Benediktregel - Nonnen

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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Zerobabel
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Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Zerobabel »

Wie kommen die Nonnen mit den ersten Worten des Prologes zurecht, welcher da lautet:

Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters . . .

Wird hier das Wort Sohn durch die Tochter ersetzt??
Danke fürs Feedback.

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Linus
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Linus »

Kaum.

Der Sohn ist hier nicht als "Mann" sondern als "Erbe" zu verstehen. (c.f. Gal 4,5 und V7, Hebr. 1,2)

(Man sollte sich hüten biblische Texte mit postmodernem Genderbrillchen zu lesen. Dadurch sieht man nicht scharf sondern die Brille wird zur ideologischen Scheuklappe.)
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Zerobabel
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Zerobabel »

Danke für die Auslegung.

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Seraph
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Seraph »

Zerobabel hat geschrieben: Wird hier das Wort Sohn durch die Tochter ersetzt??
Danke fürs Feedback.
Um die Frage direkt zu beantworten: nein, wird er nicht.
Ein düsterer Seraph möchte wohl selbst den dreieinigen Gott erschrecken.
(Mother Mary Francis)

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Zerobabel
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Zerobabel »

Dank dir Seraph. Bei der heutigen Regel-Lesung des 44. Kapitel über die Bußen der Ausgeschlossenen werde ich sehr nachdenklich, ob solche Praktiken überhaupt noch aktuell sind, bzw. warum solche unzeitgemäßen Regeln immer noch nicht überarbeitet worden sind . . .

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Sr.Richardis
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Sr.Richardis »

Warum muss immer alles neumodisch gestaltet werden??? :motz:

Ich lese die Benediktregel nun mittlerweile viele Monate, bin stolz und glücklich eine Ausgabe von 1917 zu besitzen, die noch aus der 3. Abschrift des Hl. Verfassers vom Beuroner Verlag selbst geschrieben wurde.
Ich habe eine große Ehrfurcht vor dieser Regel und freue mich auf den Tag, an dem ich nach dieser Regel leben darf!

Hättest du den gerne eine Regel, die so geschrieben ist, wie die "Volxbibel"?? *würg*
Gott ruft, wen er will.
Und wen er ruft,
den befähigt er auch dazu.
(Otto Knoch)

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Zerobabel
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Zerobabel »

Die Regel geht schon in Ordnung soweit sie nachvollziehbar und auch umsetzbar ist. Wenn ich jedoch solche Passagen lese
Wer für ein schweres Vergehen vom Oratorium und vom Tisch ausgeschlossen ist, werfe sich am Ende der gottesdienstlichen Feier vor der Tür des Oratoriums zu Boden. Ohne etwas zu sagen, mit dem Gesicht zur Erde

soll er dort zu Füßen aller liegen, die aus dem Oratorium kommen.

Das tue er solange, bis der Abt entscheidet, dass es genügt.
dann kommt doch wirklich die Frage auf, welcher Konvent dies heut noch praktiziert. In diesem Kontext gesehen, kann man sich auch diese Stelle in der Regel ersparen, denn sie verwirrt den Leser doch sehr.
Zuletzt geändert von HeGe am Mittwoch 23. November 2011, 12:04, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitatformatierung repariert.

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Sr.Richardis
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Sr.Richardis »

Was ist denn deiner Meinung nach ein schweres Vergehen und wie sollte es deiner Meinung nach gesühnt werden?
Gott ruft, wen er will.
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(Otto Knoch)

HeGe
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von HeGe »

Wenn man dem Buch von Schellenberger glauben darf, wurde das in Mariawald wenigstens noch bis in die sechziger oder siebziger Jahre so praktiziert. Eine, wie ich finde, äußerst sinnvolle Sache und keinesfalls nicht mehr "zeitgemäß".
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Zerobabel
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Zerobabel »

Da könnte man ganze Bücher mit füllen, was schwere Vergehen angeht. Letzlich entscheidet darüber die Äbtissin oder der Abt. Um die Methoden, wie dies wieder in Ordnung kommen soll geht es doch - auch in der Regel. Und da kommt auch die Würde des Menschen/Nonne/Mönch mit ins Spiel.

Früher prügelte man die Leute zu einem Ergebnis hin (siehe RB 23.5;28,1;30). Das ist doch nun wirklich vorbei. Auch in einer klösterlichen Gemeinschaft haben Erkenntnisse
einer liebevolleren Korrektur Einzug gehalten.

