Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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Renata
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Beitrag von Renata »

Stefan hat geschrieben:Ich bin Fachmann für dumme Fragen!

Wie ist das Stundengebet eigentlich genau aufgebaut, woher kommt es und wird es heute noch in allen Klöstern gebetet? Zu welchen Zeiten?
Eine der Wurzeln dürfte wohl ursprünglich der Wunsch sein, bestimmte Tageszeiten besonders durch das Gebet zu heiligen und eine Nähe zu Christus herzustellen:

Zum Beispiel die Sext (= nach der alten Zeitrechnung die sechste Stunde, also 12.00 Uhr) als die Stunde, zu der Jesus ans Kreuz geschlagen wurde (die Texte dieser Gebetszeit sind geprägt von der Mühsal und Arbeit des Tages, natürlich soll das Stundengebet aber auch Atemholen sein): Galater 6,2: "Einer trage des anderen Last, so werdet Ihr das Gesetz Christi erfüllen".

Die Non (die neunte Stunde = 15.00 Uhr) als die Todesstunde Jesu, die Terz zur Anrufung des Heiligen Geistes.

Laudes und Vesper stellen Morgen- und Abendlob der Kirche dar. In der Komplet stellt man sich ganz unter den Schutz Gottes vor der hereinbrechenden Nacht , die Vigilien - die manchmal auch als Matutin gebetet werden* - sind die Nachtwache der Kirche.

Gruß
Renata :sleep:

* oder als Lesehore irgendwann mitten am Tag, womit ich persönlich dann nicht so viel anfangen könnte

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Aus der Benediktsregel:
Die Gottesdienste am Tage
Es gelte, was der Prophet sagt: "Siebenmal am Tag singe dein Lob."
Diese geheiligte Siebenzahl wird von uns erfüllt, wenn wir unseren schuldigen Dienst leisten zur Zeit der Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet;
denn von diesen Gebetsstunden am Tag sagt der Prophet: "Siebenmal am Tag singe dein Lob."
Von den nächtlichen Vigilien sagt derselbe Prophet: "Um Mitternacht stehe ich auf, um dich zu preisen"
Zu diesen Zeiten laß uns also unserem Schöpfer den Lobpreis darbringen wegen seiner gerechten Entscheide, nämlich in Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet. Auch in der Nacht laßt uns aufstehen, um ihn zu preisen.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Edith
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Beitrag von Edith »

Hinzufügen sollte man noch, daß es die Tradition des "Stundengebets" im Sinne von: regelmäßig über den Tag verteilte Gebete, auch schon im Judentum gab und auch im Islam gibt.
Während Judentum und Islam das allgemein praktizieren, hat das Christentum das beinahe ausschließlich den "Amtsträgern" überlassen. Im Volk kaum noch verbreitet - vielelicht abgesehen vom Angelusläuten 3x täglich, soweit das noch üblich ist).


Buchtipp Judentum

Im Islam:
Das Gebet ist eine Pflicht. Zu festgelegten Zeiten - zu denen der Muezzin ruft - werden Gebete gesprochen:
In der Morgendämmerung, mittags, nachmittags, abends und bei Einbruch der Nacht.
(Eine der 5 Säulen des Islam)

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Renata
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Beitrag von Renata »

Ich sehe grade, daß wesentlich besser Sr. Christiane Rath von der Abtei St. Hildegard etwas zum Stundengebet der Kirche geschrieben hat:
http://www.abtei-st-hildegard.de/gott/stundengebet.htm

Gruß
Renata :freude:

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Andere Orden - die nicht der Benediktsregel folgen - haben teilweise das gleiche Stundengebet, wie die Priester.
Heute bauen sich die Horen wie folgt auf:

Die Lesehore
1. Eröffnungversikel
2. Hymnus
3. Psalmodie (drei Psalmen mit Antiphon)
4. Zu den Lesungen überleitende Versikel
5. Erste Lesung (Hl. Schrift) mit Responsorium
6. Zweite Lesung (meist Vätertexte) mit Responsorium
7. Hymnus (Te Deum)
8. Tagesgebet und Schlußritus

