Hallo, ich mag mich nicht so ungefragt in die Diskussion mit Nassos einmischen, aber eine Antwort mag ich schon auch geben.
Teutonius hat geschrieben:Ist ja mal interessant!
Das die ganze Schöpfung durch die Sünde irgendwie gelitten hat, ist ja offensichtlich.
Könnte mir vorstellen, daß das auch kath. Lehre ist, habs aber noch nie so gehört...
Das könnte ich mir auch gut vorstellen, denn der Hl Paulus schreibt ja auch recht deutlich, dass die gesamte Schöpfung seufzt und sich nach Erlösung sehnt.
Teutonius hat geschrieben:Aber das "mit allen Anderen" stört mich auf Anhieb..., meinst du alle, die an Ihn glauben, alle Getauften / Erlösten, oder wirklich alle Menschen?
Nun, Er schuf 'den Menschen' nach Seinem Bild. Kommt wieder 'Menschenkinder' heisst es. Im Gleichnis des Samariters bekommen wir erzählt, dass eine gute Tat unabhängig davon ist ob der Tuende zur 'richtigen Kirche' gehört oder nicht. Ein Ehebruch ist ein Ehebruch und 'die Tat an sich' ist ein Verstoss gegen Gottes Gebot, egal ob es ein Christ oder Atheist tut. (Dass das unterschiedlich bewertet wird steht auf einer anderen Seite des Buches). Wir alle sind Gottes Geschöpfe, auch der Ungläubige. Gott ist als 'Vater unser' auch ihr Vater wiewohl sie nichts von Ihm wissen wollen.. Und wir alle sollen nach Seinem Willen Erlöste werden.
Mit der Kirche ist das noch deutlicher. Wir sind Glieder an Seinem Leib, nicht 'Un-ab-hängige'. Unser Verständnis von Kirche ist nicht so sehr ein additives i.S.v. Ich und du und du und du usw, und wenn wir genug sind, dann sind wir als addierte Individuen Kirche (ich unterstelle dir da garnichts sondern so erlebte ich das als Protestant); sondern mehr ein 'organisches' . Als Bild eben: Eine Zelle im Organismus, die ohne den 'Rest' gar nichts dastellt. Wir stehen 'als Kirche' vor Gott, nicht als Individuen. Daher sind wir auch aneinander angewiesen und voneinander abhängig. (Ihr sollt eins sein wie auch ich und der Vater eins sind)
Teutonius hat geschrieben:Auch die Formulierungen "verschüttet" oder "nicht völlig zerstört" verstehe ich nicht. Entweder sind wir in Sünde gefallen oder nicht!?
Mein Gestammel soll andeuten, dass wir an dieser Stelle nicht so absolut denken wie es v.a. der Protestantismus tut. Nicht so im Sinne von schuldig/unschuldig und damit basta (im Sinne von statisch).
Das Bild in dem Gott uns erschuf ist trotz all unserer Vermüllung durch Sünde, Lieblosigkeit, Unglaube & Co immer noch in uns da. Trotz aller Gottesferne und willenhaften Sünde wird dieses 'Bild' nicht zerstört (und wird im Prozess der Theosis wieder 'freigelegt). Da haben wir ein etwas 'positiveres' Menschenbild als das übliche. Was nicht heisst, dass wir uns nicht ganz und gar unserer Gottesferne und Sündhaftigkeit aus eigenem Verschulden bewusst wären oder diese Tatsache verniedlichen würden
Teutonius hat geschrieben:Wenn wir gefallen sind, können wir Menschen nicht nach wie vor (sehr) gut sein, schon gar nicht von uns selbst aus?
(Nur weil ich es nicht verstehe, kann es natürlich trotzdem so sein
Wir begreifen die Erlösung eher als Prozess und nicht als 'Urteil' im Schuldspruchsprozess. Und wir sind daran beteilligt. Ohne unser Ja und unser Zutun können wir nicht erlöst werden, aber, das versteht sich, wir von uns aus können es schon mal garnicht.
Falls dich das intersessiert; Bischof Kallistos Ware hat eine klitzekleines Büchlein dazu geschrieben: Mensch werden - an Gott teilhaben. Darin schreibt er auch über unser Herangehen an die Erbsünde.
Schönen Sonntag
Benedikt