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Verfasst: Dienstag 10. April 2007, 10:56
von Linus
cantus planus hat geschrieben:Polgar: Die Theorie des Café Central!

Genau diese Passage habe ich neulich gelesen.
(Allerdings im Café Alt Wien..., das Central ist auch nur noch 'ne Touristentränke.)
Genau.
Bloß: das Central von Polgar ist ja nicht mehr , genauso wenig wie das heutige Herrenhof in Anspruch nehmen darf, dem Alten ebenbürtig zu sein.

Im Übrigen: Central ist gut, wenn man weiß wo: Im überdachten Innenhof (an der Tortenbudl vorbei links) da überfällt einen gleich Sehnsucht nach Venedig (Springbrunnen, das venezianisch anmutende Flair des Gebäudes und so)

Was machst du im Alt Wien? In dieser linken Zeckenecke (na gut, es war wenigstens eine Hawelka'sche Gründung, insofern passt das Bild "links" ganz gut)
Und wie kommts daß du statt Notenblätter Wiener Caféhaustheroeme liest? Du bist dran...

Verfasst: Dienstag 10. April 2007, 10:59
von cantus planus
Was soll ich dort machen? Kaffee trinken!
Ich liebe das Alt-Wien. Besonders die Sprüche an der Wand: "Orgien im Gemeindebau", "Das Recht auf körperliche Ausdünstungen hat jeder", "Erbse mit Wurm - 1945 eine Hauptmahlzeit". Ich habe mich neulich gekringelt vor Lachen über einen Spruch vor der Klotür: "Raum für Notizen". :D

Verfasst: Dienstag 10. April 2007, 11:11
von cantus planus
Hier ein neues Rätsel:
Planung und Bau einer solchen Anlage, die ihre Funktion effizient erfüllte, gestalteten sich als nicht besonders schwierig. Das enorme Gewicht der riesigen, mit Kohle betriebenen Dampfmaschinen hingegen bereitete den Inspekteuren und Baufirmen, die mit der praktischen Ausführung betraut waren, durchaus Kopfzerbrechen. Ein einfaches Gebäude mit Mauern und einem Dach hätte wahrscheinlich ausgereicht. Aber für Bazalgette und die Baubehörde war die Pumpstation weit mehr als ein Haus zur Unterbringung von Pumpen und Messgeräten.
[...]
Das Pumpwerk in Abbey Mills würde neben jenem in Crossness für das Kanalnetz im Süden Londons das größte und finanziell aufwendigste ingeniertechnische Projekt sein, das die Welt je gesehen hatte, wobei allerdings kaum jemals jemand das Privileg haben würde, es zu besichtigen.

Verfasst: Donnerstag 12. April 2007, 16:34
von cantus planus
Ein weiterer Auszug:
In den Tunneln konnte er leichter atmen. Er hatte nie verstanden, warum sich einige seiner Kollegen vor dem Gestank dort unten ekelten.
Für ihn war der Geruch in der kalten Reinheit der Finsternis erträglicher als die Luft auf den Straßen darüber. Der Geruch in den Kanälen war klar und unvermittelt.
Der Pesthauch der Exkremente auf den Straßen hingegen zählte zu den vielen Feinden, die den Menschen auflauerten, um sie zu peinigen. Er vermischte sich mit den stinkenden Nebelschwaden, den Ausdünstungen der Körper, der Fabriken und des Abfalls, verband sich mit dem geballten Verkehrsgetümmel und dem nie endenden Getöse und Geklapper, dass einem Hören und Sehen verging.
In den Kanälen schwamm Dreck, lauerten die unwägbaren Gefahren der Gezeiten und des Wetterumschwungs, doch über allem herrschte eine gewisse Ordnung.

Verfasst: Donnerstag 12. April 2007, 23:14
von Ecce Homo
Vielleicht mal was zum Autor? Ich komme da echt auf nichts... aber wirklich nichts... :hmm:

Verfasst: Freitag 13. April 2007, 08:58
von holzi
Ist es etwa eine Übersetzung aus dem Englischen? William Sutton, The Worms of Euston Square ?

