Pilgerer hat geschrieben:Haiduk hat geschrieben:Die ROK als solche wird ganz sicher keine Haltung gegenüber dem Staat Israel haben. Natürlich wird in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirchenväter die Kirche, d.h. die orthodoxe Kirche, als das von Gott geliebte Israel der Verheißung gesehen.
Haiduk hat geschrieben:Wenn es nun falsch ist, die Juden als Volk zu verdammen (Antisemitismus) und das jüdische Volk — nach der Zurückweisung des durch Christus auf alle Völker und Nationen ausgeweiteten Bundesangebotes Gottes — zu einer heidnischen Nation geworden ist, dann hat, wie ich finde, diese Nation das selbe Recht auf einen Staat, wie jede andere Nation auch.
Sind die Juden denn zu einem gewöhnlichen heidnischen Volk geworden? Ein wesentlicher Unterschied des Judentums zum Heidentum war die Verehrung des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs statt anderer Gottheiten. Haben die Juden durch die Verwerfung Jesu ihren Gott verloren?
Die Frage ist berechtigt, aber schwer zu beantworten. Wenn und insofern sie tatsächlich an dem festhalten, woran Abraham, Isaak und Jakob glaubten, mag es sein, daß sie den Glauben nicht verloren haben. Allerdings gab es nach Christi und der Zerstörung des Tempels ja auch eine Entwicklung von diesem Glauben weg. Die Kabbala sehe ich zum Beispiel (ohne sie zu kennen) in der Nähe dessen, was die Gnostiker glaubten und heute Theosophen/Esoteriker glauben. Aussagen zu den Juden insgesamt scheinen mir daher gar nicht möglich. Man darf auch nicht vergessen,
daß der Antichrist nach Auffassung der Kirchenväter ein Jude (aus dem Stamm Dan) sein soll. Dennoch mag es sein, daß es Juden gibt, die allen diesen Abzweigungen in die falsche Richtung widerstanden haben und bis heute widerstehen. Wenn diese Gott nicht verloren haben, dann liegt das aber doch an der Glaubenslehre und nicht an der Abstammung. Nicht das Fleisch, sondern der Geist zählt.
Pilgerer hat geschrieben:
Paulus schreibt in Römer 11 über die Juden:
"1 So frage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn ich bin auch ein Israelit, vom Geschlecht Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. 2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erwählt hat.
Die Verse 1-10 mit den "siebentausend Mann, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal" lese ich so, daß es sich bei diesen "siebentausend" um diejenigen Juden handelte, die Christus annahmen. Deren Nachkommen gelten heute zwar nicht mehr als Juden, aber die Tatsache, daß es diese "siebentausend" gab, beweist eben, daß nicht ganz Israel verstockt ist. Das heißt, das Volk als solches, das Fleisch und Blut, ist nicht irgendwie schlecht. Daher dann ja auch die Warnung vor Überheblichkeit. Wer überheblich ist, der ist ruckzuck draußen aus dem "Ölbaum".
Pilgerer hat geschrieben:
wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten!
16 Ist die Erstlingsgabe vom Teig heilig, so ist auch der ganze Teig heilig; und wenn die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig.
25 Ich will euch, liebe Brüder, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; 26 und so wird ganz Israel gerettet werden ... 28 Im Blick auf das Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen. 29 Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen."
Paulus sagt, dass für das unchristliche Israel nach wie vor die Bestimmung besteht, eines Tages christlich zu werden. Bis dahin sind sie "Geliebte um der Väter willen". Aus diesen Versen leiten die "evangelikalen" Christen ihre Juden- und Israelfreundlichkeit ab, die allerdings mit Unterstützung des Proselytismus ("messianische Juden") einher geht.
Ich halte diese Ableitung für fragwürdig und gefährlich. Woher wollen diese Evangelikalen denn wissen, wen sie da unterstützen?
Es waren doch nicht die konservativen orthodoxen Juden, die sich die Ideologie des Zionismus haben einfallen lassen. Wer dem Staat Israel eine positive Sonderstellung einräumt, der kommt automatisch zur Zuweisung einer negativen Sonderstellung für die orthodoxen Juden, die diesen Staat ablehnen.
Für mich folgt aus alledem nach wie vor, daß es ein Fehler ist, wenn man den Staat Israel irgendwie anders bewertet, als jeden anderen Staat auch.
Ich sehe freilich auch Aspekte, die mir nicht gefallen wollen an diesem Staat. Wenn etwa dort eine Gedenkstätte steht, bei der von hohen Staatsgästen erwartet wird, daß sie besucht wird und ein großer Teil derjenigen Leute die dort waren, sagen, daß sie nicht mehr an Gott glauben können, dann finde ich das höchst bedenklich. Mir erscheint das wie ein Götzentempel. Aber Götzentempel gibt es ja überall auf der Welt. Deshalb scheint es mir falsch den Staat Israel und Yad Vashem in eins zu setzen. Schließlich gibt es in diesem Staat sicherlich auch Juden, die diesem Götzentempel sehr kritisch gegenüber stehen. Alle geistigen Aspekte und Wirkmomente müssen separat und für sich betrachtet und bewertet werden.