lifestylekatholik hat geschrieben:
Kennt das jemand bzw. kann jemand was zum Autor sagen (was über WP und darüber hinausgeht, dass er der Exehemann von Herta Müller ist)?
Ich kenne Richard Wagner vorallem von der Achse des Guten:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/author/rwagner
Grundsätzlich halte ich ihn für einen dieser Neokonservativen, die den Glauben an den Glauben predigen und die in Gott vorallem ein funktionalistisches Korrektiv der marktwirtschaftlichen Logik sehen. Hierbei besteht das erste Problem für mich darin, daß Gott nicht, oder nicht in erster Linie,
zu etwas gut ist, sondern daß Er derjenige ist,
für den etwas gut seien muss, um überhaupt gut zu sein. Und so wie der Glaube zwar heilende Kräfte besitzt, aber diese nicht wirken, wenn man nur versucht, ihn als psychotherapeutischen Trick zu verwenden, so halte ich auch diese funktionalistische Sichtweise nicht für haltbar.
Das zweite Problem besteht darin, daß die marktwirtschaftliche Logik als prinzipiell "wertfrei" gedacht wird, und daß es insofern möglich sei, das kapitalistische Gefäß mit "wertkonservativen" Inhalten zu füllen. Aber diesem Gedanken stehe ich ähnlich skeptisch gegenüber wie der Aussage, daß wir "keine Werte mehr hätten." Denn Kapitalismus bedeutet, daß das von Wert ist, was ökonomischen Wert besitzt. Und ökonomischen Wert hat z.B. die Pornographie, die Prostitution ("Ist doch auch nur ein Beruf, damit verdienen die halt ihr Geld!"); Wert hat Dieter Bohlen und Verona Feldbusch ("Die sind ja schon ganz schön gerissen, wie sie da ihr Geld machen!"). Von ökonomischen Wert ist auch die feministische Managerin, das "Heimchen am Herd" hingegen nicht. Man findet in der kapitalistischen Literatur, bei Milton Friedman z.B., auch öfter den Gedanken, daß die freie Wirtschaft Eckstein einer freien Gesellschaft sei, denn wenn die Menschen nur nach ihrem ökonomischen Potential bewertet würden, dann würden sie, ist ja logisch, nicht mehr nach ihrem Geschlecht, ihrer Volks- oder Religionszugehörigkeit beurteilt werden. Und ich glaube, daß sowohl das "Gelingen" als auch das "Mißlingen" dieser Idee nicht sehr christlich ist, und vorallem: daß es nicht vereinbar ist mit dem Ruf nach "wertkonservativen" Elementen.
Die Argumentation gegen 68, den staatlichen Genderfeminsmus usw. ist mir zwar sympathisch, aber -wie gesagt- überwiegen bei mir die Zweifel. Die dann dadurch weiter genährt werden, daß mit dem Christentum die Ideale der französischen Revolution gegen den Islam verteidigt werden sollen, mit den USA gegen das undemokratische Russland gestritten werden soll et cetera.
Aber vielleicht geht mir jetzt auch ein bisschen die Fairness ab, weil ich jetzt keine Lust habe, hier noch länger und differenzierter zu schreiben.
Orabo spiritu, orabo et mente; psallam spiritu, psallam et mente.