Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Ostkirchliche Themen.
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Nietenolaf
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nietenolaf »

Lutheraner hat geschrieben:Die Schuld, die durch die Erbsünde entstanden ist, bewirkt nach unserem Glauben die Trennung von Gott (aber wenn man das nur als "Folge" bezeichnet, ist es doch eigentlich dasselbe, denke ich? :hae?: ).
Der Lutheraner sinniert hier, wenn ich das richtig verstehe, über den Grund dafür, warum denn ein heute geborener Mensch von Gott getrennt ist. Ich stelle das so, wie ich es herauslese, mal verkürzt dar:
Lutheraner: ein neuer Mensch entsteht, und durch die Zeugung (oder wodurch auch immer) überträgt sich auf ihn die Schuld des Adam, und schwupp! ist er von Gott getrennt. Oder?
Wir sagen: ein Elch kann keinen Schmetterling zur Welt bringen. Das Kind eines sterblichen, von Gott getrennten Menschen kann ebenso nur sterblich und von Gott getrennt geboren werden.
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.

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Joseph
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Joseph »

Nietenolaf hat geschrieben: Wir sagen: ein Elch kann keinen Schmetterling zur Welt bringen.
Nietenolaf, wie kann ich nun dieses Bild, Elch bringt Schmetterling zur Welt, aus meiner fiebrigen Phantasie reissen? Ich wollte eigentlich ein Nickerchen (es regnet und damit kommt hier in BC alles zum erliegen) machen aber nun spinnt sich dieses Bild in alle möglichen und unmöglichen Kombinationen aus.... tsk.

Joseph, beunruhigt ;D
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Nassos
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Nassos »

Teutonius hat geschrieben:Wie versteht ihr Othodixen die Erbsünde? Ist der Mensch "gefallen", oder die Welt?
Inzwischen zwei voneinander unabhaengige Aussagen Geistlicher: der Mensch und die Welt. Die Welt durch den Menschen, der zur Suende verleitet wurde, im Gegesatz zum Lichttraeger, der dies eigenmaechtig machte.
Daher auch unsere second chance, fuer ihn jedoch nicht.

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Joseph
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Joseph »

Nassos hat geschrieben:
Teutonius hat geschrieben:Wie versteht ihr Othodixen die Erbsünde? Ist der Mensch "gefallen", oder die Welt?
Inzwischen zwei voneinander unabhaengige Aussagen Geistlicher: der Mensch und die Welt. Die Welt durch den Menschen, der zur Suende verleitet wurde, im Gegesatz zum Lichttraeger, der dies eigenmaechtig machte.
Daher auch unsere second chance, fuer ihn jedoch nicht.

Nassos
Äh kleine "Ausmalung"..?
Verleitet ist schon recht, ABER Adam (und wir alle) hätte der Versuchung widerstehen müssen. Die Entscheidung gegen Gott traf der Mensch aber dann aus seinem eigenen freien Willen. Satan ist der Versucher, wir sind aber die "Nachgeber".... so die Sünde liegt bei dem der der Versuchung erliegt...

Die Sünde Satans (Luzifer's) ist nur eine in Graden verschieden von unserer, er hat aus Stolz und aus eigenem freien Willen gehandelt, er wurde von niemandem verführt ....

Gruß
Joseph
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Nassos
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Nassos »

Good "old" Joe,

was habe ich anderes behauptet? :hae?:

Egal, wir sind d' accord :klatsch:

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Joseph
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Joseph »

Nassos hat geschrieben:Good "old" Joe,
was habe ich anderes behauptet? :hae?:
Nassos
Nix, ich musste halt meinen Senf auch noch dazugeben.... bad habit!
Gruß
Joseph :tuete:
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Nassos
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Nassos »

das heisst, ich bin ein armes Wuerstchen? :breitgrins:
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Joseph
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Joseph »

Nassos hat geschrieben:das heisst, ich bin ein armes Wuerstchen? :breitgrins:
Okay, dann fehlt nur noch der Sahnemerrrettich.... :freude:

Gruß
Joseph
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Teutonius
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Teutonius »

Nassos hat geschrieben:
Teutonius hat geschrieben:Wie versteht ihr Othodixen die Erbsünde? Ist der Mensch "gefallen", oder die Welt?
Inzwischen zwei voneinander unabhaengige Aussagen Geistlicher: der Mensch und die Welt. Die Welt durch den Menschen, der zur Suende verleitet wurde, im Gegesatz zum Lichttraeger, der dies eigenmaechtig machte.
Daher auch unsere second chance, fuer ihn jedoch nicht.

