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Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 9. Dezember 2014, 12:53
von mensch
Vir Probatus hat geschrieben:http://www.spiegel.de/panorama/kirche-u ... 19186.html
Der Spiegel hat geschrieben:Der Orden, für den sie jahrzehntelang arbeitete, führte nur sehr geringe Rentenbeiträge für sie ab - eine gängige Praxis auch in anderen Orden. Nonne Wesolowski diente erst als Krankenschwester, später als Leiterin einer Station am Berliner St. Marien-Krankenhaus, aber sie bekam weder ein Gehalt noch zahlte ihr Orden für sie nennenswerte Beträge in die Rentenversicherung ein.
Ich wundere mich über Deine Beiträge. Wenn ich mich zum Beispiel entscheide, nur 20 Stunden die Woche arbeiten zu gehen, weil ich in Armut leben kann und keine großen materiellen Wünsche habe und mir die Zeit viel mehr Wert ist, dann zahle ich entsprechend wenig in die Rentenversicherung ein und bekomme eine niedrige Rente. Das ist die Konsequenz.

Trete ich in einen Orden ein und gelobe Armut, dann kann ich nicht erwarten, über eine üppige Rente zu verfügen. Zumal die Gemeinschaften spätestens ab der ewigen Profess davon ausgeht, die Menschen im Alter zu versorgen. Eine Einzahlung in eine Rentenversicherung kann also bestensfalls eine Notreserve für einen Fall sein, der nicht vorgesehen ist. Wenn ich in Armut in einer Gemeinschaft lebe, habe ich nach dem Austritt auch keinen persönlichen Besitz.

Was ich an Deinen Beiträgen merkwürdig finde, ist dass Dir jedes Verständnis für die Tragweite persönlicher Entscheidungen zu fehlen scheint. Und ein Gelübde ist erst einmal eine persönliche Entscheidung mit Konsequenzen bis zum Lebensende.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 9. Dezember 2014, 13:34
von taddeo
mensch hat geschrieben:Trete ich in einen Orden ein und gelobe Armut, dann kann ich nicht erwarten, über eine üppige Rente zu verfügen. Zumal die Gemeinschaften spätestens ab der ewigen Profess davon ausgeht, die Menschen im Alter zu versorgen. Eine Einzahlung in eine Rentenversicherung kann also bestensfalls eine Notreserve für einen Fall sein, der nicht vorgesehen ist. Wenn ich in Armut in einer Gemeinschaft lebe, habe ich nach dem Austritt auch keinen persönlichen Besitz.
Du hast anscheinend keine Ahnung von den Regelungen, die in Orden üblich sind.
Natürlich wird ein Ordensangehöriger normalerweise (soweit mir bekannt ist) von seiner Gemeinschaft regulär rentenversichert, denn von seiner Rente muß der Orden dann seinen Unterhalt im Alter mitfinanzieren, wenn er selber keinen nennenswerten Beitrag mehr zum Ordenseinkommen leisten kann. Wenn jemand aus dem Orden austritt, hat er Anspruch auf diese Rentenansprüche, denn die sind m. W. nach dem deutschen Recht an die Person gebunden, die sie erworben hat.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 9. Dezember 2014, 13:48
von iustus
taddeo hat geschrieben:
mensch hat geschrieben:Trete ich in einen Orden ein und gelobe Armut, dann kann ich nicht erwarten, über eine üppige Rente zu verfügen. Zumal die Gemeinschaften spätestens ab der ewigen Profess davon ausgeht, die Menschen im Alter zu versorgen. Eine Einzahlung in eine Rentenversicherung kann also bestensfalls eine Notreserve für einen Fall sein, der nicht vorgesehen ist. Wenn ich in Armut in einer Gemeinschaft lebe, habe ich nach dem Austritt auch keinen persönlichen Besitz.
Du hast anscheinend keine Ahnung von den Regelungen, die in Orden üblich sind.
Natürlich wird ein Ordensangehöriger normalerweise (soweit mir bekannt ist) von seiner Gemeinschaft regulär rentenversichert, denn von seiner Rente muß der Orden dann seinen Unterhalt im Alter mitfinanzieren, wenn er selber keinen nennenswerten Beitrag mehr zum Ordenseinkommen leisten kann. Wenn jemand aus dem Orden austritt, hat er Anspruch auf diese Rentenansprüche, denn die sind m. W. nach dem deutschen Recht an die Person gebunden, die sie erworben hat.
Das trifft in Deutschland in der Regel nicht zu. Ordensangehörige sind in ihrem Dienst für die Gemeinschaft in Deutschland rentenversicherungsfrei (also auch bei Tätigkeiten im Rahmen von Gestellungsverträgen zwischen dem Orden und anderen Institutionen), nur nicht bei persönlichen Arbeitsverträgen des Ordensmitglieds mit anderen Institutionen. Letztere sind in Deutschland aber die Ausnahme.

