Synagoge, welche in all ihrer Controrationalität in der Mischna versteinerte.

Die Kirche konnte auf diese Fragen antworten – anders als alle Philosophen zuvor und als die Religionen –, weil sie von der Wahrheit bereits erleuchtet war, weil sie das Licht nur weiterzugeben brauchte.

Sie hätte das aber schwerlich vermocht, hätten ihr nicht die kalten, dunklen, der Erleuchtung harrenden Lampen und Leuchter, Spiegel und Bilder der Griechen zur Verfügung gestanden.

Die meinten, jene Leuchter vermöcten aus sich selbst zu erstrahlen und die Finsternis aufzuklären, die blieben Heiden oder wurden Arianer, während die Synagoge in ihrer Höhle hocken blieb, fortwährend vom Licht murmelte und nicht begriff, daß es draußen längst hell ward. Denn dort goß die Kirche das Licht in die Lampen, erhellte die Welt, schuf eine Kultur und erbaute die Christenheit.
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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Robert, ich glaube Du missversehst mich. Natürlich hat das frühe Christentum -wie übrigens auch schon das Judentum- bestimmte hellenistische Vokabeln und Gedanken benutzt. Aber zentrale christliche Dogmen wie zB. die Menschwerdung sind nicht aus dem Hellenismus kommend, sondern originär in der jüdischen Religion vorhanden (Stichwort: Weisheit).

Johannes und Paulus haben griechisch-hellenistische Begriffe aufgenommen, um sie mit biblisch-jüdischem Inhalt zu füllen und sie in ihrer Zeit und in ihrem Umfeld besser "verstehbar" zu machen. Die zentralen christlichen Gedanken stammen aber nicht aus dem Hellenismus, sondern tief aus der biblischen Religion.
Die griechische Philsosophie mag das Vehikel gewesen sein, um die göttliche Botschaft aus einer gewissen jüdisch-ethnisch Enge herauszubringen, jedoch ist festzuhalten, dass der Kern der Botschaft klar jüdisch war.

Diese Botschaft ist lediglich in hellenistische Formen gegossen worden, so dass man m.E. sehr wohl von einer "Christianisierung des Hellenismus" sprechen kann. Das Christentum ist die Erfüllung des heidnischen Platonismus.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich habe dich schon verstanden, aber du mich nicht so ganz … was mir zu denken geben sollte. Aber ich hab’ im Augenblick keine Zeit mehr, das Pferd noch einmal neu aufzuzäumen. Darum bloß ein paar Anmerkungen:

1) »Weisheit«: Da steckt hellenistischer Einfluß längst im vorchristlichen Judentum.

2) Das philosophische Instrumentar der Griechen half der Kirche nicht nur, »zentrale Gedanken« besser »ihrem Umfeld« vermitteln zu können, sondern sie überhaupt erst zu denken.

3) Der „jüdische Kern der Botschaft“: Dieser Kern hatte einen Namen. Nämlich Jesus von Nazareth, der Christus. Klar, der war Jude. Seine Ankunft war auch vorbereitet, sie war vorausverkündet durch die Propheten. Die jüdische Mehrheitspraxis freilich hatte mit all dem nichts am Hut. – Ich habe für diesen „Kern“ oben das Bild vom Licht gebraucht, welches mir nach wie vor sehr passend erscheint.

4) Deinem letzten Absatz pflichte ich wiederum bei, wie ich ja oben auch bereits geschrieben habe: »Das ist doch kein Gegensatz. Im Gegenteil, beides gehört zusammen.«
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Protagoras
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Beitrag von Protagoras »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:

Die Begriffe, derer die junge Kirche bedurfte, um dem Anspruch der Vernunft zu genügen, welchen das Licht der Wahrheit stellte, das ihr erschienen war, ... : diese Begriffe lieferte ihr die Philosophie der Griechen, namentlich der Platoniker.

Mit den Begriffen stellte ihr dieselbe Philosophie auch die existentiellen Fragen des Menschseins, ...

Die Kirche konnte auf diese Fragen antworten – anders als alle Philosophen zuvor und als die Religionen –, weil sie von der Wahrheit bereits erleuchtet war, weil sie das Licht nur weiterzugeben brauchte.

Sie hätte das aber schwerlich vermocht, hätten ihr nicht die kalten, dunklen, der Erleuchtung harrenden Lampen und Leuchter, Spiegel und Bilder der Griechen zur Verfügung gestanden.

Die meinten, jene Leuchter vermöcten aus sich selbst zu erstrahlen und die Finsternis aufzuklären, die blieben Heiden ... , während die Synagoge in ihrer Höhle hocken blieb, fortwährend vom Licht murmelte und nicht begriff, daß es draußen längst hell ward. Denn dort goß die Kirche das Licht in die Lampen, erhellte die Welt, schuf eine Kultur und erbaute die Christenheit.
Ich wünschte, ich könnte das auch so sehen. Aber ich kann mich einfach nicht davon überzeugen, dass die Kirche vom 3. - 14. Jh. eine bessere Kultur geschaffen hat, als sie vorgefunden und liquidiert hat. Wenn man Gibbons oder Ostrogorskys Geschichte des byzantinischen Reiches liest, graust es einem ja vor den barbarischen Sitten in diesem allerchristlichsten Imperium. Die meisten heidnischen Caesaren scheinen sich humaner verhalten zu haben als die Mehrzahl der byzantinischen Kaiser. Gewalt war vorher und nachher. In Byzanz und teilweise auch im lat. Mittelalter nahm die Menschenquälerei aber besonders unappetitliche Züge an. Vielleicht habe ich da eine zu selektive Wahrnehmung. Aber mir scheint, dass ein wirklicher kultureller Aufschwung erst wieder seit der Renaissance zu verzeichnen ist, als die letzten Trümmer der von der Kirche (teilweise planvoll) vernichteten griechischen Philosophie wieder mühsam ans Licht gezogen wurden. Wenn im 1. Jh. Licht in die dunklen griechischen Leuchter kam, dann hat es ziemlich lange nur recht trübe geglommen. Wirklich heller wurde es erst, als die Leuchter wieder geputzt wurden. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

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