Jemand hat geschrieben:Der Prokurator saß jetzt mit finsterem Gesicht auf dem Richterstuhl, er hatte offenbar das Urteil schon gesprochen
Litteratur-Quiz (Beiträge aus 2005/06)
- Robert Ketelhohn
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Litteratur-Quiz (Beiträge aus 2005/06)
Fangen wir mal mit was Einfachem an. Woraus ist dieser Text?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Erster Einfall beim Erblicken der Frage: Meister und Margarita von Bulgakow?
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
nicht über mich herrschen.
(D. Bonhoeffer)
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
nicht über mich herrschen.
(D. Bonhoeffer)
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Tja, schwierig schwierig. Ich finde immer, ein Satz reicht kaum. Stilistisch ist er ja nicht besonders ausgefallen. Entweder man erkennt das Buch sofort (der "Prokurator" müßte als Hinweis genügen), oder man hat keine Chance.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Tja, wenn Google da mal hülfe …
Aber ich kann noch einen Hinweis geben: Es handelt sich nicht um eine Übersetzung.
Mir fiel nur noch Werner Bergengrün ein, aber das ist nur ein Schuß ins Blaue.
Wo kommen denn sonst noch Prokuratoren vor?
Gruß
Steve
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Na, dann bekommt ihr noch ein Zitat daraus:
Als wir eines Abends wieder das alte düstere Mietshaus in der Subura betreten wollten, wurden wir zum ersten Mal vor der Türe angehalten und nach unserem Namen gefragt. Die Herrin zögerte auch jetzt, ihn zu nennen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
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Klingt auch nicht gerade nach einer Schlüsselstelle.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Na, dann bekommt ihr noch ein Zitat daraus:Als wir eines Abends wieder das alte düstere Mietshaus in der Subura betreten wollten, wurden wir zum ersten Mal vor der Türe angehalten und nach unserem Namen gefragt. Die Herrin zögerte auch jetzt, ihn zu nennen.
Da kann ich nur weiter im Dunkeln stochern.
Broch vielleicht? Oder doch eher Felix Dahn?
Gruß
SD
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Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Treffer! Du hast gewonnen … und zwar das Recht, die nächste Aufgabe zu stellen!
Wohlan denn!
Ich ja mal sehr gespannt, ob das hier jemand kennt. Es ist eines der schönsten Schlußworte, die es in der Romanliteratur gibt. Ich präsentiere es hier in einer Übersetzung:
Überflüssig zu erwähnen, daß es sich nicht um Evgenij Onegin handelt ...Leb wohl, Buch! Eine Todesstundung ist auch Visionen nicht vergönnt. Onegin wird nicht länger knien, da sich sein Schöpfer von ihm trennt. Sich jäh von der Musik zu wenden, so rasch zu enden vermag kein Text... und selbst das Schicksal klingt noch nach. Vom wachen Geist erzwingt mein Text, der so geendet hat, nicht, diesen Punkt als Schluß zu sehen: Des Daseins Truggestalten wehen blauschimmernd übers schwarze Blatt wie Morgenwolken ohne Eile, und niemals endet eine Zeile.
Gruß
SD
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Nein, auch Tolstoj ist es nicht ...Beichtkind hat geschrieben: Leo Tolstoj?
Weiter keine Vorschläge? Dann hier ein weiterer Auszug aus dem Roman, der Stil ist eigentlich unverwechselbar ...
GrußSchirin selber war ein untersetzter Mann mit rötlichem Bürstenschnitt und immer schlecht rasiert; er trug eine große Brille, hinter der, wie in zwei Aquarien, zwei winzige durchsichtige Augen schwammen - die visuellen Eindrücken völlig unzugänglich waren. Er war blind wie Milton, taub wie Beethoven und obendrein dumm wie Beton. Ein gesegneter Mangel an Beobachtungsvermögen (...) ist eine Eigenschaft, die man bei durchschnittlichen russischen Literaten ziemlich häufig antrifft, als ob ein gütiges Geschick am Werke sei, das dem Unbegabten den Segen der Sinneswahrnehmung versagt, damit er nicht leichtfertig das Material verpfusche. Natürlich kommt es vor, daß in solch einem unwissenden Menschen irgendein eigenes Lämpchen glimmt - nicht zu reden von jenen wohlbekannten Fällen, in denen durch die Laune der einfallsreichen Natur, die überraschende Angleichungen und Vertauschungen liebt, solch ein inneres Licht erstaunlich hell ist - hell genug, den Neid selbst des rotbackigsten Talents zu erregen. Aber sogar Dostojewskij erinnert irgendwie immer an ein Zimmer, in dem tagsüber eine Lampe brennt.
SD
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Dabei bist gerade Du, Robert, doch schon ganz nah dranRobert Ketelhohn hat geschrieben:Ich stehe aufm Schlauch.
Kenn’ ich einfach nicht. Und
ich ahne auch nicht einmal
die Richtung.
Aber ich merke, hier ist reines Missionsgebiet.
Noch ein schöner Ausschnitt, der imho auch für Kenner der russ. Literatur noch einen ganz klaren Hinweis enthält, der einen zumindest auf die richtige Spur führt (allerdings ist nicht Lenin gemeint!):
Diese Sehnsucht war auch die Sehnsucht des Autors.Plötzlich verspürte er einen schmerzhaften Stich - warum war in Rußland alles so erbärmlich, so verdrießlich und grau geworden, wie hatte es sich so betören und übertölpeln lassen können? Oder hatte der alte Drang "zum Licht" einen verhängnisvollen Makel verborgen, der mit fortschreitender Entwicklung auf das Ziel zu deutlicher geworden war, bis sich herausstellte, daß dieses "Licht" im Fenster eines Gefängnisaufsehers brannte und weiter nichts? Wann war zwischen dem Zunehmen des Durstes und der Verschmutzung der Quelle plötzlich diese seltsame Abhängigkeit entstanden? In den vierziger Jahren? In den Sechzigern? Und jetzt, "was tun"? Mußte man die Sehnsucht nach dem Heimatland nicht ein für allemal verwerfen, nach jeder Heimat außer der einen, die bei mir, in mir ist, die wie der silberne Meeressand an der Haut meiner Fußsohlen haftet, in meinen Augen, meinem Blut lebt, die dem Hintergrund einer jeden Lebenshoffnung Tiefe und Weite verleiht? Eines Tages werde ich, wenn ich meine Schreibarbeit unterbreche, aus dem Fenster schauen und einen russischen Herbst erblicken.
Mehr sage ich jetzt aber nicht...
Gruß
SD
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