Lesungen aus dem alten Brevier

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Marion
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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2. Sonntag nach Ostern
Lesung 4-6
Predigt des hl. Papstes Leo
Geliebteste! Die Tage zwischen der Auferstehung und der Himmelfahrt des Herrn gingen nicht unbenutzt vorüber, während dieser Zeit wurden große Sakramente eingesetzt und große Geheimnisse geoffenbart. In diesen Tagen wurde die Furcht vor dem grausen Tode hinweggenommen und nicht nur die Unsterblichkeit der Seele, sondern auch des Leibes kundgetan. In diesen Tagen wurde durch die Anhauchung des Herrn der Heilige Geist allen Aposteln mitgeteilt und dem heiligen Petrus wurde vor allen anderen neben den Schlüsseln des Gottesreiches auch die Sorge für die Herde des Herrn anvertraut. In diesen Tagen gesellte sich der Herr als Dritter zu den beiden Jüngern auf dem Wege; um allen dunklen Zweifel uns zu nehmen, tadelte er sie wegen ihrer Angst und ihrer Zaghaftigkeit und Schwerfälligkeit. Als der Herr sie erleuchtete, da flammte in ihren Herzen der Glaube auf, und als er ihnen die Schrift erschloss, da wurden sie warm, während sie vorher so kalt gewesen. Als sie zu Tische saßen, da wurden ihnen beim Brotbrechen die Augen geöffnet. Da ward ihnen kund, wie hoch die Menschennatur erhoben worden; drum war es für sie ein größeres Glück, daß ihnen die Augen aufgingen, größer als für unsere Stammeltern, denen dabei nur die Schande zum Bewußtsein kam, den ihr Fall ihnen gebracht. Inmitten dieser und anderer Wundertaten schwankten die Jünger unschlüssig hin und her. Da erschien der Herr in ihrer Mitte und sprach: Friede sei mit euch! Damit sie nicht weiter glaubten, was sie in ihren Herzen dachten - meinten sie doch einen Geist zu sehen und keinen Leib -, darum verwies er ihnen ihre verkehrten Gedanken und hielt den Unschlüssigen die Kreuzesmale vor Augen, die er noch an seinen Händen und Füßen trug, und forderte sie auf, sie genauer zu betasten. Denn um die Wunden der ungläubigen Herzen zu heilen, dazu waren die Male der Nägel und der Lanze geblieben. Sie sollten nicht nur unter Schwanken glauben, sondern ganz sicher wissen und festhalten, daß dieselbe Menschennatur mit Gott dem Vater auf den Throne sitzen werde, die auch im Grabe gelegen hatte.

Lesung 7-9
Joh. 10, 11-16
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Geliebteste Brüder! In dem soebenen vorgelesenen Evangelium habt ihr vernommen, was ihr beherzigen sollt, aber auch welche Verantwortung wir tragen. Denn jener, der nicht aus Zufall, sondern seinem Wesen nach gut ist, sagt von sich selbst: Ich bin der gute Hirt. Und er fügt auch gleich ein Beispiel an, wie seine Güte sich zeigt, worin auch wir ihn nachahmen sollen: Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe. Er selbst hat getan, was er gelehrt hat; er hat wirklich gezeigt, was er geboten hat. Der gute Hirt hat sein Leben für seine Schafe hingegeben und er teilt uns in unserem Sakrament sein Fleisch und Blut mit und sättigt die Schafe, die er erkauft hat, mit der Speise seines eigenen Fleisches. So ist uns also der Weg gezeigt, den wir in der Verachtung des Todes wandeln, und das Vorbild ist aufgestellt, das wir in uns ausprägen sollen. Unsere erste Pflicht ist, unsere äußeren Güter mitleidsvoll für seine Schafe zu verwenden, die zweite, nötigenfalls auch unser Leben für diese Schafe zu opfern. Von der ersten geringeren Pflicht gelangt man zu der zweiten größeren. Da aber die Seele, durch die wir leben, unvergleichlich wertvoller ist als alle zeitliche Habe, die wir nur äußerlich besitzen, wann wird einer für seine Schafe sein Leben opfern, wenn er für sie nicht einmal zeitliche Güter hingibt? Und doch gibt es manche, die den irdischen Besitz mehr lieben als die Schäflein. Solche verdienen auch nicht den Namen eines Hirten; von ihnen heißt es anschließend; der Mietling aber, der kein Hirt ist, und dem die Schafe nicht angehören, sieht den Wolf kommen, verläßt die Schafe und flieht. Nicht Hirt, sondern Mietling wird der genannt, der die Schafe des Herrn nicht aus innerer Liebe, sondern nur Gewinnsucht weidet. Mietling nämlich ist der, welcher das Hirtenamt bekleidet, aber um das Heil der Seelen nicht besorgt ist, sondern nur zeitlichen Vorteilen nachjagt, der nur an äußeren Ehren Freude hat, sich mit zeitlichem Überfluß mästet und der ihm von den Menschen bezeugten Hochachtung sich glücklich fühlt.
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Marion
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ad-fontes hat geschrieben:
Freitag 28. April 2017, 15:11
In welchem Kapitel, in welchem Werk schreibt Philo über das Wirken des hl. Markus in Alexandrien?
Es ist wohl "De vita contemplativa"
Der christliche Kirchenhistoriker Eusebius von Cäsa-
rea ist in derThat der erste, der das Buch sicher kennt und
nennt und in seiner bis 324 laufenden Kirchengeschichte da-
rüber referiert. Er hat das Buch offenbar mit dem grössten
Interesse gelesen und mit wachsendem Erstaunen wahrge-
nommen, dass die Beschreibung des Lebens der Therapeuten
ein Gewebe von Zügen, von Grundsätzen, Gebräuchen und
Gewohnheiten ist, die ihm bekannt sind, und die er gerade
— 15 —
bei seinen eigenen Glaubensgenossen zu Hause findet.
Das Christentum der eigenen Gegenwart bietet Eusebius
zunächst den Schlüssel, um die ganze Erscheinung der The-
rapeuten zu verstehen und das Rätsel , das hier beim ersten
Blick vorzuliegen scheint, zu lösen. „Das Leben unserer
Asketen wird hier so genau als möglich beschrieben" er-
klärt Eusebius bereits am Beginn seiner Besprechung
von D. V. C, und auch im Weiteren ergreift er wieder-
holt die Gelegenheit, um auf die in die Augen springende
Uebereinstimmung zwischen Therapeuten und Christen
zu weisen. Immer wieder geben ihm die Gebräuche und
Gewohnheiten der Therapeuten, ihre asketischen und
contemplativen Uebungen, ihre Festfeiern u. s. w. Anlass
zu erklären: „Ich finde in diesen Worten Philos deut-
Uche und unwidersprechliche Anspielungen auf die
Cliristen" oder „Philo beschreibt das alles auf dieselbe
Weise, wie es jetzt noch allein bei uns im Gebrauch ist".
Da aber das Buch unter Philos Namen im Umlauf ist,
kommt Eusebius zu dem Schluss, dass hier das Leben
der ersten Christen aus der apostolischen Zeit beschrieben
sei.
https://archive.org/stream/derursprungd ... g_djvu.txt
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

Beitrag von Marion »

Hll. Apostel Philippus und Jakobus 1. Mai
Lesung 4-6

Philippus stammte aus Bethsaida; er war einer von den zwölf Aposteln, und zwar einer der ersten, die von Christus, dem Herrn, berufen wurden. Er brachte auch dem Nathanael die Kunde, daß der verheißene Messias erschienen sei, und führte ihn zum Herrn. Welches Vertrauen er bei Christus genoß, sehen wir daraus, daß einige Heiden, die den Heiland sehen wollten, sich an Philippus wandten und daß der Herr, als er die Menschenmenge in der Wüste speisen wollte, den Philippus fragte: Woher sollen wir Brot kaufen, daß diese essen? Nach der Herabkunft des Heiligen Geistes wurde ihm Skythien zur Verkündigung des Evangeliums zugewiesen; er bekehrte fast das ganze Volk zum christlichen Glauben. Zuletzt kam er nach Hierapolis in Phrygien und wurde dort um des Namens Christi willen ans Kreuz geschlagen und mit Steinen beworfen. Dies geschah am 1. Mai. Sein Leib wurde dort von den Christen bestattet. Später wurde er nach Rom überführt und zugleich mit dem Leib des heiligen Apostels Jakobus in der Basilika der zwölf Apostel beigesetzt. Jakobus war ein Verwandter des Herrn. Er hatte den Beinamen der Gerechte. Von Jugend an trank er keinen Wein und keine berauschenden Getränke, enthielt sich des Fleischgenusses, ließ sich nie das Haar schneiden, brauchte nie eine Salbe und nahm nie ein Bad. Ihm allein war es gestattet, in das Allerheiligste einzutreten. Er trug nur Leinenkleider; infolge seines ununterbrochenen Betens war die Haut an seinen Knien so hart geworden wie die von Kamelen. Nach der Himmelfahrt Christi wählten ihn die Apostel zum Bischof von Jerusalem. Ihm ließ auch der Apostelfürst mitteilen, daß er durch einen Engel aus dem Gefängnis befreit worden sei. Als auf dem Apostelkonzil zu Jerusalem Meinungsverschiedenheiten entstanden hinsichtlich der Verpflichtung des Gesetzes und der Beschneidung, schloß sich Jakobus der Ansicht des Petrus an und hielt an die Brüder auch eine Rede; darin legte er dar, wie auch die Heiden berufen seien, und trat dafür ein, man solle an die abwesenden Brüder schreiben, daß sie den Heiden das Joch des mosaischen Gesetzes nicht aufbürden dürften. Von ihm schreibt auch Paulus im Brief an die Galater: Einen anderen Apostel habe ich nicht gesehen, außer Jakobus, den Verwandten des Herrn. So groß war die Heiligkeit des Jakobus, daß sich die Leute nur so herandrängten, um den Saum seines Gewandes zu berühren. 30 Jahre lang leitete er ganz heiligmäßig seine Kirche und verkündete mit Ausdauer Christus, den Sohn Gottes. Im 96. Lebensjahre wurde er zuerst gesteinigt, dann auf die höchste Stelle des Tempels geführt und von da herabgestürzt. Mit zerschmetterten Gebeinen blieb er halbtot liegen; da erhob er seine Hände zum Himmel und betete zu Gott für seine Verfolger mit den Worten: Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Während er so betete, versetzte ihm ein Walker einen schweren Schlag mit einer Keule; so gab er seinen Geist auf. Es war im 7. Jahre der Regierung Neros. Er wurde neben dem Tempel, von dem er herabgestürzt worden war, bestattet. Er schrieb auch einen Brief, der zu den sieben katholischen Briefen gehört.

Lesung 7-9
Joh. 14, 1-13
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Brüder! Wir müssen in gesteigertem Maße unsere Aufmerksamkeit zu Gott hinwenden, damit wir die Worte des heiligen Evangeliums, die wir soeben gehört, auch im Geiste irgendwie erfassen. Der Herr Jesus sagt: Euer Herz betrübt sich nicht. Ihr glaubt an Gott; glaubt auch an mich! Damit sie als Menschen den Tod nicht fürchten und deshalb verwirrt werden, tröstet er sie und bezeugt ihnen, daß auch er Gott ist. Ihr glaubt doch an Gott, sagt er; glaubt auch an mich! Wenn ihr nämlich an Gott glaubt, dann müsst ihr folgerichtig auch an mich glauben. Das wäre nicht folgerichtig, wenn Christus nicht Gott wäre. Ihr glaubt doch an Gott; so glaubt auch an den, dem es seiner Natur nach zukommt, für den es keine Anmaßung ist, Gott gleich zu sein. Er hat sich selbst erniedrigt, aber er hat nicht die Wesenheit Gottes verloren, sondern nur die Knechtsgestalt dazu angenommen. Ihr seid in Furcht wegen des Sterbens dieser Knechtsgestalt; euer Herz betrübe sich nicht; die Gottesgestalt wird sie wieder zum Leben erwecken. Was soll aber der folgende Satz bedeuten: Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen? Sicher nur das, daß sie auch um sich selbst in Angst waren. Deshalb mussten sie hören: Euer Herz betrübe sich nicht. Wer sollte da auch nicht bange sein, als selbst dem Petrus, dem Mutigsten und Entschlossensten, gesagt wurde: Der Hahn wird nicht krähen, bevor du mich dreimal verleugnet hast. Weil es also den Anschein hatte, als würden sie zugrunde gehen, wenn er nicht mehr bei ihnen ist, darum waren sie mit Recht betrübt. Als sie aber hörten: Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch einen Ort zu bereiten; da atmeten sie wieder auf; da wurden sie mit Gewißheit und Zuversicht erfüllt, daß auch sie einst nach den Gefahren und Versuchungen mit Christus bei Gott weilen dürfen. Wenn auch auf Erden einer stärker, weiser, rechtschaffener, heiliger ist als der andere: Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Keiner von ihnen wird von dort ferngehalten werden, dort wird ein jeder entsprechend seinem Verdienst eine Wohnstätte finden.
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Hl. Bischof, Bekenner und Kirchenlehrer Athanasius 2. Mai

Lesung 4-6
Athanasius aus Alexandrien war ein feuriger Vorkämpfer für den katholischen Glauben. Vom Bischof Alexander von Alexandrien wurde er zum Diakon geweiht; später wurde er sein Nachfolger auf dem Bischofsstuhl. Schon vorher hatte er ihn zu der Kirchenversammlung von Nizäa begleitet. Dort widerlegte er die gottlose Lehre des Arius und zog sich damit einen solchen Haß vonseiten der Arianer zu, daß sie von da an nicht mehr aufhörten, ihn zu verfolgen. So beriefen sie nach Tyrus eine Versammlung von größtenteils arianischen Bischöfen und stifteten dort ein Weib an, den Athanasius zu beschuldigen, er habe sie, als er ihr Gast war, gewaltsam geschändet. Athanasius wurde also zu der Versammlung gerufen; der Priester Timotheus begleitete ihn. Dieser gab sich als Athanasius aus und sagte: Frau, ich bin bei dir eingekehrt? Ich habe dich vergewaltigt? Frech gab sie ihm zur Antwort: Ja, du hast mich vergewaltigt. Und sie bekräftigte diese Aussage mit einem Eid und beschwor die gerechten Richter, ein solches Verbrechen doch streng zu ahnden. So kam also der Betrug auf und das schamlose Weib konnte nichts mehr sagen. Die Arianer sprengten auch das Gerücht aus, Bischof Arsenius sei von Athanasius ermordet worden. In Wirklichkeit hielten sie ihn verborgen, zeigten aber vor Gericht die Hand eines Toten, und behaupteten, das sei die Hand des Arsenius, sie sei ihm von Athanasius zum Zwecke der Zauberei abgehauen worden. Doch in der Nacht konnte Arsenius entkommen und selbst vor die ganze Versammlung hintreten und das gemeine Treiben der Feinde des Athanasius aufdecken. Diese schrieben trotzdem das Ganze den Zauberkünsten des Athanasius zu und ließen nicht ab, ihn zu verfolgen. Er wurde also des Landes verwiesen und mußte zu Trier in Gallien als Verbannter leben. Auch unter dem Kaiser Konstantius, der den Arianern günstig gesinnt war, wurde er hin und her gehetzt und mußte ganz unglaubliche Leiden auf sich nehmen. Er durchwanderte einen großen Teil der Erde. Wiederholt wurde er von seiner Kirche vertrieben, doch jedesmal durfte er, sei es auf Anordnung des römischen Papstes Julius oder auf Verwenden des Kaisers Konstans, eines Bruders des Konstantius, oder auf Grund der Beschlüsse der Konzilien von Sardika und Jerusalem, wieder zurückkehren. Die Arianer aber blieben unversöhnlich. Um ihrer anhaltenden Wut auszuweichen und der höchsten Lebensgefahr zu entgehen, hielt er sich fünf Jahre lang in einem ausgetrockneten Brunnen verborgen. Nur ein Freund des Athaniasus wußte davon und brachte ihm heimlich die notwendige Nahrung. Nach dem Tode des Konstantius gestattete sein Nachfolger, Julian der Abtrünnige, den verbannten Bischöfen, zu ihren Kirchen zurückzukehren. So kam also auch Athanasius wieder nach Alexandrien, mit großen Ehren wurde er dort empfangen. Doch bald darauf mußte er wieder fliehen, da auf Betreiben der Arianer Julian ihn verfolgte. Als dessen Häscher hinter ihm her waren, um ihn zu töten, ließ er sein Schiff wenden, fuhr also absichtlich seinen Verfolgern entgegen. Sie fragten ihn, wie weit Athanasius von da weg sei; da gab er ihnen zur Antwort, er sei gar nicht weit weg. Daraufhin fuhren sie also in der entgegengesetzten Richtung weiter und Athanasius entkam. Er kehrte nach Alexandrien zurück und lebte dort verborgen bis zum Tode Julians. Kurz darauf brach ein neuer Sturm in Alexandrien aus und er mußte sich vier Monate lang in der Gruft seines Vaters verborgen halten. Nachdem er so vielen, großen Gefahren mit Gottes Hilfe entronnen war, starb er schließlich zu Alexandrien in seinem Bette unter der Regierung des Kaisers Valens. Im Leben und im Tode wurde er durch große Wunder verherrlicht. Er schrieb auch mehrere gediegene Bücher zur Verteidigung des katholischen Glaubens und leitete in ganz unruhiger Zeit 46 Jahre lang in trefflicher Weise die Kirche von Alexandrien.
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Auffindung des hl. Kreuzes 3. Mai

Lesung 4-6

Nachdem Kaiser Konstantin unter dem Zeichen des Kreuzes, das ihm am Himmel erschienen war, einen herrlichen Sieg über Maxentius errungen hatte, erhielt Helena, die Mutter Konstantins, im Traum die Weisung, das Kreuz des Herrn wieder aufzusuchen. Sie kam also nach Jerusalem und ließ hier die Marmorsäule der Venus umstürzen, die von den Heiden an der Stelle des Kreuzes errichtet worden war, um die Erinnerung an den Leidenstod Christi auszulöschen; sie hatte dort etwa 180 Jahre gestanden. Dasselbe tat sie bei der Krippe des Erlösers und an der Stätte seiner Auferstehung; dort ließ sie das Bild des Adonis, hier das des Jupiter entfernen. Nachdem so die Stätte des Kreuzes gereinigt war, grub man nach und fand in der Erde drei Kreuze und in einiger Entfernung davon die Inschrift, die am Kreuze des Herrn angebracht war. Doch konnte man nicht feststellen, an welchem von den dreien sie befestigt gewesen; da brachte ein Wunder die Lösung dieser Schwierigkeit. Nach innigem Gebete ließ Bischof Makarius von Jerusalem die drei Kreuze nacheinander einer schwerkranken Frau auflegen. Die beiden ersten brachten ihr keine Besserung, das dritte jedoch machte sie auf der Stelle gesund. Nachdem Helena das heilbringende Kreuz gefunden hatte, baute sie an der Stätte eine herrliche Kirche und ließ dort ein Stück des Kreuzes in silbernem Behälter zurück. Ein anderes Stück überbrachte sie ihrem Sohne Konstantin. Dieses wurde zu Rom in der Kirche des heiligen Kreuzes zu Jerusalem aufbewahrt, die in dem Palast des Sessorian erbaut wurde. Sie brachte ihrem Sohne auch die Nägel, mit denen der heiligste Leib Jesu Christi angeheftet war. Damals erließ Konstantin ein Gesetz, daß das Kreuz in Zukunft nicht mehr zur Hinrichtung eines Menschen verwendet werden dürfe. So wurde also das Kreuz, das früher für die Menschen etwas Schimpfliches, Schmachvolles war, nunmehr ein Gegenstand der Verehrung und des Ruhmes.

