Christliche Gemeinschaft u. Zen

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
Edith
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Beitrag von Edith »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: Im Ernst: Du findest weder Sinn noch dein Leben noch Gott oder was weiß ich, wenn du dich in diese oder jene Form der „Meditation“ versenkst.

Den Sinn findest du in den Ereignissen, in deiner Geschichte. Darin redet Gott mit dir. Bloß du, du hörst nichts und meinst, wenn du dich irgendwohin versenkst, dann fändest du Gott. Denkste, Gott ist längst da. Schau auf, kehr um!
Beides zusammen. Dann wird ein Schuh daraus.
Gebet UND Handeln im Leben.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Edith und Max, irgendwie versteht ihr mich nicht. Ist eigentlich nicht so wichtig, weil ich ja nicht zu euch geredet hatte. Bloß erscheint das Anliegen meines vorigen Beitrags durch eure Antworten ganz verdreht. Also noch mal zur Klarstellung:

Nirgendwo habe ich mich gegen Gebet oder Anbetung ausgesprochen. (Wie kommt ihr überhaupt auf den Trichter, Gebet und Meditation gleichzusetzen? Hat beides überhaupt miteinander zu tun?)

Ich habe mich ebensowenig für »Handeln im Leben« anstelle des Gebets ausgesprochen. Auch nicht dagegen, latürnich. Denn darum ging es überhaupt nicht.

Es ging um die Frage, wo einer, der auf der Suche ist, Gott findet. Dem sage ich:

Selbsterkenntnis statt Selbstentleerung.
Nicht abheben, bleib immer hart an den Fakten.
In deiner Geschichte findest du den Sinn deines Lebens,
findest du Gott.
Bete um solche Erkenntnis, kämpfe im Gebet mit Gott.
Aber halt dich an die Wirklichkeit.
Gott ist ein Gott der Geschichte.
Der Herr der Geschichte:
Abrahams Geschichte und deiner Geschichte.

Und wenn du eine dicke Warze auf der Nase hast,
unter der du leidest, dann denk nicht:
   »Gott liebt mich trotzdem,
   für ihn ist die Warze nicht wichtig.«
Falsch. Du wirst Gott in der Warze finden,
und mit ihm den Sinn deines Lebens.

Wenn einer sein Leben nicht klar sieht und seine Geschichte nicht versteht, aber überall herumfragt, wo er meditieren lernen könne: Der ist in Wahrheit auf der Flucht vor der Realität, der sucht Sinneskitzel in irgendwelchem mystischen Erleben, der sucht alles mögliche, bloß finden wird er weder sich noch Gott.

Darum sollt ihr ihm keine Adressen geben, sondern ihn zurückschicken in seine Geschichte. Vom Kreuz kann sich keiner wegmeditieren, Donnerwetter!
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

max72
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Beitrag von max72 »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Darum sollt ihr ihm keine Adressen geben, sondern ihn zurückschicken in seine Geschichte. Vom Kreuz kann sich keiner wegmeditieren, Donnerwetter!

Hallo Robert,

aber ich brauch doch Menschen, die mir eben auf dem Weg des Gebetes weiterhelfen koennen. (Und ich sehe nun kein Problem, ob man das Kontemplation, Meditation, oder Gebet nennt.) Fuer mich persoenlich war das das Problem. Keiner hat mir je nahegebracht was Gebet bedeutet. Das Bewusstsein, dass Gott gegenwaertig ist, tatsaechlich, und in stiller Anbetung in der Gegenwart Gottes verweilen zu koennen.

Viele haben den Zugang dazu verloren. Und wenn wir Christen da nicht weiterhelfen, so suchen die Menschen eben in New Age oder asiatischen religionen, weil diese ganz konkret den Menschen Rat geben.

Deswegen gebe ich gerne eine Adresse weiter, wo der mensch diesem begegnen kann. Ohne solche Orte haette ich meinen Glauben vollkommen verloren, weil ich keinen Zugang hatte und mir keiner weiterhelfen konnte. Dass "Zenleute" mich zurueck auf meine katholische Tradition verwiesen ist seltsam, zeigt aber das Problem.

Gruesse

Max

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: Nirgendwo habe ich mich gegen Gebet oder Anbetung ausgesprochen. (Wie kommt ihr überhaupt auf den Trichter, Gebet und Meditation gleichzusetzen? Hat beides überhaupt miteinander zu tun?)
Hallo Robert,
vielleicht liegt es einfach daran, dass wir hier unterschiedliche Vorstellungen von Meditation haben.

Meditation ist für mich eine von verschiedenen möglichen Gebetsformen. Allerdings sitze ich dann nicht vor einem Stein, einer Wand ... und sage "ommmmmmmm".

Sondern es ist bei mir ein Teil der lectio divina, der Teil, wenn ich anfange, ein Wort, einen Satz aus der Hl. Schrift zu überdenken, zu fragen, was dieser Satz mich persönlich angeht, wo er in meinem Leben greift. Daraus entwickelt sich dann meist ein Gebet.

Da ist für mich dann auch die Brücke zu dem, was dir so am Herzen liegt: Gott im eigenen Leben erkennen.

Herzlich
Marlene

Edith
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Beitrag von Edith »

Marlene hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Nirgendwo habe ich mich gegen Gebet oder Anbetung ausgesprochen. (Wie kommt ihr überhaupt auf den Trichter, Gebet und Meditation gleichzusetzen? Hat beides überhaupt miteinander zu tun?)
Hallo Robert,
vielleicht liegt es einfach daran, dass wir hier unterschiedliche Vorstellungen von Meditation haben.
Das wirds wohl sein. :ja:
Wenn ich von Meditation rede, habe ich Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz im Hinterkopf.... zB. Die es auch klar "inneres Beten" nennen.
Also ein (wenn auch u.U. wortloses) Gespräch mit einem personalen Gegenüber.

Wobei mir aber auch klar ist, daß mit dem Begriff zuweilen nicht wenig Schindluder getrieben wird... das wird Robert vermutlich meinen. :/

Toni
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Beitrag von Toni »

Hallo Brat Albert

Du sagtest es gibt Gemeinschaften die auch das stille Gebet in ihrem Tagesablauf haben. Würde mich freuen :freude: über eine genauere Beschreibung.

Vielen Dank Erich D. für den link nach Maria Toevlucht :)

Danke auch für den Erfahrungsbericht der Mönche in St. Ottilien.


Toni
Zuletzt geändert von Toni am Freitag 16. April 2004, 13:14, insgesamt 1-mal geändert.

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben: Wenn ich von Meditation rede, habe ich Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz im Hinterkopf.... zB. Die es auch klar "inneres Beten" nennen.
Also ein (wenn auch u.U. wortloses) Gespräch mit einem personalen Gegenüber.

Wobei ich mich vorhin schon gefragt habe, was dann eigentlich Kontemplation ist ... was meinst du, Edith?

Für mich wäre Kontemplation so was wie die vollkommene Schönheit eines blühenden Magnolienbaumes ansehen und ihn als Akt unseres Schöpfers ansehen ... oder das Kruzifix ansehen und einfach den Anblick aushalten, leben.

:kratz:

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Edi
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Beitrag von Edi »

