Konzelebration

Ostkirchliche Themen.
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Protasius
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Konzelebration

Beitrag von Protasius »

Ich wollte mich ein wenig mit der Geschichte der Konzelebration beschäftigen und habe dabei in Bezug auf die östliche Praxis widersprüchliche Angaben gefunden bis hin zu der Behauptung, daß bei einer Konzelebration die Konzelebranten nicht viel mehr tun als ihre Phelonien zu tragen. Gibt es dazu eine gute im Internet verfügbare Darstellung?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Kilianus
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Re: Konzelebration

Beitrag von Kilianus »


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Protasius
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Re: Konzelebration

Beitrag von Protasius »

Ja, den habe ich heute morgen auch gesehen, sehr informativ, vor allem der Vergleich mit dem römischen Ritus. Ich war vor allem wegen dieses Buches verwirrt, das auf Google Books zu finden ist: http://books.google.ca/books?id=Vt-itYy ... &q&f=false Da klang es vor allem nach zeremonieller Konzelebration.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Kilianus
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Re: Konzelebration

Beitrag von Kilianus »

Ich weiß nicht, ob unser Begriff der Konzelebration da überhaupt besonders zielführend ist.

Germanus
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Re: Konzelebration

Beitrag von Germanus »

Kilianus hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob unser Begriff der Konzelebration da überhaupt besonders zielführend ist.
Herzlichen Dank für diese wichtige Bemerkung. Die erneuerte Art der Konzelebration in den Eucharistiefeiern der röm.-kath. Kirche nach 1965 fußt auf einem, meiner Meinung nach, sehr unterschiedlichen Verständnis der liturgischen Feier im Gegensatz zum traditionellen Gottesdienstverständnis (z.B. noch im hohen Mittelalter). Reste dieses Verständnisses haben sich im röm. Weiheritual bis heute erhalten (beispielsweise die Befragung der Gemeinden der Weihekandidaten vor den Weihen). Die priesterliche Konzelebration (in der Orthodoxie) unterscheidet sich denn auch nur ordobedingt von der Konzelebration z.B. der Diakone oder der Bischöfe (oder sogar der Gläubigen). Röm.katholischerseits bereitet diese Sicht allerdings erhebliche Kopfzerbrechen, da man durch die Systematisierung der theologischen Hintergründe sich in gedanklichen Engpässen festgefahren hat. Es besteht ein enger Zusammenhang mit allen Fragen des Glaubenslebens auch in dieser Frage, meine ich wenigstens. Daher würde es mich wundern, wenn R. Taft in einen solchen Engpass hineingeraten wäre, da er ein ausgewiesener Experte für Liturgiegeschichte ist.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

Kilianus
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Re: Konzelebration

Beitrag von Kilianus »

Ich vermute, daß auf östlicher Seite weniger vom zelebrierenden Priester und mehr von der zelebrierenden Gemeinde her gedacht wird und sich somit die Frage, inwieweit die neben dem Hauptzelebranten anwesenden weiteren Priester hier ihre so etwas wie eine Konsekrationsvollmacht ausüben, gar keine große Rolle spielt. Ist das ungefähr die Richtung, in die auch Du denkst? Und kannst Du in dieser Richtung mit mehr Kompetenz als ich weiterdenken?

Germanus
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Re: Konzelebration

Beitrag von Germanus »

Mit mehr Kompetenz weiterdenken vielleicht nicht. Immerhin ist aber die Feier der Liturgie als ein Ereignis auch der feiernden Gemeinde tatsächlich grundlegend (orthodoxerseits, aber auch röm.-katholischerseits). Daher auch die Notwendigkeit, dass immer eine (wenn auch noch so kleine) Gemeinde die Liturgie feiern soll, obwohl der Gottesdienst keine materiellen Grenzen hat, da er Teil der himmlischen Liturgie ist. Ich weiß, dass es Diskussionen gibt, was röm.-kat. Konzelebranten denn bewirken, wenn sie konzelebrieren (welche Handhaltung die richtige sein soll etc.). Solche Fragen sind modern und treffen den Sinn der Liturgie nicht wirklich. Es gibt keinen Zwang, in den Gott sich einpressen lassen könnte. Daher ist der Bischof, Priester, Diakon, Laie etc. eigentlich immer Konzelebrant, wenn er die Gottesdienste mitfeiert. Daher gibt es gewöhnlich auch keinen Unterschied zur Vorbereitung auf die Liturgie (durch Gebet und Fasten) für Kleriker und Laien in der orthodoxen Kirche. Der priesterliche Dienst ist ein Dienst, in den die Gemeinde oder der geistliche Vater jemanden einzutreten bittet. Im Grunde ist er ein Dienst unter vielen in der Kirche, weshalb die Fragen nach Frauenpriestertum etc. sonderbar anmuten und von "Klerikalismus" zeugen. Deshalb ist wohl die Frage nach dem Tun der Konzelebranten bzgl. Gnaden- oder Konsekrationsfolgen des Tuns orthodoxerseits ein wenig abwegig.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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Alexej Veselov
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Re: Konzelebration

Beitrag von Alexej Veselov »

Wie schon richtig gesagt, ist im Verständnis der Orthodoxen Kirche jeder Anwesende bei der Liturgie ein "Mitzelebrant", deshalb auch "Liturgie" - ein Dienst des Volkes. Ein Priester oder Bischof kann keine Liturgie ohne anwesende Gemeindemitglieder zelebrieren.

Auf der anderen Seite ist der eigentliche Hauptzelebrant immer der Ortsbischof, auch wenn er nicht anwesend ist. Unabhängig von der Anwesenheit des Bischofs, beginnt die orthodoxe Liturgie immer mit dem Ausruf "segne Gebieter" - und der Priester antwortet - stellvertretend für den Bischof - "Gesegnet das Königtum..."

Fragesteller
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Re: Konzelebration

Beitrag von Fragesteller »

Alexej Veselov hat geschrieben:Wie schon richtig gesagt, ist im Verständnis der Orthodoxen Kirche jeder Anwesende bei der Liturgie ein "Mitzelebrant", deshalb auch "Liturgie" - ein Dienst des Volkes. [...]
Bestehen (entsprechend der zeitgenössischen römischen Sicht) prinzipielle Unterschiede zwischen einem Konzelebranten, den in Phlenolion am Altar steht, und einem Priester, der sich während der Liturgie in Zivil unter das Volk mischt? Oder gibt es letzteres regulärerweise gar nicht?

Und es gibt da ja nach dem Großen Einzug in der byzantinischen Liturgie die Stelle, wo der Priester den Diakon als (nach Kallis' Übersetzung) "Bruder und Konzelebrant [sylleitourges/soslouschitelju]" anspricht. Ist letzteres der Terminus, der auch für priesterliche Konzelebration verwendet wird, oder differenziert man da noch mal?

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