Lesung 7-8

Joh. 3, 1-15

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Nikodemus war einer von denen, die an den Namen Jesu glaubten, da sie die Zeichen und Wunder sahen, die er wirkte. Vorher nämlich heißt es: Als er am Osterfeste in Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen. Warum glaubten sie an seinen Namen? Es heißt weiter: Da sie die Zeichen und Wunder sahen, die er wirkte. Und was sagte er von Nikodemus? Es war ein Vorsteher der Juden, mit Namen Nikodemus. Dieser kam in der Nacht zu ihm und sprach: Meister, wir wissen, daß du ein Lehrer bist, der von Gott gekommen ist. Auch er also glaubte an seinen Namen. Und woher kam sein Glaube? Es heißt weiter: Niemand kann die Zeichen tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist. Wenn also Nikodemus einer von den vielen war, die an seinen Namen glaubten, so wollen wir gleich mit diesem Nikodemus nachsehen, warum Jesus sich ihnen nicht anvertraute. Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht wiedergeboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Jesus vertraut sich also denen an, die von neuem geboren werden. Seht, sie glaubten an ihn, doch Jesus vertraute sich ihnen nicht an. So ist es bei allen Taufkandidaten: Sie glauben schon an den Namen Christi, aber Jesu vertraut sich ihnen noch nicht an. Geliebte, merket auf und verstehet es wohl! Wenn wir einen Taufkandidaten fragen: Glaubst du an Christus? Da antwortet er: ich glaube; und er bezeichnet sich mit dem Kreuze Christi. Er trägt es an seiner Stirn und schämt sich nicht des Kreuzes seines Herrn. Seht, er glaubt an seinen Namen. Wenn wir ihn fragen: Genießt du das Fleisch des Menschensohnes und trinkst du sein Blut? Da versteht er nicht was wir sagen, weil Jesus sich ihm noch nicht anvertraut hat.
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Papst und Martyrer Alexander 3. Mai

Alexander aus Rom regierte die Kirche zur Zeit des Kaisers Hadrian. Er bekehrte einen großen Teil des römischen Adels zu Christus. Er bestimmte, daß nur Brot und Wein bei der heiligen Messe geopfert werden dürfe; der Wein soll mit Wasser gemischt werden zur Erinnerung an das Blut und das Wasser, das aus der Seite Jesu floß; im Kanon der Messe soll eingefügt werden: Der Tag vor seinem Leiden. Auch ordnete er an, daß geweihtes, mit Salz vermischtes Wasser stets in der Kirche vorrätig sein solle und, daß man es zu Hause verwenden solle zur Verscheuchung der bösen Geister. Er regierte 10 Jahre, 5 Monate und 20 Tage; durch sein heiliges Leben und durch seine heiligen Anordnungen machte er sich berühmt. Zusammen mit den Priestern Eventius und Theodolus wurde er mit dem Martyrium gekrönt und an der Nomentanischen Straße beigesetzt, beim dritten Meilenstein von Rom; an der selben Stelle war er auch enthauptet worden. Zu verschiedenen Zeiten weihte er im Monat Dezember 6 Priester, 2 Diakone und 5 Bischöfe für die verschiedenen Orte. Ihre Leiber wurden später nach Rom übertragen und in der Kirche der heiligen Sabina beigesetzt. Auf den gleichen Tag fällt auch der selige Tod des hl. Bischofs Juvenal von Narni. Durch seine Heiligkeit und Gelehrsamkeit gewann er in seiner Bischofsstadt sehr viele für Christus; auch wurde er durch Wunder verherrlicht; er entschlief im Frieden und wurde daselbst ehrenvoll bestattet.
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Hochfest des hl. Joseph Mittwoch in der 2. Woche nach der Oktav von Ostern

4. -6. Lesung
Predigt des hl. Bernardin von Siena
Bei allen besonderen Gnaden, die einem Menschen verliehen werden, gilt es als allgemeine Regel, daß, wenn Gott einmal einen zu etwas Besonderem oder zu einem höheren Stande erwählt, er ihm auch alle Gnaden gibt, die einer so bevorzugten Person zu ihrem Amte notwendig und vollkommen entsprechend sind. Das hat sich vor allem im heiligen Joseph bewahrheitet, dem Nährvater unseres Herrn Jesus Christus, dem wirklichen Gemahl der Königin der Welt und Herrin der Engel, der vom ewigen Vater als treusorgenden Ernährer und Beschützer seiner kostbarsten Kleinodien auserwählt wurde, seines Sohnes nämlich und seiner Braut. Er hat dieses Amt ganz treu erfüllt. Darum spricht auch der Herr zu ihm: Du guter und getreuer Knecht, geh ein in die Freude deines Herrn! Wenn du ihn in seinem Verhältnis zur ganzen Kirche Christi betrachtest, ist er da nicht der Auserwählte und Beauftragte, durch den und unter dessen Schutz Christus ordnungsgemäß und ehrbar in die Welt eintrat? Wenn also die ganze und heilige Kirche der jungfräulichen Mutter Dank schuldet, weil sie durch Maria Christus empfangen durfte, so schuldet sie sicher nach ihr auch Joseph besonderen Dank und Ehrfurcht. Denn er ist der Schlüssel zum alten Testament; in ihm haben die ehrwürdigen Patriarchen und Propheten die verheißene Frucht empfangen. Er ist der einzige, der wirklich besaß, was jenen durch Gottes Huld nur verheißen war. Sehr schön wurde er darum durch den Patriarchen Joseph vorgebildet, der dem Volke Getreide aufspeicherte. Aber er überragt ihn, weil er nicht nur den Ägyptern Brot zum leiblichen Leben, sondern allen auserwählten das Brot vom Himmel, das ewiges Leben spendet, mit großem Eifer dargereicht hat. Es ist gar nicht zu zweifeln, daß Christus das Zutrauen, die Ehrerbietung und die höchste Wertschätzung, die er ihm in seinem Erdenleben wie ein Sohn seinem Vater erwiesen hat, auch im Himmel ihm nicht verweigert, sondern im Gegenteil nur noch erhöht und vervollkommnet hat. Darum sagt der Herr an der erwähnten Stelle ganz recht: Geh ein in die Freude deines Herrn! Obwohl die Freude der ewigen Seligkeit in das Herz des Menschen eingeht, wollte dennoch der Herr zu ihm sagen: Geh ein in die Freude! Er wollte damit ganz fein andeuten, daß diese Freude nicht nur in seinem Inneren wohnt, sondern ihn von allen Seiten umgibt und umfängt, daß er darin, wie in einem tiefen Meer untertauchen kann. Denke also an uns, heiliger Joseph, und sei unser Fürsprecher bei ihm, der für deinen Sohn gehalten wurde; mach uns auch die heiligste Jungfrau, deine Braut geneigt; sie ist ja die Mutter dessen, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebt und als König herrscht in alle Ewigkeit.

Lesung 7 -9
Luk. 3, 21-23
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Offenbar sind die Worte: Er wurde für den Sohn Josephs gehalten, um derjenigen willen gesagt, die meinen, Jesus stammt von Joseph ab, so wie andere Menschen von ihren Vätern abstammen. Wer sich daran stößt, das Matthäus in absteigender Linie von David bis Joseph, der wird leicht merken, daß Joseph zwei Väter haben konnte, einem von dem er wirklich abstammte,und einen, von dem er an Kindesstatt angenommen war. Denn sehr alt ist der Brauch, jemand als Kind anzunehmen, auch im Volke Gottes; so konnte einer Söhne haben, denen er nicht selbst das Leben gegeben hatte. Man sieht also, daß Lukas als den Vater Josephs in seinem Evangelium den bezeichnet, von dem er nicht abstammte, sondern nur adoptiert war, und er zählte dann dessen Vorfahren bis zu David auf. Beide Evangelisten, Matthäus und Lukas, berichten doch sicher die Wahrheit; also muss einer von ihnen den Stammbaum des Vaters, der Joseph das Leben gab, im Auge haben; der andere aber den Stammbaum dessen, der ihn adoptierte. Von wem werden wir nun mit größerer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß er den Stammbaum des Adoptivaters aufstellt? Doch sicher von dem, der nicht ausdrücklich sagt, daß Joseph von dem stammt, dessen Sohn er genannt wird. Matthäus sagt aber: Von Abraham stammte Isaak ab, von Isaak stammte Jakob ab, und so weiter, bis er zuletzt sagt: Von Jakob aber stammte Joseph ab, dadurch ist deutlich genug zum Ausdruck gebracht, daß er die Geschlechterfolge nicht bis zum Adoptivvater, sondern bis zum wirklichen Vater Josephs aufführt. Und selbst wenn auch Lukas sagen würde, daß Joseph von Heli abstammt, so dürfte uns diese Ausdrucksweise doch nicht sonderlich verwirren; auch dann würden wir nichts anderes annehmen, als daß der eine Evangelist den wirklichen, leiblichenVater, der andere nur den Adoptivvater angeben wollte. Denn nicht mit Unrecht sagt man auch von einem, der einen Sohn angenommen hat, er sei sein Vater; zwar nicht dem Fleische nach, wohl aber was die Liebe angeht. So hat ja auch Gott, der uns Macht gab, seine Kinder zu werden, uns nicht aus seiner Natur und Wesenheit gezeugt wie seinen eingeborenen Sohn, sondern hat uns in Liebe zu Kindern angenommen.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Witwe Monika 4. Mai

Lesung 4-6
Monika war in zweifacher Hinsicht die Mutter des heiligen Augstinus; denn sie gebar ihn für die Welt und gewann ihn für den Himmel. Nach dem Tode ihres Gatten, den sie noch im hohen Alter für Jesus Christus gewann, lebte sie als Witwe keusch und rein und widmete sich den Werken der Nächstenliebe. Unablässig flehte sie unter Tränen zu Gott für ihren Sohn, der in die Sekte der Manichäer geraten war. Sie folgte ihm auch nach Mailand; häufig mahnte sie ihn, zu Bischof Ambrosius zu gehen. Er tat dies auch; durch die Predigten des Ambrosius und durch die Unterredungen mit ihm kam er zu der Überzeugung, daß der katholische Glaube der wahre ist, und ließ sich von Ambrosius taufen. Bald machten sie sich auf, um nach Afrika zurückzukehren. Zu Ostia am Tiber mußten sie sich länger aufhalten. Da wurde Monika vom Fieber gepackt. Während der Krankheit verlor sie eines Tages das Bewußtsein; als sie wieder zu sich kam, fragte sie: Wo war ich denn? Und die Umstehenden anschauend, sprach sie: Begrabt hier eure Mutter! Nur um eines bitte ich euch: Gedenket meiner am Altare des Herrn! Am 9. Tage gab die heilige Frau ihre Seele Gott zurück. Ihr Leib wurde daselbst in der Kirche der heiligen Aurea bestattet. Später, unter Papst Martin V., wurde er nach Rom übertragen und in der Kirche des heiligen Augustinus ehrenvoll beigesetzt. Nach der Schilderung des Todes seiner Mutter schreibt Augustinus weiter: Wir hielten es nicht für angebracht, unter Klagen und Weinen sie zu Grabe zu tragen; denn sie war nicht unglücklich und nicht für immer gestorben; daran hielten wir auf Grund ihres Lebenswandels in ungeheucheltem Glauben aus sicheren Gründen fest. Ich vergegenwärtigte mir allmählich wieder das Bild Deiner frommen Dienerin, ihren heiligen, vertrauten Umgang mit Dir, ihr liebreiches, sanftes Verhalten gegen uns, das nun auf einmal aufgehört hatte. Da mußte ich weinen um sie und für sie; und wer darin etwas Sündhaftes finden will, daß ich den Bruchteil einer Stunde um meine Mutter weinte, die nun für meine Augen tot war, die so viele Jahre um mich geweint hatte, damit ich vor ihren Augen lebe, der soll nicht lachen darüber, sondern er soll lieber, wenn er reich an Liebe ist, weinen über meine Sünden vor Dir, o Gott, der Du Vater aller bist, die Christi Brüder sind.

Lesung 7-9
Luk. 7, 11-16
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Über die Auferweckung dieses Jünglings freute sich seine Mutter, die Witwe; über die geistige Auferweckung von Menschen frohlockt alltäglich die Mutter Kirche. Jener war tot dem Leibe nach, diese sind es der Seele nach. Sein Tod war offensichtlich und wurde auch offensichtlich beweint; ihr Tod war unsichtbar und wurde nicht beachtet und nicht bemerkt. Doch er, der alle Toten kennt, hatte es bemerkt. Er allein wusste um sie, er, der die Macht hat, sie wieder lebendig zu machen. Denn wenn er nicht gekommen wäre, die Toten aufzuerwecken, würde der Apostel nicht sagen: Steh auf du Schläfer, erhebe dich vom Tode, auf daß Christus dich umstrahle. Von drei Toten wissen wir, daß der Herr sie sichtbar auferweckt hat, bei Tausenden hat er es unsichtbar getan. Wieviel Tote er in Wirklichkeit sichtbar auferweckt hat, wer weiß das? Denn nicht alles was er getan hat ist aufgezeichnet. Johannes sagt: Noch vieles andere hat Jesus gewirkt; wenn man das aufschreiben wollte, so glaube ich, würde die Welt die Bücher nicht fassen. Zweifellos wurden noch viele andere auferweckt, doch diese drei werden aus besonderen Gründen erwähnt. Unser Herr Jesus Christus wollte nämlich, das wir das, was er äußerlich wirkte, auch in geistigem Sinne verstehen. Denn er wirkte seine Wunder nicht um der Wunder willen, sondern er wollte, daß das was er wirkte, die Zuschauer zum staunen bringe und die Einsichtigen zur Erkenntnis der Wahrheit führe. Ganz ähnlich geht es einem, der in einem schön geschriebenen Buche die Buchstaben sieht, aber nicht lesen kann. Er lobt die Handschrift des Schreibers und bewundert die Schönheit der Schriftzüge, weiß aber nicht was sie bedeuten. Er lobt also nur, was er mit den Augen sieht, den Sinn versteht er nicht. Ein anderer lobt nicht nur die kunstvolle Schrift, sondern versteht auch den Inhalt; das ist der, der nicht blos sehen kann wie alle anderen, sondern der auch lesen kann; das kann einer nur, wenn er es gelernt hat. Genauso haben alle, welche die Wunder Christi sahen, aber nicht verstanden, was sie bedeuten und was sie den Einsichtigen sagen wollten, über das, was geschah, gestaunt; andere haben auch über das Geschehene gestaunt, aber sie haben auch seinen Sinn verstanden. Zu diesen letzteren müssen wir in der Schule Christi gehören.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Donnerstag in der Oktav des Hochfestes des hl. Joseph

Lesung 4-6
Aus der Predigt des hl. Bernardin von Siena
Zwischen Joseph und Maria bestand ein regelrechtes Ehebündnis; auf Gottes Eingebung hin war es geschlossen worden. In der Ehe kommt eine solche Herzenseinheit zustande, daß Gemahl und Gemahlin als eine Person gelten; das ist doch die höchste Einheit, die möglich ist. Kann man nun vernünftigerweise annehmen, daß der Heilige Geist mit dieser Jungfrau eine Seele verbunden hat, die ihr nicht vollkommen gleich kam an Tugend? Deshalb glaube ich, daß der hl. Joseph der Reinste war, was Jungfräulichkeit angeht, der Demütigste und Bescheidenste, daß er mehr als andere glühte vor Liebe und Hingabe an Gott, daß er am meisten fortgeschritten war in der Gottesschau. Die Jungfrau wusste auch, daß dieser ihr vom Heiligen Geiste als Gemahl gegeben war, als treuer Behüter ihrer Jungfräulichkeit, daß er mit ihr sich teilen sollte in der innigsten Liebe und hingebenden Sorge für das hohe, göttliche Kind; darum glaube ich auch, daß sie mit der ganzen Innigkeit ihres Hezens den hl. Joseph aufrichtig liebte. Joseph hatte eine ganz glühende Liebe zu Christus. Wer möchte leugnen, daß Christus ihm, wenn er ihn als Kind auf seinem Arme trug oder mit ihm redete, sei es als Kind oder als Jüngling, ganz unaussprechliche Empfindungen und Freude verlieh? Auch äußerlich bewirkte dies ja die Gnade Christi durch kindliche Blicke, Reden und Umarmungen. Wie oft hat er von ihm einen Kuss empfangen! Welche Freude war es für ihn, wenn er das Kind stammelnd ihn Vater nennen hörte! Welche Wonne, wenn er von ihm umarmt wurde! Stelle dir auch vor, mit welchem Mitgefühl er auf ihren Wanderungen das Jesuskind, als es schon etwas größer, wenn es von den Anstrengungen müde war, in seinem Schoße ausruhen ließ! Er fühlte sich ganz umgewandelt und mit aller Liebe zu ihm hingezogen, wie zu seinem liebsten Kind, das ihm seine jungfräuliche Gattin durch Wirkung des Heiligen Geistes geschenkt hatte. Deshalb sagte auch die kluge Mutter, die Josephs Herz durchschaut hatte, zu ihrem Jesusknaben, als sie ihn im Tempel wiederfand: Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Um dieses Wort zu verstehen, muß man bedenken, daß Christus zweierlei Gefühle empfand, Wonne und Leid. Weil der hl. Joseph an beiden Anteil haben durfte, deshalb nennt ihn die heilige Jungfrau mit besonderer Betonung Vater Christi. Nur an dieser Stelle nennt die Jungfrau Joseph den Vater Jesu, weil der Schmerz, den er über den Verlust Jesu empfand, seine wahrhaft väterliche Liebe gezeigt hatte. Wenn schon nach menschlichem, auch vor Gott gültigem Gesetze jemand ein fremdes Kind als sein eigen annehmen kann, dann muss umsomehr der Sohn Gottes, der dem hl. Joseph von seiner heiligen Gemahlin geheimnisvollerweise in ihrer jungfräulichen Ehe geschenkt wurde, der Sohn Josephs genannt und auch dafür gehalten werden, weil dieser solch väterliche Güte und solches Mitgefühl für den geliebten Jesus zeigte.