Laudes
1. Eröffnungversikel
2. Hymnus
3. Psalmodie (ein Psalm; ein AT-Canticum; ein weitere Psalm - jeweils mit Antiphon)
4. Kurzlesung
5. Responsorium breve
6. Canticum de Evangelio (Benediktus = Lk 1,68-79) mit Antiphon
7. Preces: Bitten, in denen der Tag und die Arbeit Gott geweiht wird
8. Vaterunser
9. Schlußoration und Schlußritus

die kleinen Horen (Terz, Sext, Non)
1. Eröffnungversikel
2. Hymnus
3. Psalmodie (drei Psalmen bzw. Psalmabschnitte - jeweils mit Antiphon)
4. Kurzlesung
5. Versikel
6. Schlußoration und Schlußritus

Vesper
1. Eröffnungversikel
2. Hymnus
3. Psalmodie (zwei Psalmen; ein NT-Canticum - jeweils mit Antiphon)
4. Kurzlesung
5. Responsorium breve
6. Canticum de Evangelio (Magnificat = Lk 1,46-55) mit Antiphon
7. Fürbitten
8. Vaterunser
9. Schlußoration und Schlußritus

Komplet
1. Eröffnungversikel
2. Gewissenserforschung, Schuldbekenntnis, Vergebungsbitte
3. Hymnus
4. Psalmodie (ein Psalm bzw am Sonntag und Mittwoch zwei Psalmen - mit Antiphon)
5. Kurzlesung mit gleichbleibendem Responsorium
6. Canticum de Evangelio (Nunc dimittis = Lk 2,29-32) mit gleichbleibender Antiphon
7. Segensspruch für die Nacht
8. Marianische Antiphon
Gruß Jürgen

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Öfters passiert es mir, daß ich durch die Stadt gehe, und mir Ordensschwestern oder überhaupt Ordensleute in ihrer Ordenskleidung begegnen. Dann frage ich mich nicht selten, welchem Orden oder welche Kongregation die wohl angehören.

Manche scheinen mir ja leicht zu identifizieren zu sein; etwa wenn ich eine Augustiner-Chorfrau sehe. Bei anderen sind es wohl nur "Kleinigkeiten" an der Ordenskleidung, die den einen vom anderen Orden unterscheidet.

Bisher habe ich aber noch keine Übersicht gefunden, die die verschiedenen Ordenskleidungen beschreibt oder abbildet. :nein:

Aber ich mache mal den Anfang mit einigen großen Orden:

O.S.B. (Ordo Sancti Benedicti) - Benediktiner
schwarze Ordenstracht

O.P. (Ordo fratrum praedicatorum) - Dominikaner
- weißes Gewand mit Skapulier und weißer Kapuze (und schwarzer Mantel)

O.F.M. (Ordo Fratrum Minorum) - Franziskaner
- braunes Gewand mit Kapuze, weißer Strick als Gürtel, oft Sandalen.

S.J. Societas Jesu- Jesuiten
- keine Ordenskleidung.
Gruß Jürgen

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max72
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Beitrag von max72 »

Juergen hat geschrieben:Öfters passiert es mir, daß ich durch die Stadt gehe, und mir Ordensschwestern oder überhaupt Ordensleute in ihrer Ordenskleidung begegnen. Dann frage ich mich nicht selten, welchem Orden oder welche Kongregation die wohl angehören.

Manche scheinen mir ja leicht zu identifizieren zu
Gibt's da nicht so einen Spruch, dass selbst Gott nicht all die verschiedenen Ordenskleidungen unterscheiden kann?