Verfasst: Freitag 13. April 2007, 10:40
von cantus planus
Falsch.

Aber es ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Der Autor ist eine Autorin, Engländerin, noch lebend und gesucht ist ihr Erstlingsroman, der gleich für den Orange Prize nominiert wurde.

Und hier noch ein Auszug:
Da das Gefängnis von Newgate wegen einer Ruhrepidemie vorübergehend geschlossen war, wurde William auf ein Gefängnisschiff gebracht, dass in Woolwich vertäut lag - ein von Ungeziefer verseuchter Koloss, mit dem man früher Sträflinge in die amerikanischen Kolonien transportiert hatte.
[...]
Der Anwalt, dem man Williams Fall übertragen hatte, war ein nervöser junger Mann namens Sydney Rose. Nach einer langen Ausbildungszeit, unterbrochen von vielen Phasen erzwungenden Müßiggangs, wenn sich sein Vater wieder einmal nicht dazu bewegen ließ, die fälligen Gebühren zu entrichten, und Rose darüber nachgrübelte, ob er zu einer juristischen Laufbahn überhaupt berufen war, hatte man ihn schließlich als Anwalt zugelassen. William war sein erster Fall.
Obwohl Rose einer Familie entstammte, der es über Generationen hinweg gelungen war, ihre dauerhaft prekäre Finanzlage hinter der Fassade betonter Ehrbarkeit zu verbergen, war sein Erscheinungsbild nicht gerade einnehmend.

Verfasst: Dienstag 24. April 2007, 15:19
von cantus planus
Keine weiteren Vorschläge?
OK, bevor ich auflöse, hier noch der Klappentext. Vielleicht hilft das für die Recherche...
London 1855. Unter der Stadt ersteckt sich ein gewaltiges Labyrinth von alten Tunneln, das Menschen aller Couleur anzieht. Die einen suchen nach Dingen, die sich zu Geld machen lassen, andere sind auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Bis ein grausiger Mord geschieht, der ganz London erschüttert.
(Klingt jetzt übrigens blutrünstiger, als es ist.)

Verfasst: Freitag 27. April 2007, 20:39
von malte
The Great Stink von Clare Clark? (der Vermesser? im dt.)

viele Grüße

Verfasst: Samstag 28. April 2007, 00:03
von cantus planus
JAWOLL!

Bild

Ich wusste doch, dass mich der Kreuzgang nicht enttäuschen würde! Jetzt bist du dran, Malte.

Verfasst: Sonntag 29. April 2007, 20:07
von malte
Diesmal etwas einfacher, ein sehr bekannter Text eines Autors des letzten Jahrhunderts.

Von Pater L. hatten wir zunächst aus Upsala gehört, und zwar von Erhardt, der dort als Kustos am Herbarium wirkte und uns mit Material für unsere Arbeiten versah. Wir waren damals mit der Art beschäftigt, in der die Pflanzen den Kreis aufteilen, mit der Achsenstellung, die den organischen Figuren zugrunde liegt - und letzten Endes mit dem Kristallismus, der unveränderlich dem Wachstum Sinn erteilt, so wie dem Zeiger das Zifferblatt der Uhr. Nun teilte uns Erhardt mit, daß wir an der M. ja den Autor des schönen Werkes über die Symmetrie der Früchte wohnen hätten - P., unter welchem Namen der Pater L. sich verbarg. Da diese Nachricht uns begierig stimmte, machten wir dem Mönche, nachdem wir ihm ein Zettelchen geschrieben hatten, im Kloster der F. Besuch.
Noch eine kleine Hilfe, die geruhsamen botanischen Studien des Erzählers und seines Bruders werden jäh durch einen politischen Umsturz in seiner Heimatstadt beendet.

viele Grüße

Verfasst: Freitag 18. Mai 2007, 11:04
von malte
War es doch zu schwer? Hier noch ein zweiter Auszug aus dem Werk, eine schreckliche Entdeckung:

Die Rodung war mit dürrem Gras überwachsen, das nur im Hintergrund der grauen Kardendisteln, die man auf Abräumplätzen findet, wich. Vor diesem trockenen Bestande, hoben sich sel6tsam frisch zwei große Büsche ab, die wir beim ersten blick für Lorbeersträucher hielte, doch waren die Blätter gelb gescheckt, wie man sie in Fleischerläden sieht. Sie wuchsen zu beiden Seiten einer alten Scheune, die weit geöffnet auf der Rodung stand. das licht, das sie beschien, war zwar kein Sonnenlicht, doch gleißend und schattenlos, und hob den weißgetünchten Bau sehr scharf hervor. Die Mauern waren durch schwarze Balken, die auf drei Füßen standen, in Fächer eingeteilt, und über ihnen stieg spitz eine graues Schindeldach empor. Auch waren Stangen und Haken an sie gelehnt.

Über dem dunklen Tore war am Giebelfelde ein Schädel festgenagelt, der dort im fahlen Licht die Zähne bleckte und mit Grinsen zum Eintritt aufzufordern schien. Wie eine Kette im Kleinod endet, so schloß in ihm ein schmaler giebelfries, der wie aus braunen Spinnen gebildet schien. Doch gleich errieten wir, daß er aus Menschenhände an die Mauer geheftet war. Wir sahen das so deutlich, daß wir den kleinen Pflock erkannten, der durch die Teller einer jeden getrieben war.

Der Autor war höchst umstritten, wie man immer so schön sagt, mit dem vorliegendem Werk hat er ein schwieriges Thema zum ersten mal in Deutschland aufgenommen, erschienen ist das Buch übrings eigenartiger Weise in einem Militätverlag, kein anderer Verlag wollte es zu dem damaligen Zeitpunkt veröffentlichen.

viele grüße

Verfasst: Mittwoch 13. Juni 2007, 21:19
von Ecce Homo
Wir stehen hier irgendwie auf dem Schlauch - und der ist schon fast einen Monat lang... hättest du vielleicht noch einen Tipp??? ;) :hmm:

Verfasst: Donnerstag 14. Juni 2007, 18:42
von malte
Ach meno, und ich habe gedacht es wäre einfacher als beim letzten mal....


...okay, hier noch etwas zu dem Buch; der Roman ist kurz vor dem zweiten Weltkrieg veröffentlicht worden, und ist eine leicht zu durchschauende Parabel auf das politische System in Deutschland nach 1933...ein 'Oberförster' reißt durch Terror und Angst die Macht an sich, politische Gegner landen in den 'Schinderhütten', die der Erzähler in meinem zweiten Ausschnitt mitten im Wald findet...der Roman erzählt u.a. in kaum verhüllter Form von der Niedertracht und Rachsucht der Machthaber an ihren Gegner, insofern war die Veröffentlichung des Romanes in Deutschland 1939 eine Sensation...


...der Autor hatte durch seinen einzigartigen Ruf einen gewissen Schutz in Deutschland, trotzdem ist er kurz darauf wieder zum Militär gegangen und in den nachfolgenden Krieg gezogen...trotz seines literarischen Ruhmes hat der Autor auf einem völlig anderem Gebiet wirklichen Weltruhm errungen, hunderte von Entdeckungen sind nach seinem Namen benannt...ein wissenschaftlicher Preis in diesem Fach ist in BaWü noch zu Lebzeiten nach ihm benannt worden...