Nassos
Wie kann der Mensch "nach wie vor von sich aus gut" sein, wo er doch ganz offensichtlich zur Sünde neigt?
Erbsünde ist für mich die Tatsache, getrennt von Gott (in Sünde eben) geboren zu werden.
Und das bewirkt ganz sicher mehr als nur teilweise Zerstörung (wie geht das überhaupt!?) der Ebenbildhaftigkeit Gottes, also jedenfalls keine reine Äußerlichkeit, sondern eine wesentliche Veränderung im Menschen (in uns) selbst!
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Joseph
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Joseph »

Teutonius hat geschrieben:[
Wie kann der Mensch "nach wie vor von sich aus gut" sein, wo er doch ganz offensichtlich zur Sünde neigt?
Der Mensch ist eine Schöpfung Gottes. Alles was Gott erschaffen hat ist gut. Daher ist der Mensch in seiner Urform gut, aber leider durch seine Sünde gefallen...
Gruß
Joseph
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Nassos
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Nassos »

Der Mensch ist durch die Sünde gefallen. Aber heisst das automatisch, dass Adam kein guter Mensch war?
Ist der Makel der Erbsünde ein Garant, dass kein Mensch gut ist? Was ist gut? Bedeutet es für Dich "perfekt", Teutonius?

Ich muss zugeben, dass die Fragestellung für mich zu kompliziert wird. Ich habe in Griechenland mit verschiedenen Leuten gesprochen, auch mit Nichtgeistlichen, was den altgriechischen Text angeht.

Die Welt ist mit dem Menschen gefallen. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, die Sache ist verpufft (oder war das keine ausreichende Antwort?)

Gruß,
Nassos
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Joseph
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Joseph »

Nassos hat geschrieben:Die Welt ist mit dem Menschen gefallen.
Korrekt...!
Aber ich habe irgendwie das Gefühl, die Sache ist verpufft
Verpufft...??????

Bild
Like this....? Diesen Sommer hier in BC.... puff, viele Häuser gingen puff....
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Nassos
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Nassos »

Joseph hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Die Welt ist mit dem Menschen gefallen.
Korrekt...!
Aber ich habe irgendwie das Gefühl, die Sache ist verpufft
Verpufft...??????

Bild
Like this....? Diesen Sommer hier in BC.... puff, viele Häuser gingen puff....
Mit verpufft meinte ich, ich habe den Eindruck, dass meine Recherche umsonst war. Aber vielleicht kommt ja noch was?
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Teutonius
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Teutonius »

Nein, Nassos, bei mir verpufft gar nichts.
Ich glaube aber nicht, daß der Mensch (auch nicht vor dem Sündenfall) von sich aus gut sein kann.
Müßte es nicht eher heißen: der Mensch ist von Gott als gut erschaffen worden (also von Gott aus gut), und hat diese Eigenschaft, Gottes Ebenbild zu sein) durch die erste Sünde verloren?
Der Mensch ist tatsache von Gott ab-gefallen: nicht nur räumlich (durch die Vertreibung aus Eden), sondern auch qualitativ ver-fallen, hinfällig und sterblich geworden, durch den Verlust nämlich von Gottes heilig-machender / heilender Nähe.

Inwiefern sich dieser Fall auf die Welt ausgewirkt hat kann ich nicht beurteilen.
Was meinst du (ihr Orthodoxen) mit Welt? Die Erdkugel? Dasgesamte Leben auf der Erde? Die Menschheit?
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Joseph
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Joseph »

Teutonius hat geschrieben: Was meinst du (ihr Orthodoxen) mit Welt? Die Erdkugel? Dasgesamte Leben auf der Erde? Die Menschheit?
Die gesamte Schöpfung....
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benli
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von benli »