Max

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Renata
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Beitrag von Renata »

Edith hat geschrieben: Anders freilich bei den Frauen, die von Seelsorge weitgehenden "verschont sind".
Das kann von Gemeinschaft zu Gemeinschaft auch bei den Karmelitinnen sehr unterschiedlich sein. In den Karmeln in Dachau und Berlin beschäftigen sich einige Schwestern sehr intensiv mit der Seelsorge im Sprechzimmer bzw. über Telefon/Briefapostolat. Eine der Schwestern in Berlin nimmt z. B. immer das Telefon mit in ihre Zelle, um auch nächtlichen Anrufern zur Verfügung stehen zu können.

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Niels
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Beitrag von Niels »

max72 hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Öfters passiert es mir, daß ich durch die Stadt gehe, und mir Ordensschwestern oder überhaupt Ordensleute in ihrer Ordenskleidung begegnen. Dann frage ich mich nicht selten, welchem Orden oder welche Kongregation die wohl angehören.

Manche scheinen mir ja leicht zu identifizieren zu
Gibt's da nicht so einen Spruch, dass selbst Gott nicht all die verschiedenen Ordenskleidungen unterscheiden kann?

Max
Ich kenn's so: Drei Fragen, die selbst Gott nicht beantworten kann (Reihenfolge beliebig):
- Wie viele Frauenorden es gibt
- Was die Jesuiten wirklich glauben
- Wer der nächste Papst wird
;)
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Edith
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Beitrag von Edith »

Fragen zum Ordensleben?
Hier sind Sie richtig!

Fragen Sie. :ja:

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Unter dem Motto "Sich fürs Leben binden" - Ordensleute disktutierten in Limburg die Entscheidung für ein Leben im Orden -

Artikel unter:

http://www.orden.de/aktuell/index.php?id=162

Die Referate etc. sollen evtl. in einem Buch veröffentlicht werden.

Geronimo

Edith
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Beitrag von Edith »

Wird in Klöstern Fasching/Karneval gefeiert?
Wie?

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben:Wird in Klöstern Fasching/Karneval gefeiert?
Wie?
Ich kann nur für ein Kloster sprechen: Ja, ein wenig, am Rosenmontagabend in der Rekreation. Mit Luftschlangen von der Decke, einer Riesenschüssel Marsriegel und mit Musik und Gesang.
"Natürliches" Ende: 20 Uhr mit der Komplet

... in Frieden leg ich mich nieder und schlafe ein :sleep:

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

[schild=9 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1]Drausse steht der Abt, wolle mer ihn rei lasse - humbtata humbtata[/schild]

Edith
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Beitrag von Edith »

Dann scheint es beides zu geben:

Klöster, die auch etwas Fasching treiben.... und Klöster, die das radikal ablehnen... ja sogar "Sühneanbetungen" über Fasching halten...

Jojo
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Beitrag von Jojo »

Edith hat geschrieben:und Klöster, die das radikal ablehnen... ja sogar "Sühneanbetungen" über Fasching halten...
Tatsächlich??? Bild Bild

Edith
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Beitrag von Edith »

Auch wenn das keiner gefragt hat.... habe eine gute Info-Seite gefunden.

www.berufung.org

Eine Zentralseite aller Diözesanstellen "Berufe der Kirche". Die geben gute Infos für alle Interssierten und bieten Tage/Wochenenden in div. Klöstern an, wo man sich an das Thema Berufung "mal ranarbeiten" kann.

Vielleicht hat man ja eine. :)

Ralf

Beitrag von Ralf »

[schild=1 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1]Ich habe eine Frage[/schild]

Die geht zwar über das Klosterleben hinaus, aber (be)trifft Einsiedler, also auch "Religiose" (komisches Wort, nicht?).

Wie ist das eigentlich bei denen, wenn sie
a) janz weit draußen wohnen und
b) mal bettlägerig krank werden?
Ich denke mal, dass nicht alle gleich eine "zuständige" Ordensgemeinschaft oder so um's Eck haben.


