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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 09:40
von Pilgerer
taddeo hat geschrieben:Die ordnende und sammelnde Hand des Nachfolgers Petri ist die einzige Instanz, die solchen Erscheinungen entgegenwirken kann. Und die Gründe, warum diese Hand ausgeschlagen wird, sind immer im Bereich der (angeblich mangelnden) "Rechtgläubigkeit" angesiedelt.
Diese ordnende Instanz ist gut, sie darf aber nicht den Blick auf Jesus Christus und damit das Reich Gottes verstellen. Gott hat immer noch das Primat vor dem Papst, und braucht dies insbesondere in den einzelnen Seelen (Gliedern) der Kirche. Weil das Papsttum im Lauf der Zeit sich jedoch zwischen Gott und Kirchenvolk stellte, sodass beide nicht mehr richtig zueinander kamen, verfehlte es seine Mission und sorgte dementsprechend für Unfrieden im Kirchenvolk. Jesus warnte in seiner Rede in Matthäus 23 vor jenen geistlichen Autoritäten, die den Zutritt zum Reich Gottes denen verwehren, die es suchen.

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 09:48
von Anselmus
Linus hat geschrieben:Mal ne tatsächliche Frage: Ich weiß ihr seid gerade in der Fastenzeit ... War gestern in der russischen Metropolitankirche - genauer in der Unterkirche in Wien. War ziemlich erstaunt, daß, obwohl keine Liturgie war (gut neben der Ikonostase baute sich gerade der Chor zum üben auf) dermaßen viel los ist. Gezählte 20 Leute die mit Prostrationen/Bekreuzigungen und Kerzenanzünden vor diversen Ikonen beschäftigt waren. Die Priester sind "dauernd" aus dem Altarraum raus und wieder rein...Ist das ein Fastenzeitliches Phänomen, diese Geschäftigkeit ohne Liturgie ?
Also insgesamt ist meiner Erfahrung nach in der großen Fastenzeit schon mehr in den Kirchen los als im restlichen Jahr. Es gehen viel mehr Leute zur Beichte als sonst. Vielleicht waren die Gläubigen also in der Kirche um zu beichten. Am gestrigen Tag war auch eine Liturgie der vorgeweihten Gaben vorgesehen. Diese Liturgie ist eigentlich eine Liturgie, die sich an die Vesper anschließt und sollte somit abends oder zumindest nachmittags zelebriert werden. Vielleicht wurde also, als du dort warst, bereits diese Vesper vorbereitet.

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 09:51
von taddeo
Pilgerer hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Die ordnende und sammelnde Hand des Nachfolgers Petri ist die einzige Instanz, die solchen Erscheinungen entgegenwirken kann. Und die Gründe, warum diese Hand ausgeschlagen wird, sind immer im Bereich der (angeblich mangelnden) "Rechtgläubigkeit" angesiedelt.
Diese ordnende Instanz ist gut, sie darf aber nicht den Blick auf Jesus Christus und damit das Reich Gottes verstellen. Gott hat immer noch das Primat vor dem Papst, und braucht dies insbesondere in den einzelnen Seelen (Gliedern) der Kirche. Weil das Papsttum im Lauf der Zeit sich jedoch zwischen Gott und Kirchenvolk stellte, sodass beide nicht mehr richtig zueinander kamen, verfehlte es seine Mission und sorgte dementsprechend für Unfrieden im Kirchenvolk. Jesus warnte in seiner Rede in Matthäus 23 vor jenen geistlichen Autoritäten, die den Zutritt zum Reich Gottes denen verwehren, die es suchen.
Spar Dir Deine Frömmlersprüche, die weder hier zum Thema gehören noch inhaltlich zutreffend sind. Kein einziger Papst der jüngeren Kirchengeschichte hat irgendwie "den Blick auf Jesus Christus und damit das Reich Gottes verstellt". Das ist bloß die faule Ausrede all jener, denen der Papst an sich ein Dorn im Auge ist: den einen, weil er zu wenig biblisch sei; den anderen, weil er sich unkanonische Autorität anmaße; wieder anderen, weil er die Tradition verrate. Wer derart von allen Seiten aus verschiedensten Gründen angefeindet wird, kann gar nicht so falsch liegen.

