"Pro Reli" in Berlin

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cantus planus
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von cantus planus »

Wolffsohn zeigte sich erschrocken darüber, wie ahnungslos viele Christen über ihre Wurzeln seien. Er sei deshalb für „Pro Reli“. Als Vater schulpflichtiger Kinder habe er allerdings schlechte Erfahrungen mit dem Religionsunterricht gemacht: „Wir mussten zu Hause Nachhilfe leisten, weil im Religionsunterricht über alles gesprochen wurde – von Wehrdienstverweigerung bis zu Teufelssekten – nur nicht über Religion.“
Der Mann hat vollkommen recht.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

burgensis
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"Pro Reli" gescheitert

Beitrag von burgensis »

Die Initiative "Pro Reli" ist beim heutigen Volksentscheid klar gescheitert. Zu Denken gibt besonders die Wahlbeteiligung von unter 3 Prozent...

http://exsultet.net/?p=145

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Juergen
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Juergen »

Nicht nur, daß nur wenige Leute hingegangen sind, diejenigen, die hingegangen sind haben auch noch mit Nein gestimmt.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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overkott
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von overkott »

60 Jahre systematische Entchristianisierung durch Nationalsozialismus und Sozialismus in Berlin lassen sich nicht innerhalb von 20 Jahren aufarbeiten. Es ist bedauerlich, dass Berlin seinen Schülern nicht mehr Wahlfreiheit lässt. Die Kirche hat einer breiten Mehrheit der Stadt die befreiende Botschaft Christi offenbar noch nicht verständlich machen können. Katholische Lehrer und Schüler sind jetzt verstärkt aufgefordert, ihren Glauben, ihr theologisches Verständnis und ihre Themen in den Ethikunterricht einzubringen.

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ar26
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von ar26 »

:hmm: Es gibt wohl doch kein richtiges Leben im Falschen :hmm:
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

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Peregrin
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Peregrin »

Bin gespannt, welcher Kardinal jetzt zum Boykott des Ethikunterrichts aufrufen wird.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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LaudaSion
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von LaudaSion »

Juergen hat geschrieben:Nicht nur, daß nur wenige Leute hingegangen sind, diejenigen, die hingegangen sind haben auch noch mit Nein gestimmt.
Ich [Punkt]
Aber ich war in meinem Wahllokal hier in Kreuzberg der einzige; weder beim Betreten noch Verlassen kam mir jemand entgegen; noch beobachtete ich nach meiner Rückkehr vom Hochamt, dass sich jemand in der Nähe des Wahllokals befand....
Das Schlimmste ist: vielen Berlinern war es einfach mal wieder "egal"!
Ich würde vermuten: Berlin ist die Großstadt mit der stärksten "Egal"-Haltung....... :kotz:
Domine, labia mea aperies,
et os meum annunciabit laudem tuam!

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Teutonius
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Teutonius »

Diese "egal"-Haltung ist genau die falsch verstandene Toleranz, nämlich "Erziehung" zu Gleichgültigkeit und Beliebigkeit, die mich so an- :kotz: -[Punkt]

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overkott
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von overkott »

Sicher ist die Situation in Berlin ähnlich wie in Korinth. Und die Aufgabe der Gemeindebildung ähnlich. Da sind viele Menschen mit unterschiedlichen Fragen und Problemen, die angesprochen und integriert sein wollen. Die Eucharistiefeier, in deren Mitte Christus lebt, ist sicher die Mitte der Gemeinde. Aber Liturgie ist kein Selbstzweck und kein Instrument, die Probleme von gestern wieder hochzukochen.

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LaudaSion
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von LaudaSion »

overkott hat geschrieben:Sicher ist die Situation in Berlin ähnlich wie in Korinth.
Eine gewisse Dramatik gewinnt das Ganze allerdings dadaurch, dass Berlin nicht irgendeine Stadt ist, sondern Hauptstadt unseres Landes und eine Metropole mit zunehmend stärkerer internationaler Anziehungskraft, wie auch die Tourismuszahlen zeigen.

Insofern sollten größte Anstrengungen und Initiativen einer Neuevangelisierung gerade auch in Berlin begonnen werden.
Mehr Ordensniederlassungen, eine stärkere Einmischung des Kardinals und hoffentlich auch des neuen Weihbischofs, eine Papstreise nach Berlin.....
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Robert Ketelhohn
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Robert Ketelhohn »

overkott hat geschrieben:Katholische Lehrer und Schüler sind jetzt verstärkt aufgefordert, ihren Glauben, ihr theologisches Verständnis und ihre Themen in den Ethikunterricht einzubringen.
Um Gottes willen. Das kannst du vielleicht – vielleicht! – von im Glauben gefestigten Fünfzehn- oder Sechzehnjährigen erwarten, aber nicht von Zwölfjährigen.

Eine Schlacht ist verloren, aber nicht der Krieg. Den gilt es jetzt weiterzuführen, um unsere Kinder vor den gefletschten Reißzähnen des Molochs zu bewahren, sprich: vor der Hirnwäsche des bolschewistischen Staatsbürgerkundeunterrichts namens „Ethik“. Dem Kaiser, was sein, aber Gott, was Gottes ist. Das Gebot der Stunde heißt: Boykott des schändlichen staatlichen Kindesmißbrauchs.

Die diesen Krieg standhaft weiterführen, denen ist der Palmzweig des Siegers gewiß. Das sind die, welche aus der großen Bedrängnis kommen: »Heil unserm Gotte, der da thront, und dem Lamme.«
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Um das übrigens mal klar zu sagen: Für unbedingt nötig halte ich solchen ver-
pflichtenden schulischen Religionsunterricht, wie er in dem Volksbegehren ge-
fordert wird, keineswegs.

Im Gegenteil, das birgt sogar Gefahren. Zur Erinnerung: Ich war letzten Sommer
drauf und dran, meine Kinder vom (hier in der Mark freiwilligen) schulischen Reli-
gionsunterricht – nein, nicht abzumelden, sondern ausdrücklich angemeldet zu
lassen, aber wegen des inhaltlich unzumutbaren Unterrichts unter Protest fern-
zuhalten. Dann wechselte aber der Lehrer, und wir waren zufrieden.

Die Situation könnte sich aber im Falle verpflichtenden Unterrichts ähnlich stellen,
nur daß ich die Kinder dann vom Pflichtunterricht fernhalten müßte – mit den zu
gewärtigenden Konsequenzen.

Gleichwohl ist die Variante des Religionsunterrichts als eines Wahlpflichtfachs im
Rahmen einer Fächergruppe ein Fortschritt gegenüber dem derzeitigen Berliner
Staatsbürgerkundeunterricht. Als Mittel, den Kindern dieses diabolische Indoktri-
nationsmittel des gottlosen Régimes zu ersparen. Das muß das eigentliche Ziel
sein.

An dieser Erkenntnis, oder jedenfalls an Hilfen und klaren Worten zur Verwirkli-
chung dieses Ziels, mangelt es derzeit. Die Kirche – das heißt: der Bischof – hat
die Pflicht, klar und deutlich auszusprechen, daß gläubige Eltern ihre Kinder kei-
nesfalls solch glaubensfeindlichem Unterricht aussetzen dürfen. Er müßte allen
Eltern einschärfen, ihre Kinder davon fernzuhalten – und dafür notfalls ins Gefäng-
nis gehen, wie einst unterm Régime des gottlosen Kirchenverfolgers Bismarck.

