Christliche Verantwortung

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overkott
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Christliche Verantwortung

Beitrag von overkott »

Ist christliche Verantwortung heute noch ein Wert oder flüchten wir uns in das Bekenntnis zu einer allgemeinen Wertorientierung, was letztlich eine Floskel bleiben könnte, mit der man sich zu allem und nichts mehr bekennt?

Was bedeutet für euch christliche Verantwortung? Was ist für euch spezifisch christlich?

Inwieweit ist die mittelalterliche Werterelativierung die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben gewesen, indem sie in Christus als dem Maß und der Mitte extreme Gegenpositonen miteinander versöhnt hat?

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overkott
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Beitrag von overkott »

Vielleicht sollten wir präziser sagen, dass Christus in sich die Werte miteinander versöhnt hat.

Was meint ihr?

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Idiota
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Re: Christliche Verantwortung

Beitrag von Idiota »

overkott hat geschrieben:Was bedeutet für euch christliche Verantwortung? Was ist für euch spezifisch christlich?
Lieber Overkott,
in meinem Leben habe ich mich immerwieder gefragt: "Was ist das christliche am christlichen Abendland ? Gibt es einen gesellschaftlichen Unterschied zwischen Getauften und Ungetauften ?
Und hierzu ein praktisches Beispiel: Die CDU ist so christlich wie die Christliche Seefahrt,
meint Idiota
Ich kreise um Gott den uralten Turm und ich kreise ...

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overkott
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Re: Christliche Verantwortung

Beitrag von overkott »

Idiota hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Was bedeutet für euch christliche Verantwortung? Was ist für euch spezifisch christlich?
Lieber Overkott,
in meinem Leben habe ich mich immerwieder gefragt: "Was ist das christliche am christlichen Abendland ? Gibt es einen gesellschaftlichen Unterschied zwischen Getauften und Ungetauften ?
Und hierzu ein praktisches Beispiel: Die CDU ist so christlich wie die Christliche Seefahrt,
meint Idiota
Du meinst, bei der CDU und auf Hoher See ist man in Gottes Hand?

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Idiota
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Re: Christliche Verantwortung

Beitrag von Idiota »

overkott hat geschrieben:Was bedeutet für euch christliche Verantwortung? Was ist für euch spezifisch christlich?
Idiota hat geschrieben:Die CDU ist so christlich wie die Christliche Seefahrt.
overkott hat geschrieben:Du meinst, bei der CDU und auf Hoher See ist man in Gottes Hand?
Lieber Overkott,
das wäre ja nicht schlecht aber ich hatte mal mit Matrosen zu tun, da hab ich nichts christliches gefunden. Die konnten einem Leid tun.
Meine Frage möchte ich noch einmal wiederholen:
Gibt es einen gesellschaftlichen Unterschied zwischen Getauften und Ungetauften ?
Gruß Idiota
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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Vor Konstantin standen die Ungetauften,danach die Getauften höher im römischen Reiche.Bei Preussens sollte,wer zur höheren Gesellschaft wollte besser
evangelisch als katholisch sein;kirchenkritische Spötter standen zeitweise auch hoch im Kurs.In Spanien war der Ungetaufte stets hochverdächtig;die Juden überall und jederzeit sowieso,allerdings öfters dennoch in höchsten schaltpositionen.Für einen wahren Christen sollte ein möglicher Sekundärgewinn des Getauft-Seins nicht den Hauptgrund zur Taufe darstellen.In Zeiten des Neu-Heidentums wird Taufe vielleicht wieder bewusster gefeiert.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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Idiota
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Beitrag von Idiota »

Liebe incarnata,
danke für Deine umfassende Antwort. Meine Frage war aber etwas anders gemeint. Mir ging es um das chistliche Abendland.
Ob man es mit überzeugten und engarierte Christen zu tun hat, das spürt man. Ist es spürbar, ob man es mit getauften zu tun hat ? Ist eine Wesensänderung durch die Taufe erkennbar ?
Das fragt sich Idiota
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overkott
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Beitrag von overkott »

Für den, der mit dem Herzen sieht, ja.

