Geronimo hat geschrieben:
Ich würde in dem Zusammenhang, den wir hier diskutieren, lieber von dem Wunsch, Gott zu lieben, sprechen als von einem Gebot. All das, um das es sich hier dreht -nämlich Gott im Alltag zu suchen - hängt mit dem Begehren zusammen, mit Gott sein Leben zu teilen. Sprechen wir hier nicht von einer Liebesbeziehung?
Es gibt keinen zusätzlichen positiven Effekt in dem Gebot der Gottesliebe. Wie auch? Liebe ist an sich ein Wert, der auf andere ausstrahlt und das Leben insgesamt wunderbarer macht.
Vielleicht kommen wir von hier aus doch noch auf eine Antwort auf Ediths Frage, wie sich Christsein nach außen sichtbar macht.
Wenn ich aus der Liebe zu Gott heraus meinen Alltag gestalte, Dinge tue, dann gestaltet sich das meines Erachtens schon ein wenig anders, als wenn ich es nur aus einer ethischen Einsicht heraus tue. Zum einen verleiht mir diese Liebe eine gewisse Strahlkraft, und zum anderen auch eine gewisse Freiheit. Man ist nicht so absolut auf Funktionieren und Gelingen des konkreten Tuns fixiert, sondern bewegt sich zugleich auch im göttlichen Umraum, wo die Werte ein wenig anders gelagert sind.
Mir fällt das immer wieder besonders auf, wenn ich im Kloster bei geschäftlichen Dingen, vor allem bei wirtschaftlichen Beratungen dabei bin. Die teilnehmenden Mönche rechnen genauso knallhart wie die Banker und Wirtschaftsleute, aber sie sind trotzdem gelöster, es wird viel gelacht, die Diskussionen sind nicht so absolut funktionalisiert. Man merkt deutlich, dass da zwei unterschiedliche Wertesysteme im Spiel sind.
Konkretes Beispiel: Ein bestimmtes Vorhaben droht mangels Geld zu scheitern. Der Wirtschafsberater kriegt zusehends Bluthochdruck, sucht zu retten, was zu retten ist, die Drücke werden deutlich spürbar. Der Cellerar bleibt gelassen, bis ihn der Wirtschaftler fragt, wie er denn eigentlich so gelassen bleiben könne, wo doch das alles nach so langer Vorbereitung doch noch zu scheitern drohe. Lächelnde Antwort: "Na ja, unsereins muss sich in solchen Situationen halt auch immer fragen, ob Gott das überhaupt will"