Teutonius hat geschrieben:Nein, Nassos, bei mir verpufft gar nichts.
Ich glaube aber nicht, daß der Mensch (auch nicht vor dem Sündenfall) von sich aus gut sein kann.
Hallo,
nun, die Aussage am Ende der 'aktiven Schöpfungszeit' war: Und siehe, alles war sehr gut. Das umschliesst nach unserer Auffassung auch den Menschen. Nicht aus sich heraus gut (du sagst: von sich aus) sondern als Geschöpf, als 'Ergebnis' göttlichen Handelns. Mir ist schon einsichtig, dass das in westlichen an Augustinus geschulten und gewöhnten Ohren komisch und überheblich klingt. Wir machen aber eigentlich nur Ernst mit Gottes eigener Aussage: Es war alles sehr gut.
Teutonius hat geschrieben:Müßte es nicht eher heißen: der Mensch ist von Gott als gut erschaffen worden (also von Gott aus gut), und hat diese Eigenschaft, Gottes Ebenbild zu sein) durch die erste Sünde verloren?


Teil a: völlig d'accord. Teil b: wir haben diese Möglichkeit nicht völlig verloren. Das, was Gott sehr gut nannte wird nicht 'einfach' (durch unser aller Handeln) schlecht. Aber, es ist 'verschüttet'. Durch unser Handeln können wir nicht erreichen, Gottes Ebenbild zu werden, aber durch die Gnade Gottes können wir es. In unserem Denken ist nicht so sehr die 'Rechtfertigung' vor Gott im Blickpunkt sondern die 'Heiligung/Theosis'. In unseren Dogmatiken wirst du kaum den Begriff Rechtfertigung finden, da wir 'die rechte Stellung vor Gott' als Teil der Heiligung begreifen. Geheiligt werden wir aber nur durch die Gnade Gottes, nicht aus unserem Vermögen. Besser gesagt: Im Zusammenwirken unseres Willens und Handelns mit der Gnade Gottes (Synergia).
Teutonius hat geschrieben:Der Mensch ist tatsache von Gott ab-gefallen: nicht nur räumlich (durch die Vertreibung aus Eden), sondern auch qualitativ ver-fallen, hinfällig und sterblich geworden, durch den Verlust nämlich von Gottes heilig-machender / heilender Nähe.


D'accord, wenn du bitte durch all das Niedermachende hindurchhörst, dass Gott Sich nicht 'endgültig' von uns abgewendet hat, uns nicht völlig in der Sünde/dem Stand der Unberührbarkeit gelassen hat (denn eigentlich hat Gott mit der Sünde und folglich auch dem Sünder nichts zu schaffen) sondern 'im Grunde' doch noch die Möglichkeit des Hinwendens zu Gott besteht, als Möglichkeit und Prägesiegel Seiner Liebe. (Einer der sehr häufig in unseren Gebetn und Gottesdiensten gebrauchten 'Titel' für Gott ist: Du Menschenliebender). Weil Er uns doch als 'im Grunde sehr gut' erschuf. Daher können wir uns überhaupt Ihm zuwenden.
Teutonius hat geschrieben:Inwiefern sich dieser Fall auf die Welt ausgewirkt hat kann ich nicht beurteilen.
Was meinst du (ihr Orthodoxen) mit Welt? Die Erdkugel? Dasgesamte Leben auf der Erde? Die Menschheit?
Die Welt, oder sagen wir, um den zweiten Satz miteinzuschliessen die Schöpfung, sehen wir da als Einheit; sie ist mit uns gefallen. Und unsere Aufgabe ist es, sie Gott wiederzubringen. So verstehen wir das 'allgemeine Priestertum'. Wir sehen hier die Verantwortung des Menschen, die Liebe Gottes aktiv zu leben. Und das eben in der Verbindung mit der gesamten Schöpfung. Wir sehen es als wichtig an, dass wir als einzelne Gläubige Verantwortung auch für den Bruder/die Schwester mitübernehmen. Das was ich sündige hat Auswirkungen auf 'alles'. Bei uns gibt es eine griffige Formulierung: In die Hölle gehen wir einsam, aber in den Himmel nur mit allen Anderen gemeinsam. Als Kirche und Schöpfung.