Statt dessen setzt man die Kinder jahrelang diesem Geistesterror aus und wartet
auf den erhofften Erfolg des Volksbegehrens. Was, wenn das fehlschlägt? Wird
dann endlich unter der Mitra bislang ungekannter Mut erwachsen?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Miserere Nobis Domine
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Ja, es kann doch jeder wählen, ob er seine Kinder in den Religionsunterricht schickt. Das ist doch auch heute so.

Tatsächlich geht es doch darum, dass man will, dass die Kinder nicht in Ethik kommen. Gut, jetzt kann man sagen, im Ethikunterricht werde kommunistische Propaganda gemacht etc. Das kann ich nicht beurteilen.

Wenn man sich aber den islamischen Religionsunterricht der "Förderation" (also Mili Görüs) in Berlin anschaut, da bin ich froh, dass diese Kinder auch Ethik kriegen...

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Seraph
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Seraph »

LaudaSion hat geschrieben: Aber ich war in meinem Wahllokal hier in Kreuzberg der einzige; weder beim Betreten noch Verlassen kam mir jemand entgegen; noch beobachtete ich nach meiner Rückkehr vom Hochamt, dass sich jemand in der Nähe des Wahllokals befand....
Das Schlimmste ist: vielen Berlinern war es einfach mal wieder "egal"!
Ich würde vermuten: Berlin ist die Großstadt mit der stärksten "Egal"-Haltung....... :kotz:
Auf dem Bezirksamt in Rixdorf, wo ich Freitag "das beste Teil erwählt" , in dem ich vor Ort briefgewählt habe, hatte ich ganz und gar nicht diesen Eindruck. Schon morgens um achte war dort im Wahllokal Betrieb, woraufhin ich in Optimismus verfallen bin. Die Mehrheit des Bezirks hat denn auch positiv abgestimmt. Ich finde das nach wie vor ein schönes Zeichen.
Ein düsterer Seraph möchte wohl selbst den dreieinigen Gott erschrecken.
(Mother Mary Francis)

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Granuaile
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Granuaile »

Peregrin hat geschrieben:Bin gespannt, welcher Kardinal jetzt zum Boykott des Ethikunterrichts aufrufen wird.
Hoffentlich keiner.
Ethik ist nicht zum vornherein etwas Schlechtes. Auch schliessen sich weltlicher Ethikunterricht und kirchlicher Religionsunterricht nicht gegenseitig aus. Die Ablehnung der "Pro Reli"-Initiative bedauere ich, doch verunmöglicht sie den Religionsunterricht nicht. Sie erschwert "nur" den Kirchen ihre Arbeit, die Kontaktnahme mit interessierten Eltern und Schülern. Es bringt mehr, Energie in die attraktive Gestaltung des kirchlichen Unterrichts zu investieren, als den Ethikunterricht zu bekämpfen.
Zuletzt geändert von Granuaile am Montag 27. April 2009, 12:51, insgesamt 1-mal geändert.

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ottaviani
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von ottaviani »

das ergebnis war doch klar vorherzusehen daß es dafür in berlin keine Mehrheit gibt

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cantus planus
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von cantus planus »

Ich schrieb diesbezüglich schon im alten Strang, dass das erklärte Ziel des Ethikunterrichts die "weltanschauliche Neutralität" sowie die Entfremdung von klassischen religiösen Positionen ist. Ferner sind nicht wenige Lehrer, die dieses Fach unterrichten, klar einer bestimmten ideologischen Richtung zuzuordnen.

Für einen Christen ist dieser Unterricht nur abzulehnen, bzw. standhaft zu ertragen. Solange sich der Staat an dieser Stelle unzulässig in das Elternrecht einmischt, müssen die Eltern, Paten und die Kirchengemeinden klar Zeugnis geben, damit die Kinder etwas über ihren Glauben wissen, und zu glauben lernen.

Da hapert es leider gewaltig. Man sollte das Problem "Ethik-Unterricht" nicht verharmlosen.
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Lioba
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Lioba »

Unsere Jüngste ist bewusst vom liberalen Reli- Unterrricht in Ethik gewechselt und ganz zufrieden. das liegt daran, das ihre Lehrerin den Ethik- Unterricht eher als Vorstufe zum Leistungskurs Philo sieht und Dinge wie Logik und sachliches Argumentieren betont.
Trotzdem habe ich so gut es geht ein wachsames Auge aufs Ganze.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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lifestylekatholik
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von lifestylekatholik »

Lioba hat geschrieben:Unsere Jüngste ist bewusst vom liberalen Reli-Unterrricht in Ethik gewechselt und ganz zufrieden.
Ja, mein Reliunterricht an einem Berliner Gymnasium war faktisch ja schon ein "Ethikunterricht". Katholisches wurde da sowieso fast nicht behandelt.

Ich hätte es allerdings toll gefunden, wenn es dann zumindest außerhalb der Schule ein ansprechendes Angebot gegeben hätte. Aber auch in der Gemeinde und bei der KGI gab's nur schalet Dünnbier.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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LaudaSion
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von LaudaSion »

Seraph hat geschrieben:Auf dem Bezirksamt in Rixdorf... Die Mehrheit des Bezirks hat denn auch positiv abgestimmt. Ich finde das nach wie vor ein schönes Zeichen.
Ganz offensichtlich (und so zeigt es die Wahlstatistik) unterscheiden sich die verschiedenen Berliner Bezirke ganz erheblich....ich glaube Bischof Huber sprach davon, dass deutlich geworden sei, dass durch die Berliner Gesllschaft ein tiefer Riss gehe....

Und Seraph, das ist natürlich tatsächlich ein schönes Zeichen; ich hätte mir das hier auch geünscht :)
Viele Grüße aus dem "wahlträgen" Nord-Kreuzberg,
Lauda
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ar26
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von ar26 »

Abgesehen von Einzellfällen, in denen ein Ethik-Lehrer unabhängig von seiner Weltsicht versuchen wird, seine Schüler zum denken und diskutieren anzuregen, wird doch schon anhand einiger Beiträge hier klar, was der Sinn eines solchen Faches ist - Repression.

Exemplarisch meint ein Nutzer, die Propagandamöglichkeiten eines solchen Faches mit Nichtwissen bestreiten zu können, zugleich aber die Notwendigkeit eines solchen Faches in Bezug auf bestimmte Gruppen und deren Anleitung zur Staatstreue propagieren zu müssen. Q.e.d.

