Oblaten/Oblation

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
Stefan

Oblaten/Oblation

Beitrag von Stefan »

Kann jemand aus der Praxis über seine Oblation schreiben?

Hier gibt es ein paar Hintegründe:
http://www.benediktiner.de/oblaten.htm

In welchen Orden kann jemand Oblate werden, wie ist der Weg dahin?Wie sieht der Alltag aus?

Lea
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Beitrag von Lea »

Wichtig dabei ist aber,dass die räumliche Entfernung nicht zu weit vom Wohnort sein sollte.

Der regelmässige Kontakt zum Kloster ist einfach Vorraussetzung.
Regelmässige Exerzitien und geistliche Gespräche sind aber von Kloster zu Kloster unterschiedlich geregelt.

Das Kloster das ich gerade vor Augen habe,läd seine Oblaten alle vier Wochen zu einem Wochenende ins Kloster.
Die angehende Oblaten werden ein Jahr darauf vorbereitet.
Dann werden in einer Feier (meist während der Vesper) sie eingesetzt.
Sie legen ihr Versprechen vor dem ganzen Konvent ab.

Am besten wird es sein Stefan,wenn du selbst Interesse hast,direkt in einem Kloster anzufragen.Es ist doch von Kloster zu Kloster unterschiedlich geregelt.

Übrigens ist es bei den Oblaten so,dass weibliche Oblaten sich auch einem Männerkloster anschliessen können,und umgekehrt.
Hier ist also keine Geschlechtertrennung.

Wenn es dich weiter interessiert,kann ich dir ein sehr gutes Kloster in der Nähe deines Wohnortes empfehlen. :wink:


lieben Gruss
Lea

Stefan

Beitrag von Stefan »

Hmm, die Benediktiner schreiben ja etwas dazu - und im Benediktinerforum lese ich auch bisweilen. Aber dennoch: Weiß jemand, wie es in anderen Orden ist? Handelt es sich ausschließlich um eine benediktinische Einrichtung oder gibt es bei anderen Orden vergleichbares? Z.B.bei den Dominikanern.

Gerd
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Beitrag von Gerd »

das kommt drauf an, was du für vergleichbar hälst. Laiengemeinschaften, Säkularorden (nicht zu verwechseln mit Säkularinstituten) oder Freundeskreise gibt es viele. Ordo fransiscanus saecularis, teresianische Karmelgemeinschaft, salvatorianische Familie und wie sie alle heißen. Die Ausprägung und die Art der Bindung ist je nach Gemeinschaft ganz verschieden.

Schau mal hier:
http://www.orden-online.de/linkverzeich ... brik_id=19

Stefan

Beitrag von Stefan »

Lea hat geschrieben:
Am besten wird es sein Stefan,wenn du selbst Interesse hast,direkt in einem Kloster anzufragen.Es ist doch von Kloster zu Kloster unterschiedlich geregelt.

Übrigens ist es bei den Oblaten so,dass weibliche Oblaten sich auch einem Männerkloster anschliessen können,und umgekehrt.
Hier ist also keine Geschlechtertrennung.

Wenn es dich weiter interessiert,kann ich dir ein sehr gutes Kloster in der Nähe deines Wohnortes empfehlen. :wink:
Na, so konkret ist das nicht bei mir, dafür ist mir das Thema Oblation noch zu fremd - sonst würde ich ja nicht fragen ;)
Mich interessieren einfach einmal Erfahrungsberichte von Leuten, die bereits ihren Alltag als Oblate leben. Vielleicht ist wird der eine oder andere ja auch neugierig. Bevor ich allerdings Kontakt zu der einen oder anderen Gemeinschaft aufnehme um mehr zu erfahren, würde ich mir gerne einen Überlick verschaffen. Möglicherweise gibt es auch einen Buchtipp?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Gerd, meinst du mit Säkularorden die Tertiaren? (Kenne ich zumindest bei Zisterziensern, Franziskanern und Dominikanern.)

