Weihnachts-Fastenzeit?

Ostkirchliche Themen.
Raimund J.
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Weihnachts-Fastenzeit?

Beitrag von Raimund J. »

Ich habe mal etwas über die Weihnachts-Fastenzeit gehört, jedoch findet man ganz unterschiedliche Angabe darüber. Wann ist Beginn und Ende und wie lauten die Vorschriften bzw. Empfehlungen zum Fasten vor Weihnachten?
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Walter
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Weihnachtsfasten

Beitrag von Walter »

Die Fastenregeln der Kirche sind im Kapitel 32 und 33 des Typikons dargelegt. Das Weihnachtsfasten dauert vierzig Tage und beginnt somit am 15. (bzw. 28. November – je nach Kalender).

Grundsätzlich sind Mittwoch und Freitag im Laufe des gesamten Jahres strenge Fastentage (es sei denn, auf diese Tage fällt ein Feiertag, für den solches besonders angegeben wird) – beim Weihnachtsfasten ebenso der Montag.

Strenges Fasten bedeutet Abstinenz von Fleisch, Eiern, allen Milchprodukten, Fisch, Wein und Öl. An diesen Tagen besteht der Speiseplan also praktisch nur aus Gemüse, das ohne Öl gekocht oder gedünstet wird, Kartoffeln und Brot, wobei gewöhnlich den Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen jeder Art, Linsen u.ä.) besondere Bedeutung zukommt.

Beim Weihnachtsfasten ist samstags und sonntags Fisch erlaubt, nur an den Tagen des unmittelbaren Vorfestes vom 20. bis 24. Dezember (3. bis 6. Januar) nicht. Dienstags und donnerstags sind generell kein Fisch erlaubt, aber Wein und Öl.
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Alexander
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Re: Weihnachtsfasten

Beitrag von Alexander »

Walter hat geschrieben:Die Fastenregeln der Kirche sind im Kapitel 32 und 33 des Typikons dargelegt.
:ikb_clapping: :ikb_clapping: :ikb_clapping:
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Robert Ketelhohn
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Adventsfasten

Beitrag von Robert Ketelhohn »

In der lateinischen Kirche nennt sich diese Fastenzeit vor Weihnachten „Advent“.
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Walter
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Re: Adventsfasten

Beitrag von Walter »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:In der lateinischen Kirche nennt sich diese Fastenzeit vor Weihnachten „Advent“.
Dazu gibt es hier auch schon einen separaten Strang.
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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Danke für die ausführliche Darstellung (und das Thread auseinanderklabustern) der orthodoxen Fastenregeln. Gibt es eigentlich auch sowas wie eine ausdrückliche Dispens, wenn z.B. jemand einen runden Geburtstag feiern will (oder muss)?
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Gibt es eigentlich auch sowas wie eine ausdrückliche Dispens, wenn z.B. jemand einen runden Geburtstag feiern will (oder muss)?
Das ist mir nicht bekannt. Man(n und Frau) sollte sich mit seinem/ihrem Beichtvater beraten. Dieser kann in einigen Fällen den Gläubigen dann das Fasten übergangsweise erleichtern. Eigenwillig Ausnahmeregelungen zu treffen wird hingegen nicht gern gesehen.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Danke für die ausführliche Darstellung (und das Thread auseinanderklabustern) der orthodoxen Fastenregeln. Gibt es eigentlich auch sowas wie eine ausdrückliche Dispens, wenn z.B. jemand einen runden Geburtstag feiern will (oder muss)?
ich hät ja Verständnis für den Namenstag, aber Geburtstag? diese protestantische Erfindung, und das bei Orthodoxen?
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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

War ja auch nur als Beispiel gemeint. Oder wenn jemand eingeladen ist, u.s.w. (gibt es nicht bei uns röm.kath. die grundsätzliche Dispens "am fremden Tisch"?)
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Linus
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Beitrag von Linus »

Raimund Josef H. hat geschrieben:War ja auch nur als Beispiel gemeint. Oder wenn jemand eingeladen ist, u.s.w. (gibt es nicht bei uns röm.kath. die grundsätzliche Dispens "am fremden Tisch"?)
Gilt (nachdem was ich übers Fasten bei den Orthodoxen gelesen hab) ebenso auch bei ihnen (ich behaupte sogar, mich erinnern zu können, das da stand es sei demütiger auf das Fasten zu verzichten, wenn jemand (uneingeladenerweise) vor der Türe steht.
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Denkt mal an den Apostel, aus welchem Grund er meinte, er würde nie mehr Fleisch essen (1 Kor. 8:13). Das gilt sicher auch andersherum, denn, wie derselbe meint, das Himmelreich besteht nicht in Essen und Trinken, noch in der Enthaltung davon. Kapitel 14 im Römerbrief ist überhaupt die Fastenmaxime der Orthodoxen Kirche, was daran zu erkennen ist, daß exakt dieses Kapitel in den Tagen vor dem Beginn der Großen Fastenzeit in der Kirche gelesen wird.

PS: Damit soll gesagt sein, woran sich alles Fasten orientiert. Einen offiziellen Dispens für Geburtstage etc. gibt es nicht; und warum sollte man sich an seinem Namenstag den Bauch vollschlagen? Das "Essen dürfen" wird von den meisten als Erleichterung aufgefaßt. In geistlicher Hinsicht ist es das aber gar nicht, was auch anders motivierte begriffen haben ("Ein voller Bauch studiert nicht gern" usw.).

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