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 10:16
von Raphael
Ilija hat geschrieben:Das klingt für mich einleuchtender und hätte ich das so ausgedrückt, würden keine Beschwerden kommen :) :daumen-rauf:
:prost:

:ikb_thumbsup:

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 11:10
von Linus
Anselmus hat geschrieben:Also insgesamt ist meiner Erfahrung nach in der großen Fastenzeit schon mehr in den Kirchen los als im restlichen Jahr. Es gehen viel mehr Leute zur Beichte als sonst. Vielleicht waren die Gläubigen also in der Kirche um zu beichten. Am gestrigen Tag war auch eine Liturgie der vorgeweihten Gaben vorgesehen. Diese Liturgie ist eigentlich eine Liturgie, die sich an die Vesper anschließt und sollte somit abends oder zumindest nachmittags zelebriert werden. Vielleicht wurde also, als du dort warst, bereits diese Vesper vorbereitet.
laut Kalender war "17.00 Passion: Gedächtnis des Leidens Christi" vermerkt
für heute "08.00 Horen, Vesper, Liturgie der vorgeweihten Gaben 18.00 Matutin mit Akathistos-Hymnus zur Gottesgebärerin"

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 11:30
von taddeo
Mary hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben: Genauso gibt es seit 2000 Jahren kein einziges Beispiel, daß ein römischer Bischof daraus Nägel mit Köpfen gemacht hätte.
Und warum um alles in der Welt braucht es denn aus eurer Sicht überhaupt diesen universellen Jurisdiktionsprimat, wenn er eh nicht ausgeübt wird?
:kugel:
DAS ist nun eine Frage, liebe Mary, die Du dem Herrn Jesus selber stellen solltest, oder am besten gleich seinem Papa. :D
Warum braucht es die Zehn Gebote, wenn trotzdem Götzendienst getrieben, gestohlen, gemordet, gehurt wird ohne Ende? Warum braucht die Orthodoxie die Energienlehre, wenn sie eh keinen interessiert außer ein paar Theologen?

Und es gibt sie doch ... genau wie die Lehre vom Primat, die ja keineswegs einfach so in Rom vom Himmel gefallen ist (wie manche hier zu vermuten scheinen), sondern genau wie andere theologische Lehren aus der Schrift von den Kirchenvätern entwickelt wurde. Und sage mir keiner, die Energienlehre sei weniger spekulativ und besser biblisch fundiert als die Primatslehre.

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 17:37
von Mary
Linus hat geschrieben:Mal ne tatsächliche Frage: Ich weiß ihr seid gerade in der Fastenzeit ... War gestern in der russischen Metropolitankirche - genauer in der Unterkirche in Wien. War ziemlich erstaunt, daß, obwohl keine Liturgie war (gut neben der Ikonostase baute sich gerade der Chor zum üben auf) dermaßen viel los ist. Gezählte 20 Leute die mit Prostrationen/Bekreuzigungen und Kerzenanzünden vor diversen Ikonen beschäftigt waren. Die Priester sind "dauernd" aus dem Altarraum raus und wieder rein...Ist das ein Fastenzeitliches Phänomen, diese Geschäftigkeit ohne Liturgie ?
Hallo,
Anselmus hat Dir ja schon was geantwortet.
Um selche Zeit war das denn? Ich habe in der Gottesdienstordnung der Kirche gelesen, dass sie an den Donnerstagen um 17.00 eine Vesper zur Passion lesen.
Auch möglich: am Do der fünften Fastenwoche, also gestern, wird der Grosse Kanon des Hl. Andreas von Kreta in ganzer Länge im Morgengottesdienst gelesen.. vielleicht war es das? Dazu würden Prostrationen und Gebete passen...
Was die Geschäftigkeit ohne Liturgie angeht: In einer orthodoxen Kirche finden sehr viel mehr Gottesdienste statt als nur die Liturgie. Angefangen von Totengedenken, privaten Moleben = kurzen Gottesdiensten in einem besonderen Anliegen, Stundengebete, Akathiste... usw.