Ich persönlich bezweifle ja, daß sich Jugendliche mit sagen wir mal orientalischem Lebensgefühl durch einen derartigen Unterricht zur Rechtstreue, dem einzigen worauf der Staat überhaupt Anspruch hat, anleiten lassen. Vielmehr wird es darum gehen, daß Prinzip des Konformismus tiefer als es bisher der Fall war, in bürgerlich-familiäre Lebenswelten einzuimpfen, ohne sich dabei der unsicheren Kantonisten in den deutschen Amtskirchen bedienen zu müssen.
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maria reinecke

Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von maria reinecke »

Zwei Dinge im voraus:
1. Ich lebe in Berlin, bin Berlinerin, bin hier zur Schule gegangen, habe hier studiert, u.a. auch Lehramterfahrung an Berliner Gymnasien und habe nicht zuletzt drei Kinder durch ihre Schullaufbahnen pilgern sehen -
2. Es gibt für mich nichts Wichtigeres, Dringenderes als unseren Glauben:

und doch ist mir bei der ganzen Pro- Reli-Aktion in unserer besonderen City nie so richtig wohl gewesen.

Ein einschneidendes Erlebnis möchte ich loswerden und wenigstens einen vorsichtigen Akzent setzen:
Es gab im Kollegium eines Berliner Gymnasiums in den 8-er Jahren eine Art Skandal, wenn auch hinter vorgehaltener Hand: ein Religionslehrer flog auf, weil er unter dem Deckmantel "Religionsunterricht" frank und frei eindeutig kommunistisches Gedankengut unter den Schülern verbreitet hatte, und wie sich herausstellte, über Jahre. Es hieß damals, dass dies kein Einzelfall sei, denn für Infiltrationen welcher Art auch immer wäre der Religionsunterricht best geeignter Freiraum...

Ein anderer Punkt nur angedeutet: ein schlechter Physiklehrer bewirkt im schlimmsten Fall das Desinteresse von Schülern an Physik. Was aber geschieht bei unfähigen Religionslehrern?... Was da oft an Unsinn, Dümmlichkeit, Trivialisierung des christlichen Glaubens gerade auch bei jüngeren, noch so empfänglichen, offenen Kinderseelen verzapft wird, birgt m.E. eine nicht zu unterschätzende Gefahr der bewussten inneren Abkehr vom Glauben später bei den Heranwachsenden. Religionsunterricht verlangt besonders umfassend und gut (aus)gebildete, begabte Lehrkräfte, die auf die zutiefst ernsten, auch ernst gemeinten, herausfordernden, bohrenden Fragen der Kleinen und Großen weder ausweichend noch verharmlosend, verniedlichend etc... antworten können.
Ich selber bin durch meinen Religionsunterricht einst eher wütend über die ganze Sache geworden und damit ins Abseits geraten, musste weit gehen und habe den Glauben ganz woanders empfangen... Vertrauen wir ein bisschen mehr auf die unendlich vielen Möglichkeiten, Augenblicke, Geschehnisse, die der Herr uns in dieser Welt, in der Kultur, Kunst, Musik, in unserem gesamten Leben und Lebensbereich bietet, durch einen Film, eine Reise, eine Dokumentation, eine menschliche Begegnung, ein besonderes Erlebnis... Der Religionsunterricht allein erscheint mir kein Garant für "Mehrwert" in der Gesellschaft - sonst müsste ja im Rest der Republik alles beim Besten sein... (http://www.maria-reinecke.de)

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incarnata
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von incarnata »

maria reinecke hat geschrieben:Zwei Dinge im voraus:
1. Ich lebe in Berlin, bin Berlinerin, bin hier zur Schule gegangen, habe hier studiert, u.a. auch Lehramterfahrung an Berliner Gymnasien und habe nicht zuletzt drei Kinder durch ihre Schullaufbahnen pilgern sehen -
2. Es gibt für mich nichts Wichtigeres, Dringenderes als unseren Glauben:

und doch ist mir bei der ganzen Pro- Reli-Aktion in unserer besonderen City nie so richtig wohl gewesen.

Ein einschneidendes Erlebnis möchte ich loswerden und wenigstens einen vorsichtigen Akzent setzen:
Es gab im Kollegium eines Berliner Gymnasiums in den 8-er Jahren eine Art Skandal, wenn auch hinter vorgehaltener Hand: ein Religionslehrer flog auf, weil er unter dem Deckmantel "Religionsunterricht" frank und frei eindeutig kommunistisches Gedankengut unter den Schülern verbreitet hatte, und wie sich herausstellte, über Jahre. Es hieß damals, dass dies kein Einzelfall sei, denn für Infiltrationen welcher Art auch immer wäre der Religionsunterricht best geeignter Freiraum...

Ein anderer Punkt nur angedeutet: ein schlechter Physiklehrer bewirkt im schlimmsten Fall das Desinteresse von Schülern an Physik. Was aber geschieht bei unfähigen Religionslehrern?... Was da oft an Unsinn, Dümmlichkeit, Trivialisierung des christlichen Glaubens gerade auch bei jüngeren, noch so empfänglichen, offenen Kinderseelen verzapft wird, birgt m.E. eine nicht zu unterschätzende Gefahr der bewussten inneren Abkehr vom Glauben später bei den Heranwachsenden. Religionsunterricht verlangt besonders umfassend und gut (aus)gebildete, begabte Lehrkräfte, die auf die zutiefst ernsten, auch ernst gemeinten, herausfordernden, bohrenden Fragen der Kleinen und Großen weder ausweichend noch verharmlosend, verniedlichend etc... antworten können.
Ich selber bin durch meinen Religionsunterricht einst eher wütend über die ganze Sache geworden und damit ins Abseits geraten, musste weit gehen und habe den Glauben ganz woanders empfangen... Vertrauen wir ein bisschen mehr auf die unendlich vielen Möglichkeiten, Augenblicke, Geschehnisse, die der Herr uns in dieser Welt, in der Kultur, Kunst, Musik, in unserem gesamten Leben und Lebensbereich bietet, durch einen Film, eine Reise, eine Dokumentation, eine menschliche Begegnung, ein besonderes Erlebnis... Der Religionsunterricht allein erscheint mir kein Garant für "Mehrwert" in der Gesellschaft - sonst müsste ja im Rest der Republik alles beim Besten sein... (http://www.maria-reinecke.de)
Solange der Religionsunterricht vorzugsweise von nur historisch-kritisch-Zweifel-sähenden "Theologen" bestritten wird ist es besser Kinder in einen Ethikunterricht zu schicken,wo sie das logische Denken und Grundlagen der Philosophie lernen.Ein ideologischer "Humanismus" sollte allerdings dort nicht verzapft werden nach dem Motto"Religiosität ist mangelhafte Denkfähigkeit und Glaube an Märchen".In den Kirchengemeinden sollte es dafür dann klare Katechesen geben;
für Kinder-aber auch für Erwachsene und vorgelebten Glauben !
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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Robert Ketelhohn
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das Scheitern des von der Initiative »Pro Reli« zunächst noch durchgesetzten Volksentscheids über schulischen Religionsunterricht an sich ist kein Unglück. Daß an öffentlichen Schulen den Kindern der Gläubigen ordentlicher Religionsunterricht als Pflichtfach erteilt wird, ist gut und angemessen in einer vom Glauben der Kirche geprägten Gesellschaft, in den Staatswesen der Völker der Christenheit.

