Diözesaneremitentum?

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

http://rmitte.free.fr/index2.htm

Dies ist lohnenswert anzuschauen!! Gruß Ermi :ja: :)
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Stefan

Beitrag von Stefan »

Ich kann leider nur wenig dazu beitragen - gleichwohl mich das Thema interessiert. In meinem Theologiekurs wurde im Heft zum Thema Berufungen auch kurz (1/2 Seite) über Eremiten geschrieben, welche nach dem Zweiten Weltkrieg einen "beachtenswerten Zulauf" verzeichneten (ich zitiere mal sinngemäß aus dem Kopf). Moderne Eremiten lebten demnach in den Betonwüsten der Städte, wo die Anonymität am ausgeprägtesten seien.

Der Begriff Diözesaneremiten wurde allerdings nicht erwähnt. Hmm, ich würde gerne mehr erfahren...

Stefan

Beitrag von Stefan »


Edgar
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Beitrag von Edgar »

mal hat geschrieben:Hallo Stefan,
ja, das Eremitentum hat sehr starken Zulauf. Aber sie leben nicht nur in den Betonwüsten, sondern auch in Pfarrhäusern (stehen ja immer mehr leer), in kleinen Kotten, Baracken oder Wallfahrtsstätten.
mal
heute nennt sich jede/r zweite "Eremit", ohne die geringste Ahnung zu haben, was es eigentlich bedeutet. Aber „Eremit“ - das klingt so mysteriös und bedeutungsvoll und wirkt wie Honig auf die Bienen. Wespen und Hornissen zieht es auch an.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Hm, ich bin da skeptisch. Eremiten sollten eigentlich erstmal in Gemeinschaft gereinigt und vorbereitet sein, denn oft ist es in der Gemeinschaft schwieriger, als alleine.
Vor Gemeinschaft zu fliehen, haben heute viele Menschen "auf dem Herzen". Wieviel davon wirklich Berufung ist, wage ich nicht zu beurteilen. Ich bin aber - wie gesagt - skeptisch, weil ich viele "heilige" Gründe kenne, die wenig mit einer echten Berufung zu tun haben.

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Edgar hat geschrieben:
mal hat geschrieben:Hallo Stefan,
ja, das Eremitentum hat sehr starken Zulauf. Aber sie leben nicht nur in den Betonwüsten, sondern auch in Pfarrhäusern (stehen ja immer mehr leer), in kleinen Kotten, Baracken oder Wallfahrtsstätten.
mal
heute nennt sich jede/r zweite "Eremit", ohne die geringste Ahnung zu haben, was es eigentlich bedeutet. Aber „Eremit“ - das klingt so mysteriös und bedeutungsvoll und wirkt wie Honig auf die Bienen. Wespen und Hornissen zieht es auch an.
Edgar, was verstehst Du unter dem Begriff "Eremit"?
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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Dirk hat geschrieben:Hm, ich bin da skeptisch. Eremiten sollten eigentlich erstmal in Gemeinschaft gereinigt und vorbereitet sein, denn oft ist es in der Gemeinschaft schwieriger, als alleine.
Vor Gemeinschaft zu fliehen, haben heute viele Menschen "auf dem Herzen". Wieviel davon wirklich Berufung ist, wage ich nicht zu beurteilen. Ich bin aber - wie gesagt - skeptisch, weil ich viele "heilige" Gründe kenne, die wenig mit einer echten Berufung zu tun haben.
Dirk, Du hast recht, wer nicht in einer Gemeinschaft leben kann, kann auch nicht als Eremit/in leben. Ich glaube, daß in der Einsamkeit derjenige/diejeneige all die Schwierigkeiten nicht los wird, die er/sie in einer Gemeinschaft auch hätte.
Kannst Du uns die "heiligen" Gründe mitteilen, dei ein Eremitenleben auszeichnen.[Punkt] :ja:
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max72
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Beitrag von max72 »

Wie aber genau leben die dann, bzw von was leben die? Gehen die tagsueber einer ganz normalen Arbeit nach? Oder sind es meist Moenche, die zu einem Kloster gehoeren?