Früher, ob auch noch heute weiss ich nicht, gab es in den verschiedenen Orden das betrachtende Gebet, die sog. Betrachtung, was Betrachtung des Leidens Jesu meint. Das ist ein stilles Gebet und das kann zu einer stärkeren Einigung mit Jesus führen. Christliche Mystiker haben dies auch praktiziert, aber was sich heute als Mystik ausgibt, ist in Wahrheit nur eine Nachahmung der echten Mystik und die ist ohne Gott nicht zu erreichen. Satan äfft eben alles nach und gibt es dann als Werk Gottes aus. Dass jemand auf der Suche nach Gott auch mal den Umweg über Zen gehen kann, ist klar. Ich kannte auch einen deutschen Mann, der christlich erzogen wurde, aber zum Buddhismus überging, später aber doch wieder Christ wurde und dann aber ein echter, dem Gott manche Gaben schenkte, die andern nützlich waren.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Max hat geschrieben:»Hallo Robert, aber ich brauch doch Menschen, die mir eben auf dem Weg des Gebetes weiterhelfen koennen. (Und ich sehe nun kein Problem, ob man das Kontemplation, Meditation, oder Gebet nennt.)«
Völlig einverstanden, Max. Wir brauchen die Unterweisung im Gebet. Und daran mangelt es sehr. Aber das ist normalerweise nicht der Anfang des Wegs. Wenn du nicht weißt, wer du bist und wo du stehst, kannst du weder mit deinem Nächsten noch mit Gott richtig kommunizieren.
Max hat geschrieben:»Und wenn wir Christen da nicht weiterhelfen, so suchen die Menschen eben in New Age oder asiatischen religionen, weil diese ganz konkret den Menschen Rat geben.«
Und leider werden sie sogar von Christen dahingeschickt. – Aber wenn du jemandem, der auf solche vermeintlich „mystischen“ Erlebnisse der östlichen Art aus ist – weil er auf Deibel komm raus seiner hiesigen Misere entfliehen will –, beispielshalber Rosenkranz oder Herzensgebet empfiehlst, dann hilfst du ihm damit in aller Regel nicht weiter. Denn sein Ziel immer noch, eben dieser seiner Misere zu entfliehen. Darin liegt der Fehler.
Max hat geschrieben:»Daß "Zenleute" mich zurück auf meine katholische Tradition verwiesen ist seltsam, zeigt aber das Problem.«
Es zeigt auch, daß Gott manchmal merkwürdige Wege geht, wenn er einen haben will. Aber wir als Menschen sollten andere lieber auf den geraden Weg schicken.
Marlene hat geschrieben:»Hallo Robert, vielleicht liegt es einfach daran, dass wir hier unterschiedliche Vorstellungen von Meditation haben.«
Nicht ganz. Es geht mir nicht um deine oder meine Vorstellungen, sondern um das, was heute viele darin suchen.
Marlene hat geschrieben:»Meditation ist für mich eine von verschiedenen möglichen Gebetsformen. Allerdings sitze ich dann nicht vor einem Stein, einer Wand ... und sage "ommmmmmmm".«
Ich glaube, daß wir uns da ziemlich einig sind.
Marlene hat geschrieben:»Sondern es ist bei mir ein Teil der lectio divina, der Teil, wenn ich anfange, ein Wort, einen Satz aus der Hl. Schrift zu überdenken, zu fragen, was dieser Satz mich persönlich angeht, wo er in meinem Leben greift. Daraus entwickelt sich dann meist ein Gebet. Da ist für mich dann auch die Brücke zu dem, was dir so am Herzen liegt: Gott im eigenen Leben erkennen.«
Richtig, das ist genau, was ich meine. – Aber noch mal: Geh aus von dem, der nicht „christlich sozialisiert“ ist, wenn auch vielleicht getauft oder was sonst noch. Da muß du langsam anfangen, Schritt für Schritt. Was du selber unter Meditation verstehst, kommt für die meisten zehn Schritte zu früh. Was sie mit dem Begriff verbinden, geht zumindest von der Zielvorstellung eher in Richtung »ommmmmmmm«.
Edith hat geschrieben:»Wenn ich von Meditation rede, habe ich Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz im Hinterkopf.... zB. Die es auch klar "inneres Beten" nennen. Also ein (wenn auch u.U. wortloses) Gespräch mit einem personalen Gegenüber. Wobei mir aber auch klar ist, daß mit dem Begriff zuweilen nicht wenig Schindluder getrieben wird … das wird Robert vermutlich meinen«
Da gilt dasselbe, was ich zu Marlene gesagt habe. Geht nicht von euch aus, sondern von den Voraussetzungen des andern. Für den Begriff der Meditation bedeutet das in der Regel, das jener andere sich darunter vorstellt, was heute in der Welt gang und gäbe ist und mit Theresa und Johannes nichts zu tun hat.
Paulus hat geschrieben:»Und ich, meine Brüder, konnte nicht mit euch reden als mit geistlichen, sondern als mit fleischlichen Menschen, als mit Unmündigen in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben, und nicht feste Speise; denn ihr vertruget sie nicht, ja ihr vertraget sie jetzt noch nicht«
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Brat Albert
Beiträge: 37
Registriert: Sonntag 28. März 2004, 22:16