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Idiota hat geschrieben:Liebe incarnata,
danke für Deine umfassende Antwort. Meine Frage war aber etwas anders gemeint. Mir ging es um das chistliche Abendland.
Ob man es mit überzeugten und engarierte Christen zu tun hat, das spürt man. Ist es spürbar, ob man es mit getauften zu tun hat ? Ist eine Wesensänderung durch die Taufe erkennbar ?
Das fragt sich Idiota
Da wäre zunächst einmal zu definieren,woran man den Christen in der Gesellschaft erkennen kann:Das soziale Engagement allein kann es nicht sein,denn es gibt auch überzeugte Freidenker und Kommunisten mit viel sozialer Hilfsbereitschaft
M.E.sollte beim Christen zusammenkommen: das Bemühen um
Frieden im täglichen Umgang mit den Anderen;die Suche nach Vergebung im Falle erlittenen oder begangenen Unrechts;der offene Blick für das Leid des Anderen und die Hilfeleistung möglichst ohne dass darum viel Aufhebens
gemacht wird,also bewusst ohne charity-Klappern-und eben auch das ganz selbstverständliche tägliche Praktizieren der Riten:Gebet,Besuch der Gottesdienste,wenn möglich auch werktags;regelmässiges Beichten;Lesen
geistlicher Literatur und natürlich der Bibel.Die eifrige Kirchgängerin,die kaum
dass sie die Kirche verlässt wieder lauthals über die Nachbarin herzieht und nur spendet wenn´s auch alle sehen, schadet dem Ruf des Christentums ebenso
wie der über soziale Misstände diskutierende in wilder Ehe lebende "Jesuaner",der seine Argumente damit bestärken will, dass er verkündet er finde Gott am besten im Wald.Das einmal erworbene Siegel der Taufe aber
lässt-auch wenn man es bei vielen lauen Getauften nicht bemerkt - zeitlebens
eine Tür zur Umkehr offen:es ist ein Einfallstor für die Gnade Gottes.Irgendwann-spätestens in der Situation schwerer eigener Erkrankung oder der eines lieben Angehörigen,eines plötzlichen Todesfalls etc. wird er sich einmal überlegen,was es denn heisst,getauft zu sein.
facit:auf den ersten Blick merkt man das getauft-Sein oft nicht-auf den zweiten
schon.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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overkott
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Beitrag von overkott »

incarnata hat geschrieben:
Idiota hat geschrieben:Liebe incarnata,
danke für Deine umfassende Antwort. Meine Frage war aber etwas anders gemeint. Mir ging es um das chistliche Abendland.
Ob man es mit überzeugten und engarierte Christen zu tun hat, das spürt man. Ist es spürbar, ob man es mit getauften zu tun hat ? Ist eine Wesensänderung durch die Taufe erkennbar ?
Das fragt sich Idiota
Da wäre zunächst einmal zu definieren,woran man den Christen in der Gesellschaft erkennen kann:Das soziale Engagement allein kann es nicht sein,denn es gibt auch überzeugte Freidenker und Kommunisten mit viel sozialer Hilfsbereitschaft
M.E.sollte beim Christen zusammenkommen: das Bemühen um
Frieden im täglichen Umgang mit den Anderen;die Suche nach Vergebung im Falle erlittenen oder begangenen Unrechts;der offene Blick für das Leid des Anderen und die Hilfeleistung möglichst ohne dass darum viel Aufhebens
gemacht wird,also bewusst ohne charity-Klappern-und eben auch das ganz selbstverständliche tägliche Praktizieren der Riten:Gebet,Besuch der Gottesdienste,wenn möglich auch werktags;regelmässiges Beichten;Lesen
geistlicher Literatur und natürlich der Bibel.Die eifrige Kirchgängerin,die kaum
dass sie die Kirche verlässt wieder lauthals über die Nachbarin herzieht und nur spendet wenn´s auch alle sehen, schadet dem Ruf des Christentums ebenso
wie der über soziale Misstände diskutierende in wilder Ehe lebende "Jesuaner",der seine Argumente damit bestärken will, dass er verkündet er finde Gott am besten im Wald.Das einmal erworbene Siegel der Taufe aber
lässt-auch wenn man es bei vielen lauen Getauften nicht bemerkt - zeitlebens
eine Tür zur Umkehr offen:es ist ein Einfallstor für die Gnade Gottes.Irgendwann-spätestens in der Situation schwerer eigener Erkrankung oder der eines lieben Angehörigen,eines plötzlichen Todesfalls etc. wird er sich einmal überlegen,was es denn heisst,getauft zu sein.
facit:auf den ersten Blick merkt man das getauft-Sein oft nicht-auf den zweiten
schon.
Es ist gut, wenn wir Christen zunächst auf Gott schauen, auf das höchste Gut, auf das Gute, auf das Wort, von dem Jesus Christus ausgeht und nach dem wir uns alle richten.