Auf Wunsch von Ralf wurde dieser Thread von allen "Mutmaßungen" bereinigt. Bitte echte Antworten, von Leuten, die es wissen, ok?
Edith

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Aber euch geht’s noch gut, ja? – Ich habe gestern eine durchaus ernsthafte und sachgerechte Antwort gegeben. Auf Zensuren für meine Beiträge verzichte ich gern. Danke.

Hier noch mal der besagte Beitrag:

Ketelhohn hat geschrieben:
Ketelhohn hat geschrieben:»Reklusen sind „Weggeschlossene“, nicht bloß „einfache“ Eremiten: Ihre Einsiedelei oder Klause ist dauerhaft verschlossen, also zugemauert oder dergleichen. Meist in der unmittelbaren Umgebung eines Klosters, denn Reklusen müssen ja von irgend jemandem versorgt werden.«
Echte Eremiten in völliger Einsamkeit sind eher selten. Selbst, oder vielmehr erst recht, bei den Wüstenvätern. Und hat es doch mal einer ganz allein versucht, ist es ihm oft übel ergangen, wie man schon bei Boccaccio nachlesen kann.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

max72 hat geschrieben:
Ich frage mich ob es ein vergleichbares Maennerkloster geben kann (eher kleiner, kontemplativ, traditionell...) Hab ich bisher noch nicht gefunden...

Wie wäre es mit einem Kapuzinerkloster? In der Schweiz gibt es ein Haus der Stille, wo Männer für ca. 1 - 3 Wochen dort mitleben können. Es ist für alle Gäste (auch Nichtkatholiken geöffnet)

Adresse: Kapuzinerkloster - Haus der Stille - Ch-6460 Altdorf - Tel. 004141-8740730
Gruß Ermi :)
Gott ist mittendrin!

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Was mich mal interessieren würde - die Erlaubnis, als Eremit zu leben, wird ja vom Kloster nicht so ohne weiteres jemandem erteilt. Kennt ihr im deutschsprachigen Raum überhaupt einen Fall, wo dies jemandem erlaubt wurde?
Ich habe vor Jahren mal im TV irgendwas von einer Nonne gehört, die so eine Sondererlaubnis bekam, aber völlig vergessen, wo und wer das war.

Geronimo

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Linus
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Beitrag von Linus »

Ich kann Das Zisterziensterstift Heiligenkreuz in Niederösterreich sehr empfehlen: vor allem die etwas Traditional eingestellt sind: Das Brevier (ausgabe Heiligenkreuz, 2 Wochenpsalter) wird vollständig auf latein gebetet.(im gregorianischen Choral) Ebenso die Konventsmessen im Novus Ordo. 2 mal die woche auf deutsch.
Wer die Messe im Überlieferten Ritus feiern will muss früh aufstehen MW feiert diese ein Pater in der Bernardikapelle (im Klausurtrakt, mann muss fragen ob man dazudarf) um 3 Uhr früh.
Der Tagesablauf WIMRE war so:
5.15 Vigilien bis 5.50
5.50 Persönliches Gebet bis 6.00
6.00 Laudes
6.25 Konventamt
7.00 Frühstück
danach Arbeit bis
12.00 Terz und Sext
Anschließend Mittagessen
13.00 Non und Nekrologium
bis 14.00 Rekreation
14.00 bis 18.00 Arbeit
18.00 Vesper
danach Abendessen
19.45 Komplet und nächtliches Schweigen

wem das zu weit sein sollte: Bochum-Stiepel ist ein neuableger (noch Prioriat) von Heiligenkreuz
und wenn wer zufällig in Südindien ist, kann dann auch dort hin. da gibts auch einen Ableger. :mrgreen: :mrgreen:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Ermi
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Eremiten/innen

Beitrag von Ermi »

Die Frage nach dem Eremitentum dürfte Interessant sein!

Die Schweizer unterscheiden zwischen den Waldbrüdern und den Stadtbrüdern. Es sind Einsiedler, die in der Einsamkeit oder in Ortsnähe als Eremit leben.
Inzwischen sind Frauen, die das Eremitentum leben in Mehrzahl, aber ursprünglich war das Eremitenleben reine Männersache.
Dann muß man noch Unterscheiden, ob es kirchlicher/e Eremiten/innen sind oder ob Männer und Frauen aus irgendwelchen Gründen in der Einsamkeit leben wollen.

