Doppelte Priesterweihe von Vater Sergius Heitz??

Ostkirchliche Themen.
Jonathan
Beiträge: 11
Registriert: Donnerstag 14. Februar 2008, 21:35

Doppelte Priesterweihe von Vater Sergius Heitz??

Beitrag von Jonathan »

Zu orthodoxen Theologie der Priesterweihe habe ich einige Fragen, deren Anworten ich leider auch nicht durch eine länger Suche nach entsprechenden Links bei Google finden konnte. Hier gibt es sicher kompetente Leute, die mir weiterhelfen können.

Es geht mir um das Problem, ob die Orthodoxie die Priesterweihe der Katholischen Kirchen anerkennt oder nicht. Bisher dachte ich, daß beide Kirchen gegenseitig die Priesterweihen als gültig anerkennen würden.

Auf der Webseite der Orthodoxen Fraternität habe ich vor einiger Zeit einen Nachruf auf Vater Sergius Heitz gelesen und war sehr überrascht, daß er sowohl einmal als Katholik von einem katholischen Bischof zum Priester als auch - nach seiner Konversion und Heirat - dann als Orthodoxer von einem russisch-orthodoxen Bischof zum Priester geweiht worden ist.

Nun möchte ich gerne wissen, ob die Orthodoxie, sofern man überhaupt so pauschal von Orthodoxie sprechen kann, die Priesterweihen und ggf. auch die anderen Sakramente der Kath. Kirche als solche anerkennt.

Vielen Dank für Eure Antworten.

Jonathan

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Beitrag von anneke6 »

Ich würde sagen: Nein.
Es ist bei der Orthodoxie nicht alles vereinheitlicht. Mancherorts wird die kath. (oder sonstige heterodoxe) Taufe anerkannt, mancherorts nicht. Unser Hieromonarch hat diese Sichtweise bereits einmal verdeutlicht. "Außerhalb der Kirche können keine Mysterien (i.e. Sakramente) gespendet werden". Robert hat heftig gegen die Vorstellung protestiert, daß das auch für die Taufe gelten soll.
Auch wenn ein Heterodoxer ohne erneute Taufe aufgenommen wird, wird er mit dem Myron gesalbt. (Also auch keine Anerkennung der Firmung!) Zum Sakrament der Ehe gibt es ebenfalls unterschiedliche Ansichten, da es nach orthodoxer Auffassung vom Priester gespendet wird und nicht von den Eheleuten selbst.
Unter diesen Umständen kann man davon ausgehen, daß ein kath. Priester, der orthodox wird, noch einmal geweiht werden muß. Wenn er nach Ansicht vieler Orthodoxer nicht einmal getauft ist, wie kann er dann Priester sein?

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Eskönnte sich ja auch um eine "sub conditione" Weihe gehandelt haben (aber eigentlich ja nicht, da er ja vorher heiratete.)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Beitrag von anneke6 »

Den Zusammenhang verstehe ich jetzt nicht…
(Ehe und konditionelle Priesterweihe)

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Nu, würde die gültige Priesterweihe schon angenommen (also nur mehr sub conditione geweiht worden), hätt er nicht heiraten können. MaW. Er war wohl aus orthodoxer Sicht kein Priester. gewesen
Zuletzt geändert von Linus am Sonntag 17. Februar 2008, 00:24, insgesamt 1-mal geändert.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Beitrag von anneke6 »

In der Tat, sorum macht das Sinn. Wenn er nun nun vor seiner röm-kath. Weihe geheiratet hätte (und so etwas kommt vor!), dann wäre es anders.

ieromonach
cum angelis psallat Domino
Beiträge: 542
Registriert: Montag 27. August 2007, 20:26
Kontaktdaten:

Die Sakristei

Beitrag von ieromonach »

Da ich P. Sergius H. kannte und viel mit ihm sprach kann ich folgendes sagen: Er hat keine Cherothesie erhalten sondern eine kanonische Cherotonie (Priesterweihe). Um den Altar (in St. Serge) wurde er vom damaligen Archimandriten (später Bischof von Meudon/Erzbischof von Düsseldorf) Alexis v. d. Mensbrughe geführt.
Grundsätzlich: Jeder Bischof (oder Synode) entscheidet durch Akribia (strenge) oder kat ikonomia (mit Nachsicht). P. Sergius H. hatte sich von Rom laisieren lassen und dann geheiratet. Er ist also als Laie in die Orthodoxie aufgenommen worden. Auch in Hellas, sowohl bei der "Kirche von Hellas als auch bei uns den sog. Altkal. wurden ehem. röm. kath. Priester getauft und erneut geweiht. Aber es ist keine allgemein verbindliche Regel. Alles dieses ist zu lesen im Pidalion (Steuermannsbuch).