Stefan, eine bekannte ehemalige rheinländisch-pfälzische Landesministerin, Berliner Ex-Senatorin, Ex-Abgeordnetenhauspräsidentin und Ex-Diözesanratsvorsitzende ist Zisterzienser-Tertiarin. Frag doch mal nach …
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Gerd
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Beitrag von Gerd »

Ja. Aber Vorsicht, nicht alle Tertiaren sind auch Säkularorden. Das ist ein schwieriges Feld, weil die Begriffe nicht immer sauber voneinander getrennt sind.
Die ganzen franziskanischen Frauenorden, von denen bekanntlich nur der heilige Geist weiß wieviele es eigentlich gibt, sind ja auch alles Drittorden, aber klösterlich. Nicht säkular.

http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.t/t224215.htm

Tertiaren gibt es bei Franziskanern und Dominikanern. Von zisterziensischen Tertiaren habe ich noch nie gehört. Wenn das aber wichtig ist, kann ich beim Generalprokurator nachfragen. kann aber auch jeder selbst. ;)

Ralf

Beitrag von Ralf »

Wenn die Menschen ihre Ordenskürzel immer anhängen würden, hatte man weniger Probleme:

Franziskanerinnen-Schwestern sind per se OSF (Orden des Hl. Franziskus), also eine Kongregation, die die franzisk. Drittordensregel angenommen hat (das aber mit den ev. Räten).
Die Drittordensmitglieder ohne Gelübde sind OFS (Ordo franciscanus saecularis), man bemerke den Buchstabentausch.
Es gibt auch noch männliche Drittordensmitglieder mit Gelübden, die heißen dann aber TOR (Dritter regulierter Orden).

Oblaten scheinen in praxi die Drittordensanhänger alter monastischer Orden zu sein.

Lea
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Beitrag von Lea »

Lea hat geschrieben:Wichtig dabei ist aber,dass die räumliche Entfernung nicht zu weit vom Wohnort sein sollte.

Der regelmässige Kontakt zum Kloster ist einfach Vorraussetzung.

lieben Gruss
Lea

Deswegen habe ich ja gesagt,es ist von Kloster zu Kloster verschieden geregelt.

Mein Kloster legt sehr viel Wert auf Kontakt. Und zwar regelmässigen.
"Mein Kloster" hat 8 Oblaten.

Und mir ist das sehr recht so,dieser regelmässiger Kontakt. Ich mache dort regelmässig Exerzitien mit,und bin dort sehr eingebunden .
Und die Regel Benedikts lerne ich dort immer wieder am besten,dort wo sie täglich Anwendung findet.


lieben Gruss
Lea

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben:
stabilitate sua et
conversatione morum suorum et
oboedientia,
(RB 58, 17)

Das ist eine meiner absoluten Lieblingsstellen in der RB!
Sie bringt unser ganzes Leben in seiner Beziehung zu Gott auf den Punkt.

Ich sehe das aber auch noch in eine ganz andere Richtung: Das sind auch die tragenden Säulen jeder menschlichen Beziehung, vor allem auch der Ehe:

stabilitas - Treue, Beständigkeit
oboedientia - im Hören auf den anderen auch bereit sein zur
conversio morum - zum Wandel

Aber noch in eine andere Richtung gedacht:
Ich habe mich schon immer gefragt, warum man als Benediktineroblate dieses Versprechen NICHT ablegt. Bislang konnte mir noch keiner eine vernünftige Antwort geben. Von den Profis bekam nur was von "die Leute nicht erschrecken, überfordern ..." zu hören.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Marlene hat geschrieben:
Edith hat geschrieben:

Aber noch in eine andere Richtung gedacht:
Ich habe mich schon immer gefragt, warum man als Benediktineroblate dieses Versprechen NICHT ablegt. Bislang konnte mir noch keiner eine vernünftige Antwort geben. Von den Profis bekam nur was von "die Leute nicht erschrecken, überfordern ..." zu hören.


Eigentlich steckt das beim Oblatenversprechen in dem Satz drin: Wollen Sie als Oblate sich bemühen, Ihr Taufversprechen zu erfüllen, sich selbst zu verleugnen und Christus nachzufolgen?" Also, Selbstverleugnung - Gehorsam. Man legt das Versprechen ja auch unter Bezug auf die Regel ab, da müsste man zumindest bergriffen haben, was drinnen steht.