Eine solche Gesellschaft, ein solches Staatswesen haben wir heute aber in deutschen Landen längst nicht mehr, noch sonstwo, vielleicht mit wenigen regionalen Ausnahmen. Die „Kandidaten“ für kirchlich verantworteten Religionsunterricht sind unter den Schülern an sich schon eine – oft sehr kleine – Minderheit, und ohnedies ist nicht einzusehen, weshalb der säkulare, „agnostische“ Staat sich da einschalten und um die Glaubensunterweisung der Christenkinder kümmern sollte.

Wenn er’s doch tut und die Kirche darin unterstützt, ist das prinzipiell gut und hilfreich und wir könenn’s dankbar annehmen, ungeachtet dessen, daß wir dabei auch auf die Inhalte des Unterrichts schauen müssen und sicherstellen, daß die Unterweisung tatsächlich im Sinn der Glaubens- und Sittenlehre der Kirche erfolgt. Denn wir wissen, daß es – abhängig vom konkreten Lehrer vor Ort – daran oft hapert. Das ist jedoch in erster Linie ein innerkirchliches Problem und hat weniger mit dem Einfluß des Staates denn mit dem Versagen der Bischöfe zu tun.

Das Ziel der Initiative »Pro Reli« war also nicht etwa unterstützenswert, weil verpflichtender schulischer Religionsunterricht unbedingt nötig wäre. Nein, das Problem und Ärgernis für uns ist der staatliche „Ethik“-Unterricht, der im sodomitisch regierten Berliner Babylon allen Kindern aufgezwungen wird, eine Art ideologischer Gehirnwäsche in bolschewistischer Manier, welche die Kinder der Gläubigen der Kirche zu entfremden bezweckt.

Wäre es gelungen, durch alternativ wählbaren kirchlichen Religionsunterricht den Zwang zur Teilnahme am staatlichen „Ethik“-Unterricht zu vermeiden, hätte dies für die Gläubigen eine beachtliche Erleichterung bedeutet (wie etwa in der Mark Brandenburg, wo das Schulgesetz bestimmt: »… Schüler, deren Eltern gegenüber der Schule erklären, daß ihr Kind Religionsunterricht anstelle des Faches Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde erhalten soll, und den Besuch eines solchen Unterrichts nachweisen, sind von der Verpflichtung zur Teilnahme am Unterricht in dem Fach Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde befreit. …« [BbgSchulG § 11, Abs. 3]).

Indes ist es anders gekommen, das Beschwernis bleibt bestehen, und die Frage lautet nun, wie wir damit umgehen. Zunächst ist festzuhalten – und darüber sollten sich alle Gläubigen klar werden –:

  1. Die Unterweisung der Kinder der Gläubigen über den Glauben der Kirche kann und darf nur durch die eigenen Eltern und von der Kirche beauftragte gläubige Katechisten (sei es aus dem Laien- oder Priesterstand) erfolgen. Über den Glauben kann nicht agnostisch oder „neutral“ unterrichtet werden, wie es die Lehrpläne für den staatlichen „Ethik“-Unterricht vorsehen. Jeder solche Unterricht durch nicht-gläubige Lehrer ist daher kategorisch abzulehnen.
     
  2. Die Unterweisung der Kinder der Gläubigen über die Religionen der Juden und Heiden, die Jesus Christus als ihren Messias und Heiland ablehnen, kann aus Sicht der Kirche ohne Mißachtung der Wahrheit ebenfalls ausschließlich von ihren Gläubigen erteilt werden, also von den Eltern der Kinder und von kirchlich beauftragten Katechisten. Eine „neutrale“ Position gegenüber jenen Religionen, von welcher aus zu unterrichten die staatlichen Lehrpläne für den „Ethik“-Unterricht vorschreiben, ist aus Sicht der Gläubigen ebenso unwahr und falsch wie diese Religionen selbst und daher inakzeptabel.
     
  3. Der Berliner Rahmenlehrplan für den staatlichen „Ethik“-Unterricht schreibt in den Themenfeldern von Anthropologie, Sittlichkeit und gesellschaftlichen Verhaltensregeln Lehrinhalte vor, die mit dem Glauben der Kirche (und vielfach auch mit profanen philosophischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen) unvereinbar und darum von den Gläubigen als Unterrichtsinhalte ihrer Kinder strikt abzulehnen sind. Dazu einige Beispiele:
     
    1. Der Rahmenlehrplan schreibt vor, ein Menschenbild zu vermitteln, daß von der grundsätzlichen Gleichheit, Gleichstellung o. ä., ja letztlich von der Austauschbarkeit von Mann und Frau in allen Lebensbereichen ausgeht und das politisch im Zuge sogenannter gender-mainstreaming-Maßnahmen durchzusetzen versucht wird.

      Dies Menschenbild ist allein ideologisch und nicht sachlich begründet, zeigt doch der Augenschein ebenso wie die fortschreitende wissenschaftliche Erkenntnis in aller Klarheit die Verschiedenheit und zugleich Komplementarität der beiden Geschlechter, des männlichen und des weiblichen.

      Für die Gläubigen ist diese Feststellung nicht nur in der natürlichen Erkenntnis begründet, sondern zugleich in der göttlichen Offenbarung, die bereits im Schöpfungsbericht die komplementäre Zweigeschlechtigkeit des Menschen hervorhebt. Dies wird in der Heiligen Schrift immer wieder bestätigt und um Grundsätze zum Verhältnis der Geschlechter zueinander ergänzt – exemplarisch im „Ehe- und Familienspiegel“ des Briefs des Apostels Paulus an die Epheser (Eph 5-6) –, welche die vom Lehrplan vorgeschriebene Gleichheit ausschließen und statt ihrer eine hierarchische Ordnung lehren, die zugleich eine Ordnung der Liebe ist.
       
    2. Der Rahmenlehrplan schreibt vor, eine »Gleichberechtigung der Menschen« auch »ungeachtet … der sexuellen Identität« zu behaupten und den Kindern zwangweise zu vermitteln.

      Auch dies Unterrichtsziel widerspricht diametral sowohl der natürlichen Erkenntnis als auch der Lehre der Kirche. Bereits das natürliche Vermögen des Menschen erkennt, wenn es nicht von ideologischen Vorgaben willkürlich getrübt wird, unschwer die Unnatürlichkeit und Krankhaftigkeit der unter dem euphemistischen Begriff von der „sexuellen Identität“ eigentlich gemeinten geschlechtlichen Verirrungen homoerotischer Triebregungen oder gar entsprechender Handlungen, die man traditionell als Sodomie bezeichnet.

      Erst recht verurteilt die Sittenlehre der Kirche jegliche Sodomie als „himmelschreiende Sünde“ und warnt vor ihr. Kinder im Sinne einer angeblichen „Normalität“ der widernatürlichen Unzucht zu indoktrinieren und zu deren Akzeptanz anzuhalten, ist schlimmster Mißbrauch und potentieller Mord an den Seelen der Kinder. Gläubige Eltern – und überhaupt alle Eltern guten Willens – haben die unbedingte Verpflichtung, ihre Kinder davor zu bewahren.
       
