Litteratur-Quiz (Beiträge aus 2005/06)

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Litteratur-Quiz (Beiträge aus 2005/06)

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Fangen wir mal mit was Einfachem an. ;D Woraus ist dieser Text?
Jemand hat geschrieben:Der Prokurator saß jetzt mit finsterem Gesicht auf dem Richterstuhl, er hatte offenbar das Urteil schon gesprochen
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Alexander
Beiträge: 1989
Registriert: Donnerstag 19. Mai 2005, 15:36
Wohnort: Berlin

Beitrag von Alexander »

Erster Einfall beim Erblicken der Frage: Meister und Margarita von Bulgakow?
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
nicht über mich herrschen.
(D. Bonhoeffer)

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nö!
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

Alexander hat geschrieben:Erster Einfall beim Erblicken der Frage: Meister und Margarita von Bulgakow?
Hätte ich auch gesagt - aber es ist es ja nicht, also: weiter googeln... :mrgreen: ;D

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Tja, wenn Google da mal hülfe …

Aber ich kann noch einen Hinweis geben: Es handelt sich nicht um eine Übersetzung.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Tja, wenn Google da mal hülfe …

Aber ich kann noch einen Hinweis geben: Es handelt sich nicht um eine Übersetzung.
Tja, schwierig schwierig. Ich finde immer, ein Satz reicht kaum. Stilistisch ist er ja nicht besonders ausgefallen. Entweder man erkennt das Buch sofort (der "Prokurator" müßte als Hinweis genügen), oder man hat keine Chance.

Mir fiel nur noch Werner Bergengrün ein, aber das ist nur ein Schuß ins Blaue.

Wo kommen denn sonst noch Prokuratoren vor?

Gruß
Steve

Benutzeravatar
FioreGraz
Beiträge: 3890
Registriert: Freitag 25. Juni 2004, 19:18
Wohnort: Graz
Kontaktdaten:

Beitrag von FioreGraz »

Goethe?

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

FioreGraz hat geschrieben:Goethe?

LG
Fiore
Habe ich auch schon gedacht. Aber aus der Prokurator-Erzählung der "Ausgewanderten" scheint es nicht zu sein ...

Oder meinst Du ein anderes Werk des Olympiers?

Gruß
SD

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Na, dann bekommt ihr noch ein Zitat daraus:
Als wir eines Abends wieder das alte düstere Mietshaus in der Subura betreten wollten, wurden wir zum ersten Mal vor der Türe angehalten und nach unserem Namen gefragt. Die Herrin zögerte auch jetzt, ihn zu nennen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Na, dann bekommt ihr noch ein Zitat daraus:
Als wir eines Abends wieder das alte düstere Mietshaus in der Subura betreten wollten, wurden wir zum ersten Mal vor der Türe angehalten und nach unserem Namen gefragt. Die Herrin zögerte auch jetzt, ihn zu nennen.
Klingt auch nicht gerade nach einer Schlüsselstelle. :D

Da kann ich nur weiter im Dunkeln stochern.

Broch vielleicht? Oder doch eher Felix Dahn? ;D

Gruß
SD

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Was würde dazu die Autorin sagen? :ikb_cry:






;)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
FioreGraz
Beiträge: 3890
Registriert: Freitag 25. Juni 2004, 19:18
Wohnort: Graz
Kontaktdaten:

Beitrag von FioreGraz »

Regina Kaiser?
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

FioreGraz hat geschrieben:Regina Kaiser?

Nie gehört. Wer soll das denn sein?

Also auch noch von einer Frau ...

Gertrud von LeFort?

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

FioreGraz hat geschrieben:Regina Kaiser?
Kenn’ ick nich … :ikb_shy:
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Gertrud von LeFort?
:ja:
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Gertrud von LeFort?
:ja:
Ha, dann isses bestimmt aus dem Schweißtuch der Heiligen Veronika?

Naja, hat ja gedauert... Aber das habe ich ehrlich gesagt auch nie gelesen.

Habe ich jetzt was gewonnen oder darf ich die nächste Aufgabe stellen? :ja:

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

:nono:

Es wird schon wärmer, viel wärmer … aber noch hast du’s nicht! 8)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben::nono:

Es wird schon wärmer, viel wärmer … aber noch hast du’s nicht! 8)

*sichandiestirnschlägt*

DIE FRAU DES PILATUS muß es natürlich sein!

Erlasse mir jedes weitere Wort, edle Julia, mein Bericht ist zu Ende - auch mich hatte der Blick des Gekreuzigten erreicht.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

:jump:

Treffer! Du hast gewonnen … und zwar das Recht, die nächste Aufgabe zu stellen!
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben::jump:

Treffer! Du hast gewonnen … und zwar das Recht, die nächste Aufgabe zu stellen!

Wohlan denn!

Ich ja mal sehr gespannt, ob das hier jemand kennt. Es ist eines der schönsten Schlußworte, die es in der Romanliteratur gibt. Ich präsentiere es hier in einer Übersetzung:
Leb wohl, Buch! Eine Todesstundung ist auch Visionen nicht vergönnt. Onegin wird nicht länger knien, da sich sein Schöpfer von ihm trennt. Sich jäh von der Musik zu wenden, so rasch zu enden vermag kein Text... und selbst das Schicksal klingt noch nach. Vom wachen Geist erzwingt mein Text, der so geendet hat, nicht, diesen Punkt als Schluß zu sehen: Des Daseins Truggestalten wehen blauschimmernd übers schwarze Blatt wie Morgenwolken ohne Eile, und niemals endet eine Zeile.
Überflüssig zu erwähnen, daß es sich nicht um Evgenij Onegin handelt ... ;)

Gruß
SD

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

[Irrtum, bidde löschen!]
Zuletzt geändert von Ecce Homo am Donnerstag 29. September 2005, 20:17, insgesamt 1-mal geändert.