Man muss berücksichtigen, dass man als Abt die Oblaten ja nicht tagtäglich im Blickfeld hat und somit auch nicht im positiven Sinne kontrolliert - es gibt auch keine enge Gemeinschaft, die regulierend wirken könnte. Man ist draußen in der Welt allein. Deshalb die Bedenken mit der Überforderung und die Wortwahl "Bemühen." Im weiteren Text heißt es: "Ich bringe mich dar" und irgendwo weiter oben: Sie wissen, welche Verpflichtungen Sie durch die Oblation übernehmen?"

Sicher muss/soll der einzelne Oblate die drei Säulen des benediktinischen irgendwie in seiner indivuell Lebenssituation ausgestalten - wie auch die Evangelischen Räte, die keinesfalls für ihn gänzlich unwichtig sind.

Also, wenn ich die Regel kenne, weiß ich auch, was von mir verlangt wird.
Gruß
Geronimo

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Geronimo hat geschrieben:Man muss berücksichtigen, dass man als Abt die Oblaten ja nicht tagtäglich im Blickfeld hat und somit auch nicht im positiven Sinne kontrolliert - es gibt auch keine enge Gemeinschaft, die regulierend wirken könnte. Man ist draußen in der Welt allein.
Hallo Geronimo,
hm .. kann ich jetzt spontan nicht so ganz nachvollziehen. Meines Erachtens geht es nicht so sehr um Kontrolle .... zumindest mir nicht.

Ich finde nur diese drei Grundgelübde sehr viel anschaulicher und besser handhabbar, gerade draußen in der freien Wildbahn, als den Wortlaut des Oblatenversprechens:

"Ich NN bringe mich als Oblate der Abtei NN Gott dar und verspreche im Vertrauen auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria, aller Engel und Heiligen, im Geist des heiligen Benedikt nach der Weisung des Evangeliums zu leben, mich selbst zu verleugnen und Christus nachzufolgen."

Nach der Weisung des Evangeliums zu leben ????
mich selbst zu verleugnen ????
Christus nachfolgen ????

Andererseits ist es eine Wahnsinns-Spannung (ich meine das positiv), diese drei Anforderungen immer wieder in das eigene Leben hineinzubuchstabieren. Buchstäblich eine Lebensaufgabe ...

Marlene

Edith
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Beitrag von Edith »

Marlene hat geschrieben: Von den Profis bekam nur was von "die Leute nicht erschrecken, überfordern ..." zu hören.
Hör mir auf.
Ich habe den Gedanken ans Oblatentum verworfen, weil mir so Fragen gestellt wurden, wie "Beten Sie mal ab und zu ein Vater Unser?"

Ich habe den Eindruck, daß die Mönche/Nonnen auch oftmals nicht recht wissen, wie sie "Oblate" definieren sollen. Eine gewisse Hilflosigkeit höre ich da gelegentlich raus.

Ich verstehe mich weder als "Fast-Mönch", der so weit es geht monastische Elemente in sein Leben packt, noch als fromme Jungfer, die halt a bisserl Gesellschaft sucht und ihren Rosenkranz dann eben im Oblatenkreis betet.

Vielleicht ist die Bewegung in Deutschland noch zu jung, um schon ausgereift und ausformuliert zu sein. Ein eigenständiges Bild von Oblatentum gibt es in englischsprachigen Ländern bereits. Die Literatur zur OSB-Spriritualität im Alltag von Familenvätern/Müttern, berufstätigen, Singles... ist da schon viel weiter als bei uns.

Dort wird immer versucht, die Impulse aus der Regel und Tradition der Klöster ins eigene Leben rein zu interpretieren, -
nicht, wie mein Eindruck hierzulande oftmals ist, daß wir versuchen, unser Leben in Regel und Tradition raus zu interpretieren.
Zuletzt geändert von Edith am Mittwoch 17. Dezember 2003, 08:21, insgesamt 1-mal geändert.

