FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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taddeo
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von taddeo »

Komtur hat geschrieben:... wie manche sich die Dinge immer so zurecht biegen, wie sie ihnen gerade in den Kram passen.
Wenn es in der Kirche seit Anbeginn eine einhellige Tradition gibt, die sämtliche Gruppierungen "ökumenisch" vereint, das dies. :pfeif:

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Moser
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Moser »

http://www.katholisches.info/212/9/28 ... as-konzil/
Tissier der Mallerais hat geschrieben: „Persönlich werde ich nie solche Dinge unterschrieben, das ist klar. Nie werde ich akzeptieren, zu sagen, daß die neue Messe rechtmäßig oder zulässig ist. Ich werde sagen, daß sie häufig ungültig ist, wie Monsignore Lefebvre sagte. Nie werde ich akzeptieren, zu sagen: ‚Das Konzil könnte, richtig interpretiert, vielleicht mit der Tradition in Einklang gebracht und eine akzeptable Bedeutung gefunden werden.‘“
Tissier de Mallerais kritisierte die am 12. Juni von Kardinal Levada übergebene Fassung der „Doktrinellen Präambel“ als „verlogen“ und fügte hinzu, daß das Generalkapitel der Bruderschaft im Juli „sehr süße, weiche Entscheidungen“ getroffen habe, „um Rom solche Hürden in den Weg zu legen, daß Rom es nicht mehr wagen wird, uns zu belästigen“, indem „praktisch unerfüllbare Bedingungen gestellt werden, um zu verhindern, daß Rom uns weitere Vorschläge unterbreitet. Aber der Teufel ist bösartig, und ich denke, daß die erneut zum Angriff übergeben werden und ich bereite mich behutsam vor, uns zu verteidigen und die Bruderschaft wird sich verteidigen.“
Man darf aber schon fragen, wie der Bischof einer Gemeinschaft, die sich bislang ausdrücklich NICHT als sedisvakantistisch bezeichnet hat, zu dem Wunsch kommt, Rom möge die Gemeinschaft "nicht mehr belästigen". Da kann es dann mit der vielbeschworenen Papsttreue nicht weit her sein.

Damit dürfte sich die Angelegenheit wohl erledigt haben. Fragt sich nur, was Rom nun macht.

Komtur
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Komtur »

Wie kriegen wir die Kuh vom Eis?

A: Wo ist denn unsere beste Milchkuh hin?

B: Keine Ahnung. Wovon sprichst du?

A: Von unserer guten alten Kuh, sie ist weg. Oh nein, die Stalltür steht ja offen.

B: Ja, ich musste dringend lüften.

A: Stalltüren müssen immer verschlossen sein.

B: Ich wollte, dass die Kinder den leckeren Duft der Milch riechen können. Und woher sollte ich denn wissen, dass diese Milchkuh gleich hinaus rennt.

A: Sieh dort. Unsere kostbarste Kuh ist auf dem Eis. Du hast sie auf das Eis getrieben.

B: Ich habe nur die Tür geöffnet.

A: Du bist schuld.

B: Wir haben noch die andere Milchkuh.

A: Aber das ist unsere eigentliche Kuh. Die gibt am meisten Milch. Holt die Kuh vom Eis.

B: Wenn das Eis schmilzt, wird sie schon ans Ufer kommen.

A: Die kostbare Kuh. Die schöne Milch. Das Eis ist gefährlich. Die Stalltür muss geschlossen werden.

B: Du kannst sie ja rufen.

A: Man läßt Stalltüren niemals offen stehen.

B: Ich muss in den Stall die andere Kuh melken.

C: Wenn man eine Kuh zu lange nicht melkt, ist das sehr schlecht für sie und für uns.

A: Wo kommst du denn her? Ich bin der Retter der Milchkuh, denn ich habe die geöffnete Stalltür bemerkt.

B: Die Milch aus dem Stall reicht aus.

A: Rettet die Kuh mit ihrer Milch vom Eis. Und hört auf die anderen Kühe zu melken.

C: Hier. Ich war bei ihr draußen und habe sie gemolken.

A: Man darf sie nur im Stall melken. Draußen ist es zu gefährlich. Deshalb muss die Kuh vom Eis geholt und die Stalltür geschlossen werden. Warum sagst du dem B das nicht?