Lesung 7-9
Luk. 3, 21-23
Aus der Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Joseph war nicht der leibliche Vater Christi; aber deswegen durfte er doch sein Vater genannt werden; er wäre ja auch der Vater eines Kindes, das er von sonst jemand angenommen, das ihm nicht sein Weib geschenkt hätte. Zwar wurde Christus zuweilen auch für den Sohn Josephs gehalten, als ob er wirklich von ihm abstammen würde, doch nur von denen, die Marias Jungfräulichkeit nicht kannten. Lukas sagt: Jesus war, als er auftrat, etwa 30 Jahre alt und galt als der Sohn Josephs. Ebenso hat Lukas auch kein Bedenken getragen, nicht nur Maria als seine Mutter, sondern beide als seine Eltern zu bezeichnen; er sagt ja: Das Kind wuchs und erstarkte; es war voll Weisheit, und Gottes Wohlgefallen ruhte auf ihm. Seine Eltern gingen alljährlich nach Jerusalem zum Osterfeste. Doch niemand soll meinen, hier seien mit dem Worte Eltern seine Mutter und vielleicht blutsverwandte Marias gemeint. Denn was will er dazu sagen, daß Lukas selbst kurz vorher sagt: Sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde? Der Evangelist berichtet doch selbst, daß Christus nicht durch eine eheliche Gemeinschaft mit Joseph das Leben erhielt, sondern von Maria als Jungfrau geboren wurde; wie kann er nun Jesus seinen Vater nennen? Sicher deshalb, weil wir ihn schon aufgrund des bestehenden Ehebandes auch ohne fleischliche Verbindung als den Mann Marias betrachten. Deswegen ist er ja auch in viel tieferem Sinne der Vater Christi, da dieser von seiner Gattin geboren wurde, als wenn er ihn adoptiert hätte. Deswegen dürfte man, auch wenn man nachweisen könnte, daß Maria nicht aus Davids Stamm geboren war dennoch ruhig Christus als Sohn Davids bezeichnen, weil Joseph (der Sohn Davids) sein Vater genannt wird. Lukas zählt nicht zu Beginn seines Evangeliums, sondern nach der Taufe Christi die Ahnenreihe Jesu auf und zwar nicht in absteigender, sondern in aufsteigender Linie. Er wollte ihn als den Priester zur Vergebung der Sünden bezeichnen. Deshalb tut er es an der Stelle, wo eine Stimme vom Himmel ihn offenbarte, wo Johannes für ihn Zeugnis gab mit den Worten: Seht, dieser nimmt die Sünden der Welt hinweg. Bei seiner Aufzählung geht er über Abraham hinaus und gelangt zu Gott, mit dem wir durch Reinigung und Sühne versöhnt werden. Mit Recht nahm er auch das erste Beispiel einer Annahme an Kindesstatt in seine Reihe auf; wir werden ja auch auf diese Weise zu Kindern Gottes, wenn wir an den Sohn Gottes glauben. So zeigt er zur Genüge, daß er nicht deshalb Joseph als Sohn Helis bezeichnet hat, weil dieser sein leiblicher Vater war, sondern weil er von ihm adoptiert war. Er nannte nämlich sogar Adam einen Sohn Gottes; dieser erhielt wohl von Gott das Leben, aber nur durch die Gnade, die er später durch die Sünde allerdings wieder verlor, und wurde so gleichsam als Sohn Gottes in das Paradies gesetzt.
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Hl. Papst und Bekenner Pius V. 5. Mai

Pius wurde in dem Städtchen Bosco in der Lombardei geboren; er stammte aber aus Bologna aus der Adelsfamilie Ghislieri. Mit 14 Jahren trat er in den Dominikanerorden ein. Er besaß eine wunderbare Geduld und eine tiefe Demut; er lebte äußerst strenge, betete ständig und glühte vor Eifer für die Ordenszucht und für die Ehre Gottes. Er studierte Philosophie und Theologie und zeichnete sich dabei so aus, daß er das Amt eines Lehrers mit größtem Beifall viele Jahre lang ausüben durfte. An vielen Orten predigte er zur größten Erbauung seiner Zuhörer. Lange Zeit verwaltete er mit unbeugsamem Mute das Amt eines Inquisitors und bewahrte selbst unter Lebensgefahr viele Städte vor der damals immer mehr um sich greifenden Irrlehre. Wegen seiner ausgezeichneten Tugenden wurde er von Paul IV., der ihn sehr schätzte, zum Bischof von Nepi und Sutri ernannt und nach zwei Jahren unter die Kardinalpriester der römischen Kirche aufgenommen. Von Pius IV. wurde ihm die Diözese Mondovi in Oberitalien übertragen; als er sah, daß dort viele Mißbräuche sich eingeschlichen hatten, visitierte er zuerst die ganze Diözese. Als alles geordnet war, kehrte er nach Rom zurück. Hier wurde er mit wichtigen Geschäften betraut; mit apostolischem Freimut und mit Energie führte er durch, was recht war. Nach dem Tode Pius' wurde er gegen alle Erwartung zum Papst gewählt. Doch damit änderte er nicht das Geringste an seiner Lebensweise, nur die äußere Kleidung. Er war allezeit auf die Ausbreitung des Glaubens bedacht und arbeitete unermüdlich an der Verbesserung der kirchlichen Zucht; rastlos war er bemüht, die Irrlehren auszurotten; unerschöpflich war seine Mildtätigkeit gegen Arme und Notleidende, unbeugsam seine Energie, wenn es galt, die Rechte des Apostolischen Stuhles zu verteidigen. Gegen den Türkenherrscher Selim, der schon viele Siege errungen hatte und immer übermütiger wurde, rüstete er eine große Flotte aus und besiegte ihn bei den echinadischen Inseln, nicht so sehr mit Hilfe der Waffen als duch sein inbrünstiges Gebet. Durch Offenbarung Gottes erfuhr er von diesem Sieg in dereselben Stunde, in der er errungen wurde, und teilte es seinen Vertrauten mit. Als er eben ein neues Unternehmen gegen die Türken vorbereiten wollte, fiel er in eine schwere Krankheit. Mit größter Geduld ertrug er die heftigen Schmerzen. Als er sein Ende nahen fühlte, empfing er die heiligen Sakramente und gab friedlich Gott seine Seele zurück im Jahre 1572, im Alter von 68 Jahren. 6 Jahre, 3 Monate und 28 Tage war er Papst gewesen. Sein Leib ruht in der Basilika St. Maria bei der Krippe und wird dort von den Gläubigen viel verehrt. Auf seine Fürbitte hin wirkte Gott viele Wunder. Nach genauer Untersuchung dieser Wunder wurde er von Papst Klemens XI. in die Zahl der Heiligen aufgenommen.
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Freitag in der Oktav des Hochfestes des hl. Joseph

Lesung 4-6
Predigt des hl. Johannes Chrysostomus

Im Altertum war es vielfach Sitte, daß die Braut im Hause des Bräutigams lebte. So wohnte auch Maria mit ihrem Bräutigam zusammen. Warum hat die Jungfrau nicht schon vor ihrer Verlobung empfangen? Sicherlich, damit das hohe Geheimnis vorläufig den Menschen verborgen blieb und die Jungfrau vor jedem falschen Verdacht sicher war. Denn wenn man sieht, wie Joseph, der doch mit Recht hätte eifersüchtig werden können, seine Braut nicht verstößt und sie nicht der Schande überläßt, vielmehr sie in sein Haus aufnimmt und auch noch nach der Empfängnis für sie sorgt, da wird einem doch klar, daß er genau wußte, daß ihre Empfängnis vom Heiligen Geist gewirkt war; denn sonst hätte er sie niemals bei sich behalten und wäre ihr nicht in allen Dingen behilflich gewesen. Joseph aber, der gerecht war und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, gedachte, sie heimlich zu entlassen. Nachdem der Evangelist gesagt hat, daß die Empfängnis durch den Heiligen Geist geschehen sei, ohne jede eheliche Gemeinschaft, bestätigte er das gesagte auf andere Weise. Es sollte nämlich niemand sagen: Wie kann man das beweisen? Wer hat es gesehen? Wer hat jemals etwas ähnliches gehört? Und es sollte niemand meinen, der Evangelist habe das alles erdichtet, um bei seinem Meister gut zu stehen. Deshalb führte er den Joseph an, der aus eigener Erfahrung das Gesagte bestätigen kann. Der Evangelist will damit gleichsam sagen: Wenn du mir nicht glaubst und mein Zeugnis dir vielleicht verdächtig vorkommt, dann glaub doch wenigstens dem Gatten. Es heißt nämlich: Joseph, ihr Gatte, war gerecht. Gerecht ist hier, sowie in jeder Beziehung vollkommen. Da er also gerecht, d.h. ein braver, guter Mann war, gedachte er, sie heimlich zu entlassen. Der Evangelist berichtet, was geschah, bevor Joseph den Sachverhalt kannte, damit du umso eher glaubst, was nachher geschah. Wenn Maria wirklich so gewesen wäre, wie der Verdacht es nahelegte, dann hätte sie nicht nur öffentlich bloßgestellt, sondern auch nach dem Gesetze bestraft zu werden verdient; doch Joseph wollte sie nicht nur vor der Strafe retten, sondern sie nicht einmal in Verlegenheit bringen. Da siehst du also, wie dieser edeldenkende Mann frei war von tyrannischer Leidenschaft. Dabei konnte man nicht einmal mehr von einem blosen Verdacht reden, wo doch ihr Äußeres schon den Gedanken nahelegte, daß es wirklich so sei. Aber dieser Mann war von jeder Leidenschaft frei ud er wollte der Jungfrau nicht einmal das geringste Leid zufügen. Wohl lebte er noch unter dem Gesetze und doch dachte er schon höher als das Gesetz. Beim Herannahen der Gnade mußten auch Beispiele höherer Tugend aufleuchten.

Lesung 7-9
Luk. 3, 21-23

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Über den Wassern des Jordan erscholl vom Himmel die Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe. Die gleiche Stimme erscholl auch auf dem Berge. Wenn auch damals erst diese Stimme vom Himmel erscholl, so war er doch auch vorher schon der Sohn Gottes. Denn er hat aus der Jungfrau Knechtsgestalt angenommen; von Natur aus aber war er Gott gleich und hielt es nicht für Raub, Gott gleich zu sein. Der Apostel Paulus sagt auch noch an einer anderen Stelle ganz deutlich: Als aber die Fülle der Zeiten gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, der vom Weibe geboren und dem Gesetze unterworfen war; er sollte die unter dem Gesetze stehenden erlösen, damit wir die annahme der Kindschaft empfingen. Er ist also Sohn Gottes; seiner Gottheit nach ist er der Herr Davids, dem Fleische nach aber ist er sein Nachkomme, der Sohn Davids. Wenn uns der Glaube daran nichts nützen würde, dann würde es der Apostel nicht ausdrücklich dem Timotheus gegenüber betonen: Denk daran, daß Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, er, der von David abstammt; das ist mein Evangelium. Warum soll es also einen, der am heiligen Evangelium festhält, beunruhigen, daß Christus ohne Mitwirkung Josephs aus der Jungfrau geboren wurde und dennoch der Sohn Davids genannt wird, wo doch der Evangelist Matthäus nicht die Ahnenreihe Marias sondern Josephs aufführt? Das geschieht erstens, weil der Mannn Marias als Mann besonders zu ehren war; wenn er auch mit ihr nicht in ehelicher Gemeinschaft lebte, so war er doch ihr Gatte; denn Matthäus selbst berichtet, Maria sei vom Engel Josephs Gattin genannt worden; ebenso erzählt er aber auch, sie habe vom Heiligen Geist empfangen. Ein und derselbe Evangelist berichtet also beides, betont beides, einerseits, daß Joseph der Mann Mariens und daß die Mutter Christi Jungfrau ist, andererseits, daß Christus aus dem Geschlechte Davids stammt und daß auch Joseph zu den Vorfahren Christi aus dem Geschlechte Davids gehört; was bleibt da anderes übrig als anzunehmen, daß auch Maria aus dem Hause Davids stammt und daß sie wegen ihres Geschlechtes und ihrer Seelenverwandschaft nicht mit Unrecht die Gattin Josephs genannt wird? Und auch Joseph durfte vor allem wegen seiner Manneswürde bei der Aufstellung der Geschlechterreihe nicht übergangen werden, damit es nicht den Anschein erwecke, als gehöre er nicht zu der Frau, mit der ihn die geistige Liebe verband.
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Hl. Apostel und Evangelist Johannes vor dem lateinischen Tore 6. Mai

Lesung 4-6
Aus dem Buche des heiligen Priesters Hieronymus gegen Jovinian

Der Apostel Johannes war einer von den Jüngern des Herrn, und zwar soll er der jüngste von den Aposteln gewesen sein. Jungfräulich war er, als Christus ihn zu seiner Nachfolge berief, und jungfräulich blieb er auch, darum wurde er auch vom Herrn inniger als die anderen geliebt und durfte an Jesu Brust ruhen. Was Petrus, der verheiratet war, nicht zu fragen wagte, das sagte er Johannes, damit er frage. Nach der Auferstehung, als Maria Magdalena die Nachricht brachte, der Herr sei auferstanden, liefen sie miteinander zum Grabe; doch Johannes kam Petrus zuvor. Als sie auf dem Schiffe waren, um im See Genesareth zu fischen, stand Jesus am Ufer; die Apostel wußten nicht wer es war. Nur der jungfräuliche Johannes erkannte den jungfräulichen Heiland und sprach zu Petrus: Es ist der Herr. Johannes war Apostel, Evangelist und Prophet: ein Apostel, denn er schrieb an die Kirchen als ihr Lehrer; ein Evangelist, denn er verfaßte ein Evangelium; außer Matthäus hat dies sonst kein Apostel getan; ein Prophet, denn auf der Insel Patmos, wohin er von Kaiser Domitian wegen des Zeugnisses für den Herrn verbannt wurde, schaute er die geheime Offenbarung, die unzählige Weissagungen über die Zukunft enthält. Tertullian berichtet auch, daß er zu Rom in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen wurde und daß er blühender und kräftiger als zuvor wieder herauskam. Auch sein Evangelium unterscheidet sich sehr von den anderen. Matthäus beginnt, wie wenn es sich um einen gewöhnlichen Menschen handelte, mit den Worten: Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Lukas fängt mit dem Priesterdienst des Zacharias an, Markus mit der Weissagung des Malachias und des Isaias. Der erste hat das Sinnbild eines Menschen wegen des Stammbaumes, der zweite einen Stier wegen des Priestertums, der dritte einen Löwen wegen der Stimme des Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet eben seine Pfade. Johannes aber schwingt sich wie ein Adler empor, dringt bis zum ewigen Vater vor und beginnt: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.


Lesung 7-9
Matth. 20, 20-23
Auslegung des hl. Priesters Hieronymus
Woher mag wohl die Mutter der Söhne des Zebedäus den Gedanken vom Königreiche gehabt haben, daß sie für ihre Söhne und Ehre und Herrlichkeit bat, gerade in dem Augenblick, als der Herr sprach: Der Menschensohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden; diese werden ihn zun Tode verurteilen, den Heiden übergeben zur Verspottung, zur Geißelung und zur Kreuzigung. Damit kündigte er doch seinen Jüngern sein schmachvolles Leiden an. Ich glaube, sie tat es deshalb, weil der Herr dann am Schluß angefügt hat: Und nach drei Tagen wird er wieder auferstehen. Die Frau glaubte wohl, nach der Auferstehung werde er sogleich seine Herrschaft aufrichten, und das, was für die zweite Ankunft Christi vorausgesagt ist, werde dann schon bei der ersten in Erfüllung gehen. Und in echter weiblicher Gier hängt sie sich an das Gegenwärtige, ohne an das Künftige zu denken. Die Mutter sprach die Bitte aus, der Herr wußte aber, daß die Bitte aus dem Herzen der Söhne gekommen war, und sagte deshalb zu den Jüngern: Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? In der Heiligen Schrift ist der Kelch ein Bild des Leidens, entsprechend dem Worte: Vater wenn es möglich ist, laß diesen Kelch an mir vorüber gehen; und im Psalm heißt es: Was könnte ich dem Herrn vergelten, was alles er an mir getan? Den Kelch des Heiles will ich nehmen, anrufen Gottes Namen. Und anschließend sagte er: Kostbar ist es in den Augen des Herrn, wenn seine Heiligen sterben. Es erhebt sich nun die Frage, in welcher Weise Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, den Kelch des Martyriums getrunken ahben. Die Heilige Schrift berichtet nur vom Apostel Jakobus, daß er von Herodes enthauptet wurde: Johannes ist jedoch eines natürlichen Todes gestorben. Wenn wir aber in der Kirchengeschichte lesen, daß Johannes wegen des Bekenntnisses Christi in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen wurde, daß er daraus wieder hervorging als Kämpfer Christi um die Siegeskrone entgegenzuzehmen, daß er hierauf auf die Insel Patmos verbannt wurde, so sehen wir, daß ihm der Mut zum Martyrium nicht fehlte und daß er auch den Kelch des Zeugnisses trank, wie ihn schon die drei Jünglinge im Feuerofen getrunken haben, obwohl der Verfolger ihr Blut nicht vergoß.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Samstag in der Oktav des Hochfestes des hl. Joseph

Lesung 4-6
Aus der Predigt des hl. Johannes Chrysostomus
Joseph, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria, deine Gattin, zu dir zu nehmen. Was soll das heißen: zu sich nehmen? Doch sicherlich: bei sich behalten. Denn im Geiste hatte er sich schon von ihr losgesagt. Du sollst die Entlassene zurückbehalten, heißt es, denn Gott verbindet sie mit dir, nicht deine Eltern. Er gibt sie dir, nicht zu einer vollkommenen ehelichen Gemeinschaft, wohl aber um mit ihr zusammenzuleben in einer und derselben Wohnung, und zwar jetzt durch mein Wort. Denn so wie Christus später seine Mutter dem Jünger anvertraut, so übergibt sie jetzt der Engel dem Bräutigam. Sie soll an ihm nur einen Beistand haben, ohne einen wirklichen Ehebund. Alsdann gibt er in seiner, ehrbaren Weise Aufklärung über ihre Empfängnis und nimmt damit jeglichen Verdacht hinweg. Sie wurde, sagt er, durch keinen unerlaubten Umgang geschändet, sondern wurde auf ungewohnte, übernatürliche Weise Mutter. Sei also nicht traurig ob dieser glückbringenden Empfängnis deiner Braut, vielmehr jauchze in höchster Freude; denn was sie empfangen hat, das ist vom Heiligen Geiste. Sie wird einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Wenn es auch das Werk des Heiligen Geistes ist, so sollst du doch nicht von der Mitwirkung bei diesem großen Geschehen ausgeschlossen sein. Denn wenn du auch keinen Anteil hast an dieser Empfängnis, sie ist ja unversehrt Jungfrau geblieben, so überlasse ich dir doch gerne das Recht, das jedem Vater zusteht, dem Kind den Namen zu geben; dadurch erleidet ja auch der Würde der Jungfrau in keiner Weise einen Eintrag. Du sollst ihn also zuerst mit Namen nennen. Wenn es auch nicht dein Kind ist, so sollst du doch wie ein Vater dafür sorgen, und darum knüpfe ich schon in dem Augenblick, wo du ihm den Namen gibst, ein Band zwischen dir und ihm. Damit aber keiner ihn deswegen für den Vater des Kindes halte, sagt er: Sie wird einen Sohn gebären. Er sagt nicht: Sie wird dir einen Sohn gebären; er spricht vielmehr ganz unbestimmt und allgemein. Denn Maria hat Christus nicht ihm, sondern der ganzen Welt geboren. Deshalb berichtet auch der Evangelist, daß ein Engel Jesu Namen vom Himmel gebracht hat; auch durch den Hinweis darauf, daß sein Name von Gott durch einen Engel dem Joseph mitgeteilt wurde, will er andeuten, daß es sich um eine ganz wunderbare Geburt handelt. Auch der Name selbst wurde nicht ohne Bedeutung gewählt; er enthält sicher unzählbare, kostbare Schätze. Darum erklärte ihn auch der Engel näher, um dem Joseph in seiner Niedergeschlagenheit wieder Mut zu machen. Zugleich lädt er ihn damit ein, seinen Worten Glauben zu schenken. Wir lassen uns ja leicht gewinnen für etwas, was uns angenehm ist, und schenken günstige Nachrichten schneller Glauben. Er sagt also: Er wird sein Volk erlösen von seinen Sünden. Eine ganz neue segensreiche Tätigkeit wird da erwähnt. Nicht von sichtbaren Feinden, nicht vom Schwert der Barbaren, sondern noch viel mehr, von der Sünde soll sein Volk erlöst werden. Das hat bis dahin noch kein Mensch fertiggebracht.

