Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück
Verfasst: Donnerstag 22. April 2010, 17:22
Sehr richtig. In einer Trappistenabtei, in der alle Postulanten auch aufgenommen werden, läuft definitiv etwas falsch.
In der Statistik wird zwischen Nicht-Chor-Professen (PSNC) und Konversen (CVS) unterschieden. Wo liegt der Unterschied? (In Mariawald gibt es nach dieser Statistik 1 PSNC und 2 CVS.)HeGe hat geschrieben:Mit den außerhalb des Klosters Lebenden dürften eher Mönche gemeint sein, die offiziell noch dem Konvent angehören, aber außerhalb der Gemeinschaft leben. Diese sind auch in der offiziellen Statistik des OCSO als "Absent" vermerkt.
Auch wenn es hier sicher noch jemanden gibt, der da mehr weiß und vielleicht eine genauere Auskunft geben kann, ist der Unterschied m.E. schon erheblich.Galilei hat geschrieben:In der Statistik wird zwischen Nicht-Chor-Professen (PSNC) und Konversen (CVS) unterschieden. Wo liegt der Unterschied? (In Mariawald gibt es nach dieser Statistik 1 PSNC und 2 CVS.)
HeGe hat geschrieben:Die Nicht-Chor-Professen dürften hingegen Mönche des neuen Typs sein, die zwar in der Abtei leben, aber vom Chorgebet befreit sind.
Nun ja, auch indem man sie zu Mönchen neuen Typs erklärt hat, werden aus "Klosterbrüdern" keine Chormönche. Die Tradition weiß eben noch, das man auch und gerade im Kloster nicht alles mit dem Bügeleisen der egalité platt machen kann.Galilei hat geschrieben:HeGe hat geschrieben:Die Nicht-Chor-Professen dürften hingegen Mönche des neuen Typs sein, die zwar in der Abtei leben, aber vom Chorgebet befreit sind.
Operi Dei nihil præponatur.
aber jetzt stellt euch mal vor, dass es nicht der abt ist, der die postulanten "entlässt", sondern dass es die postulanten selber sind, die vielleicht wegen der allzu weltfremden strenge seine reform durchführen willcantus planus hat geschrieben:Es ist gut, dass Abt Josef hier mit Klugheit und Sorgfalt vorgeht, und nicht den schnellen "Erfolg" sucht.
Diese Aussage überrascht mich, westmalle. Erstens ist es ja ganz normal, daß Postulanten von selbst gehen, weil sie eben feststellen, daß das mönchische Leben jedenfalls dieses Klosters nicht ihre Berufung ist. Dazu dient ja gerade die Prüfungszeit (eine Prüfung von beiden Seiten) des Postulats. Aber zweitens weiß ich nicht, was du mit "allzu weltfremder Strenge" meinst? Zum einen war das doch von Anfang an klar, daß eine Rückkehr zur alten Disziplin auch eine größere Strenge bringen würde; das war ja doch wohl gerade der Sinn der Sache, und ist letztlich das Kennzeichen jeder großen monastischen Reformbewegung gewesen. Laxe Klöster haben wir wahrlich genung! Zum anderen kann ich mit dem Wort "weltfremd" in diesem Zusammenhang nichts anfangen. Nichts ist einem Kloster doch angemesserner, als welt-fremd zu sein.Westmalle hat geschrieben:aber jetzt stellt euch mal vor, dass es nicht der abt ist, der die postulanten "entlässt", sondern dass es die postulanten selber sind, die vielleicht wegen der allzu weltfremden strenge seine reform durchführen willcantus planus hat geschrieben:Es ist gut, dass Abt Josef hier mit Klugheit und Sorgfalt vorgeht, und nicht den schnellen "Erfolg" sucht.
Ich gehe mal davon aus, dass die das Stundengebet privat verrichten, insofern hätte ich vielleicht besser "vom gemeinsamen Chorgebet befreit" geschrieben.Galilei hat geschrieben:HeGe hat geschrieben:Die Nicht-Chor-Professen dürften hingegen Mönche des neuen Typs sein, die zwar in der Abtei leben, aber vom Chorgebet befreit sind.
Operi Dei nihil præponatur.
Ich besuche das Kloster nun seit vielen Jahren regelmäßig und wenn ich mal zählen würde, wieviele Kandidaten und Postulanten ich in der Zeit habe kommen und gehen sehen, käme ich da auf eine erkleckliche Zahl.Westmalle hat geschrieben:aber jetzt stellt euch mal vor, dass es nicht der abt ist, der die postulanten "entlässt", sondern dass es die postulanten selber sind, die vielleicht wegen der allzu weltfremden strenge seine reform durchführen willcantus planus hat geschrieben:Es ist gut, dass Abt Josef hier mit Klugheit und Sorgfalt vorgeht, und nicht den schnellen "Erfolg" sucht.
Quelle: http://www.kloster-mariawald.de/media/r ... _gez_.pdfFörderverein der Abtei Mariawald hat geschrieben:Abt Josef berichtet, dass derzeit 14 Brüder in der Abtei Mariawald leben sowie 2
Novizen, 1 Bewerber in der zeitlichen Profess, 1 Postulant und 1 Oblate. Zusätzlich
gibt es noch 3 externe Mitbrüder.
Abt Josef bezeichnet den Umgang mit dem Nachwuchs als schwieriges Unterfangen.
Es sind immer wieder Männer am mönchischen Leben interessiert, doch jeder Bewerber
muss auf seine Eignung geprüft werden.
Da scheint der Protokollführer des Fördervereins nicht ganz aufgepasst zu haben: Der Nachwuchs ist schon in der Anzahl von 14 Konventsmitgliedern enthalten. Hier mal eine drastischere Darstellung der Zahlen:HeGe hat geschrieben:Abt Josef berichtet, dass derzeit 14 Brüder in der Abtei Mariawald leben sowie 2
Novizen, 1 Bewerber in der zeitlichen Profess, 1 Postulant und 1 Oblate. Zusätzlich
gibt es noch 3 externe Mitbrüder.
Und was ist mit den anderen?Westmalle hat geschrieben:-> Die Hälfte des Konvents nimmt nicht am Chorgebet teil! Davon sind nur zwei aus Altersgründen dispensiert.
Ich denke auch, das ist einfach das Ergebnis des Prozesses, der in den letzten Jahrzehnten als "Normalisierung" und "Modernisierung" des klösterlichen Lebens an vielen Orten stattgefunden hat. Das man damit keine jungen Männer zur Nachfolge gewinnen kann, liegt auf der Hand.Germanus hat geschrieben:Schon vor dem Wechsel zu den älteren Usus war der Gottesdienstbesuch aus verschiedenen Gründen nicht zahlreich. Allerdings kann ich nicht sagen, ob er nach der Umstellung zu den älteren Usus nochmal abgesunken ist. Mit Streik hat das meiner Meinung nach nichts zu tun.
Gruß, G.
Nein. Die Mönche, die derzeit nicht am Chorgebet teilnehmen, haben sich schon zu Zeiten des "Novus Ordo" eine Dispens vom Abt geholt. Eine Ausnahme ist hier der Prior. Er hat anfangs durchaus und mit allem Eifer versucht, den "Alten Ritus" zu erlernen und am Chorgebet teilzunehmen. Aber Mariawald hat bekanntlich mehrere radikale Wendungen in den letzten Jahren durchgemacht. Es ist ganz menschlich, dass das nicht jeder Mönch durchhält und mitmachen kann. Auch die Gehorsamspflicht kennt Grenzen.gallus_cantans hat geschrieben:Ein Streik der Novus-Ordo-Altherren-Mannschaft, könnte man sagen - oder ein mehr oder minder offener Affront gegen Vater Abt...
So ist es. Bis auf den von dir schon genannten P. Prior haben die anderen Mönche auch schon der Reform nicht am gemeinsamen Chorgebet teilgenommen. Bei den beiden Brüdern, die im Konversenstand geblieben sind, ist das ja ohnehin rechtens, zumal diese an der Konventsmesse immer teilnehmen. Ob die recht großzügige Dispensierung ansonsten in jedem Fall opportun war, wird man von außerhalb des Konvents und ohne Kenntnis der konkreten Gründe kaum beurteilen können. Von einem "Streik" aus Anlass der Reformen kann man aber m.E. auf keinen Fall sprechen.Westmalle hat geschrieben:Nein. Die Mönche, die derzeit nicht am Chorgebet teilnehmen, haben sich schon zu Zeiten des "Novus Ordo" eine Dispens vom Abt geholt.gallus_cantans hat geschrieben:Ein Streik der Novus-Ordo-Altherren-Mannschaft, könnte man sagen - oder ein mehr oder minder offener Affront gegen Vater Abt...