C: Die Kuh gibt herrliche Milch, da hast du recht. Ich gehe wieder hin und melke sie.

B: Ach wozu? Die andere Milch ist auch gut.

A: Ihr dürft nur die alte Kuh und nur im Stall melken. Und die andere Milch dürft ihr nicht trinken.

C: Echt gut diese Milch. Man hätte die gute alte Milchkuh wirklich nicht aus dem Stall lassen sollen. Wenn ich wieder Zeit habe, gehe ich wieder hinaus aufs Eis.

A: Sieht denn niemand wie kostbar ihre Milch ist, wenn die Kuh im Stall gemolken wird? Also macht endlich die Stalltür zu.

B: Langsam wird die Milch im Stall knapp.

C: Na komm, wir gehen und holen zusammen die Kuh vom Eis.

A: Wenn ich nicht wäre, hätte niemand gemerkt, das die Milch der anderen Kühe kein Ersatz ist.

B: Ich habe keine Lust aufs Eis zu gehen. Im Stall ist es gemütlicher auch wenn ich dort keine Milch mehr trinken kann.

A: Die Stalltür muss geschlossen werden.

C: Hier hast du etwas von der köstlichen Milch unserer eigentlichen Kuh.

A: Sehr ihr? Jetzt habt ihr keine Milch mehr. Auf das Eis zu gehen, zu melken und dann die Milch in den Stall zutragen ist falsch. Weil man die Kuh im Stall melken muss, müsst ihr endlich die Stalltür schließen.

C: Und wie schmeckt dir die Milch?

A: Du hättest sie gar nicht melken dürfen, denn du sagst dem B nicht, dass er die Tür schließen muss.

B: Gar nicht mal so schlecht.

A: Hallo, ich bin auch noch da.

C: Dann lass uns die Kuh holen, im Stall melkt es sich besser und der Transport der Milch ist dann nicht so weit.

B: Wir zu zweit? Da brauchen wir einen dritten Mann.

C: Es wäre gut, wenn A mitkäme. Dann holen wir die Kuh zusammen vom Eis.

A: Ich bin dazu da, die Kuh im Stall zu melken. Auf dem Eis ist es zu gefährlich und ohne mich hättest du dich doch gar nicht an die Kuh erinnert.

B: Vielleicht wäre es tatsächlich gut, wenn A mitkäme.

C: Sag ich doch.

A: Ihr habt die Stalltür nicht geschlossen.

B: Komm C, wir holen die Kuh zu zweit vom Eis.

C: Gerne.

A: Geht nicht auf das Eis, das ist zu gefährlich, wenn die Stalltür offen ist. Melkt die Kuh nur, wenn sie im Stall steht.

B: Vielleicht solltest du die Kuh noch einmal melken, bevor wir sie vom Eis holen.

A: Wieso hört ihr mir nicht zu? Ich bin der Melkspezialist.

C: Wir trinken dann gleich draußen auf dem Eis etwas Milch, dann haben wir mehr Kraft um die Kuh vom Eis zu holen.

A: Man darf auf dem Eis keine Milch trinken. Ihr solltet endlich die Stalltür schließen um nicht auf´s Glatteis geführt zu werden.

C: Hier B, bitte. Und wenn du ausgetrunken hast, zieh mal bitte an diesem Strick hier.

B: Ich bin hier der Chef. Zieh du doch.

A: Ich wußte doch, dass B es nicht ernst meint. Die Stalltür hat er auch nicht geschlossen.

C: Ja, B. Du bist der Chef und ich werde ziehen.

B: Mehr nach links und pass auf, dass du nicht ausrutschst.

C: Solange du ihr im Weg stehst, traut sie sich nicht.

A: Siehst du, das wird nichts. Und ihr hättet auch keine Milch auf dem Eis trinken dürfen - erst recht nicht, wenn die Stalltür offen ist.

B: Ich schlag der alten Kuh einfach mal richtig eins hinten drauf. Haha.

C: Danke.

B: Oh nein, jetzt läuft sie ja wirklich.

A: Hier geht es zum Stall. Und erst im Stall wieder melken. Hier lang.

C: Schön auf dieser Wiese hier. Hier kann sie fein grasen. Dann werde ich sie melken und anschließend die Milch gleich an die Kinder verteilen. Die wissen ja noch gar nicht wie sie schmeckt.