Daher werden die Ordensmitglieder für die Zeit des Dienstes für die Gemeinschaft beim Austritt nachversichert.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 9. Dezember 2014, 13:49
von Gallus
taddeo hat geschrieben:Natürlich wird ein Ordensangehöriger normalerweise (soweit mir bekannt ist) von seiner Gemeinschaft regulär rentenversichert, denn von seiner Rente muß der Orden dann seinen Unterhalt im Alter mitfinanzieren, wenn er selber keinen nennenswerten Beitrag mehr zum Ordenseinkommen leisten kann. Wenn jemand aus dem Orden austritt, hat er Anspruch auf diese Rentenansprüche, denn die sind m. W. nach dem deutschen Recht an die Person gebunden, die sie erworben hat.
Kann, muss aber nicht. Ordensangehörige sind erst einmal von der Rentenversicherungspflicht befreit (http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_6/__5.html), sofern mit der Ordensmitgliedschaft eine Anwartschaft auf eine ordensinterne Versorgung im Alter verbunden ist, was der Normalfall ist. Und das ist ja auch völlig in Ordnung, gegen das Pflegerisiko kann man sich schließlich separat mit einer privaten Pflegeversicherung absichern, und ansonsten benötigt ein in persönlicher Armut lebendes altes Ordensmitglied sicher keine staatliche Rente. Wenn irgendwo rentenversichert wird, dann freiwillig, und ich glaube auch nicht in der Regel. Deshalb ja auch die Nachversicherung nach einem eventuellen Austritt.

Nachtrag: Oh, Iustus war schneller.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 9. Dezember 2014, 13:52
von iustus
P.S.: Die Versorgung im Alter finanzieren die Orden in aller Regel durch die Bildung von Rücklagen (die u.a. gebildet werden von dem, was die jüngeren Mitglieder für die Gemeinschaft erwerben).

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 9. Dezember 2014, 14:02
von iustus
Darauf, dass genug Rücklagen gebildet werden, achtet das Solidarwerk der katholischen Orden. Hier ganz gut erklärt; http://www.orden.de/ueber-die-dok/aufga ... lidarwerk/

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 9. Dezember 2014, 14:07
von taddeo
Daß es für Ordensleute keine Renten- und ArbeitslosenversicherungsPFLICHT gibt, wußte ich. Danke für die Aufklärung, daß offenbar auch die freiwillige Versicherung nicht üblich ist.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 9. Dezember 2014, 16:23
von Siard
Ich kenne allerdings einige Klöster, die sicherheitshalber sehr wohl schon in die Rentenversicherung einzahlen – schon um evtl. Nachzahlungen größerer Summen zu vermeiden.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Montag 18. April 2016, 03:41
von Vir Probatus

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Montag 18. April 2016, 14:35
von Senensis
Die Urheber dieses Blogs sind aufgrund der Inhalte nicht schwer zu erraten. Wurden bereits besprochen.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Montag 18. April 2016, 18:41
von Vir Probatus
Senensis hat geschrieben:Die Urheber dieses Blogs sind aufgrund der Inhalte nicht schwer zu erraten. Wurden bereits besprochen.
Die Leute entwickeln Sendungsbewusstsein.

Es gibt da auch einen weiteren Erfahrungsbericht. Der liest sich ziemlich schlimm.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Montag 18. April 2016, 19:25
von Senensis
Das hatten sie vorher schon. Ich glaube, daß es auch Wichtigtuerei ist.

Bevor Du nicht irgendwas davon aus einer anderen Quelle verifizieren kannst, magst Du's glauben oder nicht. In diesem Blog betätigt sich Doris Wagner als Autorin, insofern kann man ihr Buch und den Blog nicht als getrennte Quellen werten.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 19. April 2016, 05:31
von Vir Probatus
Senensis hat geschrieben:Das hatten sie vorher schon. Ich glaube, daß es auch Wichtigtuerei ist.