Beitrag von Brat Albert »

Hallo Toni,

du hast mich gebeten etwas näheres über Gemeinschaften mit inneren Gebet zu schreiben. Da kannst du dich natürlich an den Karmel wenden. Sie haben ein Umfangreiches Exerzitienprogramm z.Bsp in Birkenwerder, mit ein bißchen googeln findest du das sicher schnell.
Ansonsten kenne ich die "Gemeinschaft Brot des Lebens" sie findest du unter www.brot-des-lebens.de.
Ich und meine Frau sind freundschaftlich verbunden mit der "Gemeinschaft der Seligpreisungen" http://www.seligpreisungen.org/
Du kannst dort sicherlich eine Zeit mitleben oder ein Wochenende verbringen. Für mich passt das, vielleicht hat Robert aber Recht und du versuchst erst herauszufinden welche Sehnsucht deine eigene ist. Trotzdem mal eine kurzer Text zur Spiritualität der "Seligpreisungen"
Gruß und Gottes Segen
Peter

Charisma und Spiritualität


Das grundlegende Charisma der Gemeinschaft besteht in der gelebten Communio der verschiedenen Lebenstände (Familien, Alleinstehende, Geweihte, Diakone und Priester). So wird in „kondensierter“ Form Kirche als Volk Gottes gelebt und erlebbar gemacht. Das Modell der Urkirche bleibt dabei ein Leitbild (inständiges, gemeinschaftliches Gebet; Gütergemeinschaft; Erwartung der Parusie...).



Die Kontemplation steht im Zentrum des gemeinschaftlichen Lebens. Geprägt von der Spiritualität des Karmel besteht die erste Berufung in der Suche nach der Vereinigung mit Gott durch das Innere Gebet. Alle Apostolate sollen ein Überfließen der in der Kontemplation geschenkten Gnade sein. Die Gemeinschaft strebt danach, nicht nur kontemplativ, sondern auch missionarisch zu sein.



Im Sinne der ersten Seligpreisung („Selig, die arm sind vor Gott...“; Mt 5,3) öffnet sie sich für den Empfang verschiedenster Formen von Armut, um im Armen Christus zu begegnen.



Die Eucharistie, Maria und die Kirche sind Grundpfeiler ihrer Spiritualität:

- Im Zentrum des Tages (als Quelle und Höhepunkt) steht die Eucharistiefeier; darüberhinaus hält jedes Gemeinschaftsmitglied täglich wenigstens eine Stunde eucharistische Anbetung.

- Der Jungfrau Maria geweiht, möchte sich die Gemeinschaft ganz in ihren Dienst stellen.

- In der Schule der heiligen Therese von Lisieux will sie „im Herzen der Kirche Liebe sein“ und möchte - insbesondere durch das Zeugnis der Heiligkeit - an der Erneuerung der Kirche und am Aufbau einer Zivilisation der Liebe mitwirken.



Im Hinblick auf die Vollendung des Reiches Gottes betet die Gemeinschaft insbesondere für das Volk Israel und die Einheit der Christen.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Ich sehe es als riesen Dilemma an, dass viele unter Meditation heute einen Weg verstehen, "mit dem man eher Gott findet".
Besonders skurril wird das dann in meditativen Wochenendveranstaltungen, wo es öfters von "Gotteserlebnissen" nur so hagelt.

Buchen Sie Gott! Dieses WE können Sie ihn treffen!

Wer anders als zweckfrei meditiert, läuft schon in die falsche Richtung.

Toni
Beiträge: 6
Registriert: Mittwoch 14. April 2004, 12:07

Beitrag von Toni »

Vielen Dank - Albert für die Infos.

Toni

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