Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Ostkirchliche Themen.
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Exilfranke
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Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Exilfranke »

Diese Frage treibt mich schon die ganze Zeit um und lässt mir keine Ruhe. Vor allem, weil ich bisher die romantische Vorstellung hatte, dass christliche Tugenden in Osteuropa noch eher gelebt werden, als bei uns im säkularen Westen. Dass die Menschen dort herzlicher und empathischer für Recht und Unrecht sind. Dass sie Respekt vor dem Leben und Ehrfurcht vor dem Tod haben. Dieses wohl etwas naive Bild wird derzeit auf eine harte Probe gestellt, wenn ich mir so angucke, was über die Absturzstelle der MH 17 so geschrieben wird. Wie dort mit den Toten umgegangen wird, wie Leichen gefleddert werden und wie schamlos Leichen vor Ort gefilmt und aufmerksamkeitsheischend im Internet verbreitet werden. Angeblich sind Portemonnaies, Handys etc. "wie von selbst" verschwunden, einige Leichen wurden versteckt, bzw. heimlich abtransportiert. Im Internet kursieren zig Amateuraufnahmen von Leichen, die sich ins Erdreich gebohrt haben. Richtig schrecklich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einer ähnlichen Katastrophe in Westeuropa Menschen an der Unglücksstelle Videos für youtube drehen. Was ist da also los?

Es verwundert mich deshalb, weil man allweil sieht, wie sich diese Separatisten unter dem Christus-Banner scharen, ihre Orhtodoxie zur Schau tragen, ihre Banner von Priestern segnen lassen etc. Wie passt das zu dieser barbarischen Pietätslosigkeit? Das ist alles andere als christlich, wenn es denn so stimmt (vorsichtiger Skeptizismus ist ja angebracht bei unseren Medien). Hat da jemand genauere Informationen? Gab es vor Ort Trauer- und Gedenkgottesdienste? Was sagt die Ortskirche zu den Fleddereien?
„Was du in anderen entzünden willst, muss in dir selbst brennen.“ - Aurelius Augustinus.

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taddeo
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von taddeo »

Im Krieg sind alle menschlichen Regungen das erste, was bei den Beteiligten auf der Strecke bleibt.
Der Tod des Menschseins ist als Kriegsfolge schlimmer als der Tod der Menschen.

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Exilfranke
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Exilfranke »

taddeo hat geschrieben:Im Krieg sind alle menschlichen Regungen das erste, was bei den Beteiligten auf der Strecke bleibt.
Der Tod des Menschseins ist als Kriegsfolge schlimmer als der Tod der Menschen.
Naja, so einfach ist das nicht. Krieg hin oder her, aber es gibt ja schon Qualitäts-Unterschiede, wie sich Soldaten im Einsatz verhalten (Ich nehme doch mal an, dass sich die Separatisten als solche betrachten). Und von einer Truppe, die sich so demonstrativ christlich-religiös gibt, erwarte ich eben mehr als bspw. von Boko Haram.
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Lilaimmerdieselbe
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Dass es auch Menschen in Westeuropa gibt, die solches tun, beweisen leider manche Unfallvideos im Netz. Ob es mehr oder weniger sind, kann man an der Anzahl der videos nicht ablesen, da funktionierende staatliche Strukturen dieses Treiben durch Absperren und, im geringeren Maßen, auch durch Strafverfolgung der video-Dreher zu unterbinden suchen und das auch weitgehend schaffen.
Dein Bild von den besonders herzlichen und empatischen russischen Menschen ist aber doch zu romantisch. Diese Herzlichkeit und Empatie gibt es schon, bezieht sich aber hauptsächlich auf die Menschen, mit denen man eine reale Beziehung hat. Darüber hinaus gibt es noch eine Sentimentalität, von der Qualität deutscher Tierliebe, die man nicht mit Realitäten belasten darf.
Bereits der Krieg in Jugoslawienhat gezeigt, dass das Weihen von Bannern und Segnen von Waffen nicht nur bei orthodoxen Serben sondern auch bei katholischen Kroaten sie leider nicht von Greueln abgehalten hat. Damit will ich den Seperatisten keine Greuel unterstellen, dafür bin ich viel zu desinformiert, sondern nur äußern, dass Nationalismus in Kombination mit Waffenweihen und ähnlichem bei mir keine gehobenen Ansprüche auslöst.