Ich denke, wir sollten nicht weiter über diesen Fall sprechen, P. Serigius H. ist entschlafen und kann sich n icht mehr äußern.
+ P. Theodoros

Jonathan
Beiträge: 11
Registriert: Donnerstag 14. Februar 2008, 21:35

Beitrag von Jonathan »

Hallo Ihr Beiden,

für Eure Antworten danke ich. Nun ist mir einiges klarer geworden, was die Ökumene der Kath. Kirche mit der Orthodoxie betrifft.

Einerseits bewundere ich eine solche "harte" Position, andererseits kann ich mir kein ernsthaftes theologisches Argument dafür vorstellen, weswegen Sakramente von "Heterodoxen" nicht gültig sein können. Aber ich weiß, daß die orthodoxe Theologie die dogmatischen Begrifflichkeiten der Kath. Kirche ablehnt, weil sie aus den heidnischen griechischen Philosophien stammen (Aristoteles).

Jetzt erscheinen mir auch die Bemühungen von Benedikt XVI., die Ökumene mit der Orthodoxie zu intensiviern, in einem anderen Licht, denn er ist für die orthodoxen Patriarchen konsequenterweise ein Laie, der es vielleicht ehrlich meint, aber keine ernsthafter Gesprächspartner auf derselben Ebene.

@ P. Theodoros

Wie ich Sie anreden soll, weiß ich nicht, weil ich als Neuling noch nicht alle Gepflogenheit hier kenne, aber zu Ihrer Antwort hätte ich eine Rückfrage:

Was ist denn der genaue Unterschied zwischen einer Cherothesie und einer kanonischen Cherotonie? Bei Google konnte ich diese beiden Begriffe nicht finden.

Im übrigen möchte ich Ihnen noch mitteilen, daß es mir nicht um einen konkreten Fall geht, sondern daß meine Frage allgemein gestellt war. P. Sergius war nur der Anlaß für meine Frage.
Zuletzt geändert von Jonathan am Samstag 16. Februar 2008, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.

ieromonach
cum angelis psallat Domino
Beiträge: 542
Registriert: Montag 27. August 2007, 20:26
Kontaktdaten:

Die Sakristei

Beitrag von ieromonach »

Hallo Jonathan,
Deine Schlußfolgerungen sind falsch. Wie ich schon schrieb, die Orthodoxe Kirche handelt nicht generell. Wenn ein schismatischer Priester sich der o.K. anschließen möchte dann geschieht dieses erst einmal durch die Myronsalbung (bei den Russen nicht) und der Bischof kann ihn durch Cherothesie (das ist keine neue Priesterweihe sondern ein Gebet am Altar über den Priester und er wird von allen evtl. Mängeln hinsichlich der Weihe befreit.Cherothonie ist eine Priesterweihe. Der Papst von Rom ist für Orthodoxe im Schisma (umgekehrt wir für den Papst auch). Es ist letztlich immer eine Frage der Ekklesiologie.
Die Anerkennung von Weihen war auf beiden Seiten Jahrhunderte lang strittig. Wenn wir uns näher kennen und beide Partner ehrlich zueinander sind wird auch eine Lösung gefunden.Es sind n icht nur Kirchenrechtler die darüber befinden sondern da ist ja auch n och der Heilige Geist der führt.

+ Pater Theodoros

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Re: Die Sakristei

Beitrag von Linus »

ieromonach hat geschrieben:Cherothesie
kanonische Cherotonie
Kannst du das bitte in lateinische fachsprache übersetzen (also so daß wirs Römer verstehen.)? Elendes Babylon. Elende Sprachverwirrung.

Gute Nacht

Linus
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Re: Die Sakristei

Beitrag von Linus »

ieromonach hat geschrieben: Cherothesie (das ist keine neue Priesterweihe sondern ein Gebet am Altar über den Priester und er wird von allen evtl. Mängeln hinsichlich der Weihe befreit.
Ah Danke. Also "Sub conditione- Priesterweihe" (Also nur Vervollständigung dessen was zur rechtsgültigen Weihe fehlt, bzw. Erstweihe, wenn die mindestvoraussetzungen beim "Weiheversuch" gefehlt haben.)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

ieromonach
cum angelis psallat Domino
Beiträge: 542
Registriert: Montag 27. August 2007, 20:26
Kontaktdaten:

Die Sakristei

Beitrag von ieromonach »

Lieber Linus
leider kann nicht helfen weil ich die lateinischen Begriffe nicht kenn, bin ja auch kein Dogmatiker sondern ein nur ein Mönchspriester = homo simplex. + P.Theodoros

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Beitrag von anneke6 »