Gruesse

Max

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aegidios
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... ganz persönlich

Beitrag von aegidios »

Aus: Bernardin Schellenberger: Nachwort zu: Bonnet/Gouley: Gelebte Einsamkeit. Eremiten heute, Freiburg: Herder 1982:

'Das' Eremitentum gibt es gar nicht. In unserem Buch wird darauf hingewiesen, daß jeder Eremit ein Einzelfall sei, und daß darum jedes verallgemeinernde Sprechen über 'die' Eremiten die Wirklichkeit bereits ungebührlich vereinfache und pauschalisiere. ...

Authentisches Leben und kompromißlose Gottsuche müssen ... keine Angst vor der kritischen Vernunft haben, sondern sollten sich ihrer immer wieder bedienen, um alle Illusionen und Täuschungen aufzudecken und zur Wahrheit vorzustoßen. Gewiß, es gibt viele "verkopfte" und dürr-ungeistliche Theologen und Wissenschaftler; aber es gibt doch auch solche, die mit Leidenschaft nach der gleichen letzten Wahrheit wie der Eremit suchen, und die diese Suche nach Gott im Horizont unserer Welt von heute und für diese Welt von heute leben und zur Sprache bringen möchten. ... S. 183 f.

Menschen, die einsam und ganz auf das Wesentliche gesammelt leben, müßten die Sensibelsten für die Geister der Zeit sein (so wie es der heilige Antonius war, über den die Dämonen seines Zeitalters hergefallen sind), für das Beben und Ringen, für das Warten auf Gott, mit dem man doch nicht einfach wie mit einem braven Weib in einem Schrebergartenhäuschen seine Tage verlebt. ...(187 f)

Wenn ein Eremit in seiner Kargheit, in seinem Schweigen, in seiner Einsamkeit ein Mensch, ein Stück Welt von heute BLEIBT; wenn er ein Stück nach Gott schreiender Welt bleibt oder einfach ein Stück stumm der Auferweckung harrendes Stück Welt, treu, beharrlich; wenn er in seinem Herzen das Suchen, Fragen und Leiden der Menschen von heute mitträgt: dann ist sein Leben in der Verborgenheit nicht Flucht aus der Welt, sondern Konzentration auf die Welt, auf ihre innerste Not, auf ihre tiefste Sehnsucht. Dann bleibt er intensiver in der Geschichte als seine oberflächlich dahintrudelnden Zeitgenossen. Dann folgt er Christus, der ebenfalls ein Stück dieser Welt geworden ist, der ihre Sünde und Gottferne am eigenen Leib mitgetragen und im eigenen Herzen erfahren hat, bis er schließlich in seinem Verstummen und Sterben "ins Herz" (Mt 12,40) dieser weltlichen Welt hineingesunken und daraus neu auferstanden ist. ... S. 190 f.
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Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Edith hat geschrieben:
Ermi hat geschrieben: Dirk, Du hast recht, wer nicht in einer Gemeinschaft leben kann, kann auch nicht als Eremit/in leben.
Ach?
Heißt das, daß Eremiten/Innen vorher in einem Kloster gewesen sein müssen ?
Na, die RB empfiehlt das ja zumindest sehr...

RB1, Die Arten der Mönche, 3-5:

"...Die zweite Art sind die Anachoreten, das heißt Einsiedler. Nicht in der ersten Begeisterung für das Mönchsleben, sondern durch Bewährung im klösterlichen Alltag und durch die Hilfe vieler hinreichend geschult, haben sie gelernt, gegen den Teufel zu kämpfen. In der Reihe der Brüder wurden sie gut vorbereitet für den Einzelkampf in der Wüste. Ohne den Beistand eines anderen können sie jetzt zuversichtlich mit eigener Hand und eigenem Arm gegen die Sünden des Fleisches und der Gedanken kämpfen, weil Gott ihnen hilft."