Damit haben diese alten Regeln doch sicherlich nur den Aha Effekt, wie es denn früher gehandhabt wurde. Vielleicht sollte man bei der nächsten Drucklegung mal überlegen, solche Stellen zu markiern und mit einem entsprechenden Kommentar versehen, dass wir im 3. Jahrtausend leben.

Danke fürs Lesen.
Mögen alle Wesen glücklich sein.

HeGe
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von HeGe »

Zerobabel hat geschrieben:Da könnte man ganze Bücher mit füllen, was schwere Vergehen angeht. Letzlich entscheidet darüber die Äbtissin oder der Abt. Um die Methoden, wie dies wieder in Ordnung kommen soll geht es doch - auch in der Regel. Und da kommt auch die Würde des Menschen/Nonne/Mönch mit ins Spiel.
Aha, die "Menschenwürde", da haben wir sie wieder. :roll: Es gibt ja auch Bekloppte, die halten es schon für einen Verstoß gegen die Menschenwürde, in der Kirche zu Knien. Wenn man aber berücksichtigt, dass alle Würde des Menschen von Gott ausgeht und nur in Relation zu ihm betrachtet werden kann, kann die Menschenwürde in Fragen der Disziplin, wo der Abt letztendlich als Vertreter Christi handelt, keine Rolle spielen.
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Zerobabel
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Zerobabel »

HeGe - ich hab das jetzt so registriert: Bei den Benediktinern darf körperlich gestraft werden, so der Abt, als Gottesvertreter, es für richtig hält.

Danke, für die Klarheiten.

HeGe
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von HeGe »

Zerobabel hat geschrieben:HeGe - ich hab das jetzt so registriert: Bei den Benediktinern darf körperlich gestraft werden, so der Abt, als Gottesvertreter, es für richtig hält.

Danke, für die Klarheiten.
Du möchtest doch hier über die Benediktsregel sprechen. Gelesen hast du sie scheinbar bislang nicht. Wäre vielleicht dann keine schlechte Idee.
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Sr.Richardis
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Sr.Richardis »

HeGe, ich kann dir bislang in deinen Ausführungen nur zustimmen. :ja:

@Zeroabel

Man soll dem Abt/der Äbtissin in aufrichtiger Weise zugetan sein.
Man solle sich im Gehorsam gegenseitig überbieten etc.
Wenn ich mir bewusst bin, dass ich als Nonne ein schweres Vergehen begangen habe (z.B. Ungehorsamkeit), und meine Äbtissin aufrichtig liebe, wie es die Regel besagt, dann möchte ich doch schon von alleine, ohne dass man mich drauf hinweisen muss mein Haupt zu Boden senken und Buße tun. Und wenn meine Schuld nur damit beglichen werden kann, dass ich mir vor meiner Äbtissin auf die Knie werfe und um Verzeihung bitte, dann tu ich das....auch heute noch! Auch wenn es wahrscheinlich nie verlangt würde.
Aber nur wenn du bereit bist der Regel zu folgen, egal wie alt sie ist und egal obs nun in deinen Augen zeitgemäß ist oder nicht, bist du auch würdig nach ihr zu leben.
Gott ruft, wen er will.
Und wen er ruft,
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Germanus
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Germanus »

Die Kommentare in diesem Strang lese ich manchmal mit leisem Unwillen. Die Benediktsregel ist nur aus ihrer Tradition her zu verstehen, genauso wie die Hl. Schrift niemals nur dem Wortlaut nach auszulegen ist, soondern immer im Licht der hl. Überlieferung.
Zumindest bei den Zisterziensern war eindeutig auszumachen, dass nicht nur der Strafende, also der Abt und derjenige, der die körperliche Züchtigung ausführen musste, eine hierarchische Steelung innehatte - also "in persona" handeln durfte, sondern sonderbarerweise auch der Bestrafte, Schuldiggewordene: Ihm wird nichts anderes als die Haltung Christi zugedacht, wenn er sein Erdulden der Rutenschläge "inclinato capite" - geneigten Hauptes auf sich nehmen durfte. Das ist ein Schriftzitat aus den Evangelien und bezieht sich dort auf den Tod Christi am Kreuz. Vielleicht ist diese Art der Interpretation der Benediktsregel sonderbar, aber sie zeigt auch, dass die Menschen damals oft ein weiteres Herz hatten, als die heutigen Leser, wenn es um den geistlichen Sinn der Regelbefolgung geht.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