Bevor Du nicht irgendwas davon aus einer anderen Quelle verifizieren kannst, magst Du's glauben oder nicht. In diesem Blog betätigt sich Doris Wagner als Autorin, insofern kann man ihr Buch und den Blog nicht als getrennte Quellen werten.

Ich glaube überhaupt nicht daß das Wichtigtuerei ist. Dieser Missbrauchsfall ist viel schlimmer als alle anderen mir bekannten Missbrauchsfälle aus Heimen, aus der Jugendarbeit etc.
Er zeigt nämlich daß auch unter den selbst ernannten Eliten niemand sicher ist. Ja, daß zumindest geistiger Missbrauch dort ganz offensichtlich Methode ist.

Ich empfinde auch, daß jemand, der in derart laxer Weise wie Du versucht, die Dinge zu vereinfachen, damit nicht unbedingt eine christliche Gesinnung zeigt. Das befremdet mich. Es geht um menschliche Schicksale.
Doris Wagner hat geschrieben:Im „Werk“ wurde nicht nur mein Körper vergewaltigt, sondern auch mein Gefühlsleben, mein Intellekt, mein Glaube, alles, was mich ausmachte und was ich war. Meine Verantwortlichen setzten sich bewusst und andauernd über meine Grenzen hinweg und drangen in mein Denken, mein Fühlen, meine Gottesbeziehung, in die intimsten Schichten meines Selbst ein.
Bei jeder Medizin gibt es die Dosis und die Überdosis.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 19. April 2016, 05:38
von Niels
Kennst Du eigentlich irgendwen aus diesen "Werk" persönlich?
Ich nicht.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 19. April 2016, 06:21
von Vir Probatus
Niels hat geschrieben:Kennst Du eigentlich irgendwen aus diesen "Werk" persönlich?
Ich nicht.
Ich auch nicht.
Warum die Frage ?

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 19. April 2016, 07:21
von Niels
Weil das vielleicht nicht unhilfreich wäre, um die Sache sinnvoll einzuschätzen. Daher meine Frage.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 17:39
von Vir Probatus
https://www.youtube.com/watch?v=ztoDyGVhyqY

"Sie sind ein Werkzeug des Teufels" hat der Beichtvater zu mir gesagt!

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 18:39
von Vir Probatus
Thomas Felder übernimmt die Leitung der Priestergemeinschaft

http://daswerk-info.blogspot.de/2016/11 ... g-der.html
Damit bleibt die Leitung in der Hand der Familie Felder, die durch Maria Katharina (Mikle) Strolz und ihre Nichten und Neffen seit Jahrzehnten die Führung des Werkes maßgeblich bestimmen. Dass diese "Familienführung" fortgesetzt und von der Religionskongregation genehmigt wird, stimmt wenig hoffnungsvoll für die zukünftige Entwicklung der Gemeinschaft.

Wie kann eine Kirche bei einem derartigen Clangebaren tatenlos zusehen?

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 19:05
von Sascha B.
Vir Probatus hat geschrieben:Thomas Felder übernimmt die Leitung der Priestergemeinschaft

http://daswerk-info.blogspot.de/2016/11 ... g-der.html
Damit bleibt die Leitung in der Hand der Familie Felder, die durch Maria Katharina (Mikle) Strolz und ihre Nichten und Neffen seit Jahrzehnten die Führung des Werkes maßgeblich bestimmen. Dass diese "Familienführung" fortgesetzt und von der Religionskongregation genehmigt wird, stimmt wenig hoffnungsvoll für die zukünftige Entwicklung der Gemeinschaft.

Wie kann eine Kirche bei einem derartigen Clangebaren tatenlos zusehen?
Vermutlich stimmen die monatlichen Überweisungen an Rom :pfeif:

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Mittwoch 16. November 2016, 06:54
von Raphael
Vir Probatus hat geschrieben:Wie kann eine Kirche bei einem derartigen Clangebaren tatenlos zusehen?
Warum sollten die Mitglieder der Familie Felder diskriminiert werden? :detektiv:

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Montag 4. September 2017, 16:33
von HeGe
kath.net hat geschrieben: 'Das Werk' muss Regeln überarbeiten

Die in zwölf Ländern tätige katholische Gemeinschaft „Das Werk“ muss ihre Regeln überarbeiten und ein Generalkapitel bilden. Das entschied nun die vatikanische Ordenskongregation. [...]