Lg Mary

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 17:43
von Mary
taddeo hat geschrieben:
Mary hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben: Genauso gibt es seit 2000 Jahren kein einziges Beispiel, daß ein römischer Bischof daraus Nägel mit Köpfen gemacht hätte.
Und warum um alles in der Welt braucht es denn aus eurer Sicht überhaupt diesen universellen Jurisdiktionsprimat, wenn er eh nicht ausgeübt wird?
:kugel:
DAS ist nun eine Frage, liebe Mary, die Du dem Herrn Jesus selber stellen solltest, oder am besten gleich seinem Papa. :D
Ich fasse es nicht. Glaubst Du das tatsächlich? :nein:

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 18:08
von taddeo
Mary hat geschrieben:Ich fasse es nicht. Glaubst Du das tatsächlich? :nein:
Was faßt Du denn nicht? Ich hab es doch zu erklären versucht:
Der Jurisdiktionsprimat ist nicht einfach so plötzlich dagewesen, er gründet in Aussagen der Heiligen Schrift und wurde von Kirchenvätern und späteren Theologen entfaltet.
WARUM klare Anhaltspunkte dafür in der Schrift stehen, das darfst Du nicht mich fragen, sondern den, der für die Irrtumslosigkeit der Schrift verantwortlich ist. :achselzuck:

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 20:04
von Mary
taddeo hat geschrieben:
Mary hat geschrieben:Ich fasse es nicht. Glaubst Du das tatsächlich? :nein:
Was faßt Du denn nicht? Ich hab es doch zu erklären versucht:
Der Jurisdiktionsprimat ist nicht einfach so plötzlich dagewesen, er gründet in Aussagen der Heiligen Schrift und wurde von Kirchenvätern und späteren Theologen entfaltet.
WARUM klare Anhaltspunkte dafür in der Schrift stehen, das darfst Du nicht mich fragen, sondern den, der für die Irrtumslosigkeit der Schrift verantwortlich ist. :achselzuck:
Jaja. Ist ja gut.
Dir ist aber ja ebenso klar, dass für mich und meine Kirche diese Schrift- und Väterbeweise nicht überzeugend sind... ja nie waren. Und ich deshalb garantiert nicht GOTT fragen werde, warum Er den Jurisdiktionsprimat eingesetzt habe... wo Er gerade das ja NICHT getan hat. Ich könnte Gott höchstens fragen, warum er in Rom nicht endlich die Flausen aus den Köpfen verjagt.
Vielleicht ist das Zauberwort des Anstosses ja dein "Entwickelt"....

Lg Mary

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 20:54
von taddeo
Mary hat geschrieben:Dir ist aber ja ebenso klar, dass für mich und meine Kirche diese Schrift- und Väterbeweise nicht überzeugend sind... ja nie waren. Und ich deshalb garantiert nicht GOTT fragen werde, warum Er den Jurisdiktionsprimat eingesetzt habe... wo Er gerade das ja NICHT getan hat.
Das ist Deine Sicht, ich habe - zusammen mit der Glaubenstradition der katholischen Kirche - eine andere davon. Che me ne frega ... wie die Römer sagen.

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 22:17
von Ralf
Ilija hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:
Da ich Nietenolafs Kenntnisse hoch schätze, nehme ich einfach mal an, Ilija, daß Du daneben liegst.
Kann gut sein Ralf! Da ich kein Experte bei Palamas bin möchte ich mich bei diesem Thema auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen :) Nachdem ich das geschrieben habe, war ich mir selbst unsicher! Ich würde aber gerne mal wissen inwieweit das heute bei den Dialogen eine Rolle spielt?
ich weiß es nicht genau. Als Fan des Hl. Bonaventura, dessen Theologie eine viel größere Nähe zu dem ostkirchlichen Verständnis des Zieles der Theologie und seiner Grundsätze hat als die Theologie des Hl. Thomas von Aquin, sehe ich bspw. in seinem "Itinerarium mentis in deum" durchaus eine Schnittmenge zu der palamitischen Lehre. Mir hat auch mal der ehemal. Rektor der Päpstlichen Franziskaner-Uni Antonianum gesagt, dass es einen griechischen katholischen Franziskaner gebe, der darüber gearbeitet hat, dann aber aufgrund seiner Ernennenung zum kath. Bischof keine Zeit mehr dafür hat.
Ein meines Erachtens nach interessantes wissenschaftliches Feld.