Also, wer war der Autor und aus welchem Buch habe ich zitiert?

viele Grüße

Verfasst: Freitag 15. Juni 2007, 11:24
von Stephen Dedalus
Ernst Jünger
Auf den Marmorklippen

Verfasst: Freitag 15. Juni 2007, 18:43
von malte
Stephen Dedalus hat geschrieben:Ernst Jünger
Auf den Marmorklippen
Genau, jetzt bist du dran, viel Spaß

Malte

Verfasst: Dienstag 19. Juni 2007, 18:55
von Stephen Dedalus
OK, auf ein Neues:
Da unsere Zeit, wie der Friseur sagt - und wer keine Gelegenheit hat, der Zeit mit Hilfe der Zeitungen zu folgen, kann sich gut mit dem Friseur begnügen, der ja auch in früheren Zeiten, wo man die Zeitungen noch nicht hatte, war, was die Zeitungen nun sind - , eine bewegte Zeit sein soll: so ist es nicht unwahrscheinlich, daß das Leben vieler Menschen so dahingeht, daß sie wohl Prämissen haben zu leben, aber eine Konklusion nicht gewinnen - genau wie die Zeit, welche die Zeit der Bewegung ist, die die Prämissen in Bewegung gesetzt hat, aber auch die Zeit der Bewegung, welche zu einer Konklusion nicht gekommen ist.

Verfasst: Montag 25. Juni 2007, 18:39
von Stephen Dedalus
Nur nicht vordrängeln...

Zwei Tipps:

1. Es handelt sich um eine Übersetzung.

2. Im Titel kommt ein Tiername vor.


Gruß
SD

Verfasst: Dienstag 26. Juni 2007, 11:52
von Ecce Homo
Übersetzung aus dem--- ? :hmm:

Verfasst: Dienstag 26. Juni 2007, 12:05
von Stephen Dedalus
Ecce Homo hat geschrieben:Übersetzung aus dem--- ? :hmm:
Nicht aus dem Englischen.

Verfasst: Dienstag 26. Juni 2007, 13:54
von Petra
Slawisch oder Romanisch? :hmm:

Verfasst: Dienstag 26. Juni 2007, 15:09
von Stephen Dedalus
Weder noch.

Verfasst: Dienstag 26. Juni 2007, 15:12
von Ecce Homo
Ungarisch? :hmm:

Verfasst: Dienstag 26. Juni 2007, 21:15
von Petra
Dänisch?

Verfasst: Dienstag 26. Juni 2007, 22:18
von Ecce Homo
Hm... hast du noch einen Tipp zum Autor? Ist glaub ich irgendwie leichter als die Geschichte mit der Sprache...

Verfasst: Mittwoch 27. Juni 2007, 10:57
von Stephen Dedalus
Petra hat geschrieben:Dänisch?
Jepp. Womit dann auch die Frage nach dem Autor beantwortet wäre. :D

Welches Werk?

Verfasst: Mittwoch 27. Juni 2007, 13:42
von Petra
Passe :kratz: Vielleicht aus Entweder-Oder?

Verfasst: Mittwoch 27. Juni 2007, 13:44
von Stephen Dedalus
Petra hat geschrieben:Passe :kratz: Vielleicht aus Entweder-Oder?
Na, kommt da etwa ein Tiername vor??

Verfasst: Mittwoch 27. Juni 2007, 14:04
von Petra
:ja: Entweder - Oder

Die Lilie auf dem Feld und der Vogel unter dem Himmel?

Verfasst: Mittwoch 27. Juni 2007, 14:12
von Stephen Dedalus
Petra hat geschrieben::ja: Entweder - Oder

Die Lilie auf dem Feld und der Vogel unter dem Himmel?
ROFL

Der Vogel ist nah dran. Das Buch erscheint nicht in der Werkliste bei WIKI. Mußt noch ein bißchen suchen.
;)

Verfasst: Mittwoch 27. Juni 2007, 14:14
von Ecce Homo
Ich verstehe definitiv nur Bahnhof :/ - dieses Buch wird mir immer unbekannter... :nein: :hmm:

Ich krieg irgendwie nix mehr mit...

Verfasst: Mittwoch 27. Juni 2007, 14:30
von Stephen Dedalus
Das Buch ist derzeit auf Deutsch als TB lieferbar, aber nur in einem Sammelband mit einem anderen wichtigen Titel des Autors...