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

Question:
Ist das Original englisch oder russisch?

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

po russkij

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

Stephen Dedalus hat geschrieben:po russkij
Alexandr Pushkin?

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Beichtkind hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:po russkij
Alexandr Pushkin?
Njet.

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Beichtkind hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:po russkij
Alexandr Pushkin?
Njet.
Leo Tolstoj?

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Beichtkind hat geschrieben: Leo Tolstoj?
Nein, auch Tolstoj ist es nicht ...

Weiter keine Vorschläge? Dann hier ein weiterer Auszug aus dem Roman, der Stil ist eigentlich unverwechselbar ...

Schirin selber war ein untersetzter Mann mit rötlichem Bürstenschnitt und immer schlecht rasiert; er trug eine große Brille, hinter der, wie in zwei Aquarien, zwei winzige durchsichtige Augen schwammen - die visuellen Eindrücken völlig unzugänglich waren. Er war blind wie Milton, taub wie Beethoven und obendrein dumm wie Beton. Ein gesegneter Mangel an Beobachtungsvermögen (...) ist eine Eigenschaft, die man bei durchschnittlichen russischen Literaten ziemlich häufig antrifft, als ob ein gütiges Geschick am Werke sei, das dem Unbegabten den Segen der Sinneswahrnehmung versagt, damit er nicht leichtfertig das Material verpfusche. Natürlich kommt es vor, daß in solch einem unwissenden Menschen irgendein eigenes Lämpchen glimmt - nicht zu reden von jenen wohlbekannten Fällen, in denen durch die Laune der einfallsreichen Natur, die überraschende Angleichungen und Vertauschungen liebt, solch ein inneres Licht erstaunlich hell ist - hell genug, den Neid selbst des rotbackigsten Talents zu erregen. Aber sogar Dostojewskij erinnert irgendwie immer an ein Zimmer, in dem tagsüber eine Lampe brennt.
Gruß
SD

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich stehe aufm Schlauch.
Kenn’ ich einfach nicht. Und
ich ahne auch nicht einmal
die Richtung. :nein:
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich stehe aufm Schlauch.
Kenn’ ich einfach nicht. Und
ich ahne auch nicht einmal
die Richtung. :nein:
Dabei bist gerade Du, Robert, doch schon ganz nah dran ;)

Aber ich merke, hier ist reines Missionsgebiet.

Noch ein schöner Ausschnitt, der imho auch für Kenner der russ. Literatur noch einen ganz klaren Hinweis enthält, der einen zumindest auf die richtige Spur führt (allerdings ist nicht Lenin gemeint!):
Plötzlich verspürte er einen schmerzhaften Stich - warum war in Rußland alles so erbärmlich, so verdrießlich und grau geworden, wie hatte es sich so betören und übertölpeln lassen können? Oder hatte der alte Drang "zum Licht" einen verhängnisvollen Makel verborgen, der mit fortschreitender Entwicklung auf das Ziel zu deutlicher geworden war, bis sich herausstellte, daß dieses "Licht" im Fenster eines Gefängnisaufsehers brannte und weiter nichts? Wann war zwischen dem Zunehmen des Durstes und der Verschmutzung der Quelle plötzlich diese seltsame Abhängigkeit entstanden? In den vierziger Jahren? In den Sechzigern? Und jetzt, "was tun"? Mußte man die Sehnsucht nach dem Heimatland nicht ein für allemal verwerfen, nach jeder Heimat außer der einen, die bei mir, in mir ist, die wie der silberne Meeressand an der Haut meiner Fußsohlen haftet, in meinen Augen, meinem Blut lebt, die dem Hintergrund einer jeden Lebenshoffnung Tiefe und Weite verleiht? Eines Tages werde ich, wenn ich meine Schreibarbeit unterbreche, aus dem Fenster schauen und einen russischen Herbst erblicken.
Diese Sehnsucht war auch die Sehnsucht des Autors.

Mehr sage ich jetzt aber nicht...

Gruß
SD

Benutzeravatar
Khatja
Beiträge: 103
Registriert: Dienstag 21. Juni 2005, 20:16
Wohnort: Dresden

Beitrag von Khatja »

Vladimir Nabokov?

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Khatja hat geschrieben:Vladimir Nabokov?
:jump:

Volltreffer.

Welches Buch? Dürfte jetzt nicht mehr schwer sein ...

Gruß
SD

Benutzeravatar
Khatja
Beiträge: 103
Registriert: Dienstag 21. Juni 2005, 20:16
Wohnort: Dresden

Beitrag von Khatja »

ich denke mal, "Die Gabe" (?) - aber das Buch hab ich jetzt gerade nicht zu Hause, so kann ich es nicht überprüfen... aber die Auszüge klingen schon ganz danach!

Gesperrt Vorheriges ThemaNächstes Thema