    3. Der Rahmenlehrplan schreibt die Einbindung des staatlichen „Ethik“-Unterrichts in eine fächerübergreifende Sexualerziehung vor. Bereits die oben unter (a) und (b) gegebenen Hinweise, erst recht aber die andernorts festgelegten Vorschriften für die Sexualerziehung an den Berliner Schulen zeigen, daß die Lehrer hier an Vorgaben gebunden werden, die mit der Sittenlehre der Kirche unvereinbar sind.

      Abgesehen von der inhaltlichen Problematik gehört das sensible Thema der Sexualerziehung generell nicht in die Schule, sondern in die Verantwortung der Eltern und in den intimen Bereich der Familie. Insbesondere abzulehnen sind hier die gemeinsame Unterweisung von Jungen und Mädchen, die Unterweisung vor der (Schulklassen-)Öffentlichkeit und die jahrgangsweise erfolgende Unterweisung ohne Rücksicht auf individuelle Entwicklungsunterschiede.
       
    4. Als besonderes Erziehungsziel des staatlichen „Ethik“-Unterrichts wird vom Rahmenlehrplan die „Toleranz“ herausgestellt. Dabei wird deutlich, daß „Toleranz“ im religiösen Sinn nach Maßgabe jener Ringparabel verstanden wird, die durch den ausdrücklich angeführten Gotthold Ephraim Lessing und dessen Drama »Nathan der Weise« allgemein bekannt geworden ist.

      Toleranz wird da zur Chiffre für Indifferenz gegenüber der Wahrheit. Eine solche Toleranz (die analog auch auf andere Bereiche übertragen wird, etwa hinsichtlich der Indifferenz gegenüber natürlicher und unnatürlicher Sexualität) steht dem Glauben der Kirche unvereinbar und unversöhnlich gegenüber. Sie ist, wie sich gerade bei Lessing zeigt, ein ausgesuchtes Instrument des Kampfs gegen die Kirche und gegen den Glauben ihrer Glieder. Solcherart „Toleranz“ ist aus christlicher Sicht durch und durch schlecht, sie christlichen Kindern aufzuzwingen darf nicht geduldet werden.
Aus dem Gesagten folgt, daß der „Ethik“-Unterricht des sodomitisch geführten Berliner Stadtrégimes zutiefst unsittlich und anti-ethisch und darauf ausgerichtet ist, den Glauben christlicher Kinder zu untergraben. Der Staat handelt hier unrecht und kann nicht den Gehorsam seiner Untertanen verlangen. Dem Kaiser, was des Kaisers, aber Gott, was Gottes ist.

Christliche Eltern tragen die schwere Verpflichtung, ihre Kinder von diesem monströsen Unterricht fernzuhalten. Noch schwerer wiegt die Verantwortung der Bischöfe, das gläubige Volk entsprechend zu lehren und die Eltern betroffener Kinder in allem zu unterstützen, ja mehr: ihnen voranzugehen im Abwehrkampf gegen den hybriden Anspruch einer bösartigen Staatsmacht.[/color]
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Peregrin
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Peregrin »

Hast Du das schon als Leserbrief verschickt? Der Text würde sich eine breitere Öffentlichkeit verdienen als er sie hier wohl findet.
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Teutonius
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Teutonius »

Robert hat geschrieben:Christliche Eltern tragen die schwere Verpflichtung, ihre Kinder von diesem monströsen Unterricht fernzuhalten.
Nur zu gerne, aber wie?

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ar26
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von ar26 »

Gute Zusammenfassung der Problematik Robert. Vergelt's Gott!

In Anregung Deiner Aufforderung zur Abwehrschlacht würde mich mal interessieren, in wieweit die Verpflichtung zum Ethikunterricht und zum entsprechenden Lehrplan auch für konfessionelle Schulen gilt.

Aus meiner Sicht ist die gehäufte Gründung katholischer Privatschulen die einzige Möglichkeit dem geschilderten Problem auf Dauer legal zu begegnen. Letztlich ist es ja so, daß sich all das, was Robert aufgezählt hat, mehr oder weniger auch in anderen Fächern findet. Die "Sexualerziehung" findet im Rahmen des Biologieunterrichtes statt, die "gender-mainstreaming"-Problematik wird im Gemeinschaftskundeunterricht abgehandelt, religiöse Indifferenz ist ein Merkmal eines Großteils der Literatur der letzten dreihundert Jahre und findet im Fach Deutsch seinen entsprechenden Widerhall. Im Geschichtsunterricht wird das alles nochmal wiedergekäut.

Alles was Robert aufgezählt hat, war Teil meiner Schulbildung bis zur Obertertia, von der Homo-Propaganda bis zu Nathan dem Weisen. Wiedersetzen konnte ich mich dem persönlich erst ab der Untersekunda, wiewohl mein Denken nicht zuletzt auch durch die vorangegangene Schulbildung stark durch falsche Bürgerlichkeit und Liberalismus geprägt war.

Gesetz dem Falle, eine katholische Schule könnte die Unterrichtsinhalte insgesamt katholisch gestalten, müsste aber auch Ethik aufs Programm setzen, dann könnte man dem einfach den Titel "Systematische Darstellung und Zusammenfassung des Modernismus" verleihen. :breitgrins:
Zuletzt geändert von ar26 am Freitag 1. Mai 2009, 00:12, insgesamt 1-mal geändert.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

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Niels
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Niels »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Das Scheitern des von der Initiative »Pro Reli« zunächst noch durchgesetzten Volksentscheids über schulischen Religionsunterricht an sich ist kein Unglück. Daß an öffentlichen Schulen den Kindern der Gläubigen ordentlicher Religionsunterricht als Pflichtfach erteilt wird, ist gut und angemessen in einer vom Glauben der Kirche geprägten Gesellschaft, in den Staatswesen der Völker der Christenheit.

Eine solche Gesellschaft, ein solches Staatswesen haben wir heute aber in deutschen Landen längst nicht mehr, noch sonstwo, vielleicht mit wenigen regionalen Ausnahmen. Die „Kandidaten“ für kirchlich verantworteten Religionsunterricht sind unter den Schülern an sich schon eine – oft sehr kleine – Minderheit, und ohnedies ist nicht einzusehen, weshalb der säkulare, „agnostische“ Staat sich da einschalten und um die Glaubensunterweisung der Christenkinder kümmern sollte.

Wenn er’s doch tut und die Kirche darin unterstützt, ist das prinzipiell gut und hilfreich und wir könenn’s dankbar annehmen, ungeachtet dessen, daß wir dabei auch auf die Inhalte des Unterrichts schauen müssen und sicherstellen, daß die Unterweisung tatsächlich im Sinn der Glaubens- und Sittenlehre der Kirche erfolgt. Denn wir wissen, daß es – abhängig vom konkreten Lehrer vor Ort – daran oft hapert. Das ist jedoch in erster Linie ein innerkirchliches Problem und hat weniger mit dem Einfluß des Staates denn mit dem Versagen der Bischöfe zu tun.

Das Ziel der Initiative »Pro Reli« war also nicht etwa unterstützenswert, weil verpflichtender schulischer Religionsunterricht unbedingt nötig wäre. Nein, das Problem und Ärgernis für uns ist der staatliche „Ethik“-Unterricht, der im sodomitisch regierten Berliner Babylon allen Kindern aufgezwungen wird, eine Art ideologischer Gehirnwäsche in bolschewistischer Manier, welche die Kinder der Gläubigen der Kirche zu entfremden bezweckt.