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Das Problem ist auch, dass man ohne Kontakt zu anderen Menschen niemanden hat, an dem man heilig werden kann. Praktisch gesehen braucht man Menschen, an denen man die Nächstenliebe üben kann, die durch ihr Verhalten aufdecken, was im eigenen Herzen noch nicht in Ordnung ist, die uns aufregen und mit denen wir gar nicht klar kommen. Als Eremit hat man das alles nicht, wie soll man da heilig werden und zur Vollendung gelangen? Nur, wenn man sich vorher in der Gemeinschaft bewährt hat!

Überspietzt ausgedrückt: Alleine kann sich jeder relativ leicht heilig (und heil) fühlen, aber im Kontakt zu anderen Menschen (in christlicher Gemeinschaft) wird viel aufgedeckt, was noch nicht heil und heilig ist, was sonst verborgen bliebe und unbearbeitet. Diese Schwelle auf dem Weg zur Heiligkeit sollte zuerst überwunden sein, bevor man sich in Einsamkeit begibt. Noch überspitzter ausgedrückt: Ein Eremit sollte kein Almöhi sein, der sich in die Einsamkeit zurückzieht, weil er mit den Menschen nicht klarkommt.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Ralf, ich sehe da keinen Widerspruch. Dass Eremiten viel zu tragen haben setzt eben das Geklärtsein der Dinge voraus, die nur in Gemeinschaft geklärt werden können.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Ralf hat geschrieben: Es darf nicht darum gehen, als sei das eine besser oder wichtiger als das andere. Warum immer Hitlisten aufstellen? Gott beruft wen Er will zu was Er will. Fertig.
Kein Zweifel daran. Eine Berufung ist immer persönlich. Es geht ja nur darum zu unterscheiden, ob die Berufung wirklich von Gott kommt. Dafür gibt es Hilfen, die allerdings nicht paragraphenmäßig anzuwenden sind. Eine solche Unterscheidungshilfe, die sich in der Tradition der Kirche herausgebildet hat, ist das sich Bewähren in der Gemeinschaft. Dafür habe ich versucht, einen Grund anzugeben. Sonst nichts.

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Eine Gemeinschaft muß nicht unbedingt ein Kloster sein. Bruder Klaus war verheiratet und somit auch in einer Gemeinschaft eingebunden. Ich meine aber, wenn ein Eremit nicht im Alltag zurechtkommt – denn im Grunde genommen, sind wir alle in einer großen Familie (Gemeinschaft) verankert – dann kommt er erst recht nicht in der Einsamkeit zurecht.

Allerdings, wenn ich warten muß, bis ich die Schwelle der Heiligkeit erreicht habe, wie es Dirk meint, dann werden diejenigen, die in die Einsamkeit berufen sind, nicht ans Ziel kommen. Gott führt den Menschen zur Heiligkeit (Vollendung) durch seine Gnade, egal ob in Gemeinschaften oder auch in der Einsamkeit lebend.

Eremit heißt doch nichts anderes, als ein <Anachoret> den Ruf Gottes zu folgen! :roll: :)
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Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Ermi hat geschrieben: Allerdings, wenn ich warten muß, bis ich die Schwelle der Heiligkeit erreicht habe, wie es Dirk meint, dann werden diejenigen, die in die Einsamkeit berufen sind, nicht ans Ziel kommen. Gott führt den Menschen zur Heiligkeit (Vollendung) durch seine Gnade, egal ob in Gemeinschaften oder auch in der Einsamkeit lebend.
Ich habe von dem Überwinden einer Schwelle auf dem Weg der Heiligkeit gesprochen (man könnte auch - weniger missverständlich "Heilung" sagen). Der Weg ist auch danach noch weit genug..

