Westfälisches

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
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Juergen
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Westfälisches

Beitrag von Juergen »

Gruß an die Rote Erde

Dort, wo die Leckebecke fließt,
wo auf dem Feld der Kappes spriest,
wo am die dicken Bohnen baut
wo man den echten Panhas kaut,
dort quillt zu Deutschlands Ruhm und Ehr'
der edle, klare Steinhä-ger.
Dort schafft mit Fleiß in Feld und Flur
der biedere westfälsche Buer.
Dort steigt der Püttmann in den Schacht,
dort werden die Briketts gemacht.
Die Frauen dort sind gut und fein,
de Käls hewt Köppe hart wie Stäin.
Dort sagt man zart und mit Gefühl:
"Du gottverdammten Donnerkiel.!
Wie klingt so lieb und gar nicht grob:
"Eck hau die äin förn Piepenkopp."
Wie höflich sagt man dort auf platt:
"Du Dusseltier, eck driet di wat."
Ja diese Sprachenmelodien,
die sind bestimmt kein Scharm aus Wien.
Sie sind geformt aus Stahl und Erz,
sie haben Blut und haben Herz.
O selig, wessen Arm umspannt
einen Schinken aus Westfalenland.

(Fred Endrikat)
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Juergen
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Heinrich Heine

Beitrag von Juergen »

Die lieben, guten Westfalen

Dicht hinter Hagen ward es Nacht,
Und ich fühlte in den Gedärmen
Ein seltsam Frösteln. Ich konnte mich erst
Zu Unna, im Wirtshaus, erwärmen.

Ein hübsches Mädchen fand ich dort,
Die schenkte mir freundlich den Punsch ein;
Wie gelbe Seide das Lockenhaar,
Die Augen sanft wie Mondschein.

Den lispelnd westfälischen Akzent
Vernahm ich mit Wollust wieder.
Viel süße Erinnerung dampfte der Pusch,
Ich dachte der lieben Brüder.

Den lieben Westfalen, womit ich so oft
In Göttingen getrunken,
Bis wir gerührt einander ans Herz
Und unter die Tische gesunken!

Ich habe sie immer so lieb gehabt,
Die lieben, guten Westfalen,
Ein Volk so fest, so sicher, so treu,
Ganz ohne Gleißen und Prahlen.

Wie standen sie prächtig auf der Mensur
Mit ihren Löwenherzen!
Es fielen so grade, so ehrlich gemeint,
Die Quarten und die Terzen.

Sie fechten gut, die trinken gut,
Und wenn sie die Hand dir reichen
Zum Freundschaftsbündnis, dann weinen sie;
Sind sentimentale Eichen.

Der Himmel erhalte dich, wackres Volk,
Er segne deine Saaten,
Bewahre dich vor Krieg und Ruhm,
Vor Helden und Heldentaten.

Er schenke deinen Söhnen stets
ein sehr gelindes Examen,
Und deine Töchter bringe er hübsch
Unter die Haube - Amen!

(Heinrich Heine)
Gruß Jürgen

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Juergen
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Westfalenlied

Beitrag von Juergen »

Das Westfalenlied

Ihr mögt den Rhein, den stolzen, preisen, der in dem Schoß der Reben liegt.
Wo in den Bergen liegt das Eisen, da hat die Mutter mich gewiegt.
Hoch auf dem Fels die Tannen stehn, im grünen Tal die Herden gehn,
als Wächter an des Hofes Saum reckt sich empor der Eichenbaum!
Da ist's wo meine Wiege stand, o grüß dich Gott, Westfalenland!

Wir haben keine süßen Reben und schöner Worte Überfluß
und haben nicht sobald für jeden den Brudergruß und Bruderkuß.
Wenn Du uns willst willkommen sein, so schau auf's Herz, nicht auf den Schein,
und schau uns grad hinein ins Aug, grad aus, das ist Westfalenbrauch!
Es fragen nicht nach Spiel und Tand die Männer aus Westfalenland!

Und unsre Frauen, unsre Mädchen mit Augen blau wie Himmelsgrund,
sie spinnen nicht die Liebesfädchen zum Scherze für die müß'ge Stund.
Ein frommer Engel Tag und Nacht hält tief in ihrer Seele Wacht,
und treu in Wonne, treu in Schmerz bleibt bis zum Tod ein liebend Herz.
Glückselig, wessen Arm umspannt ein Mädchen aus Westfalenland!

Behüt dich Gott, du rote Erde, du Land von Wittekind und Teut,
bis ich zu Staub und Asche werde, mein Herz sich seiner Heimat freut!
Du Land Westfalen, Land der Mark, wie deine Eichenstämme stark,
dich segnet noch der blasse Mund im Sterben in der letzten Stund!
Land zwischen Rhein und Weserstrand, o grüß dich Gott, Westfalenland!

(Emil Rittershaus)

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