Das Problem für die Lateiner ist wahrscheinlich nicht die Lehre des Palamas, sondern dessen Verbindlichkeit, dass es jeder glauben muss. Ich glaube nicht, dass sich jemand mit Lehrautorität daran stören würde (irgendwen stört natürlich immer was, daher die Einschränkung), wenn ein Katholik die Energienlehre annehmen würde. Er würde nicht aufhören Katholik zu sein. Nur das Müssen ist problematisch (aber ihr kennt das ja auch bei den dogmatischen Entscheidungen auf unserer Seite, die im 2. Jahrtausend gefällt wurden, insbesondere in den letzten zweihundert Jahren).

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 22:27
von Kirchenjahr
@ alle hier

Dieses ständige " wir haben Recht" ", "nein wir haben Recht", "stimmt nicht, wir haben Recht", "ätsch, stimmt aber rein gar nicht, wir haben Recht" usw. hat keinen Bezug zu den historischen Fakten und wird diese auch niemals sinnvoll beleuchten.

Vielleicht wäre jemand so gnädig, z. B. die mal verlinkte Zitierung von Gregor dem Großen (samt Fußnoten) vom Lateinischen ins Deutsche zu übersetzen. Dann wüssten wir wenigstens, was Gregor der Große über sich selbst geschrieben hat, und was die Fußnoten darüber sagen.

Bis jetzt wissen wir nur: Egal, was Gregor der Große gesagt hat: " wir haben Recht" ", "nein wir haben Recht", "stimmt nicht, wir haben Recht", "ätsch, stimmt aber rein gar nicht, wir haben Recht" usw.

Egal ob Ost oder West. Angst vor den Fakten darf und braucht keiner haben. Und gerade deshalb ist es wichtig, von Irenäus bis Gregor die Fakten zu sammeln, den Kontext aufzeigen, Konzilstexte zur Verfügung stellen etc. Die Beurteilung der Fakten ist erst der zweite Schritt.

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 22:32
von Kirchenjahr
@ Ralf

Sehr gute Zusammenfassung!

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Freitag 19. April 2013, 23:00
von Mary
Kirchenjahr hat geschrieben:
Vielleicht wäre jemand so gnädig, z. B. die mal verlinkte Zitierung von Gregor dem Großen (samt Fußnoten) vom Lateinischen ins Deutsche zu übersetzen. Dann wüssten wir wenigstens, was Gregor der Große über sich selbst geschrieben hat, und was die Fußnoten darüber sagen.
Lieber Kirchenjahr,
ich danke Dir nachträglich für das Reinstellen des links. Die Fussnoten betreffen, soweit ich das überflogen habe, vor allem die Frage, welche Textfassungen die jeweilige Formulierung enthalten. Zum in unserem Zusammenhang interessanten Ausdruck "subjectam esse" steht keine weitere Erläuterung.
Nam de Constantinopolitana Ecclesia quod dicunt (Grat. Dist. 22. c. De Const.) quis eam dubitet sedi apostolicae esse subjectam?
Ich nehme stark an, das das "subicere" hier schon im Sinn von "unterwerfen" gemeint ist von Gregorius, auch wenn andere Übersetzungen möglich wären, wie bsp. "zugrunde liegen". Damit war meine Frage schon beantwortet. Gregorius hat in dieser rhetorischen Frage offensichtlich wirklich ausgesagt und behauptet, dass wohl niemand dieser Sicht widersprechen würde.

Bleibt dann als Widerspruch die von mir verlinkte Stelle im Brief Gregors an Eulogios von Alexandrien http://www.newadvent.org/fathers/36283.htm, in dem Gregor sich ausdrücklich verbittet, dass man ihn "papa universalis" nenne.

Mich frustriert übrigens schon auch, dass meine längeren Beiträge mehrheitlich unkommentiert (und auch ungelesen??) bleiben.

Also, was ist nun mit dem Widerspruch? Wie löst er sich auf?

Lg und gute Nacht
Mary

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Samstag 20. April 2013, 00:17
von ChrisCross
Den betreffenden Brief Gregors hatte ich schonmal hier eingestellt, rezipiert wurde das aber nicht wirklich. insofern stehst du damit durchaus nicht allein dar. Der Brief an Eulogius wird übrigens schon in Pastor Aeternus gerade zur Erläuterung des Verhältnisses vom Papst zu den Bischöfen aufgegriffen. Sieh dir doch auch noch einmal den ersten Brief an, den ich von Gregor eingestellt habe. Dort wird der scheinbare Widespruch ebenfalls ganz glatt aufgelöst.

