Obwohl's gar nicht so eilig wäre. Wer dafür zuständig ist, eine Teilkirche in die Autokephalie zu entlassen, und welche Voraussetzungen überhaupt dafür gelten, und welche Kirche nun eigentlich für den einen oder anderen Randbereich der Ex-UdSSR zuständig ist, das alles ist ja panorthodox bereits so wunderbar konsensual geregelt, daß man die große Harmonie und herzliche brüderliche Liebe kaum noch aushält.
Ich erinnere mich an einen Moment in der katholischen Geschichte, wo es ein paar Päpste zu viel gab und die gesamte Kirche aufgespalten auch nur wenig Einheit und christliche Liebe aufwies. Dabei kann gut gesagt werden, dass der Grund dafür nicht mal bei der Kirche lag. Der Zerfall der UdSSR hat sich auf alle Aspekte des menschlichen Lebens ausgeschlagen. Die Kirche in Russland macht momentan einen Neuanfang, und ist mit vielen Problemen konfrontiert, die es ja gar nie gegeben hat. Die griechische Kirche über Jahrhunderte hindurch auch nicht grade die besten Voraussetzungen zu einer besinnten und ausgeglichenen Entwicklung. Viele Kirchen befinden sich auch heute in Problemgebieten. Die Kirchen auf der Erde setzen sich aus Menschen zusammen, Menschen, die Kinder ihrer Zeit sind, Menschen, die leiden, sündigen, sympatien und antipatien haben. Zusammengefasst - es ist eine schwierige Zeit, nach vielen Prolemen und mit vielen Problemen - historisch hat es sich so ergeben.
Heute, trotz der Streitigkeiten, Unstimmigkeiten und Schwierigkeiten, wird die Kirche vom Göttlichem Geist vorwerts geleitet. Betrachtet man sie nicht absolut, sondern relativ zur noch frühen Vergangenheit, sieht man wirklich die christliche Liebe, die zwar nicht alle Probleme, aber doch schon einige bewältigt hat. Und mit der Zeit wird immer mehr gelößt.
Es ist vielleicht sogar gut, das es kein panorthodoxes Konzil gibt, zumindest momentan. Zum einen wurden solche Konzile nicht wegen kanonischen, sondern wegen dormatischen Fragen zusammengerufen, und zugespitzte Probleme mit Heräsien haben wir im Moment nicht wirklich. Zum anderen, nach der oben beschrieben Zeit, ist es wichtig erstmal selbst die innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden, und erst dann über auswärtige Probleme zu entscheiden. Das ist menschlich.
Vortrag des Statthalters des Patriarchenthrons, Metropoliten Kyrill von Smolensk und Kaliningrad, auf dem Lokalkonzil der Russisch-Orthodoxen Kirche (Moskau, 27.-29. Januar 2009) hat geschrieben:Im nächsten Teil meines Vortrages möchte ich auf die Aspekte der interorthodoxen Verhältnisse eingehen. Der Dienst an der Einheit der Kirche, dessen Wichtigkeit vom Heiligsten Patriarchen Alexij stets betont worden war, hatte eine vorrangige Stelle im Bereich der auswärtigen kirchlichen Beziehungen. Der Heiligste Patriarch schätzte die Möglichkeit der brüderlichen Gemeinschaft mit den Vorstehern der Lokalen Orthodoxen Kirchen allezeit hoch ein, wobei er immer wieder auf die Wichtigkeit gemeinsamer Feiern der Göttlichen Liturgie und, generell, gemeinsamer Gebete hinwies. Mit großer Herzlichkeit empfang der Entschlafene die Hierarchen und andern Mitarbeiter der Lokalen Kirchen, die Territorium des Moskauer Patriarchates besuchten. Er verfolgte aufmerksam die Ereignisse im Leben der weltweiten Orthodoxie und war zu Recht überzeugt, das sie die eine Familie darstellt, die durch die Einheit des Glaubens und der Sakramente, durch die gegenseitige Liebe und Hilfe fest vereint ist. Der Heiligste wünschte sich eine Erhöhung der Effizienz der Interaktion zwischen den Orthodoxen Lokalen Kirchen und bemühte sich, alles, was in den Kräften der Russischen Kirche lag, dafür zu tun. Wenn andere Kirchen schwierige Zeiten durchlitten, bemühte sich unser Vorsteher immer um wirksame Unterstützung. Besonders deutlich äußerte sich dies im Bezug auf die Serbische Kirche während der schwierigen Zeit des Zerfalls Jugoslawiens, sowie auch im Bezug auf die Bulgarische Kirche in der Zeit, als sie seitens des Staates nicht anerkannt wurde und unter von der Regierung unterstützten Schismatikern litt.
Gleichzeitig bereitete jedwede Unstimmigkeit im Bereich der zwischenkirchlichen Verhältnisse dem Ersthierarchen tiefsten Schmerz.
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Aus der "Symphonie"-Tradition heraus neigt die Orthodoxie eben dazu, sich jeder staatlichen Autorität an den Hals zu werfen, in deren Herrschaftsbereich sie sich gerade wiederfindet.
Na, dann lieber selber zu staatlichen Autorität werden?!
Und sie übersieht dabei, daß sie es nicht mehr mit einem römischen Kaiser zu tun hat, der 1. seine Autorität christlich legitimiert und 2. einen universalen Herrschaftsanspruch hat. Letzteres bewahrt vor einer Verwechslung des Volkes Gottes mit der eigenen Nation - eine Neigung, die in der Geschichte der russischen Orthodoxie leider auch immer wieder durchbricht.
1. christlich legitimieren tut die Kirche - und die Möglichkeit hat sie bis heute 2. ja, das blickt bei uns tatsächlich durch ...
Nicht zu vergessen ist, dass jede Gewalt von Gott ist, und diese muss zum einen - wie alles andere - zum christlichen bewegt werden, zum anderen für gute Bedingungen der Kirche für die Errettung von Menschen sorgen.