So lesen wir in der Bibel und in den geistlichen Lesungen und so sollten wir es beibehalten, wenn wir nicht alles auf den Kopf stellen wollen.

Dann sehen wir, wie der Samariter hilft, und nehmen uns daran ein Beispiel. Und wenn der Samariter ein fremder Wundertäter ist, der nicht zum Schülerkreis Jesu gehört, dann hindern wir ihn nicht. Politisch fragen wir nach der Regierung und ihrer Gerechtigkeit und alles andere ergibt sich von selbst.

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Idiota
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Beitrag von Idiota »

Liebe incarnata,
vielen Dank für Deine schöne Antwort. Aber diese Schlußforderung reicht mir nicht.
incarnata hat geschrieben:Das einmal erworbene Siegel der Taufe aber lässt - auch wenn man es bei vielen lauen Getauften nicht bemerkt - zeitlebens eine Tür zur Umkehr offen:es ist ein Einfallstor für die Gnade Gottes. Irgendwann - spätestens in der Situation schwerer eigener Erkrankung oder der eines lieben Angehörigen,eines plötzlichen Todesfalls etc. wird er sich einmal überlegen,was es denn heisst, getauft zu sein.
facit:auf den ersten Blick merkt man das getauft-Sein oft nicht-auf den zweiten schon.
Hat nicht auch ein Ungetaufter die Gnade der Bekehrung, vor Allem in einer Lebenskriese ?

Es geht ja um die christliche Verantwortung die ich in Politik Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst des "Christlichen Abendlandes" vermisse.
Voll Frust und Kummer grüßt Idiota
Ich kreise um Gott den uralten Turm und ich kreise ...

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overkott
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Beitrag von overkott »

Was meinst du mit christlicher Verantwortung?

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

ad Idiota:solange das christliche Abendland noch wahrhaft christliches Abendland war,hat man auch gesehen,wie sich Christentum in praxi auf die Gesellschaft auswirkt:Das Mönchtum brachte die Bildung und die Anleitung dazu, wilden Wald in blühende Landschaften zu verwandeln;aus sich in Fehden bekriegenden Stammesfürsten wurde durch ein ausgeklügeltes Lehnssystem mit Anerkennung eines Königs "von Gottes Gnaden" ein halbwegs regierbarer Adelsstand etc. Die Brüche traten ja immer nur da auf,wo sich im Mittelalter das christliche mit dem heidnischen-in der beginnenden Neuzeit das christliche mit dem aufklärerischen Gedankengut auseinander zu setzen hatte:und die wichtigsten Dinge daraus hat es schliesslich aufgenommen und christlich gedeutet,vom ins christliche Brauchtum eingebautem heidnischen Perchtentanz bis zur Erkärung der Menschenrechte.Derzeit ist nun eine Phase,in der wir Christen uns nicht nur mit
theoretischem und praktischem Materialismus und Neuheidentum sondern auch mit diversen anderen Religionen einer kleiner gewordenen Welt konfrontiert sehen
Dank der Taufgnade ist uns die Kraft des Hl. Geistes verliehen,um auch da bestehen zu können.Selbstverständlich wirkt Gott auch in den Ungetauften-
wenn sie sich entsprechend öffnen führt eben dieses Wirken auch wieder zur Taufe und sei´s als sog. "Begierdetaufe".
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
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Idiota
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Beitrag von Idiota »