A: Ich bin der Melkspezialist und ich habe immer gesagt, die Kuh gehört nicht auf das Eis. Was wäret ihr ohne mich?

B: Ich habe doch immer gesagt, nur diese Kuh gibt die beste und die meiste Milch. Komm A, wir gehen in den Stall.

A: Wenn du wieder die andere Kuh melkst, obwohl die Tür immer noch offen ist, dann komm ich nicht mit. Schließlich habe ich die Kuh vom Eis gerettet.

B: Nein ich melke nicht. Das macht C draußen auf der Wiese.

C: Wenn man eine Kuh zu lange nicht melkt, ist das sehr schlecht für sie und für uns.

A: Oh nein. Man darf nur im Stall melken. Ich bin der Melkspezialist für Türschließungen.

C: Endlich können alle Kinder die gute Milch der besten Milchkuh trinken.

A: Hier sind die Baupläne für Ställe, deren Türen nicht zu öffnen sind.

B. Komm. Ich gehe in den gemütlichen Stall.

A: Was soll ich da, wenn die Tür weiter offensteht und du nicht die Wahrheit über Türschlieken und Melßung von mir annimmst?

B: Dann gehe doch zu C und hilf ihm.

A: Man darf nicht auf der Wiese bei geöffneter Stalltür melken. Ich weiß das und ich werde immer die Wahrheit verteidigen. Also schließe endlich die Tür, dann ist die Kuh wieder im Stall.

C: Ja, liebe Kinder trinkt die Milch in kräftigen Schlucken. Und dann werden wir den Stall in Ordnung bringen.

A: Man darf den Stall erst in Ordnung bringen, wenn die Tür gemolken und die Kuh geschlossen ist. Hier sind die Zeichnungen.

B: Ach ist das gemütlich hier.

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taddeo
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von taddeo »

:kugel:

Ist das von Dir? Das gäb ein super Libretto für einen Kompositionswettbewerb (Zeitgenössische Oper). :daumen-rauf:

civilisation
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von civilisation »

Der Glaubenspräfekt stellte im Gespräch mit NDR Kultur aber klar: "Es gibt keine Ermäßigungen was den katholischen Glauben angeht, gerade wie er auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil gültig formuliert worden ist. Das Zweite Vatikanische Konzil steht nicht im Gegensatz zur gesamtkirchlichen Tradition, allenfalls im Gegensatz zu mancher falschen Interpretation des katholischen Glaubens."

Erzbischof Müller sagte weiter: "Wir können den katholischen Glauben nicht den Verhandlungen preisgeben. Da gibt es keine Kompromisse". Man werde in der Glaubenskongregation in Einheit mit dem Papst nun das weitere Vorgehen beschließen. Den Piusbrüdern läge die Erklärung vor, die sie zu akzeptieren hätten, betonte Müller. "Ich glaube, es gibt jetzt keine neuen Gespräche mehr.“.
-> Glaubenspräfekt: Keine Gespräche mehr mit Piusbruderschaft
http://gloria.tv/?media=342117

Originalmeldung:
http://www.presseportal.de/pm/6561/2337 ... rschaft/gn

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Gamaliel
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Gamaliel »

civilisation hat geschrieben:-> Glaubenspräfekt: Keine Gespräche mehr mit Piusbruderschaft
http://gloria.tv/?media=342117
Das Gespräch ist nun als Audiodatei vollständig online:

Bischof Gerhard Ludwig Müller im Gespräch

(Ab Minute 8: wird die FSSPX thematisiert.)

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Doctor Marianus Militans
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Doctor Marianus Militans »

Schizophren?

Der Heilige Vater bemüht sich seit Langem um eine Aussöhnung, ernennt dann Müller, von dem klar war,
dass er sich so verhält, wie er es jetzt tut.

Nur mal zum Inhaltlichen:
Ich betrachte die paar Jahrzehnte gegenüber den mehr als 1500 Jahren (betreffs Liturgie ebenso wie Religionsfreiheit etc.) - wie in aller Welt kann man behaupten, hier würde es sich nicht um einen Bruch handeln?! :?:
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taddeo
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von taddeo »

Doctor Marianus Militans hat geschrieben:Schizophren?