7.- 9. Lesung
Luk 3, 21-23
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius
Niemand darf sich daran stoßen, daß geschrieben steht: Er galt als Sohn Josephs. Ganz richtig heißt es: Er galt; denn der Natur nach war er es nicht; er galt als Sohn Josephs, weil Maria, die mit Joseph als ihrem Gatten verlobt war, ihn geboren hatte. Es heißt ja auch: Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns Joseph? Ich habe früher schon dargelegt, warum unser Herr und Heiland von einer Jungfrau, und zwar von einer Verlobten, gerade zur Zeit der Volkszählung geboren werden wollte. Nun liegt es nahe, auch einmal davon zu reden, warum er einen Handwerker sich zum Vater wählte. Er wollte nämlich darauf hinweisen, daß sein Vater der große Werkmeister ist, der die ganze Welt gebildet hat. Wohl darf man Menschliches nicht mit Göttlichem vergleichen; und doch ist der Vergleich ganz treffend; denn der Vater Christi wirkt im Feuer und im Geiste; wie ein tüchtiger Zimmermann der Seelen haut er unsere Fehler überall weg, legt schnell die Axt an die unfruchtbaren Bäume, hackt die unbrauchbaren Zweige ab, kräftige Stämme dagegen verwendet er zu großen Werken, er schmilzt die harten Herzen im Feuer des Geistes und formt alle Menschen je nach ihrer Eignung, so wie er sie braucht. Warum der Stammbaum Josephs aufgezeichnet wird, nicht der Marias, wo doch Maria durch Mitwirkung des Heiligen Geistes Christus geboren hat und Joseph an der Geburt des Herrn ganz unbeteiligt war, darüber können wir uns nur dann Gedanken machen, wenn wir die Gepflogenheit der Heiligen Schrift nicht kennen, die stets nach der Abstammung des Mannes fragt. Nach dem Mann wird immer gefragt; er vertritt auch im Senat und in anderen staatlichen Körperschaften die Würde des Geschlechts. Wie unschön wäre es, wenn statt des Stammbaumes des Mannes der der Frau aufgestellt würde! Das würde ja den Anschein erwecken, als habe er, der allen Völkern verkündet werden sollte, keinen Vater gehabt. Überall wird doch die Familie durch die Geschlechterreihe des Vaters bestimmt. Wundere dich also nicht, daß die Abstammung Josephs aufgezeichnet wurde. Christus wurde als Mensch geboren und musste sich darum auch der Sitten der Menschen sich anpassen; er kam in diese Welt, mußte also auch, so wie es in der Welt üblich ist, beschrieben werden. Besonders aber geschieht dies, da mit dem Stammbaum Josephs auch der Marias gegeben ist. Wir müssen noch kurz erklären, warum der hl. Matthäus den Stammbaum Christi mit Abraham beginnt, während Lukas mit Christus beginnt und die Reihe bis zu Gott zurückführt. Lukas glaubte den Ursprung Christi bis auf Gott zurückführen zu müssen, weil Gott der wirkliche Vater Christi ist, sei es als Vater im Sinne wirklicher Zeugung, sei es als Urheber der geheimnisvollen Begnadung im Bade der Wiedergeburt. Darum hat er auch nicht gleich am Anfang den Stammbaum angeführt, sondern erst nach Schilderung seiner Taufe; da wollte er im Anschluß an die Taufe Gott als den Ursprung von allem darstellen. Da zeigte er, daß Christus in jeder Beziehung unmittelbar von Gott stammt, daß er seinem Wesen, der in ihm wohnende Gnade und seiner Menschennatur nach Gottes Sohn ist. Wie hätte er einen klareren Beweis für seinen göttlichen Ursprung bringen können als dadurch, daß er unmittelbar vor der Aufstellung seines Stammbaumes, das Wort des Vaters erwähnt: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe?
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Hl. Bischof und Martyrer Stanislaus 7. Mai
Lesung 4-6
Stanislaus, ein Pole, wurde in der Nähe von Krakau von frommen, vornehmen Eltern geboren. Vorher waren sie 30 Jahre lang kinderlos gewesen und erhielten ihn von Gott auf ihr inniges Gebet hin. Schon in früher Jugend zeigte sich seine spätere Heiligkeit. Als Jüngling oblag er zuerst dem Studium der schönen Wissenschaften; dann erwarb er sich auch gediegene Kenntnisse im Kirchenrecht und in der Theologie. Nach dem Tode seiner Eltern verteilte er sein ganzes großes Vermögen an die Armen und wollte ins Kloster gehen. Durch Gottes Vorsehung wurde er jedoch Domherr von Krakau. Vom Bischof Lambert wurde er zum Prediger ernannt. Später wurde er trotz seines Sträubens zu seinem Nachfolger auf dem Bischofsstuhl erwählt. Als Bischof zeichnete er sich durch alle für einen guten Hirten notwendigen Tugenden, besonders durch große Mildtätigkeit gegen die Armen aus. König von Polen war damals Boleslaus. Bei diesem erregte Stanislaus heftigen Anstoß, weil er seine offenkundige Sittenlosigkeit öffentlich geißelte. Darum lud dieser Stanislaus vor eine feierliche Reichstagssitzung und beschuldigte ihn verleumderischerweise, er habe sich ein Grundstück angeeignet, das er im Namen seiner Kirche gekauft habe. Da der Bischof keine schriftlichen Belege hatte, sich zu rechtfertigen, und da auch die Zeugen sich fürchteten, die Wahrheit zu sagen, verpflichtete sich der Bischof, er werde Petrus, den Verkäufer des Grundstückes, obwohl er schon vor drei Jahren gestorben war, innerhalb drei Tagen dem Gericht vorführen. Mit Gelächter wurde sein Vorschlag aufgenommen. Aber der Mann Gottes fastete und betete nun unablässig drei Tage lang. An dem angegebenen Tage feierte er die heilige Messe und befahl dann dem Petrus, aus dem Grabe sich zu erheben. Sogleich ward er lebendig und ging mit dem Bischof zum königlichen Gerichtshof. Der König und alle Anwesenden waren starr vor Schrecken. Petrus bezeugte nun, daß er das Grundstück verkauft habe und daß der Kaufpreis ihm richtig vom Bischof bezahlt worden sei. Dann entschlief er wieder im Herrn. Nach mehreren vergeblichen Mahnungen schloß schließlich Stanislaus den Boleslaus aus der Gemeinschaft der Gläubigen aus. Wutentbrannt schickte dieser eine Abteilung Soldaten in die Kirche, um den heiligen Bischof zu erstechen. Diese versuchten es dreimal, wurden aber durch Gottes Fügung dreimal von einer unsichtbaren Kraft zurückgeworfen. Schließlich schlug der gottlose König dem Priester Gottes, als er eben am Altare das makellose Opfer darbrachte, mit eigener Hand das Haupt ab. Seinen Leib ließ er zerstückeln und die Stücke im Feld verstreuen. Adler beschützten sie in wunderbarer Weise vor den wilden Tieren. Bald darauf sammelten die Domherren von Krakau seine zerstreuten Gebeine, die ihnen ein himmlisches Licht zur Nachtzeit zeigte, und legten sie so, wie sie zusammengehörten, nebeneinander. Da fügten sie sich plötzlich wieder so aneinander, daß man keine Spur von Wunden mehr an ihnen sah. Gott bezeugte auch nach seinem Tode noch die Heiligkeit seines Dieners durch viele Wunder. Deshalb nahm Innozenz IV. ihn in die Zahl der Heiligen auf. Papst Klemens VIII. nahm das Fest des heiligen Stanislaus in das römische Brevier auf und ordnete an, daß das Gedächtnis dieses ruhmvollen Martyrers überall durch ein Duplex-Offizium gefeiert werde.
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3. Sonntag nach Ostern

Predigt des hl. Bischofs Augustinus
In diesen heiligen, der Auferstehuung des Herrn geweihten Tagen wollen wir, soweit es uns mit seiner Gnade möglich ist, über die Auferstehung des Fleisches reden. Sie ist Gegenstand unseres Glaubens; dies Geschenk wurde uns verheißen, da unser Herr Jesus Cristus im Fleische erschien, und von ihm, dem Vorbild wurde sie auch zum ersten mal verwirklicht. Als er sie uns am Schlusse seines Lebens verhieß, wollte er sie uns nicht nur mit Worten vorverkündigen, sondern sie auch selbst zeigen. Die Menschen die damals lebten, konnten ihn sehen; aber sie erschraken und glaubten einen Geist zu sehen; Sie konnten dann von der Wirklichkeit des Leibes sich überzeugen: denn er redete nicht nur mit Worten zu ihren Ohren, sondern auch durch seine Erscheinung zu ihren Augen; und es war ihm nicht genug, sich ihnen zu zeigen, er bot sich ihnen auch zum Berühren und Betasten dar. Denn der Herr sprach: Warum erschreckt ihr und warum steigen solche Gedanken in euren Herzen auf? Sie meinten nämlich einen Geist zu sehen. Warum erschreckt ihr, sprach er also, sprach er also, um warum steigen solche Gedanken in euren Herzen auf? Seht meine Hände und Füsse! Tastet und sehet; ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr es bei mir seht. Gegen diese offenkundige Tatsache erhoben die Menschen Bedenken. Was wollten auch Menschen, die nur Sinn haben für das, was des Menschen ist, anderes tun, als über Gott und gegen Gott streiten? Er ist Gott, sie sind Menschen; doch Gott kennt die Gedanken der Menschen und weiß, daß sie eitel sind. Beim fleischgesinnten Menschen bildet die Grundlage für sein ganzes Denken das, was er sieht. Was er sieht das glaubt er; was er nicht sieht, das glaubt er auch nicht. Ganz gegen die gewöhnliche Ordnung der Dinge wirkt Gott seine Wunder, weil er eben Gott ist. Wohl ist es ein größeres Wunder, daß täglich so viele Menschen geboren werden, die vorher gar nicht da waren, als daß einige die schon da waren, wieder auferstehen. Und doch werden diese Wunder nicht der Beachtung gewürdigt, sondern haben in Folge ihrer Alltäglichkeit jeden Reiz verloren. Christus ist auferstanden; das ist sichere Tatsache. Er hatte einen menschlichen Leib, menschliches Fleisch; er hing am Freuze, er gab den Geist auf, sein Leichnam wurde ins Grab gelegt. Er machte ihn wieder lebendig, er, der in diesem Leibe lebte. Warum staunen wir? Warum wollen wir nicht glauben? Es ist ja Gott der es getan hat.

Joh. 16, 16-22.
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Eine kleine Weile ist der ganze jetzige Zeitraum, indem die gegenwärtige Welt dahineilt. Daher schreibt derselbe Evangelist in seinem Briefe: Es ist die letzte Stunde. Der Herr fügte deshalb auch hinzu: Denn ich gehe zum Vater. Das ist auf den ersten Teil zu beziehen, wo er sagt: Noch eine kleine Weile und ihr werdet mich nicht mehr sehen; nicht auf den zweiten Teil: und wieder eine kleine Weile und ihr werdet mich wieder sehen. Denn, daß er zum Vater ging, sollte zur Folge haben, daß sie ihn nicht mehr sahen. Und so hat er dies nicht deshalb gesagt, weil er sterben wollte, und weil er bis zur Auferstehung, ihren Blicken sich entziehen wollte, sondern weil er zum Vater gehen wollte; das tat er nach seiner Auferstehung, als er, nach 40 tägigem Zusammensein mit ihnen, in den Himmel auffuhr. Zu denen also, die ihn damals in seinem Leib sahen, sprach er: Noch eine kleine Weile und ihr werdet mich nicht mehr sehen; denn er wollte zum Vater gehen und sie sollten ihn von da ab nicht mehr als sterblichen Menschen sehen, wie sie ihn sahen, als er dieses sprach. Wenn er dann hinzufügte: Und wieder eine kleine Weile und ihr werdet mich wiedersehen, so gab er der ganzen Kirche das Versprechen, wie er auch der ganzen Kirche verheißen hatte: Seht, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Der Herr schiebt auch nicht auf, was er versprochen hat. Noch eine kleine Weile und wir werden ihn dort sehen, wo wir ihn um nichts mehr bitten, um nichts mehr fragen werden, weil eben nichts mehr zum bitten, keine Frage mehr zu lösen bleibt.. Diese kleine Weile scheint uns lange zu dauern, weil sie immernoch währt; wenn sie aber einmal zu Ende ist, dann werden wir merken wie klein sie war. Unsere Freude ist daher nicht so, wie sie die Welt hat, von der es heißt: Die Welt aber wird sich freuen. Aber trotz aller Wehmut und Sehnsucht sollen wir nicht ohne Freude sein, sondern, wie der Apostel sagt, fröhlich sein in der Hoffnung und geduldig in der Trübsal; denn auch die Gebärende, mit der wir verglichen werden, freut sich mehr über die Ankunft eines neuen Menschen, als daß sie traurig ist wegen der augenblicklichen Schmerzen. Doch jetzt wollen wir diese Predigt schließen. Denn das folgende enthält eine sehr schwierige Frage und kann nicht in Kürze abgetan werden; So Gott will, soll es zur gelegenen Zeit erklärt werden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Erscheinung des hl. Erzengel Michael 8. Mai

Lesung 4-6
Die Heilige Schrift versichert es uns und die Überlieferung der Väter bestätigt es, daß der heilige Erzengel Michael des öfteren den Menschen erschienen ist. Deshalb wird an vielen Orten das Andenken an solche Erscheinungen gefeiert. Wie einst die jüdische Synagoge tat, so verehrt ihn jetzt die Kirche Gottes als ihren Beschützer und Patron. Unter dem Pontifikate Gelasius I. erfolgte in Apulien auf dem Gipfel des Berges Gargano, an dessen Fuß Manfredonia liegt, eine glanzvolle Erscheinung des Erzengels Michael. Es geschah nämlich, daß der Stier eines Hirten auf dem Gargano sich von der Herde entfernte; nach langem Suchen fand man ihn wie er am Eingang einer Höhle sich verfangen hatte. Da schoß einer mit dem Pfeil nach dem Stier, um ihn zu töten. Der Pfeil kehrte sich jedoch um und flog auf den Schützen zurück. Da bekamen alle Anwesenden und allmählich auch die andern große Angst und keiner traute sich mehr in die Nähe der Höhle. Da wandten sich die Leute an ihren Bischof; dieser erwiderte, man müsse Gott um Aufschluß in der Sache bitten und ordnete ein dreitägiges Fasten und Beten an. Nach drei Tagen offenbarte der Erzengel Michael dem Bischof, dieser Ort stehe in seiner Obhut; er habe durch dieses Zeichen dartun wollen, daß dort zum Andenken an ihn und alle Engel eine Gottesdienststätte errichtet werden solle. Darum begab sich der Bischof mit dem Volke sogleich zur Höhle. Sie sahen, daß sie einem Tempel sehr ähnlich sei und weihten sie darum zu einer Gottesdienststätte. In der Folge wurde das Heiligtum durch viele Wunder verherrlicht. Kurze Zeit darauf weihte Papst Bonifatius zu Rom in der Mitte des Zirkus eine Kirche zu Ehren des heiligen Michael, am 29. September. An diesem Tag feiert die Kirche auch das Gedächtnis an alle Engel. Der heutige Tag aber ist der Erscheinung des heiligen Erzengels Michael geweiht.

Lesung 7-9
Matth. 18, 1-10
Auslegung des hl. Bischofs Hilarius

Der Herr lehrt, daß nur die, die wieder wie Kinder werden, in das Himmelreich eingehen können; das heißt, durch kindliche Einfalt und Unschuld müssen unsere äußeren und inneren Fehler wieder gutgemacht werden. Kinder nennt er alle, die durch das Anhören des Wortes Gottes gläubig geworden sind. Kinder folgen nämlich ihrem Vater, lieben ihre Mutter; verstehen nicht, dem nächsten böses zu wünschen, streben nicht nach irdischem Besitz, sind nicht übermütig, kennen keinen Haß, keine Lüge, glauben alles, was man ihnen sagt, und halten für wahr, was sie hören. Wir müssen also zu dieser Einfalt der Kinder zurückkehren, wenn wir sie besitzen, werden wir ein Abbild des demütigen Herrn an uns tragen. Wehe dieser Welt um der Ärgernisse willen. Die Schmach des Leidens ist für die Welt ein Ärgernis. Darin offenbart sich vor allem die Verblendung der Menschen, daß sie wegen der Schmach des Kreuzes des Herrn der ewigen Herrlichkeit nicht aufnehmen wollten. Was ist für die Welt gefährlicher, als wenn sie Christus nicht aufnimmt? Deshalb sagt er, es müssen Ärgernisse kommen; denn um des großen Werkes willen, da er uns das ewige Leben wiedergeben wollte, mußte er das Leiden in seiner ganzen Erniedrigung durchkosten. Seht zu, daß ihr keines von diesen Kleinen, die an mich glauben, verachtet. Ein festes Band gegenseitiger Liebe hat der Herr um uns geschlungen, hauptsächlich um die, die wirklich an den Herrn glauben. Die Engel der Kleinen schauen täglich Gott; der Menschensohn ist ja gekommen, selig zu machen was verloren war. Der Menschensohn bringt also die Erlösung, die Engel schauen Gott, und die Engel der Kleinen stehen den Gläubigen beim Gebete zur Seite. Daß die Engel ihnen zur Seite stehen, ist eine unumstößliche Wahrheit. Die Engel bringen also die Gebete derer, die durch Christus erlöst sind, täglich Gott dar. Daher ist es gefährlich, einen zu verachten, dessen Wünsche und Gebete von den diensteifrigen Engeln im Wettstreit vor den ewigen, unsichtbaren Gott gebracht werden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Montag in der Oktav des Hochfestes des hl. Joseph

Lesung 4-6
Predigt des hl. Abtes Bernard
Maria war mit Joseph verlobt oder besser, wie der Evangelist schreibt, mit einem Manne, der Joseph hieß. Er nennt ihn Mann, nicht weil er ihr Ehemann, sondern weil er ein Mann der Tugend war; oder besser gesagt, er wurde das genannt, wofür man ihn halten mußte; denn von einem anderen Evangelisten wird er nicht einfach als Mann, sondern als ihr Mann bezeichnet. Er durfte doch ihr Mann genannt werden, weil man ihn notwendigerweise dafür halten musste. Ebenso war er ja auch nicht Vater des Erlösers, sondern durfte nur so heißen, durfte dafür gelten. Der gleiche Evangelist sagt ja: Jesus war, als er auftrat, ungefähr 30 Jahre alt und galt als der Sohn Josephs. Zweifellos war dieser Joseph, mit dem die Mutter des Erlösers verlobt war, ein guter und treuer Mann, ein treuer und kluger Knecht, meine ich, den der Herr seiner Mutter als Tröster bestellte, als Ernährer seiner Menschheit, als den einzigen treuen Mitarbeiter auf Erden bei der Ausführung des großen Heilsplanes. Dazu kommt noch, daß er als Sproß des Hauses Davids bezeichnet wird. Erstammte auch wirklich aus dem Hause Davids, er stammte aus königlichem Geschlecht, dieser heilige Joseph; adelig war er seiner Geburt nach, noch adeliger seiner Gesinnung nach. Ein wahrer Sohn Davids war er, von der gleichen Art wie sein Stammvater David. Im vollsten Sinne, sage ich, ein Sohn Davids, nicht nur dem Fleische nach, sondern auch dem Glauben, der Heiligkeit, der Hingabe nach; ihn hat der Herr wie einen zweiten David als einen Mann nach seinem Herzen erfunden; ihm konnte er das heiligste und tiefste Geheimnis seines Herzen ruhig anvertrauen; ihm hat er wie einem zweiten David die geheimen und verborgenen Ratschlüsse seiner Weisheit geoffenbart; ihm hat er ein Geheimnis mitgeteilt, das keiner von den großen dieser Welt erfahren durfte. Ihm war es vergönnt, den, den viele Könige und Propheten zu sehen verlangten und doch nicht sahen, zu hören verlangten und doch nicht hörten, nicht nur zu sehen und zu hören, sondern auch zu tragen, zu führen, zu umarmen, zu küssen, zu nähren, zu schützen. Aber nicht nur von Joseph, sondern auch von Maria wissen wir, daß sie aus dem Hause Davids stammt; sonst wäre sie nicht mit einem Manne aus dem Geschlechte Davids vermählt worden, wenn sie nicht auch aus dem Geschlechte Davids gewesen wäre. Beide also waren aus dem Hause Davids. An Maria erfüllt sich das Wort, das der Herr Daid geschworen hatte; Joseph aber durfte der Mitwisser und der Zeuge sein, wie sich die Verheißung erfüllte.

Lesung 7-9
Luk. 3, 21-23
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius
Wenn Matthäus die Ahnenreihe Christi auf Salomon, Lukas dagegen auf Nathan zurückführt, so will, wie mir scheint, der eine seine Zugehörigkeit zu einer Königs-, der andere zu einer Priesterfamilie hervorheben. Wir dürfen das aber nicht so auffassen, als ob das eine richtiger sei als das andere; vielmehr sind beide Angaben gleich wahr und gleich glaubwürdig und stimmen miteinander überein. Er stammte seiner Menschheit nach tatsächlich aus königlicher und priesterlicher Familie; als König stammt er von Königen, als Priester von Priestern. Die Weissagungen allerdings gelten nicht vom irdischen, sondern vom himmlischen Herrn, die Weissagungen nämlich, daß er als König der Kraft Gottes sich erfreut, daß ihm das Gericht vom königlichen Vater übertragen wird, daß er Priester ist in Ewigkeit gemäß dem Worte der Schrift: Du bist Priester ewiglich nach der Ordnung des Melchisedech. Beide haben sich also an die Wirklichkeit gehalten, Matthäus, wenn er zeigt, daß er von Königen stammt, Lukas, wenn er über die Priester die Ahnenreihe von Gott bis auf Christus führt und so schon seine Herkunft viel ehrwürdiger erscheinen läßt. Zugleich ist damit wieder die Zuweisung des Symbols des Ochsen an Lukas gerechtfertigt. Denn er betont immer wieder das erhabene Priesteramt. Du darfst dich auch nicht wundern, daß Lukas von Abraham bis auf Christus mehr Glieder nennt als Matthäus; du gibst ja selbst zu, daß vom Stammbaum zwei verschiedene Linien aufgeführt werden.Und es ist doch sehr leicht möglich, daß die einen ein langes Leben hatten, während dieGlieder der anderen Linie frühzeitig vom Tod dahingerafft wurden. Wir sehen ja auch oft, wie Greise noch mit ihren Enkeln zusammenleben, während andere Männer gleich nach der Geburt ihrer Kinder sterben. Ferner fällt uns auf, daß der hl. Matthäus Jakob, den Sohn des Mathat, als den Vater Josephs bezeichnet; Lukas hingegen schreibt, Joseph, der Bräutigam Marias, sei der Sohn des Heli, Heli wiederum der Sohn des Melchi gewesen. Wie kann einer zwei verschiedene Väter haben, Heli und Jakob? Es werden von Joseph zwei verschiedene Väter angegeben, weil er der Abstammung nach Sohn des einen, dem Gestze nach Sohn des anderen war. Das Volk der Juden freilich hat nicht begriffen, daß durch diese Gesetzesvorschrift die ewige Fortdauer des Samens der Verstorbenen uns verheißen war, sondern es nahm die Worte ganz buchstäblich und verfälschte so den gnadenvollen Sinn der Verheißung. Ein ganz anderer nämlich ist der Bruder, der dem verstorbenen Kinder erwirken sollte, nicht ein Bruder dem Fleische nach, sondern aus reiner Gnade. Vielleicht heißt es deshalb im Psalm: Der Bruder bringt nicht die Rettung, wird sie der Mensch bringen? Denn nicht der leibliche Bruder, sondern der Mittler zwischen Gott und dem Menschen, der Mensch Chrisus Jesus, hat die Gnade der Auferstehung allen gebracht.
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Dienstag in der Oktav des Hochfestes des hl. Joseph

Lesung 4-6
Aus der Predigt des hl. Abtes Bernard

Es steht geschrieben: Da Joseph, ihr Mann, gerecht war und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, gedachte er, sie heimlich zu entlassen. Ganz recht heißt es, daß er ein rechtschaffener Mann war und sie deshalb nicht in Verlegenheit bringen wollte; man könnte ihn nicht mehr rechtschaffen nennen, wenn er ihre Schuld gekannt und dazu geschwiegen hätte; ebenso wäre er aber auch auf der anderen Seite nicht rechtschaffen, wenn er ihre Unschuld gekannt und sie dennoch verdammt hätte. Da er also gerecht war und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, gedachte er sie heimlich zu entlassen. Weshalb wollte er sie entlassen? Höre hierüber nicht meine Ansicht, sondern die der Väter! Aus dem Grunde wollte Joseph sie entlassen, aus dem auch Petrus den Herrn weggingen ließ, da er sagte: Herr geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch. Aus dem gleichen Grunde wollte auch der Hauptmann ihn nicht in sein Haus kommen lassen und sagte darum: Herr ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach. So hielt auch Joseph sich für unwürdig und für einen Sünder und sagte sich, in seinem Hause dürfe eine so erhabene Frau nicht mehr wohnen, bei der er mit Schrecken eine ganz wunderbare Würde gewahrte. Er sah mit Ehrfurcht, wie sie offenbar die Merkmale göttlicher Begnadigung an sich trug, und weil er in das Geheimnis nicht eindringen konnte, gedachte er, sie zu entlassen. Petrus erschrak vor der gewaltigen Macht; der Hauptmann erschrak vor der Majestät des gegenwärtigen Gottes; ebenso schauderte auch Joseph wie jeder Mensch vor diesen unerhört großen Wunder. Wunderst du dich, daß Joseph sich für unwürdig hielt, mit der gesegneten Jungfrau zusammen zu wohnen, wo du doch hörst, daß auch Elisabeth ihre heilige Gegenwartnur mit Furcht und heiligem Schauder ertragen konnte? Sagt sie doch: woher wird mir die Ehre zuteil, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Darum also gedachte Joseph sie zu entlassen. Aber warum wollte er es heimlich tun und nicht öffentlich? Damit keiner nach dem Grund der Trennung frage und Rechenschaft fordere. Was hätte auch dieser gerechte Mann dem Volke sagen können, das so hartnäckig, so ungläubig und so widerspenstig war? Wenn er gesagt hätte, was er dachte, wie er von ihrer Reinheit überzeugt war, würden da die ungläubigen, rohen Juden ihn nicht alsbald verlacht und Maria gesteinigt haben? Wie hätten sie auch der Wahrheit geglaubt, als sie noch im Mutterschoße verborgen war und nicht redete, da sie später, als er im Tempel offenpredigte, nicht auf ihn hörten? Was hätten sie ihm angetan, da er noch ganz unsichtbar war, wo sie doch später sogar ruchlos Hand an ihn legten, als er im Glanz seiner Wunder vor ihnen stand? Mit Recht wollte also dieser gerechte Mann sie heimlich entlassen, um nicht lügen oder die Unschuldige in Verruf bringen zu müssen.

Lesung 7-9
Luk. 3, 21-23
Auslegung des hl. Johannes Damaszenus

Matthäus beginnt sein Evangelium mit den Worten: Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Doch hier bleibt er nicht stehen, sondern seine Aufzählung geht bis auf den Gemahl der Jungfrau. Lukas dagegen unterbricht nach der Offenbarung des Erlösers bei der Taufe etwas seinen Bericht und sagt: Jesus war, da er auftrat, etwa 30 Jahre alt und galt als der Sohn Josephs; dieser war ein Sohn des Heli, dieser des Mathat usw. bis zu Seth, der ein Sohn Adams war, der von Gott war. Wenn nun das Geschlecht Josephs in dieser Weise dargelegt wird, dann ist damit zugleich gesagt, daß auch die Jungfrau und Gottesmutter Maria aus dem selben Stamm wie er war. Denn nach dem Gesetze des Moses war es nicht gestattet, von einem Stamm in den anderen zu heiraten, damit nicht der Besitz des einen Stammes an den anderen übergehe. Nicht ohne Grund wurde die Menschwerdung Christi unter Mitwirkung des Heiligen Geistes vor dem Volke geheimgehalten und Joseph nahm die Stelle des Vaters ein. So wurde er also auch, wie es ja auch der Wirklichkeit entsprach, als Vater des Kindes im Geschlechtsregister aufgeführt. Sonst hätte man ja nicht glauben müssen, das Kind habe gar keinen Vater, wenn seine Absstammung väterlicherseits gar nicht berichtet würde. Deshalb haben die klugen Evangelisten notwendigerweise den Stammbaum Josephs angeführt. Denn wenn sie das nicht getan und nur die Ahnenreihe seiner Mutter angegeben hätten, dann wäre dies, abgesehen davon, daß es gar nicht schicklich wäre, ganz gegen die Gewohnheit der heiligen Schrift gewesen. Aus dem angeführten Grunde zeigen sie also die Abstammung Josephs von David und bestätigen damit zugleich, daß auch die Jungfrau Maria aus dem Hause Davids war; denn mit dem Stammbaum des Gattens geben sie zugleich auch den der Gattin. Jeder weiß, daß Joseph rechtschaffen war und ein Leben nach dem Gesetze führte. Weil er eben nach der Vorschrift des Gesetzes lebte, darum wählte er sich nur aus seinem Stamm eine Braut. Wenn also Joseph aus dem Stamme Juda und aus dem Geschlechte der Familie Davids war, ist es da nicht folgerichtig, daß auch Maria daraus stammte? Deshalb wurde also der Stammbaum des Gatten angeführt. Denn wenn nach dem Worte des Apostels der Mann das Haupt der Frau ist, was kann man noch dagegen einwenden, daß zusammen mit dem Bericht über die Abstammung des Hauptes auch die der Glieder angegeben wird? So ist also, meine ich, deutlich gezeigt, daß die Evangelisten den Stammbaum Josephs nicht ohne Grund angegeben haben; man muss doch folgerichtig daraus schließen, daß auch die Jungfrau von David stammte und ebenso Christus, der wunderbarerweise aus ihr geboren wurde, der Sohn Gottes vor aller Zeit.
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Hl. Bischof, Bekenner und Kirchenlehrer Gregor von Nazianz 9. Mai

Lesung 4-6
Gregor war ein vornehmer Kappadozier; wegen seiner ungewöhnlichen Kenntnisse in der heiligen Wissenschaft erhielt er den Beinamen der Theologe. Er wurde zu Nazianz in Kappadozien geboren; zu Athen erwarb er sich zusammen mit dem heiligen Basilius ein umfassendes Wissen in allen weltlichen Fächern; dann wandte er sich dem Studium der Heiligen Schrift zu. Diesem Studium oblagen sie auch einige Jahre lang gemeinsam in einem Kloster. Sie erklärten den Text nicht nach eigenem Gutdünken, sondern stets im Geiste und nach dem Vorbilde der Väter. Da sie durch Gelehrsamkeit und heiliges Leben sich auszeichneten, wurden sie bald mit der Verkündigung des Evangeliums betraut und führten Christus sehr viele Jünger zu. Nach einiger Zeit kehrte Gregor nach Kappadozien zurück. Dort wurde er zunächst zum Bischof von Sasima gewählt. Später leitete er die Kirche von Nazianz. Schließlich wurde er zur Leitung der Kirche von Konstantinopel berufen. Er reinigte diese Stadt von Irrlehren und führte sie wieder zum katholischen Glauben zurück. Das hätte ihm eigentlich die höchste Anerkennung bei allen sichern müssen, statt dessen aber zog er sich damit nur den Haß und Neid vieler zu. Auch unter den Bischöfen entstand deshalb eine große Spaltung. Da legte er freiwillig sein Bischofsamt nieder; wie der Prophet sprach er: Wenn um meinetwillen dieser Sturm ausgebrochen ist, dann werft mich ins Meer, damit ihr nicht länger hin und hergeschleudert werdet. Er kehrte nach Nazianz zurück, übergab die Leitung dieser Kirche dem Eulalius und widmete sich nun ganz der Betrachtung göttlicher Dinge und der Abfassung heiliger Schriften. Er schrieb viele Bücher in Prosa und in Gedichtform; sie alle beweisen seine bewundernswerte Frömmigkeit und seine Gewandtheit im Ausdruck. Nach dem Urteil gelehrter, heiliger Männer findet sich darin nicht das Geringste, was mit der echten Frömmigkeit und mit der katholischen Wahrheit nicht übereinstimmt; niemand kann vernünftigerweise darin etwas angreifen. Er war ein eifriger Vorkämpfer für die Lehre von der Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater. Wie es ihm niemand zuvortat, was sein heiliges Leben betifft, so übertraf er auch alle durch die Macht seiner Rede. So lebte er also zurückgezogen auf dem Lande wie ein Mönch und oblag dem Studium und der Schriftstellerei. Unter dem Kaiser Theodosius ging er in hohem Greisenalter in den Himmel ein.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Oktavtag des Hochfestes des hl. Joseph
Lesung 4-6
Predigt des hl. Bischofs Augustinus

Es war keine Lüge, als der Engel zu Joseph sagte: Scheue dich nicht, Maria, deine Gattin, zu dir zu nehmen! Gattin wird sie genannt wegen ihres ersten Treueversprechens bei der Verlobung, obwohl er noch keine eheliche Gemeinschaft mit ihr gepflogen hatte und auch nicht pflegen wollte. Die Bezeichnung Gattin ging nicht verloren und wurde auch nicht unwahr, weil keine fleischliche Verbindung stattfand und auch nicht stattfinden sollte. Sie war ja Jungfrau, und darum umso verehrungswürdiger und bewundernswerter und ihrem Mann lieb, weil sie ohne Zutun des Mannes Mutter wurde. Ungleich waren ihre Beziehungen zum Kinde, doch gleich waren sie in ihrer Treue. Um ihrer ehelichen Treue willen wurden beide Eltern Christi genannt, nicht nur sie, die Mutter, sondern auch er, der Vater, weil er eben der Mann der Mutter war. Beides war er nur dem Geiste, nicht dem Fleische nach. Mag nun Joseph sein Vater nur im Geiste sein und sie seine Mutter auch dem Fleische nach, auf jeden Fall sind sie beide nur die Eltern seiner Niedrigkeit, nicht seiner Erhabenheit, seiner Schwachheit, nicht seiner Gottheit. Auch das Evangelium sagt keine Unwahrheit, wenn es berichtet: Sein Vater und seine Mutter staunten über das, was von ihm gesagt wurde. Und an einer anderen Stelle: Es gingen seine Eltern alljährlich nach Jerusalem. Und kurz darauf: Seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Um ihnen aber zu zeigen, daß er einen Vater habe, der ihm ohne Mutter das Leben gegeben hatte, entgegnete er ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, daß ich in dem sein muss, was meines Vaters ist? Der Evangelist aber fügte, damit es nicht den Anschein erwecke, als habe er durch dieses Wort sie als Eltern verleugnen wollen, hinzu: Sie aber verstanden nicht, was er ihnen mit diesen Worten sagen wollte; und er zog mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen untertan. Wem war er untertan? Jesus Christus, der, als er in Gottes Gestalt war, es nicht für Raub hielt, Gott gleich zu sein. Sie standen doch weit unter Gott; warum war er ihnen also untertan? Weil er sich selbst erniedrigte und Knechtsgestalt annahm, wie auch seine Eltern sie besaßen. Sie wären auch gar nicht Eltern seiner Knechtsgestalt, wenn sie nicht, auch ohne fleischliche Verbindung, Eheleute wären. Darum musste auch, als die Vorfahren Christi fortlaufend aufgezählt wurden, die Reihe bis zu Joseph geführt werden, wie es ja auch tatsächlich geschehen ist; es durfte doch bei dieser Ehe dem mämmlichen Geschlechte als dem vorzüglicheren kein Unrecht angetan werden; und auch die Wahrheit wurde dadurch nicht geschmälert, weil ja Maria genauso wie Joseph aus dem Geschlechte Davids stammte, aus dem nach der Verheißung Christus hervorgehen sollte. So sind also alle Güter der Ehe bei den Eltern Christi gegeben: Das Kind, die Treue und das heilige Band. Das Kind ist der Herr Jesus selbst; Treue war vorhanden, weil kein Ehebruch vorkam; ein heiliges Band, weil keine Trennung erfolget.

Lesung 7-9
Luk. 3, 21-23
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Heute ist gleichsam ein zweiter Geburtstag des Erlösers. Denn die gleichen Zeichen und wunderbaren Ereignisse sahen wir, als er geboren wurde; noch größer aber ist jetzt das Geheimnis, da er getauft wurde. Gott rief nämlich: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe. Die zweite Geburt ist sicher herrlicher als die erste. Damals wurde in der Stille ohne Zeugen Christus geboren, heute wurde er unter Bezeugung seiner Gottheit getauft. Damals musste Joseph, der als Vater galt, zugeben, daß er unbeteiligt war; hier ließ sich der Vater vernehmen, an den man nicht dachte. Dort wurde die Mutter schwer verdächtigt, weil der Vater sich nicht als solcher bekannte, hier wurde die Mutter geehrt, weil Gott ihn als seinen Sohn bezeugte. Ehrenvoller, sage ich, war die zweite Geburt gegenüber der ersten. Denn hier wurde der Gott der Majetät als Vater angegeben, dort der Handwerker Joseph. Wohl war beides ein Werk des Heiligen Geistes, daß er geboren und daß er getauft wurde; doch der vom Himmel herabrief, ist größerer Ehren wert als der, der sich auf Erden abmühte. Der Zimmermann Joseph galt also auf Erden als Vater unseres Herrn und Erlösers, doch wurde damit Gott nicht ausgeschlossen, der doch in Wirklichkeit der Vater unseres Herrn Jesus Christus ist; er ist ja auch ein Werkmeister. Er ist der Werkmeister, der den Bau dieser Welt mit staunenswerter, ja mit unaussprechlicher Macht aufgeführt hat. Wie ein kluger Baumeister hat er das Firmament hoch oben aufgerichtet, hat die Erde fest gegründet und dem Meere seine genauen Grenzen gegeben. Er ist der Werkmeister, der nach einer bestimmten Richtschnur den Giebel des Hochmuts niederreißt, die Tiefen der Demut dagegen in die Höhe führt. Er ist der Werkmeister, der von dem, was wir tun, das Unnütze abbaut, das Wertvolle dagegen behütet. Er ist der Werkmeister, dessen Beil, wie Johannes der Täufer uns drohend verkündet, schon an die Wurzel gelegt ist; jeder Baum, der das rechte Maß überschreietet, soll mit der Wurzel ausgehauen und ins Feuer geworfen werden; der aber das rechte Maß hat, wird für die Werkstatt Gottes bestimmt.
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Hl. Bischof und Bekenner Antonius 10. Mai
Lesung 4-6

Antoninus wurde zu Florenz von ehrbaren Eltern geboren. Schon als Kind zeigte er hervorragende Proben seiner späteren Heiligkeit. Mit 16 Jahren trat er in den Dominikanerorden ein; von da ab leuchtete er noch mehr durch herrliche Tugenden hervor. Dem Müßiggang kündigte er ewigen Kampf an. Nach kurzem Schlaf war er der erste beim nächtlichen Chorgebet; den übrigen Teil der Nacht brachte er dann im Gebete oder jedenfalls mit Studieren oder Bücherschreiben zu. Wenn ihn dabei zuweilen wegen allzu großer Übermüdung der Schlaf übermannte, lehnte er den Kopf ein wenig an die Wand, verscheuchte damit schnell den Schlaf und nahm dann mit um so größerem Eifer seine heilige Beschäftigung wieder auf. In der Beobachtung der Ordensregel war er sehr streng; niemals aß er Fleisch, außer in schwerer Krankheit; er schlief auf dem Boden oder auf einem bloßen Brett, trug stets ein Bußkleid und zuweilen auch einen eisernen Gürtel um den bloßen Leib. Die Jungfräulichkeit bewahrte er stets ganz unvesehrt. Die Ratschläge, die er erteilte, waren so klug und so geschickt, daß er allgemein nur Antonius der Ratgeber hieß. Seine Demut war so groß, daß er auch als Oberer von Ordenshäusern oder Ordensprovinzen bereitwilligst die geringsten Arbeiten im Kloster verrichtete. Eugen IV. ernannte ihn zum Erzbischof von Florenz; nur ungern, erst als der Papst ihm drohte, nahm er das Bischofsamt an. Es läßt sich kaum schildern, wie sehr er als Bischof durch Klugheit, Frömmigkeit, Liebe, Sanftmut und priesterlichen Eifer sich auszeichnete. Bewundernswert ist auch die Leichtigkeit, mit der er ganz allein ohne Lehrer sich fast alle Wissenszweige ganz vollkommen zu eigen machte. Neben vielen andern Arbeiten gab er auch mehrere ausgezeichnete Werke heraus. Zuletzt empfing er die heilige Kommunion und die letzte Ölung, umarmte das Bild des Gekreuzigten und schaute freudig dem Tod ins Auge, am 2. Mai 1459. Er wurde im Leben und nach dem Tode durch Wunder verherrlicht; Hadrian VI. nahm ihn im Jahre 1523 in die Zahl der Heiligen auf.