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Samstag 20. April 2013, 14:43
von Pilgerer
Kirchenjahr hat geschrieben:@ alle hier

Dieses ständige " wir haben Recht" ", "nein wir haben Recht", "stimmt nicht, wir haben Recht", "ätsch, stimmt aber rein gar nicht, wir haben Recht" usw. hat keinen Bezug zu den historischen Fakten und wird diese auch niemals sinnvoll beleuchten.
Am besten fangen wir bei den ältesten "historischen Fakten" an, nämlich im Alten Testament. Gibt es dort Prophezeiungen zum Papsttum? Warum sollte Gott es darin verschweigen, wenn es so wichtig ist?

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Samstag 20. April 2013, 17:55
von Mary
ChrisCross hat geschrieben:Den betreffenden Brief Gregors hatte ich schonmal hier eingestellt, rezipiert wurde das aber nicht wirklich. insofern stehst du damit durchaus nicht allein dar. Der Brief an Eulogius wird übrigens schon in Pastor Aeternus gerade zur Erläuterung des Verhältnisses vom Papst zu den Bischöfen aufgegriffen. Sieh dir doch auch noch einmal den ersten Brief an, den ich von Gregor eingestellt habe. Dort wird der scheinbare Widespruch ebenfalls ganz glatt aufgelöst.
Hallo ChrisCross,
ich gebe zu, dass ich "dort" nicht die ganzen langen Texte studiert hatte.
Hab also den Brief Gregors des Grossen an Kaiser Mauritius nochmals gelesen.

Ich nehme an, für Dich löst sich der Widerstand insofern auf, als Gregor sich gegen den Titel "ökumenischer Patriarch", den Konstantinopel sich damals gab, wehrte, mit Verweis auf die eigene Weigerung, sich "papa universalis" nennen zu lassen... OBWOHL ihm das kraft Angebot des Konzils von Chalzedon und petrinischen Bibelstellen zustünde. Richtig?

Für mich und andere, bsp. Origenes ;D sind diese Stellen, wie ich versucht habe, darzulegen, nicht so eindeutig. Aber sei's drum.

Mir ist ein interessantes Statement von Gregor in dem Brief aufgefallen, nämlich seine Begründung für seine und früherer Päpste Ablehnung des Titels papa universalis.
Bekanntlich hat das ehrwürdige Concilium von Chalcedon aus Ehrfurcht für den hl. Apostelfürsten Petrus diesen Titel dem römischen Papste angeboten. Aber keiner von ihnen hat sich je herbeigelassen, diesen ausschließenden Titel zu gebrauchen, damit nicht allen Bischöfen die ihnen gebührende Ehre entzogen werde, während Einem etwas Besonderes verliehen wird.
Gregor will also nicht etwas in Anspruch nehmen, was von der Ehre her ALLEN Bischöfen gebührt.

also:
- es geht hier um Ehrenprimat und nicht um Jurisdiktion
- allen Bischöfen steht die gleiche Ehre zu, also ist auch ein Ehrenprimat nach Gregor dem Grossen nicht gerechtfertigt.

Lg Mary

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Sonntag 21. April 2013, 08:45
von Linus
Mary hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Mal ne tatsächliche Frage: Ich weiß ihr seid gerade in der Fastenzeit ... War gestern in der russischen Metropolitankirche - genauer in der Unterkirche in Wien. War ziemlich erstaunt, daß, obwohl keine Liturgie war (gut neben der Ikonostase baute sich gerade der Chor zum üben auf) dermaßen viel los ist. Gezählte 20 Leute die mit Prostrationen/Bekreuzigungen und Kerzenanzünden vor diversen Ikonen beschäftigt waren. Die Priester sind "dauernd" aus dem Altarraum raus und wieder rein...Ist das ein Fastenzeitliches Phänomen, diese Geschäftigkeit ohne Liturgie ?
Hallo,
Anselmus hat Dir ja schon was geantwortet.
Um selche Zeit war das denn? Ich habe in der Gottesdienstordnung der Kirche gelesen, dass sie an den Donnerstagen um 17.00 eine Vesper zur Passion lesen.
Auch möglich: am Do der fünften Fastenwoche, also gestern, wird der Grosse Kanon des Hl. Andreas von Kreta in ganzer Länge im Morgengottesdienst gelesen.. vielleicht war es das? Dazu würden Prostrationen und Gebete passen...
Was die Geschäftigkeit ohne Liturgie angeht: In einer orthodoxen Kirche finden sehr viel mehr Gottesdienste statt als nur die Liturgie. Angefangen von Totengedenken, privaten Moleben = kurzen Gottesdiensten in einem besonderen Anliegen, Stundengebete, Akathiste... usw.

Lg Mary
Zeitlich wars Nachmittag nach 15 Uhr

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Sonntag 21. April 2013, 12:36
von Mary
Linus hat geschrieben: Zeitlich wars Nachmittag nach 15 Uhr
Dann würd ich am ehesten (anhand des Gottesdienstplans) auf Vorbereitungen auf die Vesper um fünf Uhr tippen... frag doch beim nächsten Besuch einfach nach.
Und ja, in orthodoxen Kirchen ist meist Geschäftigkeit, wenn sie ausserhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet sind.
Bei uns ist Sonntags morgens (Liturgie um 10 Uhr), ab cirka 8.00 der Priester da, der Lektor liest ab cirka 9 Uhr die Stunden, die Leut beichten, stecken Kerzen auf und arrangieren Blumen, beten die Stunden mit oder treffen sich in einer Ecke zum Schwätzchen... und oft geht der Vorhang erst gegen halb elf auf und die Liturgie beginnt...
und danach steht man auch noch länger und redet und verabredet sich, trinkt Kaffee, kauft Bücher...
Man fühlt sich zuhause in der Kirche.
Lg Mary

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Sonntag 21. April 2013, 20:11
von Linus
Mh, ich weiß zwar, daß einer der Priester holländischer Abstammung ist, aber bei uns hört man bei den Serben nur Serbisch und bei den Russen nur russisch, das mag wohl auch damit zusammenhängen, daß die Kirchen auf exterritorilem Gebiet stehen: will sagen innerhalb des jeweiligen Botschfts"zauns".

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Dienstag 23. April 2013, 16:45
von Athanasius0570
Linus hat geschrieben:Mh, ich weiß zwar, daß einer der Priester holländischer Abstammung ist, aber bei uns hört man bei den Serben nur Serbisch und bei den Russen nur russisch, das mag wohl auch damit zusammenhängen, daß die Kirchen auf exterritorilem Gebiet stehen: will sagen innerhalb des jeweiligen Botschfts"zauns".
Vielleicht hat sich in den letzten Jahren da etwas geändert, aber Ende des 20. Jhdts. sind die Lesungen in der Nikolaus-Kathedrale immer auch auf Deutsch vorgetragen worden, das Glaubensbekenntnis (und wenn ich mich richtig erinnere auch das Vaterunser) ebenfalls in Kirchenslawisch und Deutsch gesungen worden (wo ich dann allerdings einer der wenigen war, die mitbeten konnten...). Und ab und zu ist auch eine der Ektenien in Deutsch gewesen.
Nicht zu vergessen die unmittelbaren Übersetzungen der Predigten durch Erzdiakon Viktor!

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Mittwoch 24. April 2013, 10:26
von Linus
Athanasius0570 hat geschrieben:Nicht zu vergessen die unmittelbaren Übersetzungen der Predigten durch Erzdiakon Viktor!
Singt er die?
:D

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Mittwoch 24. April 2013, 12:28
von Athanasius0570
*G* Nein, Evangelium UND Predigt von ihm gesungen würden die Mauern wahrscheinlich nicht mehr verkraften! :P

Ergänzung: die Predigt-Übersetzungen gibt es offensichtlich noch, wie man hier anlässlich des Festes Mä. Verkündigung sehen und hören kann:http://www.nikolsobor.org/SITE/index.ph ... lle-videos

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Montag 29. April 2013, 18:45
von Pilgerer
Gibt es Riten für den Beginn der religiösen Mündigkeit der Kinder, vergleichbar mit der Konfirmation oder Firmung?

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Montag 29. April 2013, 18:48
von Protasius
Pilgerer hat geschrieben:Gibt es Riten für den Beginn der religiösen Mündigkeit der Kinder, vergleichbar mit der Konfirmation oder Firmung?
Nach dem, was ich gehört habe, ist das die Erstbeichte, im Alter von etwa 7 Jahren. Ich bin kein Byzantiner, aber Erstkommunion und Firmung sind ja bei den östlichen Riten Bestandteil der Taufe und entfallen somit.

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Montag 29. April 2013, 20:16
von Joseph
Pilgerer hat geschrieben:Gibt es Riten für den Beginn der religiösen Mündigkeit der Kinder, vergleichbar mit der Konfirmation oder Firmung?
Nein, leider sind wir noch nicht auf eine solche wunderbare Idee gekommen. Dummerweise sind unsere Kinder durch die Taufe schon mündige Christen geworden und müssen daher ihr zukünftiges Leben ohne aufregende Initiationsriten im grauen Nebel ihres täglichen Daseins bis zum Tode gelangweilt durchleben.

Solltest Du irgendwelche Ideen haben um, wenigsten wärend der Zeit der Pubertät, da ein bißchen Licht und Wonne einzulassen, dann bitte teile sie uns mit. Wir sind für jeden diesbezüglichen Vorschlag dankbar. Ich selbst hatte nur die Idee, die Baseballkappen, am 13ten Geburtstag mit dem Schild nach hinten zu drehen und sie dann dort bis zum 40ten Geburtstag zu belassen. Es zeigt doch nichts besser an, daß man dabei ist irgendwann mündig zu werden als diese kühne Art eine Baseballkappe zu tragen...

Oder man könnte irgendwelche körperlichen Extremitäten mit einer Schere verkürzen... aber ich habe gehört, daß andere das schon tun und kopieren wollen wir die nicht unbedingt.

Gruß

Joseph

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Montag 29. April 2013, 20:26
von San Marco
Joseph hat geschrieben:Nein, leider sind wir noch nicht auf eine solche wunderbare Idee gekommen. Dummerweise sind unsere Kinder durch die Taufe schon mündige Christen geworden und müssen daher ihr zukünftiges Leben ohne aufregende Initiationsriten im grauen Nebel ihres täglichen Daseins bis zum Tode gelangweilt durchleben.

Gruß

Joseph
Nett beschrieben. Dass macht Euch richtig interessant.

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Montag 29. April 2013, 21:15
von Joseph
San Marco hat geschrieben:Nett beschrieben. Dass macht Euch richtig interessant.
Und wenn Du brav bist dann zeigen wir Dir auch wie man sich am göttlichen Leuchtturm orientieren kann oder einen Nebelscheinwerfer benutzt... ;D

Gruß
Joseph

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Montag 29. April 2013, 23:09
von taddeo
Joseph hat geschrieben:... irgendwelche körperlichen Extremitäten mit einer Schere verkürzen... aber ich habe gehört, daß andere das schon tun und kopieren wollen wir die nicht unbedingt.
Ihr schneidet Euch nicht die Fingernägel? :hmm:
Das muß wohl auch ein Mysterium der Orthodoxen sein ... :achselzuck: ;D

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Montag 29. April 2013, 23:19
von Joseph
taddeo hat geschrieben:
Joseph hat geschrieben:... irgendwelche körperlichen Extremitäten mit einer Schere verkürzen... aber ich habe gehört, daß andere das schon tun und kopieren wollen wir die nicht unbedingt.
Ihr schneidet Euch nicht die Fingernägel? :hmm:
Das muß wohl auch ein Mysterium der Orthodoxen sein ... :achselzuck: ;D
Die klipsen wir.... geschnitten wird wo was anderes, habe ich mir sagen lassen.... und um in das "Mysterium der Orthodoxen" eingeweiht zu werden muß man erst den geheimen Handschlag erlernen und den kann man nur lernen wenn man allen Häresien absagt, keine unnützen, sich selbst beantwortenden, Fragen mehr stellt und auch nie mehr keine Zuckerwatte nicht ißt....

Gruß
Joseph :pfeif:

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Verfasst: Dienstag 30. April 2013, 10:01
von Linus
keine Zuckerwatte?

Na gut, dann bin ich 'raus.

:D