Ich beschränke mich bei weiteren verschiedenen Fragen auf die kirchlichen Eremiten/innen.

In Deutschland gibt es zur Zeit ca. 48 kirchliche Eremiten/innen. Einige leben in Klausen, außerhalb von Städten und Dörfern, andere wiederum leben in Ortsnähe oder gar in Städten. Man sagt ja allgemein, dass die Wohnsilos, Wüsten innerhalb der Stadt sind, weil einer den anderen nicht kennt und die Eremiten/inne, die in der Stadt wohnen, wollen die Vereinsamung vieler Menschen mittragen.

Frankreich ist von Eremiten/inne gesegnet, vor allem, die in den Städten oder Dörfern wohnen.

In der Schweiz gibt es mehr Eremiten/innen, die in der Einsamkeit der Berge wohnen, wobei die strengen winterlichen Verhältnisse beachtet werden müssen.

Österreich hat Eremiten/innen in verschiedenen wohnlichen Umgebungen.

Die meisten Eremiten/innen haben heute ein Telefon.

Geronimo, Deine Frage beantworte ich demnächst!!

Gruß Ermi :roll: :)
Gott ist mittendrin!

Edith
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Beitrag von Edith »

Danke Ermi!

Kannst Du uns vielleicht auch noch beantworten, was ein Eremit macht, wenn er/sie krank wird?
Kümmert sich dann jemand um einen?
Oder gehts einem wie einer ledigen, kinderlosen, geschwisterlosen... (wie mir)...?

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Geronimo hat geschrieben:Was mich mal interessieren würde - die Erlaubnis, als Eremit zu leben, wird ja vom Kloster nicht so ohne weiteres jemandem erteilt. Kennt ihr im deutschsprachigen Raum überhaupt einen Fall, wo dies jemandem erlaubt wurde?
Ich habe vor Jahren mal im TV irgendwas von einer Nonne gehört, die so eine Sondererlaubnis bekam, aber völlig vergessen, wo und wer das war.

Geronimo


Lieber Geronimo, auf Deine Frage kann ich als Beispiel die Schweiz hernehmen. Ich kenne dort zwei Kapuzinerpatres. Ein Pater ist nun leider mit 86 Jahren wieder in sein Heimatkloster zurückgekehrt, er lebte 25 Jahren als Eremit in den Schweizer Bergen, der zweite Pater lebt jetzt als Eremit in der deutschsprachigen Schweiz.

Grundsätzlich möchte ich hier bei dieser Gelegenheit erwähnen, dass ich nur eine allgemeine Auskunft geben kann und somit keine Namen und genaue Ortsangaben geben kann.

Zur zweiten Frage: Allgemein geben Orden erst nach genauer Prüfung die Erlaubnis, ob einer/e als Eremit/in leben darf. Ansonsten kann auch jemand mit Dispens den Orden verlassen, und gegebenenfalls vom Ortsbischof übernommen werden, bzw. der/die Person kann sich einer Eremitengemeinschaft anschließen. Wie schon weiter oben gesagt, mir geht es hier nur um kirchliche Eremiten/innen.

Gruß Ermi
Gott ist mittendrin!

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Man muß aber wohl zwischen Eremiten, die (in irgendeiner Form) einem Kloster angehören und Eremiten nach c. 603 (die dem Bischof unterstehen) unterscheiden.
CJC hat geschrieben:Can. 603 — § 1. Außer den Instituten des geweihten Lebens anerkennt die Kirche auch das eremitische oder anachoretische Leben, in dem Gläubige durch strengere Trennung von der Welt, in der Stille der Einsamkeit, durch ständiges Beten und Büßen ihr Leben dem Lob Gottes und dem Heil der Welt weihen.