Lesung 9

Hl. Martyrer Gordian
Gordian war Richter in Rom. Unter dem Kaiser Julian, dem Abtrünnigen, wurde ihm eines Tages der Priester Januarius gebracht, damit er ihn verurteile; er aber ließ sich von ihm im christlichen Glauben unterrichten und mit seiner Frau und 53 andern aus seinem Hause taufen. Da ließ der Statthalter Januarius in die Verbannung schicken, Gordian ließ er aber durch seinen Stellvertreter Klementian ins Gefängnis werfen. Später ließ er sich Gordian in Ketten gefesselt, vorführen, da er ihn von seinem Glauben nicht abbringen konnte, ließ er ihn erst lange Zeit mit Bleiruten geißeln und dann enthaupten. Sein Leib wurde vor dem Apollotempel den Hunden vorgeworfen, von den Christen aber in der Nacht an der lateinischen Straße bestattet, in der Gruft, in der die Überreste des heiligen Blutzeugen Epimachus bereits ruhten. Dieser war von Alexandrien dorthin überführt worden. Dort hatte er lange Zeit um des christlichen Bekenntnisses willen im Gefängnis geschmachtet und war schließlich verbrannt worden. So hatte er die Martyrerkrone erlangt.
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Hll. Martyrer Nereus, Achilleus, Jungfrau Domitilla und Pankratius 12. Mai

Lesung 4-6
Die Brüder Nereus und Achilleus waren Diener der Flavia Domitilla und wurden zusammen mit ihr und deren Mutter Plautilla vom heiligen Petrus getauft. Da sie Domitilla dazu bewogen, ihre Jungfräulichkeit Gott zu weihen, wurden sie von deren Bräutigam Aurelian als Christen angezeigt und wegen ihres standhaften Bekenntnisses des Glaubens auf die Insel Pontia verbannt. Dort wurden sie von neuem vor Gericht gestellt und mit Geißeln geschlagen; dann wurden sie nach Terracina geschleppt und von Minuzius Rufus gefoltert und mit Fackeln gebrannt. Da sie aber standhaft erklärten, sie seien vom heiligen Petrus getauft und ließen sich durch keinerlei Qualen dazu bringen, den Götzen zu opfern, wurden sie enthauptet. Ihre Leiber wurden von Auspicius, ihrem Schüler, dem Erzieher der Domitilla, nach Rom gebracht und an der Adreatinischen Straße beigesetzt.
Die römische Jungfrau Flavia Domitilla war eine Nichte der Kaiser Titus und Domitian. Vom heiligen Papst Klemens erhielt sie den heiligen Schleier der gottgeweihten Jungfrauen. Von ihrem Bräutigam Aurelian, dem Sohne des Konsuls Titus Aurelius, wurde sie als Christin angezeigt und vom Kaiser Domitian auf die Insel Pontia verbannt; dort mußte sie im Gefängnis ein langes Martyrium erdulden. Schließlich wurde sie nach Terracina gebracht und bekannte sich auch dort wiederum als Anhängerin Christi, ja, sie schien immer mutiger zu werden. Zuletzt wurde auf Befehl des Richters ihre Wohnung in Brand gesteckt; so vollendete sie mit den Jungfrauen Theodora und Euphrosina, die mit ihr aufgezogen worden waren, ihr ruhmreiches Martyrium. Es war am 7. Mai, zur Zeit des Kaisers Trajan. Ihre Leiber fand man unversehrt; sie wurden vom Diakon Cäsarius bestattet. Am heutigen Tage aber brachte man die Überreste der beiden Brüder und der Domitilla aus der Kirche des heiligen Hadrian in die eigens zu ihrer Verehrung erbauten Basilika, die den Titel Fasciola trägt.
Pankratius stammte aus einer vornehmen Familie in Phrygien; als Knabe von 14 Jahren kam er zur Zeit der Kaiser Diokletian und Maximian nach Rom. Dort empfing er vom Papst die Taufe und wurde im christlichen Glauben unterrichtet. Deswegen wurde er bald darauf verhaftet, weigerte sich aber standhaft, den Götzen zu opfern; mit Mannesmut bot er seinen Nacken dar und errang sich eine herrliche Marterkrone. Seinen Leib holte in der Nacht eine fromme Frau namens Oktavilla, salbte ihn und bestattete ihn an der Aurelianischen Straße.

Lesung 7- 9
Joh. 4, 46-53
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Warum hat wohl der Herr, als der Beamte ihn bat, zu seinem Sohn zu kommen, sich geweigert, selbst zu gehen? Zum Knecht des Hauptmannes wollte er doch auch selbst gehen, obwohl dieser ihn gar nicht gebeten hatte. Dem Sohne des königlichen Beamten wollte er nicht persönlich beistehen, zum Knecht des Hauptmannes dagegen wollte er selber kommen. Damit wollte er sicher unseren Hochmut brechen, da wir an unseren Mitmenschen nicht die Natur, durch die wir Gott gleich sind, sondern ihre Würden und Reichtümer schätzen. Unser Erlöser aber wollte uns zeigen, daß das, was bei den Menschen etwas gilt, zu verachten ist, daß dagegen das, was von den Menschen verachtet wird, nicht mißachtet werden darf. Darum wollte er zum Sohn des königlichen Beamten nicht hingehen, wohl aber zum Knecht des Hauptmannes. So wurde also unser Hochmut beschämt; denn er weiß nicht die Menschen als solche zu schätzen. Er betrachtet, wie gesagt, nur das Äußere an den Menschen, schaut nicht auf das, was sie wirklich sind, und erkennt nicht, welche Ehre ihnen um Gottes willen gebührt. Seht, der Sohn Gottes will nicht zum Sohn des königlichen Beamten gehen; aber er ist gerne bereit, zu kommen, um den Knecht zu heilen. Wenn uns irgendein Knecht bitten würde, wir sollten zu ihm kommen, da würde uns sicher sogleich unser Hochmut zuflüstern: Geh nicht hin. Du erniedrigst dich nur, deine Ehre leidet darunter, der Ort ist zu gemein für dich. Seht, Christus ist vom Himmel gekommen; er verschmäht es nicht, zu einem Knecht auf Erden zu eilen; wir dagegen sind von der Erde und wollen uns auf Erden nicht verdemütigen! Betrachtet daher an euch selbst nicht das, was ihr habt, sondern was ihr seid. Seht, die Welt, die so sehr geliebt wird, vergeht. Die Heiligen, an deren Grabstätten wir stehen, haben die Welt mit ihrer Pracht aus ganzer Seele verachtet und mit Füßen getreten. Zu ihrer Zeit konnte man ein langes Leben, beständiges Wohlergehen, reichen Besitz, zahlreiche Nachkommenschaft, Ruhe und ungestörten Frieden haben; und dennoch erschien ihnen die Welt, obwohl sie noch in vollster Blüte stand, in ihrem Herzen schon als welk und verdorrt. Seht! Jetzt ist die Welt wirklich verwelkt, und dennoch blüht sie noch immer, allerdings nur in unseren Herzen. Überall Tod, Jammer und Trostlosigkeit; von allen Seiten werden wir heimgesucht und mit Bitternis erfüllt; aber unsere fleischliche Begierde macht uns blind, daß wir selbst diese Bitterkeiten noch lieben, daß wir der Welt, obgleich sie schon hinschwindet, noch nachlaufen, daß wir uns noch an sie klammern, obwohl sie schon im Wanken ist.
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Hl. Bischof, Bekenner und Kirchenlehrer Robert Bellarmin 13. Mai

4.-6. Lesung
Robert stammte aus dem Patriziergeschlecht der Bellarmini zu Montepulciano; er hatte eine sehr fromme Mutter, Cynthia Cervini, eine Schwester des Papstes Marzellus II. Schon früh zeichnete er sich durch große Frömmigkeit und Sittenreinheit aus; er hatte nur den einen Wunsch, Gott zu gefallen und Seelen für Christus zu gewinnen. In seiner Vaterstadt besuchte er das Kolleg der Jesuiten und erntete ob seiner Begabung und seiner Bescheidenheit vieles Lob. Mit 18 Jahren trat er zu Rom in diese Ordensgesellschaft ein und wurde nun für alle ein Vorbild in den klösterlichen Tugenden. Nach Beendigung der philosophischen Studien in Rom wurde er zum Studium der Theologie zunächst nach Florenz, dann nach Monreale und später nach Padua gesandt. Schließlich kam er nach Löwen; obwohl noch kein Priester, versah er hier schon mit wunderbarem Erfolge das Amt eines Predigers. Zu Löwen vollendete er seine theologische Ausbildung und wurde dort auch zum Priester geweiht. Dort trug er auch die Theologie so vorzüglich vor, daß er viele Irrgläubige in den Schoß der Kirche zurückführte und als Theologe in ganz Europa gefeiert wurde. Der heilige Bischof Karl von Mailand und andere baten dringend, er solle zu ihnen kommen. Auf Wunsch des Papstes Gregor XIII. wurde er nach Rom gerufen und übernahm im Römischen Kolleg den Lehrstuhl für Apologetik. Dort wurde er auch zum Lehrer im geistlichen Leben bestellt und wurde so auch dem engelgleichen Jüngling Aloisius Führer auf dem Weg der Heiligkeit. Eine Zeitlang leitete er das Römische Kolleg, dann die Ordensprovinz von Neapel, ganz im Geiste des heiligen Ignatius. Wiederum nach Rom zurückgekehrt, wurde er von Klemens VIII. zu wichtigen Geschäften in der Leitung der Kirche beigezogen, zum größten Segen für die katholische Sache. Bald darauf wurde er, gegen seinen Willen, obwohl er sich sträubte, in das Kardinalskollegium aufgenommen. Der Papst selbst erklärte öffentlich, daß es damals keinen in der Kirche Gottes gab, der ihm an Wissen gleichgekommen wäre. Von dem genannten Papste wurde er auch zum Bischof geweiht und leitete drei jahre lang die Erzdiözese Kapua in ganz heiligmäßiger Weise. Dann legte er dieses Amt wieder nieder und lebte nun bis zu seinem Tod in Rom. Stets war er ein uneigennütziger und treuer Berater des Papstes. Er gab auch viele ausgezeichnete Schriften heraus und erwarb sich damit vor allem das Verdienst, daß er nach dem Vorbild des heiligen Thomas entsprechend den Bedürfnissen seiner Zeit durch die unwiderstehliche Wucht seiner Beweisführung und durch eine große Fülle von Belegstellen aus der Heiligen Schrift und aus dem reichen Schatz der Kirchenväter die neuen Irrlehren überwand; er war auch ein entschlossener Vorkämpfer für die katholische Überlieferung und für die Rechte des Papstes. Auch mehrere kleinere Erbauungschriften gab er heraus und vor allem seinen goldenen Katechismus. Trotz seiner Überlastung mit anderen wichtigen Arbeiten ließ er es sich zu Kapua und auch zu Rom nicht nehmen, Kinder und Unwissende darin zu unterrichten. Ein gleichaltriger Kardinal sagte einmal, Robert sei eigens von Gott gesandt, die Katholiken zu lehren, die Frommen zu leiten, die Irrgläubigen abzuwehren. Der heilige Franz von Sales nannte ihn eine Quelle der Weisheit; Papst Benedikt XIV. bezeichnete ihn als den Hammer der Irrgläubigen, und Bendikt XV. stellte ihn allen, die die katholische Religion verbreiten und verteidigen, als Vorbild hin. Er war ein Eiferer für die Ordenszucht und hielt sich auch noch als Kardinal in vorbildlicher Weise daran. Er wollte keinen Besitz, der über das Notwendige hinausging. Er war mit wenigen Dienern, mit geringem Aufwand, mit bescheidener Kleidung zufrieden. Er suchte nicht seine Verwandten zu bereichern und ließ sich nur mit Mühe dazu bewegen, das eine oder das andere Mal ihnen in der Not beizuspringen. Von sich selbst dachte er sehr gering und besaß eine wunderbare Herzenseinfalt. Die Gottesmutter verehrte er in besonderer Weise; viele Stunden brachte er täglich im Gebete zu. Er aß nur wenig; dreimal in der Woche fastete er. Gegen sich selbst war er stets sehr streng, gegen den Nächsten aber voll Liebe und wurde sehr häufig Vater der Armen genannt. Mit Eifer war er darauf bedacht, daß er seine Taufunschuld auch nicht durch einen kleinen Makel beschmutzte. Fast 80 Jahre alt, fiel er im Ordenshause neben der Kirche des heiligen Andreas auf dem Quirinal in eine schwere Krankheit; nun glänzten seine Tugenden nur noch heller. Im Sterben standen ihm Papst Gregor XV. und mehrere Kardinäle zur Seite, voll Trauer, daß diese Säule der Kirche nun fallen müsse. Am Tag der Stigmatisation des heiligen Franziskus, deren allgemeine Gedächtnisfeier er veranlaßt hatte, entschlief er im Herrn im Jahre 1621. An seinem Leichenbegängnis beteiligte sich die ganze Stadt; alle bezeichneten ihn einstimmig als einen Heiligen. Papst Pius XI. hat ihn zuerst selig und dann heilig gesprochen; bald darauf hat er ihn auf Vorschlag der heiligen Ritenkongregation zum Lehrer der allgemeinen Kirche erklärt. Sein Leib wird in Rom in der Kirche des heiligen Ignatius neben der Grabstätte des heiligen Aloisius, wie er es selbst gewünscht hatte, fromm verehrt.

Lesung 7-9
Matth. 5, 13-19
Auslegung des hl. Bischofs Robert Bellarmin

Wie in Gott, den wir als den Einen in der Dreifaltigkeit und als Dreifaltigen in der Einheit anbeten, drei Dinge besonders hervorragen, seine Allmacht, seine Weisheit und seine Güte, so hat Gott, liebe Zuhörer, auch seine bevorzugten Freunde und Söhne, die Väter und Lehrer unserer heiligen Kirche, überaus mächtig, gut und heilig gemacht; sie sollten ihm möglichst ähnlich sein, damit alle Völker auf sie schauen und sie bewundern lernen. Zunächst hat er sie mit Macht ausgerüstet, so daß sie in der Natur, an den Pflanzen, an den Tieren und selbst an den Menschen viele wunderbare, auserordentliche Dinge, abweichend vom gewöhnlichen Lauf der Welt, wirken konnten. Dann gab er ihnen Weisheit, so daß sie nicht nur die Gegenwart und die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft lange zuvor schauen und vorherverkünden konnten. Schließlich gab er ihren Herzen eine hochfeurige Liebe, so daß sie selbst mit großem Eifer an ihre Aufgabe gingen und daß auch die, die sie zu bekehren hatten, nicht nur durch ihre Worte und ihre Wunderwerke, sondern auch durch ihr Beispiel und ihr heiliges Leben angezogen wurden. Von den Glaubensboten, sowohl denen, die uns zuerst den Glauben und das Evangelium gebracht haben, wie auch denen, die Gott später noch in jedem Jahrhundert zur Stärkung und Ausbreitung unsers Glaubens berufen hat, von ihnen weiß alle Welt, wie sie gewesen, wie fromm, wie gerecht, wie gläubig sie waren. Schaut zunächst auf die Apostel! Gibt es etwas Erhabeneres und Schöneres als das Leben der Apostel? Schaut sodann auf die großen Männer, die wir Kirchenväter und Kirchenlehrer nennen, diese hellen Leuchten, die Gott am Firmament seiner Kirche aufgehen ließ, damit durch sie alle Finsternis des Irrtums verscheucht werde, auf Irinäus, Cyprian, Hilarius, Athanasius, Basilius, die beiden Gregor, auf Ambrosius, Hieronymus, Augustinus, Chrysostomus und Cyrillus! Strahlt nicht aus den Schriften, die sie uns hinterlassen, ihr Leben und Wirken wie aus einem Spiegel entgegen? Der Mund spricht ja aus des Herzens Fülle. Welche Demut leuchtet, ich bitte euch, neben der höchsten Geistesbildung aus den Schriften der heiligen Väter! Welch Besonnenheit! Nichts Unschönes findet sich darin, nichts Anstößiges, nichts Trügerisches, nichts Aufgeblasenes. Wie mannigfachig offenbart sich in ihren Schriften der Heilige Geist, der in ihrer Brust wohnte! Wer vermag Cyprian aufmerksam zu lesen, ohne zugleich von glühendem Verlangen nach dem Martyrium erfasst zu werden? Wer hat sich länger mit Augustinus beschäftigt und hat nicht tiefe Demut von ihm gelernt? Wer hat öfters Hieronimus zur Hand genommen und hat nicht seine Jungfräulichkeit und seine Abtötung liebgewonnen? Die Schriften der Heiligen atmen Frömmigkeit, Keuschheit, Reinheit und Liebe. Das sind die Bischöfe und Hirten, um ein Wort des hl. Augustinus zu gebrauchen, die gelehrten, würdevollen, heiligen, mutigen Verteidiger der Wahrheit; sie haben den katholischen Glauben wie Milch eingesogen und wie feste Speise in sich aufgenommen; diese Milch, diese Speise teilen sie nun aus an groß und klein. Sie haben nach den Aposteln die Kirche gepflanzt, begossen, auferbaut, gehütet und genährt; durch sie ist die Kirche groß geworden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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4. Sonntag nach Ostern
Lesung 4-6
Aus der Abhandlung des hl. Bischofs und Martyrers Cyprian über den Wert der Geduld

Geliebteste Brüder! Wenn ich jetzt von der Geduld reden und ihren Nutzen und ihre Vorteile auseinandersetzen will, wie könnte ich da besser beginnen, als mit dem Hinweis, daß ihr sogar jetzt zum Zuhören Geduld braucht? Denn ohne Geduld könnt ihr mir nicht einmal zuhören und aufmerken. Erst dann wird eine Rede oder eine heilsame Lehre wirksam aufgenommen, wenn die Worte mit Geduld angehört werden. Geliebteste Brüder! Unter allen von Gott uns gezeigten Wegen, auf denen die Christenschar den himmlischen Belohnungen für ihr Hoffen und Glauben entgegeneilt, kann ich auch nichts finden, was zum Leben nützlicher oder für die Herrlichkeit wichtiger wäre, als daß wir die Gebote des Herrn in Gottesfurcht und mit Hingebung erfüllen und dabei vornehmlich die Geduld mit aller Sorgfalt zu bewahren suchen. Auch die Philosophen behaupten, daß sie nach dieser Tugend streben; aber ihre Geduld ist ja genauso falsch wie ihre Weisheit. Denn wie kann einer weise oder geduldig sein, wenn er weder die Weisheit noch die Geduld Gottes kennt? Wir aber, geliebteste Brüder, die wir nicht nur im Reden, sondern in der Tat weise sind, die wir unsere Weisheit nicht nur durch ein besonderes Kleid, sondern durch unser wirkliches Leben zeigen, die wir mehr das innere Bewusstsein der inneren Tugend, als äußere Prahlerei damit kennen, die wir nicht große Reden halten, sondern als Diener und Verehrer Gottes leben, wir wollen die Geduld, die uns vom Himmel gelehrt wird, in geistiger Ergebenheit üben. Denn diese Tugend haben wir mit Gott gemeinsam; bei ihm hat die Geduld ihren Ursprung, in ihm hat ihre Herrlichkeit und Würde Grund und Quell. Der Ursprung und die Erhabenheit der Geduld gehen von Gott, als dem Urheber, aus. Was Gott teuer ist, das muss auch der Mensch lieben. Das Gut, das der Allerhöchste liebt, empfiehlt er auch, und wenn Gott unser Herr und Vater ist, so wollen wir die Geduld unseres Herrn und Vaters nachahmen; denn die Diener müssen willig und folgsam sein, und die Kinder dürfen nicht entarten. Die Geduld ist es, die uns bei Gott empfiehlt und uns erhält; sie ist es, die den Zorn mäßigt, die Zunge im Zaun hält, den Geist lenkt, den Frieden bewahrt, die Zucht regelt, den Ansturm der Leidenschaft schwächt, die Macht des Stolzes unterdrückt, das Feuer der Feindschaft auslöscht, die Macht der Reichen in Schranken hält und die Not der Armen mildert. Sie bewahrt den Jungfrauen ihre beseligende Reinheit, den Witwen ihre opfervolle Keuschheit und den verehelichten ihre unzertrennliche Liebe. Sie macht demütig im Glück, stark im Unglück, sanftmütig gegen Unrecht und Kränkung. Sie lehrt den Fehlenden schnell zu verzeihen, und wenn du selbst gefehlt hast, lange und oft um Verzeihung zu bitten; sie überwindet die Versuchungen, erträgt die Verfolgungen, erduldet Leiden und Martern bis zum Ende; sie ist es, die unseres Glaubens Grundlagen stärkt und festigt.