HeGe
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von HeGe »

@Germanus: Volle Zustimmung und vielen Dank für den Hinweis auf die Rolle des Gezüchtigten. :ja:

Mir ging es bei meinen Kommentaren aber auch weniger um die körperliche Züchtigung, als um die zuerst angesprochene Strafe, wo der Pönitent in demütiger Haltung am Eingang des Oratoriums zu warten hat. Die Frage der körperlichen Züchtigung wurde dann von Zerobabel aufgeworfen (ist ja ein beliebtes Mittel, das Thema zu verändern und in Extreme zu treiben, wenn man bei der ursprünglichen Frage keine Argumente hat). Bei der eingangs diskutierten Strafe gibt es für mich jedenfalls überhaupt kein Argument für die Behauptung, dies sei nicht mehr "zeitgemäß".
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HeGe
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von HeGe »

Nur noch als Nachtrag zur Frage der körperlichen Züchtigung, weil mir da immer sofort eine Stelle aus den Psalmen in den Sinn kommt: ;)
Psalm 141, Vers 5, Einheitsübersetzung hat geschrieben:Der Gerechte mag mich schlagen aus Güte: Wenn er mich bessert, ist es Salböl für mein Haupt; da wird sich mein Haupt nicht sträuben. Ist er in Not, will ich stets für ihn beten.
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Seraph
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Seraph »

Zerobabel hat geschrieben:Dank dir Seraph. Bei der heutigen Regel-Lesung des 44. Kapitel über die Bußen der Ausgeschlossenen werde ich sehr nachdenklich, ob solche Praktiken überhaupt noch aktuell sind, bzw. warum solche unzeitgemäßen Regeln immer noch nicht überarbeitet worden sind . . .
Wahrscheinlich sind sie noch nicht überarbeitet worden, weil diejenigen selbst meist gar nichts dabei finden. Schließlich tritt man freiwillig ins Kloster ein und bleibt auch freiwillig dort. Sich niederzuwerfen, obwohl einen eigentlich keine Macht der Welt dazu zwingen könnte, ist ein Akt höchster Freiheit. Ich hab über diese Praxis, die bei dem Karmelitinnen sehr lange üblich war, schon drollige Bemerkungen gehört wie etwa, man hätte kaum das Refekorium betreten können, "da lag schon wieder eine". Daß es "nicht mehr zeitgemäß" sei hab ich dagegen noch nie gehört und auch nie gefunden.
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Linus
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Re: Benediktregel - Nonnen

Beitrag von Linus »

Germanus hat geschrieben:... nicht nur der Strafende, also der Abt und derjenige, der die körperliche Züchtigung ausführen musste, eine hierarchische Steelung innehatte - also "in persona" handeln durfte, sondern sonderbarerweise auch der Bestrafte, Schuldiggewordene: Ihm wird nichts anderes als die Haltung Christi zugedacht, wenn er sein Erdulden der Rutenschläge "inclinato capite" - geneigten Hauptes auf sich nehmen durfte. Das ist ein Schriftzitat aus den Evangelien und bezieht sich dort auf den Tod Christi am Kreuz
HeGe hat geschrieben:
Zerobabel hat geschrieben:....Und da kommt auch die Würde des Menschen/Nonne/Mönch mit ins Spiel.
Aha, die "Menschenwürde", da haben wir sie wieder. :roll: Es gibt ja auch Bekloppte, die halten es schon für einen Verstoß gegen die Menschenwürde, in der Kirche zu Knien. Wenn man aber berücksichtigt, dass alle Würde des Menschen von Gott ausgeht und nur in Relation zu ihm betrachtet werden kann, kann die Menschenwürde in Fragen der Disziplin, wo der Abt letztendlich als Vertreter Christi handelt, keine Rolle spielen.
G.K.Chesterton, Orthodoxie:195 hat geschrieben: Es ist leicht, ein Verrückter, und leicht, ein Häretiker zu sein. Es ist immer leicht, der Epoche ihren Kopf zu lassen; schwer ist es, den eigenen zu bewahren
Richard Sennett:Respekt im Zeitalter der Ungleichheit:76 hat geschrieben: Würde resultiert aus dem Glauben an Gott, sie ist unabhängig von Ehrenkodex, von zwischenmenschlicher Kommunikation oder von der Kunst des Ausdrucks.
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