Ein Leben voll Lüge, Betrug, eine nichteheliche sexuelle Beziehung und dann durch eine Geburt auffliegen
Ääääh... und, was ist da jetzt schlimm?
(Das mit der Lüge ging ja wohl nicht anders zur damaligen Zeit für eine Frau, die Karriere machen wollte...)
Zu den "Indizien" oder was auch immer:
- bis ins 17. Jahrhundert war ihr Pontifikat im allgemeinen bekannt und als historische Wahrheit akzeptiert
-im 17, Jhd. wollten versch, Einrichtungen der katholischen Kirche versuchen, die "peinlichen" historischen Unterlagen der Johanna zu vernichten, da sie sich wachsenden Angriffen durch den Protestantismus ausgesetzt sah --> hunderte von Büchern + Manuskripten vom Vatikan eingezogen
- Grundsätzliche Argumente der katholischen Kirche:
* das Fehlen jeglicher Erwähnung J.'s in zeitgenössischen Dokumenten
* angeblicher Mangel an ausreichend zeitlichem Spielraum
ABER, dagegen spricht:
- die (zeitgenössische) Kirche hatte ja mehr als 800 Jahre Zeit, jegliche erwähnungen zu tilgen und hat darauf eine beachtliche Energie verwendet
- das war außerdem im 9. Jahrhundert nicht schwer, da es aufgr. der nur in geringen Mengen vorhandenen Aufzeichnungen und Bücher (waren ja fast alles Analphabeten) nicht viel zu tilgen gab (darum ist ja schon die Erforschung dieser ganzen Epoche so schwer)
- Abgesehen vom Liber Pontificalis (von Wissenschaftlern auch als propagandistisches Dokument bezeichnet...) gibt es keine fortlaufende Liste der Päpste des 9. Jhd. --> Papst Benedikt III. zweifelt doch auch keiner an, oder? Und der wird NUR in diesem Liber Pontificalis erwähnt!
- es gibt eine uralte Ausgabe des Liber Pontificalis, in der J. verzeichnet ist
- natürlich hat man sie nicht in zeitgenössische kirchl. Dokumente eingetragen, da die Kleriker sich sonst hätten selber eingestanden, wie sie zum Narren gehalten wurden
- es wurde ja auch als Pflicht betrachtet, nichts an die Öffentlichkeit kommen zu lassen, was der Kirche schaden könnte (so gestand sogar der große Theologe Alkuin, berichte über den Ämterkauf und die Unkeuschheit Papst Leos III. vernichtet zu haben)
- hätte man stattdessen J. das Pontifikat öffentlich für ungültig erklärt, so hätten alle von ihr ernannten Kardinäle, Bischöfe etc. ihr Amt auch wieder verloren... wollten sie natürlich nicht
- der deutsche Historiker Friedrich Spanheim zitierte fünfhundert alte Manuskripte, die Berichte über J.s Amtszeit enthalten (Verfasser u.a. Petrarca und Boccaccio)
- J. ist KEINE Erfindung der Protestanten um die papistische Korruption zu enthüllen, denn ihre Geschichte wurde bereits Jahrhunderte vor Luthers Geburt niedergeschrieben
- außerdem waren die meisten Chronisten J.s Katholiken, die hohe Ämter inne hatten
- bis 1601 stand ihre Statue neben der anderer Päpste in der Kathedrale von Siena, bis sie auf Anordnung Papst Clemens VIII in Papst Zacharias "ausgetauscht" wurde
- 1276 nach einer gründlichen Durchsuchung der päpstl. Akten + Urkunden änderte Papst Johannes XX seinen Amtsnamen in Johannes XXI, als offizielle Anerkennung des Pontifikats Johannas als Papst Johannes VIII.
- J.s Geschichte stand in offiziellen kirchl. Reiseführern der Stadt Rom, die mehr als 3 Jhd von Pilgern benutzt wurden
- Prozess gegen "Ketzer" Johannes Hus 1413: er predigte, der Papst sei nicht unfehlbar... zu seiner Verteidigung führte er viele Beispiele an, da Päpste gesündigt oder Verbrechen begangen hatten. Alle diese "Anklagen" wurden als unrichtig zurückgewiesen, AUSSER: "Päpste sind viele Male der Sünde und dem irrtum anheimgefallen, so zum Beispiel, als Johanna zum Papst gewählt wurde, obwohl sie eine Frau war." Kein einziger der Anwesenden Kleriker erhob Einspruch gegen diese Behauptung.
-Das Zeitproblem: Beleuchtung früher päpstl. Dokumente: genaues Todesjahr Leos IV. ist NICHT bekannt, nur der Tag (17. Juli) .. so kann man aus 853 leicht 855 machen
- sowas kommt häufig vor... die Bourbonisten datierten die Regierungszeit Ludwigs XVII. schlicht und einfach vom Todestag seines Bruders an und übersprangen damit keinen geringeren als Napoleon Bonaparte (und der ließ sich nun wirklich nicht aus allen historischen Quellen entfernen...)
- weiterer Hinweis darauf, daß es wohl mal einen weiblichen Papst gegeben haben muß:
* sogenannte "Sesselprüfung", war mehr als 600J. Bestandteil der Papstweihe... also dem papst wurde durch diesen Stuhl unten ran gegriffen um zu überprüfen, ob er auch wirklich ein Mann ist... die Zeremonie wurde bis ins 16. Jahrhundert beibehalten
* die "gemiedene Straße": die Prozessionen vom Papstpalast zum Petersdom fanden früher auf der Via Sacra statt (ist auch der kürzeste Weg) . nach der Üverlieferung starb J. auf dieser Straße- seitdem wurde die Straße v. päpstl. Proz. gemieden
...
So. Nun sagt was dazu