Regeln für Leben und Arbeit

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
Marlene
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Beitrag von Marlene »

anselm hat geschrieben: angenommen, der christliche Glauben ist richtig. Außerdem angenommen, es gäbe zwei Menschen - eine Christin, eine Muslimin (könnte auch eine Atheistin sein) - die sich in ihren hohen ethischen Ansprüchen nicht unterscheiden und sie beide gleichermaßen einhalten.

Würde dann die Christin vor Gott "besser dastehen" weil sie den richtigen Glauben hat? Oder wenn die Muslimin die ethischen Ansprüche in höherem Maße verwirklicht als die Christin: würde die Christin dann trotzdem einen "Bonus" haben wegen ihres Glaubens?
Lieber Anselm,
es ist meine tiefste Überzeugung, dass Gott ganz andere Maßstäbe anlegt als die hier skizzierten :ja:

Marlene
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Re: Titel

Beitrag von Marlene »

Jojo hat geschrieben:Man sieht eben an diesen konkreten Beispielen, wohin die ganzen Wie-übersetze-ich-monastische-Regeln-in-meine-Welt-Bücher führen. Zu nichts weiter als zu allgemeinen ethischen Handlungsmaximen.
Das kann, muss aber nicht so sein, Jojo.

Diese Übersetzungsversuche können dich auch ganz woanders hinführen: Z.B. dahin, wo du beginnst, dich in deinem Glauben, in deiner Gottsuche, in deiner Liebe zu Christus immer wieder zu hinterfragen.

Jojo
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Re: Titel

Beitrag von Jojo »

Marlene hat geschrieben:
Jojo hat geschrieben:Man sieht eben an diesen konkreten Beispielen, wohin die ganzen Wie-übersetze-ich-monastische-Regeln-in-meine-Welt-Bücher führen. Zu nichts weiter als zu allgemeinen ethischen Handlungsmaximen.
Das kann, muss aber nicht so sein, Jojo.

Diese Übersetzungsversuche können dich auch ganz woanders hinführen: Z.B. dahin, wo du beginnst, dich in deinem Glauben, in deiner Gottsuche, in deiner Liebe zu Christus immer wieder zu hinterfragen.
Womit wir uns mit der Diskussion im Kreis drehen ;-)

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

anselm hat geschrieben:
Jojo hat geschrieben: Ich würde sagen: sie machen nichts anderes, d.h. nichts, was ein Christ könnte, könnte ein Atheist nicht auch: nett, großzügig, barmherzig sein.... Das Fundament ist ein anderes, sogar ein absolutes, letztbegründendes. Das ist das Gegenteil von Beliebigkeit.
Auch z.B. Atheisten können auf Basis gut begründeter ethischer Überlegungen handeln.

Ich könnte mir vorstellen, dass das Gebot Gott zu lieben dann einen zusätzlichen positiven Aspekt enthält, wenn es dazu dienen könnte, die richtigen ethischen Regeln zu finden und zu begründen, was auf andere Weise nicht möglich wäre.

Abe so ist das ja vom Christentum nicht gemeint. Und die Aussage wäre auch falsch.
Ich würde in dem Zusammenhang, den wir hier diskutieren, lieber von dem Wunsch, Gott zu lieben, sprechen als von einem Gebot. All das, um das es sich hier dreht -nämlich Gott im Alltag zu suchen - hängt mit dem Begehren zusammen, mit Gott sein Leben zu teilen. Sprechen wir hier nicht von einer Liebesbeziehung?
Es gibt keinen zusätzlichen positiven Effekt in dem Gebot der Gottesliebe. Wie auch? Liebe ist an sich ein Wert, der auf andere ausstrahlt und das Leben insgesamt wunderbarer macht. Und wie jede andere Liebesbeziehung auch muss die zu Gott gepflegt und genährt werden, sonst geht sie einem verloren.

Geronimo

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Geronimo hat geschrieben: Ich würde in dem Zusammenhang, den wir hier diskutieren, lieber von dem Wunsch, Gott zu lieben, sprechen als von einem Gebot. All das, um das es sich hier dreht -nämlich Gott im Alltag zu suchen - hängt mit dem Begehren zusammen, mit Gott sein Leben zu teilen. Sprechen wir hier nicht von einer Liebesbeziehung?
Es gibt keinen zusätzlichen positiven Effekt in dem Gebot der Gottesliebe. Wie auch? Liebe ist an sich ein Wert, der auf andere ausstrahlt und das Leben insgesamt wunderbarer macht.
Vielleicht kommen wir von hier aus doch noch auf eine Antwort auf Ediths Frage, wie sich Christsein nach außen sichtbar macht.

Wenn ich aus der Liebe zu Gott heraus meinen Alltag gestalte, Dinge tue, dann gestaltet sich das meines Erachtens schon ein wenig anders, als wenn ich es nur aus einer ethischen Einsicht heraus tue. Zum einen verleiht mir diese Liebe eine gewisse Strahlkraft, und zum anderen auch eine gewisse Freiheit. Man ist nicht so absolut auf Funktionieren und Gelingen des konkreten Tuns fixiert, sondern bewegt sich zugleich auch im göttlichen Umraum, wo die Werte ein wenig anders gelagert sind.

Mir fällt das immer wieder besonders auf, wenn ich im Kloster bei geschäftlichen Dingen, vor allem bei wirtschaftlichen Beratungen dabei bin. Die teilnehmenden Mönche rechnen genauso knallhart wie die Banker und Wirtschaftsleute, aber sie sind trotzdem gelöster, es wird viel gelacht, die Diskussionen sind nicht so absolut funktionalisiert. Man merkt deutlich, dass da zwei unterschiedliche Wertesysteme im Spiel sind.

Konkretes Beispiel: Ein bestimmtes Vorhaben droht mangels Geld zu scheitern. Der Wirtschafsberater kriegt zusehends Bluthochdruck, sucht zu retten, was zu retten ist, die Drücke werden deutlich spürbar. Der Cellerar bleibt gelassen, bis ihn der Wirtschaftler fragt, wie er denn eigentlich so gelassen bleiben könne, wo doch das alles nach so langer Vorbereitung doch noch zu scheitern drohe. Lächelnde Antwort: "Na ja, unsereins muss sich in solchen Situationen halt auch immer fragen, ob Gott das überhaupt will"

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