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Exilfranke
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Exilfranke »

Aber doch zumindest vom Klerus muss es doch da ein Einschreiten geben?
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Pilgerer
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Pilgerer »

Exilfranke hat geschrieben:Es verwundert mich deshalb, weil man allweil sieht, wie sich diese Separatisten unter dem Christus-Banner scharen, ihre Orhtodoxie zur Schau tragen, ihre Banner von Priestern segnen lassen etc. Wie passt das zu dieser barbarischen Pietätslosigkeit? Das ist alles andere als christlich, wenn es denn so stimmt (vorsichtiger Skeptizismus ist ja angebracht bei unseren Medien). Hat da jemand genauere Informationen? Gab es vor Ort Trauer- und Gedenkgottesdienste? Was sagt die Ortskirche zu den Fleddereien?
Es handelt sich nicht um normale russlandfreundliche Ukrainer oder Russen, sondern um Kriminelle und Gesetzeslose, teils auch paramilitärische Gruppierungen aus den Tschetschenien-Kriegen, die dort schon lange ihr Gewissen und ihre Menschlichkeit geopfert haben.
Wenn sie orthodoxe Symbole oder Rituale pflegen, dann aus einer gottlosen Haltung heraus: sich ja nicht von Gott berühren zu lassen, der die von Ihm berührte Seele zum Frieden und zu Gerechtigkeit bewegen würde.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Lilaimmerdieselbe
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Meine Informationen sind begrenzt, aber in Jugoslawien hat es das damals nicht wirksam oder wenigstens hörbar gegeben. Ich brauche bestimmt Tage um das auszukramen, aber von katholischer Seite hat es zumindest eine Aufarbeitung im nachhinein gegeben.

Mary
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Mary »

http://www.srf.ch/sendungen/club/katast ... der-zeigen

ab 1.04 min.

Bilder, deren Entstehung, und was draus - mit Titeln.... - gemacht wird.
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Sebastian
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Sebastian »

Exilfranke hat geschrieben:
Es verwundert mich deshalb, weil man allweil sieht, wie sich diese Separatisten unter dem Christus-Banner scharen, ihre Orhtodoxie zur Schau tragen, ihre Banner von Priestern segnen lassen etc. Wie passt das zu dieser barbarischen Pietätslosigkeit? Das ist alles andere als christlich, wenn es denn so stimmt (vorsichtiger Skeptizismus ist ja angebracht bei unseren Medien). Hat da jemand genauere Informationen? Gab es vor Ort Trauer- und Gedenkgottesdienste? Was sagt die Ortskirche zu den Fleddereien?
Exilfranke, es gibt mehrere OSZE Beobachter, die diesen Pietätslosigkeiten, wie von Dir beschrieben, eindeutig widersprechen. Leider wird in den hiesigen Massenmedien gerade ein sehr verzerrtes Bild über die Ostukraine gezeigt.
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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martin v. tours
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von martin v. tours »

Wie bei diesem Thema bewusst gelogen und Stimmung gemacht wird, sieht man auch hier:
https://www.youtube.com/watch?v=kZBSGor ... u.be&t=37s

Torsten hatte das schon im Brauhaus verlinkt.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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ar26
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von ar26 »

Ich glaube, Exilfranke ging es hier nicht darum, in einem weiterem Thread die diversen Desinformationen aller Beteiligten zu diskutieren. Vielmehr fragte er gezielt nach der religiösen Verortung der sogenannten Volkswehren bzw. der für sie tätigen Kämpfer. Er zog ob der ihm zugänglichen Informationen in Zweifel, daß diese stark im christlich-orthodoxen Glauben verwurzelt sind und wollte hierzu Stellungnahmen orthodoxer Christen bzw. deren Kirchen einholen. Antwort erhielt er dahingehend, daß die Berichterstattung "des Westens" falsch sei, darüberhinaus wurde er auf russische Medien verwiesen.

Ob letztere tatsächlich präzise berichten, ist allerdings ebenso wenig garantiert. Zur Arbeit der OSZE fand ich einen Interview einer Zeitung aus der neutralen Schweiz. Das scheint mir noch am ausgewogensten.

Letztlich beantworten die Vorgänge um den Flugzeugabsturz die Frage von Exilfranke aber nicht. Vielmehr bleibt die Frage, ob und in welchem Maße die dortigen separatistischen Kämpfer im orthodoxen Glauben verwurzelt sind und wie die orth. Kirchen auf den Konflikt und das Handeln der Separatisten reagieren. Die Antworten hierzu würden mich auch interessieren.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

Ralf

Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Ralf »

Das Gerücht, daß Rußland nach dem Fall des Kommunismus wieder mehrheitlich das Christentum umarmt hat, hält sich zwar hartnäckig, ist aber durch keinerlei Daten belegt. Zwar bezeichnen sich immer mehr Menschen dort als Orthodox, aber der Kirchenbesuch klettert nie über 1% (pro Monat!) und es gibt imemr noch viele selbsternannte Orthodoxe, die nicht an Gott glauben.

Quelle (amerikanisch, aber in Religionsumfragen weltweit führend):

http://www.pewforum.org/214/2/1/russ ... to-church/

Es sieht also in etwa so aus wie hierzulande. Nur daß die Kirchenführer dort näher an den politischen Machtzentren sitzen, daher wird mehr Kirchlichkeit suggeriert, die faktisch nicht da ist.