Edith
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Beitrag von Edith »

Geronimo hat geschrieben:
Man muss berücksichtigen, dass man als Abt die Oblaten ja nicht tagtäglich im Blickfeld hat und somit auch nicht im positiven Sinne kontrolliert - es gibt auch keine enge Gemeinschaft, die regulierend wirken könnte. Man ist draußen in der Welt allein.
Ja, man ist in der Welt allein.
Schon mal daran gedacht, daß das genau die Berufung eines Oblaten ist?
Wäre ein Oblate zur monastischen Gemeinschaft berufen, müsste er Mönch werden, nicht Oblate!

Zweitens: nicht der Abt kontrolliert Dich, oder eine Gemeinschaft, siehe oben - andere Berufung! - sondern Dein Gewissen.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

@Marlene - nun ja, Kontrolle hört sich immer arg negativ an, aber man hat als Oblate meistens eben keinen neben sich, der genauso lebt wie man selbst und vielleicht auch mal korrigierend oder fragend eingreift. Da ist man allein auf sich gestellt. Kein nervender Mitbruder weit und breit und auch keine Zusammenstöße mit der Gemeinschaft.

Für mich persönlich steckts schon drin ...

Gruß Geronimo

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Edith hat geschrieben:
Marlene hat geschrieben: Von den Profis bekam nur was von "die Leute nicht erschrecken, überfordern ..." zu hören.
Hör mir auf.
Ich habe den Gedanken ans Oblatentum verworfen, weil mir so Fragen gestellt wurden, wie "Beten Sie mal ab und zu ein Vater Unser?"
Ich fühlte mich hoffnungslos unterfordert. :motz:

************
Schade, dass es so lasche Oblatenrektoren gibt :(((
Da wäre ich auch auf und davon. Es gibt aber andere, zum Glück, die schon was einiges verlangen und erwarten. Ist von Kloster zu Kloster verschieden.

Gruß Geronimo

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Edith hat geschrieben:
Geronimo hat geschrieben:
Man muss berücksichtigen, dass man als Abt die Oblaten ja nicht tagtäglich im Blickfeld hat und somit auch nicht im positiven Sinne kontrolliert - es gibt auch keine enge Gemeinschaft, die regulierend wirken könnte. Man ist draußen in der Welt allein.
Ja, man ist in der Welt allein.
Schon mal daran gedacht, daß das genau die Berufung eines Oblaten ist?
Wäre ein Oblate zur monastischen Gemeinschaft berufen, müsste er Mönch werden, nicht Oblate!

Zweitens: nicht der Abt kontrolliert Dich, oder eine Gemeinschaft, siehe oben - andere Berufung! - sondern Dein Gewissen.
****
Wahr gesprochen - meinte ich auch nicht negativ, das mit dem Allein stehen. Ist ja gerade das Spannende an der Sache.
Bloß schrauben manche Äbte die Anforderungen an die Oblaten auf dermaßen Sparflamme, dass das ganze keinen Sinn mehr macht. Schließlich kommt man ja als Weltler dahin, um was zu verwirklichen. Wenn man so runtergeschraubt - ja, dann kann's man auch lassen.

Man darf aber auch nicht vergessen, dass das Oblatentum sehr lange Jahrzehnte fast völlig ein eingeschlafen war und erst in letzter Zeit wieder eine Hochkonkunktur erlebt.
Es gibt Klöster, die von ihren Oblaten sehr viel halten und verlangen.
Gruß
Geronimo

Edith
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Beitrag von Edith »

Geronimo hat geschrieben: Es gibt Klöster, die von ihren Oblaten sehr viel halten und verlangen.
Gruß
Geronimo
Ich will meine Berufung zur Nachfolge leben. So wie es aussieht allein lebend, und mich orientierend an der Regel Benedikts.
Soweit sie für einen Nicht-Mönch lebbar ist. Orientieren, nicht "umsetzen".
Zuletzt geändert von Edith am Mittwoch 17. Dezember 2003, 08:09, insgesamt 1-mal geändert.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Edith hat geschrieben:
Geronimo hat geschrieben: Es gibt Klöster, die von ihren Oblaten sehr viel halten und verlangen.
Gruß
Geronimo
Ja mag sein. Nur mit dem Wort verlangen habe ich auch ein Problem.
Was ich will?
Ich will meine Berufung zur Nachfolge leben. So wie ich es spüre allein lebend, und mich orientierend an der Regel Benedikts.
Soweit sie für einen Nicht-Mönch lebbar ist. Orientieren, nicht "umsetzen".