Ich bin gespannt wie Nassos antworten wird
Einen gesegneten Tag wünscht
Benedikt

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Teutonius
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Teutonius »

Ist ja mal interessant!
Das die ganze Schöpfung durch die Sünde irgendwie gelitten hat, ist ja offensichtlich.
Könnte mir vorstellen, daß das auch kath. Lehre ist, habs aber noch nie so gehört...
Aber das "mit allen Anderen" stört mich auf Anhieb..., meinst du alle, die an Ihn glauben, alle Getauften / Erlösten, oder wirklich alle Menschen?
Auch die Formulierungen "verschüttet" oder "nicht völlig zerstört" verstehe ich nicht.
Entweder sind wir in Sünde gefallen odre nicht!?
Wenn wir gefallen sind, können wir Menschen nicht nach wie vor (sehr) gut sein, schon gar nicht von uns selbst aus?
(Nur weil ich es nicht verstehe, kann es natürlich trotzdem so sein ;)
fide & caritate

TillSchilling

Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von TillSchilling »

benli hat geschrieben:
Teutonius hat geschrieben:Nein, Nassos, bei mir verpufft gar nichts.
Ich glaube aber nicht, daß der Mensch (auch nicht vor dem Sündenfall) von sich aus gut sein kann.
Hallo,
nun, die Aussage am Ende der 'aktiven Schöpfungszeit' war: Und siehe, alles war sehr gut. Das umschliesst nach unserer Auffassung auch den Menschen. Nicht aus sich heraus gut (du sagst: von sich aus) sondern als Geschöpf, als 'Ergebnis' göttlichen Handelns. Mir ist schon einsichtig, dass das in westlichen an Augustinus geschulten und gewöhnten Ohren komisch und überheblich klingt. Wir machen aber eigentlich nur Ernst mit Gottes eigener Aussage: Es war alles sehr gut.
So ist es. Der Mensch vor dem Fall bedurfte nicht der speziellen Gnade Gottes zum Gutsein.
benli hat geschrieben:
Teutonius hat geschrieben:Müßte es nicht eher heißen: der Mensch ist von Gott als gut erschaffen worden (also von Gott aus gut), und hat diese Eigenschaft, Gottes Ebenbild zu sein) durch die erste Sünde verloren?


Teil a: völlig d'accord. Teil b: wir haben diese Möglichkeit nicht völlig verloren. Das, was Gott sehr gut nannte wird nicht 'einfach' (durch unser aller Handeln) schlecht. Aber, es ist 'verschüttet'. Durch unser Handeln können wir nicht erreichen, Gottes Ebenbild zu werden, aber durch die Gnade Gottes können wir es.
Wichtig ist hier: durch die Gnade Gottes. Was das Ausmass der Schlechtigkeit des gefallenen Menschen anbelangt, macht die Schrift deutliche Aussagen. Lasst uns die nicht verharmlosen.
benli hat geschrieben: In unserem Denken ist nicht so sehr die 'Rechtfertigung' vor Gott im Blickpunkt sondern die 'Heiligung/Theosis'. In unseren Dogmatiken wirst du kaum den Begriff Rechtfertigung finden, da wir 'die rechte Stellung vor Gott' als Teil der Heiligung begreifen.
Worin ihr irrt und von der Schrift abweicht, die a) sehr viel von Rechtfertigung im Sinne von Freisprechung von Schuld spricht und dieselbe sehr wohl fuer noetig haelt, aber b) auch verspricht dass Gott den Gottlosen rechtfertigt. Nicht den Heiligen. Und dass Gott das tut weil er Gott ist und sich in einem Bundesschluss dazu verflichtet hat. Einem Bundesschluss an dem der Mensch unbeteiligt ist. A covenant of promise not of works. Die Vergebung von Suenden und die Setzung des Menschen in 'die rechte Stellung vor Gott' ist ein Geschenk! Ein Geschenk kann man nur annehmen oder abweisen. Man kann es sich nicht verdienen, dann ist es kein Geschenk mehr.
benli hat geschrieben: Geheiligt werden wir aber nur durch die Gnade Gottes, nicht aus unserem Vermögen. Besser gesagt: Im Zusammenwirken unseres Willens und Handelns mit der Gnade Gottes (Synergia).
So ist es. Allerdings wird auch dieser Prozess von Gott selber vollendet werden. Ausserdem ist es SEHR, SEHR wichtig festzuhalten, dass der Prozess der Heiligung eine Folge der Rechtfertigung, d.h. der Erklaerung der Schuldlosigkeit, ist und nicht Teil derselben.
benli hat geschrieben:
Teutonius hat geschrieben:Der Mensch ist tatsache von Gott ab-gefallen: nicht nur räumlich (durch die Vertreibung aus Eden), sondern auch qualitativ ver-fallen, hinfällig und sterblich geworden, durch den Verlust nämlich von Gottes heilig-machender / heilender Nähe.