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Linus
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Linus »

ich denke, dass hat halt viel mit "ich bin Russe, also bin ich orthodox" zu tun, wie halt überall in der orthodoxen Welt. (das ist halt ähnlich wie mit CVern und Burschenschaftern : Die Einen: Treu dem Glauben fern der Heimat - die anderen Treu der Heimat fern dem Glauben, ;) )
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Mary
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Mary »

ar26 hat geschrieben:Ich glaube, Exilfranke ging es hier nicht darum, in einem weiterem Thread die diversen Desinformationen aller Beteiligten zu diskutieren.Vielmehr fragte er gezielt nach der religiösen Verortung der sogenannten Volkswehren bzw. der für sie tätigen Kämpfer. Er zog ob der ihm zugänglichen Informationen in Zweifel, daß diese stark im christlich-orthodoxen Glauben verwurzelt sind und wollte hierzu Stellungnahmen orthodoxer Christen bzw. deren Kirchen einholen.
Richtig.
Er zog ob der der ihm zugänglichen Informationen in Zweifel....

Seine Informationen beinhalteten zum Beispiel dies
wenn ich mir so angucke, was über die Absturzstelle der MH 17 so geschrieben wird. Wie dort mit den Toten umgegangen wird, wie Leichen gefleddert werden und wie schamlos Leichen vor Ort gefilmt und aufmerksamkeitsheischend im Internet verbreitet werden. Angeblich sind Portemonnaies, Handys etc. "wie von selbst" verschwunden,
Da muss doch erlaubt sein, berechtigte Zweifel an der Verlässlichkeit der uns hier im Westen zugänglichen Informationen zu äussern.... damit mal die Grundlage der Diskussion festgestellt ist.
In meinem Beispiel - übrigens das gleiche wie das von Martin von Tours - zeigt das Video, dass eben der Kontext des Fotos mit dem Plüschtier ganz anders war als von den Medien suggeriert. Der Soldat triumphiert keineswegs.. sondern er zeigt das Plüschtier ins Bild und sagt dazu: Lasst diese Bastarde sehen, wen sie abgeschossen haben!
Leider haben wir nun nicht zu jedem Foto ein Beweisvideo... es ist aber wahrscheinlich, dass da auch sonst etwas zurechtgebogen wurde, um die gewünschte Aussage untermauern zu können.
ar26 hat geschrieben:Vielmehr bleibt die Frage, ob und in welchem Maße die dortigen separatistischen Kämpfer im orthodoxen Glauben verwurzelt sind und wie die orth. Kirchen auf den Konflikt und das Handeln der Separatisten reagieren. Die Antworten hierzu würden mich auch interessieren.
Auch mich interessieren diese Fragen. Beantworten könnten sie uns wohl nur orthodoxe Gläubige vor Ort.
Wir hier in Deutschland und der Schweiz sind genau wie alle anderen auf die Nachrichten angewiesen.

Vielleicht sollte Exilfranke die Frage eher in orthodoxen Internetforen stellen... dort sind teilweise auch Leute unterwegs, die näher dran sind am Geschehen.

Was ich sagen kann, ist dies: Seit Ausbruch der Krise in der Ukraine wird in vielen russischen Kirchen hierzulande und weltweit für die Ukraine gebetet.
Fürbitte für die Beendigung des Bruderkrieges, während der inbrünstigen Litanei der Göttlichen Liturgie gebetet:

Herr Jesus Christus, unser Gott, schau mit Deinem gütigen Auge auf die Trauer und das schmerzhafte Weinen Deiner im ukrainischen Lande weilenden Herde.

Befreie Dein Volk vom Bruderkrieg, stille das Blutvergießen, verhindere das heraufziehende Unheil. Führe die Obdachlosen in Häuser, tränke die Dürstenden, tröste die Weinenden, führe die Getrennten zusammen.

Verlass nicht Deine Herde, vermindere die über ihre Verwandten in Erbitterung Seienden, schenke als Großzügiger eine schnelle Versöhnung. Erweiche die verhärteten Herzen und wende sie wieder Deiner Erkenntnis zu. Gib Frieden Deiner Kirche und ihren treuen Dienern, so dass wir Dich, unseren Herrn und Erretter, mit einem Herzen und einem Munde preisen können – in die Ewigkeit der Ewigkeit. Amen.
Lg Maria
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Edi
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Edi »

Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Salmantizenser
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Re: Prorussische Separatisten und der Umgang mit den Opfern

Beitrag von Salmantizenser »

Exilfranke hat geschrieben:Gab es vor Ort Trauer- und Gedenkgottesdienste?
http://youtu.be/mpIgIbsYwwE

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