Der einzige, der da was von mir verlangen darf, ist Christus.
Auf der spirituellen Ebene ja - seh ich auch aus. Es gibt aber auch eine praktische Seite. Mir wurde schon gesagt, dass man es gern sieht, wenn der Oblate auch mal ab und ab auftaucht und zwar nicht nur zum Kaffee-und Kuchennachmittag. Will mal sagen, wenn jemand Oblate ist und irgendwann im Leben dann seinen Wohnsitz nach ganz woanders hin und weit weg von seinem Kloster verlagert , ist das schon okay (obwohl man den Oblatenbrief auch auf ein anderes Kloster übertragen kann)aber bei Neukanditaten, die von vornherein durch ganz Deutschland reisen müssen, um zum Kloster zu gelangen - das findet man nicht so toll. Und sicher erhofft man sich tätige Mitarbeit, das Einlassen auf die Probleme, die das Kloster hat, Teilnahme halt an der Alltäglichkeit dort. Meines Erachtens können und sollen sogar von Seiten des Klosters klare Äußerungen zu dem, was man sich erhofft und vom anderen erwartet gestellt werden - sonst bleibt alles im Verschwammten und Beliebigen. Da der Abt bzw. der Oblatenrektor ja auch oft der Beichtvater und Seelenführer ist, wird er schon wissen, wo er einem fordern darf, kann und sogar muss und wo nicht. Und da man ja in die benediktinische Gemeinschaft aufgenommen werden will/wird und nicht nur als Privatmensch sich mit der Regel auseinandersetzt, ist das schon richtig, dass da auch klar gesagt wird, wo's lang geht.

Wir waren aber eigentlich bei diesen drei Säulen des Benediktinischen und der Frage, ob diese nachdrücklicher im Oblatenversprechen erwähnt werden sollten. Ja, ein bißchen genauer definiert fände ich besser.
Gruß
Geronimo

Edith
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Beitrag von Edith »

Edith hat geschrieben:

Stabilität, Beständigkeit - Bleiben.
Ständige Bekehrung, Neuausrichtung nach Ihm
Gehorsam - Hören.

Stabilität ohne ständige Neuausrichtung belibt steif.
Ständige Neuausrichtung ohne Stabilität wird zur Fahne im Wind.
Gehorsam ohne Mischung aus Stabilität uns Neuwerdung bleibt taub.

Die drei Gelübde sind die Quintessenz des geistlichen Weges.
Lernen, mit den inneren Gegensätzen in uns umzugehen, die Mitte zu finden.


@ Geronimo:
so verstanden, bin ich schon der Meinung, daß die drei Säulen sich in der Oblation widerspiegeln sollen.

Mir scheint nur problematisch, daß sich dann viele Oblaten sich dann möglicherweise für "Pseudo-Mönche" halten könnten.
Dabei sind die drei Säulen ganz grundlegend für ein christliches Leben, ganz unabhängig davon, ob man einer Gemeinschaft angehört, oder nicht.
Da müßte man die Oblaten sehr klug drauf hinführen, um kein falsches Verständnis aufkommen zu lassen. Und zwar weder auf Seiten des Konvents noch auf Seiten der Oblaten.

Die Formulierung müsste sich klar von der Profeßformel abheben, um jedes Misverständnis zu vermeiden.
Nach meiner Erfahrung klaffen die Interpretationen darüber, was ein Oblate ist, von Kloster zu Kloster teilweise enorm auseinander.
Ich nehme an, die jetzige Oblationsform ist der kleinste gemeinsame Nenner. Frei nach Benedikt würde ich sagen, wenn einer noch "mehr" noch tiefer umsetzen will, möge er das tun, ohne die anderen zu erschrecken mit Forderungen, die sie nicht erfüllen können oder wollen.