Der Heilige Vater bemüht sich seit Langem um eine Aussöhnung, ernennt dann Müller, von dem klar war,
dass er sich so verhält, wie er es jetzt tut.
:neinfreu:
Der Papst ist nicht schizophren. Er bemüht sich seit langem um Aussöhnung, das ist richtig, aber keinesfalls um Aussöhnung um jeden Preis, wie vielleicht manche geglaubt haben. Seine Aussöhnungsbemühungen wurden von den Auszusöhnenden derart konterkariert, daß er nun die Zügel anzieht - und, vornehm zurückhaltend wie er eben ist, nicht in eigener Person, sondern durch einen entsprechend qualifizierten Mitarbeiter.
Glaubt im Ernst irgendwer, daß Erzbischof Müller in dieser superdelikaten Angelegenheit nicht mit voller Rückendeckung des Papstes spricht?

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Doctor Marianus Militans
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Doctor Marianus Militans »

Fern sei es von mir, den Heiligen Vater, ausgerechnet den jetzigen segensreichen, schizophren zu nennen! :) Das war mehr Ausdruck einer momentanen Verzweiflung über den Stand der Dinge.
Aber kannst Du Genaueres zum Konterkarieren der FSSPX sagen?
Soweit ich weiß, ist Fellay eigentlich recht romfreundlich. Bin aber kein Experte in dem Gebiet...
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Gamaliel
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Gamaliel »

P. Schmidberger: Einigung mit Rom derzeit kaum denkbar

Daraus:
Menschlich gesehen ist mit den letzten Personalentscheidungen in Rom nicht mehr allzu viel zu erwarten», sagte er in einem Interview mit der im rheinischen Ruppichteroth erscheinenden katholischen Monatszeitschrift «Kirchliche Umschau».
Man will uns das Konzept der Hermeneutik der Kontinuität auferlegen. Und dies in einem Augenblick, in dem ein Buch nach dem anderen erscheint, das die offensichtlichen Brüche mit der Tradition ans Licht bringt.
So wolle Rom die Bruderschaft verpflichten, die Rechtmäßigkeit der neuen, muttersprachlichen Liturgie anzuerkennen und zu bestätigen, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) in der Kontinuität der bisherigen lehramtlichen Tradition der Kirche stehe. «Aber wie kann man eine Liturgie als rechtmäßig anerkennen, die nicht aus dem katholischen Glauben fließt und nicht zu ihm führt?», fragte Schmidberger.

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Gamaliel
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Gamaliel »

Interview mit Pater Niklaus Pfluger

Daraus:
Kirchliche Umschau: Pater Pfluger, noch vor einigen Monaten schien eine Regularisierung der Bruderschaft durch den Vatikan unmittelbar bevorzustehen. Mittlerweile sieht es eher aus, als seien die Bemühungen gescheitert. [...]

Pater Niklaus Pfluger: Gescheitert sind sie nicht, aber eine kurzfristige Einigung ist unwahrscheinlich. Die Kurie und wir sind uns einig, dass die Einigung nur sinnvoll ist, wenn es ein gemeinsames Verständnis des Glaubens gibt. Dieser soll in einer „lehrmäßigen Erklärung“ ausgedrückt werden. Über die wurde lange verhandelt, und im April 2012 hat Bischof Fellay, unser Generaloberer, einen vorher informell abgestimmten Text unterbreitet. Für uns überraschend wurde der dann von der Glaubenskongregation doch nicht angenommen. Wir stehen also wieder am Anfang.
Pater Niklaus Pfluger hat geschrieben:Wir anerkennen ja, dass es das Zweite Vatikanische Konzil gegeben hat. Erzbischof Lefebvre war ja selbst ein Konzilsvater. Wir halten fest, dass nicht nur die nachkonziliaren Reformen, sondern auch einige Texte des Textes selbst Widersprüche zur früheren höchsten lehramtlichen Entscheidungen enthalten. Gewisse Zweideutigkeiten und Neuerungen machen den Kern des heutigen Auflösungsprozesses der Kirche aus. Dass wir von „Fehlern im Konzil“ sprechen, ist für Rom unerträglich. Sehen Sie, wir haben das Konzil zu Zeiten kritisiert, als es allseits bejubelt wurde und die Kirche noch ungleich lebendiger und gläubiger war als heute. Wieso sollten wir jetzt, wo sich unsere Warnungen und Kritiken doch für jedermann sichtbar bestätigen, aufhören zu kritisieren? Gemessen an der traurigen Realität 50 Jahre nach dem Konzil waren die Warnungen von Erzbischof Lefebvre doch krasse Untertreibungen! Es war doch in den frühen 70er Jahren bei all dieser schwärmerischen und naiven Aufbruchstimmung völlig unvorstellbar, dass katholische Bischöfe sich einsetzen für Homosexualität, Islamverbreitung und die Auflösung der Ehe, so wie wir das jetzt erleben müssen.

