Wie "nachkonziliar" ist die tridentinische Messe?

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
iustus
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Re: Wie "nachkonziliar" ist die tridentinische Messe?

Beitrag von iustus »

Senensis hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:Das Mitbeten ist ja nun kein genuines Element des 1965er Missales. Mitbeten kann (und tut) man es heutzutage ja auch in Meßfeiern nach 1962er und älteren Missalien, und man tat es (wie man liest) auch vor 1965 schon.
Ich nehme mal an, CIC-Fan meint das abwechselnde Beten von Gloria, Credo usw. Der Priester betet nach dem 1962er-Messbuch Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei ja noch vollständig alleine, auch wenn die Schola es im Wechsel mit der Gemeinde singt.
Eben nicht zwangsläufig. Bei dialogisierten Meßfeiern ist es vielerorts üblich, daß diese Gebete vom Volk gleichzeitig mit dem Priester gesprochen werden. Das geht m. W. auf die liturgische Bewegung in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts zurück und ist, meine ich, keine Errungenschaft von 1965. Oder liege ich da falsch?
Hier https://de.wikipedia.org/wiki/Tridentin ... chen_Messe steht Folgendes:
Fünftens gibt es die Missa dialogata („dialogisierte Messe“, auch „Chormesse“ genannt): in der Liturgischen Bewegung des 2. Jahrhunderts entstandene Sonderform der Missa lecta, um sie als Gemeinschaftsmesse zu gestalten: Alles, was im Hochamt der Chor singt und die Messdiener respondieren, wird in der Missa dialogata von den Teilnehmern gemeinsam gesprochen oder gesungen.
Das verstehe ich so, dass der Priester auch in der Missa dialogata Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei vollständig betet - also nicht im Wechsel mit der Gemeinde.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Hubertus
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Re: Wie "nachkonziliar" ist die tridentinische Messe?

Beitrag von Hubertus »

iustus hat geschrieben:Das verstehe ich so, dass der Priester auch in der Missa dialogata Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei vollständig betet - also nicht im Wechsel mit der Gemeinde.
Ja, das tut er. Beim Gloria auf alle Fälle. Beim Sanctus sicher auch; beim Rest also vmtl. auch (hatte noch keine dialogisierte Messe mit Credo).
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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ad-fontes
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Re: Wie "nachkonziliar" ist die tridentinische Messe?

Beitrag von ad-fontes »

Mir ist gestern erst aufgefallen, daß im 62er Ritus an Fronleichnam weder der Hymnenschluß mutiert wird (..qui natus es de Virgine), noch die Verwendung der Weihnachtspräfation, wie bis dato üblich, erlaubt ist.

Bedeutet das nicht eine Abschwächung der Inkarnationslehre?

Die Kirchenväter haben den Zusammenhang von Inkarnation und Eucharistie (in Einheit mit Passion, Auferstehung und Ausgießung des Hl. Geistes und der Beteiligung der Gottesmutter) schon lange vor der Einführung des Festes gesehen. Es brauchte dann aber 700 Jahre, um ihn aus der Liturgie zu eliminieren!?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Maternus87
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Re: Wie "nachkonziliar" ist die tridentinische Messe?

Beitrag von Maternus87 »

Wenn ich richtig sehe, sind die neuen Präfationen, die 1962 eingeführt wurden, alle ad libitum. Die Weihnachtspräfation ist also Fronleichnam erlaubt.

Die neu eingeführten Präfationen sind auch nicht überall erlaubt gewesen. Bspw. gibt es auch - durchaus stimmig - eine Präfation für die Feste und Votivmessen vom Hl. Johannes dem Täufer, die aber bspw. in den meisten Ländern nicht zugelassen wurde.

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ad-fontes
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Re: Wie "nachkonziliar" ist die tridentinische Messe?

Beitrag von ad-fontes »

Maternus87 hat geschrieben:Wenn ich richtig sehe, sind die neuen Präfationen, die 1962 eingeführt wurden, alle ad libitum. Die Weihnachtspräfation ist also Fronleichnam erlaubt.

Die neu eingeführten Präfationen sind auch nicht überall erlaubt gewesen. Bspw. gibt es auch - durchaus stimmig - eine Präfation für die Feste und Votivmessen vom Hl. Johannes dem Täufer, die aber bspw. in den meisten Ländern nicht zugelassen wurde.
Im Volksmissale steht: "Es kann wahlweise die 'Praefatio particularis' vom Allerheiligsten Altarsakrament oder die gewöhnliche Präfation genommen werden."

Unter gewöhnlicher Präfation versteht man gewöhnlich die Praefatio communis, nicht de Nativitate (obschon sie die gewöhnliche für dieses Fest ist).
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Protasius
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Re: Wie "nachkonziliar" ist die tridentinische Messe?

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:
Maternus87 hat geschrieben:Wenn ich richtig sehe, sind die neuen Präfationen, die 1962 eingeführt wurden, alle ad libitum. Die Weihnachtspräfation ist also Fronleichnam erlaubt.

Die neu eingeführten Präfationen sind auch nicht überall erlaubt gewesen. Bspw. gibt es auch - durchaus stimmig - eine Präfation für die Feste und Votivmessen vom Hl. Johannes dem Täufer, die aber bspw. in den meisten Ländern nicht zugelassen wurde.
Im Volksmissale steht: "Es kann wahlweise die 'Praefatio particularis' vom Allerheiligsten Altarsakrament oder die gewöhnliche Präfation genommen werden."

Unter gewöhnlicher Präfation versteht man gewöhnlich die Praefatio communis, nicht de Nativitate (obschon sie die gewöhnliche für dieses Fest ist).
In den neuen Rubricae generales ist die Weihnachtspräfation nur für die Weihnachtszeit und für Mariä Lichtmeß vorgesehen; in der 62er Missaleausgabe, die ich konsultiert habe, steht explizit Praefatio communis für das Fronleichnamsfest.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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