...aber trotz aller Mühe konnte ich mir nicht helfen.
Verfasst: Samstag 20. Oktober 2007, 08:07
Etwa sechs Meilen von der Stadt Lykon in der Thebais entfernt liegt ein Berg, auf dem, teils in Höhlen, teils in Kellien, eine große Zahl Mönche wohnt. Als wir dort angekommen waren, fanden wir den Abbas Isaak, einen geborenen Thebaner, der uns folgendes erzählte:
Als ich vor zweiundfünfzig Jahren einmal an einem Mückennetz arbeitete, machte ich bei der Arbeit einen Fehler und betrübte mich sehr, da ich weder den Fehler finden noch auch verbessern konnte.
Darüber verging ein ganzer Tag, aber trotz aller Mühe konnte ich mir nicht helfen.
Da ich nun schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, kam plötzlich ein Knabe durch das Fenster zu mir herein und sagte zu mir: "Du hast etwas falsch gemacht, aber gib her, ich will den Fehler beseitigen." Ich aber sagte zu ihm: "Geh fort, ich will mit dir nichts zu tun haben!" Er aber sagte weiter zu mir: "Es ist für dich sicher ein großer Schaden, wenn du die Arbeit verdirbst!" Auf meine Antwort,
er solle sich nicht darum kümmern, sagte er: "Du tust mir leid, daß du deine Arbeit so zerstörst!" Ich aber sagte: "Du kommst mir völlig ungelegen, und ich will nichts von dir und denen, die dich hierher gebracht haben!"
Da sagte er: "Wirklich: Du hast mich hergebracht und du bist mein!" Ich fragte ihn: "Wieso?"
Er antwortete: "Weil du drei Sonntage kommuniziert hast, obwohl du mit deinem Nachbarn in Feindschaft lebst."
Ich sagte: "Das lügst du!"
Er darauf: "Nein, ich lüge nicht; denn wegen eines Linsengerichtes
bist du über ihn erzürnt! Ich bin über den Zorn und das Nichtvergessen und Nichtertragen erlittener Unbilden gesetzt, daher bist du von nun an mein!"
Als ich das hörte, verließ ich sogleich meine Zelle und ging zu meinem Nachbarn und versöhnte mich mit ihm. Bei meiner Rückkehr sah ich, daß jener mein Mückennetz und auch meine Schlafdecke zerstört hatte, aus Neid über unsere Versöhnung.
"Apophthegmata Patrum",
("Weisungen der Väter", "Gerontikon" oder "Alphabeticum")
- Nr 1187 (X,161)
Als ich vor zweiundfünfzig Jahren einmal an einem Mückennetz arbeitete, machte ich bei der Arbeit einen Fehler und betrübte mich sehr, da ich weder den Fehler finden noch auch verbessern konnte.
Darüber verging ein ganzer Tag, aber trotz aller Mühe konnte ich mir nicht helfen.
Da ich nun schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, kam plötzlich ein Knabe durch das Fenster zu mir herein und sagte zu mir: "Du hast etwas falsch gemacht, aber gib her, ich will den Fehler beseitigen." Ich aber sagte zu ihm: "Geh fort, ich will mit dir nichts zu tun haben!" Er aber sagte weiter zu mir: "Es ist für dich sicher ein großer Schaden, wenn du die Arbeit verdirbst!" Auf meine Antwort,
er solle sich nicht darum kümmern, sagte er: "Du tust mir leid, daß du deine Arbeit so zerstörst!" Ich aber sagte: "Du kommst mir völlig ungelegen, und ich will nichts von dir und denen, die dich hierher gebracht haben!"
Da sagte er: "Wirklich: Du hast mich hergebracht und du bist mein!" Ich fragte ihn: "Wieso?"
Er antwortete: "Weil du drei Sonntage kommuniziert hast, obwohl du mit deinem Nachbarn in Feindschaft lebst."
Ich sagte: "Das lügst du!"
Er darauf: "Nein, ich lüge nicht; denn wegen eines Linsengerichtes
bist du über ihn erzürnt! Ich bin über den Zorn und das Nichtvergessen und Nichtertragen erlittener Unbilden gesetzt, daher bist du von nun an mein!"
Als ich das hörte, verließ ich sogleich meine Zelle und ging zu meinem Nachbarn und versöhnte mich mit ihm. Bei meiner Rückkehr sah ich, daß jener mein Mückennetz und auch meine Schlafdecke zerstört hatte, aus Neid über unsere Versöhnung.
"Apophthegmata Patrum",
("Weisungen der Väter", "Gerontikon" oder "Alphabeticum")
- Nr 1187 (X,161)