Lesung 7-9
Johannes 16, 5-14
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Als der Herr Jesus seinen Jüngern die Verfolgungen vorhergesagt hatte, die sie nach seinem Weggange leiden mussten, da fügte er hinzu; Von Anfang an habe ich euch dies nicht gesagt, weil ich bei euch war; nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. Hier ist zunächst zu untersuchen, ob er ihnen nicht auch schon früher die kommenden Leiden vorrausgesagt hat. Zeigen doch die drei anderen Evangelisten zur Genüge, daß er ihnen diese schon vorrausgesagt hat, bevor sie zum Abendmahle kamen. Als dies beendigt war, dann erst sprach er nach Johannes das Wort: Vom Anfange an habe ich euch dies nicht gesagt, weil ich bei euch war. Löst sich diese Frage vielleicht dadurch, daß auch jene berichten, er sei dem Leiden schon ganz nahe gewesen, als er dieses sagte? Dann hätte er also nicht von Anfang an, seit er bei ihnen war, gesagt, sondern erst, als er schon von ihnen scheiden und zum Vater gehen wollte. Somit wäre also auch nach jenen Evangelisten wahr, was hier gesagt ist: Von Anfang an habe ich euch das nicht gesagt. Aber was tun wir dann mit der Glaubwürdigkeit des Evangelisten Matthäus? Der berichtet doch, die Leiden des Herrn seien ihnen vom Herrn geweissagt worden, nicht erst damals, als er mit seinen Jüngern das Abendmahl halten wollte, als sein Leiden unmittelbar bevorstand, sondern sie seinen ihnen schon gleich am Anfang angekündigt worden, nämlich da, wo die zwölf Apostel zum erstenmal namentlich aufgezählt werden, als sie zur Arbeit für Gott ausgesandt wurden. Was soll also bedeuten, wenn er hier sagt: Von Anfang an habe ich euch das nicht gesagt, weil ich bei euch war? Sicher nichts anderes, als das er das, was er hier vom Heiligen Geiste sagte, nämlich daß er zu ihnen kommen und Zeugnis geben werde, wenn sie die Leiden zu dulden hätten, daß er ihnen das Anfangs nicht gesagt habe, weil er bei ihnen war. Jener Tröster also oder Beistand - beides nämlich bedeutet das griechischew Wort Paraklet - war notwendig, als Christus sie verließ; daher hat er ihnen Anfangs, als er noch bei ihnen war, nichts von ihm gesagt, da sie ja noch durch seine Gegenwart getröstet wurden.
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Hl. Martyrer Bonifatius 14. Mai

Bonifatius, ein römischer Bürger, führte eine Zeitlang mit Aglaë, einer vornehmen Frau, ein sündhaftes Leben; bald aber ergriff ihn eine große Reue über seine Verirrungen und er entschloß sich, zur Sühne die Leichen der Martyrer aufzusuchen und zu bestatten. Er trennte sich daher von seinen Reisegefährten. Als er sah, wie zu Tarsus viele um des christlichen Glaubens willen mannigfach gepeinigt wurden, küßte er ihre Ketten und feuerte sie an, standhaft die Martern zu ertragen; das Leiden sei ja nur kurz, aber dann werde eine ewige Ruhe folgen. Deshalb wurde er ergriffen und mit eisernen Krallen zerfleischt; auch wurden ihm zwischen die Fingernägel und das Fleisch spitze Stifte getrieben und flüssiges Blei in den Mund gegossen. Bei all diesen Qualen hörte man aber nur das eine Wort aus dem Munde des Bonifatius: Ich danke Dir, Herr Jesus Christus, Du Sohn Gottes! Darauf warf man ihn kopfüber in einen Kessel mit siedendem Pech; doch er kam unverletzt wieder heraus. Da ward der Richter zornig und ließ ihn enthaupten. Im Augenblick seiner Hinrichtung entstand ein großes Erdbeben, so daß viele Heiden sich zum Glauben an Christus bekehrten. Tags darauf wollten ihn seine Freunde aufsuchen; aber sie mußten erfahren, daß er den Martertod gestorben war. Da kauften sie seinen Leichnam um 500 Goldstücke los, balsamierten ihn ein, hüllten ihn in ein Leinentuch und ließen ihn nach Rom bringen. Durch einen Engel erfuhr dies die Matrone Aglaë, die inzwischen auch in sich gegangen war und sich nunmehr guten Werken widmete. Sie eilte dem heiligen Leichnam entgegen und baute zu seiner Ehre eine Kirche; dort wurde der Leichnam bestattet am 5. Juni; seine Seele war am 14. Mai in den Himmel eingegangen. Sein Martyrium erfolgte in Tarsus in Cilicien, unter der Regierung der Kaiser Diokletian und Maximian.
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Hl. Bekenner Johannes Baptist de la Salle 15. Mai

4.-6. Lesung

Johannes Baptist de la Salle stammte aus einer vornehmen Familie in Reims; schon als Knabe zeigte er durch sein Betragen und sein Handeln, daß er für den Dienst des Herrn bestimmt war und daß er sich einst durch große Heiligkeit auszeichnen werde. Als Jüngling widmete er sich auf der Akademie in Reims dem Studium der Wissenschaften, namentlich der Philosophie. Obwohl er wegen seiner guten Charaktereigenschaften und wegen seines sonnigen anziehenden Gemütes bei allen beliebt war, hielt er sich dennoch von seinen Altersgenossen fern; er wollte lieber allein sein, um so sich leichter Gott hingeben zu können. Schon früh trat er in den geistlichen Stand und wurde mit 16 Jahren unter die Domherrn von Reims aufgenommen. Er begab sich nach Paris, um dort an der Sorbonne Theologie zu studieren, und trat in das Seminar des heiligen Sulpitius ein. Doch bald darauf verlor er seine Eltern; da sah er sich gezwungen, nach Hause zurückzukehren, um die Erziehung seiner Brüder zu übernehmen. Obwohl er in der Zwischenzeit das Studium der Theologie nicht aufgab, löste er diese Aufgabe mit bestem Erfolg, wie der Ausgang bewies. Endlich wurde er zum Priester geweiht. Voll freudigen Glaubens und glühender Liebe trat er zum ersten Male an den Altar, und mit der gleichen Glaubensfreudigkeit und Liebesglut feierte er die heilige Handlung alle Tage seines Lebens. Von brennendem Seeleneifer getrieben, widmete er sich nun ganz der Arbeit am Heil der Seelen. Er übernahm die Leitung der Schwestern vom Kinde Jesu, die sich mit der Erziehung von Mädchen befaßten; er leitete diese Genossenschaft mit großer Klugheit und rettete sie vor dem Untergang. Dann wandte er sich mehr der Erziehung von Knaben aus dem Volke zu und suchte sie in der christlichen Lehre zu unterrichten und zu einem guten Leben anzuleiten. Gerade dafür hatte Gott ihn ausersehen; er sollte in der Kirche eine neue Ordensgenossenschaft gründen und sollte so für lange Zeit in wirksamer Weise für den Unterricht der Knaben, insbesondere der ärmeren, sorgen. Diese von der göttlichen Vorsehung ihm gestellte Aufgabe löste er glücklich trotz vieler Hindernisse und großer Schwierigkeiten. Er gründete eine Vereinigung von Brüdern und nannte sie Schulbrüder. Mit den Männern, die sich ihm für seine wichtige, schwierige Arbeit anschlossen, wohnte er zunächst noch in seinem eigenen Hause; bald siedelten sie jedoch in ein geeigneteres Gebäude über. Er führte sie in bester Weise in seine Lebensform ein, gab ihnen eine Regel und weise Konstitutionen, die später von Benedikt XIII. bestätigt wurden. In seiner Demut und seiner Liebe zur Armut verzichtete er auf seine Stelle als Domherr und verteilte seinen ganzen Besitz an die Armen. Später legte er, nachdem er es mehrmals vergeblich vesucht hatte, auch die Leitung seiner Genossenschaft freiwillig nieder. Aber er ließ nicht das Geringste nach, für seine Brüder und für die vielerorts bereits gegründeten Schulen zu sorgen, und wollte nur um so eifriger einzig Gott dienen. Unablässig tötete er sich ab durch Fasten, Geißelungen und andere strenge Übungen; ganze Nächte brachte er im Gebete zu. Er zeichnete sich aus durch allseitige Tugend, besonders durch Gehorsam, durch das Verlangen, stets den Willen Gottes zu erfüllen, durch Liebe und Verehrung gegen den Apostolischen Stuhl; reich an Verdiensten entschlief er schließlich nach Empfang der heiligen Sakramente im Herrn im Alter von 68 Jahren. Papst Leo XIII. nahm ihn in das Verzeichnis der Seligen auf. Als er dann durch neue Wunder verherrlicht wurde, schenkte er ihm im Jubiläumsjahr 1900 die Ehren der Heiligen.

Lesung 7-9
Matth. 18, 1-5
Auslegung des hl. Johannes Chrysostomus

Seht zu, daß ihr keines von diesen Kleinen verachtet; denn ihre Engel schauen immerfort das Angesicht meines Vaters, und ich bin ihretwegen gekommen; das ist der Wille meines Vaters. Er empfiehlt uns, mit besonderer Sorgfalt auf den Schutz und die Bewahrung der Kinder bedacht zu sein. Du siehst doch, welche gewaltigen Mauern er zum Schutz der Kleinen aufgerichtet hat, welchen Eifer und welche Sorge er hat, daß sie nicht zugrunde gehen. Zunächst droht er denen, die sie verachten, die schlimmsten Strafen an, dann verheißt er den reichsten Lohn denen, die für sie sorgen, und er bekräftigt dies durch sein und seines Vaters Beispiel. So wollen auch wir den Herrn nachahmen und keine Arbeit für unsere Brüder unterlassen, selbst wenn sie niedrig und allzu minderwertig zu sein scheint. Vielmehr soll uns, wenn unsere Hilfe einmal notwendig ist, selbst wenn der, dem unser Dienst gilt, ganz gering und verachtet ist, selbst wenn der Dienst selbst uns schwierig und mühevoll scheinen will, trotz alledem soll uns, ich bitte euch, mit Rücksicht auf das Wohl des Bruders all das erträglich und leicht vorkommen! Denn Gott hat gezeigt, daß die Seele diese Mühe und Sorge wert ist, da er nicht einmal seinen eigenen Sohn geschont hat. Um selig zu werden, genügt es also nicht, selbst tugendhaft zu leben, sondern wir müssen auch für das Wohl unserer Mitmenschen tatkräftig sorgen. Wie wollen wir uns also einst rechtfertigen, wenn wir selbst nicht tugendhaft leben, und auch andere nicht dazu anhalten? Wie können wir dann noch auf die ewige Seligkeit hoffen? Was gibt es größeres, als Seelen zu leiten, als junge Leute zu bilden? Ich glaube, einer der es verstehet, die Herzen junger Menschen zu formen, steht weit höher als ein Maler, ein Bildhauer oder ähnliche Künstler.
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Hl. Bischof und Bekenner Ubald 16. Mai
Lesung 4-6
Ubald stammte aus einer vornehmen Familie zu Gubbio in Umbrien; von Kindheit an wurde er fromm erzogen und erhielt einen ausgezeichneten Unterricht. Als Jüngling suchte man ihn öfter zu bewegen, zu heiraten, doch er ließ sich niemals von seinem Entschluß, die Jungfräulichkeit zu bewahren, abbringen. Er wurde Priester, verteilte sein väterliches Erbe an die Armen und an die Kirchen und trat in den Orden der regulierten Chorherrn vom heiligen Augustin ein. Diesen Orden brachte er auch in seine Vaterstadt, und er lebte darin eine Zeitlang fromm und heilig. Aber der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich immer weiter, und so wurde er wider seinen Willen von Papst Honorius II. mit der Leitung der Kirche von Gubbio betraut und zum Bischof geweiht. Als Bischof kehrte er also in seine Heimatkirche zurück. Er änderte jedoch nichts an seiner bisherigen Lebensweise, glänzte nur um so mehr durch allseitige Tugend und suchte durch sein Wort und sein Beispiel tatkräftig das Seelenheil seiner Mitmenschen zu fördern. Er wurde so wirklich aus ganzer Seele ein Vorbild für seine Herde. Kärglich war seine Nahrung, bescheiden seine Kleidung, hart und dürftig seine Lagerstatt; die Abtötung trug er ständig an seinem Leibe, seinen Geist jedoch stärkte er täglich immer mehr durch unermüdliches eifriges Gebet. So gewann er eine wunderbare Sanftmut und konnte nicht nur die schwersten Beleidigungen und Schmähungen mit Gleichmut ertragen, sondern hatte sogar gegen seine Verfolger eine staunenswerte Liebe und überhäufte sie mit Beweisen seines Wohlwollens. Die letzten zwei Jahre vor seinem Tode wurde er von langwieriger Krankheit heimgesucht; wie Gold wurde er im Feuerofen geläutert. Selbst unter den heftigsten körperlichen Schmerzen sagte er Gott unablässig Dank dafür. Nachdem er seine Kirche viele Jahre in lobenswerter Weise geleitet hatte, ging er, berühmt durch sein heiliges Wirken und durch Wunderzeichen, am Pfingsfest in die ewige Ruhe ein. Papst Cölestin III. nahm ihn in die Zahl der Heiligen auf. Seine Macht zeigt sich vor allem in der Austreibung unreiner Geister. Sein Leib blieb all die Jahrhunderte hindurch unversehrt und wird in seiner Vaterstadt von den Gläubigen viel verehrt. Er hat sie auch schon des öfteren aus großer Gefahr errettet.
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Hl. Bekenner Paschalis Baylon 17. Mai

4-6. Lesung
Paschalis Baylon wurde von armen, aber frommen Eltern in dem Städtchen Torre-Hermosa in der Diözese Siguenza in Aragonien geboren. Schon in frühen Jahren gab er viele Proben seiner späteren Heiligkeit. Vom Schöpfer hatte er ein gutes, für himmlische Dinge sehr empfängliches Gemüt erhalten. Seine Kindheit und seine Jugend verlebte er als Viehhirt. Diese Beschäftigung hatte er sehr gern, weil er fand, daß sie sehr geeignet war und gute Gelegenheit bot, die Demut zu üben und die Reinheit zu bewahren. Er war mäßig im Essen, aber eifrig im Gebet. Bei seinen Altersgenossen und Freunden hatte er ein solches Ansehen und einen solchen Einfluß, daß er ihre Streitigkeiten schlichten, ihre Fehler rügen, die Unwissenden belehren, die Trägen zur Arbeit anspornen konnte. Wie ein Vater und Lehrer wurde er von allen hochgeachtet und geliebt; schon damals wurde er von vielen nur "der Heilige" genannt. Nachdem er schon in der Welt, diesem dürren, wasserlosen Lande, so gut gediehen war, verbreitete er erst recht, als er in das Haus des Herrn verpflanzt worden war, wie eine Blume im Tal, einen wunderbaren Duft der Heiligkeit. Paschalis wollte nämlich eine strengere Lebensweise ergreifen und bat darum um Aufnahme in den Franziskanerorden. Frohlockend lief er wie ein Riese seinen Weg. Er überließ sich ganz der Leitung des Herrn und sann Tag und Nacht darauf, wie er ihm immer mehr gleichförmig werden könne. So kam es, daß bald selbst ältere Ordensleute ihn als nachahmenswertes Vorbild seraphischer Vollkommenheit betrachteten. Er aber wollte ein einfacher Laienbruder bleiben; er hielt sich für den Auswurf von allen, wählte sich freudigen Herzens stets die härtesten und niedrigsten Arbeiten im Haus, als ob sie seine besondere Aufgabe seien, und führte sie in Demut und Geduld aus. Weil sein Leib sich manchmal wider den Geist erheben wollte, kreuzigte er ihn durch ständige Abtötung und brachte ihn so in seine Gewalt; in seinem Geiste aber wurde durch die ständige Selbstverleugnung die Liebesglut von Tag zu Tag immer größer und er schritt immer mehr voran. Die jungfräuliche Gottesmutter, deren Schutz er sich schon als Kind anvertraut hatte, verehrte er als seine Mutter; er brachte ihr täglich seine Huldigung dar und betete zu ihr mit kindlichem Vertrauen. Auch zum allerheiligsten Altarssakramente hatte er eine unsagbar große, glühende Liebe. Selbst noch nach dem Tode zeigte sich diese an seinem Leichnam. Denn als er auf der Bahre lag, öffnete er zum größten Staunen aller Anwesenden bei der Erhebung der heiligen Hostie zweimal die Augen und schloß sie wieder. Die wahre Gegenwart Christi bekannte er vor den Irrgläubigen laut und öffentlich und mußte dafür vieles leiden. Wiederholt suchte man ihn zu töten, aber durch Gottes einzigartige Fügung entkam er den Händen der Gottlosen. Während des Gebetes war er oft den Sinnen entrückt und ganz hingerissen von seliger Verzückung. In solchen Stunden erhielt er wohl sein himmlisches Wissen; denn obwohl er keine Bildung genossen hatte und nicht einmal lesen und schreiben konnte, vermochte er dennoch über die schwierigsten Fragen in Glaubenssachen Aufschluß zu geben und schrieb sogar mehrere Bücher. Reich an Verdiensten ging er schließlich im Alter von 52 Jahren, zu der Stunde, die er vorhergesagt hatte, selig zum Herrn ein am 17. Mai 1592; dies war sein Geburtstag und in diesem Jahre gerade Pfingsten. Da er durch die oben erwähnten und noch andere Tugenden ausgezeichnet war und im Leben und nach dem Tode durch Wunder verherrlicht wurde, sprach ihn Papst Paul V. selig; Alexander VIII. nahm ihn in das Verzeichnis der Heiligen auf. Leo XIII. bestellte ihn zum himmlischen Patron für alle eucharistischen Vereinigungen und für alle Genossenschaften zur Verehrung der heiligen Eucharistie, die bis jetzt gegründet wurden oder in Zukunft noch gegründet werden.
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Hl. Martyrer Venantius 18. Mai
Lesung 4-6