Auch ich bin kein Dogmatiker, und das als Römerin!
Die Spendung von Sakramenten sub conditione, also "unter Bedingung" wird dann verwendet, wenn nicht sicher ist, ob das Sakrament gespendet werden kann oder darf. Zum Beispiel kann die Krankensalbung nicht einem Verstorbenen gespendet werden. Wenn man nicht sicher ist, ob der Mensch bereits tot ist, kann der Betreffende gesalbt werden, unter der Bedingung, daß er noch lebt.
Katholiken kennen auch die konditionelle Taufe. Wenn man nicht weiß, ob der Betreffende getauft ist, oder man nicht so recht weiß, ob die vorhergehende Taufe gültig war, spricht der Taufspender: "Wenn Du noch nicht getauft bist, so taufe ich Dich…"
Ich denke, auf diese Weise drücken wir aus, daß wir die Vorschriften über das Spenden von Sakramenten ernst nehmen.

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

anneke6 hat geschrieben:Zum Beispiel kann die Krankensalbung nicht einem Verstorbenen gespendet werden.
Nein. Innerhalb einer halben Stunde nach dem letzen Atemzug ist immer möglich. Diese Frist kann bis auf eineinhalb Stunden ausgedehnt werden, wenn der Tod unvorhergesehen eingetreten ist. (Etwa Autofrontalcrash)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Simon
Beiträge: 578
Registriert: Montag 2. August 2004, 10:38
Wohnort: Graz

Beitrag von Simon »

http://uigo.cabanova.de/page12.html
Kann ein Toter die Krankensalbung empfangen ?

Grundsätzlich können Tote keine Sakramente empfangen, auch nicht die Krankensalbung. Da aber oft der genaue Zeitpunkt des Todes (vollkommene Trennung von Leib und Seele) nicht feststellbar ist, ist im Zweifelsfall dieses Sakrament zu spenden. Man spricht dann von einer bedingungsweisen Spendung der Krankensalbung. Es ist davon auszugehen, dass sich nach Eintritt des Herz- oder Gehirntodes die Seele nicht schlagartig, sondern langsam vom Körper trennt. So lange der Körper noch warm ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Seele noch nicht völlig getrennt ist. In diesem Zeitraum kann auch die Krankensalbung gespendet werden.
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Beitrag von anneke6 »

Linus hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Zum Beispiel kann die Krankensalbung nicht einem Verstorbenen gespendet werden.
Nein. Innerhalb einer halben Stunde nach dem letzen Atemzug ist immer möglich. Diese Frist kann bis auf eineinhalb Stunden ausgedehnt werden, wenn der Tod unvorhergesehen eingetreten ist. (Etwa Autofrontalcrash)
Das hatte mir ein Priester mal auch erzählt, aber ich habe es nicht so recht geglaubt, weil der so eine Menge erzählt hat.
Jener Priester sah das nämlich als Entschuldigung, nicht im letzten Moment zu einem Sterbenden hetzen zu müssen.

Jonathan
Beiträge: 11
Registriert: Donnerstag 14. Februar 2008, 21:35

Umgekehrte Fragestellung

Beitrag von Jonathan »

Hallo,

zuerst danke ich für die Antworten. Leider war ich falsch informiert und habe die Orthodoxie für wesentlich homogener gehalten als sie tatsächlich ist.

Nun würde mich aber auch die umgekehrte Frage interessieren: Erkennt die Kath. Kirche die Sakramente und die Weihen der Orthodoxie an. Da ich mich bezüglich der Position der orthodoxen Kirchen schon geirrt habe, möchte ich nun einen sachkundigen Leser bitten, mir auch eine kurze Antwort auf diese Frage zu geben.

@ P. Theodoros

Ich denke nicht, daß meine Schlußfolgerungen falsch sind, denn ich bin lediglich vom ungünstigsten Fall ausgegangen. Wie Du gesagt hast, da es keine einheitliche Haltung der Orthodoxie gibt, kann man das nur schwer einschätzen. Daher ist der ungünstigste Fall anzunehmen, zumal es auch in der Orthodoxie auch viele Gegner jeglicher Ökumene gibt.

Ich bitte Dich ferner, mir kurz zu erläutern, was das Pidalion (Steuermannsbuch) ist, denn auch mit google konnte ich hierzu nichts finden. Wenn Du einen Link zu einer Onlineausgabe mitteilen könntest, wäre ich dankbar.

Ein schönen Abend!

Jonathan

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Re: Umgekehrte Fragestellung

Beitrag von Linus »

Jonathan hat geschrieben:Nun würde mich aber auch die umgekehrte Frage interessieren: Erkennt die Kath. Kirche die Sakramente und die Weihen der Orthodoxie an.
Ja. Die Orthodoxe Kirche ist aus lateinischer Sicht katholisch. Wie weit das aber für innerostkirchliche Schismatiker/Häretiker giltt (Popvtsi, etwa) weiß ich nicht.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema