Florianklaus hat geschrieben:Welche Aufgaben hat denn der presbyter assistens genau?
Wie ich oben schon geschrieben habe, ist ein feierliches Pontifikalamt eine komplizierte Angelegenheit - und die Bischöfe selbst hatten wohl traditionell meistens nicht die Zeit, das alles genau einzuüben. Deshalb auch die zwei Zeremoniare (einer am Altar, einer am Thron) und eben der Presbyter Assistens.
Dessen Aufgaben werden bei Fortescue für den 62-er Ritus so beschrieben (zusammengefasst):
Der AP ist als Ranghöchster des Kapitels der Repräsentant, der den Bischof an der Kirchentür empfängt und ihn ins Innere führt. Bei der feierlichen Bekleidung des Bischofs mit den Pontifikalgewändern (und auch bei deren Ablegung) unterstützt er den Bischof.
Der AP reicht dem Bischof wenn er sich die Hände wäscht (das kommt insgesamt 4 mal vor) das Handtuch und gibt ihm danach (mit Ringkuss) den zuvor dem assistierenden Diakon übergebenen Ring zurück. Außerdem hält der AP das Weihrauchschiffchen, wann immer der Bischof Weihrauch einlegt, und er stellt das Messbuch jeweils dorthin, wo es benötigt wird. Nach der Sekret wechselt er das Missale gegen den bischöflichen Canon aus - nach der Kommunion stelt er das Missale zurück und rückt den Canon in die Mitte des Altars. Der AP hält auch am Thron das Buch, wenn der Bischof etwas singt - wenn er nur rezitiert, hält es der Buchträger. Wenn der Bischof vom Thron zum Altar oder umgekehrt geht, geht der AP vor ihm her (wahrscheinlich hatte er in früheren unordentlicheren Zeiten die Aufgabe, den Weg frei zu machen). Der AP inzensiert den Bisxchof vor der Segnung des Evangelienbuches. Der AP ist es auch, der vom Bischof den Friedenskuss empfängt und dann an die anderen Altardiener weitergibt. Wenn im Zusammenhang mnit demn Bischöflkichen Segen zum Abschluß der Messe ein besonderer Ablass erteilt wird, verliest der AP von der Epistelseite aus die entsprechende Proklamation
In Essen übernahm der AP auch noch eine Aufgabe, die ich bei Fortescue nicht erwähnt gesehen habe, die aber traditionell ist: Während der Offertoriumsgebete zeigte er mit dem silbernen Zeigestab dem Bischof die genaue Position der jeweils nächsten Gebetsanfänge.
Der AP macht also ziemlich genau das, was der Name sagt: Er übernimmt Hilfestellung bei allem, was den Bischof direkt betrifft, und führt den Bischof quasi am Ärmel (kann man manchmal wörtlich nehmen) durch die Zeremonie. Das hat denn auch noch den Vorteil, daß Hinweise des (meist rangniedrigen) Zeremoniars nicht unmittelbar an den Bischof gehen müssen, sondern an den AP, der dann seinerseits den Bischof sachte dirigiert.
Das Ganze atmet in der sprachlichen Darstellung etwas den Geist höfisch-starren Zeremoniells und spröder Rubrizistik. Aber wenn es richtig gemacht wird - und in Essen lief alles für mein Gefühl recht gut - wirkt das in der Realität ganz anders. Ich habe schon mehrfach erlebt, daß Menschen, die nicht nur dem alten Ritus, sondern dem Glauben an sich ganz ferne stehen, und die sich ein solches "Schauspiel" rein aus Neugier einmal anschauen wollten (wo sonst sieht man denn heute noch mittelalterliches Hofgepränge?) nachher tief beeindrucklt waren, weil sie aus den Zeremonien etwas von dem Ernst und der Bedeutung dessen gespürt haben, was hier nicht nur dargestellt, sondern tatsächlich "verkörpert" wird. Ein korrekt zelebriertes Pontifikalamt kann Menschen, die sich nicht bewußt gegen jede symbolische Kommunikation sperren, mehr Einsicht vermitteln als eine hochdidaktische Predigt.