Wäre es gelungen, durch alternativ wählbaren kirchlichen Religionsunterricht den Zwang zur Teilnahme am staatlichen „Ethik“-Unterricht zu vermeiden, hätte dies für die Gläubigen eine beachtliche Erleichterung bedeutet (wie etwa in der Mark Brandenburg, wo das Schulgesetz bestimmt: »… Schüler, deren Eltern gegenüber der Schule erklären, daß ihr Kind Religionsunterricht anstelle des Faches Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde erhalten soll, und den Besuch eines solchen Unterrichts nachweisen, sind von der Verpflichtung zur Teilnahme am Unterricht in dem Fach Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde befreit. …« [BbgSchulG § 11, Abs. 3]).

Indes ist es anders gekommen, das Beschwernis bleibt bestehen, und die Frage lautet nun, wie wir damit umgehen. Zunächst ist festzuhalten – und darüber sollten sich alle Gläubigen klar werden –:

  1. Die Unterweisung der Kinder der Gläubigen über den Glauben der Kirche kann und darf nur durch die eigenen Eltern und von der Kirche beauftragte gläubige Katechisten (sei es aus dem Laien- oder Priesterstand) erfolgen. Über den Glauben kann nicht agnostisch oder „neutral“ unterrichtet werden, wie es die Lehrpläne für den staatlichen „Ethik“-Unterricht vorsehen. Jeder solche Unterricht durch nicht-gläubige Lehrer ist daher kategorisch abzulehnen.
     
  2. Die Unterweisung der Kinder der Gläubigen über die Religionen der Juden und Heiden, die Jesus Christus als ihren Messias und Heiland ablehnen, kann aus Sicht der Kirche ohne Mißachtung der Wahrheit ebenfalls ausschließlich von ihren Gläubigen erteilt werden, also von den Eltern der Kinder und von kirchlich beauftragten Katechisten. Eine „neutrale“ Position gegenüber jenen Religionen, von welcher aus zu unterrichten die staatlichen Lehrpläne für den „Ethik“-Unterricht vorschreiben, ist aus Sicht der Gläubigen ebenso unwahr und falsch wie diese Religionen selbst und daher inakzeptabel.
     
  3. Der Berliner Rahmenlehrplan für den staatlichen „Ethik“-Unterricht schreibt in den Themenfeldern von Anthropologie, Sittlichkeit und gesellschaftlichen Verhaltensregeln Lehrinhalte vor, die mit dem Glauben der Kirche (und vielfach auch mit profanen philosophischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen) unvereinbar und darum von den Gläubigen als Unterrichtsinhalte ihrer Kinder strikt abzulehnen sind. Dazu einige Beispiele:
     
    1. Der Rahmenlehrplan schreibt vor, ein Menschenbild zu vermitteln, daß von der grundsätzlichen Gleichheit, Gleichstellung o. ä., ja letztlich von der Austauschbarkeit von Mann und Frau in allen Lebensbereichen ausgeht und das politisch im Zuge sogenannter gender-mainstreaming-Maßnahmen durchzusetzen versucht wird.

      Dies Menschenbild ist allein ideologisch und nicht sachlich begründet, zeigt doch der Augenschein ebenso wie die fortschreitende wissenschaftliche Erkenntnis in aller Klarheit die Verschiedenheit und zugleich Komplementarität der beiden Geschlechter, des männlichen und des weiblichen.

      Für die Gläubigen ist diese Feststellung nicht nur in der natürlichen Erkenntnis begründet, sondern zugleich in der göttlichen Offenbarung, die bereits im Schöpfungsbericht die komplementäre Zweigeschlechtigkeit des Menschen hervorhebt. Dies wird in der Heiligen Schrift immer wieder bestätigt und um Grundsätze zum Verhältnis der Geschlechter zueinander ergänzt – exemplarisch im „Ehe- und Familienspiegel“ des Briefs des Apostels Paulus an die Epheser (Eph 5-6) –, welche die vom Lehrplan vorgeschriebene Gleichheit ausschließen und statt ihrer eine hierarchische Ordnung lehren, die zugleich eine Ordnung der Liebe ist.
       
    2. Der Rahmenlehrplan schreibt vor, eine »Gleichberechtigung der Menschen« auch »ungeachtet … der sexuellen Identität« zu behaupten und den Kindern zwangweise zu vermitteln.

      Auch dies Unterrichtsziel widerspricht diametral sowohl der natürlichen Erkenntnis als auch der Lehre der Kirche. Bereits das natürliche Vermögen des Menschen erkennt, wenn es nicht von ideologischen Vorgaben willkürlich getrübt wird, unschwer die Unnatürlichkeit und Krankhaftigkeit der unter dem euphemistischen Begriff von der „sexuellen Identität“ eigentlich gemeinten geschlechtlichen Verirrungen homoerotischer Triebregungen oder gar entsprechender Handlungen, die man traditionell als Sodomie bezeichnet.

      Erst recht verurteilt die Sittenlehre der Kirche jegliche Sodomie als „himmelschreiende Sünde“ und warnt vor ihr. Kinder im Sinne einer angeblichen „Normalität“ der widernatürlichen Unzucht zu indoktrinieren und zu deren Akzeptanz anzuhalten, ist schlimmster Mißbrauch und potentieller Mord an den Seelen der Kinder. Gläubige Eltern – und überhaupt alle Eltern guten Willens – haben die unbedingte Verpflichtung, ihre Kinder davor zu bewahren.
       
    3. Der Rahmenlehrplan schreibt die Einbindung des staatlichen „Ethik“-Unterrichts in eine fächerübergreifende Sexualerziehung vor. Bereits die oben unter (a) und (b) gegebenen Hinweise, erst recht aber die andernorts festgelegten Vorschriften für die Sexualerziehung an den Berliner Schulen zeigen, daß die Lehrer hier an Vorgaben gebunden werden, die mit der Sittenlehre der Kirche unvereinbar sind.

      Abgesehen von der inhaltlichen Problematik gehört das sensible Thema der Sexualerziehung generell nicht in die Schule, sondern in die Verantwortung der Eltern und in den intimen Bereich der Familie. Insbesondere abzulehnen sind hier die gemeinsame Unterweisung von Jungen und Mädchen, die Unterweisung vor der (Schulklassen-)Öffentlichkeit und die jahrgangsweise erfolgende Unterweisung ohne Rücksicht auf individuelle Entwicklungsunterschiede.
       
    4. Als besonderes Erziehungsziel des staatlichen „Ethik“-Unterrichts wird vom Rahmenlehrplan die „Toleranz“ herausgestellt. Dabei wird deutlich, daß „Toleranz“ im religiösen Sinn nach Maßgabe jener Ringparabel verstanden wird, die durch den ausdrücklich angeführten Gotthold Ephraim Lessing und dessen Drama »Nathan der Weise« allgemein bekannt geworden ist.