Venantius aus Camerino wurde mit 15 Jahren wegen des christlichen Glaubens bei Antiochus, der unter Kaiser Dezius Statthalter von Camerino war, angezeigt und stellte sich freiwillig am Stadttor dem Richter. Dieser suchte ihn lange Zeit durch Versprechungen und Drohungen zum Abfall zu bewegen; dann ließ er ihn mit Geißeln schlagen und in Ketten legen. Wunderbarerweise wurde er aber von einem Engel befreit. Darauf wurde er mit Fackeln gebrannt. Dann hängte man ihn mit dem Gesicht nach unten über einem Feuer auf. Er blieb jedoch standhaft trotz aller Qualen. Darüber mußte der Gerichtsschreiber Anastasius staunen; als er vollends sah, wie Venantius wiederum von einem Engel befreit wurde und in weißem Gewande über das Feuer hinschritt, glaubte er an Christus und ließ sich mit seiner ganzen Familie vom heiligen Priester Porphyrius taufen. Bald darauf errang er zusammen mit ihm die Marterpalme. Venantius wurde wiederum vor den Statthalter gebracht; nochmals versuchte dieser vergeblich, ihn zum Abfall von Christus zu bewegen; da wurde er in den Kerker geworfen. Man schickte einen Boten namens Attalus zu ihm, der ihm sagen sollte, er sei auch Christ gewesen, habe aber dieser Lehre entsagt, weil er eingesehen habe, wie falsch und töricht es sei, daß die Christen auf die gegenwärtigen Güter verzichten in der trügerischen Hoffnung auf künftige. Aber der edle Streiter Christi durchschaute die Schliche des listigen Feindes und jagte den Teufelsdiener davon. Deshalb wurde er nochmals vor den Statthalter geführt; es wurden ihm alle Zähne eingeschlagen und die Kinnlade zerschmettert. So wurde er auf einen Misthaufen geworfen. Doch auch hier wurde er von einem Engel befreit. Von neuem mußte er vor dem Richter stehen. Während Venantius redete, fiel dieser vom Stuhle und gab den Geist auf. Sein letzter Ruf war: Der Gott des Venantius ist allein der wahre; zertrümmert unsere Götzen! Als der Statthalter dies erfuhr, ließ er Venantius sogleich den Löwen vorwerfen. Doch diese vergaßen auf ihr wildes Wesen und legten sich ihm zu Füßen. Unterdessen unterrichtete er das Volk im katholischen Glauben. Darum wurde er weggeschafft und wieder in den Kerker geworfen. Am nächsten Tage berichtete Porphyrius dem Statthalter, er habe nachts eine Erscheinung gehabt und gesehen, wie die Leute, die Venantius mit Wasser besprengte, ganz hell leuchteten, der Statthalter selbst sei jedoch ganz tief in Finsternis gehüllt gewesen; da entbrannte dieser vor Wut und ließ Porphyrius sogleich enthaupten. Alsdann befahl er, Venantius solle bis zum Abend über Disteln und Dornen geschleift werden. Halbtot blieb er am Abend liegen. Am anderen Morgen stellte er sich wieder dem Statthalter. Sogleich ließ ihn dieser von einem Felsen herabstürzen. Aber auch hier ward er durch Gottes Hilfe gerettet. Dann wurde er von neuem tausend Schritte weit über Felsgestein geschleift. Die Soldaten verschmachteten dabei fast vor Durst; da machte Venantius ein Kreuzzeichen und in einem nahen Tal floß aus einem Stein Wasser heraus; auf diesem Stein hinterließ Venantius den Abdruck seiner Knie, wie man jetzt noch in seiner Kirche dort sehen kann. Infolge dieses Wunders bekehrten sich viele zum christlichen Glauben; der Statthalter ließ sie alle an der gleichen Stelle zusammen mit Venantius enthaupten. In diesem Augenblick entstanden so heftige Gewitter und Erdbeben, daß der Statthalter die Flucht ergriff. Jedoch der göttlichen Gerechtigkeit konnte er nicht entfliehen. Nach wenigen Tagen starb er eines schimpflichen Todes. Inzwischen bestatteten die Christen die Leichname des Venantius und der anderen Blutzeugen an einer ehrenvollen Stätte. Ihre Überreste werden jetzt noch in der Kirche des heiligen Venantius zu Camerino aufbewahrt.
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Hl. Papst und Bekenner Petrus Cölestin
Lesung 4

Petrus, nach dem Namen, den er als Papst sich wählte, Cölestin zubenannt, stammte von ehrbaren katholischen Eltern zu Isernia im Samniterlande. Schon als Jüngling ging er in die Einsamkeit, um seine Seele vor den Lockungen der Welt zu bewahren. Hier stärkte er seinen Geist durch heilige Betrachtungen; um den Leib zu knechten, trug er eine eiserne Kette um den bloßen Körper. Nach der Regel des heiligen Benedikt gründete er eine Genossenschaft, die später die Cölestiner genannt wurden. Wie ein Licht auf dem Leuchter konnte er nicht verborgen bleiben und wurde, als die Kirche von Rom lange ohne Oberhaupt war, ohne sein Wissen in seiner Abwesenheit auf den Stuhl Petri erhoben. Alle staunten und freuten sich über diese ungewohnte, unerwartete Wahl. Doch kaum hatte er den päpstlichen Thron bestiegen, da merkte er, daß er nunmehr von allerlei Sorgen in Anspruch genommen wurde, daß er kaum mehr Zeit fand für seine gewohnten Betrachtungen. Darum legte er freiwillig die Würde und zugleich Bürde wieder nieder. Er nahm seine frühere Lebensweise wieder auf und entschlief selig im Herrn. Sein kostbarer Tod wurde durch die Erscheinung eines leuchtenden Kreuzes, das vor dem Eingang seiner Zelle in der Luft schwebte, noch ruhmvoller. Im Leben und nach dem Tode wurde er durch viele Wunder verherrlicht. Nach genauer Prüfung dieser Wunder nahm ihn Klemens V. elf Jahre nach seinem Tode in die Zahl der Heiligen auf.

Lesung 5-6
Aus dem Buch des hl. Papstes Gregor über Sittenfragen

Des Gerechten Einfalt wird verlacht. Die Weisheit dieser Welt besteht darin, daß man sein Inneres mit Absicht verhüllt, hinter schönen Worten seine wahre Gesinnung verbirgt, das Falsche als wahr, das Wahre als falsch hinstellt. Diese Kunst lernt die Jugend schon durch stete Übung; den Kindern wird sie gelehrt um Entgelt; wer sie beherrscht, ist stolz darauf und verachtet die andern; wer sie nicht kennt, staunt untertänig und furchtsam andere deswegen an. Diese schlimme Doppelzüngigkeit ist bei ihnen beliebt; sie geben ihr einen schönen Namen und nennen sie Bildung. Sie legt ihren Verehrern auf, nach den höchsten Ehrenstellen zu streben, an eitlem, zeitlichem Ruhm, sobald sie ihn erlangt, sich zu freuen, die von anderen erlittenen Unbilden tausendfach wieder heimzuzahlen, so weit die Kraft reicht, keinem Widerstande zu weichen, und wenn die Kraft fehlt, durch erheucheltes Wohlwollen das anzustreben, was man durch Bosheit nicht erreichen kann. Dagegen besteht die Weisheit der Gerechten darin, nichts zum Schein zu tun, seine wahre Gesinnung offen zu zeigen, die Wahrheit, wie sie ist, zu lieben, alle Falschheit zu meiden, ohne Hoffnung auf Belohnung Gutes zu tun, lieber Unrecht zu leiden als zu tun, keine Unbill zu rächen und es als Gewinn zu betrachten, wenn man für die Wahrheit Schmach dulden darf. Diese Einfalt der Gerechten wird verlacht. Bei den Weisen dieser Welt gilt echte Tugend eben als Torheit. Alles, was man ohne Sünde tun kann, halten sie für töricht; jede Handlung, die die Wahrheit billigt, erscheint der menschlichen Weisheit als verkehrt. Denn was scheint der Welt törichter, als seine innere Gesinnung offen zu zeigen, nichts mit listiger Überlegung zu heucheln, keine Beleidigung mit neuem Unrecht zu vergelten, für die Verleumder sogar zu beten, die Armut zu suchen, seinen Besitz herzugeben, dem Räuber keinen Widerstand zu leisten, dem, der einen schlägt, auch noch die andere Wange darzureichen?

Hl. Jungfrau Pudentiana

Lesung 9
Die Jungfrau Pudentiana war eine Tochter des Pudens aus Rom. Nach dem Tode ihrer Eltern verkaufte sie in ihrem staunenswerten Eifer für den christlichen Glauben zusammen mit ihrer Schwester Praxedes ihr väterliches Erbgut und verteilte den Erlös an die Armen; sie selbst diente dem Herrn mit Fasten und Beten. Unter ihrem Einfluß ließ sich ihre ganze Familie, im ganzen 96 Personen, von Papst Pius taufen. Da Kaiser Antoninus den öffentlichen Gottesdienst der Christen verboten hatte, feierte Papst Pius im Hause der Pudentiana mit den Christen das heilige Opfer. Sie nahm sie gütig auf und sorgte für alles, was sie zum Leben notwendig hatten. Inmitten dieser christlichen Liebestätigkeit ereilte sie der Tod. Sie wurde im Grabe ihres Vaters im Cömeterium der Priszilla an der Salarischen Straße beigesetzt am 19. Mai.
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Marion
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Bekenner Bernadin von Sienna 20. Mai

Lesung 4-6
Bernardin stammte aus der vornehmen Familie Albizeschi in Siena. Schon in früher Jugend zeigte er deutliche Spuren seiner späteren Heiligkeit. Von seinen frommen Eltern wurde er trefflich erzogen. Er hielt sich fern von den Spielen der Kinder und fand schon während der ersten Schuljahre seine besondere Freude an frommen Übungen; er liebt das Fasten und das Gebet, besonders die Verehrung der allerseligsten Jungfrau. Ganz hervorragend war seine Liebe zu den Armen. Um diese Tugenden mit der Zeit immer besser üben zu können, ließ er sich in die Gemeinschaft der frommen Männer aufnehmen, die zu Siena im Krankenhaus St. Maria de Scala Gott dienten, aus denen mehrere berühmte Heilige hervorgegangen sind. Dort übte er sich in der Abtötung und widmete sich mit geradezu unglaublicher Hingabe der Krankenpflege, besonders als dort eine schlimme Pest wütete. Neben anderen Tugenden wachte er mit heiligem Eifer über seine Reinheit, obwohl seine schöne Erscheinung ihm manche Schwierigkeiten brachte; in seiner Gegenwart wagte auch der Schamloseste es nicht, ein weniger anständiges Wort zu reden. Eines Tages wurde er schwer krank; mit größter Geduld trug er dies vier Monate lang. Als er endlich wieder gesund war, überlegte er sich, ob er nicht lieber in einen Orden eintreten solle. Um ganz sicher zu gehen, mietete er sich ein kleines Haus am Ende der Stadt. Darin lebte er ganz zurückgezogen und äußerst streng. Inständig bat er Gott um Erleuchtung, was er tun solle. Auf Gottes Eingebung hin erwählte er sich dann den Orden des heiligen Franziskus. Darin zeichnete er sich durch Demut, Geduld und alle anderen für einen Ordensmann nötigen Tugenden aus. Auch der Klostervorsteher merkte dies; schon früher hatte er seine Gelehrsamkeit und Schriftkenntnis schätzen gelernt; darum übertrug er ihm das Predigtamt. Demütig übernahm es Bernardin. Aber er merkte bald, daß er wegen seiner schwachen, heiseren Stimme nicht recht dazu geeignet sei; da betete er zu Gott um Hilfe und wunderbarerweise schwand das Hindernis. Die Zeiten waren damals sehr schlimm, Laster und Verbrechen hatten überhand genommen, infolge der blutigen Parteikämpfe in Italien war göttliches und menschliches Recht mißachtet. Da eilte Bernardin durch Städte und Dörfer und stellte durch seine Predigten und sein Beispiel im Namen Jesu, den er stets im Munde führte und im Herzen trug, die gesunkene Frömmigkeit und christliche Sitte großenteils wieder her. So kam es, daß berühmte Städte ihn vom Papst als Bischof begehrten; er lehnte jedoch dieses Amt in seiner unbesiegbaren Demut ganz beharrlich ab. Er wirkte viele große Wunder, schrieb auch mehrere fromme, gelehrte Bücher. Von seiner ungeheuren Arbeitsleistung aufgerieben, starb er schließlich im Alter von 66 Jahren zu Aquila, im Gebiet der Vestiner, eines seligen Todes. Von Tag zu Tag glänzte er immer mehr durch Wunder. Darum nahm Papst Nikolaus V. ihn fünf Jahre nach seinem Tode in die Zahl der Heiligen auf.
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Marion
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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5. Sonntag nach Ostern

Lesung 4-6
Aus dem Buch des hl. Bischofs Ambrosius über den Glauben an die Auferstehung

Weil die Weisheit Gottes nicht sterben konnte, andererseit aber auch nicht auferstehen konnte, was nicht gestorben war, darum nahm sie Fleisch an, das dem Tode verfallen konnte. So starb also, was dem Tode amheimzufallen pflegt, und vom Tode erstand, was gestorben war. Denn die Auferstehung konnte nur durch einen Menschen geschehen; denn wie durch einen Menschen der Tod, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Es erstand also der Mensch, weil der Mensch gestorben war; der Mensch ward auferweckt, aber Gott war der Erwecker; damals war er Mensch dem Fleische nach, jetzt ist er Gott alles in allem. Jetzt kennen wir Christus nicht mehr dem Fleische nach, aber wir halten fest an seiner gnadenvollen Menschwerdung und erkennen ihn als den Erstlich der Entschlafenen, als den Erstgeborenen aus den Toten. Die Erstlinge sind aber stets von der selben Art und Natur, wie die übrigen Früchte; damit diese besser gedeihen, darum werden die Erstlinge Gott zum Geschenk gebracht, als heiliges Geschenk für alle übrigen Früchte und gleichsam als Weihegabe der wiederhergestellten Natur. Christus ist also der Erstling der Entschlafenen. Ist er es nur für die Seinigen, die, ohne die Schrecknisse des Todes zu kosten, nur in einen süßen Schlummer fallen, oder ist er es für alle Toten? Doch es heißt: Wie alle in Adam sterben, so werden alle in Christus zu neuem Leben erstehen. Wie also die Erstlinge des Todes in Adam, so sind die Erstlinge der Auferstehung in Christus: Alle werden auferstehen. Doch niemand soll verzagen, und kein Gerechter soll traurig sein über das allen gemeinsame Los der Auferstehung, weil er einen besonderen Lohn für seine Tugend erwartet. Alle werden zwar auferstehen, aber ein jeder in seiner Ordnung, wie der Apostel sagt. Das Werk des gütigen Gottes ist bei allen gleich, aber die Stufe der Verdienste ist verschieden. Wir sehen, was für ein schweres Sakrileg es ist, an die Auferstehung nicht zu glauben. Denn wenn wir nicht auferstehen, dann ist Christus vergebens gestorben, und folglich ist er auch nicht auferstanden. Wenn er nämlich nicht zu unserem Heile auferstanden ist, so ist er gar nicht auferstanden, da er ja keine Ursache hatte, für sich selbst aufzuerstehen. In ihm aber ist die ganze Welt vom Tode erstanden, in ihm ist der Himmel, in ihm ist die Erde auferstanden, denn es wird ein neuer Himmel und eine neue Erde sein. Für ihn selbst aber war die Auferstehung nicht notwendig, denn die Bande des Todes konnten ihn nicht festhalten. Wenn er auch seiner Menschheit nach gestorben war, so war er doch sogar in der Totenwelt völlig frei. Willst du wissen wie? So höre: Ich bin wie ein hilfloser Mensch geworden, wie einer, der frei ist unter den Toten. Er war doch wohl frei; denn er hatte die Macht, sich selbst zu erwecken, gemäß dem Worte; Brechet diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn wieder aufrichten. Er war frei, da er ja hinabgestiegen war, um andere frei zu machen.

Lesung 7-9
Joh. 16,23-30
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Wir haben jetzt das Wort des Herrn zu betrachten: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werden, so wird er es euch geben. Schon in den vorhergehenden Teilen dieser Rede des Herrn wurde wegen derer, die etwas vom Vater im Namen Christi begehren, es aber nicht erhalten, dargelegt, daß man nicht im Namen des Heilands bittet, sooft man etwas erbittet, was dem Heile zuwider ist. Denn man darf nicht den Klang der Buchstaben oder der Silben nehmen, sondern das, was der Klang selbst bedeutet und was darunter richtig und wahrheitsgemäß verstanden wird. Das, so müssen wir annehmen, hatte Christus im Sinne, als er sagte: In meinem Namen. Wer daher von Christus denkt, was man vom Eingeborenen Sohne nicht denken darf, der bittet nicht in seinem Namen, wenn er auch den Buchstaben und Silben nach den Namen Christus ausspricht. Denn er bittet nur im Namen dessen, an den er in seiner Bitte denkt. Wer aber von Christus denkt, was man denken muss, der bittet wirklich in seinem Namen und er erhält auch, was er begehrt, soweit es nicht seinem ewigen Heil zuwider ist. Er erhält es, wenn er es haben darf. Denn manches wird uns nicht gerade versagt, wohl aber hinausgeschoben und erst zur gelegenen Stunde uns gegeben. Das Wort: Er wird es euch geben, ist so zu verstehen: Es soll damit auf jene Gnaden hingewiesen werden, die die Bittenden persönlich angehen. Denn alle Heiligen werden erhört, wenn sie für sich selbst etwas erbitten, aber nicht immer, wenn sie für ihre Freunde oder Feinde oder für sonst jemanden bitten; denn es heißt nicht ohne weiteres: Er wird es geben, sondern er wird es e u ch geben. Bisher habt ihr, heißt es, um nichts in meinem Namen gebeten; bittet und ihr werdet empfangen, auf daß eure Freude vollkommen werde. Diese vollkommene Freude, von der er spricht, ist keine fleischliche, sondern eine geistige; und wenn sie einmal so groß ist, daß sie gar nicht mehr zunehmen kann, dann ist sie zweifellos vollkommen. Was immer ihr erbittet, um diese Freude zu erlangen, das müssen wir im Namen Christi erbitten, wenn wir überhaupt die Gnade Gottes verstehen, wenn wir wirklich nach dem ewigen Leben verlangen. Alles andere, was wir sonst noch erbitten können, ist nichts; nicht als ob die Sache selbst nichts wäre, sondern weil im Vergleiche mit diesem hohen Gute alles andere, was wir begehren, nichts ist.
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