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Renata
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Beitrag von Renata »

Was mir zu einigen der letzten Beiträgen eingefallen ist (erst die Überwindung in der Gemeinschaft, dann das Leben in der Einsamkeit): wieso muß der Weg zur Heiligkeit des Menschen immer schwierig und dornenreich oder etwa in der Art eines Fitnessparcours angeordnet sein? Thomas Merton - den es ja auch sehr zum Eremitentum gezogen hat - schreibt in "Der Berg der Sieben Stufen", daß es ihn verlangt habe nach einem Orden, wo er einfach in die Tiefe wachsen konnte unterm Blicke Gottes (<- hoffentlich habe ich das halbwegs richtig zitiert). Könnte man das nicht analog auf das Eremitentum - oder vielleicht auf jede Lebensform - anwenden?

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aegidios
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... eine bemerkenswerte anregung ?

Beitrag von aegidios »

Gott ist Der Einsiedler.

In unerreichbarem Lichte wohnend, getrennt durch eine unendlich unüberbrückbare Kluft von seinen Geschöpfen. Sie umarmt er von Ewigkeit zu Ewigkeit mit unendlicher Liebe und wartet, daß auch sie, seine Geschöpfe, ihn umarmen.

Jesus Christus Gottes Sohn ist der Einsiedler. Unverstanden von den Seinen, einsam in seinem Wissen um seines Vaters Willen und Führung, einsam in Gethsemani, einsam am Kreuz, verlassen und teils verhöhnt von den Mitmenschen, leidet er grausames Alleinsein inmitten eines unendlichen und kalten Universums.

O Herr Jesus Christus du Sohn des lebendigen Gottes erbarme dich meiner.

Laß dein unendliches Licht der Wahrheit über das Erdenrund leuchten.

Amen ja komm Herr Jesu; die Gnade des Herrn Jesus mit allen.

Der Einsiedler führt das Fuge Tace Quiesce der Eremiten durch, Fliehe, Schweige, Ruhe in Gott. Fern von dem, was Menschen für Welt halten, ist er im Gebet, im Herzen näher bei aller Welt als manch ein Mitmensch, der im Welt-Treiben dahintrudelt.

Der Eremit trägt in seinem Herzen all die Leiden von Menschen und Tieren seit Anbeginn des Lebens, und er trägt sie vor Gott, der Unglaubliches tat und tut, seine Geschöpfe zum endgültigen Heil zu führen.

"Einer nur ist heilig, einer nur der Herr, Jesus Christus in der Herrlichkeit des Gottes Vaters AMEN."

In seinem Licht durchstrahlt Gott alles Leiden und alles Dunkel, das es jemals gegeben hat und noch geben wird, bis der Herr wiederkommt, alles zu richten und seinen Thron aufzustellen, unendliche Seligkeit zu etablieren bei allen Geschöpfen.

"Und alle Geschöpfe auf dem Land und auf den Meeren, alles was lebt hörte ich sprechen: Ihm der auf dem Thron sitzt und dem Lamm gebühren Lob und Herrlichkeit und Macht und Anbetung in alle Ewigkeit AMEN."

http://home.germany.net/dr.e.meier/sites.htm
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aegidios
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... erst die gemeinschaft ?

Beitrag von aegidios »

ermi schreibt :

Eine Gemeinschaft muß nicht unbedingt ein Kloster sein. Bruder Klaus war verheiratet und somit auch in einer Gemeinschaft eingebunden. Ich meine aber, wenn ein Eremit nicht im Alltag zurechtkommt – denn im Grunde genommen, sind wir alle in einer großen Familie (Gemeinschaft) verankert – dann kommt er erst recht nicht in der Einsamkeit zurecht.