Meine persönliche Interpretation in meinem Lebensalltag sieht so aus, daß ich versuche, mich "stabil" in meinem Gott zu verankern, da eine rein äußerliche Stabilität durch meinen Arbeitsalltag so gut wie unmöglich ist.
Also muß eine tiefere Ebene der Stabilität gefunden werden.
In Gott verankert, und in den Werten, die mir die Kirche vermittelt.
Wie ein Segel, das sich zwar nach dem Wind ausrichten muß - das erfordern die Zwänge der Lebenswirklichkeit - aber fest verankert bleibt am Mast, da es sonst davonfliegen würde.

"Conversatio morum" ständige Neuausrichtung, sich im rasanten Wandel des Alltags immer wieder neu ausrichten nach Ihm, sich immer wieder Ihm zuwenden. Den Lebensumständen immer wieder Brücken abringen, zu Gott hin.

Gehorsam: versuchen zu hören auf das, was Gott im Alltag meines Lebens von mir will. Durchaus auch im Gespräch und Austausch mit anderen, vor allem aber in der Stille verharren (soweit es möglich ist) und in sich reinhören.
Hören aber auch auf die Lebensumstände. Was diese von mir fordern. Wahrhaft ein Feld der Selbstverleugnung - des klassischen Gehorsams.

Eine stabile, hörende Flexibilität?
Ja, christliche Lebenswirklichkeit einer Managerin in Deutschland im Jahre 2003 ist eben gegensätzlich. Und fordernd, und kreativ!
Ein Weg auf der Suche nach der Mitte.
Und mit Schmunzeln stelle ich fest, daß die Regel Benedikts da wie für mich geschrieben scheint! :)

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben: ... daß die drei Säulen sich in der Oblation widerspiegeln sollen.
Mir scheint nur problematisch, daß sich dann viele Oblaten sich dann möglicherweise für "Pseudo-Mönche" halten könnten.
Dabei sind die drei Säulen ganz grundlegend für ein christliches Leben, ganz unabhängig davon, ob man einer Gemeinschaft angehört, oder nicht.
Da müßte man die Oblaten sehr klug drauf hinführen, um kein falsches Verständnis aufkommen zu lassen. Und zwar weder auf Seiten des Konvents noch auf Seiten der Oblaten.
Oblaten als Pseudo-Mönche und Pseudo-Nonnen findest du in jeder Oblatengemeinschaft ... und kannst das auch nicht verhindern, ob mit oder ohne Gelübdeformel :roll:

Wir haben einen, der hat sich ein Habit schneidern lassen, mit dem er jetzt immer auf Wallfahrten geht. Auf meine - zugegeben unbenediktinische Frage - "spinnst du, was soll denn der Karneval" seine Antwort: "Die Leute erwarten das von einem ... du wirst es schon noch sehen". Jetzt warte ich bloß noch drauf, dass er den Leuten die Beichte abnimmt oder sonst einen Blödsinn treibt ... Oder dass mich jemand fragt, warum ich immer noch in Jeans herumrenne ;)

Aber um nochmal auf die "drei Säulen" zurückzukommen - Was du da schreibst: Tausend Prozent Zustimmung!!

Edith
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Beitrag von Edith »

Marlene hat geschrieben:
Wir haben einen, der hat sich ein Habit schneidern lassen, mit dem er jetzt immer auf Wallfahrten geht. Auf meine - zugegeben unbenediktinische Frage - "spinnst du, was soll denn der Karneval" ....
unbenediktinisch? Wieso?
Betrachte es als correctio fraterna :mrgreen:
So ein Wink mit dem Zaunpfahl tut zuweilen gut ;)

Übrigens: als Abt, würde ich den Knaben "beurlauben" bis er sich wieder einkriegt.... ist ja peinlich fürs ganze Kloster? :shock:

Edith
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Beitrag von Edith »

Zum Thema noch ein extrem guter Text, leider nur in englisch.
------------------------------------------------------------------------
The three vows is one commitment:
It is a promise to commit one’s entire being to the life God has given (stability), to change an grow in grace in this life (converastio), according to the freeing demands and limits this life brings (obedience).