D'accord, wenn du bitte durch all das Niedermachende hindurchhörst, dass Gott Sich nicht 'endgültig' von uns abgewendet hat, uns nicht völlig in der Sünde/dem Stand der Unberührbarkeit gelassen hat (denn eigentlich hat Gott mit der Sünde und folglich auch dem Sünder nichts zu schaffen) sondern 'im Grunde' doch noch die Möglichkeit des Hinwendens zu Gott besteht, als Möglichkeit und Prägesiegel Seiner Liebe.
Gott hat nicht dem Suender die " Möglichkeit des Hinwendens zu Gott" gegeben, sondern Gott selber hat sich der Suenderwelt zugewandt und hat sie erloest. Es ist Gott der handelt, nicht der Mensch. Der Mensch kann nur empfangen, d.h. das Geschenk der vollbrachten, vollstaendigen Erloesung annehmen. Wobei auch diese Annahme selber eine Gnadenwirkung Gottes ist.

benli hat geschrieben: (Einer der sehr häufig in unseren Gebetn und Gottesdiensten gebrauchten 'Titel' für Gott ist: Du Menschenliebender). Weil Er uns doch als 'im Grunde sehr gut' erschuf. Daher können wir uns überhaupt Ihm zuwenden.
Und ein herrlicher Titel ist es! Gott ist wahrlich der Menschenliebende, der Heiland, der seine von ihm abgefallene Schoepfung nicht alleine laesst sondern sich ihr zuwendet und Teil ihrer selber wird. Deine Begruendung dieses Ehrentitels aber, die Gott nur zu einem Moeglichkeitmacher macht instatt ihn den Heiland sein zu lassen, finde ich blasphemisch.

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Teutonius
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Teutonius »

Der Mensch erlöst sich natürlich nicht selbst. Aber er muß Gottes Hinwendung auch erwidern, Sein Angebot auch tatsache annehmen! Also wird niemand ohne eigenes, aktives Zutun gerettet.
Ob dadurch Gottes Heilswerk geschmälert wird, weiß ich nicht, glaub ich aber auch nicht.
Wenn dir jemand einen Rettungsring zuwirft, du ihn erreichen kannst, es aber nicht tust, mindert das dann die gute Absicht?
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benli
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von benli »

Hallo, ich mag mich nicht so ungefragt in die Diskussion mit Nassos einmischen, aber eine Antwort mag ich schon auch geben.
Teutonius hat geschrieben:Ist ja mal interessant!
Das die ganze Schöpfung durch die Sünde irgendwie gelitten hat, ist ja offensichtlich.
Könnte mir vorstellen, daß das auch kath. Lehre ist, habs aber noch nie so gehört...
Das könnte ich mir auch gut vorstellen, denn der Hl Paulus schreibt ja auch recht deutlich, dass die gesamte Schöpfung seufzt und sich nach Erlösung sehnt.
Teutonius hat geschrieben:Aber das "mit allen Anderen" stört mich auf Anhieb..., meinst du alle, die an Ihn glauben, alle Getauften / Erlösten, oder wirklich alle Menschen?
Nun, Er schuf 'den Menschen' nach Seinem Bild. Kommt wieder 'Menschenkinder' heisst es. Im Gleichnis des Samariters bekommen wir erzählt, dass eine gute Tat unabhängig davon ist ob der Tuende zur 'richtigen Kirche' gehört oder nicht. Ein Ehebruch ist ein Ehebruch und 'die Tat an sich' ist ein Verstoss gegen Gottes Gebot, egal ob es ein Christ oder Atheist tut. (Dass das unterschiedlich bewertet wird steht auf einer anderen Seite des Buches). Wir alle sind Gottes Geschöpfe, auch der Ungläubige. Gott ist als 'Vater unser' auch ihr Vater wiewohl sie nichts von Ihm wissen wollen.. Und wir alle sollen nach Seinem Willen Erlöste werden.
Mit der Kirche ist das noch deutlicher. Wir sind Glieder an Seinem Leib, nicht 'Un-ab-hängige'. Unser Verständnis von Kirche ist nicht so sehr ein additives i.S.v. Ich und du und du und du usw, und wenn wir genug sind, dann sind wir als addierte Individuen Kirche (ich unterstelle dir da garnichts sondern so erlebte ich das als Protestant); sondern mehr ein 'organisches' . Als Bild eben: Eine Zelle im Organismus, die ohne den 'Rest' gar nichts dastellt. Wir stehen 'als Kirche' vor Gott, nicht als Individuen. Daher sind wir auch aneinander angewiesen und voneinander abhängig. (Ihr sollt eins sein wie auch ich und der Vater eins sind)
Teutonius hat geschrieben:Auch die Formulierungen "verschüttet" oder "nicht völlig zerstört" verstehe ich nicht. Entweder sind wir in Sünde gefallen oder nicht!?

