Unterschied zwischen "alter" und "neuer" Messe

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
tekkies
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Re: Unterschied zwischen "alter" und "neuer" Messe

Beitrag von tekkies »

Hallo,

Danke fuer die Gelegenheit dieses, fuer mich, wichtige Thema anzusprechen im Kreis anderer Christen der Kirche. Vorweg erst mal dies: Nach einem Leben in Afrika, wo ich geboren wurde, war der Unterschied zwischen der hl Messe so wie ich sie kenngelernt hatte in den paar Jahren als ich als Junge hier zu Besuch bei Verwandten war, und der hl Messe so wie sie heute hier gefeiert wird, einfach umwerfend und riesig. Ja, ich weiss schlaue Professoren usw haben allerhand Erklaerungen und Begruendungen und Verniedlichungen und schoene Namen fuer die Veraenderungen seit dem letzten grossen Konzil, aber fuer einen einfachen kleinen Suender so wie ich mutet die hl Messe, so wie sie heute hier in den 'mainstream' Kirchen gefeiert wird, an wie etwas ganz anderes als das, was ich als Kind erlebt und zu eigen gemacht hatte. Um nur die Veraenderungen zu nennen die mir am meisten aufgefallen sind, - und, leider, sehr missfallen haben, um es gleich zu sagen (bitte verstehen Sie dies ist so wie ich es sehe und gesehen habe, nicht wie man es vielleicht nach dem Ermessen des Professor X in seinem Elfenbeinturm sehen sollte):

1. Statt allesamt zum Altar, zu Gott, dem Kreuz und dem ganzen Opfer gerichtet zu sein, gucke ich jetzt die ganze Zeit den Priester von vorn und so einen einfachen Tisch an. Der Ruecken des Priesters frueher hat mich nie gestoert, im Gegenteil, fuer mich war er in seiner gleichen Ausrichtung Teil der Gemeinde, die zusammen zum Herrn betet, nur eben vorne, da wo er als Priester doch hingehoert. Sogar das Tabernakel ist jetzt irgendwo in eine Ecke geschoben. Das zentrale Erscheinen der Laien vorne in irgendeiner Zivilkleidung steht auch mE im Gegensatz zu der alten Ehrwuerdigkeit (ja, ich verstehe den Priestermangel und die Notwendigkeit auf noch groesseren Mangel hinzuarbeiten, sag ja nur).

2. Irgendwie ist die sichtbare alte Feierlichkeit, die Gehobenheit, die Froemmigkeit weg oder wenigstens sehr reduziert durch den Wegfall des traditionellen Altars, seiner Ausstattung und seinen vertrauten Positionen. Und, ja, seiner Schoenheit (soll Schoenheit zu Ehren Gottes nun auch in der kath Kirche verpoent sein?).

3. Die Kommunion ist nun nur noch eine Stehen-und-mit-meinen-eigenen-unwuerdigen-Haenden-nehmen Sache. Da kann Professor X noch so viel reden von dass dies nicht notwendig so sein sollte, - in der Praxis ist es das was abgeht, ueberall im 'mainstream' wo ich hinkam. Die ehemals respektvolle Kommunion mit feierlich 'gedeckter' Bank, dem Hinknien und dem ehrfurchtsvollem Auflegen der Hostie auf die Zunge durch den Priester ist eben nur noch das, - ehemals. Weg.

4. Die regelmaessige Beichte ist auch, so sieht es aus, praktisch zum Stiefkind geworden. Seine heutige relative Irrelevanz in der 'mainstream' Kirche kann man ersehen daraus dass ihre Wichtigkeit kaum noch betont wird und so wenige anscheinend noch beichten gehen. Als ich am Anfang endlich eine Kirche fand wo man beichten kann, war da kein Priester in der Zeit, die dafuer angesetzt war. Wie gesagt, ich bin nur ein kleiner Suender, vielleicht sind alle Katholiken nach dem Konzil so viel heiliger, dass sie die Beichte nicht mehr noetig haben...

5. Nun zum Latein. Wieder mal, Professor X kann mir erzaehlen was er will, Tatsache ist, in der Praxis ist es fuer uns als Gemeinde weg. Man hoert es ueberhaupt nicht mehr. Gone with the wind. Oder, besser gesagt, mit dem Konzil. Und das ist, mE, so schade. Abgesehen von all den anderen Argumenten fuer den Erhalt dieser Sprache, war Latein, wie von anderen hier oben schon erwaehnt, ein wunderbares und wertvolles Band, das alle Katholiken dieser Welt vereinte. Ein Priester, der uns mal in Afrika besuchte, sagte mir vor vielen Jahren wie schoen es war die Messe da zelebrieren zu koennen genauso wie in Europa, - mit einer Gemeinde, die sich bei seiner hl Messe genauso 'zu Hause' fuehlt wie seine Gemeinde in Deutschland. Ueberall gab es ja auch den Schott oder aehnliches. Die katholische Kirche hatte, lange vor dem Englischen, eine 'global language', die Menschen auf der ganzen Erde verbindet, - und sie hat diesen Vorteil einfach so weggeworfen, meiner Ansicht nach jedenfalls.

6. Ein letzter Punkt: Das Alter und die Tradition nimmt einen ganz wichtigen Platz ein bei vielen afrikanischen Voelkern und Staemmen. Ich hege den Verdacht, dass vielen der 'Reformen' des Konzils eine Haltung zu Grunde liegt, die auf das Herkoemmliche, das Traditionelle, das Alte herabsieht. Man, oder wenigstens eine einflussreiche Gruppe Akademiker und Kleriker, hat gemeint sie sei doch schlauer und wisse besser als all diejenigen in der Kirche, die ueber Jahrhunderte die 'alte' Liturgie etabliert und an sie festgehalten haben. Vielleicht sollten sie sich mal mit Stammesaeltesten unterhalten...

Wie gesagt, nur meine Meinung. Danke, dass ich sie hier aussprechen konnte. Nichts fuer ungut.

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TeDeum
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Re: Unterschied zwischen "alter" und "neuer" Messe

Beitrag von TeDeum »

Hallo Tekkies und willkommen im Forum! :huhu:

Ich glaube deine Gedanken teilen viele von uns, welche die alte Messe besuchen. Ich hab sie leider nie kennen gelernt (zu jung), muss mal sehen, ob es in annehmbarer Entfernung eine Sonntagsmesse im alten Ritus gibt.

Ich kann die von dir geschilderten Beobachtungen gut nachvollziehen. Gebe aber zu bedenken, dass es auch bei den neuen Messen große Unterschiede gibt. In meiner Heimatgemeinde finde ich die Messe würdig zelebriert. Wenn ich mir die "Events" vom Schießler in München dagegen ansehe ..

Darf ich fragen woher aus Afrika du kommst?

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Schmiede
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Re: Unterschied zwischen "alter" und "neuer" Messe

Beitrag von Schmiede »

Dass die Lektorinnen und Lektoren in Zivilbekleidung auftreten, ist ihrem Stand geschuldet und für mich kein Anstoß, im Gegenteil. Das Problem sehe ich eher an anderer Stelle. Es ist schön und gut, dass das 2. Vatikanische Konzil die Stellung der Laien bekräftigt hat und sich das im Gottesdienst umsetzt. Meine Erfahrung ist allerdings, dass es oft nicht genügend Laien gibt, die überhaupt einen Dienst im Gottesdienst übernehmen wollen. Es kommt in solchen Situationen zur Konzentration auf Einzelpersonen. Statt die ganze Gemeinde abgebildet wird durch eine Vielzahl von Diensten (Ministranten, Lektoren, Kommunionhelfer, Fürbitten-Leser etc), trifft es nicht selten eine Gottesdienstbeauftragte, die alle Dienste übernimmt. Wenn diejenige noch im Talar unterwegs ist, entsteht ein gefühltes Pseudo-Priesterrum und keine Abbildung der ganzen Gemeinde. In solchen Situationen würde ich mir wünschen, dass dort, wo nicht genügend freiwillige Helfer zur Verfügung stehen, die Dienste durch den Priester ausgeführt werden. Gestern habe ich wieder eine schwierige Situation erlebt. Da rennt der Küster vor Gottesdienstbeginn zu jedem Anwesenden und fragt ihn, ob er die Lesung machen will. Diese Störung der Messvorbereitung vieler Gläubiger ist anstrengend. Wer das Talent für die Lesung hat und dieses einbringen will, wird sich schon als Lektor melden. Aktuell macht es irgendwie "irgendeiner", worin ich die eigentliche Abwertung sehe.

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