overkott hat geschrieben:Was meinst du mit christlicher Verantwortung?
Lieber Overkott, da sind wir wieder bei Deiner Anfangs-Frage.

Im alten Testament hieß es: Liebe deinen Nächsten. Damit war der Stammesangehörige gemeint. Wie eng oder weit das Gebot ausgelegt wurde war strittig, - wie wir wissen. Mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter wurde diese Beschränkung aufgehoben. Der Nächste ist der, der hier und heute meine Hilfe benötigt. Aber Jesus geht noch einen Schritt weiter. " Alles was ihr dem geringsten meiner Brüder getan, das habt ihr mir getan." Durch dieses Gleichnis vom Gericht wird Nächstenliebe zur Gottesliebe und umgekehrt.
Als christliche Verantwortung reicht nicht mehr "Leben und lebenlassen". Es reicht auch nicht den Nächsten so ernst zu nehmen wie die eigene Person. Die Verantwortung für den Nächsten ist wichtiger als die eigene Person ! Das verstehe ich unter christlicher Verantwortung.
Es gibt auch noch eine Verantwortung im Umgang mit der Schöpfung ( Treuhänder Gottes ). Aber die ist im Vergleich zur Nächstenliebe zweitrangig.
Gruß Idiota
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overkott
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Beitrag von overkott »

Idiota hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Was meinst du mit christlicher Verantwortung?
Lieber Overkott, da sind wir wieder bei Deiner Anfangs-Frage.

Im alten Testament hieß es: Liebe deinen Nächsten. Damit war der Stammesangehörige gemeint. Wie eng oder weit das Gebot ausgelegt wurde war strittig, - wie wir wissen. Mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter wurde diese Beschränkung aufgehoben. Der Nächste ist der, der hier und heute meine Hilfe benötigt. Aber Jesus geht noch einen Schritt weiter. " Alles was ihr dem geringsten meiner Brüder getan, das habt ihr mir getan." Durch dieses Gleichnis vom Gericht wird Nächstenliebe zur Gottesliebe und umgekehrt.
Als christliche Verantwortung reicht nicht mehr "Leben und lebenlassen". Es reicht auch nicht den Nächsten so ernst zu nehmen wie die eigene Person. Die Verantwortung für den Nächsten ist wichtiger als die eigene Person ! Das verstehe ich unter christlicher Verantwortung.
Es gibt auch noch eine Verantwortung im Umgang mit der Schöpfung ( Treuhänder Gottes ). Aber die ist im Vergleich zur Nächstenliebe zweitrangig.
Gruß Idiota
Ich stimme weitgehend zu. Aber der Nächste ist nicht wichtiger als die eigene Person. Je wichtiger sich jemand etwa durch ein Amt nimmt, desto stärker ist er auch zur Nächstenliebe verpflichtet. Wer aber sich selbst nicht liebt, ist nicht gemeinschaftsfähig und nicht lebensfähig.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Ja, denn:

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Idiota
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Beitrag von Idiota »

overkott hat geschrieben: Wer aber sich selbst nicht liebt, ist nicht gemeinschaftsfähig und nicht lebensfähig.
Ja, das ist richtig und wichtig. So sieht das auch
Idiota
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overkott
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Beitrag von overkott »

Idiota hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Wer aber sich selbst nicht liebt, ist nicht gemeinschaftsfähig und nicht lebensfähig.
Ja, das ist richtig und wichtig. So sieht das auch
Idiota
:)

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