      Toleranz wird da zur Chiffre für Indifferenz gegenüber der Wahrheit. Eine solche Toleranz (die analog auch auf andere Bereiche übertragen wird, etwa hinsichtlich der Indifferenz gegenüber natürlicher und unnatürlicher Sexualität) steht dem Glauben der Kirche unvereinbar und unversöhnlich gegenüber. Sie ist, wie sich gerade bei Lessing zeigt, ein ausgesuchtes Instrument des Kampfs gegen die Kirche und gegen den Glauben ihrer Glieder. Solcherart „Toleranz“ ist aus christlicher Sicht durch und durch schlecht, sie christlichen Kindern aufzuzwingen darf nicht geduldet werden.
Aus dem Gesagten folgt, daß der „Ethik“-Unterricht des sodomitisch geführten Berliner Stadtrégimes zutiefst unsittlich und anti-ethisch und darauf ausgerichtet ist, den Glauben christlicher Kinder zu untergraben. Der Staat handelt hier unrecht und kann nicht den Gehorsam seiner Untertanen verlangen. Dem Kaiser, was des Kaisers, aber Gott, was Gottes ist.

Christliche Eltern tragen die schwere Verpflichtung, ihre Kinder von diesem monströsen Unterricht fernzuhalten. Noch schwerer wiegt die Verantwortung der Bischöfe, das gläubige Volk entsprechend zu lehren und die Eltern betroffener Kinder in allem zu unterstützen, ja mehr: ihnen voranzugehen im Abwehrkampf gegen den hybriden Anspruch einer bösartigen Staatsmacht.[/color]
:daumen-rauf:
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cantus planus
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von cantus planus »

Robert, eine wunderbare Stellungnahme. Vielen Dank! :klatsch:
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Niels
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Niels »

ar26 hat geschrieben: was Robert aufgezählt hat, war Teil meiner Schulbildung bis zur Obertertia, von der Homo-Propaganda bis zu Nathan dem Weisen. Wiedersetzen konnte ich mich dem persönlich erst ab der Untersekunda, wiewohl mein Denken nicht zuletzt auch durch die vorangegangene Schulbildung stark durch falsche Bürgerlichkeit und Liberalismus geprägt war.
Das ist ja bei vielen das Problem (mir ging es seinerzeit während meiner Oberstufenzeit nicht anders)...
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maria reinecke

Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von maria reinecke »

Anmerkungen zu dem bejubelten Beitrag von R. Ketelhohn, dessen aggressive, "unerlöste" Diktion mitten in der österlichen Zeit ich allerdings ungern noch einmal zitiere. Nur soviel:


[i]„...sodomitisch regierten Berliner Babylon / in bolschewistischer Manier / Kindern zwangsweise zu vermitteln / die Unnatürlichkeit und Krankhaftigkeit der unter dem euphemistischen Begriff von der „sexuellen Identität“ eigentlich gemeinten geschlechtlichen Verirrungen homoerotischer Triebregungen oder gar entsprechender Handlungen, die man traditionell als Sodomie bezeichnet / ... schlimmster Missbrauch und potentieller Mord an den Seelen der Kinder... / Toleranz wird da zur Chiffre für Indifferenz gegenüber der Wahrheit / ... „Toleranz“ ist aus christlicher Sicht durch und durch schlecht, sie christlichen Kindern aufzuzwingen darf nicht geduldet werden.../ sodomitisch geführten Berliner Stadtrégimes einer bösartigen Staatsmacht..."
[/i]

Dazu:

- „Schlimmster (psychischer und physischer) Missbrauch“ und „potentieller Mord an den Seelen der Kinder“ findet erfahrungsgemäß zunächst und vor allem in den Familien statt, hinter geschlossenen Türen, Fenstern und Vorhängen, mitten in den „sauberen“ Provinz-Idyllen vorgezeigter „Wohlanständigkeit“, „Sittlichkeit“ und „Ordnung“.


- Das Böse und Bösartige verlegen wir allzu gern in möglichst weit entfernte Institutionen, Mächte und Gewalten, obwohl wir wissen: es befindet sich zunächst und vor allem in unseren Herzen und Köpfen.
Zu dem merkwürdigen Gebrauch des Begriffs „bösartige Staatsmacht“ darf zumindest angemerkt werden: der Unrechtsstaat „DDR“ ist Vergangenheit! Und den Moloch Ost-Berlin gibt es auch nicht mehr. Haben Sie also keine Angst (mehr) vor der Hauptstadt, sondern kommen Sie raus und schauen Sie und überzeugen Sie sich selbst! Öffnen Sie sich für das 21. Jahrhundert, begeben Sie sich hinein in die offene, freie, inspirierende, lebendige, kulturelle, intellektuelle, demokratische Gegenwart dieser einzigartigen, faszinierenden, ungeschminkt-ehrlichen, sprudelnden, schönen und hässlichen, interessanten, an- und aufregenden City, in der tatsächlich alle Platz haben, ja, auch die von Ihnen Ausgegrenzten, Stigmatisierten, all jene nämlich, die einst aus der „geschlossenen Gesellschaft“ Ihrer kleinkarierten, zur Selbstgerechtigkeit neigenden Dorf- und Stadt-Milieus geflohen sind oder verjagt, vergrault, verfolgt, weggemobbt wurden.


- Über Toleranz lohnt es sich länger nachzudenken. Hier sei in ganzer Kürze nur angedeutet: Toleranz beinhaltet allgemein den grundsätzlichen Respekt vor der Suche eines jeden Menschen nach einem Halt in diesem Leben, nach irgend einem Zipfel Wahrheitsgehalt oder gar „Wahrheit“, die ihm hilft, sein Leben zu ertragen; diese jeweiligen „Wahrheiten“ mögen in unseren Augen banal, lächerlich, abwegig sein und uns gar nicht gefallen, aber derjenige, der sie gerade gefunden hat, befindet sich nun einmal in dieser oder jenen Phase seines Lebens und vermag es nicht besser. Was wissen wir: schon morgen können ihm die Augen aufgehen, und er wird neu aufbrechen, weiter suchen, sich öffnen für mehr und anderes. Allseitig geübte Toleranz in diesem relativen Sinn allen Menschen gegenüber ist schlichtweg notwendig, damit wir nicht im gefährlichen Nur-immer-recht- haben-Wollen steckenbleiben und den Kontakt dabei verlieren; damit wir uns gegenseitig nicht verteufeln und nicht bloß stellen und nicht die Köpfe einschlagen.


- Der christliche Glaube hat notwendigerweise einen inneren Absolutheitsanspruch, denn wir glauben an den Fleisch gewordenen Logos, der Liebe ist und Wahrheit heißt. Diese Wahrheit ist für uns Gläubige in der Tat nicht mehr hinterfragbar. Was wir als wahr erkannt haben, ist für uns absolut wahr, nicht nur ein bisschen oder ziemlich oder relativ. Unsere Forderung an die anderen nach Toleranz kann aber auch nur darauf zielen, dass man uns respektiere. Nicht mehr und nicht weniger.