Der Vatikan steht vor den Trümmern der Kirche, wie sie war. [...] Ich habe kein Verständnis, dass man nicht endlich eine wirkliche Ursachenforschung der kirchlichen Situation betreibt. Die Kirche schafft sich ab – diese Realität ändert man nicht, indem man verbietet, sie auszusprechen. Das ständige Freisprechen des Konzils von der nachkonziliaren Krise ist eine Ideologie.

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Robert Ketelhohn
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FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Es ist einfach sachwidrig, römische Generalsynoden wie die zweite vatikanische
in eine Reihe mit den ökumenischen Konzilien der alten Kirche zu stellen. Solange
man das nicht einsieht, kommt die Kuh auch nicht von Eis.


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Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Josef Steininger »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Es ist einfach sachwidrig, römische Generalsynoden wie die zweite vatikanische
in eine Reihe mit den ökumenischen Konzilien der alten Kirche zu stellen. Solange
man das nicht einsieht, kommt die Kuh auch nicht von Eis.


Bild
Es ist eigentlich sinnlos, wenn Außenstehende, die sich von der Katholischen Kirche verabschiedet haben - und das tut, wer die Konzilien des 2.Jahrtausends nicht als ökumenisch anerkennt - hier über interne Probleme der Katholischen Kirche mitdiskutieren.[th=][/th]

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Juergen
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Juergen »

Es ist schon ein gewisser Unterschied ob ein ökumenisches Konzil nur die Westkirche betrifft, oder ob es auch die Ostkirche betrifft. (Das ist einfach eine Frage der Begrifflichkeit und nicht des Anerkennens oder Nichtanerkennens.)
Somit ist der Begriff "ökumenisches Konzil" für die späteren Konzilien vielleicht etwas problematisch, wenngleich er pragmatisch ist insofern, als sich nach der Abspaltung der Ostkirchen, die Westkirche als die einzig wahre Kirche sieht und damit alle ihre Konzilien auch allumfassend/ökumenisch sind. – Wer draußen steht, gehört eben nicht dazu.
Gruß Jürgen

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Niels
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Niels »

In diesem Strang geht es um die Rekonziliation der FSSPX und nicht um ökumenische Konzilien und römische Generalsynoden. Darüber bitte woanders weiterdiskutieren. Niels, Mod.
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Juergen
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Juergen »

http://www.kath.net/detail.php?id=38630

Mitteilung der Vatikan-Kommission "Ecclesia Dei" zum Stand im Dialogprozess veröffentlicht

Vatikanstadt (kath.net/KAP) Der Vatikan will der lefebvrianischen "Priesterbruderschaft St. Pius X." (FSSPX) im derzeitigen Einigungsprozess eine längere Frist für die Beantwortung der vorgelegten Dokumente einräumen. Mit Blick auf die bereits 30-jährige Trennung habe man Verständnis, wenn die Aufarbeitung des jüngsten Dialogs einige Zeit brauche, heißt es in einer Mitteilung der zuständigen Vatikan-Kommission "Ecclesia Dei" vom Samstag…
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cantus planus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von cantus planus »

Genau diese Aussagen sind es, die mir ein Ärgernis sind. Und sie zeigen eben auch, dass Rom das Problem tatsächlich nicht versteht. Rom meint, in allen Punkten im Recht zu sein und gönnt der FSSPX unerträglich gönnerhaft mehr Zeit. Wieder einmal wird vollkommen ignoriert, dass einige Dinge auch in Rom geklärt werden müssten, was seit Jahrzehnten ganz unabhängig von der FSSPX-Frage von konservativen Theologen immer und immer wieder eingefordert wird. Aber offensichtlich soll da auch weiterhin nichts passieren. Das ist doch kein Modus, von dem ausgehend man verhandeln kann. :vogel:
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iustus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von iustus »

cantus planus hat geschrieben:Wieder einmal wird vollkommen ignoriert, dass einige Dinge auch in Rom geklärt werden müssten, was seit Jahrzehnten ganz unabhängig von der FSSPX-Frage von konservativen Theologen immer und immer wieder eingefordert wird.
Was meinst Du konkret?
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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cantus planus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von cantus planus »

