Deine Aussage trifft durchaus zu. In wenige Worte gefasst heißt das: Jede Art von Theologie hat ihren Ursprung und auch ihre Zielgerichtetheit immer in der Verherrlichung Gottes. Was an Fragestellungen im theologischen Gewand daherkommt, aber nicht diese grundsätzlichen Vorbedingungen erfüllt, hat streng genommen mit Theologie nichts zu tun. Das soll, ich wiederhole mich, keine Anklage sein, sondern ein Hinweis - vor allem, weil ich mich nicht sonderlich berufen fühle, das Disputieren auszubreiten.Protasius hat geschrieben: ↑Montag 25. Januar 2021, 17:06Das wirkt ein wenig so, als wolltest du erklären, daß es Theologie im westlichen Sinne im Osten nicht gäbe und man dort unter diesem Wort etwas anderes verstünde.Germanus hat geschrieben: ↑Montag 25. Januar 2021, 17:00@Trisagion:Ein bisschen schade ist es tatsächlich, dass hier auf ein Lob aus dem Osten gewartet wird. Sicher, Lob ist gut und sinnvoll. Der christliche Osten lebt aber doch anders, glaubt sogar anders - vielleicht verliert er da aus den Augen, dass man im Westen auf Anerkennung wartet. Aber da es um Andersartigkeit geht, hätte ein Lob wohl oft zur Folge, dass man im Westen dann sagt: "Ja aber warum folgt Ihr uns dann nicht in dieser Sache?" Und wir wären wieder am Ausgangspunkt, da es in der orthodoxen Theologie um ganz andere Dinge geht als in der römisch-katholischen. Die ganze orthodoxe Theologie hat eigentlich auch wenig mit dem zu tun, was akademisch lehrbar ist; und das ist keine Anklage an das, was man katholischerseits Theologie nennt! Ich persönlich habe große, sogar sehr große Hochachtung vor vielen kath. (und evang.) Theologen: Ratzinger, Angenendt, Jungmann, Wilckens, Taft, Schneider, Rahner ... es sind zu viele, als dass ich alle aufzählen könnte. Sie alle haben ein immenses Wissen vorgelegt, das ich selbst niemals ganz nutzen kann, weil es so beeindruckend ist. Aber alles das, was ich von ihnen lesen und vearbeiten durfte, zeigt mir persönlich die Schönheit des orthodoxen Glaubens auf. Das ist ein Begriff, der allerdings wohl wieder schweren Widerspruch hervorrufen wird, nehme ich mal an: Er soll aber nicht aussagen, dass alles Römisch-katholische hässlich ist. Er fasst ins Worte, was auch seine Berechtigung haben darf unter Christen.Da der Osten auf keinen Fall jemals zugegeben kann, daß der Westen irgendetwas besser macht, hält er sich selbst in einem merkwürdigen Zustand der Unterentwickling gefangen, was die Theologie angeht. Das ist ... schade.
Gruß G.
Die Antworten von Trisagion sind hingegen ein besonders gutes Beispiel für die Unterschiede, die der Begriff "Theologie" in sich vereien kann: Es könnte keine größeren geben, was leider auch die Unversöhnlichkeit illustriert, die sich auf anderen Ebenen aufgeschaukelt hat im Laufe der Zeit. Nötig wäre das eigentlich nicht, da es ja um ein "alles Verstehen übersteigendes" Gefüge geht, das die Theologie nicht ausnimmt.
@Ralf:
Die Orthodoxie kennt auch nur die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Eine "Lungenflügeltheorie" braucht es freilich orthodoxerseits nicht, denn nicht jede Andersartigkeit muss sich den festgefügten Regeln stellen, um ggf. Anteil an dieser Kirche zu haben: Der Mann, der im Namen Jesu heilte, ohne Teil der Jüngerschaft zu sein, ist ein schönes Beispiel, auch der Samariter, der vom Aussatz geheilt wurde und scheinbar von den zehn Kranken der einzige war, der eine andere Religion hatte. Und die Sache mit Phäno- und Genotyp ist für mich sonderbar: Die Kirche umfasst ja alle, Lebende und Verstorbene, wobei letztere präsent sind, wie es alle Heiligen sind. Das ist die Kirche, ohne dass wir Gott vorschreiben können, wie diese Gemeinschaft genau zusammengesetzt ist.
Gruß G.