Without change and growth, stability is a prison.
Without stability, cahnge is chaos.
Without mutual commitment, obedience is slavery.
And without obedience to a higher authority, change is capricious.

The benedictine vows provide a way of living life in a balanced tension in the midst of paradox:
Obedience to the process of change and growth within the context of unchanging commitment.
-------------------------------------------
Brian C. Taylor
“Spirituality for everyday living – an adaptation of the rule of St. Benedict”

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben:Brian C. Taylor
“Spirituality for everyday living – an adaptation of the rule of St. Benedict”
Danke ... hört sich irgendwie ähnlich wie Esther de Waal an.

Wer ist Brian Taylor? Mönch, Theologe, Oblate?

Edith
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Beitrag von Edith »

Marlene hat geschrieben:
Edith hat geschrieben:Brian C. Taylor
“Spirituality for everyday living – an adaptation of the rule of St. Benedict”
Danke ... hört sich irgendwie ähnlich wie Esther de Waal an.

Wer ist Brian Taylor? Mönch, Theologe, Oblate?
der mann ist anglikanischer Geistlicher in USA und Oblate.

Marlene
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"Gymnastik des Augenblicks"

Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben: "Conversatio morum" ständige Neuausrichtung, sich im rasanten Wandel des Alltags immer wieder neu ausrichten nach Ihm, sich immer wieder Ihm zuwenden. Den Lebensumständen immer wieder Brücken abringen, zu Gott hin.
Hallo Edith,
was hältst du denn von folgenderm Ansatz:

In einer Interpretation des benediktinischen Gelübdes der „conversatio morum“ las ich das Wort von der „Gymnastik des Augenblicks“. Der lateinische Ausdruck „conversatio morum“ lässt sich nur schwer übersetzen; gemeint ist die Bereitschaft zum Wachsen auf Gott hin. Sr. Caecilia Bonn, Nonne der Abtei Eibingen, deutet dieses Gelübde für die Menschen, die sich als sog. Oblaten in der Welt an der benediktinischen Geistigkeit orientieren wollen, folgendermaßen: „Wenn ein Oblate das Gelübde der beständigen Umkehr in sein Leben integrieren möchte, dann wird er ... nach und nach in der Flexibilität des Gehorsams die Bereitschaft zu ständigem Wandel und ständigem Neubeginn entwickeln – als Gegengewicht zu einer falsch verstandenen Stabilität, die zur Erstarrung und zum Beharren führen kann. Er bleibt beständig auf dem Weg und stellt sich so in der „Gymnastik des Augenblicks“ den Forderungen von Wachstum und Reifung. Das schließt Korrekturen, Einsicht in das eigene Fehlverhalten und eine Kultur der Buße mit ein“

Auch nicht schlecht, nicht wahr ...?

Manchmal betreibt man ja wirklich Spagat, Kopfstand, überschlägt sich .... in seinem geistlichen Leben :jump:

Jojo
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Beitrag von Jojo »

Geronimo hat geschrieben:
Edith hat geschrieben:
Marlene hat geschrieben: Von den Profis bekam nur was von "die Leute nicht erschrecken, überfordern ..." zu hören.
Hör mir auf.
Ich habe den Gedanken ans Oblatentum verworfen, weil mir so Fragen gestellt wurden, wie "Beten Sie mal ab und zu ein Vater Unser?"
Ich fühlte mich hoffnungslos unterfordert. :motz:

************
Schade, dass es so lasche Oblatenrektoren gibt :(((
Da wäre ich auch auf und davon. Es gibt aber andere, zum Glück, die schon was einiges verlangen und erwarten. Ist von Kloster zu Kloster verschieden.

Gruß Geronimo
Das würde mich jetzt allerdings sehr interessieren, was die denn so konkret alles erwarten und verlangen???

Jojo
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Beitrag von Jojo »

Edith hat geschrieben: Ich habe den Eindruck, daß die Mönche/Nonnen auch oftmals nicht recht wissen, wie sie "Oblate" definieren sollen. Eine gewisse Hilflosigkeit höre ich da gelegentlich raus.
Hilflos war ich da allerdings auch immer.