(Mitten in die Welt hineingestellt, wie sie nun einmal ist, muss sich diese Wahrheit den Bedingtheiten, Nöten, Anforderungen, Angriffen, Feindseligkeiten, Schmähungen, Verfolgungen, Bedrohungen etc. stellen. Das ist nicht gerade neu, sondern seit 2 Jahren so und kann auch gar nicht anders sein. Denn diese Wahrheit ist eben keine Ideologie, sie ist nicht verfügbar, nicht machbar, sondern letztlich Gnade. Diese Wahrheit kann auch nicht verordnet werden, von niemandem, sondern muss nachhaltig, überzeugend empfunden, gespürt, erlebt, weitergegeben, vorgelebt werden. Christus hat keine Lehre hinterlassen, sondern sein Leben für uns gelassen. Sein Leben ist seine Lehre. Mögen wir Ihm nacheifern, vorleben, was wir glauben, in Liebe und Barmherzigkeit: ohne zu richten, auszugrenzen, zu verteufeln, zu urteilen, zu verurteilen, vorzuverurteilen...)

„.... Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“


Beten wir lieber:
Aus der Vesper vom Mittwoch der 2. Woche, Osterzeit:

Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich.
Du bist von den Toten auferstanden und den Jüngern erschienen;
- bewege die Herzen der Menschen, dass sie an dich glauben.
Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich.


Aus der 1. Vesper vom 3. Sonntag der Osterzeit:

Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich.
Für alle, die von deinen Wegen abgeirrt sind:
- verzeihe ihnen und lass sie zurückfinden zu dir.
Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich.


Aus der Vesper vom Dienstag der 3. Woche, Osterzeit:

Du König der Herrlichkeit, höre uns.
Wir bitten für alle Lehrer des Glaubens in der Kirche (und in den Schulen),
- dass sie an der Wahrheit festhalten.
Du König der Herrlichkeit, höre uns.


http://www.maria-reinecke.de

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Teutonius
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von Teutonius »

Toleranz ist ein zweischneidiges Schwert: wenn ich toleriere, daß Schwule, Lesben, Grufties, Hippies, Anarchos, ... sich voll ausleben können, riskiere ich natürlich, daß meine Kinder diese Lebensweise für normal halten und möglicherweise auch so werden / leben wollen! Und wenn ich toleriere, daß Einwanderer auch in der Öffentlichkeit n u r ihre Mutterspache reden, haben wir bald eine Kombination aus Sondom und Babel (nicht nur mitten in Berlin)...

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lifestylekatholik
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Re: "Pro Reli" in Berlin

Beitrag von lifestylekatholik »

maria reinecke hat geschrieben:„Schlimmster (psychischer und physischer) Missbrauch“ und „potentieller Mord an den Seelen der Kinder“ findet erfahrungsgemäß zunächst und vor allem in den Familien statt, hinter geschlossenen Türen, Fenstern und Vorhängen, mitten in den „sauberen“ Provinz-Idyllen vorgezeigter „Wohlanständigkeit“, „Sittlichkeit“ und „Ordnung“.
Mag sein, mag auch nicht sein. In jedem Falle aber: Ist das irgendein Argument gegen Roberts Beitrag? -- Kann ich nicht erkennen.
maria reinecke hat geschrieben:Das Böse und Bösartige verlegen wir allzu gern in möglichst weit entfernte Institutionen, Mächte und Gewalten, obwohl wir wissen: es befindet sich zunächst und vor allem in unseren Herzen und Köpfen.
Zu dem merkwürdigen Gebrauch des Begriffs „bösartige Staatsmacht“ darf zumindest angemerkt werden: der Unrechtsstaat „DDR“ ist Vergangenheit! Und den Moloch Ost-Berlin gibt es auch nicht mehr. Haben Sie also keine Angst (mehr) vor der Hauptstadt, sondern kommen Sie raus und schauen Sie und überzeugen Sie sich selbst! Öffnen Sie sich für das 21. Jahrhundert, begeben Sie sich hinein in die offene, freie, inspirierende, lebendige, kulturelle, intellektuelle, demokratische Gegenwart dieser einzigartigen, faszinierenden, ungeschminkt-ehrlichen, sprudelnden, schönen und hässlichen, interessanten, an- und aufregenden City, in der tatsächlich alle Platz haben, ja, auch die von Ihnen Ausgegrenzten, Stigmatisierten, all jene nämlich, die einst aus der „geschlossenen Gesellschaft“ Ihrer kleinkarierten, zur Selbstgerechtigkeit neigenden Dorf- und Stadt-Milieus geflohen sind oder verjagt, vergrault, verfolgt, weggemobbt wurden.
So viele verlogene Worte auf einem Haufen plus falsche, aber moralinsaure Anklagen. Und das leicht angegraute sozialromantische und falsche Bild vom "guten Wilden", übertragen auf die "von Ihnen Ausgegrenzten, Stigmatisierten".
:schnarch:
maria reinecke hat geschrieben:Über Toleranz lohnt es sich länger nachzudenken. Hier sei in ganzer Kürze nur angedeutet: Toleranz beinhaltet allgemein den grundsätzlichen Respekt vor der Suche eines jeden Menschen nach einem Halt in diesem Leben, nach irgend einem Zipfel Wahrheitsgehalt oder gar „Wahrheit“, die ihm hilft, sein Leben zu ertragen; diese jeweiligen „Wahrheiten“ mögen in unseren Augen banal, lächerlich, abwegig sein und uns gar nicht gefallen, aber derjenige, der sie gerade gefunden hat, befindet sich nun einmal in dieser oder jenen Phase seines Lebens und vermag es nicht besser.
Ja, genau, deshalb mögen wir Respekt vor ihm haben und ihn aus Respekt darin bestärken, in seinem Sumpf zu bleiben und dort zu verrecken -- tolle christliche Haltung!
maria reinecke hat geschrieben:Allseitig geübte Toleranz in diesem relativen Sinn allen Menschen gegenüber ist schlichtweg notwendig, damit wir nicht im gefährlichen Nur-immer-recht- haben-Wollen steckenbleiben und den Kontakt dabei verlieren; damit wir uns gegenseitig nicht verteufeln und nicht bloß stellen und nicht die Köpfe einschlagen.
Nö.
maria reinecke hat geschrieben:Unsere Forderung an die anderen nach Toleranz kann aber auch nur darauf zielen, dass man uns respektiere. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich fordere von "den anderen" nicht "Toleranz" sondern Bekehrung zu Christo.
maria reinecke hat geschrieben:Christus hat keine Lehre hinterlassen, sondern sein Leben für uns gelassen. Sein Leben ist seine Lehre.
Und wird uns durch die Kirche ausgelegt und verkündet.
maria reinecke hat geschrieben:Mögen wir Ihm nacheifern, vorleben, was wir glauben, in Liebe und Barmherzigkeit: ohne zu richten, auszugrenzen, zu verteufeln, zu urteilen, zu verurteilen, vorzuverurteilen...)
Doch. Urteilen ist dem Christen notwendig, die Scheidung der Geister. Grenzen zu ziehen (und damit Ausgrenzung) ist notwendig. Christus ist die Wahrheit, deshalb die Abgrenzung von der Lüge und dem Satan: Widersagt ihr dem Satan? - Wir widersagen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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