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 5. September 2017, 14:29
von Eremitin
ich kenne jemanden , der mal im werk war und dies nach einem Jahr verlassen hat.....da ist einiges abgegangen und schön, dass jetzt der Vatikan ein Auge drauf hat

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Dienstag 5. September 2017, 15:38
von Senensis
:achselzuck: Das kannst Du heute über fast jede Gemeinschaft schreiben. Vor allem in dieser sehr präzisen, faktenhaltigen Form.

Re: über "Das Werk"

Verfasst: Mittwoch 10. Oktober 2018, 23:06
von Realität
iustus hat geschrieben:
Sonntag 20. April 2014, 15:02
"In dieser Kleidung traut man sich nicht mehr auf die Straße. Es verändert das Selbstwertgefühl, wenn man wie eine Achtzigjährige angezogen ist. Man verliert ein Stück Identität", sagt Klara.
Das mag ihr so gegangen sein. Sie mag sich so gefühlt haben. Das war dann wohl wirklich nicht das Richtige für sie. Andere haben mit der Kleidung keine Probleme.
"Das meiste geschieht wortlos. Es gibt nicht viel, worüber man reden kann. Man kennt sich nicht, weiß nichts übereinander, über Träume und Wünsche der anderen. Freundschaften werden nicht geduldet. Wir haben zwar unsere Geburtstage gefeiert, aber ich wusste nicht einmal, wie alt die anderen eigentlich sind. Ich wusste auch nie, woher sie kommen oder was sie mal gemacht haben."
:hmm: Offenbar hat die Dame nie die anderen danach gefragt. Scheint mir sehr introvertiert. Aber dann so etwas der "Zeit" erzählen. :roll:
Sie hat ein Recht dazu, ihre Meinung zu sagen. Und die komische Kleidung wurde ihr aufgezwungen. Trotzdem wurde sie vergewaltigt!! Trotz der Kleidung. Der Typ, der das gemacht hat, ist krank.
Der soll es gefälligst zugeben und sich vernünftig [Punkt]
iustus hat geschrieben:
Sonntag 20. April 2014, 15:02
Nicht einmal Bibeltexte können unvoreingenommen gelesen werden, alles wird im Sinne der Gemeinschaft ausgelegt.
Na und? Mindestens ein Beispiel wäre hier mal schön gewesen.
Finanziert wird alles aus Spenden, Erbschaften und aus dem, was die Mitglieder verdienen. Wenn Schwestern oder Priester bei einer Diözese arbeiten, wenn sie lehren, pflegen oder geistlichen Beistand leisten, bekommen sie dafür ein Gehalt. Das landet zwar auf ihrem persönlichen Konto, doch sie spenden es nahezu vollständig der Gemeinschaft.
Ganz normal in einem Orden - wird ja weiter unten in dem Artikel auch mitgeteilt.
Doch entscheidend ist, wie diese Regeln gelebt werden. "Man nimmt eben nicht das Stück Brot vom Teller, das einem am besten schmeckt", beschreibt Klara die im Werk erwartete Haltung. Das funktioniert auch beim Geld. "Man traut sich nicht, das Geld auszugeben", sagt ein anderer Aussteiger. Manche Brüder und Schwestern machten weniger als 100 Euro Ausgaben für sich selbst geltend – für ein ganzes Jahr. Kontrolle durch schlechtes Gewissen.
Na und? :achselzuck:
Nie allein zu sein, nichts selbst entscheiden zu dürfen, engt sie ein. Die vielen ungeschriebenen Regeln empfindet sie als Willkür. Jede Kleinigkeit wird angewiesen, korrigiert. Nicht einmal Kartoffeln darf sie so schälen, wie sie es für richtig hält. Gehorsam ist Freiheit, lehrt Das Werk.

"Ich lebte in einem Zustand ständiger Bestrafbarkeit", sagt Klara. Vier Jahre nach ihrem Eintritt fühlt sie sich einsam, eingesperrt, depressiv, denkt an Selbstmord.

Es gibt ein Bild von Klara, aufgenommen in dieser Zeit. Sie steht dort zwischen vier anderen Schwestern. Eine junge Frau mit kurzen Haaren und Nickelbrille. Die anderen vier lachen, sie lächelt nur vorsichtig, schaut von unten in die Kamera. Die Schultern sind schief, die Hände hat sie zu Fäusten geballt, die Füße eng nebeneinander gestellt. Nichts spricht von Lebensfreude, nichts von Neugier oder gar Glück. Dort steht eine gebeugte Frau, ein junger Mensch ohne Selbstvertrauen.
Das Leben dort war offenbar wirklich nix für sie. Aber das spricht noch nicht gegen das Leben dort.
Dort begegnet sie zwei jungen Mitbrüdern, mit denen sie sich versteht. Sie reden miteinander, lachen sogar, obwohl das eigentlich unerwünscht ist.
Ich werde dort mal nachfragen.
Durch die Entmündigung entstehe eine psychische Abhängigkeit, sagt Klara. Wer gehen wolle, müsse damit fertig werden, seine einzigen verbliebenen Bezugspersonen für immer zu verlassen. "Es ist schließlich auch eine Berufung. Wer austritt, tut es in dem Bewusstsein, die Berufung und damit das eigene Lebensglück verspielt zu haben." Das sei, wie in die Verbannung zu ziehen. "Keiner geht in dem Bewusstsein, nun ein besseres Leben zu beginnen."
Das mag ja sein. Aber wieso soll diese "psychische Abhängigkeit durch die Entmündigung entstehen"? Das geht auch ganz ohne "Entmündigung".
Psychische Abhängigkeit genügt den Ermittlern nicht als Begründung bei einer erwachsenen Frau. Die Struktur des Ordens, die von ihm erzeugte Hilf- und Wehrlosigkeit, wurde offensichtlich nicht berücksichtigt.
Mir ist noch immer schleierhaft, wie die Struktur Hilf- und Wehrlosigkeit bei erwachsenen Frauen erzeugt. Jedenfalls bei normal entwickelten. Dass es Ausnahmen gibt, bei solchen, deren Persönlichkeit nicht normal entwickelt ist, mag sein.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Mittwoch 10. Oktober 2018, 23:41
von Realität
Ich habe das Buch von Doris Wagner gelesen und von einer ehemaligen Schwester gehört, dass es ihr da auch nicht gut ging. Ich kann dieser Gemeinschaft nichts Gutes mehr abgewinnen. Das hat mit der Liebe Gottes nichts mehr zu tun!! Auch das Verhalten ihrer Vorgesetzten oder Oberin, ist unmöglich. Die gehören eigentlich mitbestraft, wegen der Schweigerei und die Frau Wagner auch noch zum Schweigen gedrängt haben!
Mit diesen Gemeinschaften bin ich inzwischen sehr vorsichtig geworden. Auch ich selber habe sexuelle Belästigungen durch Priester erlebt und auch negative Erfahrungen ( psychische Gewalt )
in einem Kloster gemacht.
Unter anderem auch mit diesen neuen geistigen Gemeinschaften. Diese nicht endenden Missbrauchsfälle von denen man soviel hört, hat mein einst inniglicher, tiefer Glaube sehr gelitten. :motz:
Das es hier noch Menschen gibt, die Frau Wagner anzweifeln, ist mir unverständlich.
Für mich ist das eine bodenlose Unverschämtheit, wie sich diese Gemeinschaft verhält.
Da kann ich hier nur noch schreiben, DER HERR SIEHT AUCH DAS VERBORGENE und sie werden einmal Rechenschaft dafür ablegen müssen. :motz:

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Donnerstag 11. Oktober 2018, 04:28
von Vir Probatus
Realität hat geschrieben:
Mittwoch 10. Oktober 2018, 23:41
Ich habe das Buch von Doris Wagner gelesen und von einer ehemaligen Schwester gehört, dass es ihr da auch nicht gut ging. Ich kann dieser Gemeinschaft nichts Gutes mehr abgewinnen. Das hat mit der Liebe Gottes nichts mehr zu tun!! Auch das Verhalten ihrer Vorgesetzten oder Oberin, ist unmöglich. Die gehören eigentlich mitbestraft, wegen der Schweigerei und die Frau Wagner auch noch zum Schweigen gedrängt haben!
Mit diesen Gemeinschaften bin ich inzwischen sehr vorsichtig geworden. Auch ich selber habe sexuelle Belästigungen durch Priester erlebt und auch negative Erfahrungen ( psychische Gewalt )
in einem Kloster gemacht.
Unter anderem auch mit diesen neuen geistigen Gemeinschaften. Diese nicht endenden Missbrauchsfälle von denen man soviel hört, hat mein einst inniglicher, tiefer Glaube sehr gelitten. :motz:
Das es hier noch Menschen gibt, die Frau Wagner anzweifeln, ist mir unverständlich.
Für mich ist das eine bodenlose Unverschämtheit, wie sich diese Gemeinschaft verhält.
Da kann ich hier nur noch schreiben, DER HERR SIEHT AUCH DAS VERBORGENE und sie werden einmal Rechenschaft dafür ablegen müssen. :motz:
Ich denke, das wird noch viel schlimmer werden. Wenn jetzt in den Gemeinden verstärkt auf die Täter geachtet wird, werden diese sich in den Schutz von Orden und Klöstern zurück ziehen. Dort können sie mit einem noch grösseren Machtgefälle (Pater - > Bruder -> Schwester) ihren Gelüsten viel geschützter nachgehen.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Donnerstag 11. Oktober 2018, 21:08
von Maja
Realität hat geschrieben:
Mittwoch 10. Oktober 2018, 23:41
Ich habe das Buch von Doris Wagner gelesen und von einer ehemaligen Schwester gehört, dass es ihr da auch nicht gut ging. Ich kann dieser Gemeinschaft nichts Gutes mehr abgewinnen. Das hat mit der Liebe Gottes nichts mehr zu tun!! Auch das Verhalten ihrer Vorgesetzten oder Oberin, ist unmöglich. Die gehören eigentlich mitbestraft, wegen der Schweigerei und die Frau Wagner auch noch zum Schweigen gedrängt haben!
Mit diesen Gemeinschaften bin ich inzwischen sehr vorsichtig geworden. Auch ich selber habe sexuelle Belästigungen durch Priester erlebt und auch negative Erfahrungen ( psychische Gewalt )
in einem Kloster gemacht.
Ich bin sehr froh, dass Sr. Katharina Kluitmann sich in den vergangenen Jahren so intensiv dem Thema "Geistlicher Mißbrauch" gewidmet hat, z.B.: https://www.bistum-muenster.de/startsei ... _schuetzt/

Meiner Meinung nach sollte es nicht nur einen "Kandidaten-Check" geben (z.B.: https://recollectio.abtei-muensterschwa ... ode=detail), sondern im Prinzip müssten auch die Gemeinschaften geprüft werden.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Donnerstag 11. Oktober 2018, 21:25
von Siard
Maja hat geschrieben:
Donnerstag 11. Oktober 2018, 21:08
Meiner Meinung nach sollte es nicht nur einen "Kandidaten-Check" geben, sondern im Prinzip müssten auch die Gemeinschaften geprüft werden.
Konsequent wäre auch eine Überprüfung der Novizenmeister vor ihrer Ernennung, ebenso der anderen Leitungsämter. Es könnte manches verhindern, da nicht jeder für jede Position (auf dauer) geeignet ist.
Auch Bischöfe sollten, wenn sie schon nicht auf ihre ernsthafte Katholizität, doch wenigstens auf ihre psychische Eignung für Leitungsverantwortung geprüft werden.

Was dies angeht gäbe es auch anderswo noch Handlungsbedarf: Vorgesetzte bei der Arbeit, Politiker usw.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Freitag 12. Oktober 2018, 08:29
von Realität
:daumen-rauf: wenn es jetzt erst passiert, wird es höchste Zeit. Das wäre das Mindeste was passieren müsste.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Freitag 12. Oktober 2018, 08:38
von Niels
Siard hat geschrieben:Was dies angeht gäbe es auch anderswo noch Handlungsbedarf: Vorgesetzte bei der Arbeit, Politiker usw.
Gut, dass es "Bavaria one" gibt. Die werden dann wohl viele Flüge zum Mond machen müssen... :pfeif:

Re: über "Das Werk"

Verfasst: Freitag 12. Oktober 2018, 09:08
von Realität
iustus hat geschrieben:
Sonntag 20. April 2014, 15:02
"In dieser Kleidung traut man sich nicht mehr auf die Straße. Es verändert das Selbstwertgefühl, wenn man wie eine Achtzigjährige angezogen ist. Man verliert ein Stück Identität", sagt Klara.
Das mag ihr so gegangen sein. Sie mag sich so gefühlt haben. Das war dann wohl wirklich nicht das Richtige für sie. Andere haben mit der Kleidung keine Probleme.
Ich kann Ihre Kommentare nicht ganz nachvollziehen. ^ Bei Ihnen liegt immer nur alles an Frau Wagner.
Was Sie da schreiben treibt mich zur Weißglut. Ich habe Frau Wagner in Interwiews gesehen und keinen Eindruck von persönlicher Schwäche bemerkt. Im Gegenteil: Sie hat einen gesunden Verstand. Sonst wäre sie nicht ausgetreten und hätte auch nie so viel Mut aufgebracht sich auch an die 'Zeit' zu wenden.
iustus hat geschrieben:
Sonntag 20. April 2014, 15:02
"Das meiste geschieht wortlos. Es gibt nicht viel, worüber man reden kann. Man kennt sich nicht, weiß nichts übereinander, über Träume und Wünsche der anderen. Freundschaften werden nicht geduldet. Wir haben zwar unsere Geburtstage gefeiert, aber ich wusste nicht einmal, wie alt die anderen eigentlich sind. Ich wusste auch nie, woher sie kommen oder was sie mal gemacht haben."
:hmm: Offenbar hat die Dame nie die anderen danach gefragt. Scheint mir sehr introvertiert. Aber dann
so etwas der "Zeit" erzählen. :roll:
...da ist nicht nur eine, die da nicht glücklich ist. Da sind noch mehr. Treten Sie doch da mal ein. Machen Sie selber Erfahrungen.
iustus hat geschrieben:
Sonntag 20. April 2014, 15:02
Nicht einmal Bibeltexte können unvoreingenommen gelesen werden, alles wird im Sinne der Gemeinschaft ausgelegt.
Na und? Mindestens ein Beispiel wäre hier mal schön gewesen.
Kann man im Buch, nicht mehr ich, lesen.
iustus hat geschrieben:
Sonntag 20. April 2014, 15:02
Finanziert wird alles aus Spenden, Erbschaften und aus dem, was die Mitglieder verdienen. Wenn Schwestern oder Priester bei einer Diözese arbeiten, wenn sie lehren, pflegen oder geistlichen Beistand leisten, bekommen sie dafür ein Gehalt. Das landet zwar auf ihrem persönlichen Konto, doch sie spenden es nahezu vollständig der Gemeinschaft.
Ganz normal in einem Orden - wird ja weiter unten in dem Artikel auch mitgeteilt.
Doch entscheidend ist, wie diese Regeln gelebt werden. "Man nimmt eben nicht das Stück Brot vom Teller, das einem am besten schmeckt", beschreibt Klara die im Werk erwartete Haltung. Das funktioniert auch beim Geld. "Man traut sich nicht, das Geld auszugeben", sagt ein anderer Aussteiger. Manche Brüder und Schwestern machten weniger als 100 Euro Ausgaben für sich selbst geltend – für ein ganzes Jahr. Kontrolle durch schlechtes Gewissen.
Na und? :achselzuck:
Was, na und. :daumen-runter: Das kann ich nur zu Ihren Kommentaren schreiben.
Ich werde an meinen Kommentaren und an meiner Meinung aber nichts ändern.
iustus hat geschrieben:
Sonntag 20. April 2014, 15:02
Nie allein zu sein, nichts selbst entscheiden zu dürfen, engt sie ein. Die vielen ungeschriebenen Regeln empfindet sie als Willkür. Jede Kleinigkeit wird angewiesen, korrigiert. Nicht einmal Kartoffeln darf sie so schälen, wie sie es für richtig hält. Gehorsam ist Freiheit, lehrt Das Werk.

"Ich lebte in einem Zustand ständiger Bestrafbarkeit", sagt Klara. Vier Jahre nach ihrem Eintritt fühlt sie sich einsam, eingesperrt, depressiv, denkt an Selbstmord.