Edith
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Beitrag von Edith »

Wärs Euch recht, wenn wir das Thema "Was ist ein OSB-Oblate" abspalten?

Admins, macht Ihr das bitte?

Danke.

Cicero
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Re: "Gymnastik des Augenblicks"

Beitrag von Cicero »

Marlene hat geschrieben:... Er bleibt beständig auf dem Weg und stellt sich so in der „Gymnastik des Augenblicks“ den Forderungen von Wachstum und Reifung. Das schließt Korrekturen, Einsicht in das eigene Fehlverhalten und eine Kultur der Buße mit ein“
Das gefällt mir gut.
„Gymnastik des Augenblicks“ :)

Im alltäglichen Leben bin ich immer wieder mit Situationen
konfrontiert, die mich, will ich den geistlichen Weg gehen,
menschlich gesehen überfordern.
Da mache ich dann tatsächlich Spagat.
Ob ich trotz Spagat auf dem Weg geblieben bin, sehe ich oft erst hinterher.
Deswegen finde ich den Einschluß einer Kultur der Buße
wertvoll.

Danke für das Zitat.

Edith
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Beitrag von Edith »

Jojo hat geschrieben: Das würde mich jetzt allerdings sehr interessieren, was die denn so konkret alles erwarten und verlangen???
Fände ich auch spannend.

Könnten wir mal zusammentragen, was da alles so genannt wird?


Eine Art "Stoffsammlung" ?

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Jojo hat geschrieben: Das würde mich jetzt allerdings sehr interessieren, was die denn so konkret alles erwarten und verlangen???
Genau diese Frage habe ich unserm Abt gestellt, und die Antwort lautete: "Ich erwarte von Ihnen, dass Sie ganz echt und aufrichtig Gott suchen, und dass Ihnen die Benediktsregel dabei eine Art Wegweiser ist". Und unser Oblatenrektor nickte strahlend bei diesen Worten. Ende Gelände. Mehr nicht.

Allerdings war ich auch schon vorher engagiert, sprich, ich war mit wenigen Ausnahmen täglich in der Messe oder in der Vesper, habe an einem Klosterprojekt mitgearbeitet und immer mal wieder was für die Hauszeitschrift gemacht.

Von meinem Selbstverständnis ist es so, dass ich mich in gewisser Weise dieser Gemeinschaft angeschlossen habe. Und da ist es für mich selbstverständlich, dass ich zusehe, wo ich für die Gemeinschaft etwas Sinnvolles tun kann.

Neulich habe ich mal die Oblatenrektorin von einem anderen Kloster gefragt. Ihre Antwort: "Ich erwarte von allen das tägliche Gebet. Alles andere ist von Mensch zu Mensch ganz verschieden. Ich sehe zu, dass ich mit jedem meiner Oblaten einen guten Kontakt habe, die meisten begleite ich auch, und dann gucken wir, wie das im Einzelfall gestalten können"

Was ich sonst so mitkriege, ist, dass die Erwartungen an Oblaten ganz unterschiedlich sind. Ich weiß von einem Konvent, wo man z.B. sehr viel Wert auf einen bescheidenen Lebensstil legt, wo auch die evangelischen Räte sehr stark im Vordergrund stehen, und wo man gerade als weibliche Oblate nicht unbedingt in der Öffentlichkeit rauchen oder sich schminken sollte. Andere legen ihren Schwerpunkt ganz auf das Spirituelle. Ein weites Feld also.

Wer sich ernsthaft für das Oblatentum interessiert, könnte in einem ersten Schritt mal auf den Homepages gucken. Aus dem, was man dort über Oblaten schreibt, und vor allem auch, wie, kann man schon einiges ablesen. Wer generelles Interesse hat, dem empfehle ich den Oblatenlink auf der Seite von Kornelimünster: http://www.abtei-kornelimuenster.de/
Der dortige Abt ist Vorsitzender des Arbeitskreises der deutschsprachigen Benediktineroblaten und sehr engagiert, und seine Gedanken finde ich echt lesens- und bedenkenswert.

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