§ 2. Als im geweihten Leben Gott hingegeben wird der Eremit vom Recht anerkannt, wenn er, bekräftigt durch ein Gelübde oder durch eine andere heilige Bindung, sich auf die drei evangelischen Räte öffentlich in die Hand des Diözesanbischofs verpflichtet hat und unter seiner Leitung die ihm eigentümliche Lebensweise wahrt.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Edith hat geschrieben:Danke Ermi!

Kannst Du uns vielleicht auch noch beantworten, was ein Eremit macht, wenn er/sie krank wird?
Kümmert sich dann jemand um einen?
Oder gehts einem wie einer ledigen, kinderlosen, geschwisterlosen... (wie mir)...?
Liebe Edith!

Deine Frage ist sicher ein wichtiges Anliegen. Grundsätzlich muß jeder, der das eremitische Leben auf sich nimmt, für sich selber sorgen, also auch im Krankheitsfall Vorsorge leisten.
Ich habe schon erwähnt, die meisten Eremiten/innen haben ein Telefon. Bei Eremiten/innen, die in der Einsamkeit, außerhalb von Wohngebieten wohnen, selbst wenn sie kein Telefon haben, kümmern sich erstaunlicher Weise oft die Jäger, Förster, Landwirte, ob es diesen gesundheitlich gut geht. Gegebenfalls melden sie es gleich dem Ortspfarrer oder der diözesanen Leitung. Der verstorbene Weihbischof Hans-Leo Drewes/Paderborn erzählte einmal, wie er angesprochen wurde, weil zwei Eremitinnen ein Zeitlang nicht mehr gesehen wurden, er gleich dort hinfuhr und alles andere in die Wege leitete.

Gruß Ermi
Gott ist mittendrin!

Ralf

Beitrag von Ralf »

Mit einem Schweizer Kapuziner, der als Einsiedler lebt, kann man hier ein Interview lesen. Und so sieht er aus:

Bild

Jojo
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Beitrag von Jojo »

Ermi hat geschrieben:Ich habe schon erwähnt, die meisten Eremiten/innen haben ein Telefon. Bei Eremiten/innen, die in der Einsamkeit, außerhalb von Wohngebieten wohnen, selbst wenn sie kein Telefon haben, kümmern sich erstaunlicher Weise oft die Jäger, Förster, Landwirte, ob es diesen gesundheitlich gut geht. Gegebenfalls melden sie es gleich dem Ortspfarrer oder der diözesanen Leitung. Der verstorbene Weihbischof Hans-Leo Drewes/Paderborn erzählte einmal, wie er angesprochen wurde, weil zwei Eremitinnen ein Zeitlang nicht mehr gesehen wurden, er gleich dort hinfuhr und alles andere in die Wege leitete.
Gruß Ermi
Hallo Erni,
dann hat sich also seit den Tagen des Hl. Antonius nichts geändert! :-) Die Wüstenväter waren schließlich auch nicht unbeachtet in der Wüste.
Es ist schon faszinierend, wie sich diese Idee bis heute durchgetragen hat, und alleinschon aus deinem Bericht wird klar, dass diese Idee ziemlich wenig zu tun hat mit den vereinsamten und abgeschobenen moderenen "Eremiten" im Großstadtdschungel.

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Ermi
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Eremit!

Beitrag von Ermi »

In Gottes Barmherzigkeit <schwimmen> (P. Nikodem) ...... für die anderen, für die Welt. ;)

Gruß Ermi
Gott ist mittendrin!

Edith
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Beitrag von Edith »

Was ist eigentlich ein "Juniorat" und was macht man da so?

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Ermi
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Orden

Beitrag von Ermi »

Was ist ein Juniorat?
Es sind junge männliche Ordensmittglieder in Ausbildung, die bei Ordensfragen um Rat gefragt werden, aber keine aktive und passive Wahlstimmen haben. :roll:
Gruß Ermi
Gott ist mittendrin!

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