......

ein interessanter gedanke,
auch raimundus llullus war verheiratet und andere hat es aus den gemeinschaften, in denen sie lebten "herausgetrieben". muss die gemeinschaft deshalb voraussetzung für die einsiedelei sein ?
ich meine nein und möchte den vrangegangenen gedanken von ralf noch ein wenig vertiefen.
wieso stellen wir uns das alltägliche leben immer so weltlich vor und unterstellen gott, dass er gar nicht präsent sei.
einer schrieb ... man muss schon kritisch prüfen, wer sich zum eremiten berufen fühlt und ein anderer zitiert das kanonische recht.
aber waren es nicht immer die komplizierteren geister, die "querulanten und abweichler" im grossen - wie im kleinen, die ihren weg mit gott gingen ?
gott ist immer da und gott ruft immer nach den menschen und wer den ruf gottes verspürt, der soll ihm gefälligst auch folgen ... ist es nicht sein weg, dann wird er möglicherweise scheitern, aber er hat seine erfahrung gemacht und wenn er sie gebührend betrachtet, kann ihn auch eine erfahrung über sein scheitern näher zu gott bringen.
vielleicht liegt es in der heutigen zeit auch daran, dass sich so viele, die sich berufen fühlen - ob zum ordensleben oder zur einsiedelei - lieber leidend dem alltagsleben unterwerfen, statt offenherzig und freimütig ihrem drang zu gott zu folgen ...
... weil sie sich nicht nur ihrem weltlichen umfeld gegenüber rechtfertigen, sondern auch dem geistlichen umfeld gegenüber beweisen müssen ?!?
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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Amen! Das soll nicht heißen, wir sollen mit diesem Thema aufhören, sondern Amen heiß, sich in Gott festmachen!! :)
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Beitrag von Ermi »

„Zieh weg aus deinem Land“ (Gen.,12,1) - und bei 15,1 heißt es dann: “Fürchte dich nicht, ich bin dein Schild“ …. Und „Abraham glaubte dem Herrn.“ Gott will sich als lebendiger Schild um den Wanderer Abraham stellen, und Abraham „macht sich fest“ in Gott. Das hebräische Wort für <glauben> heißt <he-emin>: sich festmachen in Gott. Aus diesem he-emin stammt das Amen. (Bours)

„Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest!“ (Gen.32,27) Sich klammern an den, der einem die Lebensmaske vom Gesicht reißen will – und die unerhörte Erfahrung machen, dass dieser Andere der Segnende ist! (Bours)
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Ermi
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Beitrag von Ermi »

mal hat geschrieben: Was macht das eremitische Charisma aus? Ich denke, es muss doch auch etwas mit Wüste zu tun haben. Ist in Deutschland zwar etwas rar die Wüste. Oder, Frage ans Forum: Woran denkt ihr bei Wüste hier bei uns??
Pax et Bonum
mal
Was macht das eremitsche Charisma aus? Der/die Eremit/inn trägt z.B. ein Gebetsanliegen allein vor Gott hin und wenn die Antwort von Gott für längere Zeit ausbleibt, dann kann es zu einer Gebets-Wüste werden. :roll:
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max72
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Beitrag von max72 »

Ermi hat geschrieben:Wüste. Oder, Frage ans Forum: Woran denkt ihr bei Wüste hier bei uns??
Also eine Grossstadt, in der man alleine und verborgen wohnt, kann ganz schoen was wuestenhaftes an sich haben. Anonym, Einsamkeit...

Ich kenne auch eine kleine "semi-erimitische" Karmelbruedergemeinschaft. Die leben an einem Ort, den viele tatsaechlich als "Agrarwueste" bezeichnen wuerden. Flach, nur Felder, kaum Baum ider Strauch zwischen den Feldern...

Gruss

Max

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Ralf hat geschrieben:Weiß denn jemand von Euch, wie so das "Gebetspensum" von Diözesaneremiten aussieht. Vielleicht kennt ja jemand Beispiele.

Wieviel vom Stundengebet, wie oft Anbetung (haben alle Eremiten diese Möglichkeit bei sich zuhause, sprich einen Tabernakel, oder direkt eine Kapelle um die Ecke), wie oft Eucharistiefeier (täglich?), wie oft Rosenkranz, gibt es solche, die das Herzensgebet pflegen etc.

*neugierigfrag*
Es wäre die gleiche Frage: wieviel Stunden liebst Du?? :ratlos:

Sicher beten die Eremiten/innen je nach Berufstätigkeit zwischen 2 und 6 Stunden.
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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Ich freue mich immer, wenn der Humor nicht zu kurz kommt. :argue:

MAL was Du schreibst gehört schon zum Eremitenleben, doch manchmal denke ich mir, der Heilige Franziskus, wenn er in der Einsamkeit war, er hatte nur ein schlichtes Kreuz vor sich, sonst nichts. Selbst die Teilnahme an der Eucharistiefeier war da nebensächlich. Und doch war ihm Gott nahe in seiner Entblösung des geistlichen Lebens!?
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Peter
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Beitrag von Peter »

Ich habe den Thread nicht so sehr verfolgt, da ich erst seit kurzem neu-eingestiegen bin.

Allerdings gibt es einige Eremiten — soviel ich weiß, ich kenne sie nicht persönlich — im deutschsprachigen Belgien. Wir sind mit dem dortigen Foyer de Charité (in Moresnet) sehr verbunden und der dortige Père erzählte uns von einigen Eremitagen in Moresnet und Umgebung …

(Aber das ist wohl eher Bistum Lüttich – wiewohl vermutlich deutschsprachig.)

Ich muss ohnehin demnächst in Moresnet anrufen und kann mich gerne näher erkundigen.

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Hallo Ralf, wahrscheinlich habe ich da einen mißverständlichen Ausdruck gebraucht: die Teilnahme an der Eucharistiefeier war für den Hl. Franziskus, wenn er in der Einsamkeit war, etwas nebensächliches . Was ich ausdrücken wollte, war dies. Es gibt in der eremitschen Berufung ein von Gott herausgenommen sein, wo selbst die Teilnahme an einer Eucharistiefeier in den Hintergrund rückt, wobei die Liebe zur Eucharistie ungebrochen bleibt.
Charles de Foucauld konnte 6 Jahre keine Eucharistie feiern. Mein Freund, Père Paul de la Croix konnte 3 Jahre keine Eucharistie feiern.

Die Liebe zur eucharistischen Gegenwart des Herrn hat, wie ich meine, bei allen Eremiten/innen, ob als Diözesaneremit/in sind oder nicht, einen hohen Stellenwert, auch wenn es Zeiten gibt, wo die Eucharistie (auch die Teilnahme an einer Eucharistiefeier) in den Hintergrund treten kann.
Wir können in diesem Forum weiterfragen, warum Gott, Menschen herausreißt (Anachoret), damit der Mensch, „Gott in seiner Furchtbarkeit und in seiner puren Liebe begegnen kann“, wie ich es einmal gelesen habe. Darin sehe ich auch die Gemeinsamkeit der verschiedenen eremitischen Lebensweisen, obwohl es dann verschiede praktische Lebensformen geben kann. Diözesaneremiten/innen stehen da besonders unter dem Schutz eines Bischofs.
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Cicero
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Beitrag von Cicero »

mal hat geschrieben:Ich denke, jeder Mensch wird irgendwann einmal allein - ohne Mama und Papa, ohne Freunde, ohne Oberen oder Bischof vor Gott stehen. Im Tod. Und daran - unter anderem erinnert doch der Eremit, oder nicht?
Nicht erst im Tod.

Auch im leben
Im hier und jetzt
Ist jeder mensch
Egal wie eng
Er in gemeinschaft
Mit anderen menschen
Verwoben ist
In den tiefsten tiefen
Seines inneren
Immer
Allein

Vor Gott

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

mal hat geschrieben:Ich denke, Ermi, dass ER herausreißt, um Zeichen zu setzen.
Und das Wort von Gott als dem Mysterium tremendum et faszinosum steht, wenn ich mich nicht irre, bei Rudolf Otto?
mal
B. Schellenberger! siehe: Manchmal furchtbar... :roll:
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Ermi
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Fasten

Beitrag von Ermi »

Ralf hat geschrieben:Danke für Eure letzten Beiträge, wirklich schön!

Mal eine Frage (oder auch "mal, eine Frage" :) ): welche Rolle spielt denn bei Diözesaneremiten im allgemeinen das Fasten, und zwar das richtig Körperliche "mit ohne" Essen und so (und das frage ich in der Osterzeit :shock: )?
Ich konnte mich des öfteres mit Pater Nikodem unterhalten. Er pflegt häufig das Fasten im klassischen Stil - Wasser(Boullion) und Brot - für ca. 1 Monat. Die dabei gemachten Erfahrungen sind unterschielich gewesen. Meist positiv. Allerdings es braucht eine gute Gesundheit und eine gesunde Psyche.
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Beitrag von Ermi »

Hallo Ralf!

Das Fasten gehört nicht zum Wesen eines eremitschen Lebens, egal, ob als Diözesaneremit/in oder als Wüsteneremit. Die meisten Eremiten/innen, die ich kennenlernen durfte, sind keine ausgesprochenen Fastenasketen, weil es ist ein Unterschied, ob ich nur ein Jahr als Eremit/in lebe oder diese Berufung als eine Lebensaufgabe für längere Jahre vorhabe.

Sowohl bei den Wüstenvätern, wie auch im russischen Starzentum gab es auch da unterschiedliche Ausrichtungen, betreffs Fasten oder anderer asketischer Lebensweisen.
Wohl gibt es einzelne Berufungen von Gott her, wo der einzelne zum spezifischen Fasten berufen ist. Andere Eremiten/innen sind wieder mehr zum Gebetsdienst aufgerufen oder sonst eine andere Ausrichtung.
Summa summarum würde ich sagen: Ob Diözesaneremit/in oder andere eremitische Lebensweisen, alle sind im Wesentlichen für die <Einsamkeit in Gott> hineinberufen.

Vielleicht kann diese Frage: <Einsamkeit in Gott>, gerade auch für Diözesaneremiten/innen, noch mal hier durchdacht werden? :)
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Beitrag von Ermi »

mal hat geschrieben:Muss ich sofort nachfragen: Was ist >Einsamkeit in Gott<???
:kratz:
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mal
Paulus schreibt: "in Ihm sind wir, in Ihm bewegen wir uns - die Stelle habe ich nicht auswendig im Kopf - Da meine ich, daß jeder Mensch in Begleitung anderer Glaubensschwestern und -brüdern sich in Gott, auf Gott hin sich bewegt. Der Eremit/in allein, als Einsamkeit in Gott. :?: :roll:
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Re: Protest!

Beitrag von Ermi »

Ich möchte doch noch die <Einsamkeit in Gott> etwas mehr differenzieren. Vielleicht kann uns da die Bibelstelle Ex. 24,18 weiterhelfen. „Moses ging in die Wolke hinein, stieg den Berg hinauf und verblieb 40 Tage und 40 Nächte auf dem Berg.“
Für mich bedeutet das Bild von der Wolke ein wirkliches <Allein> sein in Gott. Gott ist somit in der Wolke verborgen. Jeder, der schon einmal in einer Wolkenwand beim Bergsteigen war, weiß, wie schnell eine Hütte verfehlt werden kann, obwohl diese Hütte nur 10 Meter von ihm entfernt ist. So meine ich, wenn der Eremit/in in diese Wolke Gottes hineinberufen wird, dass es da nichts mehr gibt, an dem sich der/diejenige festhalten kann.
Als Hilfsmittel stehen da nur der Kompaß (Glaube) und die Hoffnung (Höhenmesser) zur Verfügung. Mystiker würden sagen: „Im Glauben sehen können“. :roll:
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