Die Tatsache einer veränderten Ekklesiologie, die Frage der Beziehungen zu anderen christlichen Gemeinschaften und Religionen und die Liturgiereform mit ihren katastrophalen Auswirkungen.
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iustus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von iustus »

In allen Aspekten hat der Heilige Vater meines Erachens mit der Hermeneutik der Kontinuität den Schlüssen zur Einigung geliefert. An den Konzilstexten selbst wird nichts geändert, aber es wird nur eine Auslegung, und zwar, die, die mit der Tradition im Einklang steht, als die richtige angesehen.

Wer sich darauf nicht einlässt, sondern eine Änderung der Konzilstexte selbst verlangt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Meines Erachtens ist der Papst der FSSPX sehr weit entgegengekommen. Es scheint mir die FSSPX zu sein, die unbeirrt auf ihrem Standpunkt beharrt, ohne jeden Schritt auf Rom zu.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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cantus planus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von cantus planus »

iustus hat geschrieben:In allen Aspekten hat der Heilige Vater meines Erachens mit der Hermeneutik der Kontinuität den Schlüssen zur Einigung geliefert.
Nein, er hat eine ebenso gute, wie unverbindliche und unkonkrete Parole ausgegeben.
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von iustus »

Klar, damit fing es an. Und die Gespräche boten einen Raum für eine Konkretisierung.

Nicht den einzigen Raum. In der Liturgie ist die Marschrichtung ziemlich konkret und klar. Die Frage ist allenfalls, ob man im Wege der Anordnung vorgeht oder im Wege des unverbindlichen Vorbilds. Bei einem liturgisch so verdorbenen Land wie Deutschland dürfte das ohnehin den gleichen Effekt haben - wenn es überhaupt einen Effekt hat.

Aber auch hier war kein Entgegenkommen der FSSPX festzustellen, die noch immer darauf beharrt, dass sich die Sonntagspflicht nicht auf den Besuch einer ordentlich gefeierten Messe in der neuen Form bezieht (vgl. dazu allerdings die Diskussion in den einschlägigen Threads).
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Sempre
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Sempre »

worldjewishcongress.org hat geschrieben:World Jewish Congress urges Rome to sideline opponents of Catholic-Jewish reconciliation

24 October 2011

Ahead of the interfaith meeting later this week in Assisi, Italy – hosted by Pope Benedict XVI and to be attended by 300 religious leaders from around the Globe – the World Jewish Congress (WJC) has urged the Vatican to forcefully oppose attempts to blame Jews collectively for the death of Jesus. Deputy Secretary-General Maram Stern, the WJC official in charge of inter-religious dialogue (pictured right at a meeting with the pope in 2010), said: “Last week, Catholics were treated to another despicable tractate by Bishop Richard Williamson whose point was to derail Catholic-Jewish reconciliation and to revive age-old anti-Semitic canards such as that of Jewish deicide. This was a timely reminder that there are still many clerics out there who vehemently oppose and actively undermine dialogue and reconciliation between Catholics and Jews.”

“Unfortunately, some Catholic splinter groups such as Williamson’s Society of St. Pius X continue to defend and propagate medieval anti-Jewish teachings. It is therefore important not to jeopardize the enormous achievements made in Catholic-Jewish dialogue over the past decades by allowing preachers of hate in again through the back door. Certainly, notorious anti-Semites such as Bishop Williamson must not be granted a place in the Catholic Church,” Stern declared.

Last week, Williamson – who in 2009 publicly denied the existence of gas chambers in Nazi death camps and was convicted by a German court earlier this year of Holocaust denial – wrote on his web blog: “Only the Jews (leaders and people) were the prime agents of the deicide” [of Jesus Christ], and not Roman Prefect Pontius Pilate. Williamson also alleged “a continuity amongst Jews down the centuries”, indirectly blaming today’s Jews for Jesus’ death.