Mein Gestammel soll andeuten, dass wir an dieser Stelle nicht so absolut denken wie es v.a. der Protestantismus tut. Nicht so im Sinne von schuldig/unschuldig und damit basta (im Sinne von statisch).
Das Bild in dem Gott uns erschuf ist trotz all unserer Vermüllung durch Sünde, Lieblosigkeit, Unglaube & Co immer noch in uns da. Trotz aller Gottesferne und willenhaften Sünde wird dieses 'Bild' nicht zerstört (und wird im Prozess der Theosis wieder 'freigelegt). Da haben wir ein etwas 'positiveres' Menschenbild als das übliche. Was nicht heisst, dass wir uns nicht ganz und gar unserer Gottesferne und Sündhaftigkeit aus eigenem Verschulden bewusst wären oder diese Tatsache verniedlichen würden
Teutonius hat geschrieben:Wenn wir gefallen sind, können wir Menschen nicht nach wie vor (sehr) gut sein, schon gar nicht von uns selbst aus?
(Nur weil ich es nicht verstehe, kann es natürlich trotzdem so sein ;)
Wir begreifen die Erlösung eher als Prozess und nicht als 'Urteil' im Schuldspruchsprozess. Und wir sind daran beteilligt. Ohne unser Ja und unser Zutun können wir nicht erlöst werden, aber, das versteht sich, wir von uns aus können es schon mal garnicht.
Falls dich das intersessiert; Bischof Kallistos Ware hat eine klitzekleines Büchlein dazu geschrieben: Mensch werden - an Gott teilhaben. Darin schreibt er auch über unser Herangehen an die Erbsünde.

Schönen Sonntag
Benedikt

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Joseph
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Joseph »

Amen, Brother...!
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Nassos
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Nassos »

Zwei Sachen sind falsch angekommen:

1.) Verpufft: hatte ich falsch angenommen. Teutonius, entschuldige hierfür. Ich würde die Mühe jederzeit wieder auf mich nehmen (aber bitte jetzt nicht absichtlich striezen ;-) ).

2.) "Diskussion mit Nassos": Mohoment mal! Ich trage doch die Erbsünde hier nicht alleine. Ich bin über jeden froh, der hier mitwirkt, immerhin ist mein Wissen sehr begrenzt.

Es ist so, wie benli es schon schrieb, ich habe da nicht mehr hinzuzufügen. Was mit dem Mensch fiel, ist die gesamte Schöpfung.

Was in den Himmel kommt, werden bestimmt nicht nur die "Angehörigen der richtigen Kirche" sein, sondern auch Seelen, die nie von Christus gehört haben (dazu gehören nicht nur die heute Lebenden). Sie werden jedoch blind sein, da sie nie das Licht der Taufe erhielten.

Ich glaube auch, dass der Philanthrop seine Schöpfung an sich als sehr gut erschuf. Aber was verstehen wir unter "sehr gut"? Ist der Versucher nicht auch in dem Sinne sehr gut, weil er uns die Möglichkeit gibt (mit üblen Methoden), uns an das Gute zu entsinnen? Und - Gott sei Dank - erlaubt ihm das Gott nur soweit, wie wir es verkraften können. Ansonsten wäre nichts mehr gut.
Konnte ich mich verständlich äußern? :panisch:
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