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Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Freitag 13. April 2012, 13:18
von Yeti
Pilgerer hat geschrieben:Goethe, Schiller und die Mann-Brüder sind Beispiele für größere deutsche Literaten, und sie hätten sich sowohl sprachlich als auch inhaltlich intelligenter ausgedrückt.
Hmm. :hmm: Ich glaube eher, Schiller hätte als Kind seiner Zeit vermutlich zur Zerschlagung des Staates Israel als Beispiel für eine voraufklärerische Theokratie aufgerufen, Goethe hätte mitunterschrieben, aber aus anderen, heute politisch höchst unkorrekten Gründen. Und zumindest Thomas Mann war in Sachen Israel und Judentum ein ausgesprochen politischer Opportunist, dem es sowieso nie um die Sache ging, sondern um sich selbst. Der "Kampf gegen den Antisemitismus" war für Mann wohl nichts weiter als ein höchst bürgerlicher und auch unreflektierter Bestandteil der "Anständigkeit" seiner "Bügelfaltenliteratur", stets mit "Ernst und Pathos" vorgetragen. Auch sein Bruder war nicht frei von antisemitischen Einflüssen. Nein, die meisten erfolgreichen (und daher leider oft auch eingebildeten, s. Grass) Literaten taugen nicht als Zeugen für eine Sache oder eine Idee, sondern lediglich als Zeugen für sich selbst. Als wirklichen Fürsprecher für das Judentum aus der deutschen Literaturgeschichte würde ich Lion Feuchtwanger gelten lassen, dessen "Jüdische Trilogie" auch weniger anstrengend als die doch im sehr manierierten (wenn nicht gar affektierten) Mann-Literatendeutsch verfasste Josephs-Trilogie geschrieben ist. Auch ist die Verteidigung des Judentums von Feuchtwangers Seite authentischer - wenn er auch kein gläubiger Jude war, sondern wohl überzeugter Kommunist - und als solchen gab es für ihn sowieso nur Klassen und keine Ethnien. Insofern ist auch seine Fürsprache fürs Judentum nur eingeschränkt, auch wenn er einen säkularen jüdischen Staat guthieß.

In dieser interessanten Diskussionssendung des Deutschlandradio Kultur kann man sich übrigens einen kleinen Durchschnitt der Bevölkerungsmeinung abseits der offiziösen Presse zum Thema Grass anhören.

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Freitag 13. April 2012, 14:54
von Lupus
Um zur Eingangsfrage zurück zu kehren.

Meine Meinung zu Grass ist vollkommen unmaßgeblich, aber ich mag den Menschen nicht. Warum?
Wir mußten in der Oberprima uns mit seinen Machwerken beschäftigen. Die Blechtrommel und den Butt. Ich hatte stets einen abscheulichen Ekel davor, lesen zu müssen, wie in seinen "Werken" onaniert, uriniert und dergleichen wird.
Dichtung, die einen Erziehungsauftrag erfüllt? Geschreibsel unter aller Kanone gepaart mit einem messianischen Auftreten in der Öffentlichkeit, das von politischer Linkslastigkeit trieft.
Und der soll sich gedrängt fühlen, die Welt über Krieg und Frieden im Nahen Osten aufklären zu müssen?!
Sein "Gedicht" ist ein Machwerk, das jeder Beschreibung spottet!

+L.

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Freitag 13. April 2012, 15:08
von Lutheraner
Pilgerer hat geschrieben:Goethe, Schiller und die Mann-Brüder sind Beispiele für größere deutsche Literaten, und sie hätten sich sowohl sprachlich als auch inhaltlich intelligenter ausgedrückt.
Das glaube ich nicht. Man könnte Grass höchstens vorwerfen, dass er versucht sie nachzuahmen. Aber wenn es darum geht Tabus zu brechen, dann ist er verglichen mit diesen Herren doch noch ein Waisenknabe. Oder hat er irgendetwas abgeliefert, was ähnlich empört aufgenommen wurde wie der Werther, die Wahlverwandtschaften oder die Buddenbrocks?
Aber ein großer deutscher Literat ist er trotzdem.

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Freitag 13. April 2012, 19:59
von lutherbeck
Na ja...

:unbeteiligttu:

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Freitag 13. April 2012, 23:48
von Torsten
Gerade drüber gestolpert:
http://www.israelheute.com/desktopmodul ... test=1#/6/

Selbstverständlich gegen Israel

In den 63 Jahren des Bestehens des Staates Israel verabschiedete der UN-Sicherheitsrat mehr als 2 Resolutionen gegen Israel. Schon Israels erster Ministerpräsident David Ben Gurion sagte:"Es ist nicht wichtig, was die Heiden über uns sagen, sondern, was die Juden tun!"
Heute Nachmittag schaute ich mir ein Video von Pierre Vogel auf Youtube an(mittlerweile gelöscht), wo er auf die Berichterstattung über die Koranverteilungen in Deutschland reagiert und in einem Satz ziemlich genau dasselbe sagt, wie David Ben Gurion. Davon mal abgesehen: Warum könnte es für die Israelis schon wichtig sein, darauf zu hören, was die Heiden sagen? Weil sie mit den Heiden ihre Vorstellung von einem Staat teilen. Und nicht nur teilen, sondern in weiten Teilen übernommen haben. Was ihnen mit ihrer Vorstellung über Gott und dessen Wünsche nie einfallen würde. Und weil das so ist, ist es ziemlich anmaßend, was der erste Ministerpräsident Israels da geäußert hat. Klüger und wahrer wäre wohl der Satz gewesen:"Liebe Bürger. Pessach war gestern. Ab jetzt gibt es nur noch saures!"