Es gibt ein Bild von Klara, aufgenommen in dieser Zeit. Sie steht dort zwischen vier anderen Schwestern. Eine junge Frau mit kurzen Haaren und Nickelbrille. Die anderen vier lachen, sie lächelt nur vorsichtig, schaut von unten in die Kamera. Die Schultern sind schief, die Hände hat sie zu Fäusten geballt, die Füße eng nebeneinander gestellt. Nichts spricht von Lebensfreude, nichts von Neugier oder gar Glück. Dort steht eine gebeugte Frau, ein junger Mensch ohne Selbstvertrauen.
Das Leben dort war offenbar wirklich nix für sie. Aber das spricht noch nicht gegen das Leben dort.
:nein:
iustus hat geschrieben:
Sonntag 20. April 2014, 15:02
Dort begegnet sie zwei jungen Mitbrüdern, mit denen sie sich versteht. Sie reden miteinander, lachen sogar, obwohl das eigentlich unerwünscht ist.
Ich werde dort mal nachfragen.
Ach was, wenn sie noch nicht einmal mit dem Priester oder Mitbruder sprechen darf, was hat das alles denn noch für einen Sinn? Das führt ja zu Verkrampftheit.
iustus hat geschrieben:
Sonntag 20. April 2014, 15:02
Durch die Entmündigung entstehe eine psychische Abhängigkeit, sagt Klara. Wer gehen wolle, müsse damit fertig werden, seine einzigen verbliebenen Bezugspersonen für immer zu verlassen. "Es ist schließlich auch eine Berufung. Wer austritt, tut es in dem Bewusstsein, die Berufung und damit das eigene Lebensglück verspielt zu haben." Das sei, wie in die Verbannung zu ziehen. "Keiner geht in dem Bewusstsein, nun ein besseres Leben zu beginnen."
Das mag ja sein. Aber wieso soll diese "psychische Abhängigkeit durch die Entmündigung entstehen"? Das geht auch ganz ohne "Entmündigung".
Dass das junge Mädchen, Klara so leidet, ist ja schon ein Hinweis auf ' geistigen Missbrauch '.
Hoffentlich kommt sie da bald raus. Dem müsste man eigentlich nachgehen.
iustus hat geschrieben:
Sonntag 20. April 2014, 15:02
Psychische Abhängigkeit genügt den Ermittlern nicht als Begründung bei einer erwachsenen Frau. Die Struktur des Ordens, die von ihm erzeugte Hilf- und Wehrlosigkeit, wurde offensichtlich nicht berücksichtigt.
Mir ist noch immer schleierhaft, wie die Struktur Hilf- und Wehrlosigkeit bei erwachsenen Frauen erzeugt. Jedenfalls bei normal entwickelten. Dass es Ausnahmen gibt, bei solchen, deren Persönlichkeit nicht normal entwickelt ist, mag sein.

Re: Die Geistliche Familie “Das Werk”

Verfasst: Freitag 12. Oktober 2018, 10:10
von Maternus87
Siard hat geschrieben:
Donnerstag 11. Oktober 2018, 21:25
Maja hat geschrieben:
Donnerstag 11. Oktober 2018, 21:08
Meiner Meinung nach sollte es nicht nur einen "Kandidaten-Check" geben, sondern im Prinzip müssten auch die Gemeinschaften geprüft werden.
Konsequent wäre auch eine Überprüfung der Novizenmeister vor ihrer Ernennung, ebenso der anderen Leitungsämter. Es könnte manches verhindern, da nicht jeder für jede Position (auf dauer) geeignet ist.
Auch Bischöfe sollten, wenn sie schon nicht auf ihre ernsthafte Katholizität, doch wenigstens auf ihre psychische Eignung für Leitungsverantwortung geprüft werden.
Es wäre angebracht, dass Bischöfe verpflichtet sind, eine Art Nihil obstat aufgrund eines psychiatrischen Persönlichkeitsgutachtens bei der Kleruskongregation für alle Kandidaten für Leitungspositionen einzuholen, seien es General- oder Bischofsvikare, Leiter von Priesterseminaren, Domkapitulare usw. Es würde zwar einiges durcheinanderbringen, aber sicher nicht im schlechten. Dergleichen gilt auch für Ämter in Orden, zumindest wenn sie auf Ernennung beruhen. Viel Ärger hätte man sich erspart, hätte man psychisch kranke bzw. soziopathisch gestörte Herren erst gar nicht in einen Cursus honorum eintreten lassen.