Maram Stern, who will represent the World Jewish Congress at the Assisi gathering, said Jews around the world valued that Pope Benedict XVI, like his predecessor John Paul II, “is sincerely committed to strengthening inter-faith dialogue.” Stern urged the Pope to reiterate statements he made earlier this year in his book on Jesus and turn them into an article of faith of the Church.

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Protasius
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Protasius »

Ohne jetzt Williamson unterstützen zu wollen, aber die Frechheit, einer anderen Religionsgemeinschaft vorschreiben zu wollen, wen sie als Mitglied ansieht und wen nicht (und zur Kirche gehört er kraft der Taufe so oder so) muß man erst mal aufbringen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Stefan

Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Stefan »

Wie ist eigentlich im Augenblick der genaue (inhaltliche) Stand der Verhandlungen?
Hat jemand genauere Informationen? (Link willkommen)

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Sempre
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Sempre »

Stefan hat geschrieben:Wie ist eigentlich im Augenblick der genaue (inhaltliche) Stand der Verhandlungen?
Hat jemand genauere Informationen? (Link willkommen)
Die Aussagen dazu sowohl aus Rom als auch von der FSSPX sind widersprüchlich. Zuletzt war aus Rom zu hören, dass man geduldig auf eine Antwort von der FSSPX wartet.

Stefan

Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Stefan »

Sempre hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Wie ist eigentlich im Augenblick der genaue (inhaltliche) Stand der Verhandlungen?
Hat jemand genauere Informationen? (Link willkommen)
Die Aussagen dazu sowohl aus Rom als auch von der FSSPX sind widersprüchlich. Zuletzt war aus Rom zu hören, dass man geduldig auf eine Antwort von der FSSPX wartet.
Formal ja. Und inhaltlich?

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Ewald Mrnka
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Ewald Mrnka »

Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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Niels
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Niels »

Daraus:
Was wird die Zukunft bringen? Die Amtspriesterbruderschaft wird nun wahrscheinlich zügig in die Arme Roms eilen, um das Vakuum zu füllen, welches entstand durch die Preisgabe der von Erzbischof Lefebvre festgelegten Zwecke. Dieser Vorgang dürfte beschleunigt werden, falls das Gewissen von Benedikt XVI. ihn dazu antreibt, dieses „Schisma“ noch vor seinem Tode zu beenden. Wir wissen nicht, ob der Ausschluß des Bischofs aus der Bruderschaft eine Vorbedingung Roms für eine Einigung mit der Priesterbruderschaft gewesen ist, doch begünstigt er gewiß eine solche Einigung. Die klarsichtigen Priester der Bruderschaft sollten vorerst sich unauffällig verhalten und abwarten, denn dem gesähten Wind folgt als Ernte der Sturm. Und die Laien der Bruderschaft können momentan noch die Hl. Messen der Priesterbruderschaft besuchen, müssen allerdings aufpassen, ab wann die oben erwähnte Verformung beginnt, ihren Glauben zu gefährden. Spenden an den ausgeschlossenen Bischof oder für seine Anliegen werden ein bischen warten müssen, bis alles fertig ist, um sie zu empfangen. Aber eines steht fest: er hat gar nicht vor, in den Ruhestand zurückzutreten.
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Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Niels
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Niels »

Stefan hat geschrieben:Wie ist eigentlich im Augenblick der genaue (inhaltliche) Stand der Verhandlungen?
Hat jemand genauere Informationen? (Link willkommen)
Bitte hier entlang (Stand: 27.1.212):
http://press.catholica.va/news_services ... %2INGLESE

Hier die Übersetzung:
Übersetzung der FSSPX hat geschrieben:Die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei ergreift diese Gelegenheit, um mitzuteilen, dass die Priesterbruderschaft St. Pius X. in ihrer letzten offiziellen Stellungnahme vom 6. September 212 zu erkennen gegeben hat, dass ihrerseits zusätzliche Zeit des Nachdenkens und der Studien benötigt wird, um ihre Antwort auf die letzten Initiativen des Heiligen Stuhls vorzubereiten.

Die gegenwärtige Phase in den weiterhin anhaltenden Gesprächen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Priesterbruderschaft schließt sich drei Jahren an, während derer ein lehrmäßiger und theologischer Dialog geführt wurde, zu dem sich eine eigens gebildete Kommission achtmal getroffen hat, um unter anderem einige umstrittene Gesichtspunkte in der Interpretation bestimmter Dokumente des II. Vatikanischen Konzils zu untersuchen und zu diskutieren. Sobald diese lehrmäßigen Gespräche einmal abgeschlossen waren, wurde es möglich, zu einer Verhandlungsphase überzugehen, in der die Gespräche sich unmittelbarer auf die überaus ersehnte Aussöhnung der Priesterbruderschaft St. Pius X. mit dem Stuhl Petri konzentrieren konnten.

Andere entscheidende Schritte in diesem positiven Prozess der stufenweisen Wiedereingliederung waren vom Heiligen Vater bereits 27 durch das Motu Proprio Summorum Pontificum mit der Ausdehnung der außerordentlichen Form des Römischen Ritus auf die Gesamtkirche und 29 mit der Aufhebung der Exkommunikationen unternommen worden. Vor ein paar Monaten erst wurde eine Klimax dieses schwierigen Weges erreicht, als die Päpstliche Kommission der Priesterbruderschaft St. Pius X. am 13. Juni 212 eine Lehrmäßige Erklärung unterbreitete zusammen mit einem Vorschlag für die kirchenrechtliche Normalisierung ihres Status innerhalb der katholischen Kirche.

Zum gegenwärtigen Augenblick erwartet der Heilige Stuhl die offizielle Antwort der Oberen der Priesterbruderschaft auf diese beiden Dokumente. Nach dreißig Jahren der Trennung ist es verständlich, dass Zeit benötigt wird, die Signifikanz dieser jüngsten Entwicklungen in sich aufzunehmen. Da unser Heiliger Vater Benedikt XVI. danach trachtet, durch die Verwirklichung der langerhofften Rekonziliation der Priesterbruderschaft St. Pius X. mit dem Stuhl Petri die Einheit der Kirche zu fördern und zu bewahren - eine beeindruckende Manifestation des Munus Petrinum in konkreter Betätigung - sind Geduld, Ernsthaftigkeit, Beharrlichkeit und Vertrauen erforderlich.
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cantus planus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von cantus planus »

cantus planus hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:In allen Aspekten hat der Heilige Vater meines Erachens mit der Hermeneutik der Kontinuität den Schlüssen zur Einigung geliefert.
Nein, er hat eine ebenso gute, wie unverbindliche und unkonkrete Parole ausgegeben.
iustus hat geschrieben:Klar, damit fing es an. Und die Gespräche boten einen Raum für eine Konkretisierung.
So hätte es laufen können und müssen.
iustus hat geschrieben:Nicht den einzigen Raum. In der Liturgie ist die Marschrichtung ziemlich konkret und klar.
Nein. Nicht einmal ansatzweise. Auch hier: ein fragwürdiger und unkonkreter Kompromiss. Die Klärung wurde vertagt.
iustus hat geschrieben:Die Frage ist allenfalls, ob man im Wege der Anordnung vorgeht oder im Wege des unverbindlichen Vorbilds. Bei einem liturgisch so verdorbenen Land wie Deutschland dürfte das ohnehin den gleichen Effekt haben - wenn es überhaupt einen Effekt hat.
Auf breiter Ebene ist ohnehin Hopfen und Malz verloren. Es kann nur noch darum gehen, stabile Inseln zu bilden, die Widerstand gegen den allgemeinen kirchlichen Niedergang leisten können.
iustus hat geschrieben:Aber auch hier war kein Entgegenkommen der FSSPX festzustellen, die noch immer darauf beharrt, dass sich die Sonntagspflicht nicht auf den Besuch einer ordentlich gefeierten Messe in der neuen Form bezieht (vgl. dazu allerdings die Diskussion in den einschlägigen Threads).
Da es kaum eine ordentlich gefeierte Sonntagsmesse gibt und der künstliche Ritus an sich und in sich schädlich ist, ist eine Warnung auch mehr als angebracht. Dass die Aussagen der FSSPX dazu eine klare Kompetenzüberschreitung darstellen, ist eine andere Frage.

Ich habe mir von diesem Pontifikat viel erhofft, gerade im liturgischen Bereich. Passiert ist ernüchternd wenig.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Stefan

Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Stefan »

Danke, Niels :daumen-rauf:

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