Allerdings haben diese beiden Konvers-Brüder vor wenigen Jahren noch FREIWILLIG (und sehr eifrig!) am Chorgebet teilgenommen. Außerdem ist zu sagen, dass sie es sind, die ich in meiner Rechnung als "aus Altersgründen dispensiert" bezeichnet habe.Westmalle hat geschrieben:Bei den beiden Brüdern, die im Konversenstand geblieben sind, ist das ja ohnehin rechtens, zumal diese an der Konventsmesse immer teilnehmen.
Ich weiß von den meisten dispensierten Mönchen die Gründe für die Dispens und ich weiß auch, dass der derzeitige Abt die Dispens NICHT erteilt hätte. Er versucht auch hin und wieder, einige Mönche wieder zum Chorgebet einzuladen. Aber leider ohne Erfolg.HeGe hat geschrieben:Ob die recht großzügige Dispensierung ansonsten in jedem Fall opportun war, wird man von außerhalb des Konvents und ohne Kenntnis der konkreten Gründe kaum beurteilen können.
Ich habe ja auch ausdrücklich gesagt, daß ich nichts beurteilen will. Aber der Umstand daß in einer Abtei ein Gutteil der Mönche nicht am Chorgebet teilnimmt, ohne physisch gehindert zu sein, ist doch objektiv gelinde gesagt außerordentlich. Ich versuche ja nur mir vorzustellen, welcher Grund überhaupt - abstrakt gesehen - ansonsten für eine Dispens überhaupt in Betracht kommen könnte, und da fällt mir erstmal keiner ein.ottaviani hat geschrieben:Das kann man als Außen stehender nie beurteilen
Kommt mir auch merkwürdig vor.Berolinensis hat geschrieben:Ich will mit Sicherheit über niemanden urteilen, aber es fällt mir schwer mir vorzustellen, was außer Alter und Krankheit - also physischer Unmöglichkeit - ein Grund für eine Dispens sein könnte. Das Chorgebet ist doch das absolute Zentrum benediktinischen Lebens, und auch Trappisten sind doch letztlich Benediktiner. Nihil operi Dei praeponatur.
Sollte das nicht dem außerordentlichen Ritus gemäß sein?Berolinensis hat geschrieben:Aber der Umstand daß in einer Abtei ein Gutteil der Mönche nicht am Chorgebet teilnimmt, ohne physisch gehindert zu sein, ist doch objektiv gelinde gesagt außerordentlich.
Ja. Unter den vom Chordienst dispensierten Mönchen ist E I N Eremit (ich glaube er ist sogar diözesan anerkannt). Aber auch Eremiten sollten das Stundengebet (für sich allein) rezitieren. Soweit ich weiß, tut er dies nicht. Doch das ist auch kein Skandal. Es gibt sogar Diözesanpriester, die vom Stundengebet TOTAL befreit sind. Es ist eine Frage der Berufung: Wenn man dem Oberen klar machen kann, dass man Gott besser durch andere DInge dienen kann, dann ist alles möglich.HeGe hat geschrieben:So weit ich weiß, führen einige der Mönche ein mehr oder weniger eremitisches Leben und sind möglicherweise daher vom gemeinsamen Chorgebet dispensiert.
Offiziell sind es psychische Gründe.Berolinensis hat geschrieben:Ich will mit Sicherheit über niemanden urteilen, aber es fällt mir schwer mir vorzustellen, was außer Alter und Krankheit - also physischer Unmöglichkeit - ein Grund für eine Dispens sein könnte.
Schellenberger beschreibt in seinem Buch auch, dass die beiden Pförtner damals wie Eremiten gelebt haben und am Gemeinschaftsleben nicht teilnahmen (waren allerdings wohl Konversbrüder).HeGe hat geschrieben:So weit ich weiß, führen einige der Mönche ein mehr oder weniger eremitisches Leben und sind möglicherweise daher vom gemeinsamen Chorgebet dispensiert. So etwas gibt es durchaus auch in anderen benediktinisch geprägten Gemeinschaften.