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Samstag 14. April 2012, 18:22
von Lupus
Eben in der "Tagespost" gefunden:

Zitat der Woche:

"Wenn der Grass-Text ein Gedicht sein soll, dann habe ich gerade nach Verzehr einer Forelle mit Hilfe von zwei, drei melodischen Fürzen ein neue Matthäus-Passion komponiert."
Sybille Lewitscharoff, Schriftstellerin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Montag 16. April 2012, 21:42
von civilisation
Günter Grass mit Herzproblemen in Klinik eingeliefert
http://www.morgenpost.de/kultur/article ... efert.html

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Montag 16. April 2012, 23:26
von Robert Ketelhohn
Wie geht es eigentlich Scharon?

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Montag 16. April 2012, 23:47
von Sempre
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wie geht es eigentlich Scharon?
Laut Wikipedia immer noch gleich.
Im Januar 2011 sagte sein persönlicher Arzt, Scharon reagiere auf Kneifen und öffne die Augen, wenn man ihn anspreche.

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Dienstag 17. April 2012, 11:36
von Torsten
Nur für Masochisten: Die volle Dröhnung

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Dienstag 17. April 2012, 16:09
von Ewald Mrnka
Torsten hat geschrieben:Nur für Masochisten: Die volle Dröhnung
Tja, ein klitzekleiner Fauxpas und die Reputation ist im Eimer;
für immer, denn die (Selbst-) Gerechten unter den Völkern vergessen & verzeihen nie.

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Sonntag 6. Mai 2012, 21:12
von Ewald Mrnka

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Sonntag 27. Mai 2012, 18:57
von Libertas Ecclesiae
Noch’n „Gedicht“ von Grass:

Dichtung oder Wahrheit?

Ist das neue Grass-„Gedicht“ zur Griechenland-Krise, das gestern im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ publiziert wurde, ein Fake des Satire-Magazins „Titanic“, oder ist es tatsächlich echt ???

Siehe auch hier:

http://www.stern.de/lifestyle/griechenl ... 335.html

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/ ... 35517.html

:zirkusdirektor:

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Montag 28. Mai 2012, 12:48
von cantus planus
Das eigentlich interessante ist die Tatsache, dass man offenbar jeden Schrott glaubwürdig unter Grass' Namen publizieren kann. Das wirft vor allem ein peinliches Licht auf das literarische Schaffen eines Nobelpreisträgers... :pfeif:

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Montag 28. Mai 2012, 13:42
von cantus planus
Ewald Mrnka hat geschrieben:Hypermoral im Alter:

http://www.morgenpost.de/kultur/article ... batte.html
Hochhut, ausgerechnet. :D

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Sonntag 30. September 2012, 08:51
von civilisation
Günter Grass provoziert wieder
Der Nobelpreisträger legt neue politische Gedichte nach. Und fordert diesmal gar zum militärischen Geheimnisverrat auf
-> http://www.morgenpost.de/printarchiv/ku ... ieder.html
Die Bandbreite der politischen und persönlichen Lyrik reicht in "Eintagsfliegen" noch viel weiter. Einmal mehr kommt darin Griechenland vor, der Verschleiß an Bundespräsidenten auch, selbst der Papst bekommt sein Fett weg. Aber auch die Beschwerden des Alters, der immer näher rückende Tod, der Verlust von Freunden wie seinem langjährigen Lektor Helmut Frielinghaus – all das wird lyrisch verarbeitet. Auch das erwähnte Treffen mit Max Frisch wird in "Guter Rat" verewigt. Zu jedem seiner Gedichte malte Grass eine aquarellierte Federzeichnung mit Eintagsfliegen.

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Sonntag 30. September 2012, 13:31
von Ewald Mrnka
civilisation hat geschrieben:Günter Grass provoziert wieder
Der Nobelpreisträger legt neue politische Gedichte nach. Und fordert diesmal gar zum militärischen Geheimnisverrat auf
-> http://www.morgenpost.de/printarchiv/ku ... ieder.html
Die Bandbreite der politischen und persönlichen Lyrik reicht in "Eintagsfliegen" noch viel weiter. Einmal mehr kommt darin Griechenland vor, der Verschleiß an Bundespräsidenten auch, selbst der Papst bekommt sein Fett weg. Aber auch die Beschwerden des Alters, der immer näher rückende Tod, der Verlust von Freunden wie seinem langjährigen Lektor Helmut Frielinghaus – all das wird lyrisch verarbeitet. Auch das erwähnte Treffen mit Max Frisch wird in "Guter Rat" verewigt. Zu jedem seiner Gedichte malte Grass eine aquarellierte Federzeichnung mit Eintagsfliegen.
Grass wird im hohen Alter offenbar weise.

Re: Mögt Ihr Grass?

Verfasst: Montag 15. Oktober 2012, 11:50
von Niels
"Grass-Haus in Lübeck eröffnet": http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/in ... ffnet.html
:onkel: