Unterschied Monastisches und Römisches Brevier

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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FranzSales
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Unterschied Monastisches und Römisches Brevier

Beitrag von FranzSales »

Was für einen Unterschied gibt es zwischen dem Monastischen und dem Römischen Brevier in der alten Form. Ist das erstere ausführlicher, oder wesentlich anders?
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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Galilei
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Re: Unterschied Monastisches und Römisches Brevier

Beitrag von Galilei »

FranzSales hat geschrieben:Was für einen Unterschied gibt es zwischen dem Monastischen und dem Römischen Brevier in der alten Form. Ist das erstere ausführlicher, oder wesentlich anders?
Zur Erstinformation könnte dieser Link hilfreich sein: http://www.kellerbook.com/OVERVIEW.HTM
Dort finden sich Psalmschemata für beide Breviere.

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Senensis
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Re: Unterschied Monastisches und Römisches Brevier

Beitrag von Senensis »

Wie alt meinst Du? Das Brev.Rom. hatte 1910 eine Psalterreform, die es beim Monastischen nicht gab. Im Prinzip müßtest Du also als Vergleichspunkt ein vor-1910er-Brev.Rom. heranziehen.
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Protasius
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Re: Unterschied Monastisches und Römisches Brevier

Beitrag von Protasius »

Das kommt auf die Mönche an, da es unterschiedliche monastische Breviere gibt. Die Dominikaner, Karmeliter, Kartäuser, Prämonstratenser und Benediktiner haben zum Beispiel ihre eigenen Breviere, während die Franziskaner im 13. Jahrhundert das Antiphonale secundum consuetudinem Romanae curiae übernommen habe.

Außerdem muß man bedenken, daß das römische Brevier unter St. Pius X. 1911 verändert wurde. Genaueres weiß ich nur über das Stundengebet der Benediktiner, weshalb sich andere um die anderen Orden kümmern müßten.

Die Benediktsregel schlägt diese Psalmenverteilung vor, das Breviarium Romanum hatte von Trient bis 1911 diese Psalmenverteilung und seit dem diese hier.

Zunächst fällt auf, daß die Vesper im Benediktinischen Brevier nur 4 Psalmen hat, dafür die Matutin aber mehr Psalmen hat. Außerdem hat das Benediktinerbrevier verschiedene Psalmen für die kleinen Horen Terz, Sext und Non am Sonntag, Montag und die restliche Woche ab Dienstag, während das alte römische Brevier nur verschiedene Psalmenverteilungen für Sonntag und die restliche Woche ab Montag kennt; das neue römische Brevier hat dagegen verschiedene Psalmen in den kleinen Horen für jeden Tag. Damit wollte man erreichen, das der Zeitaufwand für das Officium verringert wird. Außerdem wurde die Verteilung auf die Feste geändert: vor Pius X. waren die Psalmen für Feste fast ausschließlich die Sonntagspsalmen (Dixit Dominus etc.), so daß ein Drittel des Psalters sehr häufig gebetet wurde, die anderen zwei Drittel aber fast gar nicht (siehe dazu die Apostolische Konstitution Divino afflatu).
Ähnliches kann man für die Komplet beobachten, die im monastischen und vorpianischen Brevier stets dieselben Psalmen aufweist, während diese im pianischen Psalter für jeden Tag wechseln.

Ob das Stundengebet nach dem Römischen Brevier kürzer war als nach dem Monastischen, müßte man ausprobieren; aber besonders beim alten römischen Brevier ist die Anzahl der Psalmverse, die jeden Tag gebetet werden, teilweise sehr unterschiedlich. Der Zeitaufwand für das Stundengebet hängt aber natürlich auch davon ab, wie festlich es gefeiert wird (mehrstimmige Psalmen/Antiphonen/Responsorien, Gregorianischer Choral, recto tono-Rezitation, Inzens, sakramentaler Segen ja oder nein etc. pp.).

Ich hoffe, damit einen ersten Eindruck vermittelt zu haben. Die einfachste Möglichkeit, das auszuprobieren ist natürlich das beten; dazu gibt es zum Beispiel hier ein Programm zum Runterladen (geht auch online), mit dem sich die Gebetstexte für das Benediktinisch-Monastische, das Tridentinische von 1570, das Tridentinische im Zustand von 1910, nach den Kalenderänderungen von 1955 und der Rubrikenreform 1962 anzeigen lassen kann.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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FranzSales
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Re: Unterschied Monastisches und Römisches Brevier

Beitrag von FranzSales »

Vielen Dank erst mal für die bislang erteilten Informationen.

Der Grund für meine Frage war folgendes Buch:
"Das Tagzeitenbuch des monastischen Breviers (Diurnale monasticum) im Anschluss an die Messbücher von Anselm Schott hrsg. von der Erzabtei Beuron." Da gibt es wohl verschiedene Ausgaben, zB. 1935, 1955, 1960 etc.
Unterscheidet sich das nur in der Anzahl und Aufteilung des Psalters? Oder gibt es auch andere Antiphonen, Lesungen, Tagesgebete etc.?
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Senensis
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Re: Unterschied Monastisches und Römisches Brevier

Beitrag von Senensis »

Ja, auch die meisten Bettelorden hatten eigene Breviere. Diese folgten aber meistens dem römischen Schema (entsprechend dazu, daß man die Bettelorden nicht zu den monastischen Orden zählt). En detail weiß ich das von Dominikanerbrevieren, die auch jeweils die Reformen des römischen Breviers rezipierten und u. U. nachvollzogen. Die Unterschiede sind auch in diesem Fall typisch, liegen aber eher im Detail.
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Protasius
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Re: Unterschied Monastisches und Römisches Brevier

Beitrag von Protasius »

FranzSales hat geschrieben:Unterscheidet sich das nur in der Anzahl und Aufteilung des Psalters? Oder gibt es auch andere Antiphonen, Lesungen, Tagesgebete etc.?
Die Orationen sind natürlich die des Missale, da gibt es innerhalb des römischen Ritus keine Unterschiede (vllt. anders für Karmeliterritus, Dominikanerritus und Prämonstratenserritus), wenn es sich nicht gerade um Eigenfeste des Ordens handelt. Die Lesungen sind vermutlich zunächst mal anders verteilt (monastisch 12 Lesungen in der Matutin, römisch 9 bzw. 3 Lesungen). Bei den Capitula kenne ich mich bei beiden nicht gut genug aus, um allgemeingültiges zu sagen; jedoch ist mir für heute (S. Scholastica, Virgo und I. Vesperae in apparitione Mariae) aufgefallen, daß das Capitulum in der monastischen Vesper einen Vers länger ist.

Bei den Antiphonen gibt es zunächst mal andere Melodien für den gleichen Text, wobei die monastischen meist einfacher sind als die römischen. Aber da der hl. Benedikt die Ordnung in Rom in vielem zum Vorbild nahm, sind die Unterschiede betreffs des Textes nicht so groß.
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